Forum (http://Rechtschreibung.com/Forum/index.php)
- Beispielsammlung über Sinn und Unsinn (http://Rechtschreibung.com/Forum/forumdisplay.php?forumid=7)
-- Komisch (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=98)


eingetragen von Christoph Kukulies am 15.08.2006 um 07.11

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Findet es sich denn wirklich in keinem Korpus oder Wörterbuch?

Grimms Wörterbuch/morgentlich

dict.leo.org/morgentlich

Deutsches-Woerterbuch.de/ … entlich

Deutsches-Woerterbuch.de/ … endlich

morgends … 127.000 Google


Danke für den Nachtrag und Hinweis auf das Grimm'sche Wörterbuch. Das bestätigt immerhin "meine" Schreibweise, wohingegen "morgends" typisches Google-Deutsch zu sein scheint.
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Norbert Lindenthal am 14.08.2006 um 09.24

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Findet es sich denn wirklich in keinem Korpus oder Wörterbuch?

Grimms Wörterbuch/morgentlich

dict.leo.org/morgentlich

Deutsches-Woerterbuch.de/ … entlich

Deutsches-Woerterbuch.de/ … endlich

morgends … 127.000 Google
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Christoph Kukulies am 14.08.2006 um 08.19

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christoph Kukulies
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Eigentlich (! eigen) ist es unwesentlich (! Wesen), wie man diesen mechanischen Gleitkonsonanten schreibt, da er in jedem Fall wie t gesprochen wird. Vermutlich hat die Analogie zu abendlich gewirkt.


Das sagen Sie immer so nett, Herr Ickler, wenn etwas falsch war: "Eigentlich egal" und Sie eigentlich sagen wollten: "Sötzen, Fönf". Aber ich bin doch einigermaßen überrascht, wie lange man eine Falschschreibung mit sich herumtragen kann, ehe man merkt, daß die Mehrheit sie anders schreibt und daß es noch nicht einmal in einem Wörterbuch wenigstens unter "gelegentlich auch morgentlich" geführt wird. Im Weltnetz hat 'morgendlich' eine erdrückende Übermacht, während 'morgentlich' nur etwa 1/10 der Treffer bringt. Nun, Weltnetz ist eh' nur ein ganz grober Test.

Findet es sich denn wirklich in keinem Korpus oder Wörterbuch?

Ich habe mal im Projekt Gutenberg gesucht, aber die scheinen ihre Texte auch elektronisch zu bereinigen.


Morgentlich. ... und wurde bereits verbessert...
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Detlef Lindenthal am 12.02.2004 um 12.00

Die Tuwortbildung von latinoiden Wörtern auf -enz ist mehrgestalt. So wie das Lizenzieren und das Differenzieren behält auch das mathematische Potenzieren sein -enz- :
Lizenz
lizenzieren
Differenz
differenzieren
Potenz
potenzieren
Bei anderen Wörtern wird -enz zu -ent-:
Frequenz
frequentieren
Kontingenz
kontingentieren
Präsenz
präsentieren
Bei anderen Wörtern wird das -enz- im Tuwort nicht verwendet:
Existenz
existieren
Kongruenz
kongruieren
Prominenz
prominieren
Fluoreszenz
fluoreszieren
Kondolenz
kondolieren
Insistenz
insistieren
Konvergenz
konvergieren
Konkurrenz
konkurrieren
Konferenz
konferieren
Präferenz
präferieren
Persistenz
persistieren
Korrespondenz
korrespondieren
Residenz
residieren
Transzendenz
transzendieren
Ich vermute, daß wir es hier mit einer Formenvielfalt zu tun haben, der mit einer Regeleinfalt nicht beizukommen ist;
ähnlich wie bei dem manchmal vorhandenen urdeutschen Wörterbinde-s (Bildungsminister, aber Bauminister).

>> ... diffezenzieren über die Schneidezähne bringen. <<
Sonst haben wir Deutschen mit sowas doch keine besondere Mühe: Zeitzone, Zündzeitpunkt, Zuzahlung.
Sogar mit Satzzeichen und Zusatzzahl kommen wir noch klar.
Daher vermute ich, daß beim lau-falschen Lizensieren einfach das Zensieren Pate gestanden hat.

Im übrigen gibt es den Wechsel von z zu s durchaus:
Elektrizität, aber elektrisieren.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Reinhard Markner am 12.02.2004 um 11.14

Die Beobachtung gehört in den Kontext des Einflusses englischer Schreibungen auf die deutsche Orthographie. Das Gegenbeispiel differenzieren trifft die von mir gemeinte Sache nicht, denn man muß ja nicht diffezenzieren über die Schneidezähne bringen.


eingetragen von Wolfgang Wrase am 12.02.2004 um 00.33

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Die Schreibung lizensieren begegnet beinahe so häufig wie das richtig gebildete, aber mühsam auszusprechende lizenzieren.
Das ist richtig, liegt aber vermutlich am englischen "licensed", das man als Nutzer von Software u. ä. ziemlich oft liest, jedenfalls viel häufiger als "licenced", siehe auch Google. Offenbar ist die Ableitung von "Lizenz" gar nicht so bewußt. Ich nehme an, daß häufig auch "lizensieren" gesprochen wird, weil man eben die Schreibung "lizensieren" so oft liest - und weil man dann zusätzlich "lizensieren" oft hört oder zu hören glaubt, was sich ja kaum anders anhört als "lizenzieren". Schwierig ist die Aussprache nicht, sie begegnet ja bei "differenzieren" usw. ohne Probleme bei "z".


eingetragen von Reinhard Markner am 11.02.2004 um 15.47

Die Schreibung lizensieren begegnet beinahe so häufig wie das richtig gebildete, aber mühsam auszusprechende lizenzieren.


eingetragen von Karl Eichholz am 07.08.2003 um 00.15

Yahoo, vor einigen Tagen:

Rund zwei Wochen nach der missglückten Trennung der siamesischen Zwillingsschwestern Ladan und Laleh versuchen Ärzte unter Leitung desselben Neurochirurgen in Singapur, vier Monate alte siamesische Zwillinge aus Südkorea zu trennen.

--

Aber, äh, kommen Zwillerlinge eigentlich nicht zu zweit, also sozusagen paarweise?, speziell siamesische vor der Trennung? Andereseits kann man bei siamesischen Zwillingen ja genaugenommen von einer Einheit sprechen, also erstrecht nicht vier.

Oder war es so gemeint, daß die Ärzte während vier Monaten alte siamesische Zwillinge trennen?

andererseits wäre
viermonatealte Zwillinge auch etwas ungewohnt?
Zumindest weniger mißverständlich (Miss Verständlich)
__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Karl Eichholz am 07.08.2003 um 00.00

gestern in Yahoo, betreffend "Nieren-Bäumchen-Wechsel-Dich":

Mit der Methode soll mehr tot kranken Patienten zu einem Spenderorgan geholfen werden.

Google meldet für
todkrank: 5210 (dies ist die korrekte Form)
totkrank: 647
tot krank: 138 ( hier sind „tot, krank“ ; „tot-krank“ und „tot/krank“ auch enthalten.)
__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Detlef Lindenthal am 01.01.2003 um 01.24

Gut; das beruhigt mich: keine 36 Mark 77.
„Überwindung“ ist auch geschenkt; jeder muß sich zu was überwinden.
Bleibt noch die Frage der Wirtschaftlichkeit: Wie verarbeite ich Nachrichten am sinn- und wirkungsvollsten?
Nur Vermutungen und Behauptungen habe ich dazu; keine Beweise; sicher ist für mich nur, daß ich im Lesen unserer gleichgeschalteten Zeitungen keine Lösung sehe.

Gruß,
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.01.2003 um 00.40

Gehört da nicht einiges an Selbstverleugnung dazu ...?

Das Lesen kostet nur Überwindung – den Papiergrundstoff liefert die Nachbarschaft umsonst.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 31.12.2002 um 20.39

Gehört da nicht einiges an Selbstverleugnung dazu, nach so vielen Jahren Volksverarschung durch die Kieler Nachrichten immer noch monatlich DM 36,77 (18,80 Euro) dafür abzudrücken?
Ich halte das für unpädagogisch: Wenn die immer noch ihr Futter bekommen, wissen sie, daß sie so weitermachen können.

Im Frühjahr 1999 habe ich die KN telefonisch abbestellt, nachdem die auf einer ganzen Seite ihre Leser veralbert hatten („Die Meinung unserer Leser ist uns wichtig“). Die Telefonistin hat meine Meinungsäußerung gleich zum Chefredakteur (Herrn Heinemann) durchgestellt, der mich sodann in einem langen Gespräch davon zu überzeugen suchte, daß die KN für Pressefreiheit und Demokratie wären. Doch konnte er angesichts der Tatsachen (tendenziöse Berichterstattung zum Volksentscheid, „Reform“schreibumstellung gegen den Willen der Leser) nicht gut kontern. Nach 1 Stunde stellte ich fest, daß das Gespräch sich im Kreise drehe, und beendete höflich. Für sowas haben Chefredakteure Zeit; sie telefonieren so lange (mitten am Vormittag!), bis sie recht bekommen.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.12.2002 um 09.55

Kieler Nachrichten 2002
Kunstzeitung ... zur Lektür-einstanz geworden (30.12); Rekor-derfinder (23.12.); mit Auftaumitteln best-reut (18.12.); res-tauriert; dis-tanziert (14.12. u.v.a.); Bach ... in das 21. Jahrhundert gebe-amt ...; inte-ressant (11.12. u.v.a.); War Orp-hans (8.12.); Jog-hurt; Fangopa-ckungen; Kieler Stadt- und Schif-fahrtsmuseum (7.12.); atmos-phärisch (6.12.); StarT-rek-Raumschiff (3.12.); Talh-eimer (2.12.); abschweift von offbeat-igen Einerlei (30.11.); Mor-danstifter (28.11.); bei der morgen-dlichen Besprechung (23.11.); die Opfe-r.Er ...(12.11.); in der kremlt-reuen Presse (11.11.); best-raft (9.11.); ges-ungenen Stücke (7.11); ungezähmte Teno-remphase; Fes-tumschlag (5.11.); die Turnt-ables schweigen (29.10.); Hand-ys; Gebrauch-stauglichkeit (19.10.); Jugendarres-tanstalt (18.10.); Heima-thymne (12.10.); Elektros-mog (11.10.); fro-stresistentes Kübelgewächs (9.10.); Unternehmens-teuern; im Zel-linnern (5.10.); gewi-schmoppt (2.10.); singt tei-lergriffen; Sonderpreisd-schungel; (AOK:) Warzen sind unansehnlich und ansteck-end ... besonders anstek-kend...(27.9.); Rashid Qures-hi (23.9.); Klan-gorte; Hand-ys (6.9.); Bläse-rintonation (2.9.); Spag-hetti; Pergaments-chöpfer (23.8.); bedeutend-sten (21.8.); Hörs-creening (20.8.); best-raft; gen-ervt; Vogelaugenah-orn; Inf-light Entertainment-System; Limettenstoßen und Eiscrus-hen (10.8.); Helikop-ter-Typ (30.7.); die kunstvollen Gärten von Suz - hou (26.7.); Hi - pHop-Tanzläden; Hand - ycam (25.7.); Jos-hua (27.6.); best-reikt (21.6.)

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 12.10.2002 um 08.27

Ich und Du, Müller's Kuh, Müller's Esel, das
bist Du!
Auch unser Guido Westerwelle, der doch die Kultusminister
entmachten will, schreibt auf seiner Homepage:
"Guido's Surftipps". Das Apostroph ist unerläßlich.
Echt cool. Doch wenn er es englisch will, dann
schließlich auch "Surftips".
__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Elke Philburn am 26.07.2002 um 10.44


eingetragen von Theodor Ickler am 24.06.2002 um 06.34

Aldi wirbt für Spannbett-Tücher.
Der Stifterverband schreibt ungeniert: Das tut Not (Jahresbericht).
Die IDS-Grammatik stellt klar, warum Das ist zufrieden stellend falsch ist (Bd. III, S. 2208), aber die Rechtschreibreformer, die unter dem gleichen Dach arbeiten, wollen es einfach nicht glauben.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 22.06.2002 um 07.13

Der Startseite meines Browsers bzw. der BILD-Zeitung entnehme ich die erschütternde, den Zeitgenossen aber offenbar längst vertraute Nachricht, daß die Schauspielerin Uschi Glas vor einiger Zeit wegen einer "Brezelverkäuferin" (!) von ihrem Gatten verlassen worden ist. Brezelverkäuferin ist übrigens laut Dudens großem Wörterbuch die weibliche Form von Brezelverkäufer - hätten Sie's gewußt?
Eine kurze Recherche ergibt, daß dieses Wort erst durch die Glas-Affäre so richtig gebräuchlich geworden ist. Die Berufsbezeichnung galt vorher schon als typisch für etwas ganz Abwegiges, Randständiges, etwa wie der berühmte Tellerwäscher, der im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten der Startpunkt so vieler Traumkarrieren gewesen sein soll, daß man gar nicht weiß, wie viele Teller in Amerika gewaschen worden sein müßten.
Die Kronenzeitung nennt die Glassche Brezelverkäuferin passenderweise "knusprig", und das wird wohl zutreffen, aber wieso wurde Herr Glas (oder wie er nun heißen mag, der Mann von Frau Glas) "händchenhaltend" mit der jungen Knusperfrau erwischt? Das geht nicht, vorgeschrieben ist Händchen haltend, da sind sich Duden und Bertelsmann völlig einig. Allerdings fragt sich der verdutzte Brezelkonsument: wieso eigentlich? Wenn die Verliebten nur ein Händchen halten, müßte man eine Wortgruppe "eines oder mehrere Händchen haltend" zugrunde legen, und das bedeutet Zusammenschreibung. Liegt aber eine feste verbale Wendung Händchen halten zugrunde, dann sollte man doch erwarten, daß diese unter Händchen oder unter halten angeführt wird. Das ist aber nicht der Fall.
Falls jemand es noch nicht gemerkt haben sollte: "Brezeln" heißen ja als Figurengebäck so, weil sie verschlungenen Ärmchen (bracitella, unklassisch) gleichen, die also Händchen haltende Teigstränge sind. Jetzt aber schnell zum Bahnhof geradelt, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung holen - und Brezeln. Drei knusprige Verkäuferinnen stehen bereit, mindestens!
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 06.05.2002 um 12.08

Dann hätte man auch konsummieren einführen müssen.

(Zur Erläuterung: Konsum >/'konsum/ > Kassenbon > Summe)


eingetragen von Theodor Ickler am 06.05.2002 um 08.16

Eigentlich komisch, daß die RSR nicht auch subsummieren zuläßt, denn dieser Fehler kommt wirklich oft vor, auch in besseren Kreisen.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Karl Eichholz am 02.05.2002 um 11.30

Donnerstag 2. Mai 2002, 16:54 Uhr
Größte und übel riechendste Blume der Welt in London erblüht

Bild vergrößern
http://de.news.yahoo.com/020502/71/2r0vq.html

London (Reuters) - Nach jahrelanger Wartezeit ist in London ein Exemplar der größten und übel
riechendsten Blume der Welt erblüht.



hmm, die riechendste Blume. Nix wie hin.


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Christian Melsa am 13.04.2002 um 04.38

Jahrelanges Haare färben kann zu Gelenkrheuma führen

Aus einem Internet-Werbebanner von bild der wissenschaft. Seltsam, warum eigentlich nicht Jahre langes?

Jahre langes Haare färben wirkt natürlich noch befremdlicher, weil man auf den ersten Blick langes und Haare verbindet und an lange Haare denkt. Zusammenschreibung hat eben den Vorteil, daß Wörter vom Leser nicht so leicht falsch aufeinander bezogen werden können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2002 um 17.37

Genau so ist es! Viel "Reform" auf einen Blick. Man muß das Blatt wie einen platten Pfannkuchen wenden!
__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Christoph Kukulies am 07.04.2002 um 14.24

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
In der Grundschule meiner kleinen Tochter auf dem Lehrertisch ein zweiseitig engbedruckter DIN-A0-Spickzettel "Neue Rechtschreibung":
alt:
"der deutsche Schäferhund",
"das Hohe Haus" (Parlament);
neu:
"der Deutsche Schäferhund",
"das hohe Haus" (Parlament);


DIN A0? Wissen Sie, was das ist? 84 x 118 cm!
Und dann braucht man noch etwas Platz zum Umblättern.

http://www.zdv.uni-mainz.de/grafik/din_papierformate.html
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2002 um 10.52

In der Grundschule meiner kleinen Tochter auf dem Lehrertisch ein zweiseitig engbedruckter DIN-A0-Spickzettel "Neue Rechtschreibung":
alt:
"der deutsche Schäferhund",
"das Hohe Haus" (Parlament);
neu:
"der Deutsche Schäferhund",
"das hohe Haus" (Parlament);

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 07.04.2002 um 03.59

Diese Albernheit steht ja auch im letzten Duden - im nächsten wird sie ganz gewiß nicht mehr stehen, wetten daß?
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2002 um 03.47

Gestern abend eingeblendet bei Pro Sieben zum Wettkampf zwischen Stefan Raab und Claudia Pechstein:
„Eisschnell-Läuferin"

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Christian Melsa am 24.03.2002 um 16.02

Im heutigen Hamburger Abendblatt steht auf Seite 1 ein Artikel über die letzte Sendung von "Wetten dass...?". Er wird von zwei schönen Neuschrieb-Kuriositäten eingerahmt. Der erste Satz lautet:

Ist Thomas Gottschalk auf dem Reuetripp?

Und der letzte Satz:

Am 6. Juli wird Gottschalk in Disney-Land wieder auferstehen.

Ganz abgesehen davon, daß er also anscheinend "erneut, nochmals" auferstehen soll, findet sich hier ein weiteres Zeugnis der neuen Binde-Strich-Wut. Natürlich ist Disneyland ein Eigenname, bei dem also völlig außer Zweifel stehen müßte, ob man darin einen Bindestrich setzen kann.

Dieselbe Schreibweise Disney-Land taucht nochmals im Artikel auf Seite 30 auf (wo in der Rubrik "aus aller Welt" eine weitere Show-Nachlese erfolgt). Ich bin schon gespannt, wann das Abendblatt das erstemal Deutsch-Land schreibt.

Bemerkenswert ist übrigens auch, daß wieder einmal in dieser Ausgabe an mehreren Stellen, in denen das Abendblatt auf Anzeigenschlußtermine aufmerksam macht, die Schreibweise Anzeigenschluß steht. Auf der Tafel, die regelmäßig die aktuellen Termine auflistet, steht diese Schreibweise seit Ewigkeiten in der Überschrift - unmittelbar gefolgt von anderen Überschriften, in denen es plötzlich doch wieder Anzeigenschluss heißt.


eingetragen von Theodor Ickler am 07.03.2002 um 08.41

Manchmal bin ich der einzige Nutzer im Forum, während gleichzeitig ein oder zwei Dutzend namenlose Besucher angezeigt werden. Nicht nur die japanischen Seminare morgens um drei, sondern wohl auch eine ganze Reihe Beobachter "hier zu Lande". Man kommt ins Grübeln, wer das sein mag, und fast kommt einen die Lust an, einen Roman zu schreiben. Heller ist auf jeden Fall dabei (guten Morgen, Herr Heller!), und Ministerialrat Dr. Krimm hat sich ja brieflich schon dazu bekannt, regelmäßig hier nachzuschauen, was wieder mal im Busche ist.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 01.03.2002 um 15.44

Immer noch sonderbar: zwei Überschriften im Hamburger Abendblatt vom 2.3.2002.

Gleich auf der Titelseite (zum Thema, ob der Kanzler seine Haare tönt):

Zum Haare raufen

Dann aber überraschenderweise auf Seite 4:

Alleinerziehende behalten günstige Steuerklasse


eingetragen von Reinhard Markner am 21.02.2002 um 17.24

Das d könnte auch dem (seltenen) Plural entsprungen sein. Im übrigen gilt immer noch "Morgenstunt hat Golt im Munt !"


eingetragen von Christoph Kukulies am 21.02.2002 um 14.50

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Eigentlich (! eigen) ist es unwesentlich (! Wesen), wie man diesen mechanischen Gleitkonsonanten schreibt, da er in jedem Fall wie t gesprochen wird. Vermutlich hat die Analogie zu abendlich gewirkt.


Das sagen Sie immer so nett, Herr Ickler, wenn etwas falsch war: "Eigentlich egal" und Sie eigentlich sagen wollten: "Sötzen, Fönf". Aber ich bin doch einigermaßen überrascht, wie lange man eine Falschschreibung mit sich herumtragen kann, ehe man merkt, daß die Mehrheit sie anders schreibt und daß es noch nicht einmal in einem Wörterbuch wenigstens unter "gelegentlich auch morgentlich" geführt wird. Im Weltnetz hat 'morgendlich' eine erdrückende Übermacht, während 'morgentlich' nur etwa 1/10 der Treffer bringt. Nun, Weltnetz ist eh' nur ein ganz grober Test.

Findet es sich denn wirklich in keinem Korpus oder Wörterbuch?

Ich habe mal im Projekt Gutenberg gesucht, aber die scheinen ihre Texte auch elektronisch zu bereinigen.
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Theodor Ickler am 21.02.2002 um 13.15

Eigentlich (! eigen) ist es unwesentlich (! Wesen), wie man diesen mechanischen Gleitkonsonanten schreibt, da er in jedem Fall wie t gesprochen wird. Vermutlich hat die Analogie zu abendlich gewirkt.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Dörner am 21.02.2002 um 10.09

»mor|gend|lich« (Theodor Ickler, Das Rechtschreibwörterbuch, 1. Aufl. (2000), S. 320)

»mor|gend|lich (am Morgen geschehend)« (Duden, 20. Aufl. (1991), S. 487)

»mor|gend|lich [mhd. morgenlich, ahd. morganlíh]: in die Zeit am Morgen fallend; zur Zeit des Morgens; am Morgen [vorhanden, sich abspielend o. ä.]: der -e Berufsverkehr; die -e Kühle« (Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 2. Aufl. (1989), S. 1037)
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Christoph Kukulies am 21.02.2002 um 09.21

Heute morgen am Frühstückstisch stutze ich beim Lesen des Wirtschaftsteils. Eine Karikatur mit Alan Greenspan ist untertitelt mit der 'morgendlichen Suche nach der guten Laune'. Stillschweigend, ohne den Argwohn von Frau und Tochter wecken zu wollen, schleiche ich zum Bücheregal, nehme meinen Duden, 19. oder 20. Auflage heraus (jedenfalls eine 'unbelastete' Ausgabe - etwas anderes kommt mir auch nicht ins Haus), blättere, suche, finde die Silbe 'morgend', aber kein 'morgentlich'.

Sodann die Frage in die Frühstücksrunde: "Wie würdet Ihr 'beim morgentlichen Zähneputzen' schreiben?". Antwort einhellig:"morgentlich mit 't'".

Wer weiß Rat?

Interessanterweise sieht es in der Karikatur in der Frankfurter von heute so aus, als habe jemand aus einem vorher vorhandenen 't' ein 'd' gemacht.
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Stephanus Peil am 19.02.2002 um 23.03

Moderner Schreibstil in "Nassauische Neue Presse", 20.02.2002, S. KuS 1:

»Schnell kann es kommen, das "AlleinStehendSein".«


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2002 um 17.21

Spiegel Nr.7 9.2.2002
Hohlspiegel

Aus der „Neuen Westfälischen":

„Am Dienstag gegen 12 Uhr wurde im Sozialamt des Rathauses ein 20-jähriger Mann ohne festen Wohnsitz, aber im Wesentlichen festgenommen."

