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Forum > Rechtschreibforum
ss/ß-Schreibung und die Problematik der Vokallänge in regionalen Varianten
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J.-M. Wagner
04.05.2003 15.39
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Re: Dialektschreibung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert (im Strang „Von den Reizen der neuen Rechtschreibung“)
Die bayerische Mass (Bier) mit kurzem a und daher mit Doppel-s wird im Reform-Duden ausdrücklich aufgeführt. Jetzt kann man beim Schreiben das Maß und die Mass problemlos unterscheiden.
Auch hier frage ich mich, wo der DUDEN seinen Eintrag herhat, denn die Schreibung Mass ist m. E. nicht durch das amtliche Wörterverzeichnis gedeckt. In der 22. Auflage (2000) steht auf S. 635: »2Maß, bes. bayr. auch Mass, die; –, -[e] (bayr. u. österr. ein Flüssigkeitsmaß); 2 Maß, auch Mass Bier« (unter dem „a“ von Mass fehlt hier noch der Punkt, der die Kürze der Silbe anzeigt). Weil diese Schreibung im Duden sowohl als regionaltypisch bzw. als Austriazismus als auch (durch den Rotdruck) als Neuschreibung im Zuge der Reform gekennzeichnet ist, sollte man erwarten dürfen, daß sie im amtlichen Wörterverzeichnis enthalten ist. Weil sie das nicht ist, stellt sich die Frage, ob das Wörterverzeichnis unvollständig ist oder ob die Dudenredaktion die Lizenz hat, Neuschreibungen im Sinne der Reform zu erfinden.
__________________
Jan-Martin Wagner

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J.-M. Wagner
04.05.2003 15.06
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Re: Herrn Wagners liebgewonnene Schreibweisen

(Sehr geehrter Herr Schubert, wegen des Themenbezuges ziehe ich es vor, meine Antwort hier einzustellen. Außerdem geht sie dann zum einen nicht im Kuddelmuddel des Gästebuches unter, zum anderen wollte ich die an anderer Stelle offengebliebene Diskussion sowieso hier weiterführen.)

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert (im Strang „Von den Reizen der neuen Rechtschreibung“)
Innerlich und äußerlich. Bei der ersten Silbe dieser Wörter ist ein Quantitätsunterschied hörbar, „innen“ kurz, „außen“ lang. Der Unterschied wird ja auch in der Schreibung zum Ausdruck gebracht.
Die Beispielwörter waren – und sind – nicht innen und außen, sondern innerlich und äußerlich. Was habe Sie zu diesen zu sagen? Ein anderes Beispiel sind die („kurz angebundenen“) Rufe aua! und Anna!; m. E. gibt es auch dabei keinen Quantitätsunterschied.

P. Schubert:
Untergeschoss. Schwaben, Baiern und Österreicher sprechen in dem Wort „Geschoss“ ein langes o, egal ob ein Stockwerk oder ein Projektil gemeint ist. Der neue Duden lässt daher die Schreibweise sowohl mit ss als auch mit ß zu.
Ich frage mich, wie der DUDEN zu seinem Eintrag kommt, denn der ist doppelt fehlerhaft. In der 22. Auflage (2000) steht auf S. 419: »Geschoss [alte Schreibung Geschoß], das; Geschosses, Geschosse, südd., österr. auch Geschoß, das; -es, -e« (es fehlt hier der Punkt bzw. Strich unter dem „o“, der die kurze bzw. lange betonte Silbe anzeigt). Dagegen steht im amtlichen Wörterverzeichnis: »Geschoss*, Geschoß (österr., auch schweiz.)«. Schaut man sich den Gebrauch des Zusatzes (österr.) im amtlichen Wörterverzeichnis an, so stellt man fest, daß damit Schreibweisen gekennzeichnet werden, die ausschließlich in Österreich gebräuchlich sind – es sei denn, daß noch ein auch folgt (s. u.).

Somit ist zum einen nach der Reform die Verwendung von Geschoß in Deutschland als Fehler zu werten; darauf hat ja Frau Philburn bereits hingewiesen. Zum anderen hat das auch im Duden nichts zu suchen, denn laut dem amtlichen Wörterverzeichnis ist in Österreich nur die Schreibung mit "ß" zulässig. Wäre in Österreich auch Geschoss zulässig, müßte der Eintrag im amtlichen Wörterverzeichnis »Geschoss*, (österr. auch) Geschoß« lauten (ohne Fettdruck!); vgl. den Eintrag »Gulasch, (österr. auch) Gulyás«.

