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Norbert Lindenthal
23.11.2006 11.23
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von Pierer: „Ein Land der Taten sein“

Trostberger Tagblatt 22.11.2006

Trostberg:

Ziel: „Ein Land der Taten sein“

Prof. Dr. von Pierer sprach zum 30-jährigen Bestehen des Informationskreises der Wirtschaft

Trostberg. „Wirtschaftliche Globalisierung und unternehmerische Verantwortung“ lautete das Thema, mit dem sich Professor Dr. Heinrich von Pierer bei der Festveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen des Informationskreises der Wirtschaft Traun/Alz (IdW) am Montagabend im überfüllten Trostberger Postsaal auseinander setzte. Seine Botschaft war, dass Deutschland über große Potentiale verfüge, die allerdings nur dann gehoben werden könnten, wenn alle mitwirken. Dr. von Pierer anerkannte, „dass die Globalisierung bei vielen Menschen im Land Sorgen auslöst, die durchaus ernst zu nehmen sind. Aber wir müssen den Menschen Mut machen und zeigen, dass offene Märkte gerade für uns die Basis unseres Wohlstandes sind und uns viele Chancen bieten“.

Pierer befasste sich mit einer eigentlich eher trockenen Materie, doch er verstand es, seine Zuhörer eine gute Stunde lang zu fesseln. Laufende Querverweise auf das Bosch-SiemensHausgerätewerk in Traunreut und deren Zulieferbetriebe machten deutlich, dass Globalisierung ein Thema ist, das nicht nur die großen Konzerne wie Siemens betrifft, sondern auch viele mittelständische Unternehmen vor Ort und damit sehr viele Menschen.
Für Pierer ist die große Geschwindigkeit, mit der sich alles in der Welt weiterentwickelt, eines der großen gegenwärtigen Probleme: „Wir können nicht stehen bleiben und warten, bis alle bereit sind, sonst schnappen uns andere die Beute weg.“ Andererseits – und darin sah der Referent eine der großen Aufgaben des Informationskreises der Wirtschaft – „müssen wir uns immer wieder darum bemühen, den Menschen geduldig zu erklären, dass wir schneller vorankommen müssen als uns das manchmal lieb ist“.
Pierer schrieb der Globalisierung zu, dass sie die Welt heute zu einem einzigen Marktplatz gemacht habe. Der sei gekennzeichnet durch den mehr oder weniger offenen Zugang in regionale Märkte auch für Anbieter, deren Heimat eigentlich woanders ist, durch weltweite technische Standards, die die Wettbewerbsbarrieren absenken, durch die global präsenten Finanzmärkte und durch die globale Kommunikation und den weltweiten Datenaustausch.
Als besondere Herausforderung sieht Pierer den rasanten Aufstieg Asiens, vor allem Chinas, aber auch von Indien, die alle eine sehr offensive Wirtschaftspolitik eingeschlagen hätten. „High Tech“ und „Low Cost“, das sei eine Kombination, die sich dort nicht nur in den Fabriken finde, sondern zum Beispiel auch bei Ingenieur- und Entwicklungsleistungen. Das – so Pierer – könne man hierzulande entweder als Herausforderung oder als Bedrohung empfinden.
Pierer verwies darauf, dass nicht nur die großen Konzerne, sondern auch viele mittelständische Unternehmen am Weltmarkt mitspielen, direkt oder auch als Zulieferer. Allein Siemens mit 160000 Arbeitsplätzen in Deutschland (und 475000 in 190 Ländern weltweit) vergebe jährlich Bestellungen für zehn Milliarden Euro an die heimische Wirtschaft, womit nochmals 100000 Arbeitsplätze in der Bundesrepublik gesichert würden.
Drei große Themen nannte Pierer als Herausforderung für die Zukunft: Wachstum, Kosten und Innovation. In den vergangenen Jahren sei Deutschland in punkto Wachstum immer am unteren Ende der Skala in Europa gelegen. Jetzt gebe es deutlich bessere Zahlen, aber zur Entwarnung gebe es keinen Anlass: „Reform-Ansätze sind da, aber die Nachhaltigkeit muss sich erst noch erweisen“. Wie wichtig Wachstum ist, machte Pierer unter anderem an der Tatsache deutlich, dass dieses wie ein Magnet für weitere Investitionen aus aller Welt wirke, denn „einem Unternehmer bleibt ja gar nichts anderes übrig, als dahin zu gehen, wo die Kunden sind“.
