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Forum > Rechtschreibforum
ST-Trennung in der "Wörterliste"
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Theodor Ickler
28.06.2001 16.37
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st und str

Der Paragraph 110 der amtlichen Neuregelung wurde zunächst vom Duden so ausgelegt, daß in Fremdwörtern auch die Buchstabengruppe str ungetrennt bleiben konnte. Vgl. die Liste unter R 110 im Duden von 1996. Auch ich war dieser Meinung, und die Gewohnheit sowie der Wortlaut lassen das auch als besonders naheliegend erscheinen.
Inzwischen scheint aber die Rechtschreibkommission den Wörterbuchmachern erklärt zu haben, daß die Trennpflichtigkeit von st auch hier gilt. Folglich ist die Gruppe str jetzt getilgt (K 166). Das Ergebnis besteht wieder einmal darin, daß die Reform die bisher übliche Trennung (Indu-strie) verbietet und an ihrer Stelle ZWEI neue Trennungen einführt: Indus-trie und Indust-rie.
Eine enorme Erleichterung, nicht wahr?
Man könnte zunächst daran denken, daß § 110 in dem Sinne zu verstehen sei, daß vor l, n oder r tatsächlich nur EIN Konsonantenbuchstabe stehen dürfe. Dem widerspricht aber im neuesten Duden die sehr häufige Trennung kon-skribieren, kons-kribieren und konsk-ribieren – auch dies ein wunderbarer Anblick. Das ist ja mit der Kommission so abgesprochen und steht jetzt auch im Bertelsmann, nicht aber im neuen Heyne-Wörterbuch, das ja der besonderen Unterweisung nicht teilhaftig geworden ist. Man könnte natürlich auch annehmen, daß die erste dieser drei Trennstellen sich aus der Zusammengesetztheit rechtfertigt, die anderen beiden für den gelten, der die Zusammensetzung nicht durchschaut.
Leider können wir die authentische Deutung durch die Kommission ebensowenig nachlesen wie jene 60 Seiten vereinbarter Trennvorschriften; das ist Geheim- und Herrschaftswissen derer, die erklärtermaßen die Rechtschreibung aus den Hinterzimmern des Privatunternehmens Duden herausziehen wollten.

Nachtrag:

Da in § 110 offenbar eine Konzession an die bisherige Nichttrennung ausgezeichneter Konsonantengruppen enthalten ist, könnte man mit einer einigermaßen konsequenten Durchführung rechnen. Aber wie sieht die neueste Trennwirklichkeit aus?
Die griechische Vorsilbe dys- ist im allgemeinen anerkannt, d. h. bleibt in Zusammensetzungen zusammen, aber dazwischen schockiert uns Dy-senterie und Dy-surie! Und während Dys-trophie (von griech. trephein) ganz manierlich aussieht, finden wir das ganz ähnlich gebaute Katastrophe als Kata-strophe, Katas-trophe und Katast-rophe (von griech. strephein). Hier wird also die Konzession überspielt von der Trennpflicht für st. Aber das ist keineswegs konsequent gehandhabt, denn zum Beispiel der Mistral wird getrennt: Mi-stral (!), Mis-tral und Mist-ral. Schöner Mist, das Ganze, finden Sie nicht? Dr. Wermke findet das auch, darf es aber nicht offen sagen.
So geht es Seite um Seite: Ob-struktion, Obs-truktion, Obst-ruktion. Warum gibt es Apost-roph, aber nicht apot-ropäisch? Niemand weiß es, niemand kann es voraussagen.



– geändert durch Theodor Ickler am 29.06.2001, 21:44 –
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
15.06.2001 21.36
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Sperrungen

Es gibt fünf Fraktur-Ligaturen: ch, ck, ß, st, tz. (Auch ss begegnet als Ligatur.) Wie ernst es den Setzern mit diesen Buchstabenverbindungen* war, sieht man sehr gut an durch Sperrung ausgezeichneten Wörtern : Das ist w i ch t i g und n ü tz l i ch zu wissen. Die Frage, warum st nicht getrennt wird, ist also falsch gestellt. Man müßte vielmehr fragen, wieso ck zu k-k aufgelöst und tz getrennt werden kann. Die Antwort ist bekannt, es handelt sich um Doppelkonsonanten. Da man nicht Mu-tter trennt, trennt man auch nicht Nu-tzen und Zu-cker.

Um 1800 haben übrigens recht viele Autoren versucht, zu »sezzen« und »Zukker« überzugehen, und auch die Trennungen Zu-cker oder gar Zuck-er lassen sich damals noch beobachten. All das ist in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts – sehr wahrscheinlich ohne Mitwirkung etwelcher Kultusminister – wieder verschwunden.