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Reinhard Markner am 18.02.2002 um 01.55

»BADEN-GEHEN KANN MAN AUCH ANDERS«
Werbung der DLRG auf Plakaten in der Berliner U-Bahn


eingetragen von Jörg Metes am 18.02.2002 um 00.21

"Dieses Objekt ist VIDEO überwacht"

- Hinweisschild in der Eingangstür zu einem Kiosk im Bahnhof Friedrichstraße / Berlin.
__________________
Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 16.02.2002 um 02.36

»Adolf Reichwein Straße - 57068 Siegen«

Adresse des Fachbereichs 3 (Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften) der Universität/Gesamthochschule Siegen, zu dem auch das mit einschlägigen Rechtschreibreformern besetzte Germanistische Institut zählt, laut eigener Netzseite.


eingetragen von Theodor Ickler am 14.02.2002 um 19.17

Ursprünglich liegen dieser Wortbildung Substantive zugrunde, und findig ist aus vündec entstanden. Heute leitet man es von Verbstämmen ab. Auf jeden Fall ist es ungünstig, die Reihenbildung punktuell zu durchbrechen.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von J.-M. Wagner am 14.02.2002 um 17.37

Zitat E. Philburn: »Es gab nur -wendig.« Liegt das daran, daß die Wörter auf -wendig eng mit dem entsprechenden Verb (mit -wenden) verwandt sind und die Substantive auf -wand "Umlautungen" sind? Bei fliehen/Flucht/flüchtig trifft das zwar nicht zu (ja, schlechtes Beispiel: das Verb ist zu unterschiedlich; vgl. aber binden/Bund/bündig), aber bei gebieten/Gebot/gebieterisch (hm, auch ein schlechtes Beispiel) bzw. befinden/Befund/befindlich (hmm) oder finden/Fund/findig oder fündig ... also das ist garnicht so einfach, dafür eine gescheite Parallele zu finden - aber das braucht man eigentlich nicht. Ihr Fazit, daß dieser Fall »nur noch durch die Kenntnis einer Regel ... zu bewältigen ist«, trifft ja schon den Kern des Problems: Wer die Regel - und das bedeutet in diesem Fall: die davon betroffenen Einzelfälle - nicht sicher beherrscht, macht woanders ganz neue Fehler.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Elke Philburn am 14.02.2002 um 14.34

Ich denke, die Schwierigkeit liegt darin, daß mit -wändig nicht nur eine Schreibung eingeführt wurde, die nicht zu den typischen Falschschreibungen gehörte, sondern eine, die früher schlichtweg nirgends vorkam. Es gab nur
-wendig.

Man hat damit einen Ausnahmefall geschaffen, der für den Neuschreiber nur noch durch die Kenntnis einer Regel und nicht mehr durch die schlichte Gewöhnung an ein Schriftbild zu bewältigen ist.


eingetragen von J.-M. Wagner am 14.02.2002 um 11.43

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Irgendwie sieht auswändig gar nicht mal so falsch aus, gell?
Was bedeutet es, wenn ich etwas auswändig kann: Ich verstecke jemanden, der es wirklich kann, hinter (oder sogar in) einer Wand, und der sagt es mir dann heimlich vor?
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Elke Philburn am 14.02.2002 um 00.51

Ich habe eben beim Schreiben eines Forumsbeitrags echt auf den Bildschirm gestarrt und überlegt:

auswendig? auswändig? auswendig?

Irgendwie sieht auswändig gar nicht mal so falsch aus, gell?

(Ist aber auch schon spät.)


eingetragen von Elke Philburn am 13.02.2002 um 08.58

Zitat:
an den wirklichen Schwierigkeiten ändert die Reform nichts

So sieht's aus. Wer sich früher schon nicht ganz sicher war, wie er das eine oder andere Fremdwort schreiben soll, wird es jetzt kaum leichter haben, im Gegenteil.

Da hilft nur noch die Auffassung, daß es eh egal ist (darauf hoffend, daß der Mitleser diese Meinung teilt und die Reformregeln ebenso wenig beherrscht), oder den Duden wälzen und sich damit trösten, daß sich ein vermeintlich besseres Rechtschreibsystem nunmal nicht ohne Mühe und Plackerei umsätzen lasse.

– geändert durch Elke Philburn am 14.02.2002, 17.19 –


eingetragen von Theodor Ickler am 13.02.2002 um 05.22

Rodlerinnen im Medallienrausch

(T-Online Nachrichten)

Das ist wie mit den Brillianten - an den wirklichen Schwierigkeiten ändert die Reform nichts. Gestern schrieb die Süddeutsche Zeitung etwas von einem steering comitee in der Bertelsmann-Zentrale.
– geändert durch Theodor Ickler am 14.02.2002, 17.37 –
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Dörner am 12.02.2002 um 19.48

Mit notwändig wollte ich selbstverständlich ein bißchen provozieren, obwohl gerade bei diesem Wort die falsche Schreibung auch jetzt kaum vorkommt. Die Schreibungen aufwänden und (wie in dem Beispiel) Einwändung bzw. einwänden sind hingegen ziemlich häufig anzutreffen.

Nachtrag: Daß in der von mir zitierten Stelle auch noch ein grammatischer Fehler vorkommt (kein statt keine), ist mir soeben auch noch aufgefallen. Zunächst hatte ich nur die Umlautschreibung entdeckt.
– geändert durch Christian Dörner am 14.02.2002, 00.32 –
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Elke Philburn am 12.02.2002 um 19.17

Zitat:
War das wirklich notwändig?

Daß irgendwann solche Übergeneralisierungen entsteht, war wohl voraus zu sehen. Ist doch kein Wunder: So unplanmäßig wie hier und da Wörter verumlautet wurden, müssen's die Leute irgendwann falsch machen.


eingetragen von Christian Dörner am 12.02.2002 um 10.49

Auf der Seite der Stadt Nürnberg:

»Gegen die Entscheidung des Wahlausschusses wurden kein Einwändungen erhoben, so dass die Stimmzettel zum frühestmöglichen Zeitpunkt gedruckt und ab 06. Februar an die Briefwähler ausgegeben werden können.«

http://www.statistik.nuernberg.de/wahlen/Wahlausschuss_Presse_20020122.html
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Theodor Ickler am 08.02.2002 um 11.42

Engagierte Begleitung auf dem Weg zu mehr Selbstbewußtsein

Unter diesem Titel erschien vorgestern ein längerer Beitrag ganz in "alter" Rechtschreibung. Erholsam.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 06.02.2002 um 04.32

Das ein Berichterstatter sich mit der Rechtschreibung und der Grammatik auskennen sollte, war schnell geklärt.

(Wolfsburger Nachrichten vom 7. 2. 2002, herausgesucht für Frau Philburn mit schönen Grüßen)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Ursula Morin am 05.02.2002 um 21.46

Das Weglassen der Bindestriche ist der logische nächste Schritt der uns von der RSR verordneten vermehrten Getrenntschreibung. Dahinter steckt wohl die unausgesprochene Sehnsucht, nicht Deutsch, sondern Englisch als Muttersprache zu haben. Ein sehr merkwürdiges Phänomen ...


eingetragen von Michael Krutzke am 05.02.2002 um 18.01

BMW Motorrad steht nicht nur für gute Verarbeitung und hohe Zuverlässigkeit, sondern auch für eine ausgezeichnete Service Qualität. Nicht ohne Grund erhalten die BMW Service Stützpunkte regelmäßig Bestnoten in der Motorrad Fachpresse für Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und hohe Qualität der Werkstattleistungen. Unsere Service Philosophie basiert auf fünf Säulen: Auf fortschrittlichster Technik, qualifizierten Mitarbeitern, einer zuverlässigen Versorgung mit Original BMW Teilen, auf unserem weltweiten Service Netz und umfassenden Leistungspaketen über den klassischen Kundendienst hinaus. Damit Sie immer den bestmöglichen Service in Anspruch nehmen können.

Ob diese Sparsamkeit auch mal Verbindungselemente der Motorräder – die ja aus Original BMW Teilen zusammengesetzt sind – betreffen wird?

__________________
Michael Krutzke


eingetragen von J.-M. Wagner am 04.02.2002 um 17.39

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Michael Krutzke
"Verein für gutes Deutsch e.I.-V." (http://home.t-online.de/home/robert.borsch/verein.htm)

Es scheint ein etwas seltsamer Verein zu sein - genauer: der Seitenbetreuer scheint eine seltsame Angewohnheit zu haben -: Das Datum der letzten Änderung der o. g. Seite ist mit »4. Heuert (Juli) 2001« angegeben. Woher stammt denn diese Monatsbezeichung?

Von den Namen der Vereinsmitglieder auf jener Seite war mir nur der von Herrn Paulwitz bekannt.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Michael Krutzke am 04.02.2002 um 17.03

"Verein für gutes Deutsch e.I.-V." (http://home.t-online.de/home/robert.borsch/verein.htm)


Hinweis des Betreibers:
Für den Inhalt [1] der Seiten hier eingetragener Mitglieder bin nicht ich, sondern ist der Verfasser selbst verantwortlich.

[1] Hier sollte besser noch und die Orthographie eingefügt werden, denn auf der Homepage eines Mitglieds wird man wie folgt empfangen:

Willkommen auf unserer Homepage

Lasch Software bietet kleinen und mittelständigen Unternehmen den kostengünstigen Internet Auftritt an. Außerdem können wir Ihnen ein reichhaltiges Software Angebot bieten.

Das Unternehmen, hat seinen Sitz in Lindlar und ist im Umkreis von rund 100 km der einzige autorisierte Microsoft Fachhändler für SSL Lizenzen (Schüler, Schulen und Lehrer). Kein Wunder das es bei Schulen im Umkreis einschlägig bekannt ist.


Putzig, gelle?


Auf der Homepage der tekom ("... der deutsche Fachverband für technische Kommunikation und Dokumentation") findet sich das Stellenangebot eines Dienstleisters für Technische Dokumentation (vom 26.11.01)

Technische Illustratoren (m/w)

Sie suchen eine neue Herausforderung? Sie sind räumlich flexibel? Sie wollen neue Tätigkeitsfelder kennenlernen? Sie wollen, dass alles vorangeht? Und daran, dass die Zukunft noch vor Ihnen liegt? Damit es schneller voran geht bieten wir ihnen einen Einstieg. Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt zwei qualifizierte/n: Technische Illustratoren (m/w) im Raum Stuttgart Bei unserem Kunden sind Sie als Technischer Illustrator eingesetzt. Sie erstellen Illustrationen für die Produktdokumentation und Präsentation. (...)



Tja – man kann sich schon verheddern, wenn man nicht nur reformiert recht, sondern auch politisch korrekt schreiben will ... Aber auch "[Strg]+C" und "[Strg]+V" sollten kontrolliert eingesetzt werden.

__________________
Michael Krutzke


eingetragen von Christian Dörner am 30.01.2002 um 20.20

»Satanisten-Prozess: Mörder-Paar muß 15 Jahre in die Psychatrie« (seit Stunden bei Yahoo zu lesen),

»Zuviel geladen
NÜRNBERG – Polizeibeamte haben auf der A3 bei Tennenlohe einen Lkw gestoppt, der 75 Prozent zuviel geladen hatte. Statt vier hatte er sieben Tonnen Gerüstteile dabei. Der 29-Jährige mußte abladen, bevor er weiterfahren durfte.« (Nürnberger Nachrichten, 31.01.2002)

und der "Focus" schreibt, daß sich Angela Merkel und Edmund Stoiber »heute morgen« getroffen hätten, dann vom »Schloß Neuschwanstein« und vom »Fussball«. Die Nürnberger Nachrichten schreiben heute auch wieder »die ersten« und »während des ersten Weltkriegs«.

Das ss im ersten Beispiel sowie der Bindestrich im zweiten zeigen übrigens, daß die Beiträge zumindest nicht absichtlich in alter Rechtschreibung verfaßt wurden.

Nachdem die Fehlerzahl bei der Umsetzung der Neuregelung im vergangenen Jahr stetig zurückging, steigt sie seit ungefähr zwei Monaten wieder stark an. Ein Blick in eine beliebige Zeitung und anschließender Vergleich mit einer ein Jahr alten Ausgabe genügt, um sich das deutlich zu machen.

Weiß irgend jemand, woran das liegen könnte?
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Walter Lachenmann am 29.01.2002 um 08.41

Bevor ein Lemma zum Dilemma wird, wird es gelöscht.

Auch der traditionsreiche Falken-Verlag (Pasta passt), den Random House (so der Anglizismus für Bertelsmann) dem Gräfe und Unzer Verlag andrehen wollte (Italian Basics, Food), soll gelöscht werden. Gräfe und Unzer will ihn nicht haben. Jetzt könnte der Ratgeber-Verlag einen Ratgeber brauchen.

Wie heißt doch gleich der Strang hier? »Beispiele über Sinn und Unsinn. Komisch.« Komisch ist das eigentlich nicht.
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von J.-M. Wagner am 28.01.2002 um 23.41

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Ich war neugierig, wie sich Bertelsmann bei leid/Leid, recht und Zierat aus der Affäre zieht. Erstaunlicher Befund: all diese Wörter FEHLEN!
Und was steht bei "belämmert" - oder fehlt auch das?
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 28.01.2002 um 04.43

Gestern habe ich in einer Buchhandlung einen Blick in das Herkunftswörterbuch von Bertelsmann geworfen. Ich war neugierig, wie sich Bertelsmann bei leid/Leid, recht und Zierat aus der Affäre zieht. Erstaunlicher Befund: all diese Wörter FEHLEN! (Dabei ist leid/Leid schon deshalb sprichwörtlich interessant, weil es nicht mit leiden verwandt ist.)
Ein Versehen ist hier ausgeschlossen. Man weiß einfach nicht, wie man die Volksetymologie unterbringen soll, ohne den Unsinn aufzudecken, deshalb betrügt man den Käufer um das Beste.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 27.01.2002 um 20.43

Zitat:
Dazu noch zwei Gedanken: Warum gab es dieses "Chaos" nicht bereits vor der Reform? Auch damals konnten die Regeln als zu kompliziert empfunden werden.

Einzelne Änderungen im Duden gab es ja immer, nur wurde deswegen nicht mit großem Getöse eine Reform eingeleitet. Das erstmalig bewußte Umstellen der eigenen Rechtschreibung scheint mit einigen Schwierigkeiten verbunden zu sein. Zum einen scheinen automatisierte Rechtschreibgewohnheiten relativ störungsanfällig zu sein, wenn man sein längst verinnerlichtes Rechtschreibwissen durch verfremdete Schreibweisen zu ändern versucht. (Man ist zeitweise verunsichert und weiß für einen Moment selber nicht mehr genau, wie man schreiben soll.) Zum anderen scheint es schwierig zu sein, Neuschreibungen zu erwerben, ohne daß sich Analogien aufdrängen, die eine ganze Kette weiterer Verunsicherungen nach sich ziehen. Das sieht man an den z. T. abstrusen Auseinanderschreibungen, die von Reformwilligen begangen werden. Wo regelhafte Veränderungen vorgenommen wurden, hätten die Regeln viel klarer ausfallen und eine konsequente Anwendung erlauben müssen.


eingetragen von J.-M. Wagner am 27.01.2002 um 15.27

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Die Schreibung potenziell ist, wie viele andere so genannte Vereinfachungen, eine Überflüssigkeit, deren Nutzen allenfalls darin besteht, 'Fortschrittlichkeit' oder eine 'moderne Auffassung' in der Schreibung zu demonstrieren.
Tja, vielleicht; ich halte das eher für eine Volksetymologie (der man evtl. ein wenig nachgeholfen hat, damit sie zustandekommt) - wenn man Potenz schreibt, ist potenziell nicht weit...
Ups, das war wohl ein Schnellschuß, denn das ist ja nur eine Abwandlung der Schreibung und gar keine Volksetymologie, weil beide Wörter ("potentiell" und "Potenz") die gleiche (lateinische) Herkunft haben (potens, potentis). (Danke für den Hinweis, Frau Philburn!)
Zitat:
Zitat:
Und wie bei fast allen neuen Schreibungen gilt auch hier, daß der Neuschreiber mit dem Versuch, eine einfache Regel abzuleiten, (etwa: Die Schreibungen tial und tiell, da gesprochen /zial/ und /ziell/ schreibt man jetzt zial und ziell) auf die Nase fallen wird:
*Inizialen, *parzial, *parziell, *Exponenzial-, *tangenzial...
Fazit: Hier könnte eine Volksetymologien losgetreten worden sein, so daß letztlich "ti + Vokal" und "zi + Vokal" in Fremd- bzw. Lehnwörtern als völlig gleichberechtigt erscheinen. Das potenziell wäre der Auslöser und damit sehr wichtig.
Auch hier geht es nicht um Volksetymologien - zumindest solange man nicht versucht ist, aufgrund der Schreibänderung an eine andere Herkunft des Wortes zu denken (vgl. den Eintrag "Stillstand" von Herr Ickler zu "Justitium > Justizium", letzteres ist etymologisch nur korrekt, wenn man dabei nicht an "Justiz" denkt). Also: keine "Lawine von Volksetymologien", sondern von an der Aussprache orientierten Eindeutschungen der Schreibung, motiviert durch Beispiele (etymologisch - meist - nicht zu beanstandener) schreiblicher Anlehnungen. - Bei "minutiös, auch minuziös" bin ich mir in der Beziehung allerdings völlig unsicher, welche die "eigentliche" (d. h. lange Zeit gebräuchliche) Form ist.

Ein wirkliche Erleichterung dürfte dies aber letztlich nicht sein - nicht nur aus dem von Frau Philburn genannten Grund, daß die Abgrenzung, wie weit man die neugewonnene Freiheit nutzen darf, zusätzliches Wissen erfordert -, weil es einem beim Erlernen einer Fremdsprache (in Deutschland vorzugsweise Englisch oder Französisch) nicht erspart bleibt, sich die andere Schreibweise anzugewöhnen.
Zitat:
Insgesamt läßt sich hier ein gewisses "Strickmuster" erkennen, das man, etwas überspitzt, so darstellen kann: Die Reformschreibungsregeln, welche ja eine Vereinfachung der Rechtschreibung mit sich bringen sollen, sind in ihrer eigentlichen Form so schwer, daß man vereinfachte Faustregeln benötigt, welche dem Schreibenden das Leben wirklich einfacher machen - weil er sich durch diese in seiner Grundhaltung bestätigt sieht, daß man jetzt schreiben kann, wie man will, und sei es noch so belämmert.
Dazu noch zwei Gedanken: Warum gab es dieses "Chaos" nicht bereits vor der Reform? Auch damals konnten die Regeln als zu kompliziert empfunden werden. Vielleicht lag es am DUDEN-Privileg, vielleicht lag es aber mehr daran, daß die Faustregeln wirklich funktioniert haben: "Trenne nie 'st', denn es tut ihm weh", "Ein 'ss' am Schluß schafft Verdruß".

Und: Was bedeutet diese Art der "volkstümlichen Umsetzung" der Reformschreibungsregeln (durch unbrauchbare Ersatzregeln) für die vom BVerfG betonte Akzeptanz der Rechtschreibreform? Dazu Passagen aus dem Urteil vom 14. Juli 1998:
Zitat:
(Abs. 79 bis 83)
2. Gegen die Erteilung des Unterrichts nach den neuen Regeln haben die Beschwerdeführer Klage erhoben, über die noch nicht entschieden ist. Ihr Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung ist erfolglos geblieben. Das Oberverwaltungsgericht hat ihre Beschwerde gegen die Ablehnung des Antrags durch das Verwaltungsgericht aus den folgenden Gründen zurückgewiesen (vgl. NJW 1997, S. 2536): [...] Die Rechtschreibung beruhe im deutschen Sprachraum nicht auf Rechtsnormen, sondern auf sprachlichen und damit außerrechtlichen Regeln, die auf Akzeptanz angewiesen seien. [...] Bei der Konkretisierung des gesetzlichen Schulauftrags habe das zuständige Ministerium sinngemäß die Prognose gestellt, daß die Rechtschreibreform die notwendige allgemeine Akzeptanz finden werde. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei diese Prognose nicht zu beanstanden.
In den unmittelbar darauffolgenden Sätzen heißt es aber:
Zitat:
(aus Abs. 83)
Da die außerrechtlich normierten Regeln der Reform auch durch staatlichen Einfluß, insbesondere den der Kultusministerkonferenz, geprägt seien, hänge die Akzeptanz maßgebend von der innerstaatlichen und fachlichen Kompetenz dieses Normgebers ab. Rechtschreibreformen würden in Deutschland seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts als letztlich staatliche Aufgabe verstanden.
Diese Passagen gehen auf das Oberverwaltungsgericht zurück; das BVerfG selbst hat festgestellt:
Zitat:
(Abs. 167 und 168; Hervorhebung: J.-M. W.)
2. Nach diesen Maßstäben ist der angegriffene Beschluß des Oberverwaltungsgerichts verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden.
a) Entgegen der Auffassung der Beschwerdeführer hat das Oberverwaltungsgericht in den Gründen seiner Entscheidung die Bedeutung der Rechtschreibreform für die Spracherziehung in der Schule gewürdigt. Es hat die künftige Rechtschreibung in Beziehung gesetzt zum Schulauftrag nach den §§ 4 und 11 SchulG und für die Unbedenklichkeit der schulischen Einführung "einer künftig geltenden Schreibweise der deutschen Sprache" im Erlaßwege darauf abgestellt, daß sich die Schule lediglich allgemein zu erwartenden Rechtschreibänderungen anpasse. Dazu hat das Oberverwaltungsgericht ausgeführt, daß es der Rechtschreibreform nicht nur um eine Änderung der Schreibweise im Unterricht und in der Amtssprache, sondern um eine Reform der Schreibweise der deutschen Sprache im deutschen Sprachraum überhaupt gehe und daß nach der nicht zu beanstandenden Prognose der Kultusverwaltung die Rechtschreibreform die für eine Sprachgeltung notwendige allgemeine Akzeptanz finden werde. Das Oberverwaltungsgericht hat die Bedeutung dieser Reform für den Schulunterricht also darin gesehen, daß sich an dessen Ziel, Schülern die allgemein üblichen Rechtschreibkenntnisse zu vermitteln, nichts ändern werde. Diese Auffassung liegt nicht so fern, daß es die Beteiligten vor dem Erlaß der angegriffenen Entscheidung darauf hätte hinweisen müssen.
Auch hier wird wieder das OVG zitiert; der letzte Satz gibt zu erkennen, daß das BVerfG inhaltlich mit dem OVG übereinstimmt.

Mein Eindruck: Solange die »fachliche Kompetenz des Normgebers« als Maßstab für die Akzeptanz der Rechtschreibreform gesehen wird, spielt die tatsächliche Umsetzung der Reform (d. h. in der alltäglichen Praxis) keine Rolle - selbst wenn dies mittels unbrauchbarer Faustregeln geschieht und selbst wenn die verschiedenen Zeitungsverlage ihre unterschiedlichen Hausorthographien pflegen. Gestützt wird dies durch eine fatale "Selbstkonsistenz" - besser: selbsterfüllende Prophezeihung -: In der Erwartung, daß sich der allgemeine Schreibgebrauch an die Reformschreibung anpassen wird, wird diese an den Schulen unterrichtet - aber letztlich ändert sich ja ersterer erst aufgrund der Unterrichtspraxis, und zwar mit dem Hinweis, daß die Reformschreibung die den Schülern vertrautere sei. Auf diese Weise kann man allerdings jede Reform "begründen", denn dieser Zirkelschluß funktioniert auch, wenn man irgend etwas anderes an Stelle der "Reformschreibung" einsetzt; der Inhalt spielt hierbei keine Rolle.

Vielleicht hat aber das BVerfG bezüglich der »für eine Sprachgeltung notwendige[n] allgemeine[n] Akzeptanz« eine andere Auffassung als das OVG. Ob man es dazu bringen kann, die Gleichsetzung von Akzeptanz und Normgeberkompetenz zu hinterfragen?

Es bleibt für mich außerdem die Frage, ob nicht in der Darstellung des OVG ein Widerspruch deutlich wird, wenn einerseits darauf hingewiesen wird, daß die Rechtschreibung »nicht auf Rechtsnormen, sondern auf sprachlichen und damit außerrechtlichen Regeln«, andererseits aber Änderungen dieser außerrechtlichen Regeln (= Rechtschreibreformen) »als letztlich staatliche Aufgabe verstanden« werden. Damit ist keine Widersprüchlichkeit der Ausführungen des OVG gemeint, sondern ein Widerspruch eben in dem Verständnis, was eine staatliche Aufgabe sei.

Meine Meinung: Was außerrechtlich ist, bleibt es nur, wenn der Staat "die Finger davon läßt" und also keine Verordnungen dazu erläßt. In diesem Punkt stimme ich Herrn Icklers Forderungen nachdrücklich zu (vgl. den Strang "Der Fetisch Norm"). Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestehende Rechtspraxis, die zu dem beschriebenen Verständnis geführt hat, sollte dringend überprüft und geändert werden.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Elke Philburn am 27.01.2002 um 11.22

Ohne äußeren Zwang schreiben die Leute so, wie sie es immer getan haben und wie es ihnen immer richtig erschien. Man muß ihnen schon auf die Finger klopfen, um ihre Orthographie in Richtung Neuschreib zu verbiegen.


eingetragen von Christian Dörner am 26.01.2002 um 22.24

Inzwischen hat Yahoo den Irrtum wohl bemerkt und den »Fehler« korrigiert.
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Christian Dörner am 26.01.2002 um 18.36

Zur Zeit ist auf der Startseite von Yahoo folgendes zu lesen:

»Winterschlußverkauf läßt ab Montag die Preise purzeln«

Absicht oder doppeltes Versehen?
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Ursula Morin am 26.01.2002 um 18.35

Aus meiner "Fund Grube" TV Hören und Sehen ...

