Nachträglich verschlimmbessert
So, wie Frau Philburn es darstellt, dürfte es in der Tat gewesen sein. Meine Vermutung, »Praxis orientiert«: Frau Doris Köpf hat das Script eh nicht selbst geschrieben, sondern durch eine Schreibkraft erstellen lassen, zumindest technisch, also tippmäßig. Diese Schreibkraft hat vermutlich der Auto-Korrekturfunktion das Feld überlassen. So kam das Manuskript bzw. die Textdatei an den Verlag.
In jedem Verlag sitzen Menschen, die ihre Existenzberechtigung dadurch permanent nachweisen müssen, daß sie behaupten, ein eingegangenes Manuskript könne auf keinen Fall so in Druck gehen, wie es der Autor abgeliefert hat.
Teilweise haben sie recht. In solchen Fällen kommt durch eine Bearbeitung im Lektorat eine Verbesserung des Textes zustande. Es kann aber auch sein, daß durch die Bearbeitung nur ein geänderter Text zustande kommt, der auch nicht besser ist als das Originalmanuskript.
Teilweise haben sie nicht recht. Dann kommt natürlich durch eine Textbearbeitung im Lektorat, auf die niemals verzichtet wird, eine schlechtere Textversion zustande. Da mögen sich Autoren, Wissenschaftler von Rang und Namen, die sehr genau wissen, was und wie sie schreiben, aufregen: unbearbeitet geht kein Text in Druck.
Teilweise ist es egal. Da wird dennoch lektoriert, dann sieht der Text hernach ein bißchen anders aus, man hätte ihn aber gleich lassen können, wie er war.
Aber man stelle sich vor: Ein Verlagslektor sagt, der vom Autor gelieferte Text sei wunderbar, druckreif und müsse nur noch in Druck gehen. Man stelle sich vor, ein Verlagslektor sagt dies immer einmal wieder, wenn ihm gut geschriebene Texte ins Haus kommen.
Der Verlagslektor wäre binnen kurzem arbeitslos.
Und so wird es auch bei diesem Buch gewesen sein. Ein Manuskript, qualitativ nicht der Rede wert, wird lektoriert zu einem anderen Manuskript, qualitativ nicht der Rede wert.
Der Gedankenaustausch Ickler-Philburn, oder die Fehlerauflistungen Herrn Icklers, sollte dem Campus-Verlag zur Kenntnis gebracht werden, wie man überhaupt nicht nur die Zeitungsredaktionen mit unseren Kritiken nerven muß, sondern auch die Verlage. Laßt die nicht einschlafen auf ihren Fehlleistungen!
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Walter Lachenmann
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