*Im Spanischen ist man so weit gegangen, Buchstabenverbindungen, die nicht einmal typographisch als Ligaturen ausgebildet werden, als vollgültige Buchstaben zu behandeln : ch und ll.
– geändert durch Reinhard Markner am 17.06.2001, 01:14 –

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Christian Stang
15.06.2001 19.14
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Gerade weil es sich auch bei „ck“ um eine Ligatur handelt, stellt sich die Frage, warum ausgerechnet nur das „st“ in der herkömmlichen Rechtschreibung ungetrennt auf die neue Zeile rückt. Es erscheint mir daher zweifelhaft, die „st“-Untrennbarkeit ausschließlich auf die Fraktur-Ligatur zurückzuführen.

Ich gebe nachfolgend meinen Beitrag zur Preisfrage der GfdS wieder, der in Heft 5/1993 des „Sprachdienstes“ veröffentlicht wurde. Zugleich verweise ich noch auf die eingehende Stellungnahme von Prof. Möcker, die ich hier aufgrund des Umfangs leider nicht veröffentlichen kann. (Der Beitrag von Prof. Möcker befindet sich ebenfalls in der genannten Ausgabe des „Sprachdienstes.)

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VIER MÖGLICHE BEGRÜNDUNGEN

Die Suche nach einer Begründung bezüglich der heutigen Regel, die besagt, daß das „st“ nicht getrennt werden dürfe, scheint wohl schon länger vonstatten zu gehen. Bereits dem Protokoll der 1876 in Berlin tagenden I. Orthographischen Konferenz ist zu entnehmen, daß die Nichttrennung des „st“ auf die „Nachahmung eines nicht einmal sicher gestellten Gebrauchs in der lateinischen Sprache“ zurückzuführen sei (zitiert nach Werner Hofrichter). Diese Aussage sollte als erste von vier möglichen Begründungen festgehalten werden.

Zwei weitere Scheinbegründungen gibt Wilhelm Wilmanns in seiner zweiten Ausgabe des Kommentars zur preußischen Schulorthographie: Zum ersten empfiehlt er, daß „st“ wegen des obersten Grundsatzes aller Regelbücher, der besagt, daß die Worttrennung grundsätzlich nach Sprechsilben durchzuführen sei, ungetrennt zu lassen. Zum zweiten glaub er zu wissen, daß das „st“ „in unserer Sprache als besonders eng empfungen“ wird.

Als stichhaltigste Begründung betrachte ich jedoch die folgende Aussage, die sich in einer Fußnote zu Abschnitt 9 des von Thorwald Poschenrieder und mir erarbeiteten „Gutachtens zu ausgewählten Bereichen des Rechtschreib-Erneuerungsentwurfes 'Deutsche Rechtschreibung – Vorschläge zu ihrer Neuregelung ...' mit einem Ergänzungsvorschlag zur Regelung der Besonderheiten der deutschen Schriften“, hg. vom Bund für deutsche Schrift und Sprache, Hannover, 1993, S. 89 [befindet]: „Vielleicht fußt die 'st'-Untrennbarkeitsregel zum Teil auch in Formen wie 'höch-ster' oder 'hast-en“, bei denen man Nachsilbe bzw. Stamm unzerrissen lassen wollte; dem widersprechen aber – wohl seltenere – Fälle wie 'kreis-te' oder 'los-te'.“ Dies bestätigt im eigentlichen Sinne auch Wilmanns: „W[ürttemberg] fügt ferner die Superlativ-Endung 'st' als unzutrennbar hinzu: 'treuste, lebhafteste ...'"

Die altbekannte Behauptung, daß die Nichttennung des „st“ auf den Gebrauch der Ligatur (des Verbundbuchstabens) „st“ in der Fraktur zurückzuführen sei, scheint mir trotz allem nach wie vor ausschlaggebend für die damalige Festlegung der Regel gewesen zu sein. Leider kann dies aufgrund des Protokolls der II. Orthographischen Konferenz nicht nachvollzogen werden.

Christian Stang, Regensburg

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Reinhard Markner
15.06.2001 02.35
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Ligaturen und Ausnahmen

Es wird meines Wissens allgemein davon ausgegangen, daß die st-Untrennbarkeit auf die Tatsache zurückgeht, daß es sich um eine Frakturligatur handelt, oder sind Sie anderer Meinung, Herr Stang ? (Vielleicht war die GfdS seinerzeit finanziell etwas klamm und hat deshalb auf die Ausschüttung des Preisgeldes verzichten müssen.)