Pierer warb auch dafür, die Kostenseite weiter zu verbessern, „und zwar mit allen betriebswirtschaftlich sinnvollen Instrumenten“. Noch nicht ausgeschöpft ist seiner Ansicht nach die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit und am Arbeitsmarkt generell. Als Beispiel nannte er dabei die Möglichkeit, an einzelnen Standorten die Arbeitszeit zu verlängern – und zwar ohne Lohnausgleich. Mehr Arbeit fürs gleiche Geld, das sei zwar kein Rezept für alle, aber in konkreten Fällen könne es ein Weg sein, Betrieben und Arbeitsplätzen bessere Chancen zu öffnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Dazu kommen als dritte und wohl wichtigste Säule Verbesserungen beim Thema Bildung. Pierer sah die betriebliche Ausbildung sehr positiv. Das duale System werde in der ganzen Welt geschätzt. Schlechter sehe es aber bei Schulen und Kindergärten aus. Hier sei das Verbesserungspotential sehr groß: „Mit dieser Frage hätte sich die Kultusministerkonferenz Tag und Nacht befassen sollen, statt mit einer höchst überflüssigen Rechtschreibreform.“
Fortschritte machte Pierer bei den Universitäten aus. Die Föderalismus-Reform habe da auch den Weg zu mehr Wettbewerb geebnet. Wichtig sei nun, dass die Hochschulen mehr Autonomie erhalten. Pierer führte seinen Zuhörern vor Augen, „dass wir längst einen globalen Wettbewerb um das beste Bildungssystem haben. Und in diesem Wettbewerb wird über die Zukunftschancen der jungen Menschen im unserem Land entschieden.“ Natürlich gehe es dabei auch um viel Geld. Die Beträge, die in der Europäischen Union dafür ausgegeben würden, seien aber vergleichsweise lächerlich gegen jene, die etwa in den USA für Forschung und Entwicklung bereit stehen.
Ansätze in die richtige Richtung sah Pierer in der von der Bundesregierung vorgelegten „High Tech Strategie für Deutschland“. Den Wettbewerb der Globalisierung gewinnen könnten wir – so ist Pierer überzeugt – nur als geschlossene Mannschaft. Diese Mannschaft zusammenzubringen, sei Aufgabe des „Rats für Innovation und Wachstum“, den Bundeskanzlerin Merkel einberufen habe. Dabei gehe es um ganz konkrete Themen, etwa die Verbesserung des Umfeldes für Firmengründungen und Wagniskapital für junge Unternehmen, um das Patentwesen, die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Mittelstand, um die bessere Kooperation zwischen Unternehmen und öffentlichen Forschungspartnern und schließlich um wichtige Innovationsfelder. Auch Pierer gehört diesem Rat an, der als Impulsgeber fungieren soll.
Pierer zeigte sich überzeugt, dass unternehmerische Verantwortung letztlich immer Verantwortung für Menschen bedeute, „für Menschen, die als Kunden gut bedient werden wollen, für Menschen, die als Aktionäre eine Steigerung des Wertes ihrer Investitionen erwarten, für Menschen, deren Einkommen von sicheren Arbeitsplätzen abhängt und für Menschen, die als Bezieher staatlicher Leistungen auf ein gesundes Gemeinwesen angewiesen sind“. Diese Verantwortung beziehe sich aber nicht nur auf die Menschen in Deutschland, sondern auf Menschen überall in der Welt – im Fall Siemens auf 475000 Mitarbeiter in 190 Ländern. Und da stelle sich schon die Frage, ob man etwa eine neue Fabrik in Deutschland bauen solle, wo die Wurzeln des Unternehmens liegen, oder in China, wo 800 Millionen Bauern und mehr als 100 Millionen Wanderarbeiter in schrecklicher Armut leben.
Pierer schloss mit der Feststellung, dass es in Deutschland den schönen Slogan gebe: „Wir wollen das Land der Ideen sein“. Das reiche aber für die Zukunft nicht mehr. „Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen wir ein Land der Taten sein“. Gr.

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