P. Schubert:
Insofern ist die neue Rechtschreibung auch ganz praktisch, man kann ausdrücken, in welcher Gegend die Leute „Spaß" und in welcher Gegend sie „Spass“ sagen.
Raten Sie mal, woran man vor der Rechtschreibreform gedacht hätte, wenn man in einem (literarischen) Text, dessen Handlung in der fraglichen Gegend spielt, die Schreibung Spass gelesen hätte (oder in irgend einem Text, bei dem man davon ausgehen kann, daß es sich nicht um einen Druckfehler, sondern um Absicht handelt).

P. Schubert:
Im Übrigen: Wer nur Dialekt und nicht die Hochsprache spricht, macht beim Schreiben einige Fehler mehr; das ist unvermeidbar und gilt nicht nur für Deutsche.
Natürlich hat es jemand schwerer, richtig zu schreiben, der die Hochsprache nicht sicher beherrscht. Andererseits ist aber eine erhöhte Fehlerhäufigkeit nicht in allen Fällen unvermeidbar! Gerade die Adelungsche/Gottschedsche s-Schreibung ist ein Beispiel für eine Regel, die dazu führt, daß man beim Schreiben weniger Fehler macht, selbst wenn man Dialekt spricht – eben wegen der Art, in der hierbei die Schreibung von der Aussprache abhängt: Nicht die unsichere Größe Vokalquantität ist der Maßstab, sondern die wesentlich sicherere Zerlegung nach Sprechsilben.

P. Schubert:
Faß – eine Silbe – ein Buchstabe; Fässer – zwei Silben – zwei Buchstaben. Wo ist das Problem? Ein Problem ist da nicht, aber eine unnötige Komplikation.
(An dieser Stelle muß ich zunächst ein Wort an Frau Menges richten: Sehen Sie? Das ist eine echte inhaltliche Diskussion, in der sauber argumentiert wird, und dann macht es auch Spaß! Sie aber haben noch kein einziges meiner Argumente – wie auch immer Sie dieses Wort definieren – inhaltlich erwidert.)

Handelt es sich wirklich um eine Komplikation? Es ist eine Abweichung vom sonst üblichen Schema, gewiß, jedoch ist sie nicht kompliziert – weil es nur genau diese eine Regel gibt und keine weiteren Unterscheidungen oder Ausnahmen von Ausnahmen etc. Darüber, ob diese Abweichung vom sonst üblichen Schema unnötig ist oder nicht, wird man lange streiten können. Es gibt mit Sicherheit keinen Grund, der diese Schreibung erzwingt, weil anderenfalls etwas Falsches herauskäme (wie etwa in den Fällen, die Sie mit Herrn Schäbler verhandelt haben, in denen kein einzelnens „s“ stehen darf). Andererseits steht der Möglichkeit, diese Schreibweise anzuwenden, nichts im Wege, und da sie einige Vorteile gegenüber dem Festhalten an dem üblichen Schema mit sich bringt, die die Nachteile der Abweichung nicht nur aufwiegen, sondern eine Verbesserung gegenüber dem üblichen Schema mit sich bringen, spricht in meinen Augen alles für die Abweichung.

P. Schubert:
Es gibt ja eine Unzahl von einsilbigen Wörtern, deren Auslaut nach kurzem Vokal durch Doppelkonsonanten geschrieben wird: Fall, Fälle; Kamm, Kämme; Bann, bannen; Stopp, stoppen; Spott, spotten. Da gilt überall: Eine Silbe, zwei Buchstaben. Nur beim s soll es anders sein?
Es ist völlig richtig, daß es von Beispielen nur so wimmelt, in denen eine kurze betonte Silbe auf zwei Konsonantenbuchstaben endet. Ich habe aber die Parallele der Buchstaben- und Silbenzahl nur als Merkregel für den Fall "'ß' vs. 'ss'" aufgestellt – mit der Berechtigung, daß die Vorteile, die die Berücksichtigung dieser Zusatzregel mit sich bringen, den Aufwand für ihre Befolgung rechtfertigen.

P. Schubert:
Fremdwörter mit ß (Progreß). Wo ist das Problem? Ein Problem ist auch hier nicht, aber ich hatte erwartet, dass meine überlange Aufzählung solcher Fremdwörter eine gewisse Komik dieser Schreibweise erkennen lässt. Diese Wirkung ist anscheinend jedenfalls bei Herrn Wagner nicht eingetreten.
Ja, das mag sein, daß mir die Komik dieser Schreibweisen entgangen ist. Jedoch, im Vertrauen: Immerhin hat die Reform bei mir zu der „komischen“ Situation geführt, daß ich mich eines Tages doch vergewissert habe, daß diese Wörter vor der Reform ganz normal nach der allgemein üblichen ss/ß-Regel mit "ß" geschrieben wurden... Aber wenn schon, denn schon, finde ich: Handelt es sich um aus dem Englischen stammende Hauptwörter, sollte man sie nicht nur mit „ss“ am Ende schreiben, sondern auch klein, nicht wahr?