Auf Anfrage hat man mir bei der Zeitschrift mitgeteilt, daß man sich einen Lektor nicht mehr leisten könne. Das wäre ja OK, wenn die anderen Mitarbeiter wenigstens schreiben könnten. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, oder sind hier die neuen Korrekturprogramme wieder am Werk? Ist es vielleicht so, daß man korrekte Beiträge per Programm verschlimmbessert? Oder gibt es tatsächlich Journalisten, die folgendes (das weit über die Anforderungen der RSR hinausgeht) zu Papier bringen?

... jemanden, der gerne einmal über die Strenge schlägt ..
... und der setzt Erreger Schach matt.

Eine "Pisa-Studie" über deutsche Journalisten wäre doch ganz interessant, vielleicht auch eine Psychoanalyse derselben. Da sich in Deutschland nunmehr gerade noch die FAZ anbietet, lese ich recht oft englische Zeitungen. Aber selbst die Boulevard-Blätter scheinen sich ein Lektorat leisten zu können. Solche hanebüchenen Fehlleistungen sind dort nicht anzutreffen. Was ist los mit den deutschen Zeitungen? Hat Bertelsmann vielleicht in alle Redaktionen "Aliens" implantiert - und warum?

– geändert durch Ursula Morin am 27.01.2002, 23.42 –


eingetragen von Elke Philburn am 25.01.2002 um 21.01

Sind die Astronomen tatsächlich verschont geblieben? Bei Schreibungen wie 'Okkultation' und 'Okular' müßte es den Spracherneuerern doch in den Fingern jucken...


eingetragen von Elke Philburn am 25.01.2002 um 20.38

Zitat:
Hier ist diese Umwandlung quasi rückwärts angewandt worden, denn "pretiös" ist Reformschreibung (deswegen das Sternchen)!

Hmm.. ich sehe auch gerade, daß der alte Fremdwörterduden bereits die Formen preziös und Preziosen enthält. Wozu also die Form mit t? Es ist doch gerade dieser Eintrag, der den Leser verwirrt, weil das Prinzip "z im Stammwort führt zu z im abgeleiteten Adjektiv" hier schon wieder nicht mehr gilt, denn es hat nunmal kein Wort Prez.

Zitat:
so daß man sagen könnte, der eigentlich zu kritisierende Punkt sei die behauptete Einfachheit der "neuen" Regeln.

Dem stimme ich zu.

Zitat:
Andererseits wird es einem ja auch nicht zu schwierig gemacht, wenn auch "pretiös" als regelkonform gilt und genauso evtl. auch andere "nahe liegende" Varianten. - Spätestens bei "gratiös" (von "Gratie") wäre aber Schluß mit lustig (oder schon bei "Nazion"?).

Ich schätze mal, Schluß mit lustig ist, wenn's der Lehrer so entscheidet. Der ist da vermutlich eher pragmatisch und biegt sich die verpfuschte Regel so hin, daß sie Sinn macht und er sie der Schulklasse vermitteln kann.

Die Vorstellung, mehrere 'erlaubte' Schreibweisen für ein Wort seien eine Erleichterung für den Schreiber, ist verlockend, aber ich halte sie für falsch, weil sie allzu leicht zu falschen Analogien führt und es zusätzliches Wissen erfordert abzugrenzen, wie weit man die neugewonnene Freiheit nutzen darf. Die Erleichterung der neuen Rechtschreibung für den Schüler wird mit einer höheren Toleranz gegenüber sprachlichen Schludrigkeiten erkauft.


eingetragen von Theodor Ickler am 25.01.2002 um 18.14

Sehr gewundert habe ich mich ja auch über den neuen Eintrag Justitium > Justizium ("Stillstand der Rechtspflege") bei Duden und Bertelsmann, während Solstitium ("[scheinbarer] Stillstand der Sonne") unverändert bleibt, wahrscheinlich weil die Reformer zwar Justiz kennen, aber nicht Solstiz. (Das gebrauchen wir Astronomen aber auch.)

Zur Erläuterung: In justitium und solstitium steckt jeweils ein status (von stare 'stehen'); iustitia ist dagegen eine Ableitung von iustus und hat damit gar nichts zu tun. Natürlich ist gegen die Angleichung der Schreibweise an deutsche Aussprachegewohnheiten nichts einzuwenden, aber die Reformer bzw. ihre lexikographischen Dienstboten Wermke usw. glauben zu Unrecht, daß in diesen Fällen die neuen Regeln greifen. Man kann potenziell analog zu Potenz schreiben (beide zum Stamm potent-, mit unterschiedlichem Integrationsgrad), aber bei Justitium handelt es sich um eine Zusammensetzung und damit um einen ganz anderen Fall, den die besagten Zeitgenossen offenbar nicht durchschaut haben.

Bei dieser Gelegenheit will ich noch einmal auf einen früher besprochenen Fall zurückkommen: Photogrammetrie usw. Ich war ursprünglich der Meinung, daß hier ein griechisches -ph (graphein, -graph) an das folgende m von metrisch usw. assimiliert, die Verdoppelung also bereits das letzte Wort sei. Nun sehe ich aber, daß schon der alte Duden das fertige Substantiv Photogramm als Erstglied ansetzte und die Zusammensetzung daher im Trennungsfall als Photogramm-metrie auflöste. Nach der neuen Dreibuchstabenregel müssen auch ohne Trennung alle drei m geschrieben werden. So verfahren der Duden von 1996 und der Bertelsmann in allen Ausgaben. Die Neubearbeitung des Duden von 2000 bekehrt sich jedoch zu meiner oben vorgetragenen Deutung und schreibt: "Photogram-metrie [alte Trennung mm-m]"! Der Wandel der etymologischen Auffassung läßt sich auch beim Übergang von der ersten zur zweiten reformierten Ausgabe des Universalwörterbuchs beobachten. Übrigens ist der Hinweis "alte Trennung" natürlich irreführend, da er die falsche Auffassung nahelegt, es handele sich hier um eine Auswirkung der neuen Rechtschreibregeln.
– geändert durch Theodor Ickler am 27.01.2002, 09.57 –
__________________
Th. Ickler


eingetragen von J.-M. Wagner am 25.01.2002 um 18.08

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Elke Philburn
Die Schreibung potenziell ist, wie viele andere so genannte Vereinfachungen, eine Überflüssigkeit, deren Nutzen allenfalls darin besteht, 'Fortschrittlichkeit' oder eine 'moderne Auffassung' in der Schreibung zu demonstrieren.
Tja, vielleicht; ich halte das eher für eine Volksetymologie (der man evtl. ein wenig nachgeholfen hat, damit sie zustandekommt) - wenn man Potenz schreibt, ist potenziell nicht weit...
Zitat:
Und wie bei fast allen neuen Schreibungen gilt auch hier, daß der Neuschreiber mit dem Versuch, eine einfache Regel abzuleiten, (etwa: Die Schreibungen tial und tiell, da gesprochen /zial/ und /ziell/ schreibt man jetzt zial und ziell) auf die Nase fallen wird:
*Inizialien, *parzial, *parziell, *Exponenzial-, *tangenzial...
Schöne Beispiele! Ich vermute, daß es durchaus Leute gibt, die auf die Idee kommen, es so zu schreiben, obwohl es nicht im Wörterverzeichnis steht, und obwohl die Reformschreibungsregeln an der Stelle recht klar sind: »potentiell - potenziell (wegen Potenz), substantiell - substanziell (wegen Substanz)« (§ 32 (2) Doppelschreibungen) und also eigentlich eine andere Faustregel nahelegen. (Warum eigentlich "Inizialien"? Meinen Sie evtl. "Inizialen"?)

Andererseits heißt es in dem erwähnten Paragraphen: »Im Prozess der Integration entlehnter Wörter können fremdsprachige und integrierte Schreibung nebeneinander stehen.« Das kann man auch so verstehen, daß diese "Varianten" als regelkonform angesehen werden können.
Fazit: Hier könnte eine Lawine von Volksetymologien losgetreten worden sein, so daß letztlich "ti + Vokal" und "zi + Vokal" in Fremd- bzw. Lehnwörtern als völlig gleichberechtigt erscheinen. Das potenziell wäre der Auslöser und damit sehr wichtig.

Zitat:
Die Vermutung, man dürfe nur t zu z machen, wenn das entsprechende Substantiv ein z enthält, bestätigt sich nicht, denn im Duden gibt es auch die Beispiele pretiös > preziös und Pretiosen > Preziosen.
Diese Bemerkung verstehe ich nicht. Zum einen sagt die Regel, daß beide Schreibungen verwendet werden können, zum anderen findet man im (amtlichen) Wörterverzeichnis die Einordnung von "preziös" als Haupt- und von "pretiös*" als Nebenform. - Ach so, jetzt verstehe ich: Hier ist diese Umwandlung quasi rückwärts angewandt worden, denn "pretiös" ist Reformschreibung (deswegen das Sternchen)!

Na, dann ist doch alles klar: Einerseits ist die Reformschreibung (mal wieder; vgl. die s-Schreibung) gar nicht so einfach, wie sie zunächst scheint - was man aber nur merkt, wenn man sich die echten Regeln in Ruhe anschaut und klarmacht (z. B. steht "nach Langvokal ß, nach Kurzvokal ss" nicht im Regelwerk) -, so daß man sagen könnte, der eigentlich zu kritisierende Punkt sei die behauptete Einfachheit der "neuen" Regeln. Andererseits wird es einem ja auch nicht zu schwierig gemacht, wenn auch "pretiös" als regelkonform gilt und genauso evtl. auch andere "nahe liegende" Varianten. - Spätestens bei "gratiös" (von "Gratie") wäre aber Schluß mit lustig (oder schon bei "Nazion"?).

Insgesamt läßt sich hier ein gewisses "Strickmuster" erkennen, das man, etwas überspitzt, so darstellen kann: Die Reformschreibungsregeln, welche ja eine Vereinfachung der Rechtschreibung mit sich bringen sollen, sind in ihrer eigentlichen Form so schwer, daß man vereinfachte Faustregeln benötigt, welche dem Schreibenden das Leben wirklich einfacher machen - weil er sich durch diese in seiner Grundhaltung bestätigt sieht, daß man jetzt schreiben kann, wie man will, und sei es noch so belämmert.
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Elke Philburn am 25.01.2002 um 13.48

Die Schreibung potenziell ist, wie viele andere so genannte Vereinfachungen, eine Überflüssigkeit, deren Nutzen allenfalls darin besteht, 'Fortschrittlichkeit' oder eine 'moderne Auffassung' in der Schreibung zu demonstrieren.

Eine Suche bei Altavista für den Zeitraum 01.01.01 - 01.01.02 ergibt:

Suche "potentiell" Ergebnisse Web-Seiten: 12396 Seiten gefunden
Suche "potenziell" Ergebnisse Web-Seiten: 3100 Seiten gefunden


Und wie bei fast allen neuen Schreibungen gilt auch hier, daß der Neuschreiber mit dem Versuch, eine einfache Regel abzuleiten, (etwa: Die Schreibungen tial und tiell, da gesprochen /zial/ und /ziell/ schreibt man jetzt zial und ziell) auf die Nase fallen wird:
*Inizialien, *parzial, *parziell, *Exponenzial- *tangenzial...

Die Vermutung, man dürfe nur t zu z machen, wenn das entsprechende Substantiv ein z enthält, bestätigt sich nicht, denn im Duden gibt es auch die Beispiele pretiös > preziös
und Pretiosen > Preziosen.

BelÄmmert, gell? *määh*


eingetragen von Christoph Kukulies am 24.01.2002 um 15.29

Mal gerade in http://www.ebay.de reinschauen. Die Banner wechseln ja stündlich, aber genießen wir mal wieder ein
"potentiell". Aaah, tut das gut.



__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von J.-M. Wagner am 24.01.2002 um 14.58

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Christian Dörner
»Die Regulierungsbehörde hatte Ende März 2001 befunden, dass die derzeitigen DSL-Preise von mindestens 7,62 Euro nicht Kosten deckend seien.« (dpa, 15.01.2002)

Die neuen Regeln, die Kosten sparend (wegen »... spart Kosten«), aber kostendeckend (wegen »... deckt die Kosten«) vorschreiben, hat die dpa (wie auch die meisten Zeitungen) nach zweieinhalb Jahren Neuschreibung immer noch nicht verstanden.
Der neue Duden stellt bekanntlich kostensparend regelwidrig wieder her, im Duden-Universalwörterbuch wird jedoch erneut nur Kosten sparend zugelassen.
Die DUDEN-Redaktion tut durchaus gut daran, "kostensparend" wieder einzuführen, denn es gibt ja noch den Fall mehrfacher, sich aufeinander beziehender Adjektive: »Das ist eine praktizierbare Kosten sparende Idee.«

Auf diese Weise gebildet, sollte es möglich sein, sehr viele "schöne" Beispiele anzugeben.

(Fast möchte ich behaupten, daß ich die reformierte Schreibung liebe, weil sie so schöne Stilblüten hervorbringt... Leider bleibt mit häufiger das Lachen abrupt im Halse stecken, als daß ich es freien Herzens herauslassen kann.)
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Jörg Metes am 23.01.2002 um 01.51

In allen Eingängen zum ICC Berlin klebt in der Tür eine Plakette mit dem Text:

» Dieses Haus ist Video überwacht «
__________________
Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 22.01.2002 um 04.44

Minister Hans Zehetmair hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Kultur bewegt". Das Wortspiel ist nur möglich, weil viele Leute glauben, dies sei eine reformbedingte Neuschreibung von kulturbewegt und daher doppelsinnig.
So bekennt sich Zehetmair, ohne den es nie zu dieser Rechtschreibreform gekommen wäre, noch einmal zu seiner historischen Leistung, die er gleichwohl im privaten Gespräch als größte Dummheit seiner Ministerlaufbahn bezeichnet haben soll.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Michael Schneider am 21.01.2002 um 14.55

Das Mitteilungsblatt meiner Heimatgemeinde übersteigert die Getrenntschreibung in einem Maße, wie ich es bisher nirgendwo sonst gesehen habe. Die folgenden Beispiele stammen alle aus einer einzigen Ausgabe (Wir in Mittenaar und Siegbach 8/2000):

"XXX Mark ... stand im letzten WiMS auf der Seite 6, als es um die Erreichbarkeit im DGH Bicken und um die Kaution für das aus zu leihende schnurlose Telefon ging. Selbstverständlich hat der Betrag bei der Drucklegung des Textes schon fest gelegen, der Schreiber hat ihn nur nicht ein getragen." (S. 3)

"Er wird Ihnen bei Rückgabe natürlich auch wieder aus gezahlt." (S. 3)

"Es macht Sinn, wieder einmal darauf hin zuweisen, dass auf unseren Friedhöfen die unmittelbare Umgebung der Grabstätten von den Pflegeberechtigen sauber zu halten sind [sic]." (S. 3)

"Die zahlreichen Böschungen müssen mit der Motorsense gemäht werden und da ist herum fliegendes Gras nicht zu vermeiden." (S. 3)

"Zähneknirschend hat unser Gemeindevorstand der Auswechslung des Kegelstellautomaten durch eine Fachfirma zu gestimmt." (S. 3)

"Daraus wurden 88 aus gewählt." (S. 4)

"Doch jede Demokratie lebt von Wahlen und die müssen anständig ab laufen." (S. 4)

"Deshalb sind wir dankbar, dass es auch bei der Wahl unseres Landrates wieder 27 Mitbürgerinnen und Mitbürger gegeben hat, die bereit waren, in den vier Wahlvorständen mit zu arbeiten." (S. 4)

"Denen fällt es nicht leicht, im Not- oder im Brandfall das Haus 'Gewanneweg 14' zu finden, wenn dort noch zahlreiche andere Häuser herum stehen und die Nummer fehlt." (S. 4)

"Das Angebot ist enorm - einige haben schon ihre Grundstücke an geboten und Weitere werden folgen." (S. 5)

"Danach werden im Moment diejenigen in das Kartenwerk auf genommen, die sich aufgrund der bisherigen Veröffentlichungen gemeldet haben." (S. 5)

"Bei diesen Eigentümern ist davon aus zu gehen, dass ihnen die entsprechenden Informationen fehlen." (S. 5)

"Er empfahl den Eigentümern, die entsprechenden Karten im Rathaus ein zu sehen und sich auch dort Informationen ab zu holen. Nach seiner Einschätzung wird das Verfahren bis 2004 ab geschlossen sein." (S. 5)

"In die Flurbereinigung seien sämtliche rund 550 Grundstücke mit ihrer vollen Fläche auf genommen worden. Der Kauf oder der Tausch von Teilgrundstücken sei nicht vor gesehen. Das Verfahren werde es aber zu lassen, dass innerhalb des Gebietes verstreut herum liegende Parzellen an geeigneter Stelle vereinigt werden könnten." (S. 5)

"Wir sollten den Mumm besitzen und immer wieder auf die jungen Leute zu gehen". (S. 5)


Das eingeheftete Gemeinsame Amtsblatt für Mittenaar und Siegbach bot zusätzlich:

"Gegen die Vorschlagsliste kann innerhalb einer Woche [...] mit der Begründung Einspruch erhoben werden, dass in sie Personen aufgenommen wurden, die nach § 32 des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) nicht auf genommen werden durften oder nach den §§ 33 und 34 GVG nicht auf genommen werden sollten." (S. 1)

"Und wieder ist es uns gelungen, in diesem Jahr während der Sommerferien 28 Aktionen in unser Ferienpassprogrammheft auf zu nehmen." (S. 2)

__________________
Michael Schneider


eingetragen von Christian Dörner am 15.01.2002 um 00.04

»Die Regulierungsbehörde hatte Ende März 2001 befunden, dass die derzeitigen DSL-Preise von mindestens 7,62 Euro nicht Kosten deckend seien.« (dpa, 15.01.2002)

Die neuen Regeln, die Kosten sparend (wegen »... spart Kosten«), aber kostendeckend (wegen »... deckt die Kosten«) vorschreiben, hat die dpa (wie auch die meisten Zeitungen) nach zweieinhalb Jahren Neuschreibung immer noch nicht verstanden.
Der neue Duden stellt bekanntlich kostensparend regelwidrig wieder her, im Duden-Universalwörterbuch wird jedoch erneut nur Kosten sparend zugelassen.
– geändert durch Christian Dörner am 16.01.2002, 13.22 –
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Norbert Schäbler am 16.12.2001 um 15.31

Auf der Titelseite der "AutoBild" vom 14. 12.01

VW Werkstatt-Test
Hoch geschraubte Erwartungen

__________________
nos


eingetragen von Theodor Ickler am 13.12.2001 um 19.29

"Sprechen, Sich-Ausdrücken, mündlich und später schriftlich, das lernt man heute sehr viel ausschließlicher als
früher in der Schule."

Das stammt aus einem Beitrag von Hans Maier in der heutigen WELT, anläßlich der PISA-Studie. Maier ist mitverantwortlich für die Rechtschreibreform, denn er war es, der als bayerischer Kultusminister und KMK-Vorsitzender den Arbeitskreis bestellte, der die Reform ausgearbeitet hat.

Heute ist er Mitherausgeber des "Rheinischen Merkur", der die Rechtschreibreform nicht nur umsetzt, sondern deren Kritiker durch eine gewisse B. Mogge-Stubbe verhöhnen läßt - sicher unter kräftiger Beteiligung des anderen Herausgebers Wolfgang Bergsdorf, der im Ministerium Kanther wahrscheinlich die wichtigste Kraft hinter Ministerialrätin Palmen-Schrübbers war - ohne die wiederum die Rechtschreibreform NICHT gekommen wäre!

Spricht man Maier heute auf die RSR an, reagiert er ganz unwirsch. Er will darüber kein Wort hören oder gar sagen.


__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 10.12.2001 um 01.19

[falschen Knopf gedrückt - gelöscht, E. P.]


eingetragen von Reinhard Markner am 09.12.2001 um 22.22

Feministen sind Leute wie Gregor Gysi, die in der Öffentlichkeit stets brav von »Wählerinnen und Wählern« reden, aber unter vier Augen sofort bereit sind zuzugeben, daß das lästig und doof sei.


eingetragen von Elke Philburn am 09.12.2001 um 21.10

Gibt es eigentlich auch Feministen?


eingetragen von Christian Dörner am 09.12.2001 um 20.25

Nein, die Kritiker, die ja der Inbegriff des Bösen sind, haben natürlich in den Augen der Feministinnen nur eine männliche Form.
Aus demselben Grund heißt es ja Wählerinnen und Wähler, Bürgerinnen und Bürger, Soldatinnen(!) und Soldaten usw., aber es bleibt selbstverständlich beim Giftmörder (obwohl es mehr Giftmörderinnen als Giftmörder gibt, denn Männer töten anders!), Kinderschänder und Rechtsüberholer. An der Praxis der Dudenredaktion läßt sich dies sehr gut erkennen.

Zu den Deutschlernenden: Seitdem die Kommission der Ansicht ist, Substantivierung wirke generell univerbierend, kann man nicht mehr sagen, ob dies der neuen Rechtschreibung widerspricht. Konform mit dem amtlichen Regelwerk sind die Deutschlernenden auf keinen Fall.
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Elke Philburn am 09.12.2001 um 19.48

Zitat:
Argumenten der Kritiker
KritikerInnen, Herr Dörner.

Ich bin eher über die Deutschlernenden gestolpert. Sollte man das nicht auseinanderschreiben? Begründen ließe es sich wohl nach § 36 E (1.2), aber wer weiß das schon so genau? Man könnte natürlich auch auf die Idee kommen, wohlmeinend analog zu wohl begründet und wohl tun auseinanderzuschreiben. Aber damit würde man sich freilich in die Nesseln setzen. Soo einfach geht das nicht.

– geändert durch Elke Philburn am 11.12.2001, 02.23 –


eingetragen von Ursula Morin am 09.12.2001 um 19.41

Jetzt stürzen sich alle Zeitungen über das Thema "Pisa-Studie", der eigene Beitrag zur Verschlechterung der Lesekompetenz (sogar von Erwachsenen) wird dabei natürlich unterschlagen: nämlich die voreilige, um nicht zu sagen eilfertige, Umstellung auf den Neuschrieb.

Heute steht im Spiegel Nr. 50 zur Pisa-Untersuchung: "Für eine Begleituntersuchung wurden Jugendliche befragt, ob sie auch einmal 'zum Vergnügen' außerhalb der Schule läsen. Bei den Nein-Antworten ist Deutschland Weltspitze: 42 Prozent der 15-Jährigen empfinden hier zu Lande Lesen als Zumutung."

Ich kann mich diesen 15jährigen nur anschließen. Es ist "zurzeit" und "hier zu Lande" eine ausgesprochene Zumutung, deutsche Zeitschriften und auch vieles andere - z.B. den Spiegel - zu lesen. Dennoch sollte man vielleicht versuchen, diesen Artikel zu lesen, der in seiner Heuchelei kaum zu übertreffen sein dürfte. Ich habe es leider nur bis zum erwähnten Text geschafft, siehe Kommentar zur "Zumutbarkeit" oben. Aber vielleicht gibt es ja jemand, der da belastbarer ist und seine Meinung dazu abgeben möchte.




eingetragen von Reinhard Markner am 09.12.2001 um 19.21

Man muß dazu wissen, daß es sich nicht um irgendwelche Linke handelt, sondern um Trotzkisten. Trotzkisten unterscheiden sich von Stalinisten in erster Linie dadurch, daß sie es Stalin übelnehmen, daß er Trotzki hat umbringen lassen. Gegen staatliche Maßnahmen auch der drakonischsten Art haben sie hingegen nichts einzuwenden, und anarchistische Tendenzen gehören sowieso ausgemerzt (Kronstadt !). Insofern konnte der Tenor des Beitrags gar nicht anders ausfallen.


eingetragen von Christian Dörner am 09.12.2001 um 16.08

Da die selbsternannte Sozialistin die sogenannte neue Rechtschreibung selbst nicht beherrscht (siehe 70-ern, aufrecht erhalten, um so mehr, Filosofie usw.), kann man wohl davon ausgehen, daß ihr einfach die nötigen Grundkenntnisse der neuen Regeln fehlen. Man – Entschuldigung, in linken Kreisen sagt man ja nur noch frau, das hätte ich fast vergessen – kann nicht vermuten, daß sie sich mit den Argumenten der Kritiker überhaupt auseinandergesetzt hat.
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Elke Philburn am 09.12.2001 um 15.38

Aus dem Sozi-Link:

Zitat:
Der Streit um die Reform, der von ihren Gegnern aufrecht erhalten wird, dreht sich allerdings am wenigsten um die Chancengleichheit von Arbeiterkindern, sondern geht von einem kulturkonservativen Standpunkt aus, der durch eine Änderung der Rechtschreibregeln eine Verflachung der deutschen Sprache befürchtet.

