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FAZ kippt um, stellt um.
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Dr.-Ing. Ansgar Matthes
07.12.2006 15.24
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Sehr geehrter Herr Salzburg,

von Herrn D'Inka bekam ich die gleiche e-Mail, also ein Massenabwiegelungs-, -verharmlosungs-, -beschwichtigungs- und was weiß ich nicht noch alles Schreiben. Ich habe aber nicht lockergelassen, weiter zu ihm geschrieben und auch Antworten – fast durchweg mich nicht überzeugende – erhalten. Eine Genehmigung, diese seine Antworten hier auch zu veröffentlichen, gab er mir ziemlich sicher absichtlich nicht (denn ich erwähnte noch einmal sein Schweigen auf mein Ansinnen dazu). Nur meine Schreiben zu veröffenlichen, würde vielleicht den Sinnfluß stören. Deshalb gebe ich hiermit zunächst erst einmal nur mein Startschreiben an die FAZ preis:

Sehr geehrte Damen und Herren der FAZ,


Ihren Entschluß, die Korrektur Ihres Fehlers, die zwangsreformierte Orthographie zurückzunehmen, bedaure ich sehr, ja, er befremdet mich außerordentlich.

Ihre Begründung, der Einheitlichkeit der Orthographie zu dienen, halte ich insofern nicht für schlüssig, weil es gerade die anderen Verlagshäuser waren, die durch Einführung der für sie ganz und gar nicht verordneten Neuorthographie diese Einheitlichkeit zerstört hatten. Auch jetzt gibt es für Sie zu dieser Unsinnigkeit keinen Zwang. Die „Junge Welt“ zeigt, daß man auch weiterhin zur bewährten Tradition stehen kann und dabei nicht einmal bürgerlich-konservativ oder gar mehr oder weniger rechts außen orientiert sein muß.

Sie stellen auf Seite 2 richtig fest, daß die Volksetymologien („Etymogeleien“) unsinnig sind, ebenso die Begründungen zu ihrer Einführung.

Allerdings hat ihre Liste ganz gewiß Lücken, nur einmal zwei Beispiele, die mir aus dem Stegreif einfallen:

- Stendelwurz hat nichts mit Potenz zu tun, insofern ist „Ständelwurz“ eher ein Brüller.
- Belemmert hat nichts mit einem Jungschaf zu tun, warum werden Sie also demnächst „belämmert“ schreiben?

Sinnlos sind aber nicht nur diese und weitere, sondern (fast) ALLE Bereiche der Neuorthographie, oder halten Sie z.B. eine Schlussszene für besser als eine Schlußszene lesbar, geht es bei der Schlosserhaltung um ein Gebäude oder um einen Handwerker, ist es wirklich nötig, Messergebnis zu schreiben, damit man erst einmal Besteck assoziiert (Stichwörter: Heise und Adelung)?

Für weitere inhaltliche Kritiken an der Neuschreibung empfehle ich einschlägige Literatur, insbesondere Herrn Prof. Icklers „Kritischer Kommentar zur 'Neuregelung der deutschen Rechtschreibung'", und mehrere Internetseiten.

Neben der demnächst unleserlichen Orthographie können Sie sich auch Ihr Pseudofraktur mit dem fehlenden Lang-s sparen; entweder, sie verwenden Fraktur richtig, oder Sie verzichten besser auf die Verfälschung der Tradition.

Hätte ich ein Abonement ihres ab Januar auch im Hinblick auf die Orthographie dann lesensunwerten Blattes, würde ich es ganz gewiß kündigen – zur Not auch vorfristig, denn wer Verträge einseitig und eigenmächtig und m.E. wesentlich ändert, indem die Gegenleistung ohne Not ändert (und zwar eindeutig herabsetzt), sollte sich über Gegeneigenmächtigkeiten nicht wundern oder beschweren.

So ist es für mich tröstlich, daß es um das Auslaufen des
1-Jahres-Geschenkabonnements für meine Tochter, wenn es denn soweit sein wird, sicher nicht schade sein wird.


Hochachtungsvoll


Dr.-Ing. Ansgar Matthes
Rostock

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Sigmar Salzburg
06.12.2006 08.06
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Leserbrief an die F.A.Z.

Zu „Um der Einheitlichkeit willen“ F.A.Z. v.2.12.2006

„Wir fühlen uns auch den Kindern gegenüber in der Verantwortung,…“ begründet Hubert Spiegel (F.A.Z v. 2.12.06) die Wendung der F.A.Z. zur Bastelschreibung der Kultusminister.

Diese Begründung ist hanebüchen. In Schleswig-Holstein sind noch über 50 Prozent der (lernmittelfreien) Schulbücher in alter Rechtschreibung verfaßt. Die Schüler erhalten dazu nicht einmal Warnhinweise.

Das Bundesverfassungsgericht hat noch kurz vor der parlamentarischen Annullierung des Volksentscheids am 20.7.1999 die Klage eines Vaters auf Zwangseinführung der „neuen“ Rechtschreibung in Schleswig-Holstein abgewiesen: „Es ist nicht erkennbar, daß die beantragte Entscheidung zur Abwehr schwerer Nachteile oder aus einem anderen wichtigen Grund geboten sein könnte.

Unsere beiden schulpflichtigen Kinder (13 und 18) lesen mühelos „alt“ und „neu“ durcheinander. In die F.A.Z., die bei uns (noch) frei herumliegt, sehen sie nie hinein. Es ist schon absurd, wenn die Zeitung nun dafür ihre orthographische Einheit mit aller wesentlichen Literatur und ihren Verfassern opfert.