Wäre es nur darum gegangen, die Ausnahme zu beseitigen, hätte es genügt, sinnvolle oder hinnehmbare Trennungen wie »abs-trakt« und »Wes-te« einzuführen, es bei »Pro-stata« hingegen zu belassen. Man trennt ja schließlich auch nicht »Ins-pektion«, nur weil es grundsätzlich gestattet ist, s-p zu trennen. Die Aufhebung der Ausnahme richtet sich nicht gegen die Ausnahme als solche, sondern gegen die für Oralprimaten unerträgliche Abweichung der Schreibung von der Aussprache aus Gründen der Etymologie oder Tradition. Wie sich dann aber Trennungen wie die berühmte »Lust-ration« ergeben konnten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Noch bizarrer ist der Zusammenhang von s-t mit -ck, führt man sich nur einmal vor Augen, daß es sich hier in beiden Fällen um Fraktur-Ligaturen handelt, deren Untrennbarkeit in letzterem Falle erst neu hergestellt werden soll. Reife Leistung.

Aber ist ja offenbar alles egal, schließlich leben die Anglophonen mit Trennungen wie „unu-sually“, „prop-ositions“, „doc-umentation“, „lit-erate“, „proc-ess“, „curric-ulum“, „anal-ysis“ (alle Beispiele sind den ersten Seiten von Eric A. Havelock: The Literate Revolution in Greece and Its Cultural Consequences, Princeton 1982, entnommen).
– geändert durch Reinhard Markner am 16.06.2001, 05:05 –

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Christian Stang
14.06.2001 19.12
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Zur Entstehung der st-Untrennbarkeit verweise ich auf eine Preisfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache und den entsprechenden Artikel im „Sprachdienst“, Jahrgang 1993, S. 163 – 167.

Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, worauf die in der herkömmlichen Rechtschreibung geltende st-Untrennbarkeit zurückzuführen ist.

Die Ausführungen von Herrn Prof. Möcker und mir zur bereits erwähnten Preisfrage führten auch zu keiner endgültigen Klärung.

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Christian Dörner
14.06.2001 18.12
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Lieber Herr Prof. Ickler,

gerne möchte ich den Kommentar zur Fremdworttrennung nachreichen.
Daß die von mir angegebenen Trennungen morphologisch korrekt sind, war ja gerade der Ausgangspunkt für meine kleine Beispielsammlung.
Mein wichtigstes Argument ist jedoch folgendes: Die bisherige Regelung führte bei der Fremdworttrennung zu großer Sicherheit auf seiten des Schreibenden (höre ich mich jetzt wie ein Reformer an?). Bisher verstand sich von selbst, daß man ab-strakt, Kon-struktion, Demon-stration, Indu-strie usw. trennt. Weiter gehende Latein- bzw. Griechischkenntnisse waren nicht erforderlich. Und daß die bisherigen Trennungen unschön waren, kann man auch nicht behaupten, oder?
Sowohl Trennprogramme als auch Menschen kamen mit der Nichttrennung von st bestens zurecht. Ein durchschlagendes Argument, das den Änderungsaufwand rechtfertigen würde, habe ich bisher noch nicht gehört.
__________________
Christian Dörner

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Theodor Ickler
14.06.2001 15.54
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Na und?

Die erste Gruppe ist in Ordnung, ja?
Die zweite Gruppe ist gewöhnungsbedürftig, das ist alles. „billigs-te“ ist doch im Grunde sehr gut. (Man könnte als willkommene Nebenwirkung anfügen, daß schon in der ersten Zeile ein Hinweis auf den Superlativ gegeben wird: schö-ne, schöne-re, schöns-te!)
Die dritte Gruppe hätte wohl auch einen Kommentar verdient, lieber Herr Dörner. Zum Beispiel „his-torisch“ – da sieht man sehr gut, was Stamm und was Suffix ist (vid- + -tor), bei lateinischem „abs-trakt“ gehört das s ja zur Präposition, daran kommt dann der Verbstamm von „trahere“ – auch in Ordnung, vgl. „Kon-trakt“, „sub-traktiv“ usw.
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Th. Ickler

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Christian Dörner
14.06.2001 15.26
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Bitte Nebeneffekte der Nichttrennung von st nicht außer acht lassen

Sehen wir uns doch einmal im einzelnen an, wie sich die Worttrennung entwickelt, wenn wir st künftig trennen, aber ansonsten bei der alten Rechtschreibung bleiben:

1. Bei normalen deutschen Wörtern:
Kis-te, Meis-ter, Leis-tung, spätes-tens usw.
Das ist annehmbar.

2. Bei Superlativen:
billigs-te, schöns-te, häßlichs-te, stärks-te, schrecklichs-te usw.
Das ist schon deutlich unschöner als die bisherige Trennung (billig-ste, schön-ste usw.).