Was wollen uns denn die Sozialisten für ein Klischee aufbrummen? Daß Arbeiterkinder qua Herkunft dümmer sind und man sie deshalb bei der Reform besonders berücksichtigen müßte?

Was eine Verflachung der deutschen Sprache sein soll, müßten die wohl erstmal selber klären.


eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2001 um 02.52

Zufällig stieß ich auf folgende Adresse:

http://www.wsws.org/de/2000/aug2000/rech-a25.shtml

Schauen Sie doch mal rein!
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 09.12.2001 um 02.46

Ich bin dagegegen, die Schüler unnütz zu quälen, aber diese Rechtschreibreform, die sich unsere Kultusminister ausgedacht haben, ist keine Hilfe, sie ist einfach nur Murks ... wenn sich die Bürokraten schon daran vergreifen, dann bitte gleich viel radikaler – mit der gemäßigten Kleinschreibung. Damit hätte man jedenfalls an Europa gedacht und sich anderen Schriftsprachen angeglichen. Jetzt herrscht Chaos. ...

Ich hab´ den Eindruck, das ist so ein Professoren-Mulm, beschlossen von praxisfernen Gestalten, die nicht wissen, wo der Kellerschlüssel liegt, aber klug daherquasseln. Im übrigen lernt man Rechtschreibung nicht nur nach Regeln, Orthographie prägt sich auch durch das Erscheinungsbild ein. ...

Die Schreibweise eines Wortes zu ändern ist brutal. Stellen Sie sich mal vor, wie demnächst ein Gedicht von Sarah Kirsch aussieht. ... Die vertraute Gestalt eines Wortes erinnert einen doch sofort an eine Wortfamilie: Hinter jedem steht ein Schwarm anderer Worte. Sprache ist für mich Heimat. ...

Kinder mit Schreibschwierigkeiten gibt es immer. Laßt uns doch die Sache gelassener betrachten. Ich kriege häufig Briefe von gebildeten Greisen, und plötzlich, butsch, ist da ein Fehler drin. Das ist doch hübsch. Man ist froh, wenn heutzutage Leute überhaupt noch schreiben.

(Kempowski gehört zu den Erstunterzeichnern der Frankfurter Erklärung.)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 09.12.2001 um 01.18

Ich finde es übrigens schade, daß diese wichtigen und lesenswerten Artikel nicht so plaziert sind, daß die Aufmerksamkeit der Besucher stärker auf sie gelenkt wird.


eingetragen von Elke Philburn am 09.12.2001 um 01.10

Mir ist dieser Text auch als besonders entstellt aufgefallen. Die Neuschreibwörter scheinen überdurchschnittlich dicht gesät. Schlimm daran finde ich weniger die Lesbarkeit, die mir an sich keine Schwierigkeiten bereitet, als die Unmöglichkeit, die neuen Regeln während des Lesens zu erfassen und zu verinnerlichen. Mal des Öfteren, dann seit langem (klein geschrieben), mal wieder aufnehmen, dann wiedergeben, hier zu Lande, aber heutzutage. Und wenn man meint verstanden zu haben, daß jetzt mehr auseinander und groß geschrieben wird, kommt auf einmal zurzeit! Hätte man vor der Reform Sprachwissenschaftlern und Pädagogen so etwas als Muster eines rechtschreibreformierten Textes vorgelegt, wäre das Urteil vermutlich nicht sonderlich gut ausgefallen. Möglicherweise wäre man zu dem Urteil gelangt, daß so eine Schreibung für den Lernprozeß ausgesprochen schädlich sein muß, es sei denn, man hätte eine Beliebigkeitsschreibung angezielt.


eingetragen von Walter Lachenmann am 08.12.2001 um 18.40

Er schreibt dort:
»Sie (die Kultusminister) leisteten sich den Luxus einer völlig verkorksten Rechtschreibreform, die nach Meinung der unabhängigen Experten diesen Namen nicht einmal verdiente und die Verwirrung nur noch steigerte.«
Was er wohl dazu meint, wenn er seinen Beitrag in der verkorksten Rechtschreibung gedruckt sieht? Ein mehrfaches »hier zu Lande« »so genannt« und mehrere solcher Kleinodien.
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Theodor Ickler am 08.12.2001 um 18.23

Der Text von Kempowski steht auch schon auf unserer Nachrichtenseite (hinter den Texten aus der Kölnischen Rundschau, die auch vor ein paar Tagen schon einmal eingestellt worden sind).
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 08.12.2001 um 16.12

In der heutigen Welt am Sonntag stehen zu der PISA-
studie mehrere Beiträge.
Unter Politik/Zeitgeschehen schreibt
Walter Kempowski

"Wer hilft unseren Kindern?"

Auch schreibt er:
"Sie (die KM) leisteten sich den Luxus einer
völlig verkorksten Rechtschreibreform, die nach
Meinung unabhängiger Experten diesen Namen nicht einmal
verdient und Verwirrung nur noch steigerte":













__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Theodor Ickler am 08.12.2001 um 04.28

Aus dem Sprachreport des IdS 2/2001 (online):

Die Forensik bestimmte den Donnerstag Morgen

sogenannte Normalitätsfolien
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Karl Eichholz am 07.12.2001 um 09.05

„Eine amerikanische Studie ergab zudem, dass Fluglärm geplagte Kinder schlechter lesen lernen und in der sprachlichen Entwicklung benachteiligt sind.“
Suppjeckt, Predikaat, Oppjeckt: Wer oder was? Fluglärm. Wen oder was? Kinder.

ach, und noch was:

„E-Bomben zählen derzeit zu den modernsten Waffen der USA, der Nato und Australiens. Sie sind Waffen zur so genannten Informationskriegführung (IW: Information Warfare). Menschenleben werden von E-Bomben weit gehend geschont. Russland und wahrscheinlich auch China verfügen über ähnliche Bomben.“

Gehende Schonung also. (demnächst vermutlich „gehände Schonung“)

Hier noch ein wenig freies Bombardemang:
„ Dabei sei eine Einheit fast Opfer eines Taliban-Angriffes im Norden von Masar-i-Scharif geworden, berichtete Rumsfeld. Im letzten Moment hätten amerikanische Bomber, eilig herbeigerufen, die Einheit frei gebombt.“



__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Theodor Ickler am 07.12.2001 um 05.54

UNDER CONSTRUKTION

(Homepage der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.12.2001 um 15.37

Heute im Oberverwaltungsgericht Schleswig der protokollführende Beisitzer: „statt dessen – wird das noch auseinander geschrieben? Im Gesetz ist es auseinander geschrieben!" [Große (mitfühlende) Heiterkeit!]

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Elke Philburn am 01.12.2001 um 21.27

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
Solange diese Schreibweisen aber allseits - Zeitungsredaktionen ausgenommen - für Erheiterung sorgen, dürfte das Sprachgefühl aber noch intakt sein.

Ich denke mal, die gesprochene Sprache wird sich durch die Reform nicht beeinflussen lassen. Was den Leuten m. E. verlorengeht, ist die Fähigkeit, anhand ihrer sprachlichen Intuition eine Entscheidung für Zusammen- oder Getrenntschreibung zu machen. Das mag ja auch nach der alten Rechtschreibung nicht immer einwandfrei geklappt haben, aber die neuen Regeln werden diese Fähigkeit mit Sicherheit empfindlich stören.

Vor allem frage ich mich, was ab 2005 geschehen soll, wenn's ernst wird. Werden dann einige Lehrer strenger korrigieren als andere? Wenn's bis dahin keiner richtig begriffen hat, wer legt dann fest, was überhaupt als richtig oder falsch gelten soll?


eingetragen von Elke Philburn am 01.12.2001 um 21.07

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
»da capo al fine«.

Wehret den Italizismen!

(Her mit den Spagettis!)


eingetragen von Ursula Morin am 01.12.2001 um 20.54

Da hat Frau Philburn natürlich völlig recht. Was sich da in den Schulen derzeit abspielt, ist wohl das tatsächliche Problem. Nur werden wir die Auswirkungen des "Rechtschreibdrills" erst in einigen Jahren feststellen können. (Ich habe allerdings die Hoffnung, daß da gar nicht viel "gedrillt" werden kann, dazu müßte man die Regeln erst einmal auf eine für Schüler verständliche Weise interpretieren können - was ich nach drei Jahren eingehender Befassung mit denselben für ziemlich unmöglich halte).

Aber nehmen wir mal an, da bleibt im Unterricht doch etwas hängen, und nehmen wir einmal das Beispiel von den "besser gestellten" Prostituierten, das hier im Forum erschien: Bisher kann man auch bei Getrenntschreibung zumindest an der Aussprache noch erkennen, was gemeint ist(für Zeitungsleser wenig tröstlich). Solange diese Schreibweisen aber allseits - Zeitungsredaktionen ausgenommen - für Erheiterung sorgen, dürfte das Sprachgefühl aber noch intakt sein.

Meine Frage dazu: Werden die Unterschiede in der Aussprache im Unterricht überhaupt noch erwähnt? Wird erklärt, wie man die Zusammen- oder Getrenntschreibung als Stilmittel einsetzen kann? Und sollte das den Schülern nicht mehr beigebracht werden, besteht dann nicht doch die Möglichkeit, daß sie es außerhalb der Schule lernen - wo die meisten Deutschen wie eh und je sprechen, sofern wir nicht im Rahmen der Sicherheitsmaßnahmen gegen Terroristen und Störenfriede ganz allgemein nun auch noch eine Aussprachepolizei bekommen?
Was halten die Lehrer davon? Einige schauen doch bestimmt manchmal im Forum vorbei ...


eingetragen von Walter Lachenmann am 01.12.2001 um 18.11

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Zu Herrn Markner:

Es ist zwar kein Wunder, daß Oralprimaten einander loben, aber ein bißchen peinlich ist es mir doch.


Peinlich? Hier, im Kreise Ihrer Lieben, kann es (nicht nur) Ihnen auch passieren, daß Sie bei gleichbleibender Grundhaltung von ein und denselben Primaten im fliegenden Wechsel erst über den grünen Klee gelobt und dann wiederum bis in die hinterste Dschehenna verflucht werden, und das mit wiederholtem »da capo al fine«.

Unter Hinweis auf §§ 5,15 MarkenG nimmt der *** Verlag Titelschutz in Anspruch für:

»Von Oral-Primaten und Anal-Fabeten«
Lebenserinnerungen eines Don Quichotte der Rechtschreibung.«

Von T****** I*****


__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Reinhard Markner am 01.12.2001 um 15.04

Da kann ich nur sagen : Huba, huba !


eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2001 um 14.52

Zu Herrn Markner:

Ich hatte nur die neuere Reformbewegung im Sinn, also die Augst-Ära. Übrigens stelle ich zu meinem Schrecken gerade fest, daß ich einmal von Gerhard Augst gelobt worden bin:

"Für die Schreiben des Sachbearbeiters ist als Faustregel die Empfehlung von Theodor ICKLER zu unterstützen, daß der geschriebene Text ohne Mühe laut lesbar sein muß."

(Der öffentliche Sprachgebrauch. Bd. II: Die Sprache des Rechts und der Verwaltung. Hg.: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Stuttgart 1981, S. 267)

Es ist zwar kein Wunder, daß Oralprimaten einander loben, aber ein bißchen peinlich ist es mir doch.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 01.12.2001 um 14.37

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Heute, 02.12.01, vierspaltige Überschrift in Main-Echo, S.5, Sportteil:
"Klinsi war aus dem Häuschen: ´Besser hat's nicht laufen können, ein super Los`"
(Kommentar zur Auslosung der Fußball-WM 2002)

Supergelungenes Ex-Periment!

- Vielleicht dachte Klinsi wirklich an nicht ein "Superlos", sondern meinte "super" adjektivisch?
Mit "super" kann man inzwischen ziemlich viel machen:

"Ich finde das ziemlich unsuper."
"Weißt du, was noch superer wäre?"
"Und was das superste ist..."

(alles schon gehört!)
__________________
Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 01.12.2001 um 14.36

Wahrscheinlich ist es so, daß die s-Schreibung in der Bedeutung zurücktrat, als mit der Fraktur das lange s verschwand. Vor 1941 war jedenfalls die s-Frage schon sehr wichtig.


eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2001 um 13.31

Na, einfach so: Jahrzehntelang war allenfalls die Einheitsschreibung das ein Programmpunkt der Reformer, aber die Hauptpunkte waren Kleinschreibung, Eindeutschung, Wegfall der Dehnungszeichen, später auch Getrenntschreibung. Dagegen sind nun die Änderungen zu über 90 Prozent solche der s-Schreibung, und das dürfte sogar die Reformer überrascht haben.
Früher schieden sich die Geister demgemäß an der Kleinschreibung, heute ist die s-Schreibung das rote Tuch. Das ist doch, wenn man die Diskussion lange verfolgt hat (Sie sind ja noch jung, lieber Herr Markner), schon sehr komisch gelaufen.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 01.12.2001 um 12.40

Zitat:
Der traurige Witz der Sache ist, daß die "neue" s-Schreibung in den Plänen der Reformer eigentlich überhaupt keine Rolle spielte.
Wie meinen Sie das ?


eingetragen von Norbert Schäbler am 01.12.2001 um 12.23

Heute, 02.12.01, vierspaltige Überschrift in Main-Echo, S.5, Sportteil:
"Klinsi war aus dem Häuschen: ´Besser hat's nicht laufen können, ein super Los`"
(Kommentar zur Auslosung der Fußball-WM 2002)

Supergelungenes Ex-Periment!

__________________
nos


eingetragen von Theodor Ickler am 01.12.2001 um 05.33

Vielleicht darf ich als Antwort noch einmal hierhersetzen, was ich in meinem Kommentar zum Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung dazu geschrieben hatte. Ich meine, wenn selbst Christian Meier bereit ist, sich mit dem ss abzufinden, dann werden wir es wohl überhaupt nicht mehr loswerden. Die Reformbetreiber können daa dann als Sieg verbuchen. Eine künftige Generation von Deutschdidaktikern wird zwar feststellen, daß die Heysesche s-Schreibung schwerer und fehlerträchtiger ist als die Adelungsche, aber zur Reform in unserem Sinne wird es dann nicht mehr kommen - weil die Leute von Rechtschreibreformen die Nase voll haben und weil es dann gleich computergerecht auf die vollständige Abschaffung des ß hinauslaufen dürfte.
Der traurige Witz der Sache ist, daß die "neue" s-Schreibung in den Plänen der Reformer eigentlich überhaupt keine Rolle spielte.

Hier mein alter Text:


- Die grundsätzliche Zustimmung zur 1901 abgeschafften, neuerdings wiederbelebten "Heyseschen" s-Schreibung (fließen - Fluss). Die Akademie stellt zutreffend fest, daß diese Änderung wegen ihrer Häufigkeit in laufenden Texten das "Herzstück der Reform" sei: "Wer sie akzeptiert, gibt zu erkennen, daß er die Neuregelung nicht grundsätzlich bekämpft. Das Umgekehrte gilt ebenfalls." Sie ist also hochsymbolisch, sozusagen der Geßlerhut, an dem sich die Bereitschaft zur Unterwerfung unter die Staatsgewalt am deutlichsten zeigt. Einleitend hat die Akademie unmißverständlich klargestellt, "daß dem Staat die Legitimation zu tieferen Eingriffen in die Rechtschreibung fehlt". (Wieso "tieferen"? Was geht den Staat die Orthographie überhaupt an, wo er sich doch um Aussprache und Grammatik auch nicht kümmert?) Seltsamerweise schlägt die Akademie dann aber vor, "im Interesse einer Beilegung des Streites, zugunsten einer Wiederherstellung des 'Rechtschreibfriedens'", just diese Änderung zu übernehmen! Wie kann man hoffen, daß gerade dies den Frieden wiederherstellt? Sollen die Reformgegner gerade hier in die Knie gehen, wo es außerdem auch nach Ansicht der Akademie überhaupt keinen Änderungsbedarf gibt, denn die "Ersetzung des ß nach Kurzvokalbuchstaben durch ss ist weder systematisch geboten noch ist sie unproblematisch." (S. 4) Für Wörter wie Missstand wird sogar noch eine Ausnahme vorgeschlagen, so daß wir hätten Missbrauch, aber Mißstand! Wie und warum überhaupt sollen Schüler das lernen? Dabei war die bisherige Schreibung so leserfreundlich wie leicht lernbar, bis auf das/daß - aber dies bleibt ja erhalten (das/dass)! Wenn schon, dann sollte eher daß als Ausnahme bestehen bleiben, denn dass ist nach einem früheren Urteil Peter Eisenbergs die schlechteste denkbare Lösung.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 01.12.2001 um 00.31

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
Könnte es aber nicht auch so sein, daß man sich damit einfach weitere Diskussionen und die Befolgung der im übrigen noch idiotischeren Regeln ersparen möchte.

Das kann ich mir schon gut vorstellen. Wollte man die neuen Regeln nur den Altschreibern überstülpen, würde man viel mehr als die ss/ß-Schreibung wohl kaum durchsetzen können. Leider werden aber die Kinder in der Schule auf die neuen Regeln gedrillt, und ich möchte mal nicht sehen, was sich da so abspielt. Im schlimmsten Fall wird eine Generation von mehr oder weniger reformgeschädigten Schülern erzeugt, die im Gegensatz zu uns nie eine feste Rechtschreibnorm kennengelernt hat. Aber darüber kann man im Moment wohl nur spekulieren.


eingetragen von Ursula Morin am 30.11.2001 um 21.21

Es wird inzwischen immer deutlicher, daß das "ss" wohl das einzige Überbleibsel der Reform sein wird. Habe es bisher auch als Zeichen der Unterwürfigkeit gewertet. Könnte es aber nicht auch so sein, daß man sich damit einfach weitere Diskussionen und die Befolgung der im übrigen noch idiotischeren Regeln ersparen möchte. Auch bei sparsamem Gebrauch von "dass" (habe mir selbst inzwischen daß-Sätze weitgehend abgewöhnt) kann man nämlich bei Nachfragen von Kunden immer noch sagen, man hätte die neue Rechtschreibung benutzt ... Wer wollte das Gegenteil beweisen? Meine Kontakte in der Übersetzungsbranche sind inzwischen der Meinung, daß man sich den Rest des Regelwerks sparen kann, da es doch keiner jemals verstehen wird.
Verbleibendes Problem: Wie können wir auch noch die häßliche und unpraktische "ss"-Schreibung loswerden? (Es ist zwar gut möglich, aber zuweilen doch recht mühsam, Deutsch ohne daß-Sätze zu schreiben, zumal in "argumentierenden" Texten.)


eingetragen von Elke Philburn am 29.11.2001 um 11.26

Man bekommt ein bissel den Eindruck, daß man der neuen Rechtschreibung umso mehr Skepsis entgegenbringt, je wichtiger das Schriftstück ist.

Ich hätte ebenfalls Bedenken, eine Dissertation in Neuschreib anzufertigen. Womöglich kennen die Prüfer die Regeln nicht sehr gut und halten etwas für einen Rechtschreibfehler, was gar keiner ist. Auch das Ablenken vom Inhalt dürfte der Bewertung der Arbeit nicht gerade zuträglich sein. Ganz davon abgesehen, daß man erstmal irrsinnig viel Arbeit in sein Neuschreib investieren müßte, wollte man seine Sache auch nur annähernd richtig machen.


eingetragen von Theodor Ickler am 29.11.2001 um 07.54

Ich sehe jetzt immer wieder germanistische Texte, die ausschließlich die ss-Schreibung übernommen haben, wahrscheinlich im Sinne einer Ergebenheitsbekundung gegenüber den Kultusministern.
Zum Beispiel die Dissertation von Doris Weber "Genus", Peter Lang 2001, entstanden bei Prof. Elisabeth Leiss, Bamberg.
Ebenso ein Aufsatz von C. Fabricius-Hansen in der Eisenberg-Festschrift "Deutsche Grammatik in Theorie und Praxis", Niemeyer 2000. (Wirklich in Neuschreibung steht dort nur ein Aufsatz von Hartmut Günther, Mitglied der "Studiengruppe geschriebene Sprache", die sich auch mal sehr kritisch zur RSR geäußert hat, aber das ist lange her; und dann noch ein Text von Heinz Vater, ebenfalls Köln).

Solche Texte gelten als "umgestellt" und gehen bestimmt in die positive Bilanz der Reformer ein, die wir im nächsten Bericht zu lesen bekommen werden. Wenn es in der Hauptsache gar nicht auf die neuen Schreibweisen ankommt (K. Blüml), dann ist das ja auch richtig. Die ss-Schreibung ist idiotensicher, wird daher auch von Ministerialräten sofort erkannt und anerkannt: Wieder einer, der sich fügt! Gut so!
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 29.11.2001 um 05.32

»Die verbale Partnerwerbung bleibt nach dem ersten Kennen lernen eines Paares noch monatelang bestehen«

(Geoffrey F. Miller, Die sexuelle Evolution, Spektrum Akademie Verlag 2001 - zitiert nach: "BücherJournal Kiepert 12/01". Der Name des Übersetzers wird leider weder hier noch auf der Homepage des Verlags genannt.)
__________________
Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 28.11.2001 um 01.24

»Erdnuss-Creme mit Erdnußstückchen«
Ein Produkt der Krone GmbH, Rüsselsheim

(Es steht auch drauf : Cholesterin free, wo es Cholesterol free heißen müßte.)


eingetragen von Theodor Ickler am 24.11.2001 um 04.16

Ich bilde mir ein, gestern abend eine kurze Antwort auf Herrn Schäblers Bedenken hier eingestellt zu haben, aber wahrscheinlich habe ich den letzten Tastendruck vergessen. Ich hatte also - wie Herr Markner - auf die Rektion von "teuer" (mit dem Akkusativ des Maßes) hinweisen wollen, der in diesem Fall zu einem verkürzten "Milliarden (Mark) teuer" führt, nicht unbedingt elegant ausgedrückt, aber auch nicht falsch. Vgl. "zentnerschwer/Zentner schwer" usw.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Norbert Schäbler am 23.11.2001 um 21.16

Ich liebe Analogien. Sie waren in meinem Unterricht das A und O. Hintendran kamen die Ausnahmen, die es neuerdings nicht mehr geben soll.
Gleichschaltung ist wichtig.
Stammprinzip over all - staatsverordneter Overall – „so zu sagen“ Einheitskluft.

Was fällt mir zu „tief*verärgert“ ein? (* = fakultativ)
Zunächst: „hoch*verärgert, sehr verärgert, schwer*verärgert, arg verärgert ...“
Dann: „Sau verärgert, mordsverärgert ...“
Dann `ne Regel. Hast du ein Fugen-S, oder `ne Steigerung, dann darfst du zusammenschreiben.
Also: „sausverärgert, schwerstverärgert, tiefstverärgert, höchstverärgert ...“
Welch ein Schwachs-In.
(Mein Rechtschreibprogramm macht das übrigens alles mit!)
Nur den Schwachs-In will es nicht akzeptieren. Ein bißchen Ehrlichkeit gibt es doch noch.
Oder haben vielleicht auch hier die Kultusminister die Hand im Spiel?

__________________
nos


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.11.2001 um 20.24

„Könnten Sie mir mit einem Textbaustein aushelfen?" las ich einmal handschriftlich auf einem Beschwerdebrief an das Bildungsministerium, der versehentlich nicht an die textbehilfliche Dienststelle gegangen war, sondern an mich zurück. Anscheinend brauchen die Ministerien immer noch ihre „Textbausteine" auf. Heute unter Stellenangebote in der F.A.Z. Seite V10:

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Rochusstraße 1, Bonn sucht:
Lebensmittelchemiker/in: ...setzen wir voraus, daß..; verantwortungsbewußt; Lebensmittel nichttierischer Herkunft; Schwerbehinderte.

