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Reform der Reform
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Sigmar Salzburg
01.06.2012 18.27
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Die Reform der Reform

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Prof. Theodor Ickler


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Sigmar Salzburg
20.05.2007 15.47
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Reform der Reform

Bericht im ZDF Mittagsmagazin v. 2. März 2006



[Moderatorin Susanne Conrad] Auch nicht wirklich Anlaß zur Freude gibt das vermutlich zäheste Reformwerk aller Zeiten, die Neuordnung der deutschen Rechtschreibung. Und nachdem an der Reform immer weiter rumreformiert wurde, weiß inzwischen kaum noch einer, wie’s denn nun wirklich richtig ist: Delphin mit f und Stengel mit ä – is’ ja in Ordnung, aber schreibt man „radfahren“ nun zusammen und „du“ groß oder klein? Fragen über Fragen, als hätten wir sonst im Land bildungspolitisch keine andern Probleme. Heute jedenfalls wird sich die Kultusministerkonferenz in Berlin mit den jüngsten Änderungsvorschlägen befassen, und dann wird er hoffentlich irgendwann einkehren: Der Rechtschreibfriede.

[Reportage:]

Lehrer Klaus Wiedemann [diktierend] Wenn man die alte Rechtschreibung einmal beherrschte, dann konnte man sogar den Duden getrost beiseite legen...

[Im Untertitel: Bericht Daniela Sonntag] Doch diese Zeiten sind längst Vergangenheit … So geht es weiter im Text des Übungsdiktates am Otto-Schott-Gymnasium in Jena. Die 10a hatte sich gerade an die neuen Rechtschreibregeln gewöhnt, doch jetzt soll wieder alles anders sein. Warum die Experten ihre eigene Reform nachbessern wollen: Für die Schüler unverständlich.

[Schülerin] Es ja ist ganz schön schlimm, wenn das jetzt ja immer wieder so oft geändert wird. und da blickt man denn als Schüler nicht mehr durch.

[Schülerin] Also ich denke, daß das nicht besonders viel Sinn macht, das nun dauernd zu ändern, weil – man kommt einfach nicht mehr hinterher.

[Schüler] Die Schüler müssen alles neu lernen und sind verwirrt und wissen jetzt nicht mehr schlußendlich, was richtig ist.

Wiedemann [unterrichtend]: Einmal groß … und einmal klein

Gerade gelernt und bald schon wieder falsch: die neuen Änderungsvorschläge. Für die Schüler der 10 a wäre das die dritte amtliche Rechtschreibung in ihrer Schullaufbahn und selbst die Lehrer wissen kaum noch, was richtig ist und was nicht.

Wiedemann: Wir waren früher wirklich hundertprozentig sicher als Lehrer, wie etwas geschrieben würde. Ich mußte nicht mehr im Duden nachgucken. Jetzt sitzen wir nur noch mit dem Duden da und kontrollieren ständig, gehört das, was da geschrieben ist, vielleicht zu einer der 1500 Ausnahmeregeln? Gehört es vielleicht zu den vielen Regeln, wo man mal so und mal so schreiben kann?

[Sprecherin] Doch immerhin. Die neuen Änderungen machen vieles aus der Rechtschreibreform wieder rückgängig, zum Beispiel bei der Groß und Kleinschreibung, der Getrennt- und Zusammenschreibung. In Briefen darf in wieder das „Du“ jetzt wieder höflich und groß geschrieben werden und wenn die ganze Schule „kopfsteht“, dann demnächst klein und zusammen.

Und wer der Lehrer zum „E-sel“ macht, darf künftig nicht mehr nach nur einem Buchstaben trennen [im Bild: E-sel Es-el] Gottseidank, sagen die Lehrer, doch in vielen Fällen räumen auch die neuen Regeln wieder Wahlmöglichkeiten ein.



[Reporterin] Darf ich mal fragen: Wie finden Sie das, daß die Wahl bleibt?

Wiedemann: Furchtbar!

Warum?

[Untertitel: Klaus Wiedemann, Lehrer Otto-Schott-Gymnasium Jena]

Wiedemann: Weil dann jeder schreibt, wie er will. Ich finde, daß ein Kulturvolk ein einheitliche Sprache haben muß, wie alle anderen Völker auch. Wenn Sie nach Frankeich sehen oder China oder in die englische Sprache, dann können Sie auch nicht jedes Wort mal so und mal so schreiben, wie Sie lustig sind.

[Sprecherin] Jeder, wie er möchte. Für manche Schüler ist das Thema Rechtschreibung da eh abgehakt.


[Schüler] Naja, das ist ja mehr jetzt eh so Kommunikation mit dem Computer, und der korrigiert das eigentlich alles automatisch.

[Sprecherin]: Reform der Rechtschreibreform. Für Schüler und Lehrer hier in Jena fällt das Fazit eindeutig aus:

Wiedemann: Gescheitert! Setzen, sechs!

[Bild und Ton: Dumpfes Hinknallen eines Duden]

[Moderatorin Susanne Conrad] Ein klares und ziemlich heftiges Urteil. Wir fragen uns natürlich alle: Bringt die Reform der Reform tatsächlich mehr Klarheit, macht sie Deutschen das Rechtschreiben leichter, aber wobei ich jetzt schon nicht weiß, ob man das jetzt zusammen oder getrennt schreibt …aber da wird uns ä der Chef der Duden-Redaktion sicher weiterhelfen können, Matthias Wermke, guten Tag, Herr Wermke, äm guten Tag nach Mannheim.