3. Bei Fremdwörtern:
abs-trakt, Re-striktion, terres-trisch, Kon-struktion, Demons-tration, Sub-strat, his-torisch, Apo-stroph, Indus-trie usw.
– Ohne Worte –
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Christian Dörner

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Theodor Ickler
14.06.2001 14.52
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st

Die Gründe zugunsten der Nichttrennung von st überzeugen mich nicht. Meiner Ansicht nach gibt es keinen Handlungsbedarf, das ist das Entscheidende. Ich denke, ich bin hinreichend als kompromißloser Reformkritiker bekannt und kann es mir in diesem Falle leisten, eine Einzelheit der Reform systematisch richtig zu finden.

Wir trennen sonst alle Suffixe silbisch, die Affixe aber wie die Erstglieder von Zusammensetzungen morphologisch: Nei-gung, aber Auf-enthalt, be-ob-achten usw. Auf das Superlativsuffix Rücksicht zu nehmen wäre ganz gegen die allgemeine Regel der deutschen Silbentrennung. Die Silbengrenze in „bes-te“ ist völlig klar. Die Trennung be-ste ist phonetisch genauso „falsch“ wie De-cke.

Die Fremdwörter wie Apo-stroph setzen Kenntnis der Bestandteile voraus. Die Neuregelung folgt dem teilweise, teilweise auch nicht (bisher gab es nur sehr wenige angeglichene Ausnahmen wie Ka-tode). Ich finde, im Sinne der Sprachkultur war das zumutbar, zumal die meisten „schwierigen“ Wörter ohnehin nur im gehobenen Gebrauch vorkamen, wo man auch Kenntnisse dieser Art voraussetzen darf. (Konrade Duden war auch schon der Meinung, Wörter, die man wegen ihrer Fremdheit nicht schreiben kann, sollte man möglichst nicht verwenden.)

Also: Die Ausnahme war da, hat aber niemanden gestört, weil sowohl Menschen wie Maschinen das sehr schnell gelernt haben.
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Th. Ickler

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Wolfgang Scheuermann
14.06.2001 07.27
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Den Vorschlag von Herrn Lindenthal im bisherigen Wörterbuch (15.6., 18:45: gemeint war natürlich „Gästebuch“) aufgreifend, habe ich hier einmal als Diskussionsgrundlage herauskopiert, was Stephanus Peil zu diesem Thema in seiner berühmten „Wörterliste“ geschrieben hat:

3.3 Trennung von st
st ist die häufigste Konsonantenverbindung. Vor und nach st können noch weitere Konsonanten stehen:

günstig, durstig, am spannendsten, gestrig, Instrument

Wie dabei die Silbentrennung aussieht, wäre ohne die st-Regel oft unklar:

dur – stig oder durs – tig, am spannend – sten oder am spannends – ten?

Die bisherige einfache Regel „Trenne nie st“ beseitigt solche Zweifelsfälle. Außerdem erledigt sie die Trennung des Superlativs lesefreundlich im Sinne der Wortbildung:

am billig – sten, am ehe – sten, am frech – sten, am fröhlich – sten, am häufig – sten, am lieb – sten, am modern – sten, am schön – sten, am spannend – sten, am tief – sten ...

Auch bei Fremdwörtern erhält man regelmäßige Trennungen:

Anti – stes, apo – stolisch, Kon – stellation, kon – sternieren, Ob – stipation, Pro – stata ...

Die Beseitigung dieser Regel erzeugt deshalb überhaupt erst Schwierigkeiten in diesem Bereich, u. a. lesefeindliche Trennungen bei Superlativen:

am billigs – ten, am ehes – ten, am frechs – ten, am fröhlichs – ten, am häufigs – ten, am liebs – ten, am moderns- ten, am schöns – ten, am tiefs – ten ...

und absurde, willkürliche Trennungen bei Fremdwörtern (nach n-Duden):

Antis – tes (neben anti – statisch!), apos – tolisch (neben Apo – stroph!), Kons – tellation (neben Kon – stitution!), kons – ternieren (neben kon – statieren!), Obs – tipation (neben Ob – struktion!), Pros – tata (neben Prost – ration) ...

ZUSAMMENFASSUNG:

Die Abschaffung der Regel „Trenne nie st“ erscheint auf den ersten Blick vernünftig, führt aber in Wirklichkeit zu wesentlich mehr Problemen als bisher.


– geändert durch Wolfgang Scheuermann am 15.06.2001, 18:47 –
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

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