P. Schubert:
Interessant ist Herrn Wagner Begründung: „Das ß tritt hier als Doppel-s-Ligatur auf“. Was er „Doppel-s-Ligatur“ nennt, nennt Prof. Ickler eine typografische – meinetwegen auch typographische – Variante des Doppel-s. Ich habe es an anderer Stelle „das unechte Eszett“ genannt. Alle drei Bezeichnungen geben eines zum Ausdruck: Dieses ß sieht zwar genau so aus wie ein ß, in Wirklichkeit ist es aber gar kein ß, sondern ein Doppel-s. Also bitte, kann man dann nicht auch ein Doppel-s schreiben?
Ist es nicht reichlich egal, wie man dieses Zeichen benennt? Wieso bestehen Sie darauf, daß es so etwas wie ein „unechtes Eszett“ gibt – in welchem Sinne sollen manche Eszetts nicht echt sein? Wir wissen doch inzwischen, daß es mehrere Ursprünge hat, die sich in den heutigen Antiqua-Texten nicht sauber trennen lassen – selbst wenn in einzelnen Schriftarten der eine oder andere Ursprung deutlich erkennbar ist (so sieht z. B. das Bodoni-ß wie eine s-z-Ligatur aus, das Garamond-ß ist eine Doppel-s-Ligatur, und das Times-ß ist quasi ein „Dreierles-s“; das Arial- bzw. Helvetica-ß gibt es zudem in zwei Varianten, die eine ein „Dreierles-s“, die andere eine Doppel-s-Ligatur). Welche davon die älteste Variante ist und wie das entsprechende Zeichen damals genannt wurde, müßte noch geklärt werden.

Allein daß die Bezeichnung „Eszett“ für das Druckzeichen in den Fällen, da es sich nicht um eine s-z-Ligatur handelt, strenggenommen nicht gerechtfertigt ist, ist offenbar kein hinreichender Grund, von „falschen Eszetts“ zu sprechen – werden solche doch auch an den Stellen benutzt, an denen in Ihren Augen „richtige“ stehen. Umgekehrt werden alle Eszetts, wie Sie selbst an anderer Stelle betont haben, ersatzweise durch „ss“ wiedergegeben, wenn kein "ß" zur Verfügung steht. Warum sollte dann eine Doppel-s-Ligatur ein „falsches Eszett“ sein?

Ist es nicht geradezu ein Vorteil, daß das Zeichen "ß" heutzutage mehrere Funktionen in sich vereint? Dadurch kann das "ß" immer dort für ein scharfes s notiert werden, wo ein einfaches oder doppeltes „s“ falsch oder typographisch nachteilig wäre (wie etwa in der Situation, die ich den das/dass-vs.-das/daß-Kontrast nenne).

Was nun speziell die Fremdwörter betrifft, so hätte ich persönlich in nullter Näherung nichts dagegen, wenn man ihre Schreibung freigäbe; ich war ja selber verunsichert (s. o.). Denke ich aber nur ein wenig weiter, so wird mir ganz schnell klar, daß das wegen der im Deutschen üblichen zusammengeschriebenen Zusammensetzungen keine gute Idee wäre. (Gibt es im Englischen eigentlich den Fall, daß in einem zusammengeschriebenen Wort drei „s“ aufeinendertreffen? Mir scheint, daß dieses Problem wegen der Getrenntschreibung von Zusammensetzungen [bzw. der Verwendung des Bindestrichs] nicht auftritt.)

Wegen der besseren Lesbarkeit (via Wortbilderkennung, welche das "ß" quasi „hervorragend“ begünstigt) werden ja auch andere Wörter am Ende nicht mit „ss“, sondern mit "ß" geschrieben. Und die Umständlichkeit, für das einzelne Wort die Schreibung mit „ss“ freizugeben, bei Zusammensetzungen aber "ß" zu verlangen, kann man sich sparen und konsequent einheitlich "ß" verwenden. (Siehe dazu auch „Genussschein vs. Genußschein“ unter ss vs. ß.)
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Jan-Martin Wagner

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J.-M. Wagner
03.05.2003 20.25
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Präzisierung

Danke für dieses Beispiel; darauf hätte ich als biertrinkender Berliner im Prinzip selber kommen können...