Wermke: Guten Tag, Frau Conrad.

Ist denn jetzt alles besser und klarer?

Wermke: Also, ähm, ob es jetzt besser und klarer ist, ist eine besondere Frage. Ich glaube aber, vor allem ist eines erreicht: Es ist erreicht, daß äm sowohl die sehr progressiven Reformer als auch diejenigen, die doch eher an der herkömmlichen Rechtschreibung festhalten wollten, eine gemeinsame Plattform gefunden haben. Immerhin sind die meisten Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung, über die die Kultusminister heute entscheiden sollen, äh die meisten Empfehlungen doch mit einer großen Mehrheit der Mitglieder des Rates getroffen worden und das bedeutet, wir haben hier eine Konsenslösung, die ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Aber Konsens, Kompromiß, kleinster gemeinsamer Nenner, ist das unbedingt immer besser. Also der Lehrer im Stück eben sagte „Setzen, sechs“.

Wermke: Ja, ähm, die Dudenredaktion hat immer den Standpunkt vertreten, äh, eine gute Rechtschreibung ist vor allem auch eine Rechtschreibung, die möglichst wenig ä Schreibvarianten aufweist. Das ist schon ein Ansatz, den Konrad Duden äh Anfang des 20. Jahrhunderts vertreten hat. Äh, man darf aber eines nicht vergessen, äh, die letzten zehn Jahren waren in Sachen deutsche Rechtschreibung doch ausgesprochen turbulent, und es konnte in dieser Phase, in der wir uns heute befinden, eigentlich wirklich nur darum gehen, einen gemeinsamen Nenner, einen Kompromiß zu finden, von dem aus dann das Weiterarbeiten überhaupt erst möglich ist. Äh, denn gerade die Schulen, die wir hier im Filmbeitrag gesehen haben, die brauchen doch eine Klarheit, die bislang in der gewünschten Form auf gar keinen Fall gegeben war.

Aber auch in Zukunft nicht gegeben sein wird, denn wie ich das verstanden habe, kann jetzt jeder zum Teil das machen, was er für richtig hält, äm also eine einheitliche Reform ist das nicht oder eine Vereinheitlichung der deutschen Sprache … oder Rechtschreibung.

Wermke: Da würde ich doch mit Wilhelm Busch sagen „mit der Zeit wird alles heil“. Ich bin ganz fest davon überzeugt, äm daß sich in den nächsten Jahren … Jahrzehnten, ähm, die vielen Schreibvarianten, die uns die neue Rechtschreibung, jetzt die allerneue Rechtschreibung beschert hat, auch im allgemeinen Schreibgebrauch wieder abgeschliffen werden … äh eine Tendenz zur Ausweitung wird eine Gegentendenz zur Verengung erfahren, das sind Entwicklungen, wie sie sich in der Geschichte der deutschen Rechtschreibung immer wieder abgezeichnet haben und die werden auch dieses Mal eintreten.

Und, ist es das nun gewesen, oder wird es noch einmal eine Reform von der Reform der Reform geben?

Wermke: Also, ich glaube nicht, daß wir äm in den nächsten Jahren äh einen Bedarf haben, noch einmal die neue Rechtschreibung äh zu reformieren. Es muß einfach darum gehen, den Schreibgebrauch jetzt zu beobachten, zu sehen, welche dieser neuen Varianten aufgenommen werden, welche auch wieder abgestoßen werden, um auf diese Art und Weise, so wie es der Duden früher gemacht hat, äm in kleinen homöopathischen Dosen möchte ich fast sagen, die Rechtschreibentwicklung in den Rechtschreibwörterbüchern zu begleiten. das ist das, was die Leute haben wollen, äm und das ist das, was sie dann mit der Zeit auch bekommen werden.

Matthias Wermke, der Leiter der Dudenredaktion, zu den Änderungsvorschlägen in Sachen Rechtschreibreform. Ich bedanke mich sehr nach Mannheim und äh finde es sehr schön, diesen Spruch von Wilhelm Busch „mit der Zeit wird alles heil“. Damit wollen wir es jetzt halten.

[Mitschrift nach youtube. Kommentar: Wermke windet sich. Auch er arbeitet, wie die Politiker, mit dem Propagandaschwindel von den „demokratischen“ Mehrheitsentscheidungen im „Rat für deutsche Rechtschreibung“ (s. Zehetmairs „Zweidrittelmehrheiten“ im Rheinischer Merkur v. 16.02.2006). Tatsächlich waren unter den von den Kultusministern handverlesenen 38 Ratsmitgliedern 97 Prozent Anhänger oder Förderer der „Reform“. Unter solchen Umständen war die Volkskammer der DDR ein geradezu demokratisches Entscheidungsgremium, denn dort hatte sich die SED nur 55 Prozent der Sitze vorbehalten. – „Mit der Zeit wird alles heil“. Ja wer hat es denn … auf „Jahrzehnte“ kaputtgemacht? Und wer hat verhindert, daß die traditionelle doch recht heile Rechtschreibung ohne Wenn und Aber wieder in Kraft gesetzt wird?

Leider wird trotz aller Kritik die „Reform“ auch von der Berichterstattung als unausweichlich hingestellt. Nur Peter Voß, der scheidende Intendant des SWF, wagte es, die Rechtschreib- „Reform“ „eine kulturpolitische Instinktlosigkeit“ zu nennen.]

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