Stellenausschreibung des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen für die Stelle der Präsidentin/des Präsidenten bei der Polizei-Führungsakademie: Beschluß; ...läßt, daß...; Abschluß; daß (4x); Schwerbehinderter; Gleichgestellter; aber: Bewerbungsschluss ist der 31. Dezember 2001.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Norbert Schäbler am 23.11.2001 um 20.22

Und ich dachte, Studenten hätten gar nicht so viel Geld.
__________________
nos


eingetragen von Reinhard Markner am 23.11.2001 um 20.00

Gemeint waren Milliarden teure Übernahmen, also 1.000.000.000 mal x kostspielige Übernahmen.


eingetragen von Norbert Schäbler am 23.11.2001 um 19.41

Sehr geehrter Herr Professor Ickler!

Allmählich verstehe ich gar nichts mehr. Mein Sprachgefühl - eine Mischung aus grammatikalischer Sicherheit sowie Vertrautheit mit dem Wortrhythmus - läßt mich im Stich.
Ich suche weiterhin den Königsweg.

Ist es die Betonung?
Ist es die Grammatik?
Ist es der Formalismus?
Ist es die Liberalisierung?

Ich bin der Meinung, daß die Rechtschreibreform zu sehr die Stammschreibung favorisiert hat und deshalb die Unterscheidungsschreibung vernachlässigte. Als adressatenbewußter Schreiber trete ich aber für letztere ein.
Ich störe mich daran, wenn von „Milliarden teuren Übernahmen“ die Rede ist, denn ich müßte – da dies nicht dem Sprachusus vor 1996 entsprach – gleich zwei Druckfehler hinter dieser Darstellung vermuten.
Ich kenne dieses Attribut als „milliardenteurer“. Dabei ist das „m“ kleingeschrieben und zwischen den Wörtern ist kein Spatium.
Ein anderer Sinngehalt wäre es, wenn von „Milliarden teurer Übernahmen“ die Rede wäre. Hier läge ein einziger Druckfehler vor. Statt eines „r“ hätte der Drucker ein „n“ gesetzt.
Ich neige dazu, den Menschen nicht allzu viele Fehler unterzujubeln. Bei Kultusministern denke ich etwas anders.

Möglicherweise ist diese Darstellung zu kleinkariert, zu deutsch, zu vorschriftheischend. Trotzdem hätte ich gerne Aufklärung.

Mit Ihrer Erklärung stimme ich vollkommen überein. Es geht mir aber nicht um die verwendeten Stilmittel und deren grammatikalische Richtigkeit, sondern es geht um die Wirkung dieser angewandten Strategie.

Ich ziehe es vor, „milliardenteuer“ zu lesen, statt „Milliarden teuer“, weil sich bei mir bei einem Attribut (Frage: welches?) ganz einfach andere Assoziationen und eine schnellere Sinnerfassung einstellen. Da ist es tausendmal egal, ob man das auch anders schreiben könnte, denn, wenn man das anders schreibt, ist es kein einfaches Attribut mehr. (Um die Wortgruppe „Milliarden teuer“ satztechnisch zu entschlüsseln, muß man zwei Fragen stellen. Welches? und wieviel?) Das entbehrt der schriftsprachlichen Ökonomie sowie der Leserökonomie.

Ich erinnere an den Satz, der unsere Kritik ausmachte: Wir schreiben für die, die lesen.

__________________
nos


eingetragen von Christian Melsa am 23.11.2001 um 19.12

Aber der gebrachte Beispielsatz veranschaulicht bestens, warum milliardenteuren besser lesbar und verständlich gewesen wäre. Und ohne die Rechtschreibreform hätte das dort garantiert nicht so gestanden, sei es noch so sehr auch nach herkömmlicher Rechtschreibung strenggenommen kein Fehler.


eingetragen von Theodor Ickler am 23.11.2001 um 10.21

tief verärgert ist richtig, die Betonung unterscheidet sich ja auch deutlich von tiefgreifend.

Die Milliarden teuren Investitionen usw. sind auch nicht zu beanstanden, da teuer ja wirklich einen Akkusativ des Maßes regiert. Allerdings sind erweiterte Attribute immer etwas beschwerlich, aber das ist eine stilistische Frage. Immerhin gibt es einen Bedeutungsunterschied, den die Reformer einigermaßen erkannt haben: milliardenteuer bedeutet "eine oder mehrere Milliarden teuer", während Milliarden teuer tatsächlich nur "mehrere Miliarden teuer" bedeuten kann.

Die Sache ist in § 11 meines Rechtschreibwörterbuchs behandelt.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Norbert Schäbler am 23.11.2001 um 09.54

Börsenberichte, egal ob im Internet oder im Wirtschaftsteil von Zeitungen sind gespickt mit Dummdeutsch. Nicht nur, daß hier eine Anglizismusflut über den Leser hereinbricht, auch das Schicki-Micki-Schriftdeutsch wird hier vollendet dargebracht.
So steht zu lesen in einem Bericht zum Insolvenzantrag der Brokat Technologies AG vom 24. November 2001:
„Das operative Geschäft von Brokat soll aus der Brokat eFinance Technologies GmbH & Co KG heraus weiter geführt (sic) werden ...“
„Diese Tochtergesellschaft soll auch die Kundenbeziehungen aufrecht erhalten (sic).“
„Die Kleinaktionäre waren auf der Hauptversammlung tief verärgert (sic).“
„Mit den Gläubigern war eine hochverzinsliche (sic) Anleihe vereinbart worden.“
„Die Milliarden teuren (sic) Übernahmen in den USA im Jahr zuvor hatte das 1994 von ein paar Absolventen der Universität Tübingen gegründete Unternehmen nicht verkraftet.“
Insbesondere zu der letzten der oben dargebotenen sprachlichen Spitzenleistungen frage ich mich, wie es innerhalb von nur sieben Jahren möglich sein kann, in den USA Milliarden (von) Geschäftsübernahmen zu tätigen. Deutsche Studenten sind offensichtlich besser als ihr Ruf.

__________________
nos


eingetragen von Theodor Ickler am 22.11.2001 um 04.00

In der Rheinischen Post lese ich gerade, daß Uschi Glas nicht fremdgeht, weil ihr Hirn das nicht fertigbringen würde. Die selbsternannten Luder der Nation hingegen finden, ein wohlgeformter Körper sei mehr Wert als ein kluger Kopf. Der Papst entschuldigt sich bei den Polynesiern und will diese Entschuldigung auch anderswo erbeten. Zum Trost über dieses Gestammel erfahre ich, daß es neben den allseits bekannten Sex-Nonnen nun auch Anti-Sex-Nonnen gibt; die dürfen allerdings keinen Unterricht mehr geben.

Wie würde so ein Tag beginnen, wenn es die Zeitung nicht gäbe?

__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 20.11.2001 um 09.07

Das Bundesarbeitsministerium schreibt in seiner jüngsten Anzeigenkampagne schwerbehinderte Menschen. Das amtliche Wörterverzeichnis schreibt Getrenntschreibung vor. Auf die unangenehmen Folgen dieses Eingriffs aufmerksam gemacht, haben die Reformer den privilegierte Redaktionen von Duden und Bertelsmann diktiert, daß der Fachausdruck wieder zusammenzuschreiben sei. Der revidierte Duden enthält also das Stichwort schwerbehindert ('durch gesundheitliche Schädigung nur beschränkt erwerbsfähig'), Bertelsmann widerruft die Getrenntschreibung mit der läppischen Definition 'mit einem ärztlichen Attest versehen'.
Also Rückbau auf der ganzen Linie, nur nicht im amtlichen Verzeichnis.
Duden vermerkt noch, daß schwer behindert (mit Betonung auf beiden Wörtern) getrennt zu schreiben sei (wie schwer betrunken also) und erweckt damit den Anschein, dies sei es, was die Reform eigentlich gemeint habe. Das ist natürlich Unsinn - und was bedeuten die Sternchen im amtlichen Verzeichnis, wenn doch alles so bleibt, wie es vor der Reform war?
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 16.11.2001 um 12.44

Aus dem Brief eines Bundestagsabgeordneten an mich:

"...würde ich mich freuen, wenn Sie unserer Initiative auch in Zukunft Ihr Interesse entgegen bringen würden."

- Harmlos, aber ohne die RSR wäre es gewiß nicht zu dieser Getrenntschreibung gekommen. Haften geblieben ist von der ganzen Reform eben bloß, daß jetzt mehr getrennt geschrieben wird.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 15.11.2001 um 07.26

Es ist einfach so, daß die Entwicklung hier noch nicht abgeschlossen ist. Dabei darf man nicht aus den Augen verlieren, daß halber immerhin noch als Postposition im Gebrauch ist: der guten Ordnung halber usw. Entscheidend ist immer die Beleglage, und da bin ich grundsätzlich vorsichtig gewesen, wollte also etwas noch Übliches auf keinen Fall für falsch erklären. Das wäre nicht fair gegenüber der Sprachgemeinschaft, und außerdem würde man sich damit - wie schon oft gesagt - ein unendliches Lernproblem einhandeln.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 14.11.2001 um 21.19

Naja, ein bissel kann ich den Einwand schon verstehen.

Ohne Artikel gebraucht, würde ich hier auch Zusammenschreibung erwarten.

(Überschneidung mit Vorbeitrag)
__________________
http://www.vrs-ev.de/


eingetragen von Richard Dronskowski am 14.11.2001 um 21.18

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Im "alten" Duden steht, Ehren halber sei die "frühere Schreibung" von ehrenhalber und spiegele sich noch in der üblichen Abkürzung E. h. - Man trifft es noch sehr oft, und ich muß gestehen, daß ich es nicht verkehrt finde. Dieser Befund hat mich auch zu einem entsprechenden Eintrag im Rechtschreibwörterbuch bewogen.

Ich habe es wirklich als umständlich empfunden, "ehrenhalber" dagegen als zeitgemäß, da ich von Ihnen gelernt habe, daß es eben diese Tendenz zur Zusammenschreibung gibt. Auf der anderen Seite heißt es doch auch "anstandshalber" und nicht etwa "Anstands halber". Unterläuft mir hier ein logischer Fehler?

Vielleicht liegt es daran, daß mir der "h.c." einfach geläufiger ist.


eingetragen von Karl Eichholz am 14.11.2001 um 20.07

gefunden in Yahoo 14.11.01

Die freie Willensbildung der Wähler sei durch eine Täuschung der CDU beeinträchtigt worden, sagte der Verfassungsrechtler Martin Morlock für die SPD-Landtagsfraktion, die die Klage der Grünen unterstützt. Er nannte die Offenlegung der Parteifinanzen eine Wähler relevante Information.


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Theodor Ickler am 14.11.2001 um 19.33

Im "alten" Duden steht, Ehren halber sei die "frühere Schreibung" von ehrenhalber und spiegele sich noch in der üblichen Abkürzung E. h. - Man trifft es noch sehr oft, und ich muß gestehen, daß ich es nicht verkehrt finde. Dieser Befund hat mich auch zu einem entsprechenden Eintrag im Rechtschreibwörterbuch bewogen.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Richard Dronskowski am 14.11.2001 um 18.19

Zum Schmunzeln: Die RWTH berichtet heute auf ihrer homepage (www.rwth-aachen.de) über die Verleihung der Ehrendoktorwürde an einen verdienten Wissenschaftler, allerdings "Ehren halber". Hübsch, nicht?


eingetragen von Reinhard Markner am 14.11.2001 um 16.46

»Das waren vielleicht Aufsehen erregendsten Stationen einer Entwicklung, die vielen Menschen nicht nur Hoffnung auf neue Heilungschancen, sondern zunehmend auch Angst und Sorge macht.«
Grußwort der Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude
http://www.life-science-live.de/gruss3.htm

»Es war der Aufsehen erregendste Prozess der Bundesrepublik.« [I. d. in der Geschichte der Bundesrepublik.]
http://www.mdr.de/doku/themen/index_thema113.html

»Kgafela ist einer der Aufsehen erregendsten jungen Musiker und Schriftsteller Südafrikas.«
http://www.voelkerkundemuseum.com/web/marktpro.htm

»[. . .] der Unterschiede zwischen den Geschlechtern ist nicht nur das Aufsehen erregendste Thema unserer Zeit, es könnte das tiefgreifendste [!] überhaupt sein [. . .]«
http://www.clv.de/pdf/255286.pdf


eingetragen von Michael Schneider am 14.11.2001 um 16.20

Eng wurde es auch um Platz 1 links aussen, wo Pascal Jenny und Carlos Lima eine Schlagzeilen trächtige Meisterschaftsendphase boten.
http://www.handballworld.com/archiv/00/04/saisonteam.htm

... sind es einige wenige Schlagzeilen trächtige Prüfverfahren, mit denen die BAM in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
http://www.dbb-nrw.de/magazin/2001/5/bundesanstalt.htm

Denn nicht nur das Schlagzeilen trächtige Thema "MP3" ist Gegenstand der Diskussion um Raubkopien, nach wie vor ist jegliche Art von Software von illegaler Vervielfältigung betroffen.
http://www.giga.de/x-stream/archives/s/martinawimmer/

Auch die Schlagzeilen trächtige Rückrufaktion des Sportwagens TT im Jahr 1999 hat kaum Kratzer am Image des Ingolstädter Autoherstellers hinterlassen.
http://www.pustertaler-zeitung.it/inhalt05.html

Die Schlagzeilen trächtige Geschichte hatte dem Gemeindevertreter zwar zunächst ein "Hausverbot bei RWE" beschert.
http://www.mannheimer-morgen.de/archiv/2001/06/15/lokales_und_region/
buerstadt_biblis/20010615_20_r640000011_16401.html


eingetragen von Reinhard Markner am 09.11.2001 um 20.32

Kam heute mal wieder an einem Restorang (so die schwedische Schreibung) vorbei, das Thunfisch [sic] im Angebot hatte, und beschloß daraufhin, das Netzorakel nach einem Zwischenstand zu befragen. Es meldet 16200:1410 und fragt mich treuherzig : »Meinten Sie Thunfisch ?«

Der zweite Treffer für »Tunfisch« stammt von der Seite http://www.delphinschutz.org.


eingetragen von Walter Lachenmann am 08.11.2001 um 18.53

Vielleicht sollten Sie es ihm erklären. Es leuchtet auch Laien ein.
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Theodor Ickler am 08.11.2001 um 18.45

Aus Kürschners Korrekturen zu seinem Buch (Orthografiereform.de):

"Anders als notiert wurde “Pleite” in “Pleite machen” auch früher schon großgeschrieben; neu ist die Großschreibung in “Pleite gehen”. Der Eintrag muss also folgendermaßen lauten: “pleite+ gehen > Pleite* gehen”"

Daß Pleite gehen grammatisch falsch ist, hat Kürschner offenbar noch nicht verstanden.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 07.11.2001 um 16.57

Beer forderte, es müsse klar gestellt werden, dass ein Bundestagsbeschluss über den Einsatz kein Freibrief zur Stationierung von deutschen Soldaten im Ausland sei. Zudem müsse sicher gestellt werden, dass der Bundestag im Fall einer Eskalation des Krieges neu befasst werde.

(T-Online 8. 11. 2001)

(Die Neuschreibung bleibt bei klarstellen und sicherstellen.)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2001 um 18.34

Berliner Zeitung, 29.11.1999

Der zur Zeit raubenden Folklore gewordene Streit zwischen "linken" und "rechten" Studentenvertretern geht auch an der Humboldt-Universität weiter.

http://www.studentenpolitik.de/presse/000502bz.htm

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Christoph Kukulies am 01.11.2001 um 14.45

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Zur Zeit bin ich Probeabonnent des Berliner "Tagesspiegels". Natürlich wird daraus kein richtiges Abonnement werden (das hatte ich vor 24 Jahren mal, als ich in Berlin wohnte und der Tagesspiegel noch eine orthographisch unversehrte Zeitung war).
[...]
So einen Mist kann man doch nicht abonnieren! Natürlich ist der Inhalt (wenigstens manchmal) wichtiger als die Rechtschreibung, aber wenn die Rechtschreibung ein Bekenntnis zur Leserverachtung ist, dann ist sie wiederum wichtiger als jeder Inhalt. Sie disqualifiziert, und zwar unheilbar.



Ich wünschte, man könnte allen Zeitungsmachern ein Probeabo dieses Forums zukommen lassen. Es muß doch endlich mal das Qualitätsargument greifen und weitere Blätter zur Umkehr bewegen.

__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Christoph Kukulies am 01.11.2001 um 14.32

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Prozessin Stéphanie von Monaco schwanger vom Zirkuschef (News-Ticker der WELT)

(Gehört nicht hierher, ich weiß, aber komisch ist es schon.)


Ist aber interessant. Ich weiß nicht, wie es anderen erging, aber ich mußte zweimal hingucken, bevor ich es erkannte. Der letzte Teil des Satzes ist derart informationsbeschwert, daß man bei Stephanie die Prinzessin längst abgehakt hat.
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Theodor Ickler am 31.10.2001 um 10.36

Prozessin Stéphanie von Monaco schwanger vom Zirkuschef (New-Ticker der WELT)

(Gehört nicht hierher, ich weiß, aber komisch ist es schon.)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 31.10.2001 um 07.27

Die neue Rechtschreibung verlangt zwingend Hilfe suchend . Damit wird aber in aufdringlicher Weise an einen wörtlichen Sinn erinnert, der in den meisten Fällen gar nicht gemeint ist:

Hilfe suchend sah sie ihn an.

In Wirklichkeit suchte sie keineswegs Hilfe, sondern sah ein bißchen ratlos aus (wie ein Schaf, daher belämmert, nicht wahr?).

Ich denke, ab und zu muß man auch an diesen ganz gewöhnlichen Schwachsinn erinnern.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.10.2001 um 05.49

Prof. Dr. Ehrenfried Stelzer, Kriminalist, Wirtschaftsrechtler:

Ein am 5. November 1999 beinahe gehaltener Diskussionsbeitrag
.....
In der DDR ist man mit Lyssenko in concreto nicht zu spät fertiggeworden. Aber ich muß, da Sie mir bisher nachgesehen haben, daß meine Bemerkungen etwas persönlich geraten sind - wie sollten sie nicht, wie könnte man lau über Niedertracht reden? - , auch daran denken und davon sprechen, wie in der 50er Jahren in der DDR Einstein geschmäht, wie hier zu Lande (Oh über den neuen Duden! - nicht zu Wasser?) die Kriminologie als bürgerlich verpönt war, so daß es trojanischer Pferde bedurfte, um sie zu etablieren...

http://www.damu.de/ehr_3_99.htm

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.10.2001 um 05.12

http://www.archinet.de/a-info.htm :

ARCHiNET-Büro-Porträts: Sie werden es nicht glauben: es gibt auch hier zu Lande (Duden96 statt hierzulande!) schon einige Büros, die sich im Netz darstellen ...

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 30.10.2001 um 09.07

Finden Sie das Original:

Begegnung und Dialog brauchen Respekt und Vertrauen.
Dialog und Vertrauen brauchen Begegnung und Respekt.
Respekt und Vertrauen brauchen Begegnung und Dialog.
Vertrauen und Begegnung brauchen Dialog und Respekt.
Dialog und Respekt brauchen Vertrauen und Begegnung.



Was das mit Rechtschreibung zu tun hat? Nun, der Verfasser erregte vor einigen Jahren mit dem pythischen Spruch Aufsehen: "Die Rechtschreibreform ist ebenso überflüssig wie der Protest dagegen."

Hinweis: Die Auflösung finden Sie in Anzeigen der Lufthansa ("Der Aviation Konzern")
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2001 um 17.55

ARD 23.10.01 Pastor Fliege ca. 17:45
Behördliche Verfolgung eines äpfelnden Reitpferdes
In den Untertiteln: „Ross-Bollen ..." „Pferde-Mist ..."
Flieges Fazit: „Scheiß-Haufen [?]... entschuldigen Sie, daß ich mich so ausgedrückt habe, aber manchmal geht es mit mir durch ... und passen Sie gut auf sich auf!"


__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 22.10.2001 um 18.34

Name des Beitrags: "Hitlers Dr. Faust" bleibt auf
der Bühne blass und sperrig

Im Text:Oberths Buch "Wege zur Raumschifffahrt" (1929)(...)

Heißt der Titel wirklich so? - "fff"?

Gefunden in der WAZ vom 23.10.01 /KULTUR


__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Theodor Ickler am 22.10.2001 um 16.11

finde ich auch, daß Lutz Götze 1996 tatsächlich glaubte, man müsse nun "einschänken; Wein, Kaffee einschänken" schreiben (Bertelsmann, Die neue deutsche Rechtschreibung). Der Band ist 2 Millionen mal verkauft bzw. verschenkt (bzw. "verschänkt", wie man hier in Erinnerung an die offensichtlich besoffenen Verfasser sagen müßte) worden, hat ein rühmendes Geleitwort von Klaus Heller und ist laut Anweisung der Kultusminister an die Schulen als gültig zu betrachten - auch heute noch! Die Schüler können sich ohne weiteres darauf berufen.
Übrigens war bei "ausschenken" keine Änderung vorgesehen, und auch der Eintrag "einschänken" ist in einem späteren Nachdruck korrigiert worden.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 22.10.2001 um 14.51

Aus einem Prospekt des Deutschen Jugendherbergsverbands:

Familien-
urlaub

Die schönsten
Landschaften kennen
lernen mit der
ganzen Familie.



eingetragen von Theodor Ickler am 20.10.2001 um 03.59

Aus der WELT vom 20. 10. 2001:

Habermas ist auch soweit (!)

Krauses Klartext

Die Linken haben's gut. Jeder ihrer Irrtümer, von denen sie sich verabschieden, wird von einem Mediengetöse begleitet, als gehe uns allen ein Erkenntnisrutsch durch Mark und Bein. Die Linken begreifen nach den Ereignissen von 1989, dass der Nationalstaat keineswegs abgedankt hat. Eine Selbstverständlichkeit, aber das ganze Land atmet auf.
Sie bequemen sich nach dem Golfkrieg zu der Einsicht, dass in extremis immer noch die Gneisenau(? der auch?)-Formel vom Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln gilt.
Auch nicht so furchtbar erschütternd. Aber der Dankesbezeugungen für dieses Dazulernen ist kein Ende.

Nun hat der Chefdenker der altbundesrepublikanischen Linken, Jürgen Habermas, in seiner Friedenspreisrede den engen Rationalismus seiner bisherigen Überzeugungen über Bord geworfen und in der ihm eigenen gewundenen Sprache gemahnt, "sich die unabgeschlossene Dialektik des eigenen, abendländischen Säkularisierungsprozesses" bewußt (!) zu machen.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 20.10.2001 um 03.41

"probesitzen" gehört zu der großen Gruppe von Fällen, bei denen die Schreibweise noch schwankt. Die Selbständigkeit des Substantivs ist schon eingeschränkt (kein Artikel, auch keine Verneinung mit "kein", sondern mit "nicht", kein Plural). Bei "teilnehmen" ist die Zusammenschreibung vollständig durchgedrungen, bei "Stellung nehmen" noch gar nicht, und "probefahren" bzw. "Probe fahren" ("sitzen" usw.) steht mitten dazwischen. Wir sind ein bißchen überempfindlich geworden gegen alles, was wie Neuschrieb aussieht, und wenden uns natürlich gegen die Verordnung einer der beiden möglichen und üblichen Schreibweisen als alleingültig, aber ich denke, wir sollten die Tatsachen anerkennen, denn das ist ja gerade unsere Stärke.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Elke Philburn am 19.10.2001 um 18.48

Zitat:
Ist meine Wahrnehmung eine persönliche Marotte, oder beurteilen auch andere Sprachnutzer das oben genannte Problem unterschiedlich?

"Auf neuem Sofa vor dem Kauf Probe sitzen"

ist sowieso schon eine verkürzte und damit grammatisch unvollständige Form für einen Satz wie

"Auf dem neuen Sofa können Sie vor dem Kauf Probe sitzen."

Dadurch dürfte die als unkorrekt empfundene Neuerung noch stärker ins Auge fallen.

Ich denke, dass die Rechtschreibreform hier in der Tat inkonsequent durchgeführt wurde, und dass bei Ausdrücken mit Nomen und Verb wie 'Schlange stehen' oder 'Probe sitzen' vielmehr die Klein- und Zusammenschreibung hätte durchgesetzt werden wollen.