Eigentlich suchte ich aber nach einem Beispiel für den Fall, daß das 'ß' nicht den Silbenauslaut, sondern den Anlaut der folgenden Silbe bildet. Alles, was mir dazu zunächst durch den Kopf geht, hat einen betonten Diphthong: außen, außer, äußerst, beißen, draußen, dreißig, entäußern, Geißel, gleißen, heißen, kreißen, Meißel, reißen, schmeißen, schweißen, spleißen, verheißen, verschleißen.

Bei bestimmten Zusammensetzungen kann sich natürlich die Betonung verschieben: abbeißen, außerstande. Gibt es aber noch andere Fälle/Beispiele?
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Jan-Martin Wagner

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Sigmar Salzburg
29.04.2003 17.45
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Schultheiß
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Sigmar Salzburg

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J.-M. Wagner
29.04.2003 16.24
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Beispiel gesucht!

Gibt es überhaupt den Fall, daß ein 'ß' nach einem unbetonten Diphthong auftritt?
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Jan-Martin Wagner

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Sigmar Salzburg
05.04.2003 20.55
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ß = sz oder ss?

Aus meiner älteren Musikliteratur
(im Faksimile)

Hans Judenkünig,
„Ain schone kunſtliche Underweisung“
Lautenbuch
„Vollendet und getrückht zu Wieñ yn Osterreich
dürch Hanns Singryener.im.1.5.2.3.Jar.“


Fraktur,
lang s, im Wort zwei lange s
am Ende: rundes Schluß- s ,
nur am Ende: ß oder ss (lang s neben rund s)

Item wie dw ainē ſtukh / das auſgeſaꜩt iſt / helf
fen ſolſt / mit guͤter applicaꜩ vnnd coloraturen / ſo
merkh diſe regel. Wan es ſich begibt / dʒ der Tenor
vnd Baß / jre grif in den vordern dreyen pinttē ſein̄
vn̄ der Diſcant / in den auſſern pindē ſteet / ſo nim
in der auſſern Laitter / in dē andern .ā.b̄.c̄. die puͤch-
ſtaben die dem Tenor und Baſs gleich lautten / da
hab mit vleis acht auf das die vngeschickhten wei
ten griff / vermitten beleiben / wann es ist die peſſt
khunst ain guete applicaꜩ.

(fol. l ii re)

ē = für folgenden ausgelassenen Buchstaben od. Tabulaturzeichen
uͤ = u mit eingeschriebenem e

Keine Unterscheidung von Artikel und Konjunktion „das“, die Kurzform „dz“ tritt anscheinend nicht als Artikel vor dem Substantiv auf .

Das Nebeneinander von Baß und Bass zeigt, daß ß eine Ligatur ist, zusammengeschoben aus lang s und etwa dem unteren Teil des runden s.

__________________
Sigmar Salzburg

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Theodor Ickler
30.10.2002 04.25
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Literaturhinweis

Thorwald Poschenrieder: „s-Schreibung – Überlieferung oder Reform?“ In: Eroms/Munske: Rechtschreibreform – Pro und Kontra. Berlin 1997, 173-183.
Zuvor schon vom selben Verfasser: Ergänzungsgutachten zum Bereich der ß-Schreibung. Hannover 1993
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Th. Ickler

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J.-M. Wagner
29.10.2002 22.46
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»liessen« usw.

Und wie hat das 'ß' an dieser Stelle („liessen“ --> „ließen“) Einzug gefunden? Weiß jemand etwas dazu? Die Erklärung mit der Ligatur aus Lang- und Rund-s paßt hier ja nicht!!

Ich frage das deshalb, um ganz sicherzugehen, daß sich das 'ß' an dieser Stelle nicht wegen des Langvokals etabliert hat.

Gab es beispielsweise wirklich die Schreibung „Strasze“ (mit Lang-s, aber ohne Ligatur)? Wie kompatibel ist die sehr einleuchtende Erklärung für das 'ß' als Schlußligatur aus Lang- und Rund-s mit seinem Auftreten z. B. in „Straße“?

Wie sieht die historische Entwicklung in diesem Punkt aus? Wo kann man Genaueres dazu erfahren?
__________________
Jan-Martin Wagner

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Reinhard Markner
07.05.2002 17.04
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Bei der Lektüre von Texten (gedruckten wie handschriftlichen) des späten 18. Jahrhunderts fällt auf, daß häufig nach langen Vokalen im Wortinneren ss steht („liessen“ usw.). Am Silben- und Wortende wurde beinahe immer ß gesetzt.