Während einer Lesung nannte der Schriftsteller Günter Kunert „… die Rechtschreibreform »eine irrwitzige Narretei« (viel Beifall aus dem Publikum).“ (SH:Z 12.8. 02)

Die Narretei wird nicht dadurch geringer, daß nun auch die F.A.Z. mitmacht und den ungeheuren Mut aufbringt, „Tolpatsch“ mit nur einem „l“ zu schreiben.




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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
06.12.2006 08.02
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... und Post von der F.A.Z.

Von: DInka, Werner
Gesendet: Dienstag, 5. Dezember 2006 19:48


Sehr geehrter Herr Salzburg,

für Ihre Mail vom 2. Dezember in Sachen Rechtschreibung danke ich Ihnen.

Den Schritt, die Rechtschreibung in der Zeitung zum 1. Januar 2007 den in den Schulen gebräuchlichen Schreibweisen anzupassen, haben wir haben uns wirklich nicht leicht gemacht. Allerdings sind wir nach sorgsamer Abwägung davon überzeugt, daß wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Was wird sich in der Zeitung ändern? Am sichtbarsten wird die Doppel-S-Schreibung in Wörtern wie „dass“, „muss“ oder „Schluss“ sein. Zudem werden wir der Regel folgen, daß drei Konsonanten auch in den Fällen geschrieben werden, in denen es bisher zweien blieb (am „helllichten“ Tag) – Regeln also, die eher Konventionen sind. Ich darf darauf hinweisen, daß in den Konstellationen, da ein weiterer Konsonant folgte, wie in „Sauerstoffflasche“ oder „fetttriefend“, auch nach den „alten“ Regeln drei Konsonanten aufeinandertrafen. Wo es aber um Sinn und um Sprachnuancen geht, bleiben wir bei den bewährten Schreibweisen. Deshalb werden wir auch künftig auf dem Unterschied zwischen einem „vielversprechenden“ und einem „viel versprechenden Politiker“ bestehen. Denn nach jahrelangen Auseinandersetzungen haben die Reformgegner erreicht, daß der von der Kultusministerkonferenz eingesetzte Rat für Rechtschreibung zahlreiche Fehlentscheidungen der Reformer korrigiert hat. Es ist also wieder in vielen, ja sogar in den allermeisten Fällen möglich, die bewährten Schreibweisen anzuwenden. Das ist ein großer Erfolg, und er ist größer, als man nach dem Verlauf der Debatte in den letzten Jahren erhoffen durfte.

Der anhaltende Widerstand der meisten deutschen Schriftsteller und ihrer Verlage, die Not von Schülern, Lehrern und Eltern, die Proteste in den Medien, nicht zuletzt die Empörung in weiten Teilen der Öffentlichkeit angesichts einer anmaßenden Kultusbürokratie – all dies hat dazu geführt, daß die Reform mehrfach reformiert wurde. Deshalb scheint uns jetzt, ein halbes Jahr bevor die Übergangsfrist in den Schulen am 31. Juli 2007 abläuft, der Zeitpunkt gekommen, die Rechtschreibung in der Zeitung der Rechtschreibung in den Schulen anzugleichen. Unsinnigen Regeln werden wir freilich auch in Zukunft nicht folgen. Auch künftig wird es also weder „Stängel“ noch „Quäntchen“, sondern nur Stengel und Quentchen in Ihrer Zeitung geben. Desgleichen werden wir an einer Silbentrennung festhalten, die beispielsweise bei Fremd- oder Lehnwörtern deren Herkunft erkennen läßt: „Sub-stanz“, „Inter-esse“. Leute, die der „alten“ Rechtschreibung durchaus gewogen sind, sagen, daß es unter diesen Auspizien – also abgesehen von „ss“ oder „ß“ – beispielsweise im „Spiegel“ nur auf jeder dritten Seite zu einer neuen Schreibweise komme.

Wir wissen, daß viele unserer Leser jeden Kompromiß in dieser Frage strikt ablehnen. Im Privatleben ist eine solche rigorose Haltung möglich, denn privat kann zum Glück nach wie vor jedermann so schreiben, wie er es für richtig hält. Aber für eine Zeitung verhält sich die Sache anders: Wir tragen eine Verantwortung der Öffentlichkeit gegenüber, und zu dieser Öffentlichkeit zählen auch die Schüler. Wir sind den jungen Menschen schuldig, daß wir für die Einheitlichkeit der Rechtschreibung alles tun, was in unserer Macht steht.

Deshalb hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung sich gemeinsam mit den Redaktionen des „Spiegels“ und der „Süddeutschen Zeitung“ zu diesem Schritt entschlossen. Er entspringt dem Wunsch, endlich einen Schlußpunkt hinter diese überflüssigsten aller Reformen zu setzen. Unser Entschluß dient den Lesern ebenso wie der Redaktion. Er dient den Schülern, Lehrern und Eltern, und er dient der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung, die von den Reformern ohne Not aufs Spiel gesetzt wurde.

In der Hoffnung, daß unsere Entscheidung auch Ihr Verständnis finden wird,
grüße ich Sie herzlich

Werner D'Inka
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Herausgeber

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Christoph Kukulies
01.12.2006 19.38
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FAZ kippt um, stellt um.

Ich habe gerade mein Abo gekündigt. Ich hoffe, viele folgen.

Hier http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E6C5A00D3BAF34C0E96463BCB122BB7C8~ATpl~Ecommon~Scontent.htmlnachzulesen.
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Christoph Kukulies

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