Begründung:

'Probe sitzen', funktioniert grammatisch als EIN Wort, nämlich ein trennbares Verb und fällt damit in dieselbe Gruppe von Verben wie 'zuschließen', 'aufmachen' oder 'reingehen'. Es fällt NICHT in die Gruppe von Ausdrücken, die aus Verb und Objekt bestehen wie 'Rad fahren' oder 'Wäsche waschen'.

Beispiel: Zwischen 'Wäsche' und 'waschen' oder 'Rad' und 'fahren' kann man Wörter wie 'jederzeit' oder 'überall' setzen:

'Sie können Wäsche jederzeit waschen'

'Sie können Rad überall fahren'.

Bei zusammengesetzten Verben wie 'reingehen' und 'aufmachen' funktioniert das nicht:

*'Sie können auf jederzeit machen.'

*'Sie können rein gern gehen.'


Nun 'Probe sitzen':

*'Sie können Probe gern sitzen.'

Auch eine Pluralbildung des Nomens ist nicht möglich, was ebenfalls auf eine stärkere Bindung des Nomens an das Verb hinweist.

Vgl:

Sie fahren Räder.

*Sie sitzen Proben.


In Anlehnung an bereits vorhandene Regeln wäre die Schreibung 'probesitzen' die konsequenteste.

Die von Herrn Schäbler monierten Sätze sähen dann so aus:

"Auf neuem Sofa vor dem Kauf probesitzen"

"Vor dem Kauf können Sie probesitzen."

(NB: Wahrscheinlich teilt nicht jeder die Meinung, dass grammatische Analysen für die Rechtschreibung richtungsweisend sein könnten, aber sie zeigen m. A. n. das auf, was der Sprecher über seine Sprache 'weiß', auch wenn er es nicht verbalisiert. Mit linguistischem Fachwissen von Seiten des Sprechers hat das - wie man weiß -nichts zu tun.)


eingetragen von Christian Melsa am 19.10.2001 um 14.56

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karl Eichholz

(so im direkten Vergleich wird auch wunderbar deutlich, daß der Platzbedarf der Neuschreibung erheblich größer ist. Hier in einer einzigen Zeile immerhin 5 bis 6 Buchstaben Überhang.)


Na ja, das kommt ja fast nur durch die sehr übertriebene Binde-Strich-Setzung, die die Reform so nicht erzwingt. Normalerweise wäre die Reformvariante nur ein Zeichen länger (der Zwischenraum zwischen Versuch und sitzen).


eingetragen von Karl Eichholz am 19.10.2001 um 08.14

Man mußes ja nur noch ein wenig übersetzen, um zu noch haarsträubenderem zu gelangen:

1. Kommen Sie in unsere Polster-Möbel-aus-Stellung! Hier können Sie nach Lust und Laune Versuch sitzen.

2. Kommen Sie in unsere Polstermöbelausstellung! Hier können Sie nach Lust und Laune versuchsitzen.

Die zweite Variante, obwohl etwas ungewohnt, könnte man glatt als normales Deutsch bezeichnen.


(so im direkten Vergleich wird auch wunderbar deutlich, daß der Platzbedarf der Neuschreibung erheblich größer ist. Hier in einer einzigen Zeile immerhin 5 bis 6 Buchstaben Überhang.)


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Jörg Metes am 19.10.2001 um 07.42

Das eine stört mich so sehr wie das andere. Aber vielleicht erfaßt das Auge die kürzere Wortgruppe um eine Winzigkeit schneller? Und das Sprachgefühl ist um eine Winzigkeit früher gestört?

Noch ein größerer Dorn im Auge als "Probe sitzen" ist mir aber "Probe fahren", weil es ja auch noch die "Probefahrt" gibt, selbst bei den Reformern (vergeblich mahne ich bei ihnen die Einführung der Schreibweisen "Probe Fahrt", "Test Fahrer", "Menschen Fresser" etc. an).
__________________
Jörg Metes


eingetragen von Norbert Schäbler am 19.10.2001 um 07.08

Heute stieß ich in einer Zeitungssonderbeilage auf folgende Überschrift:
"Auf neuem Sofa vor dem Kauf Probe sitzen"
An die Überschrift schloß sich folgende fettgedruckte Einleitung an:
"Vor dem Kauf eines Sofas sollte auf dem neuen Sitzmöbel so lange wie möglich Probe gesessen werden."

Mein Sprachgefühl und meine freiheitliche Gesinnung sträuben sich ohnehin gegen die verordnete Getrenntschreibung, aber ich stellte fest, daß ich die Wortgruppe "Probe sitzen" in der Überschrift stärker ablehnte als die im Text verwendete ebenfalls unsinnige Kombination "Probe gesessen werden".

Meine Fragen:
1. Ist meine Wahrnehmung eine persönliche Marotte, oder beurteilen auch andere Sprachnutzer das oben genannte Problem unterschiedlich?
2. Wodurch könnte die unterschiedliche Bewertung begründet sein? Ist dafür die Textlänge (Überschrift acht, Text 17 Wörter) oder der Wechsel der Zeitstufe ("Probe sitzen" - "Probe gesessen werden") verantwortlich?

__________________
nos


eingetragen von Theodor Ickler am 13.10.2001 um 14.50

Eine Meldung in der Sächsischen Zeitung ruft noch einmal in Erinnerung, daß der Rechtschreibduden 2000 tatsächlich zu einem der "schönsten deutschen Bücher" gekürt worden ist. Nun, über Geschmack kann man streiten, ich finde das grelle Gelb und auch die sonstige Aufmachung nicht besonders schön - man vergleiche doch nur einmal Bücher aus dem Oreos-Verlag!
Der labberige, nach kurzer Benutzung zerfallende Einband ist bei einem Rechtschreibwörterbuch geradezu lachhaft. Erstmals ist auch die ungleiche Länge der Spalten nicht ausgeglichen, das scheint technisch nicht bewältigt zu sein, aber so genau sieht die Jury wohl nicht hin.

Auf dem vorderen Einbanddeckel geht es gleich mit einem Fehler los. Als Mustereintrag steht dort: "Dienstag früh". Das ist der Stand von 1996. Nun hat aber die Kommission inzwischen beschlossen, daß es analog zu "morgen Abend" auch "morgen Früh" geben soll - absurd genug, aber Bertelsmann und Duden haben sich gefügt. Daraus folgt aber mit Wochentagen die Zusammensetzung "Dienstagfrüh" (wie "Dienstagabend"). Der Einbanddeckel weiß davon noch nichts.
Was für ein "schönes Buch"!
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Dörner am 12.10.2001 um 20.10

Samstag, 13. Oktober 2001, 21:53 Uhr, n-tv-Online:

»Beamte des Pentagons bestätigten dem n-tv Partnersender CNN, dass eine Laser gesteuerte Neun-Kilo-Bombe ihr geplantes Ziel um etwa 1.600 Meter verfehlt habe.«

Ist das nicht Besorgnis erregend?
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Reinhard Markner am 11.10.2001 um 14.42

»Das Siemens S45 lässt sich ganz leicht mit Microsoft Outlook [das ist ein bekanntes Virenversendungsprogramm] synchronisieren. [. . .] Sie werden ein Musterbeispiel an Effizienz und Ordnung. Das bedeutet allerdings nicht, dass Ihre Rechtschreibung dadurch automatisch besser wird.«

Anzeige in der F.A.Z., 12. 10. 2001, S. 27


eingetragen von Theodor Ickler am 11.10.2001 um 06.46

Aus der Anzeigenkampagne, mit der sich FAG Kugelfischer gegen die Übernahme durch INA wehrt:

"Außerdem arbeitet der FAG-Vorstand bereits an sehr attraktiven Wert steigernden Maßnahmen."

(FAZ, Oktober 2001)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 09.10.2001 um 14.54

Laut heutiger TAZ werden in dem gewaltigen Werk
Etienne François/Hagen Schulze (Hg.): "Deutsche Erinnerungsorte", C. H. Beck, München 2001
auch literarische Werke behandelt: das Nibelungenlied, Madame de Staëls "De l'Allemagne" und der DUDEN (!) ebenso wie "Faust", "Jud Süß" und "Professor Unrat".
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 09.10.2001 um 14.38

Für Kenner und Liebhaber ist es schon ein köstliches Schauspiel, wie die Wörterbuchredaktionen grübeln, ob man "die oberen Zehntausend" nun groß schreibt (wie bisher) oder vielleicht (auch?) klein. Das Dumme ist nänmlich, daß unter § 58 E5 zwar "hundert" und "tausend" (und das Dutzend, unpassenderweise) als Kardinalzahlen unter einer Million erwähnt sind, aber eben nicht zehntausend.
Das eigentlich Wunderbare sind aber die verschlungenen Wege des englischen Vorbilds, der "Upper ten" also. Hier meinte Bertelsmann zunächst, "upper ten, auch Upper-Ten" sei nun das Richtige. Eine spätere Ausgabe der ersten Auflage brachte "upper ten, auch Upper Ten". Die zweite Auflage rang sich zu "Upperten, auch Upper Ten" durch. So stand es auch in der reformierten Ausgabe von Dudens Universalwörterbuch. Aber inzwischen scheint der Dudenredaktion der Kragen geplatzt zu sein, sie hat den ganzen Eintrag gestrichen. Wer wird ihm nachtrauern?
Die Kultusminister haben bekanntlich angeordnet, alle Schreibweisen aller Wörterbücher anzuerkennen, damit den Schülern kein Nachteil entsteht. Folglich gelten jetzt:
Upper ten
Upper Ten
Upper-Ten
Upperten

Aber wissen das die Lehrer auch? (Na ja, ich weiß schon, Schüler schreiben so etwas gar nicht.)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 09.10.2001 um 14.19

Bei "festhalten" hat der seltsame Eintrag im amtlichen Wörterverzeichnis in der Tat dazu geführt, daß die Wörterbuchmacher zunächst meinten, dies würde nur noch
in der Bedeutung"schriftlich fixieren" zusammengeschrieben. Anders kann man die Einträge unter "fest" und unter "festhalten" nicht verstehen. Im Zuge der Revision
versuchten sich die Reformer darauf hinauszureden, mit dem getrennt geschriebenen "fest halten" hätten sie gemeint "mit festem Griff halten", und so ist es jetzt in den
überarbeiteten Wörterbüchern zu lesen. Aber es ist natürlich ziemlich unwahrscheinlich, daß dieses adverbiale "fest halten" überhaupt durch einen eigenen Eintrag
berücksichtigt sein könnte.
Ähnlich ging es mit "hart gesotten", womit angeblich nur hartgesottene Eier gemeint gewesen seien, während die Politiker nach wie vor "hartgesotten" sein sollen.
Auch Duden führt jetzt "hartgesotten" als "alte Schreibung" an, obwohl es im alten Duden gar nicht drinstand! Und wie feinsinnig das Ganze ist! Das sollen Schülern
nun lernen.

__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Melsa am 09.10.2001 um 07.40

Hamburger Abendblatt, 10. Oktober 2001, S.4:

Bundesaußenminister Joschka Fischer hat die Taliban aufgefordert, die in Afghanistan festgehaltenen acht Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now bedingungslos frei zu lassen

Wie kann man sie frei lassen, wo sie doch noch gar nicht freigelassen sind? Merkwürdig, daß nicht gleich auch fest gehaltenen geschrieben wurde.

Gleiche Ausgabe, S.8:

Und das Bild gewordene Erschrecken lebt in unseren eigenen Köpfen fort und lähmt unser Handeln.


eingetragen von Theodor Ickler am 06.10.2001 um 12.48

"Zum Tode Ihrer zahlreichen an Bord befindlichen Mitbürger übermittle ich Ihnen mein tiefempfundenes Mitgefühl."

(Kondolenzschreiben von BK Schröder an Ministerpräsident Sharon, Internetseite der Bundesregierung)

"tief empfunden [alte Schreibung tiefempfunden]" (Duden)

Wenn es wirklich ernst wird, kehrt die hohe Politik zur bewährten Rechtschreibung zurück.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 06.10.2001 um 12.44

"Herzlich Willkommen beim Auswärtigen Amt"

(Internetseite des AA)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Karl Eichholz am 30.09.2001 um 22.54

Macher
1608 - Jan Lapprey (Hans Lippershey) stellt bei
der niederländischen Regierung seine Epoche
machende Erfindung des Fernrohrs vor

meistens
"Wir werden die meist gehasste Nation der Erde sein"

Schreibende Hersteller
Berlin (Reuters) - Der hohe Verluste schreibende Automobilhersteller
Opel will nach Aussage seines Vorstandschefs Carl-Peter Forster seine
Modellpalette radikal wandeln


nichts ungenutzt lassen:
Eine der beliebtesten und meist genutzen Funktionen bei GMX ist
sicherlich das Versenden von SMS-Nachrichten (kurz simsen).
Verständlich, ist ja auch toll

am gehendsten
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) verlangte weit
gehendere Maßnahmen gegen die steigende Belastung der
Menschen durch elektromagnetische Strahlung.



__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Walter Lachenmann am 30.09.2001 um 19.48

Als anständiger Mensch liest man sowas ja eigentlich nicht, aber das weiß man erst, wenn man's gelesen hat: die Zeitschrift COSMOPOLITAN. Im Hotelzimmer liegt sie ganz oben auf dem Tisch und ist so lecker bunt und glänzend gedruckt, daß man einfach zugreifen muß. Man lernt auch einiges dabei.
Der Kosmopolit unserer Tage hat es einerseits gut, denn er lebt in Luxus und Schönheit, er kann sich alles leisten und tut es auch. Er hat aber auch schreckliche Probleme, insbesondere in seinem Sexualleben. Hier wird offen ausgesprochen, daß wir alle in Wirklichkeit immerzu nur eines wollen, nämlich genau das, und zwar wirklich rund um die Uhr und allüberall und so pervers, wie ein Fachjournalist sich das nur ausdenken kann. Man hat sich andererseits überhaupt nichts zu sagen, und zu allem Unglück klappt die angeblich schönste Sache der Welt in ca. 75 % aller Vorkommen sowieso nicht. Darüber will COSMOPOLITAN hinweghelfen mit Kosmetika, Dessous und Dessus, Wellness und Lifestyle. Dazu gehört etwa auch eine Schlemmer- und Kunstreise ins Veneto, wo die feinsten Dinners, von kumpelhaften Sexsterneköchen wie miniaturartige Fleißbildchen auf Riesentellern hingehaucht, den appetitlosen Magen einerseits nicht belasten aber andererseits doch so teuer sind, daß über die Erlesenheit der Speisen von daher kein Zweifel möglich ist (Schnittlauchsüppchen an einem Semmelbröselchen, cucina povera), wo die elegantesten und teuersten Hotels den parfümierten Sexversagern ein standesgemäßes Obdach bieten, unter dem sie ihre Impotenz und ihre Beziehungslosigkeit in traditionsgetränktem Ambiente betrachten, betrauern, beträumen können, bei einem wehmütigen Sundowner (ein Glas Prosecco, 0,1 l, auf Rosenöl, dazu werden ein Zimtstern aus der Basilicata und eine Chardonnay-Rosine aus Umbrien gereicht). Die Unterschrift unter einem Farbfoto, das eine malerisch-triste Terrasse einer zum kosmopolitischen Luxushotel umstilisierten Renaissancevilla mit ein paar verloren herumkauernden Wohlstandskadavern zeigt, lautet denn auch: Perfekter Ort zum Gedanken schweifen lassen.
Was da wohl schweift? Gedanken? Luxus ist so traurig, so tragisch, so einsam. Und es klappt buchstäblich hinten und vorne nicht - that's lifestyle!

__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2001 um 10.03

Das letzte Wort in dieser Zeit raubenden Debatte hat der oberste Führer der Taliban-Bewegung, Mullah Mohammed Omar. (FOCUS 10.9.01 S.292)

Vor 50 Jahren - DER SPIEGEL vom 18. Juli 1951: Wettereinfluss auf Psyche und Körper (SPIEGEL v.16.7.01)

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Jörg Metes am 29.09.2001 um 09.12

»einen schönen guten Sonntag mit ofen frischen Brötchen!«

(wünscht auf einem Plakatständer ein Kiosk an der Prenzlauer Allee in Berlin)


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 05.09.2001 um 12.22

Wie Walter Lachenmann am 05.09.01 bin ich der Meinung, daß man die Schreiber nicht via "dass" und "daß" klassifizieren sollte.

Aus der mittlerweile prallgefüllten "Schatz"-Truhe der Skurrilitäten sollten wir unsere Waffen holen. Das normale Schreib- und Lesevolk weiß wirklich nur von dem "ss" und eben darüber hinaus nichts anderes, als daß das "ß" abgeschafft ist. Wenn dann das Lesen eines normalen Textes vor dem Hintergrund der eigenen Rechtschreibunsicherheit oder Rechtschreibgleichgültigkeit steht, finden "Kumpel Anton" und "Lieschen Müller" eigentlich nichts, was Ärger und Aufsehen und Widerstand hervorrufen könnte. Neuschrieb KOMPAKT muß den Menschen vor Augen geführt werden, eben der geballte Schwachsinn.

Die kleine Broschüre von Werner Guth "Aus tiefer Not schrei(b) ich zu Dir" sollte auch (eben neben allen hochwichtigen Büchern Prof. Icklers) zur Pflichtlektüre der Mitstreiter gehören. (Bilstein Verlag, ISBN 3-931398-006--4).

In dem Büchlein ist mit ebensoviel Witz und Humor wie mit Sachkenntnis alles hineingepackt. Wissend, daß mit dieser Schreibe ein Schüler, eben jeder Schreibende ein 0 Fehler, ein sehr gut, bekommt, schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen und lacht sich schlicht kaputt!

Schon einmal habe ich es auf diesen Seiten gebracht, die "Sessel furzenden überbezahlten Beamten" aus dem SPIEGEL. Den SPIEGEL habe ich sodann auf die verblüffende Anatomie aufmerksam gemacht.

Nicht schlecht aus dem RM ist auch die "junge Wildhüterin, die leichtfüßig mit einer Hand voll Touristen über den felsigen Boden sprang". Das stelle man sich bildhaft vor! Das alles nur als kleine Anregung.

Ruth Salber-Buchmüller
Das stelle man sich mal bildhaft vor!
__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 05.09.2001 um 11.50

FAZ 06.09. 1. Seite
„Rau warnt vor den Folgen der Globalisierung
Die Wirtschaft muß für den Menschen da sein“

Im Text steht jedoch dann:
„(...) und darum muß die Wirtschaft für den Menschen dasein.

Kann sich die FAZ nicht entscheiden und nimmt von „jedem“ etwas?

Ruth Salber-Buchmüller



__________________
Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Christoph Kukulies am 05.09.2001 um 09.28

Heute morgen - ich denke, mir schwirrrt noch der Kopf von gestern abend - als ich Seite 5 aufblättere und lese:


Saboteure bei der FAZ? Nein - doch nur ein schlichter aber verhängnisvoller Dreckfuhler.
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Walter Lachenmann am 04.09.2001 um 16.12

Mit solchen Sprüchen wäre ich vorsichtig. Sie können dazu führen, daß viele liebenswürdige und ehrenhafte Mitmenschen vor den Kopf gestoßen werden.
Man muß es einfach hinnehmen, daß dieses Thema für eine riesige Zahl unserer Mitbürger so gut wie keine Relevanz hat, daß vielen die vordergründigen »Vereinfachungen« plausibel vorkommen, und daß viele von ihren Arbeitsbedingungen her dazu angehalten sind, nach den neuen Regeln zu schreiben. Es ist noch lange kein Zeichen niederer Gesinnung, wenn jemand nach den neuen Regeln schreibt. Wenn Reformgegner die Reformmitmacher so diskriminieren, muß man sich nicht wundern, wenn Reformgegnerschaft in die Ecke von Sektierertum und Fanatismus gerückt wird - und wieder haben die Reformbetreiber ihre Munition gratis und franko, ohne sich sachlich mit den Folgen ihrer beispiellosen Fehlleistung auseinandersetzen zu müssen.
Die Überzeugungsarbeit muß subtiler und wirkungsvoller sein. Vielleicht mit lustigen Beispielen aus dem täglichen Leben, die Süddeutsche Zeitung und viele andere liefern sie reichlich. Erst neulich wieder wurde in einer Reportage über einen historischen Kriminalfall (Ingrid van Bergen) erzählt, daß die Polizei alles ab fotografierte. Daraus kann man mit etwas Phantasie doch schöne Aufkleber machen.
Wie wäre es etwa mit »Die Staub saugende Hausfrau«?
Dazu eine lustige Karikatur - und ein frecher Satz gegen die Reform. Gesinnungsverurteilung geht leicht in die so genannte Hose, und ist ebenso leicht ungerecht.
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Stephanus Peil am 04.09.2001 um 15.15

Ich verwende folgenden Spruch als Aufkleber:

Ein Gutes hat die Rechtschreibreform mit sich gebracht: Noch nie war es so leicht wie jetzt, DUCKMÄUSER oder MITLÄUFER von kritischen Geistern zu unterscheiden: es genügt schon ein "dass"!

Autor dieses Spruches: Günter Loew, Rodenbach


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.09.2001 um 08.28

Nach langer Zeit habe ich erstmals wieder eine Ausgabe der Zeitung durchgeblättert: Durchgängig reformierte Zeitungsschreibung, bei Leserbriefen angeblich auch die herkömmliche. Die letzten Fortsetzungsromane erschienen in der gewohnten Schreibung.

Aber jetzt: "Im Kreis des Wolfes", Roman von Nicholas Evans, Deutsch von Robin Seals, Copyright by Bertelsmann Verlag, München; 106. Fortsetzung:

10mal dass; Kuß, wußte, gewußt, läßt, wußte, mußte, blaß; ...geküßt. Geküßt....

Offensichtlich genügt die Konvertierung von "daß" zu "dass", um Reformunterwürfigkeit zu bezeugen.
__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Karl Eichholz am 03.09.2001 um 18.37

Die Vorsitzende Richterin am Bundesgerichtshof, Monika Harms, erklärte nun, die Beweiswürdigung der Hamburger Richter habe einer rechtlichen Beurteilung nicht stand gehalten.
Das Landgericht habe ein zu enges Verständnis von dem Spielraum zu Grunde gelegt, das einem Richter bei der Erledigung seiner Dienstgeschäfte einzuräumen sei.



Nur die Beweiswürdigung bleibt beim Alten.
Hä, bei wem?


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Manfred Riebe am 29.08.2001 um 08.42

Ein Teil des Milliardendefizits ist sicher auch durch die überflüssige Rechtschreibreform verursacht.


eingetragen von Karl Eichholz am 29.08.2001 um 08.02

Yahoo von heute: (Thema Krankenkassenkosten)

Wie die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) am Mittwoch in Hannover mitteilte, ist bei den gesetzlichen Krankenkassen für das erste Halbjahr 2001 voraussichtlich ein Defizit von rund fünf Milliarden Mark aufgelaufen.
Grund seien vor allem davon galoppierende Ausgaben für Arzneimittel.

Die Finanzentwicklung im ersten Halbjahr lässt sich in der Regel nicht auf das Gesamtjahr hoch rechnen, da im zweiten Halbjahr wegen der Einbeziehung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld zumeist höhere Einnahmen verbucht werden.

Verbrecherjagd:
Der mutmaßliche Amokläufer war von der Bundespolizei FBI auf die Liste der meist gesuchten Verbrecher gesetzt worden.


Doch, doch, Verbrecher werden tatsächlich überwiegend gesucht.

ja ja, jaaar nüscht so ein fach ...



– geändert durch Karl Eichholz am 30.08.2001, 20:41 –
__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Jörg Metes am 28.08.2001 um 09.54

Reinhard J. Brembeck schreibt es, im Feuilleton der heutigen SZ.

"heut zu Tage".

Eine naheliegende Konsequenz aus "hier zu Lande".
Aber eben eine, die von den Reformern nun wieder nicht gezogen wurde.

Warum bloß nicht? Und wie erklärt es der Lehrer seinen Schülern?


eingetragen von Theodor Ickler am 10.08.2001 um 05.01

Gefunden auf der Internetseite der Uni Bayreuth, nicht korrigiert:


Fachgebiet Deutsch als Fremdsprache (Interkulturelle Germanistik)

Was ist Interkulturelle Germanistik ?

Das Studienfach Interkulturelle Germanistik ist eine Weiterentwicklung der Germanistik und des Faches Deutsch als
Fremdsprache zu einer gegenwartsorientierten Kulturwissenschaft mit Eigenschaften einer vergleichenden Kulturanthropologie.