Ich nehme an, daß die Unterscheidung von langem und rundem s auf gelehrte Schreiber zurückgeht, die sich den griechischen Usus zum Vorbild nahmen. Weiß jemand darüber etwas ?

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Elke Philburn
07.05.2002 01.29
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Gottsched oder Adelung

Möglicherweise liegt es daran, daß Adelungs Werke zur Orthograpie die einflußreicheren waren, auch wenn die Adelungsche s-Schreibung schon vor der Zeit desselben existiert haben mag. (Um das festzustellen, müßte man wohl die Originaltexte einsehen.)

Eine weitere wichtige Person in der Geschichte der Rechtschreibung war Johann Christoph Gottsched.

Mit seiner „Grundlegung einer deutschen Sprachkunst“ (1748), die sich im Wesentlichen an Freyer hält, nahm er großen Einfluß auf die Orthographiediskussion. Auch er setzte sich für eine Festlegung der Literatursprache auf den Sprachgebrauch in Obersachsen ein.

Den bedeutendsten Einfluß aber (und auch mehr Erfolg als seine Vorgänger) erreichte der Lexikograph und Grammatiker Johann Christoph Adelung der sich in seinen Regeln zur Rechtschreibung vor allem am Sprachgebrauch orientierte. Sein wichtigstes Werk ist die , „Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie“ (1788). Er faßte seine Regelung zusammen im „Grundgesetz der deutschen Orthographie“:

„Schreib das Deutsche und was als Deutsch betrachtet wird, mit den eingeführten Schriftzeichen, so wie du sprichst, der allgemeinen, besten Aussprache gemäß, mit Beobachtung der erweislichen nächsten Abstammung und, wo diese aufhöret, des allgemeinen Gebrauches.“

Damit befürwortete er vor allem Formen und Schreibungen, die bereits weit verbreitet und üblich waren, was es erleichterte, sie zur Norm zu machen. Die Bedeutung Adelungs rührt sicher auch daher, daß er ein Wörterbuch verfaßte, in dem man die Schreibung der einzelnen Wörter nachschlagen konnte (und nicht nur die allgemeinen Regeln), welches seinerzeit das einzige dieser Art war, und daher, daß sich Dichter und Schriftsteller wie Goethe, Lessing, Schiller, Wieland, Voss u.a. auf dieses Wörterbuch bezogen.

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Phil Mannix
06.05.2002 22.44
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Re: Bezeichnung der ß-Schreibung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Eine andere meiner vielen Fragen betraf die Bezeichnung der Adelungschen s-Schreibungsregel. Bei Michael Schneider heißt es (unter der Jahreszahl 1748) zu Johann Christoph Gottsched: »Auf ihn geht auch die im 20. Jahrhundert übliche Verteilung von und <ß> zurück.« Damit meint er doch die s-Schreibung, von der ich hier im Forum gelernt habe, daß sie gewöhnlich als die Adelungsche bezeichnet wird. Wie paßt das zusammen?


Johann Christoph Gottsched gab in den Jahren 1725/26
die Moralische Wochenschrift „Die vernünftigen Tadlerinnen“
heraus.
Quelle: http://www.llb-detmold.de/htdocs/Gottsched/Texte.htm

Eine der Tadlerinnen schrieb zum Beispiel im Juni 1726:

„Daß ich mich aus Verdruß gekruemmet und gewunden,
so oft als der Tyrann zu den gesetzten Stunden,
durch ein verhaßtes Wort mich mit dem Spiel gestoert,
und eh ich teutsch gekonnt, was Roemisches gelehrt.“
Quelle: http://www.fachpublikationen.de/dokumente/01/1a/01025.html

Johann Christoph Adelung wurde erst im Jahre 1732 geboren!
Ich plädiere für die Bezeichnung „Gottschedsche s-Schreibung“.

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Walter Lachenmann
05.05.2002 22.52
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Fraktur - Antiqua

Wie die Heyse'sche Orthographie in Fraktur umgesetzt wurde, kann ich nicht beantworten. Logisch wäre, in der Wortmitte zwei lange s zu verwenden, am Wortende ein langes und ein rundes s.

Zum Unterschied zwischen Fraktur und Antiqua.
Fraktur: Ganz grob gesprochen, kann man sagen, daß die ersten Druckschriften, also die von Gutenberg, die geschriebenen Schriften möglichst getreu nachbilden wollten, man wollte denselben ästhetischen Eindruck erreichen wie bei den kostbaren von Hand geschriebenen Texten aus den Klöstern. Es wurde also der Duktus der mit der Feder geschriebenen Schrift imitiert. Die ersten Satzschriften kannten eine Unzahl von Ligaturen, um möglichst viele Buchstabenkombinationen darstellen zu können, wie man das bei Handschriften bisher gewohnt war. Auch im europäischen Ausland wurde von den ersten Druckereien diese Art der Schriftwiedergabe zunächst übernommen.

Antiqua: Die Renaissance besann sich bekanntlich in allen kulturellen Bereichen auf Geist und Ästhetik der Antike. Das führte dazu, daß man die von den römischen Inschriften her bekannten Schriften auch in den Druckwerken haben wollte. Italienische, französische und holländische Schriftgießer brachten also solche, der Antike nachempfundene Schriften auf den Markt. Die Nachahmung ging bis hin zu Details, die im Hinblick auf die Verwendung von Schrift auf Papier, als Druckbuchstaben, rein technisch eigentlich gar nicht funktionsbedingt waren, sondern aus der Meißeltechnik der Steinmetzen herrührten, nämlich die Serifen. Das sind die Füßchen an den Buchstaben, die man sich von den alten Steininschriften abgeguckt hatte und die ihren Ursprung schlicht darin hatten, daß der Steinhauer ja irgendwo mit seinem Meißel ansetzen muß. (Die linearen Schriften, also ohne Serifen, gab es vorher bei Wachstafeln und für den Druck erst wieder im 19. Jahrhundert, als man per Lithographie und anderer Drucktechniken gemalte Schriften auf eine Druckplatte bringen konnte bzw. dies als fortschrittliche Technik und Ästhetik für wünschenswert hielt.)

Nun entstand eine Konkurrenzsituation der Kulturen bzw. des geistigen Selbstverständnisses, wobei zwar alle Länder sowohl die Fraktur als auch die Antiquaschriften kannten und verwendeten, die romanischen Länder (auch Holland, vermutlich wegen seiner kulturellen Bindung an Spanien und Frankreich) aber mehr und mehr die Antiquaschriften, die »nordischen« hingegen die Frakturschriften bevorzugten.

Sehr empfehlenswert ist für dieses Thema das Buch von Albert Kapr: Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften, Verlag Hermann Schmidt Mainz, 1993, ISBN 3-87439-260-0. Neben einer profunden und doch nicht allzu weitschweifigen Geschichte der Frakturschriften, in der auch die hitzigen Identifikationsdiskussionen eine Rolle spielen, in der sich die abstrusesten Gesinnungen der unschuldigen Schönen immer wieder zu bemächtigen versucht haben und noch versuchen, zeigt das Buch viele sehr schöne Beispiele von Frakturschriften und ihrer handwerklich-künstlerischen Anwendung.

Eine kleine Textprobe daraus:
Wenn man die wenigen Bemerkungen Goethes zur Schriftfrage zusammenfaßt, gewinnt man den Eindruck, daß er die Fraktur als Leseschrift für das Volk und die Antiqua als Schrift für das gebildete Publikum betrachtete. Das Format, die Güte des Papiers und die Schärfe des Drucks sowie die geschmackvolle Typographie waren ihm ebenso wichtig, wie die Schriftart. Schillers Einstellung weicht nicht wesentlich von Goethes Haltung ab, und es erübrigt sich, seine Äußerungen festzuhalten.
Auch Klopstock, Wilhelm von Humboldt und der Arzt Hufeland bekennen sich zur Antiqua, während Fichte und Jahn für die Fraktur eintreten. Die Romantik wird wieder zu einer Periode der Fraktur. Sie ist ein passendes Kleid für die Dichtungen von Heinrich Heine, Joseph von Eichendorff, E.T.A. Hoffmann, Achim von Arnim und Clemens Brentano.
Als radikaler Streiter für die ausschließliche Verwendung der lateinischen Schrift und die Kleinschreibung profilierte sich Jakob Grimm, der Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft. In der Vorrede zum »Deutschen Wörterbuch«, das 1854 in Leipzig erschien, schreibt er auf Seite III: »Es verstand sich fast von selbst, daß die ungestalte und häßliche Schrift, die noch immer unsere meisten Bücher gegenüber denen aller übrigen gebildeten Völker von außen barbarisch erscheinen läßt und einer sonst allgemeinen Übung unteilhaftig macht, beseitigt bleiben müßte. Leider nennt man diese verdorbene und geschmacklose Schrift sogar eine deutsche ... Nichts ist falscher, und jeder Kundige weiß, daß im Mittelalter durch das ganze Europa nur eine Schrift, nämlich die lateinische, für alle Sprachen galt und gebraucht wurde.« (Wobei man sich fragt, wo Grimm die klösterlichen Handschriften, die ersten Druckerzeugnisse und die Inkunabeln eingeordnet hätte, WL).
[...]
Aber Jakob Grimm konnte seiner Meinung nur im Rahmen der wissenschaftlichen Literatur Geltung verschaffen, selbst die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm, von denen schon 1899 die 30. Auflage erschienen war, wurden fast ausschließlich in Fraktur gesetzt und hätten in Antiqua nie diese gewaltige Verbreitung gefunden. Es bestätigte sich, daß das deutsche Volk in seiner Mehrheit die Fraktur als deutsche Schrift liebte. Volkstümliche Drucke erschienen in Fraktur, und jene Dichter, die auf eine große Verbreitung ihrer Werke Wert legten, ließen sie in Fraktur drucken.
[...]
Am liebsten würde ich jetzt das ganze Buch abschreiben, es ist wirklich faszinierend und sehr aufschlußreich, insbesondere im Hinblick darauf, daß die Fraktur von Anhängern und Kritikern des deutschen Patriotismus seit Kaiser Maximilian über Bismarck bis hin zu unseren zeitgenössischen Kameradschaftsvereinigungen als Sinnbild für Deutschtum angesehen wurde und wird, woran auch die abstruse Qualifizierung der »Schwabacher« als Judenschrift (Juden waren zur Zeit der Entstehung dieser Schrift von der Ausübung des Buchdruckerberufs völlig ausgeschlossen!) und damit einhergehend das Verbot der Fraktur durch Martin Bormann 1941 nichts ändern konnte. Wer einen Einblick hat in den riesigen geistigen Reichtum, der in Fraktur überliefert ist, kann diese unfreundliche Übernahme nur als schmerzliche Diskriminierung eines über solche Betrachtungen weit erhabenen Kulturgutes beklagen.

P.S.: Zur Entstehung der Ligatur ß wurde an anderer Stelle geschrieben hier im Forum. Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle, die vermutlich – zusammengenommen – auch nicht falsch sind: vom »Kürzel« der alten Klosterhandschriften bis zur Ligatur s/z oder lang-s/rund-s.
__________________
Walter Lachenmann

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Karl Eichholz
05.05.2002 21.25
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Zitat:
Wie passen eigentlich die Heysesche s-Schreibung und Frakturschriften zusammen?

(Nebenbei gefragt: Ist „Fraktur“ der Name nur für eine bestimmte Schriftart, oder bezeichnet es eine ganze Klasse von Schriftarten, wie etwa „serifenlos“ bei den lateinischen Schriften?)

Welche Schriftart war z. B. in Österreich Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlich, als dort die Heysesche s-Schreibung galt? Herr Eichholz hat ja sehr einleuchtend gezeigt, wie das "ß" als Ligatur aus Lang-s und Schluß-s (höchstwahrscheinlich) entstanden ist, aber was passierte bei Wörtern wie „Genuß", „blaß" etc. in Heysescher s-Schreibung? Wurden dort das Lang- und das Schluß-s nebeneinandergeschrieben, anstatt die dafür vorgesehene „Ligatur“ (d. h. das "ß") zu verwenden (etwa in der Art, wie es in einem vorangehenden Beitrag von Herrn Eichholz zu sehen ist)? (Und wurde dann das Schluß-s beim Übergang zu „Genüsse“, „Blässe“ einfach zum Lang-s?)

Fraktur heißt ja nichts als „gebrochene Schrift“, also eine solche, wie sich mit einer Breitfeder unter Vermeidung von Rundungen anbietet.

Soweit ich weiß, haben alle Frakturschriften ein Lang-s, und darüberhinaus auch manche Rundschriften. Selbst im Ausland wurden (sogar auch in Rundschriften) teilweise Lang-s verwendet, beispielsweise und besonders in Zeitungsüberschriften. Dies weiß ich teilweise vom Französischen und auch vom Amerikanischen.

Bei der Fraktur machte es also eigentlich kaum einen Unterschied, ob dort Lang-s + Rund-s (= ƒs)oder eben die Ligatur ß gesetzt wurde, das Schriftbild war sehr ähnlich.

Analog zum Wort
„grafisch“,
wo in dem einen Fall das f + i einzeln, im andern Fall als Verbund gesetzt sind. Das Wortbild ist in beiden Versionen so ähnlich, daß man den Unterschied nicht auf den ersten Blick, sondern erst auf den zweiten erfaßt.

Die entscheidende Änderung fand statt mit Aufgabe des Lang-s (wie es auch bei Benutzung der Rundschrift erforderlich sein mag), denn dadurch wurde der gewöhnliche Fall des langen schmalen „ƒ“ zum „Sonderfall“ Rund-s „s“, der ja in der Fraktur dem Wortende oder Wortstammende vorbehalten ist und eine besondere Signalwirkung hat.

Was jetzt die genannte Heysesche s-Schreibung genau bedeutet und erfaßt, ist mir nicht bekannt. Ich vermute, daß sie sich auf die s-Schreibung in runden Schriften bezieht.

Da im Wort „Blässe“ das s nicht am Schluß steht, ist es eben kein Rund-s (= Schluß-s), sondern ein Lang-s: (= Bl䃃e). Das gleiche gilt für „Wasser“ etc.
Das Lang-s war eben die gewöhnliche, häufige Form, das Rund-s das Besondere.

Zitat:
Ich stelle mir vor, daß eine derartige Nebeneinanderscheibung von Lang- und Schluß-s quasi von allein zur Verwendung des "ß" führt und somit die Heysesche s-Schreibung in Fraktur „unnatürlich“ aussehen würde. Als Konsequenz daraus wundere ich mich, wie sich die Heysesche s-Schreibung in einer Frakturschrift etablieren kann. Aber vielleicht liege ich ja völlig falsch, und die Heysesche s-Schreibung ist eigentlich garnichts Verwunderliches -- auch nicht in Fraktur.

Und umgekehrt: Wie schrieb man Wörter wie „Straße“, „Maße“ etc. bevor es das "ß" gab? -- Ich weiß nicht, ob das alles trivial ist; ich würde es gern einmal genau wissen.

Auch ich stellte einst diese Frage, in dem Fall im Forum der DSW, und stieß dabei darauf, daß es historisch offensichtlich auch s-z Schreibungen mit der Bedeutung Scharf-s gab und gibt (beispeilsweise auch heute im Ungarischen noch), so daß möglicherweise eben Straße sich aus Straƒze herleitet.

Offensichtlich münden hier also verschiedene historische Zweige in einen vermeintlich gemeinsamen Fluß, der bei näherer Betrachtung wiederum in unterschiedliche Ströme geteilt betrachtet werden sollte.

Historiker und „Eingeweide“ sind also gefordert, uns was beizubringen!



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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz

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J.-M. Wagner
05.05.2002 16.46
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Heysesche s-Schreibung und Frakturschrift

Wie passen eigentlich die Heysesche s-Schreibung und Frakturschriften zusammen? (Nebenbei gefragt: Ist „Fraktur“ der Name nur für eine bestimmte Schriftart, oder bezeichnet es eine ganze Klasse von Schriftarten, wie etwa „serifenlos“ bei den lateinischen Schriften?) Welche Schriftart war z. B. in Österreich Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlich, als dort die Heysesche s-Schreibung galt? Herr Eichholz hat ja sehr einleuchtend gezeigt, wie das "ß" als Ligatur aus Lang-s und Schluß-s (höchstwahrscheinlich) entstanden ist, aber was passierte bei Wörtern wie „Genuß", „blaß" etc. in Heysescher s-Schreibung? Wurden dort das Lang- und das Schluß-s nebeneinandergeschrieben, anstatt die dafür vorgesehene „Ligatur“ (d. h. das "ß") zu verwenden (etwa in der Art, wie es in einem vorangehenden Beitrag von Herrn Eichholz zu sehen ist)? (Und wurde dann das Schluß-s beim Übergang zu „Genüsse“, „Blässe“ einfach zum Lang-s?)

Ich stelle mir vor, daß eine derartige Nebeneinanderscheibung von Lang- und Schluß-s quasi von allein zur Verwendung des "ß" führt und somit die Heysesche s-Schreibung in Fraktur „unnatürlich“ aussehen würde. Als Konsequenz daraus wundere ich mich, wie sich die Heysesche s-Schreibung in einer Frakturschrift etablieren kann. Aber vielleicht liege ich ja völlig falsch, und die Heysesche s-Schreibung ist eigentlich garnichts Verwunderliches -- auch nicht in Fraktur.

Und umgekehrt: Wie schrieb man Wörter wie „Straße“, „Maße“ etc. bevor es das "ß" gab? -- Ich weiß nicht, ob das alles trivial ist; ich würde es gern einmal genau wissen.
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Jan-Martin Wagner

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Reinhard Markner
04.05.2002 09.57
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Beweisaufnahme abgeschlossen

Daß es sich bei *prüflesen um einen Anglizismus handelt, ist hier längst überzeugend dargelegt worden. Die rhetorische Strategie, Beweise für das Evidente zu fordern, erinnert mich ganz fatal an einen Mitstreiter, der jetzt andernorts toben muß.

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