An der Universität Bayreuth, die das Fach als erste deutsche Universität eingerichtet hat, trägt es den Doppelnamen Deutsch als Fremdsprache (Interkulturelle Germanistik). Das Fach wendet sich an deutsche und ausländische Studierende, die Interesse sowohl an Fragen internationaler Kulturbeziehungen als auch an der Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur in der Welt haben.

Ausbildungsziel des Faches ist es, deutsche und ausländische Studierende zu verschiedenen Berufen in der internationalen Zusammenarbeit zu befähigen. Dazu werden die traditionelle literatur- und sprachwissenschaftliche Aufgabenstellung der Germanistik um die in aller fremdsprachenphilologischen Germanistik wichtigen Komponenten Landeskunde, Xenologie und Kulturkomparatistik ergänzt und es wird auf das Studium alter Sprachstufen (Mittelhochdeutch etc) verzichtet. Die Reihenfolge dieser fünf Komponenten ist nicht beliebig. An ihrer Spitze steht die Literaturwissenschaft, weil Kulturen immer auch textuell verfasst sind und sich mit Hilfe literarischer Texte über sich selbst verständigen. Da Texte aus Sprache gebaut sind, folgt als zweite Komponente die Linguistik mit dem besonderen Aufgabenfeld des fremdsprachlichen Deutschunterrichts und des Fremdsprachenerwerbs. Als gesprochene Sprache verweist die deutsche Gegenwartsprache unmittelbar auf die Menschen, die sie sprechen und in einem deutschsprachigen Land leben. Deshalb ist die dritte Fachkomponente die Landeskunde. Sie soll Deutschland immer auch als fremdes Land verständlich machen; infolgedessen muss das Fach herausfinden, was Fremdheit ist. In Bayreuth wurde darum in den letzten Jahren eine kulturwissenschaftliche Fremdheitsforschung aufgebaut und als vierte Komponente die Fremdheitslehre (Xenologie) eingerichtet. Da das Fremde immer das aufgefasste Andere ist, lässt sich vom Fremden nur sprechen, wenn man auch den eigenen Blickwinkel prüfend und vergleichend einzubezieht, unter dem man von ihm redet; die fünfte Komponente und nach der Literaturwissenschaft zweite Rahmenkomponente interkultureller Germanistik ist darum die Kulturkomparatistik. Verknüpft werden die fünf Komponenten durch thematische Fragestellung, insbesondere druch Beschäftigung mit den grossen Kulturthemen wie Fremdheit, Arbeit, Essen, Höflichkeit. Schwerpunktbildung Im Lauf des Studiums sind Grundkenntnisse in allen Fachkomponenten zu erwerben, im Hauptstudium muss eine der Komponenten als Schwerpunktkomponente gewöhlt werden.

Praktikum: Für deutsche Hauptfachstudierende ist ein fachspezifisches Praktikum von mindestens zwei Monaten Dauer
obligatorisch. Das Fach hilft bei der Planung und Organsition dieses Praktikums. Ausländische Studierende sind mit Rücksicht auf ihre täglichen Fremdheitserfahrungen von dieser Verpflichtung befreit.

Besondere Anforderungen: Das Fach hat keine Zulassungsbeschränkung und das Studium kann zum Wintersemester oder zum sommersemester aufgenommen werden. Interkulturelle Germanistik lässt sich sinnvoll nur studieren, wenn man das Fach mit einer nichtphilologischen Sozialwissenschaft kombiniert und sich Grundkenntnisse einer zweiten Sprache und Kultur ('Vergleichskultur') verschafft. Diese kann im Falle ausländischer Studierender die eigene Ausgangssprache und -kultur sein. Im Magisterexamen werden ferner von jedem Kandidaten Grundkenntnisse der Kulturbeziehungen zwischen seiner gewählten Vergleichskultur und Deutschland erwartet.

Grundstudium: Das Lehrangebot besteht aus Seminaren, Übungen und Vorlesungen in den fünf genannten Fachkomponenten. Das Grundstudium (in der Regel 4 Semester) schliesst mit der Zwischenprüfung ab.

Hauptstudium: Im Laufe des Hauptstudiums wird aus den fünf Komponenten ein Studienschwerpunkt gewählt. Die
Regelstudienzeit beträgt durchschnittlich 9 Semester (8 Semester zuzüglich eines Prüfungssemesters); mögliche Abschlüsse sind Magister und Promotion.

Beschäftigungsstrukturen: Das Fach befähigt für Tätigkeiten im Bereich der internationalen und interkulturellen Zusammenarbeit der Wissenschaft, der auswärtigen Kulturarbeit, der Wirtschaft und Verwaltung. Die konkrete Beschäftigungsmöglichkeit richtet sich nach den Fächerkombinationen der Studierenden. Der Frauenanteil des Faches liegt derzeit bei rd. 75 Prozent.

Fachberatung: Dr. Andrea Bogner ( Tel x49- (0)921 - 55-3619 ); Informationen erhalten Sie auch im Sekretariat (Tel 55-3617 und Fax 55-3620)

Herzlich willkommen in Bayreuth !

__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 09.08.2001 um 18.32

"bis auf Weiteres"

Das ist weiterhin falsch, aber der Fehler macht nur noch einmal auf die Absurdität aufmerksam, daß die Neuregelung tatsächlich vorschreibt: "bis auf weiteres", aber "des Weiteren". Was ist denn mit dieser Neuerung gewonnen? Man sollte sie allen entgegenhalten, die noch von der "Erleichterunug" mit "Rad fahren" usw. faseln.
Der Schweizer Reformer Gallmann hat übrigens schon lange die Absicht, auch bei "bis auf weiteres" die Großschreibung einzuführen, ebenso bei "seit langem" und zehn weiteren häufigen Wendungen. Damit "keine Ausnahmen mehr" bleiben, ohne Rücksicht auf Verluste und durchweg im Sinne einer Gepflogenheit aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Natürlich wird das nie klappen. Es ist ein vergeblicher Kampf gegen die wohlbegründete Entwicklung der Sprache.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 08.08.2001 um 18.32

Nürnberger Nachrichten 9.8.2001:

das geschriebene Wort aller Anders denkenden



Anzeige von BBBiotech in der FAZ:

viel versprechende klinische Studienergebnisse
viel versprechende Resultate
Erfolg versprechende Forschung
(Man denkt unwillkürlich: Versprechungen ...)



Anzeige der Deutschen Bank in der FAZ:

Dividendenzufluss
im allgemeinen
im übrigen


Diese großen Firmen lassen einen Teil ihrer teuer bezahlten Werbewirksamkeit verpuffen, indem sie dem Leser eine derart schlechte Rechtschreibung zumuten. Wie kann man nur so blöd sein?
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 06.08.2001 um 06.34

"Gerade viele mittelständische Unternehmen suchten noch immer Hände ringend nach Personal."

(Nürnberger Nachrichten vom 6.8.2001)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Walter Lachenmann am 05.08.2001 um 20.20

Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm

Vor 40 Jahren erschien der letzte Band von 33 Bänden des DEUTSCHEN WÖRTERBUCHES im Hirzel Verlag.
Insgesamt war die Bearbeitungszeit 108 Jahre - von 1853 bis 1961.

Die Originalausgabe in 33 leinen gebundenen Bänden, ist noch heute in wenigen Exemplaren im Hirzel Verlag erhältlich. mehr ...

.......


1961 wurde mit dem Band 33 das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm in der Originalausgabe abgeschlossen. Die Originalausgabe in leinen gebunden ist heute noch in wenigen Exemplaren beim Hirzel Verlag in Stuttgart lieferbar.



Gefunden bei DAV-buchhandlung.de
(Fettstellung W.L.)
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Theodor Ickler am 02.08.2001 um 02.19

Schreibkursus

Das Familienbildungswerk des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) veranstaltet vom 20. August bis zum 17. September (jeweils montags von 17 bis 18.30 Uhr) im DRK-Haus, Am Meerkamp 28, einen Kursus "Deutsche Rechtschreibung - Sinn oder Unsinn?" Wer sich mit den neuen Regeln vertraut machen möchte, kann sich unter 02181/6500-24 anmelden.

(aus der Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 2.8.2001)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 01.08.2001 um 15.26


Auf der Titelseite der SZ von heute:
"Gen-Forschungsdebatte"
"Polizei-Einsatz"
"Fußball-Berichterstattung"

Wann kommt die Umbenennung in "Süd-deutsche Zeitung"?


eingetragen von Jörg Metes am 01.08.2001 um 15.19


- insbesondere bei der dpa. Im Anschluß ein sogenanntes dpa-Feature; also ein Text, der nicht mit der heißen Nadel gestrickt ist wie gewöhnliche dpa-Meldungen, sondern einer, an dem der Autor vergleichsweise lange noch herumgefeilt haben dürfte. Es ist ihm also schätzungsweise ernst mit: "Aber-Millionen", "Bus-Tourist", "Latein-Amerika" und "Sommer-Zeit".

"dpa 30.07.01 01:38
Copyright dpa, 2001

Eiffelturm und Louvre sind "out" - Das "Paris der Pariser" zeigen
Von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa (Mit Bild FKM01)

Paris (dpa) - Eiffelturm und Louvre sind "out". Paris will die Aber-Millionen ausländischer Besucher jetzt aus den "touristischen Gettos" herausführen - und ihnen das "Paris der Pariser" zeigen. Wer die Stadt an der Seine schon kennt, der geht sowieso lieber auf den noch nicht so ausgetretenen Pfaden im Großstadtdschungel zwischen der Bastille-Oper und dem Montmartre oder auch im Villette-Quartier und im quirlig-multikulturellen Belleville-Viertel im Osten. "Und diesen Touristen, die die schönste Stadt der Welt schon besucht haben, soll mehr geboten werden", erklärt Christian Mantei, Generaldirektor der Pariser Tourismus-Zentrale. Also erläutern nun Hochglanz-Magazine in Japan, den USA sowie in Latein-Amerika, was gerade "in" ist in Paris.

Den Eiffelturm wird das nicht erschüttern. Mit 6,4 Millionen Besuchern blieb das Pariser Wahrzeichen im vergangenen Jahr das am meisten frequentierte Bauwerk der Welt. Das Louvre-Museum und auch das Centre Pompidou in seinem neuen Glanz stehen dem Riesen an der Seine dabei kaum nach. Was der gängige Bus-Tourist bei seinem ersten Paris-Besuch so abklappert, liegt allerdings weitgehend eng im Herzen der Stadt vereint. In der Sommer-Zeit, wenn der Pariser aus der Stadt flieht, kommt es deshalb dort regelmäßig zu "Touristen-Staus". Im Jahr 2000 zählte Paris 26 Millionen Besucher - 16 Millionen in seinen Hotels. "Wir müssen sehen, dass die Paris-Fans mehr im Winter kommen und eher in die am Stadtrand gelegenen Viertel gehen", sagt Mantei..."

- - - und so weiter, und so fort. Was stört, ist allein noch der "Eiffelturm". Es müßte natürlich "Eiffel-Turm" heißen.


eingetragen von Theodor Ickler am 01.08.2001 um 05.45

Aus einer ganzseitigen Anzeige der Deutschen Post in der FAZ vom 2.8.2001:

"Der Konzern Deutsche Post World Net erschließt damit ein äußerst viel versprechendes Geschäftsfeld."

Die Werbeagentur hat noch nicht mitbekommen, daß man "vielversprechend" wieder zusammenschreiben darf (hier sogar muß).
– geändert durch Theodor Ickler am 02.08.2001, 18:31 –
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 29.07.2001 um 09.43

Aachener Nachrichten 30.7.2001

Gute Deutschkenntnisse

Überblick über die Änderungen in der Rechtschreibung (Voraussetzung: gute Deutschkenntnisse), Termin: 10. und 24. September, von 8.30 bis 12.30 Uhr, Ort: IHK Aachen, Anmeldeschluss: 27. August, Gebühr für Gäste: 50 DM.


Anmerkung von Th. I.: Ich möchte wetten, daß man hier in die überholte Neuregelung von 1996 eingeführt wird. Die 50 Mark kann man sich also sparen. Ob es überhaupt noch ein paar Dumme gibt, die solche Seminare besuchen?

__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 24.07.2001 um 14.44

Gestern haben wir uns den Kindern zuliebe den alten Beatles-Film "A Hard Day's Night" angesehen. Orginal mit Untertiteln. Die Untertitel waren in die Reformorthographie von 1996 gesetzt (nur "schneuzen" hatte man übersehen). Alles voller Grammatikfehler, mindestens 20mal "tut mir Leid", dazu "heute Morgen" usw. - ekelhaft. Man fragt sich, wie verrottet ein Volk sein muß, um so etwas nicht nur zu dulden, sondern diensteifrig ohne jede Notwendigkeit mitzubetreiben.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Dörner am 23.07.2001 um 11.52

Aus den "Erlanger Nachrichten" vom 23. Juli 2001:

„... Helm – seit 1990 im Stadtrat, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt und des Seniorenbeirats – hatte bekanntlich (die EN haben ausführlich darüber berichtet) nach ihrer Kündigung durch den Kreisvorstand eine Klage vor dem Arbeitsgericht erwogen, schließlich dann aber doch von einem Prozeß abgesehen, um der Partei nicht zu schaden („Ich denke nicht daran, dass die Partei das bezahlen muss, was einige wenige verbockt haben“).
Der Listenplatz 18 für Jutta Helm ist – bei bisher 18 Stadtratsmandaten für die SPD – nicht gerade lukrativ, bietet aber echte Chancen auf einen Wiedereinzug. Mit 86 Ja-, 51-Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen gab es allerdings das zweit schlechteste Ergebnis unter den „top 20“ – negativ nur noch übertroffen von Helms Mitstreiter Harald Walter, der mit 76 Ja, 58 Nein (Ch. D.: Stil!) und acht Enthaltungen nur knapp an einem Absturz vorbei schrammte. Stadtrat Bruno Wägner, ausgewiesener Sympathisant der beiden, hatte erst gar nicht mehr kandidiert, obwohl sein Name noch Mitte Mai auf der parteiinternen Bewerberliste vertreten gewesen war.
Helm/Walter wurden also abgestraft, aber letztlich nicht ausgeschlossen. Keine Berücksichtigung auf der Vorstandsliste hatte dagegen Vogel-Vorgänger Walter Schweigert gefunden, obwohl auch dieser noch vor zwei Monaten sein Interesse für einen vorderen Listenplatz verkündet hatte. Schweigert bewarb sich dann schließlich auf Platz 33 und wurde auch gegen den dort gesetzten 24jährigen Studenten Benedikt Berninger mit 66 zu 59 Stimmen knapp gewählt. Schwierig wird es für Gabi Dorn-Domstreich (Platz 26) und Markus Beier (Platz 29), angesichts ihrer hinteren Ränge ins kommunale Parlament zurück zu kehren.
Dagegen haben die beiden Vogel-Stellvertreter Axel Graemer (Platz 3) und Ursula Lanig (Platz 4) ihr Mandat ab 2002 so gut wie sicher. Und mit Ingrid Kiesewetter leistete sich die SPD auf dem sicheren Platz 8 sogar eine parteilose Seiteneinsteigerin – ebenso wie auf Platz 22 Felizitas Traub-Eichhorn. Platz 5 und das gute Ergebnis lassen erahnen, dass Norbert Fuchs – wenn Giesela Niclas in den Bundestag einziehen sollte – künftig die SPD-Stadtratsfraktion führen dürfte.

Der Arbeiter als Exote

Wolfgang Vogel sprach von einem „attraktiven Gesamtangebot“. Die Frage bleibt, ob dies der Erlanger wähler genau so sieht – angesichts der Tatsache, dass auf den ersten 16 aussichtsreichen Plätzen sich jeder zweite (Ch. D.: Interpretation zumindest fraglich! Es läßt sich eher der Inhaber des Platzes als der Platz selbst dem Lehrerstatus zuordnen.) dem Lehrer- bzw. Pädagogenstatus zuordnen lässt ...“

Darunter findet man Doktorantin, darüber vorweg zu nehmen.

Hinweis: Es handelt sich um ein durchgängigen Ausschnitt aus einem Artikel. Vorkommende fehlerlose Passagen wurden nicht herausgestrichen, um die Fehlerkonzentration besser verdeutlichen zu können.
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Christian Melsa am 20.07.2001 um 01.35

Na ja, was bleibt denn offenkundig bei den Vetretern des hektischen Journalistengeschäfts so hängen von den neuen Regeln? "An Hand" einiger der letzten Beispiele kann man es sich denken: Zunächst mal wird ja alles mögliche nun getrennt geschrieben. Zwar nicht alles Mögliche, aber doch sehr viel, da gab es doch ein paar Regeln, ach ja, genau, da war doch was mit -ig, -lich-, -lisch oder so, das sollte man dann immer getrennt schreiben, so war´s doch. Ob es dabei um den ersten oder zweiten Bestandteil ging, braucht man dann schon gar nicht mehr zu bedenken, wenn sowohl "niedrig" als auch "schwellig" mit -ig aufhören. Und außerdem hat man doch früher aus irgendeinem Grund "im geringsten" geschrieben, nun aber - ist ja klar, "im" ist ja "in dem" - heißt es doch sinnvollerweise (oder sinnvoller Weise...?) "im Geringsten". Also, merke: nach einem Artikel "gering" immer groß schreiben.


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 19.07.2001 um 10.44

Aus der Fuldaer Zeitung:
"... Recht ist, was legal zu Stande kommt. ... Von Unrecht kann bei der so genannten Homo-Ehe natürlich nicht die Rede sein. Aber zum einen ist das Gesetz unnötig, weil es auch niedrig schwelligere Möglichkeiten gegeben hätte, Homosexuellen zu mehr Recht zu verhelfen ..."

Zitiert nach "Stimmen der Anderen", FAZ, 20.7.2001, dortige Überschrift: "Ausrichtung am Zeitgeist"


Frage: Ist das Sabotage der Neuregelung?
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Walter Lachenmann am 13.07.2001 um 19.55

»Gerne«, wogte ihr Busen und stieg in das Auto.

Ich weiß nicht mehr, woher ich diese schöne Stilblüte habe. Sie fiel wiederholt vor mein geistiges Auge - ein solches Zyklopenauge besitze ich nämlich - als ich in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 14./15. Juli blätterte.

Trauriges Thema, mieses Geschreibe: »›Wegschließen für immer‹, wünscht sich der Bundeskanzler künftig mit Sexualstraftätern zu verfahren...« Wie, wo, was, wer?

Oder: »Das Aus bedeutet die Razzia für die Clubs nicht, ist man sich bei der Polizei sicher.« Naja, das könnte man ja noch mit einem sehr, sehr gnädigen Auge durchgehen lassen. Aber der Bericht über »Das Kartell der Puffbarone» ist sprachlich auch ansonsten sehr heiter.

So erfährt man hier, daß zehn Staatsanwälte, 60 Steuerfahnder und 400 Polizisten seit Donnerstag 2 Uhr früh damit beschäftigt waren, acht leere Münchner Puffs zu räumen, nämlich sie »leer zu räumen«. Man bedenke: 470 Mann in acht Puffs! Und das auch noch 2 Uhr nachts, also sozusagen zur Stoßzeit! Und was gab es in leeren Puffs wohl zu räumen? Oder waren die zehn Staatsanwälte, 60 Steuerfahnder und 400 Polizisten leer, innerlich leer zum Beispiel angesichts einer solchen Verkommenheit in ihrem schönen München, Stoibers Aushängeschild im Global Hightech Playground? Das erinnert mich an einen Bericht, in dem zu lesen war, bei einem entführten Flugzeug wäre der Tank leer geflogen worden. Eine pilotische Meisterleistung. Wie kam das Flugzeug überhaupt in die Luft mit dem leeren Tank?

Jetzt eine Frage an die Engleutsch-Experten: In den Puffs wurde nicht nur »Schampus kistenweise«, sondern u.a. eine Pump-Gun beschlagnahmt. Die Frage ist noch schwieriger, als die nach der Lemmatisierung und der Univerbierung. Pump-Gun. Eine Spritzpistole? Ein geliehenes Gewehr? Ein Gewehr in Form eines Sexstiefels? Ein Stöckelgewehr also, wie man in ordentlichem Deutsch sagen müßte? Jetzt bin ich auf die Auskunft der Experten regelrecht scharf.

Besonders schön: »Mieten bezahlt wurden tatsächlich nie. Nur der Fiskus sollte das aus Steuergründen (sic!) glauben.«

Vermutlich war der Reporter, offenbar im Milieu gut vertraut, günstig an den beschlagnahmten »Schampus kistenweise« gekommen, bevor er seinen Bericht schrieb.



– geändert durch Walter Lachenmann am 15.07.2001, 12:34 –
__________________
Walter Lachenmann


eingetragen von Karl Eichholz am 13.07.2001 um 08.11

Lightbulb

Das Geringe um die rechten Buchstaben nimmt kein Ende.
Yahoo berichtet zum verbesserten Fusionsverfahren:

... „Weltweit sind die Betreiber so genannter Tokamak-Reaktoren jetzt in Aufregung versetzt. Sie glauben, dass man mit diesen Erkenntnissen schon in absehbarer Zeit mit einer Netto-Stromgewinnung wenn auch anfangs mit einer Geringen beginnen könnte.“ ...


__________________

mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Theodor Ickler am 13.07.2001 um 04.54

Sehr geehrter Herr Prof. Ickler,

im Namen von Herrn Prof. Korfmann beantworte ich Ihr Schreiben vom 12. Juni. Bitte entschuldigen Sie die Verzoegerung, aber unser E-Mail-System hier in Troia konnte erst in den letzten Tagen eingerichtet werden.

Ich kann Ihnen mitteilen, dass Sie mit Ihren Anmerkungen zur Orthographie im Begleitbuch zur Ausstellung "Troia - Traum und Wirklichkeit" Herrn Prof. Korfmann aus dem Herzen sprechen.
Allerdings war es in der Vorbereitungszeit der Praesentation aufgrund der starken zusaetzlichen Arbeitsbelastung nicht moeglich, diesbezueglich mit dem Herausgeber bzw. der Redaktion ausfuehrliche Diskussionen zu fuehren.

Wir hoffen sehr, Sie koennen das Buch trotzdem mit Genuss lesen!

Mit freundlichen Gruessen aus dem heissen, aber windigen Troia

Gabriele Kastl M.A.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 10.07.2001 um 14.45

In der Neubearbeitung des Duden Universalwörterbuchs ist seltsamerweise der Eintrag "Beinwell" gestrichen. Vielleicht war es der Redaktion zu peinlich, diese segensreiche Pflanze weiterhin zu den "Raublattgewächsen" rechnen zu müssen, was sie in der vorigen Auflage allerdings noch kaltlächelnd getan hatte.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 10.07.2001 um 13.20

Der Text aus der "Wirtschaftswoche" scheint mir aus zwei Gründen interessant. Erstens widerlegt er die bekannte Ansicht, daß Rechtschreibung heute unwichtig sei. Im Gegenteil, je weniger andere Unterschiede bemerkbar sind, desto wichtiger werden solche Dinge, die man ja auch leicht vollkommen beherrschen kann, wenn man sich Mühe gibt.
Zweitens fällt natürlich auf, wie die Wirtschaftswoche selbst mit der Rechtschreibung umgeht: "geben Sie acht", "nichts besseres", "vermeindlich".

__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 10.07.2001 um 13.16

Bewerbung via Internet: Zeigt her Eure Manieren!

Kleine Fehler, und seien es nur Rechtschreib- oder Grammatikfehler, können den Jobsucher bei der Online-Bewerbung schnell aus dem Rennen werfen. Denn zu wenige schenken der Netiquette, den Benimm-Regeln für's Internet, genügend Bedeutung. Obwohl dies gerade in einem schrumpfenden Jobmarkt ratsam ist.
"Viele verhalten sich online so, wie sie es offline nie tun würden. Online ist bequem, deswegen verhalten sich auch viele wie auf der Couch am Wochenende, völlig leger", so Thomas Finholt, Assistent-Professor an der University of Michigan an der Fakultät Psychologie und ein Experte für Online-Kommunikation.

Auch Jim Bierne, ein Jobvermittler aus Minneapolis, ist ähnlicher Ansicht: "Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Rechtschreibprogramme auf dem Markt. Wer Schreibfehler macht, schießt sich selbst ins Abseits."

Inhalt: So viele Details wie nötig - so wenige wie möglich

Packen Sie so viele aussagekräftige Informationen über sich selbst und Ihre Jobvorstellungen in die E-Mail, um Ihren Chef in spe genauestens über Ihre Interessen ins Bild zu setzen. Aber geben Sie acht, dass Ihre Nachricht trotzdem übersichtlich bleibt. Nicht alles ist nötig: Beschränken Sie sich lieber auf die wesentlichen Aspekte. Weitere Details können Sie immer noch im späteren Vorstellungsgespräch anbringen.

Halten Sie auch Ihre Sprache so einfach und klar wie möglich. Versuchen Sie, die Bewerbung nicht mit zu vielen Fremdworten oder Fachausdrücken auszuschmücken. Auch wenn das Internet ein internationales Kommunikationsmedium ist, sollte jeder bei seiner Sprache bleiben.

Analog zur klassischen Form der Bewerbung ist auch bei der Bewerbung via Internet die genaue Information über das Unternehmen, bei dem Sie arbeiten wollen, wichtig. Sie sind ja ohnehin online, also schauen Sie doch einfach mal auf der Unternehmens-Homepage vorbei. Dort finden Sie meist alles, was Sie wissen müssen.

Layout: Sparsamer Umgang auch mit Textgestaltung

Auch von der Gestaltung des Textes durch Versalien (Großbuchstaben) oder Bilder sollten Sie lieber Abstand nehmen, denn besonders durch Grafiken verlängert sich die Ladezeit der Nachricht und der potenzielle Chef verschwendet wertvolle Zeit mit Warten. Und Sie wollen ja nicht den Eindruck erwecken, Sie hätten das Medium nicht verstanden oder glaubten, Ihr Adressat hätte nichts besseres zu tun, als sich um Ihre Bewerbung zu kümmern.

Bewerber sollten unter ihren E-Mails keine unnötig langen Signaturen verwenden. Name, Kontaktanschrift und E-Mail Adresse - sofern sie von der gesendeten abweicht - reichen aus. Vermeiden Sie vermeindlich witzige E-Mail-Adressen, wie beispielsweise schluckspecht@hotmail.com. Viele Arbeitgeber möchten nicht in einen Mitarbeiter investieren, der ein solches Auftreten hat. Dass eine Bewerbungs-E-Mail an immer nur einen Empfänger verschickt werden sollte, und nicht gleich die Personalverantwortlichen von mehreren verschiedenen Unternehmen im Adressfeld auftauchen sollten, versteht sich glücklicherweise mittlerweile schon von selbst.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.06.2001 um 16.45

Wir dokumentieren im Folgenden einen Leserbrief des Leiters des Referates für Schulgesetzgebung und Rechtangelegenheiten des Bildungswesens im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Klaus Hanßen, der der Wochenzeitung "Die Zeit" Anfang Januar 1999 zugesandt wurde:

"Sehr geehrte Frau Gerste,

es ist erstaunlich, dass DIE ZEIT Herrn Nordhofen eine ganze Seite spendiert, damit er am Ende des Jahres noch einmal aufwärmen darf, was er Anfang 1998 in der von Bernhard Vogel herausgegebenen CDU-Postille „Die politische Meinung" zubereitet hat. Seine Argumente sind nicht besser geworden und seine Polemik verdeckt die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung. Ich greife die von Herrn Nordhofen hervorgehobenen Passagen heraus und nehme dazu Stellung:

[ ... ]

„Oberflächliche Verbrauchermentalität im Westen"

Auch dies ist ein billiger Vorwurf angesichts tiefgreifender Überlegungen, was an die Stelle des herkömmlichen Religionsunterrichts treten könne. Die Entwicklung zu einer multi-religiösen Gesellschaft, das auseinander Fallen der Lerngruppe bei Religionsunterricht und Ersatzfach Ethik sind doch wichtige Gründe, über eine Fortentwicklung nachzudenken.

 

Quelle: http://www.brandenburg.de/land/mbjs/infothek/41zeit.htm

 


– geändert durch Sigmar Salzburg am 30.06.2001, 20:45 –
__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 28.06.2001 um 07.48

Nürnberger Nachrichten vom 28.6.2001:


"Klaus Wowereit hat sich, nach nicht einmal einer Handvoll von Bundestagsabgeordneten, als erster Spitzenpolitiker zu seiner Homosexualität bekannt."


(Die "Handvoll" ist offenbar nicht so leicht auszurotten. Th. I.)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 22.06.2001 um 19.42


Aus der heutigen WELT:

Dänemark ist klein, lang und ziemlich leer. Seine Hand voll Einwohner ist dafür umso kostbarer.

Aber das Niveau ist noch nicht Besorgnis erregend.


– geändert durch Theodor Ickler am 24.06.2001, 08:33 –
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 21.06.2001 um 16.18

Auf der ersten Seite liest man:

"Etwas Schrecken Erregenderes als dieses Tier ist kaum vorstellbar."

Leider kein Druckfehler, sondern ein bewußt begangener Verstoß gegen die deutsche Grammatik, nur damit dem Wunsch der Kultusminister Genüge getan werde. Die Reformer selbst haben ihren Fehler längst erkannt und in den neuesten Wörterbüchern "schreckenerregend" wiederhergestellt. Die Nachrichtenagenturen und Zeitungen wissen das noch nicht und schreiben den ganzen Unsinn von 1996 pflichteifrigst nach.

Andererseits findet man in derselben Ausgabe jede Menge "sogenannt", "frischgebacken", "wasserabweisend" usw., wie jeden Tag. Dazwischen allerdings auch einen Rat, welche Bücher "am Besten" in den Urlaubskoffer passen.

Solche Zeitugngen kann man nicht lesen.

__________________
Th. Ickler


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 19.06.2001 um 13.45

"Der durch seine Filmrollen wie „Peter Strohm“ als Charakterdarsteller für Macho-Typen bekannt gewordene Schauspieler hatte sich im Prozess zwar auf einen Alkohol bedingten „Filmriss“ berufen, es aber ausgeschlossen, dass er einen sexuellen Übergriff begangen haben könnte. Reuters"
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 09.06.2001 um 09.55

findet sich ein länglicher Beitrag von Goedart Palm (6.6.), in dem er ein Bundeskulturministerium fordert. Dieser Beitrag enthält folgenden (nach Rechtschreibreform möglicherweise sogar zulässigen?), die Schmerzgrenze überschreitenden, Satz:

»Sachverständige waren sich etwa bei der Anhörung des „Auswärtigen Ausschusses“ am 14. April 1998 einig, dass eine „Begradigung des Kompetenzwirrwarrs“ (General-Sekretär der Goethe Institute Joachim Sartorius) unbedingt erforderlich sei, um eine effiziente Kulturaußenpolitik zu Gewähr leisten

Wer so etwas zu schreiben vermag, dem fließt dann auch ohne weiteres folgender Schlußsatz aus der Feder:

»Wer für Kultur optiert, kann gegen die beschriebenen kompetenziellen Aufwertungen eines Bundeskulturministeriums keine vernünftigen Einwände haben.«

__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Christian Dörner am 07.06.2001 um 19.04

Normalerweise müßte man vermuten, daß die Fehlerquote in Zeitungen nach fast 2 Jahren Neuschreibung abnimmt. Aber unsere schöne Lokalzeitung überrascht mich immer wieder. Wenn man es wirklich darauf anlegt, hat man ohne Mühe schnell 100 Fehler zusammen, aber besonders interessant ist es, welche Fehler immer wieder gemacht werden.

In der gestrigen Ausgabe findet sich z. B. heute nachmittag (darunter wieder morgen Abend), sogenannte, verlorengeht, weh tat, leid tun usw.

Heute hat diese Zeitung gewaltige Schwierigkeiten mit der Heyseschen ss-Schreibung: mißachten, Einfluß, darunter gleich beeinflußen (!!!) usw.

Ich erwarte wirklich nicht, daß die Presse Fälle wie hochintelligent/hoch intelligent, den Oberkörper freimachen/frei machen, einen Platz freilassen/frei lassen (dazu äußert sich der Duden 2000 gar nicht!) usw. beherrscht, aber die angeblich doch so einfache neue ss/ß-Schreibung müßte nach zwei Jahren sitzen, oder etwa nicht?
Langsam wirkt es auf mich beinahe wie pure Absicht ...
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Theodor Ickler am 03.06.2001 um 08.45

Gestern habe ich mir die Stuttgarter Troja-Ausstellung angesehen. (Die Veranstalter beharren auf der bisher eher unüblichen, puristisch-schulmeisterlich anmutenden Schreibweise "Troia", "troianisch" - was übrigens abwechselnd "tro-ianisch" und troi-anisch" getrennt wird.)

Die Beschriftung und auch der umfangreiche, sehr gehaltvolle Katalog halten sich an eine Art Reformorthographie, etwa auf dem überholten Stand von 1996. Natürlich unterlaufen dabei zahllose Fehler, aber wo die Umsetzung gelingt, ist das Ergebnis auch nicht besser. Hier ein paar Beispiele aus dem Katalog:

Falsche Umsetzung:
des weiteren, nahegelegen, gegenüber zu stellen, sie sei sogar Schuld, sogenannte (Dutzende von Belegen!, daneben einige "sogenannt"), zu eigen machen, ersterer, letzterer (mehrmals), ein wasserführender Gang, eine zeit- und platzsparende Orthographie; bewußt, daß (oft!)

In der Ausstellung war auch die "Insel der Seeligen" zu besichtigen - eine volksetymologische Schreibweise, die Augst seit Jahren durchsetzen möchte, bisher allerdings ohne Erfolg.

"Richtige" Umsetzung, dummes Ergebnis:
Die Stadt war damals noch weit gehend verlassen. Sie wird nach und nach weit gehend eigenständig. Die Deutschen hatten diesen Trend weit gehend verschlafen. Als der Ort weit gehend eine Ruinenstätte war ... War das Thema weit gehend tabu ... Weit gehend einig ist man sich ... Ihr Inhalt stand sehr weit gehend fest (viele ähnliche Beispiele!); aufwändige Leichenspiele, Hilfe suchend, zwei Angst erregende Köpfe; wurde die Stadt ständig wieder aufgebaut,
Speichel leckende Höflinge (i gitt!).

In einem übersetzten Brief Hattusilis wird "Du" abwechselnd groß und klein geschrieben.

Dem Altphilologen Joachim Latacz wird die Silbentrennung "Pers-pektive" unterstellt, als hätte er keinen Schimmer von Latein; ähnliches widerfährt Prof. Hubert Cancik mit dem Griechischen, der angeblich "Herak-les" trennt! Das Odeion von Troja ist "res-tauriert". Die "Erschlies-sung" schreitet fort.

Kurzum: Das "aufwändige" Werk ist mit einem Schleier von Dümmlichkeit überzogen, als sei es ganz zum Schluß in die Hände von "Tollpatschen" geraten. Jammerschade!
– geändert durch Theodor Ickler am 05.06.2001, 20:21 –
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Christian Dörner am 02.06.2001 um 13.41

Heute nachmittag habe ich es mir leider einmal wieder angetan, die neueste Ausgabe der "Erlanger Nachrichten" zu überfliegen, da ich dennoch nicht ganz auf lokale Informationen verzichten möchte. Schauen wir uns doch mal kurz an, was diese Zeitung heute so schreibt:

Donnerstag Abend; das besondere ist, daß; im wesentlichen; ..., dass ihm soviel Misstrauen; wahrmachen; spazierengehen; Schweiss; die hat mich ja fertiggemacht; im übrigen; auseinandergerissen; derzufolge; die ersten Fünf; fithalten; sympathisch-warm; englisch sprechend (klassenbildend gebraucht); frisch-fruchtig; darauflegen usw. usw.
__________________
Christian Dörner


eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 11.22

der Herr Landolt! Man sehe sich an, welche Mühe er sich gegeben hat, auch über den besonnenen und überaus maßvollen "Prof. dr. Munske" ein abschätziges Zitat aufzutreiben! Mit seiner Kleinschreiberei verficht er ein ganz privates Eigennamen-Konzept, wahrscheinlich als einziger Mensch auf dieser Erde, aber das kümmert ihn nicht. Ich habe mich oft gefragt, was die anderen Mitglieder seines bundes dazu sagen. Oder hat er sie im Griff wie irgendein Sektenführer?

Immerhin habe ich gerade auf seiner Personalienseite noch folgendes schöne Zitat gefunden:

"Gegner der neuen Rechtschreibregelungen haben gestern in Schwerin in einer öffentlichen Anhörung zur
Volksinitiative "Wir stoppen die Rechtschreibreform" erneut auf die Mängel der Reform hingewiesen. [. . .] Dieter
Nerius [. . .] hob hervor, dass die Neuregelung zwar "nicht alles zur vollen Zufriedenheit" löse, der Grad der
Vereinfachung dennoch erhöht werde. (Nordkurier-Online, 6. 10. 1999)"

Das ist nun ganz der bekannte SED-Jargon des Parteigenossen Nerius! Alles wurde ja in der DDR ständig besser, aber auch die Verbesserung wurde noch verbessert. Besonders zum Ersten Mai, dem Kampftag der internationalen Arbeiterklasse, wimmelte es von "weiteren Steigerungen" usw. So scheint es auch in der bisherigen Rechtschreibung schon "Vereinfachungen" gegeben zu haben, deren Grad wurde jedoch nun erhöht!
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 26.05.2001 um 09.48

Das Beispiel zeigt, wie verbohrt die Kleinschreiberei des Herrn Landolt ist. Ich wüßte keine Sprache, in der die Bezeichnung »Institut für Philosophie« durchgängig kleingeschrieben würde. Im Englischen würde man selbstverständlich auch Philosophy großschreiben.

R. M.
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung
Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg
Franckeplatz 1, Haus 54
06110 Halle an der Saale
Tel. 0345/55-21785


eingetragen von Theodor Ickler am 26.05.2001 um 08.39

Birken-Bertsch, Hanno
Friedrich-Schiller-universität Jena, institut für filosofie, Zwätzengasse 9, D-07743 Jena.

(Aus der Personalien-Rubrik der Internetseite des BVR (Bund für vereinfachte rechtschreibung))
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 22.05.2001 um 13.16

Einige Zeit lang haben die Heraus- und Geldgeber dieser seit vielen Jahren defizitären Zeitung gänzlich auf ein Korrektorat verzichtet. Gegenwärtig soll es laut Auskunft des Redakteurs der Medienseite eins geben (Impressionen von seiner Leistungskraft siehe unten). Es wäre interessant zu wissen, ob es pünktlich im Spätsommer 1999 wiedereingerichtet wurde . . .

***

Der Schweizer Mobilfunkanbieter bluewin.ch wirbt bei nzz.ch mit dem Lockruf »Die hippsten Tipps«. Satire ?


eingetragen von Christian Melsa am 10.05.2001 um 14.56

Die von Sigmar Salzburg genannte Auslegung würde ich für etwas verschroben halten, viel wahrscheinlicher kommt es mir vor, diesen Satz so zu verstehen, daß die Strafverfolgung im Bereich der illegalen Prostitution verbessert werden soll; etwa mit vermehrten Einsatz spontaner Razzien, um die Huren womöglich in flagranti ertappen zu können. Man will sie auf diese Weise eben "besser stellen" können.

Daran wird deutlich, daß das Wort "stellen" selbst schon nicht ganz eindeutig ist. Auch wenn man es in dieser Schlagzeile nicht im obigen übertragenen Sinne von "überführen" versteht (das seinerseits auch ganz andere Bedeutungen haben kann), kann das "stellen" einerseits auf Positionierung deuten (richtig aufstellen), aber auch für ausreichende Stabilisierung des Stehens (richtig hinstellen).

Eine typische Pro-Rechtschreibreform-Argumentation, die die derzeit amtlichen neuen GZS-Regeln verteidigt, würde nun auf diesen Umstand aufbauen. Die Sprache funktioniere doch offenbar auch trotz dieser Mehrdeutigkeiten, also könnten doch die neuen Mehrdeutigkeiten durch vermehrte Getrenntschreibung (bzw. eigentlich unsachgemäße Regelung dieses Bereichs) nicht so schädlich sein, wie die Reformgegner immer behaupteten. Dabei läßt sich nebenher noch auf die Tatsache verweisen, daß es keine "Zusammen- und Getrenntsprechung" in der Rede, analog zur GZS in der Schrift, gibt und die mündliche Kommunikation darunter doch anscheinend auch nicht leidet.

Bei solcher Argumentation wird aber folgendes verkannt: Wie man oben an meiner näheren Differenzierung des Begriffs "stellen" durch "aufstellen" und "hinstellen" sieht, werden Wörter, hier Verben, durch die verbundene Schreibung eines anderen Wortes, hier einer Präposition, genauer bestimmt. Dies ist unwiderlegbar eine Optimierung der Leistung von Sprache. In der Rede unterscheidet sich "aufstellen" klanglich nicht von "auf stellen", insofern, als daß im zweiten Fall gewöhnlich nicht etwa eine Sprechpause eingefügt wird, und sei sie auch noch so kurz. Wieso funktioniert der Mechanismus trotzdem auch dort? Entweder durch die syntaktische Einbettung des entsprechenden Wortes, so sind "aufstellen" und "auf stellen" nicht an derselben Stelle eines Satzes frei austauschbar. Oder, wenn ebengenanntes Erkennungskriterium nicht ausreicht oder möglich ist, durch hervorhebende Betonung.

Die Zusammenschreibung in der normalen deutschen Rechtschreibung der Gegenwart bei Verbzusatzkonstruktionen baut auf den erwähnten Mechanismus der genaueren Bestimmung auf. Das Motiv für eine genauere Bestimmung kann unterschiedlich sein, meistens handelt es sich um Richtungs- oder Ergebniszusätze, und vor allem diese sind für eine präzise Sprache besonders unentbehrlich. Leider ist dieses Phänomen in der Reformregelung überhaupt nicht berücksichtigt worden. Die Wortgruppe "besser stellen" bedeutet nach bisherigem Sprachverständnis eine Verbesserung des Vorgangs des Stellens. Demgegenüber tritt bei der Zusammensetzung "besserstellen" durchs Stellen eine Verbesserung ein. Zwei ganz unterschiedliche Aussagen.

Fazit: Die oft angeführte Anmerkung von Reformern und Geistesgesellen, Wörter seien auch unabhängig von GZS schon mehrdeutig, ist zwar richtig. Die GZS einbezogen, können sie sogar darauf aufmerksam machen, daß unechte Zusammensetzungen bei Distanzstellung die gleiche Uneindeutigkeit aufweisen wie bei einer getrennt geschriebenen Stellung nebeneinander. Die Sprachtechnik der Zusammenschreibung soll aber nun gerade genau diesen Uneindeutigkeiten der Sprache abhelfen, wie oben gezeigt. Daher ist es so verfehlt, ausgerechnet bei GZS den Kontext bemühen zu müssen, um die Eindeutigkeit herzustellen, die durch den mutwilligen Eingriff der Reformer in diesen Bereich verlorengegangen ist. Und was die aufgespaltenen Zusammensetzungen in Distanzstellung betrifft, so werden auch deren Bestandteile bei direkter Nachbarschaft unter bestimmten Umständen gemäß Neuregelung zusammengeschrieben. Andere jedoch wiederum nicht, wodurch eine einfache Präzisierungsmöglichkeit des betreffenden Ausdrucks dank der neuen Regeln versperrt bleibt.

Die Bedeutungslast der GZS auf den Kontext umverlegen zu wollen, ist bei genauer Betrachtung ein Eingeständnis des Scheiterns, diesen Bereich besser zu regeln als bisher. Der Kontext war ja auch vor der Reform schon immer da, es ist also trotz aller Verteidigungsversuche der Reformbefürworter summa summarum auf jeden Fall ein Funktionsverlust der Schriftsprache zu beklagen. Wenn der Ansatz der Bestimmung durch Kontext überhaupt schon verfolgt wird, wäre es zudem wenigstens eine tatsächliche Vereinfachung der Regeln gewesen, die Zusammenschreibung gleich komplett abzuschaffen. Dann hätte in diesem Bereich die eine einzige Regel gereicht: Alles, was einzeln als Wort vorkommen kann, wird in jedem Fall auch einzeln (d.h. getrennt) geschrieben.
– geändert durch Christian Melsa am 11.05.2001, 17:17 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2001 um 13.20

Beate Scharf setzte in das Spiegel-Rechtschreibforum folgendes Fundstück mit Kommentar:

Spiegel online von heute [8.5.2001]:

"Rot-Grün will Huren besser stellen"

Interessanter Vorschlag. Bei uns stehen sie auch schlecht, an einer Straße im Industriegebiet. Vielleicht sollen sie jetzt als letztes Mittel zur Innenstadtbelebung eingesetzt werden und die Königstraße säumen, oder was?

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 03.05.2001 um 18.52

Zur Zeit bin ich Probeabonnent des Berliner "Tagesspiegels". Natürlich wird daraus kein richtiges Abonnement werden (das hatte ich vor 24 Jahren mal, als ich in Berlin wohnte und der Tagesspiegel noch eine orthographisch unversehrte Zeitung war).

Schauen wir uns das mal näher an. In der heutigen Freitagsausgabe schlagen wir S. 32 auf und finden:
gestern abend, mußte, mußten, schwerkrank, 33jährigen, aufsehenerregenden, unfaßbar, (hochgewachsen), 63jährigen, glücklichmachend, "Unklar ist derzeit nur noch eines: Der Hochzeitstermin." Dazwischen natürlich jede Menge ss und "so genannt".

Der Tagespiegel schreibt immer so. Manchmal auch noch schlimmer: weiss, meisst, des weissen Mannes (alles im selben Artikel). Wir lesen ferner: eine Handvoll Tory-Politiker, jeder vierte, föngewellt, zum zweitenmal, hat recht, neuberufene Professoren, gutaussehend, kennenlernen, dopaminbildend usw.

Und diese Zeitung wagt es noch, nach alter Tradition Sprachglossen zu veröffentlichen (von R. W. Leonhardt)!

Die Berliner Zeitung treibt es genauso: Werthebach hat Recht ... hat unrecht. gestern abend, angsteinflößende Szene usw. Dazwischen wird es ganz wüst: eine schwer wiegendere Krise; weit gehend unter Kontrolle, Bild gebende Verfahren, weit gehend friedlich.

So einen Mist kann man doch nicht abonnieren! Natürlich ist der Inhalt (wenigstens manchmal) wichtiger als die Rechtschreibung, aber wenn die Rechtschreibung ein Bekenntnis zur Leserverachtung ist, dann ist sie wiederum wichtiger als jeder Inhalt. Sie disqualifiziert, und zwar unheilbar.


__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 28.04.2001 um 06.24

Aus einer großen Anzeige von "David gegen Goliath" (Süddeutsche Zeitung 28.4.2001):

dass
bewußte Missachtung
träuhänderisch

Das Wort "treu" gehörte zu den Kandidaten einer Schreibänderung (wegen "trauen"), ist aber wie "Eltern" und "Heu" und viele andere Wörter dann doch unverändert geblieben, weil man für die Durchsetzbarkeit der ganzen Reform fürchtete.
Das Lachen bleibt einem jedoch im Halse stecken, wenn man sieht, daß sogar "David gegen Goliath" sich dermaßen "staatsträu" gibt und durch Bekundung grundsätzlicher Unterwerfungsbereitschaft auch und gerade die Sympathisanten vor den Kopf stößt. Dasselbe beobachten wir ja bei Greenpeace und anderen angeblich kritischen Institutionen. Mir fiel es auch an "sozialistischen" Studentenzeitungen auf: kräftig auf die bayerische Staatsregierung eindreschen - aber gleichzeitig deren undemokratisch durchgeboxte und sinnlose Reform-Orthographie benutzen!
Aber das ist vielleicht der Schlüssel des Erfolgs: Die Linken halten - vom Zauber des Wortes "Reform" umnebelt - die Rechtschreibreform automatisch für progressiv, und die Rechten benutzen sie, wie Stoiber, Bergsdorf, Meyer und andere ja deutlich gesagt haben, als Testfall für die Durchsetzbarkeit staatlicher Maßnahmen überhaupt. Bertelsmann benutzt sie, um dem Langenscheidt-Konzern das Wörterbuchgeschäft zu entziehen, und Langenscheidt benutzt sie, um damit die alten Geschäfte zu machen. So ziehen alle am gleichen Strang - gegen die Bevölkerung, gegen die deutsche Sprache.

__________________
Th. Ickler


Alle angegebenen Zeiten sind MEZ   

Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage