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-- Kieler Nachrichten (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=719)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.03.2009 um 17.48

Mann soll 54-Jährigen lebensgefährlich verletzt haben

Hamburg - Ein 29-Jahre alter Mann soll einen Angestellten eines Kiosks in St. Georg mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben.

Wegen Ortwechsel geraten mir die „Kieler Nachrichten“ nur noch selten in die Hände. An dieser Stelle Dank an meine frühere Nachbarin, Frau Rockosch, die mich jahrelang mit abgelegten Exemplaren dieser Zeitung versorgte. Auf diese Weise konnte auch ich nach meinen bescheidenen Möglichkeiten zur Beobachtung der medialen Reformszene beitragen.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.03.2009 um 10.21

eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2007 um 11.12.

Zufällig bemerkte ich bei Google, daß mein Name von diesen Seiten einschließlich Eintragsdatum mit Uhrzeit 2007/8 in mehrere anonyme Pornoseiten übertragen wurde – in Google Cache noch in diesem Januar gespeichert. Ich werde gegen dergleichen mit aller Härte vorgehen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.01.2008 um 10.56

KN-online v. 25.01.08

Noch besser für die Region werben

Inhaltlich verbessert, aufwändiger gestaltet und in höhere Auflage – mit drei neuen Broschüren soll in der kommenden Tourismussaison für einen Tripp in die Region geworben werden.


http://www.kn-online.de/artikel/2293943/

uena vom 25.01.2008

(Zur Zeit von Springers Reform-Apostasie pflegten auch die abhängigen Uetersener Nachrichten im KN-online-Verbund die traditionelle Rechtschreibung.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.01.2008 um 13.35

Die Kieler Nachrichten gefährden das Heil der Schüler!

Nachdem ein zwölfköpfiges Reformgremium, ein „Rat“ von fast 40 Teilnehmern sowie insgesamt 32 Kultusminister und Ministerpräsidenten (allein in Deutschland) beschlossen haben, das deutsche Volk beim „Schneuzen“ an die vor vier Millionen Jahren evolutionär abgeschaffte menschliche „Schnauze“ orthographisch zu erinnern, mißachten die Kieler Nachrichten nun das amtliche „gräuliche Schnäuzen“:


Staatbegräbnis für Sir Edmund Hillary
Neuseelands Prmierministerin schneuzte sich während der Zeremonie die Nase.


Während die Achtung vor der Sprache unter Beihilfe der Politiker allgemein abnimmt, ist die große „Acht“ an ganz unvermuteten Stellen wieder eingeführt worden, z. B. bei

außer Acht gelassen

Dies inspiriert auch zu anderen Großtaten:

… müssen wir mit windigem Schmuddelwetter Vorlieb nehmen

Dies wird aber nach Duden immer noch klein und zusammen geschrieben.
Adverbiale Wortfügungen sind überhaupt schreiblich unsicher geworden:

„Der Himmel macht Blau“ – ein ChansonKabarett von und mit Johannes Kirchberg und Enrico Wirth …

Der Urheber haben es mal richtig gemacht, wie ein Blick ins Internet zeigt. Auffällig ist auch die Zunahme der Binnengroßschreibungen – sogar mehrfach im Fortsetzungsroman, z.B.:

… das PLACK PLACK PLACK PLACK der HotchkissKanonen, …

Wir übergehen den übrigen schreiblichen Kleinmist in der Zeitung und freuen uns darüber, daß viermal „Schloß Gottorf“ genannt wird – wohl als Eigenname verstanden.

Auch der folgende Roman aus dem Italienischen ist noch in kultivierter Rechtschreibung erschienen:


LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

Der Diakon lächelte dem Mädchen zu, während sie ihre Kleider aus dem Haufen herauslas, in dem sie zusammen mit denen des Diakons auf dem Strohsofa lagen. Statt ihm seine zu geben, damit er sich anziehen konnte, öffnete Margotta das Fenster und warf sie mit großer Geste hinaus. Der Diakon sprang aus dem Bett. „ Was machst du da?" „Ich habe deine Kleider aus dem Fenster geworfen. Sie sind aufs Dach des Hauses gefallen, wo man sie unmöglich holen kann."

Die junge Prostituierte ist nämlich sehr fromm und lässt den Diakon für seine eben begangene Unkeuschheit büßen. Dies ist nur ein Ausdruck des ungeheuren Sündenpfuhls, der die Vertreter der geistlichen und weltlichen Macht 1521 umtreibt. Nach dem Tod von Papst Leo X können die Kardinale sich lange nicht auf einen Nachfolger einigen. Derweil ist Rom eine einzige Lasterhöhle. Kräftig wird der Todsünden gefrönt: Räuberbanden, Kuppler, Huren, Schurken und die Pest machen die Stadt unsicher. Schließlich kommt mit Hadrian ein bescheidener, demütiger Papst auf den heiligen Stuhl. Und die Pointe: Die Kardinale und das Volk sind nicht sonderlich begeistert über dessen Tugendhaftigkeit. Die Mischung aus Feinem und Derben, aus skurrilem Schwank und tiefsinnigen Gedanken ist das Markenzeichen dieses italienischen Schriftstellers, der zusammen mit Umberto Eco Mitbegründer der Neoavantgardegruppe gruppo 63 war.

… Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen bitte bis 28. Januar an Kieler Nachrichten, „Uteraturrätsel", Fleethörn 1 -7,24103 Kiel. Telefon 0431 / 903 - 2895, Fax - 2896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Luigi Malerba: Die nackten Masken 1995 (Le maschere)

Es ist genau die gleiche Zeit, die auch Benvenuto Cellini in seinen Lebenserinnerungen beschreibt, in der der Papst nichts glaubte, „weder an Gott noch an sonst was“.
Das soll sich ja geändert haben.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.01.2008 um 12.17

Aufgespießt:

Nachfolger gesucht:
Hallig-Kaufmann verlässt Langeneß


Langeneß darf sein ß behalten, Rußland nicht
Die ss-indoktrinierte Jugend wird den Eigennamen wohl künftig falsch lesen.

Sarkozy …exponiert sich … in geradezu narzisstischer Weise
… Le Pen dagegen in nazistischer Weise.

Peckolt-Brüder segelten im 49er zum Olympia-Ticket …Das Segel-Duo … hat sich vor Qingdao (China) qualifiziert. … Die Konkurrenten … verpassten … den Top-Ten-Platz.

Den Lesern wird jetzt ohne Not das künstliche Pinyin-„q“ für den chinesischen präpalatalen Frikativlaut [tç’] zugemutet. In „Tsingtau“ braut man dagegen immer noch deutsches Bier.
Die reformierten „Topten“ sind, anders als die orthodoxen Kopten, inzwischen wieder spurlos aus der Schreibgeschichte verschwunden.

Damp ist zur Zeit der Nabel der deutschen Handball-Welt.
Natürliche Schreibweise – in der Schule strafbewehrte „Altschreibung“.

Als Bereich, in denen Streiks innerhalb kürzester Zeit wehtun, nannte Stöhr die Kliniken, die Müllabfuhr …
Die herkömmliche Schreibung „weh tun“ wurde von den reformerischen Löffelverbiegern vermutlich nur zusammengezogen, um nicht analog zu „Leid tun“ auch noch „Weh tun“ schreiben zu müssen. Der jetzt dudenpreisgekrönte Eisenberg trat mit „leidtun“ dann die Flucht nach vorne an und ersparte den Kultusministern die peinliche Totalrücknahme.

Unter dem Slogan „Für Morgen“ strebten die Grünen eine Politik der Nachhaltigkeit beim Klima, im Sozialen und bei den Bürgerrechten an.
Die Großschreibepidemie fordert immer noch ihre Opfer …

Shiitake: … Der ansehnliche Pilz mit den klenen braunen Hütchen und dem weißen oder gräulichen Fruchtfleisch …
… und seit 1996 spielt das Grauen immer mit.

Sonst gibt es ermüdenden Kleinmist, darunter auch …

… die Initiative „guenstigerstromfue-ralle“
nach dem Prinzip der von obenhe-rab befohlenen Trennvorschriften.


LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

Er benimmt sich wie ein Tier, er hat die Gewohnheiten eines Tieres! Ißt wie ein Tier, er bewegt sich wie ein Tier, er spricht wie eines! Er hat sogar etwas Untermenschliches, etwas, das das menschliche Niveau noch nicht erreicht hat! Ja - etwas affenartiges, wie auf den Abbildungen in anthropologischen Büchern! Tausende und Tausende von Jahren der Entwicklung sind an ihm vorübergegangen, wirkungslos - und da ist er nun, ein Überlebender aus der Steinzeit!

Wenig freundlich, was die dahinalternde Südstaatenschönheit ihrer Schwester über deren Mann zu sagen hat. Die beiden Schwestern sind die letzten Abkömmlinge eines Clans des alten Südstaaten-Geldadels. Die eine, hat ihr Vermögen durchgebracht und entsprechend Mühe, sich mit ihrem sozialen Abstieg abzufinden. Sie fährt zu ihrer Schwester nach New Orleans und ist entsetzt über deren Lebensverhältnisse; sie wettert gegen den Ehemann mit seinen Macho-Allüren. In diesem 1947 uraufgeführten Drama, in dem letztlich der amerikanische Bürgerkrieg noch einmal ausgefochten wird, gibt es keine Sieger, keine Moral, kein Gut und kein Böse. Das feurige Stück Dramatik bescherte dem Autor glattweg den Pulitzerpreis.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Eduard von Keyserling, Wellen. Gewonnen hat Wilma Vater, Klausdorf. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 14. Januar an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon: 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literatur-raetsel@kieler-nachrichten.de


Tennessee Williams: A Streetcar Named Desire (Endstation Sehnsucht)

Eines von Tausenden ausländischer Meisterwerke, die in traditioneller Rechtschreibung vorliegen. Neue Übersetzungen werden nun von der Medienmafia benutzt, um die deutschen Schriftsteller mit ihren „veralteten“ Schreibweisen auf den Skurrilen-Inseln einzumauern.



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2008 um 08.38

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»„Muß man so etwas erleben", seufzte Frau von Buttlär und setzte sich kummervoll in den Stuhl zurück. Gespannt folgten alle mit den Augen dem roten und dem marineblauen Punkte dort auf der lichtüberglitzerten Fläche. „Die Dame ist doch zuerst da", rief Wedig triumphierend. „Lolo scheint müde, sie schwimmt langsam", bemerkte Fräulein Bork; „ah, ah, die Gräfin geht ihr entgegen, sie will ihr helfen." „Unerhört", stöhnte Frau von Buttlär. „Dem setzt man sich aus, wenn man so ohne weiteres ins Meer hinausschwimmt."«

Die schwimmende Dame ist der Skandal der Saison für jene adelige Gesellschaft, die sich zur Sommerfrische an der Ostsee versammelt hat. Ihren Mann hat sie verlassen und sich von einem Künstler „entführen" lassen; das macht sie zur Außenseiterin, die einerseits fasziniert, andererseits tunlichst gemieden werden muss. Der Autor des Romans entstammt selbst adeligen Kreisen und erfuhr nach einer nicht näher überlieferten „Unkorrektheit" gesellschaftliche Ächtung. In München, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, gehörte er zur Schwabinger Boheme um Frank Wedekind und Erich Mühsam. Er gilt als einer der herausragenden impressionistischen Erzähler deutscher Sprache.


„Wellen“ Roman von Eduard von Keyserling (1911)

Angenehm ist der richtige Gebrauch des „ß“ Der findet sich in den KN nur noch in der „Fundgrube“: Eßzimmertisch und notgedrungen bei Eigennamen: Ilka Eßmüller.

Auch auf die neue oder reforminspirierte Großschreibung (ohne Weiteres) wurde verzichtet, anders als in den KN-Texten:


Wer ist Schuld daran, dass ein Mobiltelefon binnen 24 Monaten vom Musterbeispiel fortschrittlicher Ingenieursleistung zum Auslaufmodell degeneriert?

[Hamburg City Nord] Bergmann ist Opfer des Pleite gegangenen Investors Philip Bernklau … „Die wollen einfach zuviel Geld haben.“ .. Die Eigentümer ließen die Räume oft lieber leer_stehen …

Die Vorschrift „zu viel“ wird wieder kaum beachtet.

15. Silvester-Konzert der „Herzensbrecher“ … Kleiner Gag am Schluss: Zu „Wenn Du Mal in Hawaii Bist“ ließ Breier die singende Säge erklingen.

Die Singende Säge ist aber, wie der Heilige Krieg, seit 2006 wieder zugelassen.

… und noch eine Trennferkelei:

… in den tri-phoppenden 90ern

Weiterer Kleinmist auf Anfrage.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.01.2008 um 06.58

Wieder liegt mir ein Stapel abgelegter KN-Ausgaben vor. Ich schlage nur die letzte v. 31.12.07 auf.

Chefkommentator Klaus Kramer schreibt:

Die Wahl des 19-jährigen Sohnes von Benazir Bhutto zu ihrem Nachfolger zeigt aufs Neue, …

Man möchte die stilistische Verbesserung „…weist aufs Neue“ vorschlagen – aber nein, es geht weiter … wie gänzlich unerwartet der Tod der Oppositionsführerin die Pakistanische Volkspartei traf.

Die differenzierungsfeindliche Reform-Großschreibung führt die Leser leicht aufs falsche Gleis („wieder“ oder „auf das Neue“?):

Und das Internet weist aufs Neue immer wieder den Weg, denn die anarchische Struktur setzt sich Gott lob immer wieder durch. Früh zeigen sich Trends in den ...
http://www.gabrielpartner.de/

Abschied vom Alten, Vorbereitung aufs Neue. Es war (und ist noch) eine ruhige Zeit auf der nördlichen Erdhalbkugel. …
blog.hannelore.org/2007/01/abschied-vom-alten-vorbereitung-aufs.html

Man findet im Netz auch noch die unreformierte, bewährte Schreibung:

In jedem Jahr darf man aufs neue gespannt sein, was sich der Sylter »Fischpapst« einfallen läßt, ein Erlebnis wird es allemal. … http://www.sylt-az.de/gosch/andere.html

Die Sinnveränderung durch die Reformschreibung wird im Versuch augenfällig:

„In jedem Jahr darf man aufs Neue gespannt sein ….“

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.12.2007 um 09.48

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karl-Heinz Isleif
...dem großen Meister Salzburg ...
... ist hoffentlich ironisch gemeint.
Ansonsten stimme ich zu, meine aber, daß es jedem freistehen sollte, nach seiner gewollten Betonung und seinem gefühlten Sprechrhytmus zu schreiben.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 21.12.2007 um 13.45

Hier möchte ich dem großen Meister Salzburg sachte widersprechen: In dem genannten Zusammenhang hätte ich früher und heute 'so viel' getrennt geschrieben. Zusammen schreibe ich das nur, wenn ein Vergleich gemeint ist (soviel wie..) oder ganz allgemein das 'Viele' im Hintergrund steht (soviel ich weiß...). Das aber ist in dem Text gerade nicht gemeint. Das 'Viele' ist das, worauf es hier ankommt.

Allen, die richtig schreiben, wünsche ich frohe Festtage - und den anderen auch!

Karl-Heinz Isleif


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.12.2007 um 09.29

S.1
Lübeck erinnert an Willy Brandt
[Bild: Günter Grass vor Brandt-Statue]
Zwei Nobelpreisträger unter sich: Günter Grass und Willy Brandt: In Brandts Geburtsstadt Lübeck erinnert seit gestern eine Gedenk- und Bildungsstätte an das politische Wirken des früheren Bundeskanzlers und Friedensnobelpreis-Trägers. Bei der feierlichen Eröffnung sagte der SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck vor den rund 800 Gästen, mit keinem Namen der Nachkriegsgeschichte sei so viel Hoffnung auf Erneuerung der Politik und auf mehr Demokratie verbunden wie mit dem von Willy Brandt. … Foto dpa
S.14:
„Mit keinem Namen der Nachkriegsgeschichte verbindet man soviel Hoffnung auf mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit.“

(„soviel“: in dieser Stellung übliche, aber an den Schulen verbotene Schreibung)

Sieben Jahre nach Brandts Tod hat die SPD mit besonderem Eifer die Annullierung des Volksentscheids gegen die „Rechtschreibreform“ betrieben. SPD-Förderer Günter Grass mahnte zwar: „Eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung entspräche dem wohlbegründeten Willen der Mehrheit der Bürger" (FOCUS 32/2002), („Problembär“) Kurt Beck aber diffamierte das Einfordern von Demokratie als „nicht zeitgemäß“ (ap 30.3.06).
Dieser Anschlag auf die Demokratie gelang, weil die ursprünglich gegnerische Nord-CDU Beihilfe leistete – wofür der verantwortlichen Kandidat Rühe (oder sein Wahlkreis) vom Bertelsmann-Medienkonzern mit einer beachtlichen Spende belohnt wurde.

In diesem Klima wird auch diese Meldung verständlich:

Bredenbeker CDU-Ortsverband schockt eigene Partei
Bredenbek
- Mit einem Paukenschlag endete das Weihnachtsessen der Bredenbeker CDU am Montagabend. Der 25 Mitglieder starke Ortsverband beschloss die Auflösung. … Die Partei mache Politik zugunsten „der Konzerne und des Großkapitals" und lasse „sehr oft Gerechtigkeit und soziale Verantwortung vermissen" . Den letzten Ausschlag habe ein Brief des Bundestagsabgeordneten Otto Bernhardt gegeben, in dem dieser die Diätenerhöhung verteidigt habe, sagt der bisherige Ortsverbandsvorsitzende Ludger Körten.


Wir kennen es schon: „Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif“ (Wadephul, CDU)

Die Schüler Union hat da noch Illusionen:

Plön - Wackelt das Bollwerk der Pressefreiheit ausgerechnet dort, wo Jungen und Mädchen die regeln der Demokratie lernen sollen - an der Schule? Die Schüler Union (SU) des Kreises sieht sich zumindest in ihrer Möglichkeit eingeschränkt, für das Heinrich-Heine-Gymnasium in Heikendorf eine Schülerzeitung herauszugeben.
Hintergrund: Die Exemplare einer Unions-Zeitung dürfen auf dem dortigen Schulgelände nur verteilt, aber nicht verkauft werden. … Das Bildungsministerium lege Schülern unnötig Steine in den Weg, statt Projekte zu fördern. Die Demokratie und die Meinungsvielfalt dürften jedoch nicht den Kürzeren ziehen, schon gar nicht mit der gesetzlichen Rückendeckung des Landes. hjs


Während also – anders als beim „kürzeren (Losstab)“ – „die Ziehung des Kürzeren“ oft eine Lachnummer wird, erzeugt die neue Spaltschreibung vielfach echten grammatischen Blödsinn:

In Frankfurt hatte sich Sabine Schulze mit Epoche übergreifenden Themenausstellungen wie „Innenleben. Die Kunst des Interieurs von Vermeer bis Kabakow“ einen Namen gemacht.

Wir übergehen weitere Feinheiten und erwähnen noch das …

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Alle Jahre einmal kam ein besonderer italienischer Leiermann, der lustig war und alle Hähne im Dorf zum Krähen brachte, und er tanzte beim Drehen mit seinem Leierkasten, wo vornean das schöne bunte Bild einer liegenden Dame war, etwas nackt, im blauen Gewand nur halbwegs eingehüllt Wir alle Kinder standen davor, und je mehr er spielte, umso schöner wurde mir das Bild. So sehe Kunst aus, war mein Glaube!«

Der Mann, der hier aus seinem Leben erzählt, machte die Aufzeichnungen eigentlich nur sich und den Freunden zuliebe. Solche „kleinen Geschichten und großen ernsten Geschehnisse" sind dann zu seinem eigenen Erstaunen ein fast dickes Buch geworden. Aufgewachsen ist der Autor an der nordfriesischen Westküste in einem Ort, dessen Name viel später für seinen künstlerischen Weg einen ganz besonderen Klang bekommen sollte. Ein Reisender war er, obwohl viele ihn für einen ganz und gar Heimatverbundenen halten. Er begleitete Expeditionen in die Südsee, nach Russland und Sibirien, dabei war es doch der hohe Himmel des Nordens, den er immer wieder bildnerisch zu fassen suchte. Nicht jeder mag wissen, dass er auch ein ambitionierter Bergsteiger war. Seine Lebenserinnerungen sollen im Frühjahr neu erscheinen. Wer sie noch nicht kennt, wird sie mit Gewinn lesen und auch das Werk des Autors mit neuen Augen sehen.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Thomas Hobbes, Leviathan. …. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 21. Dezember an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", …


Ich habe das Buch nicht zur Hand, bin aber sicher, daß es jetzt aus den Schülerbibliotheken, in die es gerne aufgenommen wurde, wegen seiner Rechtschreibung mit Eifer aussortiert wird:

Emil Nolde „Das eigene Leben“


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.12.2007 um 10.02

Nach etlichen Fehlschlägen bei der Reformschreibung war Chefkommentator Klaus Kramer vorsichtig geworden. Jetzt wagt er es wieder:

Religiosität der Deutschen
Rosinenpickerei
Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt! Die Furcht erregende These des Iwan in Dostojewskijs „Brüdern Karamasow" treibt unsere wohlanständige Gesellschaft um. Eine Gesellschaft, die das Religiöse allerdings zunehmend ins Private verdrängt. Zwar räumt die Studie der Bertelsmann Stiftung
[!] mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf, die Religion sei auf dem Rückzug…

Die groteske Großschreibung von Zahlwörtern wird häufig mißachtet:

S. 13: Feuerwehrmann Hans-Herbert Reis war als erster am Einsatzort. Fotos Wagner

… nicht aber im Fortsetzungsroman von Alex Capus „Eine Frage der Zeit“

S. 20: Joseph Meyer stieg als Erster auf die improvisierte, mit schwarzweißrotem Krepp geschmückte Redekanzel.

Das Horoskop sagt mir: Geben Sie deshalb auf Ihr sauer verdientes Geld Acht.

Also, ich gebe acht. Da aber die geschenkten Zeitungen in unregelmäßigen Stapeln kommen, kann ich nicht alle durchlesen und werfe nur noch einen Blick in die „Gartenzeit“ auf S. 25:

Neben einer erfreulichen „Handvoll“ (die „Hand voll“ ist „out“) finden sich die unvermeidlichen Pflanzenstängel, Tipps zur Insektenfotografie und Brennnesseln, die irgendetwas schmü-cken – alles einfältige Schreibweisen, die zu beschließen mehrere Generationen der 16 Ministerpräsidenten, ihrer 16 Kultusminister, ihrer „kompetenten“ Mitarbeiterstäbe und mindestens 50 Reformwissenschaftler aufgeboten wurden.
Und man fragt sich, warum die „Thuja“ nicht h-los sein darf wie der gleichfalls aus dem Griechischen stammende „Tunfisch“.

[P.S.: Was will die Bertelsmann-Stiftung fördern außer der medialen Machtergreifung des Mutterkonzerns? Wer in der genannten Umfrage bisweilen vom absoluten Nein abweicht, wird schon als religiös eingestuft.]


– geändert durch Sigmar Salzburg am 20.12.2007, 12.06 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.12.2007 um 09.44

Vor Jahren (hier dokumentiert) hatte ich gegenüber Dr.Deiters gespöttelt, daß er das orthographische Kolorit alter Texte läßt, aber die alten ß den Lesern nicht „zumuten“ mag. Diesmal blieb der ss-Automat ausgeschaltet:

Die Löwen-Apotheke wird 390 Jahre alt
Von Dr. Stefan Deiters
Über 100- oder 150-jährige Firmen Jubiläen kann ein Eckernförder Unternehmen nur lachen: Es feiert nämlich an diesem Wochenende seinen 390. Geburtstag.
Genau am 16. Dezember 1617 erhielt der Apotheker Johannes Ermann von Herzog Friedrich III. das Privileg zur Gründung einer „vollbestal-ten Avotecke" in der Stadt. Die „Löwen-Apotheke" versorgt seitdem die Eckernförder Bürger mit Heilmitteln aller Art.
„Wir von Gottes gnaden Friedrich, Erbe zu Norwegen, Hertzog zu Schleswig, Holstein, Stormarn und der Dithmarschen, Graff zu Oldenburgh und Delmenhorst Thuen kundt und bekennen hiermitt für Uns, Unsere Erben und jedermenniglichen, daß wir dem Erbaren Unseren lieben Doctoren Johannes Erman, welcher daß für einen wohlerfahrenen Avotecker gerühmet worden, in gnaden vergönnet und zugelaßen, in Unser Stadt Eckernförde eine vollbestalte Avotecke einzurichten und zu halten", beginnt das Privilegium, das auf Schloss Gottorf am 16. Dezember 1617 ausgestellt wurde und das quasi die „Gründungsurkunde" der heutigen Löwen-Apotheke darstellt.


Die übrigen Zeitungstexte sind weniger interessant.
Auf der Motorseite aber prangt die dicke Überschrift:

Russfilter für ältere Diesel-Nutzfahrzeuge

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.12.2007 um 10.12

Gruppenbild mit einer militanten Betreiberin der „Essstörungen“

Kampagne gegen den Schlankheitswahn
Gut gelaunt starteten sie gestern in Berlin eine Intitiative gegen Essstörungen … Forschungsministerin Annette Schavan (CDU), „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU, v. li.) …Foto: Reuters


Mit ungläubigem Staunen und unverhohlener Wut mußten die Bürger zusehen, wie aus den allbekannten „Eßstörungen“ gegen ihren Willen das graphische Monster „Essstörungen“ gemacht wurde – unter eifernder Mitwirkung der damaligen Kultusministerin Schavan.

Dieser Abbau der Kulturtraditionen wird auch nicht durch die hilflosen Versuche des Bundestages ausgeglichen, an anderer Stelle gegenzurudern:

Der Bundestag hat sich zum „Kulturstaat Deutschland“ bekannt und die Kultur als „unverzichtbares Lebensmittel und auch Schülerspeise“ bezeichnet. … Der Bericht der Enquete-Kommission nach über vierjähriger Arbeit unter Vorsitz von Gitta Connemann (CDU) ist die umfassendste Untersuchungder Kulturlandschaft Deutschlands seit mehr als 30 Jahren. Daran arbeiteten auch Experten wie der Musiker Heinz Rudolf Kunze, die Intendantin des Kunstfestes Weimar, Nike Wagner, und Olaf Zimmermann als Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates mit.

Allein Rudolf Kunze hat sich mehrfach öffentlich gegen die „Rechtschreibreform“ gewandt.

Solange die „Schülerspeise“ der Literatur möglichst nur orthographisch genmanipuliert der jungen Generation eingeflößt wird und die traditionellen Schreibweisen Rotstiftattacken des Lehrkörpers hervorrufen, solange wird es keine Gesundung der Kultur mehr geben.

Dabei sind die traditionellen Schreibweisen noch allgegenwärtig. Die KN haben dies gerade mit dem Fortsetzungsroman von Benno Hurt „Eine Reise ans Meer“ vorgeführt. Im neuen Roman „Eine Frage der Zeit“ – in „neuer“ Rechtschreibung – muß der Autor, der Schweizer Alexander Capus, wiederum seine ß-lose Schreibweise verleugnen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2007 um 10.25

Zur Bildungsdebatte
von Bodo Stade
Veränderung tut Not


Veränderung bereitet Not? Zehn Jahre lang hat die unfähige, aber arrogante Kultusbürokratie, an der Spitze Frau Erdsiek-Rave, über ihren Zugriff auf die Schulen derlei Unfug in die deutsche Sprache gepreßt.

In der gleichen Zeitung sagt in allgemeinerem Zusammenhang mit Recht …
UV-Nord-Chef Driftmann: Bildung nicht der Politik überlassen“
Ich muß ein Staatsversagen konstatieren“, erklärte der Präsident der Unternehmensverbände Nord.


Der KN-Kommentator hat den Zusammenbruch dieser Reform-„Notzucht“ offensichtlich nicht mitbekommen. Der tiefe Fall der Kultusminister soll nun dadurch abgefedert werden, daß das traditionelle „not tun“ (nötig sein) jetzt „nottun“ geschrieben werden soll, wie auch „leid tun“ jetzt „leidtun“, nach der unbegründeten Marotte des Reformeiertänzers Eisenberg.

Weitere reformgenerierte, aber jederzeit falsche Groteskschreibung wird allerdings seltener:

Er saß als Kind im Kindergarten oft auf der roten (Straf)-bank, weil er zu sehr seinen eigenen Kopf durchsetzen wollte. … ohne diese Eigenschaft wäre der Kieler Matthias Meyer-Göllner heute sich nicht der Ideen sprühende Kinderliedermacher und Musikpädagoge, der er ist.

An die verbleibende „toll-patschige“ Reformschreibung, kenntlich an den „ss“, den „-Jährigen“, den Zu-„ckungen“, wird die Bevölkerung von Presse, Verlagskonzernen und Schulen nun zwangsweise gewöhnt – so wie sie in Müll-Vorstädten an ihre Lebenssituation gewöhnt wird.

Kostunica erklärte in Belgrad: „Einen solchen gesetzeswidrigen EU-Beschluss weist Serbien schon im Vo-raus auf das Energischste zurück.

Wo befindet sich Serbien? Im „Voraus“?
Serbien weist „auf das Energischste“ zurück < > Serbien weist „auf das Erreichte“ zurück.
Die krampfhafte Großschreibung führt das grammatische Erkennen aufs Glatteis.

Mitunter regt sich aber das sprachliche Gewissen der Zeitungsschreiber:

Einen Vorgeschmack auf das weihnachtliche Elsass bietet die Chalets im frisch renovierten Pariser Ostbahnhof, während auf dem Markt am Place de la Nation tief im Pariser Osten Ponchos aus Peru und Ton-Kochtöpfe leicht deplaziert wirken zwischen Baumkugeln und Lametta.

Offensichtlich mochte der Kenner der französischen Sprache neben „Place“ nicht das bastardische, reformmiefige „deplatziert“ verwenden.

Noch eine Meldung aus dem Karlsruher Jura:

Der letzte Akt im Diäten-Flop
Als „Diäten-Rebell“ war er bekannt geworden: der Abgeordnete Hermann Benker, der vor das bundesverfassungsgericht zog um eine Erhöhung der Bezüge durchzudrücken. Nach vier Jahren hat Karlsruhe die Klage zurückgewiesen … Die Antwort, ob er „im Prinzip“ Recht hatte, blieben die Richter allerdings schuldig. … Dem neu gewählten Landtag gelang 2006, was 2003 noch scheiterte. Das Parlament beschloss eine umfassende Diätenreform ….


Ich schrieb damals einen (natürlich unterdrückten) Leserbrief:

Am 17. September 1999 stimmten die Abgeordneten des Kieler Landtages, einschließlich der „basisdemokratischen“ Grünen, geschlossen für die Annullierung des Volksentscheids gegen die „Rechtschreibreform“. Jetzt stimmten sie – wieder einmal – geschlossen für die Erhöhung ihrer „Diäten“.
Es klingt wie Hohn, daß die Beseitiger des Volkswillens zu ihren eigenen Gunsten auch noch den entrechteten Bürgern mit der Parole „Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif“
[Wadephul, CDU] in die Taschen greifen.

Fast vergessen hätte ich das Literaturrätsel, diesmal wieder aus dem unerschöpflichen Fundus der Texte mit traditionellem ß-Gebrauch:

Wer schrieb was?
»Man vergißt, daß bei einer jeden Einrichtung der Menschen Unangenehmes niemals zu vermeiden ist und daß selbst die größten Unannehmlichkeiten bei jeder Staatsverfassung dann kaum merklich werden, wenn man sie mit dem Elend des Krieges vergleicht und dem Naturzustand, in dem man ohne Herren und ohne Gesetze nur vom Raube lebt.«

Das lange Leben dieses einflussreichen Philosophen erstreckte sich über eine der folgenschwersten Zeitspannen der englischen Geschichte (Kampf der Krone gegen das Parlament samt folgendem Bürgerkrieg) und er war, zugleich gefeiert und verabscheut, einer ihrer hervorstechendsten Erscheinungen. Im französischen Exil ergriff er in seiner Staatslehre die Partei der Krone und lieferte damit die theoretische Begründung der monarchischen Regierungsform. Der Krieg aller gegen alle war nach seiner Auffassung der Naturzustand, der nur vermieden werden konnte, wenn alle Macht auf einen Souverän übertragen wird. Dieser hat, so die Theorie, seine umfassende Macht zum gemeinen Wohl zu verwenden. Die passende Kritik zur Praxis ließ nicht lange auf sich warten: Ein omnipotenter Souverän kann zwar die Ordnung garantieren, doch niemals die Freiheit gewähren!

… Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel &Autor) bis 17. Dezember an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 2403 Kiel. … E-mail: literaturraet-sel@kieler-nachrichten.de


Thomas Hobbes „Leviathan”.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.12.2007 um 09.26

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?
»Mein erster KZ-Traum! In Polen geträumt, nicht in Deutschland. Würde er in Frankfurt wiederkommen? Mama sagt: Bestimmt nicht. Mama weiß: Deutschland ist der Ort des Vergessens, und in Deutschland kleistern sie dir mit ihrer falschen Reue und Anteilnahme, mit ihrem krankhaften Philosemitismus und ihrer verfickten „Trauerarbeit" das Hirn zu.«

Eine Reise nach Auschwitz in einer deutsch-jüdischen Reisegruppe - der Autor, der als Sohn russisch-jüdischer Eltern in Prag geboren wurde und seit seinem zehnten Lebensjahr in Deutschland lebt, beschreibt sie als makabere Besichtigung von „Stätten jüdischen Lebens und Krepierens in diesem Teil der Welt" und selbstquälerische Suche nach der eigenen Identität. Provokante, oft brillante Formulierungen und ein strikt vom eigenen Erleben ausgehender Standpunkt sind die Hauptmerkmale der journalistisch-essayistischen wie auch der literarischen Arbeiten dieses Autors. Seine Kolumnen in einem Zeitgeist-Magazin der 80er Jahre machten ihn bekannt.

… Lösungen (Titel & Autor) bis 10. Dezember an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/9032895, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Maxim Biller: Die Tempojahre 1991 (natürlich in gewöhnlicher Rechtschreibung)

In diesen KN ist man mitunter recht nachlässig in der Befolgung der Reformregeln (von den ss, den –ck und den –Jährigen abgesehen:

Zahl der Hartz-IV-Aufstocker im Norden steigt dramatisch
[Ulrich Metschies] … Damit hat sich die Zahl der sogenannten Aufstocker … mehr als verdoppelt. Als Gründe … nennt die Regionaldirektion Nord der Bundesanstalt für Arbeit im wesentlichen zwei Faktoren: Zum einen …. Zum zweiten …. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hatte vor Kurzem erst darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Jahren bundeswei gut bezahlte Industriearbeitsplätze verloren gegangen sind.

„Im wesentlichen“ ist verbotene Altschreibung. Laut Dumm-Duden ist zu schreiben: „zum einen“, aber „zum Zweiten“ (S.1149). „Vor Kurzem“ ist Duden-Empfehlung, meist aber wird trotzdem „vor kurzem“ geschrieben. „verlorengehen“ war herkömmliche Dudenempfehlung, aber von 1996-2006 verboten. Jetzt ist die Dudenempfehlung „verloren gegangen“, obwohl man damit den Satz „das kleine Mädchen war in Gedanken verloren gegangen“ nicht eindeutig ausdrücken kann.

Chefredakteur Klaus Kramer, früher eifriger Produzent von Reformklopfern, bemüht sich um Seriosität. Hier ist sogar die Großschreibung angemessen:
Koch ist es gelungen, … den Status eines Ersten unter Gleichen zu sichern.

In den KN vom Vortage, dem 04.12.07, verfällt er nur einmal in die überholte Spaltschreibung:

Doch daneben verdienen auch allein erziehende Mütter und Väter, nicht-eheliche Partnerschaften zwischen Frauen und Männern und gleichgeschlechtliche Beziehungen den Respekt der Christdemokraten.

Noch einige Meldungen aus der gleichen Ausgabe:

Venozolaner stellen sich gegen Chávez
Volksentscheid stoppt Machtzuwachs des Präsidenten


Aber Herr Präsident, Sie brauchen nicht zu verzagen: Warten Sie einfach ein paar Monate und beenden dann den unerträglichen Zustand, indem Sie den Volksentscheid annullieren – wie 1999 das Kieler Parlament im Fall der „Rechtschreibreform“.

Die Hauptakteurin will damals wie heute (in weniger politischer Funktion) keine krummen Sachen erkennen:

Heftige Kritik an Heide Simonis
Obwohl Simonis bereits Ende Mai von angeblichen Verschwendungen bei den Honoraren der Mitarbeiter und beim Umbau der Kölner UNICEF-Zentrale Kenntnis gewusst habe, habe sie den Vorstand nicht darüber informiert.


Unterstützt wurde Heide Simonis nicht nur vom Kurzzeit-Lehrer Rühe (CDU), der eigens seine Partei auf Schreibreformkurs brachte, sondern auch vom grünen Koalitionspartner, wo allerlei Kulturrevolutionäre als Basisdemokraten auftreten:

Volksinitiative: Realschule soll bleiben
VDR will 20000 Unterschriften sammeln
Aus Sicht der Grünen-Abgeordneten Angelika Birk „verteidigen die Realschullehrer nur ihre Privilegien“. Der VDR halte immer noch an der „Fiktion homogener Lerngruppen“ fest. „Gegen diese sozialdarwinistisch anmutende Initiave setzen wir auf gemeinsames Lernen und individuelle Förderung aller Kinder“ sagte Birk.


Solch gemeinsames Lernen habe ich, der ich mit 9 schon naturwissenschaftliche Zeitschriften bezog, als tödliche Langeweile erfahren. Frau Birk war zur Zeit der Volksabstimmung Frauenministerin und beschäftigte sich mit der Verbesserung der feministischen -Innen-Endung durch ein Nummernsystem.

Dem Wirken dieser Politiker verdanken wir die gegenwärtige Reformmüllflut:

Harry (23) britischer Prinz, hat das Rauchen aufgegeben … Er soll seine wieder gewonnene Freundin Chelsy Davy (22) drängen, sich auch von den Glimmstängeln zu verabschieden.

15-Jähriger ersticht Freundin
Ein 15-jähriger Hauptschüler hat gestanden, seine gleichaltrige Freundin …ers-tochen zu haben.


Untermalt von Cembalo, singender Säge, Streichern und verblüffenden musikalischen Ideen, versetzt die 27-Jährige Berge und Seen mit ihrer sanften, zugleich rauen Stimme.

In der „Fundgrube“ findet man manches:

Eßservice … auch …Essservice,…Dosenverschlußmaschine … Benchmantel, weissgrau …. Außenrolladen, Außen-Rolläden usw. usw.

Bei den Traueranzeigen dagegen zeigen auch Hundertjährige ihren Tod in „neuer“ Rechtschreibung an. Daran kann etwas nicht stimmen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.11.2007 um 12.15

LITERATURRÄTSEL

Wer schrieb was?


»Auf eine solche Frage gebe ich Ihnen keine Antwort. Ich weiß nur, daß Ejlert Lövborg den Mut gehabt hat, sein Leben auf seine eigene Weise zu leben. Und nun zum Schluß - dieses Große! Diese Tat, über der Schönheit liegt! Daß er die Kraft besessen hat, so früh von der Tafel des Lebens aufzustehen und das Fest zu verlassen - freiwillig.«

Hier irrt die Protagonistin: Ihr Held starb keinen Tod in Schönheit und gar nicht so freiwillig in einer billigen Absteige. Die so Irrende spricht nur in knappen Sätzen und ist auch sonst ein schwieriger Charakter: Die große Langeweile liegt wie ein Schatten über ihrem Leben („Mir scheint oft, daß ich nur zu einem geschaffen bin. Mich zu Tode zu langweilen"). Gezeichnet von einer existenziell empfundenen Leere, verschließt sie sich gegen das Gute und öffnet ihr Inneres dem Bösen. Das Stück, das ihren Namen trägt, gilt als ein Wegbereiter des symbolistischen Dramas und damit als ein typisches Spätwerk des Autors. Es zeichnet sich durch die Vorwegnahme psychoanalytischer Erkenntnisse aus. 1864 verließ der große Gesellschaftsdramatiker sein Heimatland, 1891 kehrte er zurück - längst weltberühmt.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Herodot, Historien. Gewonnen hat Michelle Fries, Kiel. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 3. Dezember an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Henrik Ibsen: Hedda Gabler
Nur ein Beispiel für die fremdsprachige Literatur, die seit über hundert Jahren in die kultivierte traditionelle Rechtschreibung übertragen worden ist und die durch den Reform-Staatsstreich der Politiker für die Augen der indoktrinierten jungen Generation fremd wird.

Das wird auch durch die „Kultur als Chefsache“ nicht wiedergutgemacht:

Kulturrat rügt: Land fördert immer weniger
Berlin / Kiel
- „Kulturpolitik als Chefsache in Schleswig-Holstein schadet der Kulturfinanzierung" - zu diesem Schluss kommt der Deutsche Kulturrat in seiner neuesten Pressemitteilung. Das Land habe 2005 die Kröte schlucken müssen, dass im Kabinett kein Minister mehr für die Kultur zuständig sei, sondern Ministerpräsident Carstensen selbst, stellt Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Kulturrates, fest. Diese Chefbehandlung habe dazu geführt, dass der Anteil der Kulturausgaben … auf „erschreckende" 0,62 Prozent gefallen sei, den niedrigsten Anteil seit 1985.
Der Kulturrat bezieht sich mit seiner Kritik auf zwei Antworten der Landesregierung auf Kleine Anfragen des FDP-Abgeordneten Eckehard Klug. … „Der Ministerpräsident als Kultusminister", formuliert Zimmermann, „erweist sich als doppelt bittere Pille für Schleswig-Holstein". mu


Es sei daran erinnert, daß nicht nur die regierenden CDU und SPD, sondern auch Ekkehard Klug 1999 und seine Parteigenossen im Landtag für die Annullierung des Volksentscheids gegen die „Rechtschreibreform“ gestimmt haben und damit für den kulturfeindlichen Reformunfug – sogar noch in seiner extrem-idiotischen Urfassung.

Gericht: Schüler dürfen Lehrer im Internet benoten

Köln - Schüler dürfen ihre Lehrer auch weiter im Internet benoten. Die Bewertung im Internetportal „spickmich" sei vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, entschied gestern das Kölner Oberlandesgericht (OLG) und wies damit die Berufung einer Gymnasiallehrerin zurück, die schon in erster Instanz unterlegen war.


Die Pädagogin sieht sich durch ihre Benotung im dem seit Frühjahr 2007 bestehenden Portal verunglimpft … Das OLG bestätigte mit seiner Entscheidung ein entsprechendes Urteil des Kölner Landgerichts vom Juli 2007. … dpa


Bermerkenswert ist das Urteil auch aus einem anderen Grunde: Das Portal besteht seit dem Frühjahr. In dieser Zeit also wurde von den Gerichten sowohl die Klage und als auch die Revision des Urteils in der höheren Instanz abgeschlossen.

Man vergleiche das mit dem Vorgehen des OVG Lüneburg (und anderer), das allein für die Revision des Urteils zur Rechtschreibung gegen Josefine Ahrens eine Bearbeitungszeit von mindestens drei Jahren angekündigt hat, so daß ein Urteil erst nach dem Abschluß ihrer Schulzeit erfolgen könnte – wenn es denn überhaupt noch verkündet wird.

In dieser Zeit konnten die Kultusminister ihre Schlingen zuziehen und die renitenten Zeitungen zum Einknicken bewegen. Dies wiederum wird das Gericht aller Erfahrung nach zum Anlaß nehmen, die angebliche Akzeptanz der Tollpatsch-Schreibung zu verkünden. Die Unabhängigkeit der Justiz ist ohnehin nur noch eine Fiktion. Bekannt ist, daß die Urentscheidung des Bundesverfassungsgerichts 1998 von Parteimitgliedern von SPD und CDU/CSU gefällt wurde.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.11.2007 um 10.34

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Als er in Athen eintraf, meldete er das Unglück. Die Frauen aber der nach Aigina ausgezogenen Männer nahmen es ihm, als sie es hörten, sehr übel, dass er als einziger von allen überlebt hatte, und schlössen einen dichten Kreis um diesen Menschen und stachen mit ihren Gewandspangen auf ihn ein, wobei eine jede ihn fragte, wo ihr Mann denn sei. So sei auch der umgekommen, die Athener aber hätten gemeint, noch schrecklicher als ihr Unglück sei diese Tat ihrer Weiber.«

Er gilt als der Vater der Geschichtsschreibung. Er war der erste, der systematisch Geschichten und Unterlagen zusammentrug, sie überprüfte, so gut er konnte und sie so ordnete, dass er die Leser nicht nur ansprach, sondern dabei auch noch unterrichtete. Aus einem Abstand von 50 Jahren heraus wird die Geschichte (samt Vorgeschichte) der großen persischen Invasion Griechenlands zwischen 490 und 479 v. Chr. erzählt. Und wie erzählt wird! Ausführlich werden Völker, Bräuche, Legenden und Kriegshandlungen (aus wechselnden Perspektiven) vorgestellt. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, dass kein Wort zuviel verwendet wurde. Das Epos ist mehr als nur eine wertvolle Quelle und Urstoff für Legenden. Es ist bis heute ein wunderbar lesbares, spannendes und erhellendes Stück Weltliteratur.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Jürgen Teipel, Verschwende deine Jugend! Gewonnen hat Corinna Bannert, Kiel.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 26. November an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 2403 Kiel. Telefon: 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Herodot, Historien V, 87.
Der Dasssatz könnte aus einem älteren ß-freien Druck stammen, da hier nicht die neu vorgeschriebene absurd-megalomanische Großschreibung „als Einziger“ verwendet wird, die übrigens auch der Rätselmacher („der erste“) verweigert – anders als die meisten übrigen Schreiber dieser Ausgabe:

Muss im Baugewerbe schon jeder Zweite häufig schwer heben, sind es in der Pflege sogar 68 Prozent.

[Krebs] Bei einem Wortgefecht könnten Sie den Kürzeren ziehen …


Zunächst ein Blick auf verbotene traditionelle Schreibweisen in dieser Ausgabe:

Meist gab es von allem zuviel.

[Sarkozy] Um aus der Defensive zu kommen, feilt er zur Zeit an einem ganzen Bündel Maßnahmen.

Silvia Als erstes stand Kultur auf dem Programm

Zur Not Zerschlagung der Stromkonzerne … Es sei zu prüfen, ob das Gesetz gegen Wettberbsbeschränkungen „als ultima ratio um ein Instrument der wettbewerbsfördernden Struktureingriffe zu erweitern ist.“, … [dieselbe Seite] „Das Steuerrecht veranlasst den homo oeconomicus

Jetzt ist zu schreiben „ultima Ratio“ und „Homo oeconomicus“, weil man den gehätschelten Tollpatsch-Schreibern die Kenntnis lateinischer Wortarten abverlangt – wobei aber „ultima“ trotz allem immer noch groß geschrieben werden soll, während dies für das Adjektiv im „Goldenen Schnitt“ zeitweise verboten war.

… im Flensburger Schiffahrtsmuseumhttp://www.schiffahrtsmuseum.flensburg.de

Vielleicht kann es als Eigenname nicht anders geschrieben werden. In Kiel dagegen gibt es (S. 25) nur das Schifffahrtsmuseum, obgleich es sich selbst auf großen Transparenten auch noch mit zwei „f“ schreibt.

… und weitere Kostproben der reformierten Schlecht- und Rechtschreibung:


Unterschätzen sollte man den 49-Jährigen keinesfalls. … Lohnuntergrenzen auch in … der Fleisch verarbeitenden Industrie …

Seniorenteller, nein danke …[HiFi-Anlage] Möglicherweise nach einem Bedienungsfehler, der diese Anschaffung lahm legte, steht diese ungenutzt im Wohnzimmer…. [Auto] Das Nachfolgemodell gefällt ihm äußerlich gut, inwändig aber überhaupt nicht.
(Ganz klar eine dumme Folge von „aufwändig“)

[Anja Althaus:] „Ich bin eine Kämpferin, knocke alles um …“
Wie soll das nun ausgesprochen werden?

Auf der ZiSch-Seite [Zeitung in der Schule] gibt wird die Jugend massenweise an „Essstörungen“ gewöhnt.Auch sonst haben die Zeitungsleute oder die Lehrer keinen Beistand geleistet:
Im schlimmsten Fall endet das Hungern tötlich.

„Treffen junger Autoren“ Frederike Hoppe (15) „ … die einzigen Sachen, die ich bisher fertig gebracht habe“.
Die anderen Texte hat sie unfertig auf das Treffen gebracht. Dieser stammt aber von einem professionellen Journalisten.

Dann gibt es noch die Raubanauserie – den Raub des etymologisch und onomatapoetisch begründeten „h“ im „Rauhen“ ….

[Klaus] Hoffmanns Stimme .. Er setzt sie mimisch-gestisch ein, traut sich Rauigkeiten ebenso wie die hymnischen Momente der Exaltation.

… und nicht zuletzt noch Trennspäße:

… im Zusammenhang mit Amo-kläufen

… einen Schönheit-schirurgen gestern zu fünf Jahren Haft verurteilt


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.11.2007 um 12.49

Gerade sind KN-Ausgaben der letzten drei Wochen zur Verwurstung bei mir gelandet – zuviel zur gründlichen Durchsicht. Ich blättere also nur in dem Exemplar v. 12.11.07:

Chefredakteur Klaus Kramer schreibt-:
Zwei verzweifelte Deutsche setzen ihrem Leben auf einem Parkplatz in der Schweiz ein Ende. „Scho--nend ergänzt man unwillkürlich, aber nein, ... ckierend …“ soll es sein.

Ansonsten hat er die neueste Rechtschreibung immer noch nicht begriffen:

Vor allem fehlt die Bereitschaft, sich mit Sterben und Tod auseinander zu setzen. … Da es aber nicht gelingen kann, Tod und Sterben aus dem Leben heraus zu halten

„Warum hälst du nicht endlich den Mund?“[,] herrschte der König den venezolanischen Präsidenten (vorne rechts) an. Foto dpa
Der erste indianische Präsident hatte sich unfreundlich gegenüber dem Ministerpräsidenten der einstigen Entdeckermacht gezeigt. Dem aber ist die Selbstbestimmung eingemeindeter Völkerschaften fremd:

Der baskische Regierungschef Juan Ibarretxe kündigte jetzt an, dass er seine Bürger über die „Selbstbestimmung“ des Baskenlandes abstimmen lassen will. …Spaniens sozialdemokratischer Ministerpräsident Jose Luis Zapatero erteilte diesem Unabhängigkeitsplan … ein klare Abfuhr: „Inakzeptabel und illegal.“ Jede Volksbefragung müsse vom Staat genehmigt werden und das Baskenrefenrendum werde nicht erlaubt.

In der Bundesrepublik geht es ähnlich anmaßend zu:

Hans Zehetmair (CSU), bayerischer Kultusminister, am 3.3.97 (Frankfurter Allgemeine Zeitung): „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Volksbegehren zugelassen wird, das gegen das Grundgesetz verstößt und die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zerstört.“ Hartmut Holzapfel (SPD) hessischer Kultusminister am 6.9.97 (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung): „Ich halte eine Volksabstimmung auf Landesebene zu dieser Frage nicht für zulässig.“

Das Zeitungsprojekt ZiSch [Zeitung in der Schule] zeigt die Umpolung der jungen Generation:

ZiSch-Reporterin interviewte Ministerpräsident
„Man muss jeden Tag seine Arbeit aufs Neue, auf den Prüfstand stellen.“

Auf welches „Neue“ stellt Peter Harry Carstensen seine Arbeit?

Aber schon der nächste Jung-Journalist verwendet verbotene Wörter und verbotene Schreibungen:

Jens Barwich interviewte sein Idol: HSV-Star Rafael van der Vaart

Sie haben den HSV-Rekord von Uwe Seeler eingestellt und treffen zur Zeit in jedem Pflichtspiel und das sogar mit dem Kopf!....
Welche Hobbies haben Sie …


Diese englische Originalschreibung ist von der Kieler Bildungsministerin mit Bekanntgabe vom 25.7.2005 [am Beispiel „Ladies“] verboten worden.

Es ist also zu schreiben „Hobbys“, aber „Oldies“:

Oldies: Auf Reisen wollen sie Qualität
Studie: Der Seniorenteller schreckt eher ab
Heide – Die einen locken mit „Best-Ager-Trips“, die anderen mit dem „55plus Bonus“ …


Hier ist es kaum noch die „scherzhafte Bezeichnung für Angehörige der älteren Generation“ (Duden), sondern es schimmert das geldgeile Streben der Wirtschaft durch, sich alten Leuten euphemistisch anzubiedern. Noch unappetitlicher wirkt da die Wortschöpfung „Best-Ager“ oder „Bestager“, die es im 2004er-Duden noch gar nicht gab.

Als Ergebnis ihrer „Frust-ration“ propagieren die Grünen das arbeitslose Einkommen, müssen sich aber auch zur unsystematischen ies-Endung bekennen:

Grüne: Jeder soll 500 Euro haben
Gegner kritisieren das Konzept als „Stilllegungsprämie für Menschen“….
In der Analyse gaben ihm [Robert Habenck] auch die Gegner Recht…. „Ich gehöre nicht zu den regierungsgeilen Realfrusties“, rief die Delegierte Anja Rosengren …


Das Herzstück der „Reform“, die ss-Regel, sorgt weiter für Konfusion bei Eigennamen:

S. 16 … beim siebten Kieler Comedy Club im Schloßhof …
S. 19 METRO-Kino im Schlosshof

Dies ist wohl kein Gericht im China-Restaurant: … meine heiß geliebte Lilli, ein Terriermix

genau wie Respighis „Fontane di Roma“ kein Zigeunersprudel ist.

Dagegen tritt der Quäntchen-Wahnsinn der „Reform“ an völlig unvermuteten Stellen auf:

… das gewisse Quäntchen Wahnsinn in Blick und Stimme – … (Kieler Schauspielschüler auf Gut Hohenhain)

Es gibt den Brotherren und in RTL2 den „Big Brot-her“.

Ein Beispiel der Megalographie darf nicht fehlen:
Man kennt sie, die spitzen Bemerkungen, … die den Anderen in ein unverhofftes Licht setzen.

„Badminton-Ass“ ist man nur im Plural:
Wichtiger Schritt für Wittorfs Badminton-Asse

usw. usw.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.11.2007 um 09.12

Kieler Nachrichten v. 7.11.2007

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?


»Kann sein, ich habe dich zu lieb gehabt. Darum verlange das nicht von mir. Das ist etwas Schreckliches, etwas Grauenvolles, was du von mir verlangst. Sicher, ich glaube, du willst scherzen. Der Kopf eines Mannes, der vom Rumpf getrennt ist, das ist ein übler Anblick, nicht? Es ziemt sich nicht, dass die Augen eines Mädchens auf so etwas fallen. Was für eine Lust könntest du darin finden?«

Vor allem seine geistreichen Gesellschaftskomödien machten den Autor, der als Inbegriff des Dandys gilt, inte-ressant. Hier widmete er sich einem Tragödienstoff, einer Legende aus dem Neuen Testament. Und keinesfalls wird da gescherzt! - Die als Liebhaberin verschmähte weibliche Hauptfigur tanzt in Folge ihres Frusts für ihren majestätischen Stiefvater den wunderbaren Schleiertanz. Und hat dafür einen mehr als ausgefallenen Wunsch frei. Da ist sie wieder: Die Frau als Projektionsfläche für die irdische Lust samt Jenseitsschauer; die Hauptfigur des Stücks zeigt also reichlich vom Zeitgeist der Belle Epoque. Kommentar des Autors dazu: „Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen."

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie auf Tauris. Gewonnen hat Wilma Vater, Klausdorf.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 12. November an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon: 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literatur-raetsel@kieler-nachrichten.de


Oscar Wilde „Salome“ – hier in der Version für die Oper von Richard Strauss. Der „Dasssatz“ vor der „Schlussszene“ steht im allgemeinen nicht im Libretto, durfte aber in dieser (Schul-?)Version natürlich nicht fehlen.

Ansonsten: Die „neuen“ ss sind die „Reform“:
Die Glosseuse „Kielia“ schreibt … können Sie so einfach aus Nuss-Schalen lesen? …Und ganz anders rücken die Siebenschläfer dem geliebten und schmackhaften Kern zu Leibe. Sie häufen die leeren Nussschalen zu kleinen Hügeln auf.

Auf einer anderen Seite finden wir:

Osdorf: Schüler gehen auf Nussjagd. … Noch bis Ende des Jahres sind alle Schleswig-Holsteiner aufgerufen, beim Spaziergang gefundene Biss-Spuren zu dokumentieren und einzuschicken.

… Beisshemmungen bei „Bissspuren“.

Aber die „Fundgrube“ vom Vortage enthielt einige traditionelle Nüsse:

Klavier, „Noeske“, frz. Nußbaum
Klavier … nußbaum
Vitrinenschrank, Nußb.


Mit solchen schwierigen ß-Wörtern braucht sich die Jugend nun nicht mehr abzugeben und konnte am Montag beim Projekt „Zeitung in der Schule“ (ZiSch) leichtfüßig (oder „behände“) drauflosschreiben. Nun fällt es natürlich viel leichter, so schwierige Wörter wie „Soulicious“ (Sarah-O’Connor-Interview) oder „Stalking“ (Hauptthema) zu lernen (meine Nichte schrieb früher immer „Torking Heads“):

ZISCH-Reporterinnen versetzen sich in erdachten Geschichten in die Gefühlswelt von Stalkern.

Ich schlage meine Augen auf, und das Erste was ich sehe, sind die wunderschönsten Augen der Welt. … Der Zweite ergreift mich nun und ich habe keine Chance, mich zu wehren …

Ich habe Dir auch einen Brief geschrieben: „Meine Liebste – so genannte – Anna, Du bist wunderschön … Ich freue mich, Dich morgen wieder zu sehen.


Sonderbar: Nach dem Wink von oben ist die Kleinduzerei wie ein Spuk verschwunden.

Der Redakteur Rainer Pregla schreibt an anderer Stelle:

Orwell ist längst überholt
… Wir müssen aufpassen, dass nicht die phantasischen Filmideen vom Visionär unserer Tage, Steven Spielberg, schon bald Realität werden. Sein Werk „Minority Report“ zeigt eine Gesellschaft, in der es keine Privatsphäre mehr gibt, in der gar jeder Konsument von einer elektronischen Litfasssäule individuell mit Werbung bombardiert wird.


Die Zeitungsverleger stehen schon bereit, sich postalisch einen besseren Zugang zu den Bürgern und zur Arbeitskraft der Unterprivilegierten zu verschaffen: In einer Anzeige wendet sich der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. an die Mitglieder des Deutschen Bundestages:

Von Ihrer Stimme hängt es ab, ob ein überhöhtes Mindestlohnniveau eingeführt wird, das vor allem dazu dienen soll, das Briefmonopol der Deutschen Post AG zu sichern. Die neuen Wettbewerber sollen von einem Markt fern gehalten werden, dessen Liberalisierung Sie als Bundestagsmitglied beschlossen haben.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2007 um 08.47

In den KN v. 1.11.07 lesen wir zur Sprache Ulf Erdmann Zieglers, sie sei … „funkelnd vor Ironie, zwischen staubtrocken und metaphernselig behände wechselnd“.

Washoe, die mit den Händen „sprechende“ Schimpansin, ist tot. „Multikulti“ wohl auch. Wir sollten also beim traditionellen „behende“ bleiben und auf das Angebot von Frau Dr. Hilliger (gleiche KN) verzichten, uns weiterhin als Rechtschreibexpertin betreuen zu wollen.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.11.2007 um 15.50

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

Die Mutter fiel! -Tritt auf unwillger Geist! / Im Kreis geschlossen tretet an ihr Furien / Und wohnet dem willkommnen Schauspiel bei, / Dem letzten gräßlichsten das ihr bereitet / Nicht Haß und Rache schärfen ihren Dolch, / Die liebevolle Schwester wird zur Ta t / Gezwungen. Weine nicht. Du hast nicht Schuld./ Seit meinen ersten Jahren hab ich nichts /Geliebt, wie ich dich lieben könnte, Schwester. / Ja schwinge deinen Stahl, verschone nicht,/ Zerreiße diesen Busen und eröffne /Den Strömen die hier sieden einen Weg.


In edlem Blankvers kommt es daher, das Seelendrama um das Problem der Humanität. Der Stoff stammt aus der Antike - und es war wohl nicht zuletzt sein untragischer Ausgang, der ihn zu einem Schlüsseltext der deutschen Klassik machte. Die weibliche Hauptfigur dient als Priesterin der Göttin Diana und leidet fern ihrer Heimat und Familie unter starkem Heimweh. Ihre Leistung: Mit dem richtigen Maß an Selbstbestimmung und gegenseitiger Anerkennung gelingt es ihr schlussendlich, die verhängnisvolle Kette von barbarischen Opfer-, Fluch- und Rache-Ritualen zu durchbrechen….

Goethe, Iphigenie auf Tauris III,1 – in traditioneller ß-Schreibung. Die meisten Deutschen wollten (wie Marcel Reich-Ranicki) unsere Klassiker nicht in der „neuen“ Rechtschreibung lesen: Dennoch werden unsere Schulkinder nach Parteien-Ideologie oder -Egoismus umerzogen. Reclam und die Medien machen es möglich – Mitläufertum.

Ein neuer Film zeigt, daß es früher kaum anders war: „Das Reichsorchester“ über Furtwänglers Berlinder Philharmoniker … Nach Kriegsende warf man die Parteimitglieder aus dem Orchester und spielte weiter. Mehr nicht… ein entlarvenderes Abbild kollektiven Mitläufertums gab es selten.

Weitere Filme sind
„Das Leben der Anderen“
„Nachbarn“ mit Aggressionsfant-asien
Weißt was Geil Wär…?!
und schließlich:
„Bis zum Ellenbogen“ Regie Justus von Dohnányi mit der Wortschöpfung „Gurkenbrät“…– eine Erfindung Willis
Die Stammschreibunglehre legt nun die langvermißte Kreation „Brätsel“ statt „Brezel“nahe.

Österreich beendet „Fahrlicht am Tage“
… nachdem eine Studie … keinen Gewinn an Sicherheit durch die Scheinwerfer feststellen konnte.


Und der fehlende Gewinn an Sicherheit durch die „Rechtschreibreform“ …?

Knut Lütjohann baut und spielt Didgeridoos …
„noch nie gehört, aber tief beeindruckt“, entglitt es Gisela Wagner…So ging es vielen Zuhörern, die das Didgeridoo (spricht Ditscheriduh) noch nie gehört haben ….


Nicht anders hat man im 18. Jahrhundert beim „Kanguroo“ Sicherheit für den langen Schlußvokal erreicht. Frau Hilligers Nonsense-Erklärung der Schwanz-ab-Verordnung für das „Känguruh“ ist nichtig. Statt am „Gnu“ hätte man sich auch an der „Kuh“ orientieren können.

Ab 22 Uhr gibt’s im Metrokino im Schloßhof ein Wiedersehen mit Ex-Bro’Sis-Sänger Faiz Mangat und seiner Band Seven Faces. Die Band besteht, wie der Name schon sagt, aus „sieben Strolchen“.

Das seit Beginn der „Rechtschreibreform“ verwaiste Kino wurde kürzlich unter traditionellem Namen wiedereröffnet. Das Wort „Strolch“ wird übrigens meist auf „Astrolog“ zurückgeführt, Menschen, die im Frühmittelalter als reisende Quacksalber ihr Unwesen trieben.

So war es denn am Dienstag Abend im Literaturhaus nicht weiter verwunderlich, dass Ulf Erdmann Ziegler … Was aber deutlich wurde, war die Geschmeidigkeit der Sprache Zieglers. Funkelnd vor Ironie, zwischen staubtrocken und metaphernselig behände wechselnd …


„Multikulti“ ist tot. Washoe, die mit den Händen „sprechende“ Schimpansin, auch. Wir sollten also beim traditionellen „behende“ bleiben und auf das Angebot der Schreibquacksalber verzichten:
Ohne Experten wird es auch in Zukunft nicht gehen“.

– geändert durch Sigmar Salzburg am 04.11.2007, 09.09 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.11.2007 um 08.03

Kieler Nachrichten v. 01.11.07

Bis zur nächsten Reform …

Teil 24 – Heute: Regelmut statt Regelwut

Über die Reform der deutschen Rechtschreibung ist viel gestritten worden. Über Sinn oder Unsinn, über Vereinfachung oder Simplifizierung, über Vereinheitlichung oder Zersplitterung. Jeder hat seine Argumente gefunden und tut sich mit denen der anderen schwer.

Warum nur dauert es immer so lange, bis wir hier in Deutschland eine (Rechtschreib-)Reform auf den Weg bringen? Einerseits herrscht weitgehend Konsens darüber, dass die Rechtschreibung vereinheitlicht und auch vereinfacht werden soll – und zwar für Lesende und Schreibende. Andererseits geraten sich immer wieder Befürworter und Gegner in die Haare. Zu den Gegnern gehören inzwischen sogar zwei Seiten. Diejenigen, die ganz zurück zur alten Rechtschreibung wollen, und diejenigen, die sich eher darüber beklagen, dass diese Reform nicht weit genug geht und ihren Namen kaum verdient. Und diese Gruppe scheint größer und größer zu werden. Sie wird es auch sein, die in absehbarer Zeit neue, mutigere Reformen fordern wird.

Trotz allem Für und Wider sollte man sich aber Folgendes vor Augen halten. Viele Widersprüche ergeben sich, wie es der Rat für Rechtschreibung formuliert, aus Unterschieden im „Sprachgebrauch und Sprachbau“. Eine lebendige Sprache aufzuschreiben bedeutet dadurch immer auch, Kompromisse einzugehen. Geschriebene Sprache ist im Vergleich zur gesprochenen Sprache stärker beschränkt und reglementiert. Aber bliebe sie in ihrer Entwicklung stehen, schrieben wir auch heute noch ein mittelalterliches Deutsch, würden sich Fremdwörter in der Schreibung nie und nimmer anpassen. Fast können wir „Zum Glück!“ sagen, dass unsere schreibenden Vorfahren relativ lax mit der Rechtschreibung umgegangen sind. So konnten sich Lautverschiebungen und sprachliche Veränderungen immer auch recht schnell im Schriftbild niederschlagen. Je stärker feste Regeln jedoch für die Schreibung gelten, umso langwieriger ist der Angleichungsprozess. Deshalb müssen diese Regeln von Zeit zu Zeit sozusagen angefasst und angepasst werden. Wer dazu berechtigt ist, ist ebenfalls streitbar. Je unabhängiger das Gremium und je vielfältiger besetzt, umso besser sicherlich. Aber natürlich ist immer wieder Sachverstand gefragt.

Ohne Experten wird es auch in Zukunft nicht gehen. Und vielleicht zeigt sich ja in den nächsten Jahren, dass das Ganze gar nicht so verbissen gesehen werden muss. Es gibt inzwischen allerhand Bücher, die in „alter reformierter“ Rechtschreibung erschienen sind und nun schon wieder überarbeitet werden müssten. Meistens betreffen diese Veränderungen die Getrennt- und Zusammenschreibung, manchmal auch die Groß- und Kleinschreibung. Die nächste Reform wird kommen – vielleicht in zwanzig oder dreißig Jahren. Länger wird es bestimmt nicht dauern, bis der Ruf nach Vereinfachung wieder ganz laut wird. Es sei denn, der jetzt dazu beauftragte Rat für Rechtschreibung achtet darauf, dass sich Veränderungen im Sprachgebrauch relativ schnell in den allgemeinen Regeln bzw. im Wörterverzeichnis widerspiegeln. Dann nämlich gäbe es eine kontinuierliche Entwicklung, die eine nächste Reform weit hinausschieben könnte.
Zum Schluss und um mit einem letzten Beispiel aus der Praxis zu enden, sollen Ihnen drei kleine „neue“ Wörter nicht vorenthalten werden. Sie passen in keine der bisher ausgeführten Regeln und haben deshalb noch keinen Platz in dieser Artikelserie gefunden. Kein Grund, ihnen nicht auch Gerechtigkeit und Nennung widerfahren zu lassen. Hier sind sie:

Das Wörtchen rau wird, wie alle anderen auf -au endenden Adjektive, ohne h am Ende geschrieben: blau, grau, genau, schlau – und jetzt also auch rau. Entsprechend muss das Wort Rauheit nur mit einem h statt mit zweien geschrieben werden. Dann gibt es ein Tier, das sein h – wahrscheinlich beim wilden Herumhüpfen – verloren hat: das Känguru. Genau wie bei Emu, Gnu und Kakadu fällt das h am Ende fort. Und zuletzt sei darauf hingewiesen, dass der Fön, der als Gerät zum Haaretrocknen bekannt ist, ein h dazugewinnt, es sei denn, es handelt sich um das eingetragene Markenzeichen Fön. Somit entfällt also die grafische Unterscheidung vom Föhn genannten Wind, der besonders im Gebirge bekannt ist. Denn sowohl Gebirgswind als auch Haartrockner haben etwas Wesentliches gemeinsam: Sie verbreiten viel heiße Luft.

Sabine Hilliger

http://www.kn-online.de/artikel/2246885


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2007 um 10.12

Was Frau Hilliger als Vereinfachung und Erleichterung durch die „Rechtschreibreform“ ausgibt, ist in Wirklichkeit eine Erschwernis. Während traditionell ein Komma zwischen zwei Haupsätzen für Klarheit sorgt, sind jetzt Intelligenz und Aufmerksamkeit vom Schreiber gefordert, zu erkennen, ob ein Leser durch ein weggelassenes Zeichen irregeführt werden könnte.

So mußte man in der reformverstümmelten Version von Michael Endes „Momo“ von 300 gestrichenen Kommas die Hälfte wieder einfügen, um den Text verständlich zu machen.

Ein ähnliches Scheitern der Erleichterungsideologie betrifft auch die Schreibung mehrteiliger Fremdwörter, bei denen bisher nur das erste Wort groß geschrieben wurde:

Personen mit … Neigung zu Angina-pectoris-Anfällen sollten jedoch Anstrengungen im Freien vermeiden.

Jetzt braucht man mindestens das Kleine Latinum, um zu wissen, daß „pectus“ (Brust) ein großzuschreibendes Substantiv ist.

Dagegen wird die allgemein verbreitete Kenntnis der Vorsilbe „inter“ nicht gerne gesehen, so daß die Trennung „Inte-resse“ protegiert wird.

Mit den nachgewiesenen 5 Milliarden Euro, die durch diese „Reform“ bisher in der Volkswirtschaft sinnlos versickert sind, hätte man 200000 Junglehrerjahre bezahlen können. Aber der Politik war die Spaltung von „allgemeinbildend“ wichtiger:

Lehrerkollegien in Deutschland überaltert
… gut die Hälfte der Lehrer an allgemein bildenden und beruflichen Schulen älter als 50 Jahre.


Oder die Weiterentwicklung des richtigen „Plop“:

Flensburger „Plop" auch für Dithmarscher
Kiel
- Wenn der geplante neue Bügelverschluss für das Flensburger Bier richtig „ploppt", will die Brauerei diese Technologie auch der Dithmarscher Konkurrenz überlassen. … Die „Plop"-Pläne waren in die Schlagzeilen geraten, weil die Brauerei dafür einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro aus der EU-Kasse bekommt. dpa


Dagegen sollen graphische Erinnerungen an akustisch „Rauhes“ ausgelöscht werden:

Manfred Maurenbrecher … sein schmirgelraue Stimme ist Erkennungszeichen
Über junge Musiker meint er: „Da gibt es inzwischen Leute, die wieder sehr viel Freude daran haben, Sachen auf Deutsch zu schreiben …“

Das adverbiale „auf deutsch“ (wie?) wird jetzt durch durch die Frage „auf was?“ zu einem Objekt umfunktioniert: Man schreibt nicht mehr nur „auf Papier“, sondern auch „auf Deutsch“.

Andere Großschreibungen werden unterschlagen:

Regisseur Justus von Dohnanyi „Wir sind alte Freunde, seit wir gemeinsam in Hamburg am Thalia Theater engagiert ware, wo ich als letzter von uns 1995 weggegangen bin“…

Dafür tut der Kolumnist zuviel des „Guten“, jedenfalls bei der zweiten Gelegenheit:

Dass wir alle nicht schmucker werden und darob auf Nachsicht des Nächsten hoffen, weiß am Besten Kielius

Daß auch in Dokumentarfilmen manches gestellt wird, ist bekannt:

Der gute Vater war ein grausamer Mörder: Buchautorin Beate Nieman diskutierte mit Kieler Schülern. … welche tiefen Krisen Beate Niemann dabei durchlitten hat, ist in einem 2003 fertig gestellten Dokumentarfilm des WDR zu sehen.

Und bei den 41. Internationalen Hofer Filmtagen … ein Power-Mädel, das sich durchbeißt, auch wenn der Familie ständig die Abschiebung droht. Sie muss Draussen bleiben. In der Foto-Beischrift lesen wir jedoch: „Draußen bleiben“ heißt der Film von Alexander Riedel.

Eine Erholung ist der ss-arme Fortsetzungsroman von Benno Hurt „Eine Reise ans Meer“, jetzt tatsächlich wieder in traditioneller Rechtschreibung:
gräßlich, Kurzschluß, ausgepreßt, entschloß, daß … am hellichten Tag …




– geändert durch Sigmar Salzburg am 02.11.2007, 09.06 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 01.11.2007 um 07.22


Dr. Sabine Hilliger schrieb in den Kieler Nachrichten und wird vermutlich auch demnächst in der Frankfurter Rundschau schreiben:
Die Freiheiten, die ursprünglich vorgesehen waren, sind in den wichtigsten Teilen durch den Vorschlag des neuen Rates für Rechtschreibung und nach der Entscheidung der Kultusministerkonferenz im März 2006 zurückgenommen worden. Also gilt alles, was wir einmal gelernt haben, immer noch. Die überschaubaren Fälle, in denen wir anders schreiben können als bisher, sind schnell genannt – und wie gesagt: Wir können anders schreiben, müssen es aber nicht.
Ist das hier eine Kabarettsendung, oder was. Kleinkunstpreis für Sabine. Wie heißt eigentlich die weibliche Form von Pappnase?

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Nachsatz, nun mit etwas mehr gebotenem Ernst, nachdem ich eine gefühlte halbe Stunde lang Laub geharkt habe: Was sollen Schulkinder und Abiturienten denken, wenn sie solchen Dünnpfiff lesen?
Ach so, sie sollen gar nicht denken. Hm. Ja, dann paßt alles wieder zusammen. Pfui Spinne.


Zweiter Nachsatz:

Dr. Sabine Hilliger schrieb:
Ob Nebensätze, Einschübe oder erweiterte Infinitive mit zu: bitte immer mit Komma!
Und außerdem hat Sabine nicht wirklich Schimmer von der Sache:
Ich hoffe, daß es Dir gut geht[,] und daß Du bald kommst.
Laut Frau Dr. Hilliger mit Beistrich, sie mutig allein auf weiter Flur, im gesamten Rest der deutschsprachigen Republiken, Volksrepubliken (hm) und Königreiche (Belgien, Dänemark) hat niemand für hier ein Komma vorgeschlagen.
Vorschlag: Doktorgrad zurückgeben und irgendwas Nützliches machen.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 01.11.2007 um 06.51

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg

(Sabine Hilliger:)
… oder erweiterte Infinitive mit zu: bitte immer mit Komma!

Sabine Hilliger propagiert eine jahrzehntealte Regel als Reformererrungenschaft? Da stimmt doch etwas nicht. Und sie sagt auch nicht, welche der (neuen) „neun“ Regeln das regele. „Neun Regeln“ ist übrigens eine ohne nachzudenken nachgeplapperte Lüge; es sind viel mehr.

Weg mit Sabine, weg mit der Reform – her mit dem Volksentscheid, her mit der frei geregelten bewährten Schreibweise.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2007 um 06.33

Neun Regeln blieben übrig

Teil 23 – Heute: Punkt, Punkt, Komma, Strich

Ein bisschen scheinen die Satz- oder Interpunktionszeichen aus den Regeln für die Rechtschreibung herauszufallen. Sie betreffen nicht einzelne Wörter, sondern meist die gesamte Satzstruktur. Insofern sind sie eher ein grammatisches Problem. Trotzdem haben sich die Orthographen dieses Themas angenommen. Denn wenn es um die sogenannten Satzzeichen geht, müssen neben Punkt, Komma, Frage- oder Ausrufezeichen auch Anführungszeichen, Apostrophe oder Ergänzungsstriche, Auslassungspunkte, Gedankenstriche und Klammern betrachtet werden.

Wir bleiben jedoch bei den Kommas, denn nur sie waren im Fokus der Reformer. Über Jahrzehnte, im Grunde sogar Jahrhunderte gab es keine einheitlichen Regeln für das Setzen eines Kommas. Die Erfahrungen der Schreibenden wurden beobachtet und analysiert. So kam eine Regel zur anderen. Nicht selten aber stand die eine Regel der anderen auch im Wege. Was die eine sagte, hob eine andere wieder auf. Sie waren verquickt miteinander, aber nicht strukturiert.

Mit der Reform wurden die vielen Über- und Unterregeln gründlich auseinandergenommen. Aus vielen Dutzend Bestimmungen sind letztlich neun Grundregeln – Paragrafen – entstanden. Sie beschreiben ausreichend alle Fälle, in denen wir ein Komma setzen müssen oder können. Wer aber gehofft hatte, dass die Kommaregelungen im Zuge der Reform vereinfacht würden oder wenigstens etwas freier zu handhaben wären, sieht sich enttäuscht. Die Freiheiten, die ursprünglich vorgesehen waren, sind in den wichtigsten Teilen durch den Vorschlag des neuen Rates für Rechtschreibung und nach der Entscheidung der Kultusministerkonferenz im März 2006 zurückgenommen worden. Also gilt alles, was wir einmal gelernt haben, immer noch. Die überschaubaren Fälle, in denen wir anders schreiben können als bisher, sind schnell genannt – und wie gesagt: Wir können anders schreiben, müssen es aber nicht.

Die erste Änderung betrifft das Abgrenzen von selbstständigen Sätzen, die durch und, oder, beziehungsweise, entweder – oder, nicht – noch, weder – noch verbunden sind. Musste früher an dieser Stelle das Komma zwingend gesetzt werden, so kann man es jetzt auch weglassen. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn die Sätze kurz und übersichtlich sind. Bei längeren, verschachtelten Sätzen oder bei Sätzen, die schnell missverstanden werden können, empfiehlt es sich natürlich, die nötigen Kommas einzufügen – es sei denn, Sie beabsichtigen, Ihre Leser zu ärgern. Einige Beispiele: Das Feuer brannte endlich (,) und sie machten es sich gemütlich. Hast du ihn angerufen (,) oder wirst du es erst am Sonntag tun? Dem Täter ist die Flucht ins Ausland gelungen (,) bzw. er versteckt sich. Entweder du kommst (,) oder du schreibst einen Brief. Weder schrieb er einen Brief (,) noch kam er selbst. In den nächsten drei Sätzen sollten Sie das Komma jedoch unbedingt setzen, um Missverständnissen vorzubeugen: Ich fotografierte den Berg (,) und meine Frau lag in der Sonne. Er traf sich mit meiner Schwester (,) und deren Freundin war auch mitgekommen. Wir warten auf euch (,) oder die Kinder gehen schon voraus.

Die zweite Liberalisierung betrifft die sogenannten formelhaften, also nicht vollständigen Nebensätze. Diese wurden bisher je nach Stellung im Satz mit einem oder zwei Kommas abgetrennt – auch hier haben Sie in Zukunft größere Entscheidungsfreiheit: Wie bereits gesagt (,) verhält sich die Sache anders. Ich komme (,) wenn nötig (,) bei dir noch vorbei. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Ob Nebensätze, Einschübe oder erweiterte Infinitive mit zu: bitte immer mit Komma!

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 22 (die erste Variante entspricht den Richtlinien der deutschen Nachrichtenagenturen): Wir haben schon so oft gemütlich zusammengesessen. Es kann auch irgendwer einfach so vorbeikommen, sodass/so dass am Ende alle da sind, die dazu gehören wollen. Wie kann mir gut zumute sein, wenn ich so viel zu tun habe. Um den Berg hinunterzukommen, müsst ihr ein Stück rückwärtsfahren. Mit dem Betrieb ist es rapide abwärtsgegangen. Ihr solltet schnell heimkommen, bevor der Regen überhandnimmt. Soviel er weiß, hat sie diesmal nicht so viel eingekauft. Wie kann ich zufrieden sein, wenn immer alles schiefgeht. Weißt du, wann du heute Abend zurück bist? Du könntest ebenso mich zur sogenannten/so genannten Farewell-Party mitnehmen.

http://www.kn-online.de/artikel/2246338


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.10.2007 um 18.00

„Herz zerreißend“: Frau Dr. Hilligers Schilderung der Nöte verbiesterter so-Schreiber, verbunden wieder mit der unverblümten Aufforderung, das Heil in neuesten Wörterbüchern zu suchen.

Nun, Frau Hilliger wird den reforminspirierten Fehler nicht machen wie andere, z.B. die Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel bei der Eröffnung der 14. Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ am 25. Februar 2007: Maria war drei, als sie auf der Straße aufgelesen wurde, wo sie Herz zerreißend bettelte.

Und auch in den KN wirkt die Reformfußangel weiter:

„Minna von Barnhelm“ in Hamburg: Das Blut verschmierte Paar wird in Hochzeitskleider gesteckt und auf der hintersten Bühne zwangsverheiratet.

Ansonsten:

Becks traumhaftes Wahlergebnis von 95,5 auf dem Parteitag hat die Frage nach der Kanzlerkandidatur fürs Erste beantwortet ….
Fürs Erste Fernsehprogramm?

Zwei Jahre Dauerwahlkampf? – Der Ton wird rauer

Dazu könnte passen:
Wortkünstler Friedhelm Kändler brillierte in der Molfseer Räucherkate
Wie lange können wir den Sätzen folgen, wenn immer mehr Buchstaben aus dem Alphabet eliminiert werden?


usw. usw.

Aber ich will mich kurz fassen: Der Fortsetzungroman „Eine Reise ans Meer“ von Benno Hurt erschien heute überraschend in traditioneller Rechtschreibung:

Freßwelle, Eßgewohnheiten, daß, erfaßt, schoß, Gehaltsvorschuß,
auch mit normwidrigen Topf-Parties.
Allerdings besteht man auf Neutrennungen: abschre-ckend, Vo-rauszahlungen.

Wie es am Samstag aussah, kann ich nicht sagen, da mir die Ausgabe noch nicht geschenkt wurde. Man kann nur spekulieren: Betriebsunfall oder Sabotage; ein Versuchsballon, ob Proteste des Autors oder Verlages erfolgen …

Ein ähnlicher Fall trat schon im Frühjahr in der 4. Fortsetzung des sonst unreformierten Romans „Friesenblut“ von Olaf Schmidt auf.

Sonst finden wir wieder das allgemeine ss-Elend, z.B in der Fundgrube:
Essservice v. Wedgewood .
Daneben aber auch ein renitentes „muß

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.10.2007 um 15.26

Kleine Wörter haben es in sich

Teil 22 – Heute: Klein, aber oje – von Partikeln und anderen Kleinigkeiten (2)

Können Sie denn inzwischen erklären, warum man getrennt schreiben getrennt schreiben muss, zusammenschreiben dagegen zusammenschreibt? Im ersten Fall haben wir es mit zwei Verben, genauer gesagt mit einem Partizip und einem Infinitiv zu tun. Und zwei Verben (auch deren Partizipien), die aufeinandertreffen, haben wir gelernt, schreibt man normalerweise getrennt. Es sei denn, der zweite Teil heißt bleiben oder lassen und es liegt eine übertragene Bedeutung vor – dann kann man auch zusammenschreiben.

Bei dem Wort zusammenschreiben sieht das Ganze ein wenig anders aus. Der erste Bestandteil ist weder Verb noch Substantiv noch Adjektiv, sondern eine so genannte Verbpartikel. Das Wörtchen zusammen ähnelt einem Adverb, es kann in bestimmten Fällen sogar als selbstständiges Adverb vorkommen. Hier aber handelt es sich eindeutig um eine Verbpartikel, wie die Einschubprobe beweist. Wir haben das Wort zusammengeschrieben (Ausgangssatz). Zusammen haben wir das Wort geschrieben (=gemeinsam). Wir haben zusammen das Wort geschrieben (=gemeinsam). Will man ausdrücken, dass das Wort ohne eine Lücke geschrieben wird, kann man zwischen beide Teile der Zusammensetzung nichts einschieben. Es funktioniert nur folgende Umstellvariante: Zusammengeschrieben haben wir das Wort. Also tun wir es auch.

Mit der Eselsbrücke aus dem ersten Satz haben Sie bei Bedarf gleich eine Hilfe parat, wenn es um bestimmte Probleme bei der Getrennt- und Zusammenschreibung geht. Generell merken können Sie sich auch, dass Wortgruppen mit dem Verb sein immer getrennt geschrieben werden müssen – egal, wie lang oder kurz das Wort davor ist: an sein, auf sein, aus sein, außer Stande/außerstande sein, beisammen sein, da sein, drauf sein, her sein, hin sein, hinterher sein, hinüber sein, im Stande/imstande sein, inne sein, los sein, pleite sein, um sein, vonnöten sein, vorbei sein, zurück sein, zusammen sein. Es spielt, wie sehen, hier also keine Rolle, ob es sich um eine Verbpartikel handelt oder nicht. Das gilt aber so konsequent wirklich nur für dieses kleine Wörtchen sein.

Nachdem wir uns nun in aller Genauigkeit den Umgang mit zusammengesetzten Verben angeschaut haben, soll es noch ein paar Hinweise auf die Schreibung von einzelnen Wörtern geben. Selbstbewusst (!) kann sich das Wort selbst in Zukunft immer mit etwas Abstand neben das dazugehörige Verb oder Partizip stellen: selbst ernannt, selbst gemacht, selbst gekocht, selbst geregelt. Selbstredend (!) aber nur, wenn es sich um eine persönlich geleistete Sache handelt. Selbstentzündliche Stoffe (von selbst entzündlich) oder selbstklebende Folie (von selbst klebend) bleiben wie bisher selbstverständlich (!) in der Zusammenschreibung bestehen.

Die kleinen Wörter haben es in sich. Ob reformiert oder nicht, sie bereiten dem Schreibenden immer wieder Schwierigkeiten. So gesehen ist an einem So nicht so viel dran, sooft Sie es aber verwenden, so oft werden Sie an es denken. Oder nehmen wir irgendein anderes Wort – irgendetwas, das Ihnen einfällt, irgend so ein Irgendwie, das hat irgend so etwas… Haben Sie's bemerkt? Es ist wieder das kleine so, das das Schreiben manchmal so schwer macht, so dass so mancher gleich die Lust verlieren mag.

Mit ein paar Übungssätzen können Sie überprüfen, ob Sie das Wichtigste rund um die kleinen Wörter behalten haben. Entscheiden Sie sich für die richtige oder für eine der richtigen Schreibungen – und scheuen Sie sich nicht, ein (möglichst aktuelles!) Wörterbuch zu Rate zu ziehen:
Wir haben schon so/oft gemütlich zusammen/gesessen. Es kann auch irgend/wer einfach/so vorbei/kommen, so/dass am Ende alle da/sind, die dazu/gehören wollen. Wie kann mir gut zumute/sein, wenn ich so/viel zu tun habe. Um den Berg hinunter/zu/kommen, müsst ihr ein Stück rückwärts/fahren. Mit dem Betrieb ist es rapide abwärts/gegangen. Ihr solltet schnell heim/kommen, bevor der Regen überhand/nimmt. So/viel er weiß, hat sie dies/mal nicht so/viel eingekauft. Wie kann ich zufrieden/sein, wenn immer alles schief/geht. Weißt du, wann du heute Abend zurück/bist? Du könntest eben/so mich zur so/genannten Farewell-Party mit/nehmen.


Sabine Hilliger

[Im Originaldruck sind die Abstände in „selbst ernannt“, „selbst gekocht“ ... riesig, weil die eingeengte Spalte an dieser Stelle nur ein einziges gespaltenes Wort zuläßt. Es wirkt grotesk.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.10.2007 um 11.19

In derselben KN-Ausgabe, in der die „ämsige“ Frau Hilliger die nach 10 Jahren wiederhergestellte und wieder allein richtige traditionelle Schreibung „seligsprechen“ vorführt, »hat die katholische Kirche gestern 498 „Märtyrer“ der „religiösen Verfolgung“ während des spanischen Bürgerkriegs selig gesprochen… afp«.
Daß man selig mit Dahingeschiedenen sprechen kann, ist sonst nur aus spiritistischen Sitzungen bekannt.

Dieselbe Erdsiek-Rave, die diesen Schwachsinn acht Jahre lang in Schülerhirne hat hämmern lassen, rechnet es sich sicher als Verdienst an, diesen wieder abgemildert zu haben. Unter normalen demokratischen Verhältnissen hätte die Opposition schon längst ihren Rücktritt gefordert.

Aber man steckt ja unter einer Decke – genau wie Franz Müntefering, der die „Rechtschreibreform“ nach einer Volksabstimmung schon für gescheitert ansah und dann doch der antidemokratischen Volksbeglückung die Stange hielt. Wie kein anderer kann der Mann … die Basis mobilisieren. Das hat der frühere Parteichef Müntefering nicht verlernt, auch wenn er in einer Sachfrage den Kürzeren gezogen hat (aktueller Parteitag).

Nicht nur gegen bessere („hochwohlgeborene“) Rechtschreiber hat er etwas, sondern auch gegen bessere Verdiener: „ Dass einer tausend Mal so gut ist wie ein anderer, kann doch überhaupt nicht sein.“ … in der Neuschreibe von Frank Lindscheid. Hier schlägt das Verbot von „jedesmal“ durch, so daß auch das richtige „tausendmal“ gemieden wird. Jetzt bedeutet der Satz, daß einer in tausend Fällen genauso gut ist wie mancher andere – was ja nun wirklich nicht selten ist.

Auf der gleichen KN-Seite 3 kommt die eifrige „Parteilinke Andrea Nahles“ ausführlich im Interview zu Wort – die vom „SPD-Milchmädchenflügel“ *), hier mit dem Rekord von 14:2 „dass“ gegen andere neue „ss“, was die Reformbedürftigkeit ihrer Sprache erklärt.

Ein neuer Fortsetzungsroman, Benno Hurt „Eine Reise ans Meer“, hat in den KN begonnen, natürlich im Dasssystem, aber sonst durchaus nicht schulgerecht: Meide die Weide, denn sie nimmt Krankheiten auf, mahnte des öfteren meine Mutter. Oder ebenfalls verbotene Schreibung: … und schaufelte soviel Eis er nur konnte in sich hinein[!]. Etliche unnötige Trennschreibungen.

Die reformierten Groteskschreibungen tauchen in den KN immer wieder unerwartet auf:
Blutiges Grusel-Outfit löste Polizeieinsatz aus …Besonders Besorgnis erregend für die Beobachter waren die vermeintlichen Verletzungen des Mannes. … Die … Beamten hatten zunächst Mühe, den unverletzen, aber arg betrunkenen Mann wach zu kriegen.

Die Beamten waren eben noch nicht wach genug. „Besorgniserregend“ ist aber in derselben KN-Ausgabe nicht unbekannt. Das Know-how hat sich aber noch nicht allgemein durchgesetzt, denn es wird „Know How“ geschrieben, also auch nicht „reformiert“ als „Knowhow“ – im Gegensatz zum lächerlichen „Newage“ noch nicht in der Reformschrottpresse gelandet, obwohl man „whow“ lesen möchte.

Die Rücknahme einiger hypertropher Großschreibungen verführt Ängstliche zur Übertreibung, z.B. Susanne Güsten: Zu recht verweist Ankara darauf, dass …

Sonst aber finden wir die übliche Reformgroßschreierei:
Als Erste stolpert Frau Leander auf die sparsam mit Couch und Stühl möblierte Bühne …

Nur hier hilft sie bei der grammatischen Entflechtung:

Doch wer eine durchgehend hitzige Ska-Rock-Party erwartet hatte, wurde in der Halle400 möglicherweise enttäuscht, die Übrigen Ohrenzeugen eines stilistischen Richtungswechsels.

Nicht fehlen darf der„raue Charme“ der Kulturbanauserie.

Da ist die Brainfuckers Fun Foundation gerade richtig.
Auf ihrer Homepage melden sie: Ey ihr Fotzen, das war Limbo!!!!

(Limbus = Vorhölle, Limbo = westindischer Tanz)

Die „edle Frau Musica“, deren „Eigenlob“ einst Adorno bespöttelte, hat im mitteleuropäischen Kulturkreis kaum noch Ansehen – ein rechter bzw. linker Nährboden für abgestandene Kulturrevolutionen aller Art und ihre schreibreformerischen Restbestände.

*) http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.10.2007 um 08.40

Kieler Nachrichten v. 29.10.07

Die lange Liste der Verbpartikel

Teil 21 – Heute: Klein, aber oje – von Partikeln und anderen Kleinigkeiten (1)

Das nächste Kapitel der Getrennt- und Zusammenschreibung handelt von Verben, die sich mit mehr oder weniger schwer definierbaren Wörtern verknüpfen. Der Rat für Rechtschreibung bezeichnet sie als Verbpartikeln. Dazu zählt er Wörter, die genauso aussehen wie Präpositionen oder Adverbien, immer aber mit einem Verb zusammen auftauchen. Das ist aus sprachwissenschaftlicher Sicht wohl streitbar, aber versuchen wir, über diese Definition dem Problem zu Leibe zu rücken.

Im Deutschen kann man viele Verben stark in ihrer Bedeutung variieren, wenn man sie mit einem Wort verknüpft, das wie eine Präposition aussieht: angehen, abgehen, aufgehen, hingehen, vorgehen, rangehen, übergehen, zugehen usw. Die Liste der den Präpositionen gleichenden Verbpartikeln ist sehr lang. Sie werden immer mit dem folgenden Verb zusammengeschrieben – natürlich nur, wenn sie auch direkt nebeneinanderstehen: an-, ab-, auf-, aus-, bei-, durch-, ein-, entgegen-, entlang-, gegen-, gegenüber-, hinter-, in-, mit-, nach-, über-, um-, unter-, vor-, wider-, zu-, zuwider-, zwischen-. Diese Liste ist zwar nicht vollständig, zeigt aber doch viele der gebräuchlichsten präpositionsähnlichen Verbpartikeln auf.

Daneben gibt es dann die Verbpartikeln, die den Adverbien gleichen. Diese von den „echten“ Adverbien zu unterscheiden, die nicht mit dem folgenden Verb zusammengeschrieben werden, ist schon etwas schwieriger. Ein wenig hilft uns hier die Aussprache weiter. Bei den „echten“ Adverbien liegt die Betonung sowohl auf dem Adverb als auch auf dem nachfolgenden Verb. Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Wir haben uns mit diesem Problem genau auseinandergesetzt. Die beiden Tratschtanten hat der Lehrer auseinander gesetzt. Im ersten Beispiel liegt der Akzent nur auf dem Wort auseinander, während im zweiten Beispiel auch das Verb setzen mit betont ist. Manchmal ist der erste Teil auch gar nicht betont. Oft lässt sich das „echte“ Adverb auch durch andere, synonyme Wörter ersetzen (im Lehrer-Beispiel durch „separat“ oder „getrennt“). Zu den Verbpartikeln, die den Adverbien ähneln, gehören u. a. folgende: abwärts-, auseinander-, beisammen-, davon-, davor-, dazu-, dazwischen-, empor-, fort-, her-, heraus-, herbei-, herein-, hin-, hinaus-, hindurch-, hinein-, hintenüber-, hinterher-, hinüber-, nebenher-, nieder-, rückwärts-, umher-, voran-, voraus-, vorbei-, vorher-, vorweg-, weg-, weiter-, wieder-, zurück-, zusammen-, zuvor-. Sie werden mit dem Verb zusammengeschrieben, so lange diese Wörter keine selbstständigen Adverbien sind. Falls die Betonungsprobe einmal nicht weiterhilft, empfiehlt sich eine Umstellprobe. Stellen Sie sich einen Satz wie diesen vor: Sie wollte nicht immer dabei/sitzen. Wenn zwischen den ersten Teil und das zugehörige Verb weitere Satzglieder treten können, spricht das für eine Getrenntschreibung. Dabei wollte sie nicht immer sitzen oder sie wollte dabei nicht immer sitzen (sondern auch ab und zu mal stehen). In einer anderen Satzbedeutung kann man dagegen diese beiden Bestandteile nicht trennen: Dabeisitzen wollte sie nicht immer oder sie wollte nicht immer nur dabeisitzen (sondern auch einmal etwas sagen).

Eine weitere Gruppe von häufig mit Verben zusammengesetzten Wörtern sind diejenigen, die praktisch nie mehr in freier Wildbahn vorkommen: abhanden-, anheim-, bevor-, dar-, einher-, entzwei-, fürlieb-, hintan-, inne-, überein-, überhand-, umhin-, vorlieb-, zurecht- und zusätzlich fehl-, feil-, heim-, irre-, kund-, preis-, wahr-, weis-, wett-. Es soll ja Leute geben, denen das Auswendiglernen solcher Reihen besonders gut liegt, wenn nicht sogar Spaß macht.
Mir und wahrscheinlich auch Ihnen bleibt in vielen dieser Fälle wohl auch in Zukunft nichts anderes übrig, als öfter mal nachzuschlagen – trotz Reform der Reform. Aber bitte nur in den allerneuesten Nachschlagewerken, sonst könnte es passieren, dass Sie restlos durcheinanderkommen. Oder durcheinander kommen?
Sabine Hilliger

Auflösung Teil 20: (die erste Variante entspricht den Richtlinien der deutschen Nachrichtenagenturen): Wir müssen die Zahlen hochrechnen. Das ist mir nicht leichtgefallen. Was soll uns anderes übrigbleiben/übrig bleiben? Sie wurde seliggesprochen. Kannst du noch klar denken? Es wird schon glattgehen. Willst du ihm das übelnehmen/übel nehmen? Das sollte dir fernliegen. Sie hat den Aufsatz gut geschrieben. Der Restbetrag wird Ihnen gutgeschrieben. Sie hat wahrgesagt, dass du freigesprochen wirst.

http://www.kn-online.de/artikel/2244865

[Fettdruck hinzugefügt. Wer sich jedoch nicht zum pawlowschen Konsumenten machen lassen will, besorgt sich Theodor Ickler „Normale Deutsche Rechtschreibung“. Oder einen Duden bis zur 20. Auflage im Trödelladen. So bleibt man unabhängig von den Marotten der Kultusminister, ihrer Vordenker und Mitläufer.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2007 um 08.43

Es bleibt weiter schwierig

[Frau Hilliger in den KN am 27.10.07]

Teil 20 – Heute: Lassen wir uns nicht fertigmachen!

Die Getrennt- und Zusammenschreibung – es bleibt schwierig. In dieser Folge geht es um Adjektive, die sich mit einem Verb verbinden wollen. Grundlegend müssen hier zwei Fälle unterschieden werden.
Auf der einen Seite gibt es Zusammensetzungen, bei denen das Adjektiv ein Ergebnis, ein Resultat der durch das Verb bezeichneten Tätigkeit kennzeichnet: fertig kochen/fertigkochen, (den Weg) frei machen/freimachen, ganz machen/ganzmachen, gar kochen/garkochen, grob mahlen/grobmahlen, kaputt machen/kaputtmachen, klein hacken/kleinhacken, wach rütteln/wachrütteln (= wecken). Hier sind in Zukunft sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung zugelassen, wobei die deutschen Nachrichtenagenturen in diesen Fällen die Getrenntschreibung bevorzugen. Untersuchungen des Sprachgebrauchs in diesem Bereich haben ergeben, dass 60 Prozent der Menschen diese Wendungen zusammenschreiben, 40 Prozent jedoch getrennt. Da weder der Sprachgebrauch noch der formale Sprachbau hier eindeutig sein können, ist dieser Teil in Zukunft von aller Regelung freigestellt.

Damit kommen wir zur zweiten Seite. Es gibt auch viele Zusammensetzungen aus Adjektiv und Verb, bei denen eindeutig eine neue Gesamtbedeutung vorliegt. Sie unterscheidet sich erheblich von der Bedeutung der einzelnen Wortbestandteile, so dass hier immer zusammengeschrieben werden muss. Oft liegt die Betonung bei diesen Wörtern nur auf einer Silbe des ersten Wortes, nicht aber auch auf dem zweiten Wort: (jmdn.) fertigmachen (aber: eine Arbeit fertig machen), (etwas) feststellen (aber: den Stuhl fest stellen), (jmdn.) freisprechen (aber: einen Vortrag frei sprechen), (jmdn.) kaltstellen (aber: die Torte kalt stellen), schwerfallen (= Mühe verursachen) (aber: das Kind ist schwer gefallen), (jmdn.) krankschreiben, lockersitzen (Geld), (aber: die Hose soll locker sitzen), (viel für jmdn.) übrighaben (aber: keine Bonbons übrig haben). Allerdings, und das ist zunächst ungewohnt, können die in Klammern genannten Beispiele alternativ auch immer zusammengeschrieben werden (siehe Erläuterungen oben).

Fazit: Beim Zusammentreffen von Adjektiven und Verben überwiegt die Zusammenschreibung. Getrennt geschrieben werden darf nur, wenn die konkrete Bedeutung beider Wörter auch in der Zusammensetzung erhalten bleibt.

Wie gewohnt auch diesmal ein paar Übungsbeispiele:
Wir müssen die Zahlen hoch/rechnen. Das ist mir nicht leicht/gefallen. Was soll uns anderes übrig/bleiben? Sie wurde selig/gesprochen. Kannst du noch klar/denken? Es wird schon glatt/gehen. Willst du ihm das übel/nehmen? Das sollte dir fern/liegen. Sie hat den Aufsatz gut/geschrieben. Der Restbetrag wird Ihnen gut/geschrieben. Sie hat wahr/gesagt, dass du frei/gesprochen wirst.


Sabine Hilliger

Auflösung Teil 19 (die erste Variante entspricht den Richtlinien der deutschen Nachrichtenagenturen): Sie sollten alle Termine platzen lassen/platzenlassen (aber nur: einen Ballon platzen lassen). Wollen Sie nicht unser neuestes Produkt kennenlernen/kennen lernen? Was haften bleibt/haftenbleibt, sind die Erinnerungen. Du solltest doch diesen Quatsch bleiben lassen/bleibenlassen! Pass auf, dass die Arbeit nicht an dir allein hängenbleibt/hängen bleibt. Soll der Karren jetzt im Dreck stecken bleiben/steckenbleiben? Ich wollte heute gerne schwimmen gehen. Mit dieser Aktion bist du mächtig baden gegangen (keine Zusammenschreibung trotz übertragener Bedeutung, da der zweite Teil des Wortes nicht bleiben oder lassen ist). Mit diesem Leim wird die Tapete bestimmt kleben bleiben. Wollen wir spazieren gehen? Sie wurde beim Abschlussball auf dem Stuhle und damit in der Tinte sitzen gelassen.

Eine kurze Bemerkung: Mit den seit 1. August 2006 gültigen Regelungen wurde eine Vielzahl von Varianten zugelassen. Oft muss nun zusätzlich zum Grad der Selbstständigkeit eines Wortes oder seiner Wortart entschieden werden, ob die direkte oder eine übertragene Bedeutung vorliegt. In Bezug auf zwei aufeinandertreffende Verben gilt: Bei übertragener Bedeutung ist in den meisten Fällen (nämlich bei Zusammensetzungen mit bleiben und lassen) auch eine Zusammenschreibung gestattet, die von den Nachrichtenagenturen in vielen Fällen favorisiert wird. Schwierig wird es beim letzten Beispielsatz. Wer ein solches Wortspiel aufschreiben möchte, kann eigentlich nur getrennt schreiben, da für den Fall direkter Bedeutung die Zusammenschreibung nicht vorgesehen ist.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.10.2007 um 09.38

Nur einige Stichproben:

Die strengen Bestimmungen zum Alkoholausschank sind einer aust-ralischen Bardame zum Verhängnis geworden: Weil sie zum Gaudi ihrer Kunden Bierdosen zwischen ihren nackten Brüsten zerdrückte ….

Die Abtrennung des „st“ nach Diphthongen und Vokallängen ist nach wie vor sprachlich am angenehmsten („die mei-sten“, „der Hu-sten“), wird aber von der „Reform“ verboten.

Das Verbot sinnvoller Kleinschreibung von phraseologischen Wendungen wird oft mißachtet:

Sehen Sie, Zarah Leander war aufs engste mit mir und meinem ersten Mann befreundet.

Dafür geraten manche ausgeschriebene Ziffern beflissen (und falsch) zu groß:

„Zarah Leander wollte unbedingt die Nummer Eins werden in ihrem Metier, da hat sie auch die Förderung der Nazis in Kauf genommen.“

Frau Dr. Hillger mag es bedauern, aber die folgende Trennschreibe ist wieder falsch:

Die Wiener Schriftstellerin Beatrice Ferolli … lässt die beiden Diven in der Damentoilette eines Wiesbadener Nobelhotels aufeinander treffen ….der verbale Zi-ckenkrieg beginnt.

Nie käme man auf den Gedanken, „Zi-mmerservice“ oder „Zi-tterpartie“ zu trennen!

Jedes Mal, wenn Kielius auf dem Weg zur Arbeit …

Den meisten wird nicht bewußt, daß „jedesmal“ ein neuerdings verbotenes Wort ist, obwohl es doch schon vor zweihundert Jahren üblich war, z.B. in Goethes „Wahlverwandtschaften“: In diesem sah sie Eduarden ganz deutlich, und zwar nicht gekleidet, wie sie ihn sonst gesehen, sondern im kriegerischen Anzug, jedesmal in einer andern Stellung,…

Dafür wurden andere, kaum übliche Zusammenschreibungen zwangsprotegiert, wie „zurzeit“.

Mit dem Abtritt von Stoiber werden die Ä-Sager in der Politik zwar weniger, aber die Ä-Schreiber nicht im Reformbetrieb:

Glimmstängel unerwünscht!

Die „Stenge“ der Seemannssprache hat man aber bei der „Reform“ übersehen.

Verfänglich im internationalen Sprachdickicht bleibt auch die neudeutsche Version des „As“

Karate-Ass Porado hat Lunte gerochen.

Bastardschreibe auch hier:

„Pochi arbeitet und ich checke das und gebe ihm Tipps live vor der Kamera, wie er das brillant auf Weltklasse bringen kann – so ein Coaching“, sagt Schmidt. „ Im Augenblick ist er ja noch als selbst ernannter B-Promi auf Tour.“

Zum Leidwesen von Frau Hilliger wird auch die letztgenannte Reformschreibung wieder aussterben, obwohl sie vom devoten Duden noch empfohlen wird.

Diese lästigste und überflüssigste aller Reformen hatte zeitweise so sehr die Hirne der Politiker besetzt, daß zu ihrer Durchsetzung sogar der Verfassungsschutz aktiviert wurde. Da blieb für die Beobachtung anderer Aktivitäten natürlich keine Zeit:

Noch ein Indiz für die Nähe zu El-Kaida
Schleswig – Der kalte Hauch des 11. September 2001 weht durch den großen Verhandlungssaal des Oberlandesgerichtes, als im Prozess gegen den mutmaßlichen Kieler Terrorhelfer Redouane E. H. (37) die Ex-Frau eines Mannes auftritt, der dem engsten Umkreis des Todespiloten Mohammed Atta zugerechnet wird …Die Zeugin berichtet von ihrer Entscheidung, „einen Schlussstrich zu ziehen“….



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.10.2007 um 07.24

Verben halten (oft) Abstand

Teil 19 – Heute: Bei Hitze soll man baden gehen

Im letzten Teil der Serie ging es um die Getrennt- und Zusammenschreibung von Verben, die sich mit Substantiven verbinden. Heute betrachten wir Verben, die sich mit ihren (Wort-)Artgenossen zusammentun. Eigentlich ist es ganz einfach. Trifft ein Verb ein anderes, so stellt es sich einfach daneben, respektiert die Privatsphäre des anderen und hält wenigstens ein Leerzeichen breit Abstand. So jedenfalls war es im Reformwerk vorgesehen: baden gehen, schreiben lernen, kommen lassen.
Aber wenn jemand „eigentlich“ sagt, dann sucht man instinktiv nach dem Haken an der Sache. Und den findet man in diesem Falle im Kleingedruckten der Empfehlungen des Rates für Rechtschreibung. Dort heißt es nämlich jetzt ergänzend zum bisherigen Vorschlag, dass in bestimmten Fällen zwei Verben auch zusammengeschrieben werden können. Und zwar in dem einzelnen Falle von kennen lernen, das auch weiterhin kennenlernen bleiben kann (wie auch in der Liste der deutschen Nachrichtenagenturen), und immer dann, wenn eine Bedeutungsübertragung vorliegt und das zweite Verb lassen oder bleiben heißt. Begründet wird das damit, dass nur die Verbverbindungen mit bleiben und lassen häufig diese übertragene Bedeutung besitzen: auf dem Stuhl sitzen bleiben, aber in der Schule sitzen bleiben oder sitzenbleiben. Damit spielt also auch hier wieder zusätzlich zu formalen Entscheidungskriterien die Semantik – die Bedeutung – eine wichtige Rolle. Das ist für den Leser in einigen Fällen nicht unwichtig. Für den Schreibenden aber bringt diese Regelung keine wesentlichen Erleichterungen. Zumal es auch übertragene Bedeutungen gibt, die kein lassen oder bleiben enthalten: bei Hitze baden gehen, mit einem Plan baden gehen (hier ist die Zusammenschreibung nicht zulässig). Der Schreiber wird in vielen der auch bisher schon schwierigen Fälle weiterhin vor eine Entscheidung gestellt. Interessant ist, wie der Duden diese Probleme löst, denn neuerdings gibt er bei den Varianten Schreibungsempfehlungen vor. Wann rät er zu einer Getrennt- und wann zu einer Zusammenschreibung? Der Wahrig, ein anderes sehr verbreitetes orthographisches Wörterbuch, hat in seine neueste Auflage auch alle Varianten aufgenommen. Er hält sich aber mit einer Interpretation noch zurück. Zunächst sollen die Sprachbenutzer, also Sie und ich, durch den praktischen Umgang mit den betreffenden Wörtern entscheiden, welche Variante zu favorisieren ist (für mich ganz klar die Getrenntschreibung!). Dann wird der Rat für Rechtschreibung seine Empfehlungen erneut be- und überarbeiten, bevor die Redaktionen der verschiedenen Rechtschreibwörterbücher ihre Wörter- und Regelverzeichnisse anpassen.

Noch ein Wort zu den „Verb-Verben“. Die Regelung, die für den zugrunde liegenden Infinitiv gilt, wird natürlich auch bei den entsprechenden Ableitungen angewendet. Ein Beispiel: Wir können die Arbeit liegen lassen; wir haben die Arbeit liegen gelassen; die liegen gelassene Arbeit. Oder ein anderes, wenn Sie sich für die Zusammenschreibung wegen einer übertragenen Bedeutung entscheiden: Er wird in der Schule sitzenbleiben; er ist in der Schule sitzengeblieben; der sitzengebliebene Schüler.

Nun sind Sie an der Reihe. Entscheiden Sie sich für die richtige – oder im Variantenfalle für die Ihnen genehmere – Schreibung: Sie sollten alle Termine platzen/lassen. Wollen Sie nicht unser neuestes Produkt kennen/lernen? Was haften/bleibt, sind die Erinnerungen. Du solltest doch diesen Quatsch bleiben/lassen! Pass auf, dass die Arbeit nicht an dir allein hängen/bleibt. Soll der Karren jetzt im Dreck stecken/bleiben? Ich wollte heute gerne schwimmen/gehen. Mit dieser Aktion bist du mächtig baden/gegangen. Mit diesem Leim wird die Tapete bestimmt kleben/bleiben. Wollen wir spazieren/gehen? Sie wurde beim Abschlussball auf dem Stuhle und damit in der Tinte sitzen/gelassen.
Sabine Hilliger

Auflösung Teil 18: Er konnte an der Party nicht teilnehmen. Es macht Spaß, mit dem Ferrari Probe zu fahren. Er hörte kaum zu, als ihn die Jury lobpreiste (oder lobpries). Sie fachsimpelte mit ihren Kolleginnen Die Papier verarbeitende (Nachrichtenagenturen: papierverarbeitende) Industrie verbraucht viel Wasser. Diesmal habt ihr perfekt gehaushaltet (oder Haus gehalten). Der Sonnenkönig hat sehr kostspielig Hof gehalten. Die Elfen wehklagten, was die Hexe aber kaltließ. Im Winter liebte sie es eiszulaufen, im Sommer dagegen Klavier zu spielen.

http://www.kn-online.de/artikel/2243326


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.10.2007 um 11.25

Frau Dr. Hilliger nähert sich innerhalb des Jahrhundertwerkes „Rechtschreibreform“ der (gescheiterten) Jahrhundertleistung „Erstmalige Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung“ und unterschlägt sogleich „orwellnessselig“ das traditionelle „leid tun“ zugunsten nie dagewesener Experimentalschreibweisen – reformierte „Leidkultur“, wie sie leibt und lebt:


Es geht um die Gesamtbedeutung

Teil 18 – Heute: Neue Regeln? Bloß nicht sich selbst leidtun. Oder Leid tun?

Die Getrennt- und Zusammenschreibung ist ein weites Feld, wie Fontane es seinen Herrn von Briest hätte ausdrücken lassen. Aber wir verzagen nicht und erkunden es, ganz langsam, Schritt für Schritt.

Zunächst die Verben: Verben können sich mit den verschiedensten Wortarten verbinden. Die Frage ist, ob es sich jeweils um eine Wortgruppe oder um eine echte Zusammensetzung handelt. Grundsätzlich gilt, dass die Getrenntschreibung der Normalfall ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nur die Fälle der Zusammenschreibung genauer betrachtet und entsprechend geregelt werden müssen. Waren im ursprünglichen Reformvorschlag in erster Linie rein formale Kriterien für diese Entscheidungen ausschlaggebend, spielen nun auch wieder semantische Aspekte eine Rolle. Das heißt, der oder die Schreibende muss sich besonders vor Augen führen, wie es sich mit der Gesamtbedeutung eines Wortes verhält. Gibt es eine übertragene Gesamtbedeutung oder ist der Bestandteil vor dem Verb in seiner eigenständigen Bedeutung weitgehend verblasst, wird zusammengeschrieben.

Der Rat für Rechtschreibung hat eine sogenannte geschlossene Liste entworfen, in der alle Beispiele für eine Zusammenschreibung von Substantiv und Verb aufgeführt werden und das sind nicht viele. Meist wird die Zusammenschreibung mit der verblassten Bedeutung des vorangehenden Substantivs erklärt: eislaufen, kopfstehen, leidtun, nottun, standhalten, stattfinden, stattgeben, statthaben, teilhaben, teilnehmen, wundernehmen. Diese werden also wie in der alten Rechtschreibung klein- und zusammengeschrieben, auch wenn es zwischenzeitlich andere Varianten gab. In ganzen vier Fällen ist eine variable Schreibung vorgesehen – hier benutzen die Nachrichtenagenturen jeweils die erste Variante. Das betrifft achtgeben/Acht geben, achthaben/Acht haben, haltmachen/Halt machen, maßhalten/Maß halten.

Alle anderen Zusammensetzungen aus Substantiv und Verb aber schreibt man groß und getrennt, z. B. Auto fahren, Achtung bieten, Hof halten, Daten verarbeiten, Kartoffeln schälen, Kegel schieben, Krebs erregen, Maschine schreiben, Maß nehmen, Probe fahren, Rad fahren, Rad schlagen. Um ein Substantiv näher zu bestimmen, können diese Verbindungen in ein Partizip umgewandelt werden. Wie Sie dann schreiben, können Sie selbst bestimmen: groß und getrennt oder klein und zusammen, wie es die Nachrichtenagenturen bevorzugen (s. zweite Variante in den Beispielen): eine Achtung gebietende/achtunggebietende Persönlichkeit, die Daten verarbeitende/datenverarbeitende Maschine, Krebs erregende/krebserregende Stoffe, das Rad fahrende/radfahrende Kind.

Tückischerweise hält das Deutsche eine Gruppe von Wörtern für uns bereit, die auf den ersten Blick ebenfalls wie Zusammensetzungen aus Substantiv und Verb erscheinen. Man wäre also geneigt, sie getrennt zu schreiben. Aber warum bleiben Wörter wie brandmarken, bruchlanden, bruchrechnen, fachsimpeln, handhaben, lobpreisen, maßregeln, nachtwandeln, schlafwandeln, schlussfolgern, wehklagen dann doch als Einheit stehen? Die Erklärung liegt in der Art der Verbindung von Substantiv und Verb. Wenn man mit diesen Wörtern Sätze bildet, merkt man schnell, dass sie sich im Unterschied zu den meisten anderen Zusammensetzungen nicht auseinanderreißen lassen. Das Flugzeug war bruchgelandet. Und nicht: Das Flugzeug landete Bruch*. Oder: Ich schlussfolgerte, dass er gern kam. Und nicht: Ich folgerte Schluss*, dass er gern kam. Oder: Sie schlafwandelte durch die Nacht. Und nicht: Sie wandelte Schlaf* durch die Nacht. Es handelt sich um untrennbar zusammengesetzte Verben.

Eine kleine Übung: Bitte bilden Sie zu den folgenden Substantiven das zusammengesetzte Verb bzw. die Wortgruppe und setzen Sie die richtige Schreibweise ein. Die Teilnahme: Er konnte an der Party nicht … Die Probefahrt: Es macht Spaß, mit dem Ferrari … Die Lobpreisung: Er hörte kaum zu, als ihn die Jury … Die Fachsimpelei: Sie … mit ihren Kolleginnen. Die Industrie, die Papier verarbeitet: Die … Industrie verbraucht viel Wasser. Das Haushalten: Diesmal habt ihr perfekt … Die Hofhaltung: Der Sonnenkönig hat sehr kostspielig … Das Wehklagen: Die Elfen …, was die Hexe aber kaltließ. Das Eislaufen/das Klavierspiel: Im Winter liebte sie es …, im Sommer dagegen …

Sabine Hilliger

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung

http://www.kn-online.de/artikel/2242702


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.10.2007 um 08.37

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»War das ein anstrengender Tag!", sagt Papa und gähnt. Er legt sich in die alte Obstkiste und schließt die Augen. Die anderen sind jetzt auch müde. Oma legt ihre Lieblingsplatte auf und steckt den Kopf ganz tief in den Grammophon-Trichter. So kann sie sich immer am besten entspannen. Opa ist schon am Tisch eingenickt. Im Schlaf bewegt er die Arme, als würde er schwimmen. Das sieht sehr lustig aus. Die Kinder kuscheln sich in der hintersten Ecke der Höhle eng zusammen. Inzwischen ist es Nacht geworden, und der Mond leuchtet am Himmel wie ein Lampion. «

Eine reichlich absonderliche Familie ist das, die hier vorgestellt wird und deren aus Erwachsenensicht doch recht bedenklicher Lebenswandel seit 1990 in fortlaufenden Bänden nachzulesen ist. Wahrscheinlich mögen die Kinder sie deshalb so gern, weil sie lauter unmögliche und verbotene Dinge tun, zum Beispiel Müll essen, sich nie waschen, faulenzen und gräßlich fluchen... Der Autor lebt in München, hat schon mehr als 100 Kinderbücher geschrieben und illustriert neben seinen eigenen auch Bücher von bekannten Kollegen. Außerdem ist er Liedermacher: Neben einem Kindermusical über die besagte Familie hat er eine Reihe von CDs für Erwachsene veröffentlicht.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Saint-John Perse, Winde. Gewonnen hat Kai Lippmann, Klausdorf. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein a 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 29. Oktober an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de



Erhard Dietl „Die Olchis …“… welcher der Dutzend Bände von 1990 bis 2007, müßten die Leser herausfinden. Interessant wäre, ab wann der Verlag den Kotau vor der „Rechtschreibreform“ meinte machen zu müssen. Der Rätselmacher hat diese Spur umgangen, obwohl ihm selbst noch ein „gräßlich“ entfährt.

Im übrigen sind – außer den ss und den Ekeltrennungen – in dieser KN-Ausgabe die Reformduftmarken nicht sehr zahlreich.
Der sonst sehr solide schreibende Markus Günther bemerkt zu den Bränden in Kalifornien:
Für die einen ist das Geschehen dramatisch, Existenz bedrohend und lebensgefährlich, für die anderen ein saisonales Medienereignis…

Die Hafenstadt Kiel muß viel f-Wörter einstecken: Schifffahrts-Archiv, Schifffahrtsgeschichte…

Auf den falschen Dampfer bringt den Leser der Satzanfang Darüber, wie viel Geld …. … Gemeint ist aber nicht „auf welche Weise“, sondern wieviel …

Die Musikszene kündigt diesmal KN-Mitarbeiterin Caroline Neider an: …. Bei der Folk-Session am Schienenstrang wird unplugged gejammt.
In den drei Spalten finden sich mindestens dreißig Wörter, die nach den Regel jeder deutschen Rechtschreibung unleserlich sind. Die „Reform“ entfaltet jedoch in einem Fall eine Wirkung, wenn auch nur „für den Arsch“:
Neben den Rapcore-Jubilaren aus Kiel rocken Pololounge (Cover), NOM (Stonerhardrock), Hating Humans (Horrorpunk) und Kilt (Kick-Ass-Metal) 20 Uhr Pumpe …

Dafür ist die unreformierte Pik-Schreibung in den Normaltext eingedrungen:

Artikel vom 20.10 „Blaugelber Stachel pikt die Etablierten“.

Eine verbotene Form der sonst so gehätschelten „Stammschreibung“ verwendet Martina Drexler [zu Nierentransplantation] … „Schon im Krankenhaus haben sie gefragt, warum ich offenbar immer hier geschrieen habe, als es um die Verteilung von Krankheiten ging.“ Der traditionelle Duden verzeichnet noch „geschrie[e]n“.

Reformiertes Durcheinander bei „sogenannt“: das beste so genannte Corporate Design, … sogenannte Unterkiefer-Protusionsschienen… so genannte Rippenquallen

Heiterkeit bei den Trennungen: Ate - maussetzer

Günter Haß“ wird durch die „Reform“ zum Hasen
… und Frank Plasberg bei ARD zum Alten :

Plasbergs Fürsorgepflicht
Ab heute kommt „Hart aber fair“ bei der ARD, inhaltlich bleibt fast alles beim Alten

In der Sendung selbst stoppte Plasberg den Linken Gysi: „Wir stellen hier die Fragen“.
Leider sind die Schreiberleichterungspolitiker nie derart in die Mangel genommen worden.

Deswegen finden wir zu guter Letzt in den KN noch ein Glanzstück der „Reform“:

Karsten Schwanke berichtet über Aufsehen erregende Funde im Eis

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.10.2007 um 07.14

Adjektiv trifft aufs Verb

Teil 20 – Heute: Lassen wir uns nicht fertigmachen!

Die Getrennt- und Zusammenschreibung – es bleibt schwierig. In dieser Folge geht es um Adjektive, die sich mit einem Verb verbinden wollen. Grundlegend müssen hier zwei Fälle unterschieden werden.

Auf der einen Seite gibt es Zusammensetzungen, bei denen das Adjektiv ein Ergebnis, ein Resultat der durch das Verb bezeichneten Tätigkeit kennzeichnet: fertig kochen/fertigkochen, (den Weg) frei machen/freimachen, ganz machen/ganzmachen, gar kochen/garkochen, grob mahlen/grobmahlen, kaputt machen/kaputtmachen, klein hacken/kleinhacken, wach rütteln/wachrütteln (= wecken). Hier sind in Zukunft sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung zugelassen, wobei die deutschen Nachrichtenagenturen in diesen Fällen die Getrenntschreibung bevorzugen. Untersuchungen des Sprachgebrauchs in diesem Bereich haben ergeben, dass 60 Prozent der Menschen diese Wendungen zusammenschreiben, 40 Prozent jedoch getrennt. Da weder der Sprachgebrauch noch der formale Sprachbau hier eindeutig sein können, ist dieser Teil in Zukunft von aller Regelung freigestellt.

Damit kommen wir zur zweiten Seite. Es gibt auch viele Zusammensetzungen aus Adjektiv und Verb, bei denen eindeutig eine neue Gesamtbedeutung vorliegt. Sie unterscheidet sich erheblich von der Bedeutung der einzelnen Wortbestandteile, so dass hier immer zusammengeschrieben werden muss. Oft liegt die Betonung bei diesen Wörtern nur auf einer Silbe des ersten Wortes, nicht aber auch auf dem zweiten Wort: (jmdn.) fertigmachen (aber: eine Arbeit fertig machen), (etwas) feststellen (aber: den Stuhl fest stellen), (jmdn.) freisprechen (aber: einen Vortrag frei sprechen), (jmdn.) kaltstellen (aber: die Torte kalt stellen), schwerfallen (= Mühe verursachen) (aber: das Kind ist schwer gefallen), (jmdn.) krankschreiben, lockersitzen (Geld), (aber: die Hose soll locker sitzen), (viel für jmdn.) übrighaben (aber: keine Bonbons übrig haben). Allerdings, und das ist zunächst ungewohnt, können die in Klammern genannten Beispiele alternativ auch immer zusammengeschrieben werden (siehe Erläuterungen oben).

Fazit: Beim Zusammentreffen von Adjektiven und Verben überwiegt die Zusammenschreibung. Getrennt geschrieben werden darf nur, wenn die konkrete Bedeutung beider Wörter auch in der Zusammensetzung erhalten bleibt.

Wie gewohnt auch diesmal ein paar Übungsbeispiele:
Wir müssen die Zahlen hoch/rechnen. Das ist mir nicht leicht/gefallen. Was soll uns anderes übrig/bleiben? Sie wurde selig/gesprochen. Kannst du noch klar/denken? Es wird schon glatt/gehen. Willst du ihm das übel/nehmen? Das sollte dir fern/liegen. Sie hat den Aufsatz gut/geschrieben. Der Restbetrag wird Ihnen gut/geschrieben. Sie hat wahr/gesagt, dass du frei/gesprochen wirst.


Sabine Hilliger


eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.10.2007 um 10.22

Mehrdeutig oder nicht? [Mehrdeutigkeit ist kein hinreichendes Merkmal für Zusammenschreibung.]

Teil 17 – Heute: Getrennt, was zusammengehört [hier schimmert die DDR-Vorgehensweise durch]?

Es ist schon ein Kreuz mit der Getrennt- und Zusammenschreibung. Immer ein Stiefkind in der Rechtschreibung [nein], von niemandem geliebt [das stimmt nicht; meine Mutter hat sie mir einmal ordentlich erklärt, und dann war es auch für mich ein Vergnügen, in ihr sicher zu sein.]. Lange unbeachtet [stimmt ja gar nicht; ab ungefähr 1950 war hier sehr viel Ordnung und Sicherheit eingekehrt, ebenso wie bei der Kommasetzung] und plötzlich zeigen alle mit dem Finger auf sie. Tatsächlich sind die Fragen der Getrennt- und Zusammenschreibung nie [falsch] Bestandteil der offiziellen Regelungen gewesen. Sie spielten bei der Reform von 1901 [Rechtschreibung wurde auch zwischen 1901 und 1995 weiterentwickelt und von vielen verantwortungsvollen Schreibkräften, Schriftsetzern (Handwerkern) und Lektoren angewendet] – genau wie die Interpunktion – keine Rolle und fanden demzufolge auch keinen Eingang in die damaligen [was heißt „damaligen“? 1901??] Regelverzeichnisse der orthographischen Wörterbücher [stimmt nicht; die meisten Dudens, Wahrigs, Mackensens, Knaurs usw. sind nach 1901 herausgegeben worden und enthalten recht kenntnisreich und verantwortungsvoll zusammengestellte Rechtschreibregeln]. Alle Erläuterungen und Vorschriften, mit denen wir es heute zu tun haben, sind nach und nach von der Dudenredaktion formuliert und in das Regelwerk eingefügt worden [eben]. Es wurde immer wieder ergänzt, zurückgenommen [stimmt nicht], umformuliert, variiert und an den allgemeinen Sprachgebrauch angepasst.

Die „Erfinder“ der Reform standen also vor der Herausforderung, Licht in das Regeldickicht zu bringen [ein Regeldickicht gab es nicht]. Sie mussten [?? Wer zwang sie dazu?] sich alle bisherigen Anordnungen zu diesem Thema anschauen, sie „regel-recht“ ausmisten und ganz neu strukturieren. Die nächste Aufgabe bestand darin, alle zusammengesetzten Wörter und Wortgruppen, die im Wörterverzeichnis auftauchen, zu überprüfen [und Wörterverbote auszusprechen, was zuvor nicht mal Hitler, Ulbricht und Honecker gewagt hatten]. Die Einzelschreibungen sollten mit den allgemeinen Regeln ja möglichst exakt übereinstimmen. Für den Schreibenden ist jede Ausnahme eine Ausnahme zuviel. Für den Lesenden ist es wichtig, schnell und eindeutig den Sinn eines Wortes oder Satzes zu erfassen. Und daraus resultieren eine Menge Probleme. Ein Beispiel: Vor lauter Arbeit hatte sie das Gefühl, nur noch kopfzustehen. Das ist eine Schreibweise, wie sie der (gegenwärtige) Leser erwartet, weil er von einer übertragenen Bedeutung des Wortes kopfstehen ausgeht. Für den Schreibenden sieht das ganz anders aus [Hä? Wieso anders? Ich habe bei meiner Mutter und in der Schule das folgendermaßen gelernt: Ich schreibe so, wie ich es erreichen will, daß der Leser das lesen und verstehen kann.]. Für ihn handelt es sich zunächst um zwei Worte: das Substantiv Kopf und das Verb stehen [autsch ... und Haus und Tür, deshalb schreibe ich Haus Tür statt Haustür????]. Was läge da näher, als Kopf stehen zu schreiben? Ein anderes Beispiel: Nach der alten Rechtschreibung ist man auf dem Stuhl sitzen geblieben, in der Schule dagegen sitzengeblieben. Im Bett aber musste man liegenbleiben, während man mit dem Vorhaben, endlich richtig schreiben zu lernen, baden ging. Warum konnte man bisher zwar Auto fahren, aber nicht Rad [klar hieß es schon immer: Sie fuhr Rad]. (Sie kann gut Auto fahren, aber nicht radfahren.)? [Dies ist ein wunderschönes und lehrreiches Beispiel, das uns zeigt, wo die Grenze verläuft: Beim Radfahren oder Staubsaugen steht die Tätigkeit im Vordergrund, wenn es heißt: Sie darf Auto fahren und Bus fahren, dann stehen die brummenden Fahrzeuge im Blickpunkt.] Verstehen Sie das? Ich nicht. [Liebe Frau Dr. Hilliger, dann sollten Sie vielleicht besser darauf verzichten, sich mit solchen Dingen zu befassen, die ein gewisses Maß an denkerischer und handwerklicher Sorgfalt und eine gewisse Aufrichtigkeit erfordern; geben Sie Ihren Doktortitel zurück und kümmern Sie sich um werdende Mütter und um Kinder im Vorschulalter.]

Besonders in Fällen, bei denen eine Mehrdeutigkeit gegeben ist oder Bedeutungen übertragen [hä?] werden, gibt es viele nachträgliche Korrekturen des Reformwerkes [aha]. Nicht immer machen diese Korrekturen die Rechtschreibung einfacher – im Gegenteil: Oft ist die Zahl der Ausnahmen größer als vorher [hört, hört!]. Und es ist schon bezeichnend, dass der neu eingesetzte Rat für Rechtschreibung in seinen Nachbesserungen allein zehn Seiten der Getrennt- und Zusammenschreibungen widmet, während die anderen Teilbereiche mit drei bis vier oder noch weniger Seiten auskommen. Für das eben genannte Beispiel bedeutet das, dass die reformierte Schreibung Kopf stehen wieder zurückgenommen wurde. Liegt also eine übertragene Bedeutung vor, heißt es kopfstehen. In anderen Fällen wiederum erhält der Schreibende die freie Entscheidung. Es ist in Zukunft egal, ob Sie einen neuen Freund kennenlernen oder kennen lernen. Das ist durchaus ein bisschen schade, denn der Leitgedanke der Reformväter war Vereinfachung und Stärkung der Systematik. Mit Variantenschreibungen erreicht man das nicht. [hört, hört!]. Versuchen wir also in den nächsten Folgen uns der Frage zu nähern, warum wir „getrennt schreiben“ getrennt schreiben, „zusammenschreiben“ aber zusammenschreiben.
Sabine Hilliger

Auflösung Teil 16: der blaue Brief, der Blaue Planet, die innere Medizin, der Erste Mai [aber: der erste April], der italienische Salat, das Blaue Wunder (eine Brücke in Dresden), das blaue Wunder (wie in: Er wird gleich sein blaues Wunder erleben.), die große Angst, der Große Wagen (wenn das Sternbild gemeint ist), die Heilige Stadt (Jerusalem), die heilige Stadt (für jede andere heilige Stadt), die neue deutsche Rechtschreibung, die Gemeine Stubenfliege (als Art), die gemeine Stubenfliege (die dem tapferen Schneiderlein das Pflaumenmus wegfuttert), die höhere Mathematik. Lieber Freund, ich schreibe Dir (auch dir) diesen Brief und schicke Dir (auch dir) Eure (auch eure) Bilder. Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen alles Gute.


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Auch mancher Akademiker in unseren eigenen Reihen verkennt ein überaus wertvolles Merkmal unserer Sprache: Jedes Kind weiß, daß Handschuh und Haustür eigene Wörter sind und beim Sprechen als 1 Wort verstanden werden. Dies hernach auf das Schreiben zu übertragen, ist kinderleicht. Unlernbar hingegen ist es, wenn ein Kind sich merken soll, daß es die Wörter zuviel, wieviel, lahmlegen, kennenlernen und allgemeinverständlich bei Rotstiftstrafe nicht benutzen darf.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.10.2007 um 05.21

Mehrdeutig oder nicht?

Teil 17 – Heute: Getrennt, was zusammengehört?

Es ist schon ein Kreuz mit der Getrennt- und Zusammenschreibung. Immer ein Stiefkind in der Rechtschreibung, von niemandem geliebt. Lange unbeachtet und plötzlich zeigen alle mit dem Finger auf sie. Tatsächlich sind die Fragen der Getrennt- und Zusammenschreibung nie Bestandteil der offiziellen Regelungen gewesen. Sie spielten bei der Reform von 1901 – genau wie die Interpunktion – keine Rolle und fanden demzufolge auch keinen Eingang in die damaligen Regelverzeichnisse der orthographischen Wörterbücher. Alle Erläuterungen und Vorschriften, mit denen wir es heute zu tun haben, sind nach und nach von der Dudenredaktion formuliert und in das Regelwerk eingefügt worden. Es wurde immer wieder ergänzt, zurückgenommen, umformuliert, variiert und an den allgemeinen Sprachgebrauch angepasst.

Die „Erfinder“ der Reform standen also vor der Herausforderung, Licht in das Regeldickicht zu bringen. Sie mussten sich alle bisherigen Anordnungen zu diesem Thema anschauen, sie „regel-recht“ ausmisten und ganz neu strukturieren. Die nächste Aufgabe bestand darin, alle zusammengesetzten Wörter und Wortgruppen, die im Wörterverzeichnis auftauchen, zu überprüfen. Die Einzelschreibungen sollten mit den allgemeinen Regeln ja möglichst exakt übereinstimmen. Für den Schreibenden ist jede Ausnahme eine Ausnahme zuviel. Für den Lesenden ist es wichtig, schnell und eindeutig den Sinn eines Wortes oder Satzes zu erfassen. Und daraus resultieren eine Menge Probleme. Ein Beispiel: Vor lauter Arbeit hatte sie das Gefühl, nur noch kopfzustehen. Das ist eine Schreibweise, wie sie der (gegenwärtige) Leser erwartet, weil er von einer übertragenen Bedeutung des Wortes kopfstehen ausgeht. Für den Schreibenden sieht das ganz anders aus. Für ihn handelt es sich zunächst um zwei Worte: das Substantiv Kopf und das Verb stehen. Was läge da näher, als Kopf stehen zu schreiben? Ein anderes Beispiel: Nach der alten Rechtschreibung ist man auf dem Stuhl sitzen geblieben, in der Schule dagegen sitzengeblieben. Im Bett aber musste man liegenbleiben, während man mit dem Vorhaben, endlich richtig schreiben zu lernen, baden ging. Warum konnte man bisher zwar Auto fahren, aber nicht Rad (Sie kann gut Auto fahren, aber nicht radfahren.)? Verstehen Sie das? Ich nicht.

Besonders in Fällen, bei denen eine Mehrdeutigkeit gegeben ist oder Bedeutungen übertragen werden, gibt es viele nachträgliche Korrekturen des Reformwerkes. Nicht immer machen diese Korrekturen die Rechtschreibung einfacher – im Gegenteil: Oft ist die Zahl der Ausnahmen größer als vorher. Und es ist schon bezeichnend, dass der neu eingesetzte Rat für Rechtschreibung in seinen Nachbesserungen allein zehn Seiten der Getrennt- und Zusammenschreibungen widmet, während die anderen Teilbereiche mit drei bis vier oder noch weniger Seiten auskommen. Für das eben genannte Beispiel bedeutet das, dass die reformierte Schreibung Kopf stehen wieder zurückgenommen wurde. Liegt also eine übertragene Bedeutung vor, heißt es kopfstehen. In anderen Fällen wiederum erhält der Schreibende die freie Entscheidung. Es ist in Zukunft egal, ob Sie einen neuen Freund kennenlernen oder kennen lernen. Das ist durchaus ein bisschen schade, denn der Leitgedanke der Reformväter war Vereinfachung und Stärkung der Systematik. Mit Variantenschreibungen erreicht man das nicht. Versuchen wir also in den nächsten Folgen uns der Frage zu nähern, warum wir „getrennt schreiben“ getrennt schreiben, „zusammenschreiben“ aber zusammenschreiben.
Sabine Hilliger


Auflösung Teil 16: der blaue Brief, der Blaue Planet, die innere Medizin, der Erste Mai, der italienische Salat, das Blaue Wunder (eine Brücke in Dresden), das blaue Wunder (wie in: Er wird gleich sein blaues Wunder erleben.), die große Angst, der Große Wagen (wenn das Sternbild gemeint ist), die Heilige Stadt (Jerusalem), die heilige Stadt (für jede andere heilige Stadt), die neue deutsche Rechtschreibung, die Gemeine Stubenfliege (als Art), die gemeine Stubenfliege (die dem tapferen Schneiderlein das Pflaumenmus wegfuttert), die höhere Mathematik. Lieber Freund, ich schreibe Dir (auch dir) diesen Brief und schicke Dir (auch dir) Eure (auch eure) Bilder. Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen alles Gute.


[Anmerkung: „zuviel“ (fett markiert) ist seit der „Reform“ an den Schulen verboten. Reformpropagandistin Hilliger gefährdet damit fahrlässig Schüler.]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2007 um 06.36

Vor drei Jahren schrieb ich im KN-Nordklick-Forum:

Der erbärmlichste Einfall der Schreibreformer und die dümmste Anmaßung der Kultusminister ist ihr Anspruch, auch gewachsene Formen der Höflichkeit ihrem Schreibdiktat zu unterwerfen und das briefliche „Du“ zum Rechtschreibfehler zu erklären. Gedankenlos und unterwürfig werden nun die großen Briefeschreiber der Vergangenheit zu Tölpeln und Tolpatschen gefälscht, die nicht wissen, was sich gehört – weil die falschmünzerischen Erleichterungsbürokraten behaupten, wenn man sich duzt, sei eine „besondere Ehrerbietung durch Großschreibung“ nicht nötig. Aber – „Ehrerbietung“ meint doch keiner, sondern beabsichtigt ist die förmliche oder anteilnehmende Hervorhebung des Angesprochen. Wie mickrig nimmt sich der Liebesbrief von Karl Marx an seine Frau Jenny aus…

Ich habe Dich leibhaftig vor mir, und ich trage Dich auf den Händen, und küsse Dich von Kopf bis Fuß, und ich falle vor Dir auf die Knie, und ich stöhne: ,Madame, ich liebe Sie.' Und ich liebe in der Tat, mehr als der Mohr von Venedig je geliebt hat…“ (Nach Iring Fetscher „Marx“, Herder/Spektrum Meisterdenker 1999)

… wenn die neuen Simplifizierer ihn umfälschen in:

»Ich habe dich leibhaftig vor mir, und ich trage dich auf den Händen, und ich küsse dich von Kopf bis Fuß, und ich falle vor dir auf die Knie, und ich stöhne: ›Madame, ich liebe Sie.- Und ich liebe Sie in der Tat, mehr als der Mohr von Venedig je geliebt hat... « (Francis Wheen „Karl Marx“ ©deutsch 2001: C. Bertelsmann Verlag München)

Aber auch gegenüber dem Dichter Freiligrath hatte Marx sicher keine ehrerbietigen Gefühle, als er in einem Briefe vom 23.2.1860 drohte, ihn bei der preußischen Polizei zu denunzieren. Hier mußte die Form gewahrt werden:

„Du weißt, daß ich wenigstens 200 Briefe von Dir besitze, worin hinlänglich Material, um nöthigenfalls Dein Verhältniß zu mir und zur Partei zu constatieren.“

Schüler dürfen solche bis heute üblichen Höflichkeitsformen nicht erfahren. Deswegen ist sicher auch der Brief von Lassalle an Marx eine Fälschung, wie er im Geschichtsbuch meiner Tochter steht: „Ich brauche dir nicht zu sagen", schrieb Lassalle im Juni 1848 an Marx, „wie erfreulich diese Bewegung ist. " (Rückspiegel Band 3, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1996/2000)

Und an anderer Stelle:

An den Schulen Schleswig-Holsteins wurde das Buch von Bruchfeld und Levine „Erzählt es euren Kindern“ (Bertelsmann Jugendbuch Verlag „Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform“, mit „Imprimatur“ der Bildungsministerin Erdsiek-Rave) verteilt.

Wieder haben alle, Opfer wie Täter, hellseherisch die Kultusminister-Rechtschreibung benutzt. Hertha Josias soll, bevor sie nach Auschwitz deportiert wurde, an ihre Tochter geschrieben haben: „Nun bitte ich dich, meine liebe Hannele, dass du dich gut um Ingelin kümmerst. … Ich verlasse mich nun ganz auf dich, meine große Tochter. Wir werden jetzt vorerst nichts voneinander hören, aber sobald ich Gelegenheit habe, werde ich schreiben.

So hat sie natürlich nicht geschrieben. Sie verwendete kein ß (wie in der Schweiz). Vor allem aber schrieb sie nach der noch heute vorherrschenden Regel der Höflichkeit das „Du“ in der Anrede groß. Das wird den Schülern natürlich vorenthalten. Ich selbst mußte bis nach Hamburg fahren, um Einsicht in Kopien der unverfälschten Briefe nehmen zu können.

Bisher war eine „Höflichkeitsreform“ nur in der Diktatur möglich: die Einführung des „deutschen Grußes“ an den Schulen durch Ministerialerlaß vom 22. Juli 1933. (Siehe „Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte“, Kiel, Heft 35 v. April 1999)

Die Zeitungen und Nachrichtenagenturen haben natürlich den Reformunfug beflissen mitgemacht, z.B. auch in den KN v. 12.10.2002 (nach afp/dpa):
[Reformgegner ] Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger Bundesaußenminister, schrieb an Carter: „Für mich bist du die Verkörperung amerikanischer Freiheits- und Friedensgesinnung…."

Die Homepage der F.D.P. zeigte das Original unverfälscht höflich.

Auch jetzt noch erhalten die Bildungsministerien ihren dreisten Anspruch, derlei regeln zu dürfen, aufrecht. Sie gestatten nur gnädigst nebenbei auch noch die höfliche Schreibung. Die heimlichen Revoluzzer in den Institutionen feiern sicherlich dennoch die Tat, wieder einmal gesellschaftliche Konventionen unterminiert zu haben. Auf den KN-Kinderseiten hat man es jedoch richtig verstanden. Die Kinder werden wieder höflich angeredet.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2007 um 05.43

Aus Höflichkeit weiter groß

Teil 16 – Heute: Wer mag Thüringer Rostbratwurst mit schottischem Whisky?

Beim letzten Mal war von Wortgruppen die Rede, die uns oft als feste Verbindung geläufig sind. Noch einmal zur Erinnerung: die graue Eminenz, das schwarze Brett, die rote Karte, der schnelle Brüter, der goldene Schnitt, die erste Hilfe.

In diesen und vielen anderen Fällen wird das Adjektiv normalerweise kleingeschrieben, denn es handelt sich nicht um Eigennamen. Trotzdem bereiten gerade diese Wendungen oft Schwierigkeiten. So legten die deutschen Nachrichtenagenturen schon im ersten Schritt der Reform in ihren Schreibungsrichtlinien bei vielen dieser Wortgruppen die Großschreibung der entsprechenden Adjektive fest. Auch deshalb hat der Rat für Rechtschreibung in seinen neuen, nun gültigen Empfehlungen vorgesehen, dass dem Schreibenden hier gewisse Freiräume ermöglicht werden. Wenn die Wendung überwiegend wie eine feste Redewendung mit einer eigenen Gesamtbedeutung verwendet wird, dann ist auch die Großschreibung des Adjektivs zulässig. Also können Sie – je nach Auffassung und so wie die Nachrichtenagenturen es tun – die oben genannten Wortgruppen auch folgendermaßen schreiben: die Goldene Hochzeit, das Schwarze Brett, die Rote Karte, das Schwarze Schaf, die Schwedischen Gardinen, die Erste Hilfe. Das bedeutet zwar, dass Sie die Qual der Wahl haben, aber gleichzeitig auch mehr Freiheit für eine Entscheidung, die Ihrem Sprachempfinden am nächsten kommt. Trotzdem gilt: Die Kleinschreibung ist der Normalfall.

Warum aber – und da gibt es keine Wahl – müssen wir den unverwechselbaren schottischen Whisky kleinschreiben, die köstliche Thüringer Rostbratwurst dagegen groß? Weil es eine Regel gibt, gegen die auch die Rechtschreibreform nichts ausrichten konnte. Und diese Regel besagt, dass geografische Eigennamen, die mit Hilfe der Nachsilbe -er gebeugt werden, immer großzuschreiben sind: die Berliner Bevölkerung, die Mecklenburger Landschaft, der Schweizer Käse. Im Unterschied dazu gibt es Ableitungen von (nicht nur geografischen) Eigennamen auf die Endung -isch, die immer kleingeschrieben werden müssen: tschechisches Bier, indischer Tee, englischer Stoff, westfälischer Schinken, die grimmschen Märchen, die darwinsche Evolutionstheorie.

Einen kleinen Ausweg gibt es allerdings, wenn Ihnen der Name eines Erfinders, eines Entdeckers oder großen Denkers besonders am Herzen liegt. Benutzen Sie einen Apostroph und Sie dürfen großschreiben: die Grimm'schen Märchen, die Darwin'sche Evolutionstheorie, der Ohm'sche Widerstand, Potemkin'sche Dörfer. Die Großschreibung mit Apostroph ist auch hier die von den Nachrichtenagenturen favorisierte Variante.

Oft wird gefragt, wie denn in Briefen die Anredepronomen für den Adressaten zu schreiben wären. Nach der letzten Empfehlung des Rates für Rechtschreibung gilt, dass in Briefen alles beim Alten bleiben kann. Die Höflichkeitsform Sie/Ihre wird immer großgeschrieben. Die vertrauliche Anrede mit du/euch kann dagegen auch kleingeschrieben werden (muss aber nicht).

Zum Schluss wieder eine kleine Übung. Entscheiden Sie sich bitte für die richtige Schreibung bzw. eine richtige Variante:
der B/blaue Brief, der B/blaue Planet, die I/innere Medizin, der E/erste Mai, der I/italienische Salat, das B/blaue Wunder, die G/große Angst, der G/große Wagen, die H/heilige Stadt, die N/neue D/deutsche Rechtschreibung, die G/gemeine Stubenfliege, die H/höhere Mathematik
Lieber Freund, ich schreibe D/dir diesen Brief und schicke D/dir E/eure Bilder. Ich grüße S/sie herzlich und wünsche I/ihnen alles Gute.
Sabine Hilliger


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2007 um 05.39

http://www.kn-online.de/artikel/2239771

Nur wenn es einmalig ist …


Teil 15 – Heute: Eigensinnige Eigennamen

Der Schiedsrichter – die graue Eminenz unter seinen Kollegen – zückte die gelbe Karte und zeigte sie dem schwarzen Lamm der gegnerischen Mannschaft. Die Sanitäter eilten auf den Platz, um erste Hilfe zu leisten.
Worum geht es hier? Sicher, um Fußball, aber eigentlich um die Frage, was an der goldenen Hochzeit weniger glänzt als an den Goldenen Zwanzigern oder warum der schottische Whisky „kleiner“ als die Thüringer Rostbratwurst ist. Kurz – es geht um Eigennamen und solche, die gern welche wären.
Echte Eigennamen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur einmal vorkommende Gegebenheiten, also im wahrsten Sinne des Wortes Einmaliges benennen. Dazu gehören unter anderem Personennamen, auch mit Bei- oder Spitznamen, z. B. Johann Wolfgang von Goethe, Katharina die Große, Klein Erna und der Alte Fritz. Hinzu kommen die geografischen Namen wie Vereinigte Staaten von Amerika, Unter den Linden, Neuer Markt, Hohe Tatra, Sächsische Schweiz oder Kap der Guten Hoffnung. Aber auch einzelne Objekte verschiedenster Provenienz zählen dazu: der Große Wagen (Sternbild), der Schiefe Turm (von Pisa), der Fliegende Pfeil (ein bestimmtes, so benanntes Pferd), Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur, das Grüne Gewölbe (in Dresden), das Deutsche Rote Kreuz, Zum Goldenen Anker (für eine Gaststätte), der Nahe Osten.
Nun gibt es aber eine große Zahl von festen Wortgruppen, die sich aus Adjektiv und Substantiv zusammensetzen, oft in übertragener Bedeutung zu verstehen sind und trotzdem mit kleinem Adjektiv geschrieben werden sollten – mit Ausnahme der Ausnahmen, die in der nächsten Folge genauer erläutert werden. Schauen Sie sich noch einmal die Beispiele im ersten Satz an. Hier finden Sie eine kleine Auswahl aus dieser Gruppe. All diese festen Verbindungen mögen auf den ersten Blick Eigenschaften eines Eigennamens aufweisen. Auf den zweiten aber erkennt man, dass es sich immer um Bezeichnungen handelt, die mehr als nur eine „einzelne Begebenheit“ bezeichnen. Einige weitere Beispiele mögen das illustrieren: das autogene Training, der blaue Brief, die goldene Hochzeit, der goldene Schnitt, das große Los, die grüne Lunge, die höhere Mathematik, die innere Medizin, der italienische Salat, die künstliche Intelligenz, das neue Jahr, das olympische Feuer, der schnelle Brüter, das schwarze Brett, die schwedischen Gardinen.
Also: Die goldene Hochzeit, so einmalig sie für ein einzelnes Ehepaar auch sein mag, ist etwas, das täglich viele Male an unterschiedlichsten Orten gefeiert wird – und immer häufiger, da wir ja alle immer älter werden (andererseits halten es ja immer weniger Menschen 50 Jahre lang mit ein- und demselben Partner an ihrer Seite aus…). Anders verhält es sich mit den Goldenen Zwanzigern. Gemeint sind die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Sie stellen eine historische Epoche dar, die genau wie historische Ereignisse laut Regelwerk Paragraf 64 groß geschrieben werden. In diesem Paragrafen sind weitere Gruppen genannt, die wir (wie bisher auch schon) groß schreiben, obwohl sie keine Eigennamen per definitionem sind. Es handelt sich um Titel und Amtsbezeichnungen (der Erste Bürgermeister, der Heilige Vater), um bestimmte fachsprachliche Bezeichnungen, wie sie zum Beispiel in der Biologie vorkommen (das Fleißige Lieschen, die Gemeine Stubenfliege) und um besondere Kalendertage (der Heilige Abend, der Erste Mai).
Seien Sie gespannt auf die nächste Folge. Dort erfahren Sie zu diesem Thema noch ein wenig mehr – und dann gibt es auch wieder eine kleine Übung.

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 14: Für Groß und Klein war Englisch in der Schule die erste Fremdsprache. Ob Arm oder Reich – alle lieben sie eine Fahrt ins Blaue am Sonntagmorgen. Große und kleine Leute kamen gestern Abend in den Zirkus. Die Vorstellung fand bei Jung und Alt viel Beifall. Gleich und Gleich gesellt sich gern, weiß der Volksmund. Manche Stunden wurden ganz auf Englisch gehalten, was sich für die Schüler wegen des starken deutschen Akzents des Lehrers sehr lustig anhörte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.10.2007 um 09.31

Im Regelwerk wird die Großschreibung von „jung und alt“ und die Beibehaltung der Kleinschreibung von „durch dick und dünn“ ohne nähere Begründung dekretiert. Der Duden erfindet dazu die Regel K 72.3

Die Großschreibung gilt auch in festen Wortgruppen und in [nicht deklinierten] Paarformeln zur Bezeichnung von Personen (§ 57 (1)).


Frau Hilliger wird nun nochmals eigenschöpferisch tätig und dehnt die Großschreiberegel auf Paarformeln für Lebewesen aus.

Wo da die Grenze gezogen werden soll, ist genauso unklar. Vielleicht wie im Arabischen zwischen „beseelten“ und „unbeseelten“ Lebewesen? Wobei dort die Tiere zu den „unbeseelten“ zählen.

Die übrigen Tücken der vermehrten Großschreibung sind schon des öfteren angesprochen worden:

Textveränderungen wurden vom Propheten des Öfteren verflucht.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von J.-M. Wagner am 19.10.2007 um 14.15

http://www.kn-online.de/artikel/2239119/Von_Sprachen_bis_Tageszeiten.htm


Von Sprachen bis Tageszeiten

Teil 14 – Heute: Mit Deutsch gleich heute Morgen durch dick und dünn

Was haben wir, wenn Groß und Klein von nah und fern kommen, um gemeinsam durch dick und dünn zu gehen – egal ob Jung oder Alt? Wir haben einen Satz mit einer Anhäufung von sogenannten Paarformeln. Und für die gilt ab sofort eine neue Regel. Nach der alten Rechtschreibung war es oft nicht nachvollziehbar, wann eine solche Wendung groß oder klein zu schreiben war. Neu gilt nun Folgendes: Bezieht sich diese Art der Paarformel auf Lebewesen, meist Menschen, so werden beide Teile großgeschrieben. Umgekehrt gilt also: Sind es keine Lebewesen, so schreiben wir klein. Und damit dürfte Ihnen die Deutung der Groß- und Kleinschreibung oben im ersten Satz nicht mehr schwerfallen.
Noch eine andere Regel wurde ein wenig erweitert. Sie bezieht sich auf die Schreibung von Sprachbezeichnungen. Diese werden in Zukunft immer dann großgeschrieben, wenn sie einer Präposition folgen. So ähnlich funktioniert es auch bei den entsprechenden Bezeichnungen für Farben. Hier schrieben wir schon in der alten Rechtschreibung groß: Bei Rot darf man die Straße nicht überqueren. Das ist dasselbe in Grün. Sie liebt Kleider in Blau. Er hat sein Blatt mit Gelb bemalt. Analog heißt es jetzt also auch für die Sprachen: Groß, wenn Sie etwas auf gut Deutsch sagen (oder besser schreiben) wollen, wenn Sie in Chinesisch radebrechen, auf Französisch parlieren oder einen Lehrstuhl für Sanskrit innehaben. Zur Erinnerung: Diese Bezeichnungen für eine Sprache schreibt man auch dann groß, wenn sie die betreffende Sprache als Ganzes meinen, zum Beispiel: In den Straßen hörte man eine lebendige Mischung aus Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Sein Russisch war hervorragend. Das Plattdeutsch Fritz Reuters wurde weit bekannt. Können Sie die Sprache dagegen mit „Wie?“ erfragen, so bleibt es bei der Kleinschreibung. Beispiele dafür wären: In den Straßen wurde deutsch, englisch, französisch und spanisch gesprochen. Der Brief ist russisch geschrieben. Das Ehepaar hat sich italienisch unterhalten.
Noch eine Regel wurde leicht modifiziert. Sie betrifft die Schreibung von Tageszeiten nach Wörtern wie gestern, heute, morgen oder vorgestern und übermorgen. Sie werden – anders als bisher – jetzt großgeschrieben. Ärgern Sie sich also nicht, wenn Ihnen Ihr Liebster erst heute Morgen gesagt hat, dass er morgen Abend nicht kommen wird. Und auch nicht übermorgen Mittag. Überhaupt würde er erst Sonntagmittag (Achtung! Ein einziges Wort!) wieder auftauchen und auch nur, wenn es etwas Leckeres zu essen gäbe.
Aber passen Sie bitte auf, wenn plötzlich ein kleines, angehängtes s erscheint. Dann bleibt es wie bisher bei der Kleinschreibung, egal ob es morgens, mittags oder abends ist. Gehen Sie auch sonntagvormittags gern zum Brunch? Dann sollte es am Samstagabend nicht zu spät werden.

Zum Schluss wie gewohnt einige Fingerübungen zu Paarformeln, Sprachbenennungen und Tageszeiten. Wie ist es richtig?
Für G/groß und K/klein war E/englisch in der Schule die erste Fremdsprache. Ob A/arm oder R/reich - alle lieben sie eine Fahrt ins B/blaue am S/sonntag M/morgen. G/große und K/kleine Leute kamen G/gestern A/abend in den Zirkus. Die Vorstellung fand bei J/jung und A/alt viel Beifall. G/gleich und G/gleich gesellt sich gern, weiß der Volksmund. Manche Stunden wurden ganz auf E/englisch gehalten, was sich für die Schüler wegen des starken D/deutschen Akzents des Lehrers sehr lustig anhörte.
Sabine Hilliger

Auflösung Teil 13: Er war sich nicht darüber im Klaren, was er sagen sollte. Im Allgemeinen war er wortgewandt, doch ließ sich nicht im Voraus absehen, was passieren würde. Sicher, er könnte ihr des Langen und Breiten erklären, dass er mit ihr durch dick und dünn gehen würde. Etwas Ähnliches hätte sie aber bestimmt schon des Öfteren gehört und er wollte nicht den Kürzeren ziehen. Bis ins Kleinste hatte er sich das Gespräch ausgemalt. Aber nur im Film kommt jeder rasch im Großen und Ganzen mit sich und der Welt ins Reine.

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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.10.2007 um 12.42

Gleich auf Seite zwei erhalten die Leser ein Beispiel zur Hilligerschen Groß-Propaganda in den vorigen Kieler Nachrichten:

Jeder Vierte sieht „gute Seiten“ im Nationalsozialismus
Jeder vierte Bundesbürger ist der Meinung, dass …


Den Unfug dieser Regelung erkennt man, wenn man den fast baugleichen Satz bildet:

Jeder Dritte erhält bei den olympischen Spielen eine Bronzemedaille.

Man kann das Spiel noch weitertreiben:

Sie betrat als erste die Aschenbahn und verließ sie als Erste.
Der Erste Bürgermeister gratulierte als erster.


Die Reformschreibung verwandelt das in eine Null-Informationen:

Sie betrat als Erste die Aschenbahn und verließ sie als Erste.
Der Erste Bürgermeister gratulierte als Erster.


Und wer ist dafür verantwortlich?

Bildungsstandards für Abitur beschlossen
Die Kultusministerkonferenz (KMK) folgte einstimmig einem entsprechenden Vorstoß Hessens, wie die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) mitteilte. …Gegen eine Zentralabitur sprach sich die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Ahnen (SPD) aus… Die Diskussion über ein bundesweites Zentralabitur war unter anderem von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) angestoßen worden.


Hier tauchen die KMK-Apparatschiksen wieder auf, die sich besonders hervorgetan haben, die orthographische Tradition der deutschen Sprache durch Indoktrination von wehrlosen Schülern zu vernichten. Neben dem ss-Spalter-Signal fällt in den KN noch auf:

Wassermann 21.1. – 19.2. Endlich haben Sie einen schwer wiegenden Irrtum eingesehen ….

[Roman Das Sonnentaukind] Keine Klinik ist scharf auf solche Patienten. Eventuell wären sie eine Zeit lang in einem Heim untergebracht worden …

[„Invasion“] Wer infiziert ist und einschläft, erwacht als identitätsloser Körper. Während die Erde auf diese Weise ruhig gestellt wird, verbittet sich eine Mutter die Einmischung in ihre Privatsphäre ….

Museumsleiter Dr. Uwe Beitz vor einem Stillleben von Max Streckenbach

Und dennoch war GSC-Trainer Ralf Bröckler am Spielfeldrand offenbar immer noch nicht zufrieden gestellt

Nichtnutzige Reformschreibung sind auch:

so genannte, 47-Jährige, zurzeit, Tipp, morgen Abend,

Rückbau ist erkennbar an:

lahmzulegen, trockengelegt, fertiggestellt, kennenzulernen und soviel (immer noch „verboten“)

Marco Laß traf gegen Glücksburg 09 nach Belieben

Marco Laß ist eines der vielen Opfer der ss-Reform. Sein Name kann von den indoktrinierten Schülern nur als „Laaß“ gelesen werden.

Das kann Frau Hilliger sicher nicht bremsen im Streben …



…mit Drang zu „Größerem“

Teil 13 – Heute: Ins Schwarze treffen – mit den Adjektiven auf Großschreibjagd

Im Mittelpunkt der heutigen Betrachtung stehen die „ganz normalen“ Adjektive, denn auch diese haben oft den Drang zu „Größerem“. Wichtigstes Erkennungszeichen für eine Substantivierung ist, dass sich ein Artikel vor dem entsprechenden Adjektiv befindet: der Gute, die Schöne, das Böse, des Näheren oder ein Kleiner, eine Feine, ein Leichtes. Auch in Verbindung mit einer Präposition kann der Artikel auftauchen. Hier kommt es meist zu einer Verschmelzung von beiden: im (in + dem), aufs (auf + das), fürs (für + das), ins (in + das), zum (zu + dem). Deshalb sollten Sie sich in Zukunft im Klaren darüber sein, dass substantivierte Adjektive im Wesentlichen eher groß- als kleingeschrieben werden. Das zeigen die Beispiele im Folgenden: im Großen und Ganzen, im Allgemeinen, aufs Gleiche hinauslaufen, im Dunkeln tappen, zum Besten geben, im Guten wie im Bösen, nicht im Mindesten, im Trüben fischen, ins Schwarze treffen und viele andere mehr.

Wenn das Adjektiv so im Satz positioniert ist, dass es die Funktion eines Satzgliedes einnimmt, wird es ebenfalls großgeschrieben. Selbst dann, wenn der Artikel fehlt. Schauen Sie sich die nächsten Beispiele einmal ganz genau an. Das Adjektiv ist wandelbar. Es kann in die Rolle eines Akkusativobjektes (Fragewort: Wen oder was?) schlüpfen: Er hat heute nur Gutes gesagt. Oder es tarnt sich als Präpositionalobjekt z. B. im Dativ (Fragewort: Womit?): Sie brachte einen Teller mit Heißem. Manchmal gefällt es sich aber auch als Subjekt (Fragewort: Wer oder was?): Nichts Menschliches war ihr fremd.

Im letzten Beispiel finden wir – ein bisschen versteckt – einen weiteren Hinweis auf die Großschreibung. Denn so kleine Wörter wie alles, allerlei, etwas, genug, nichts, viel oder wenig zeigen uns auch an, dass nach ihnen großgeschrieben wird: Wir wünschen alles Gute. Er hat wenig Bedeutendes geschrieben. Viel Neues hast du uns mitgebracht.

Trifft ein Adjektiv dagegen nur auf eine Präposition und bleibt es ungebeugt, so schreiben wir es weiterhin klein: von nah und fern, von klein auf, nur gegen bar, das Wetter war grau in grau, sich etwas zu eigen machen. Wie (leider) fast immer gibt es auch hier einige Ausnahmen, die aber kaum Schwierigkeiten bereiten sollten. Wenn sich ein Adjektiv ohne Artikel mit einer Präposition verbandelt und sich ihr beugt, ist es in Zukunft gleichgültig, ob Sie eine große oder kleine Sache daraus machen: Aus der Brandruine stieg von N/neuem Rauch auf. Wir konnten das Feuer nur von W/weitem betrachten. Der Fahrplan bleibt bis auf W/weiteres in Kraft. Unsere Pressesprecherin gibt Ihnen ohne W/weiteres Auskunft. Der Termin stand seit L/längerem fest. Die Aufgabe wird binnen K/kurzem erledigt. In Zeitungen und Zeitschriften, die die Schreibweisen der deutschen Nachrichtenagenturen übernehmen, werden Sie hier in Zukunft immer die Kleinschreibung finden.
Noch einmal zusammengefasst und um die Verwirrung etwas zu mindern:

Ein substantiviertes Adjektiv erkennt man erstens am vorhandenen Artikel (auch, wenn er mit einer Präposition verschmolzen ist) und/oder zweitens daran, dass es am Ende eine Beugung (Deklination) aufweist und/oder drittens am Satzgliedcharakter, das heißt, man kann es mit einem entsprechenden Fragewort aufspüren. Alles klar? Dann schnell ans Üben! Wie viele Fehler finden Sie?

Er war sich nicht darüber im klaren, was er sagen sollte. Im allgemeinen war er wortgewandt, doch ließ sich nicht im Voraus absehen, was passieren würde. Sicher, er könnte ihr des Langen und Breiten erklären, dass er mit ihr durch Dick und Dünn gehen würde. Etwas Ähnliches hätte sie aber bestimmt schon des Öfteren gehört und er wollte nicht den kürzeren ziehen. Bis ins kleinste hatte er sich das Gespräch ausgemalt. Aber nur im Film kommt jeder rasch im großen und ganzen mit sich und der Welt ins Reine.

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 12: Von der Reform haben die meisten schon das eine oder andere gehört. Manchmal mehr, manchmal weniger Gutes. Alles Mögliche wird behauptet, wenn es darum geht, schon Erreichtes schlecht zu machen. Aus der Reform machen sich einige Schriftsteller nicht das Geringste. Das sei ihnen im Übrigen auch gestattet, denn alle neuen Regeln gelten zunächst nur für Ämter, Behörden und Schulen.

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung

Ende des Zitats.

Die Reformpolitiker machen die Menschen aufs Neue heiß,
indem sie alles Mögliche versprechen.


Das Versprechen von Neuerungen im Rahmen des Möglichen klingt vernünftig. Aber wie in Orwells Neusprech muß man auch Staatskritisches genau so niederschreiben, so daß es kaum jemand in dieser Weise versteht. In der verbotenen traditionellen Rechtschreibung gäbe es keinen Zweifel:

Die Reformpolitiker machen die Menschen aufs neue heiß,
indem sie alles mögliche versprechen.


„aufs neue“ in Kleinschreibung bedeutet „wieder“ und „alles mögliche“ soviel wie „alles Erdenkliche“.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.10.2007 um 13.21

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?


Jene Flüge von Insekten in Wolken, die hinstoben und sich verloren über der offenen See wie Schnipsel von heiligen Texten, wie Fetzen schweifender Weissagungen und wie Rezitationen von Genealogen, von Psalmisten... Man sagte ihnen, man sagte ihnen ~ ah! was sagte man ihnen nicht? - dass sie sich verlieren würden über den Meeren, man rief ihnen zu, man rief ihnen zu - ah! was rief man ihnen nicht alles zu?- sie möchten umkehren, ah! umkehren zu uns ... Aber nein! sie flogen lieber dort hinaus, wo sie verstoben mit dem Wind!

Bereits dieser kurze Ausschnitt aus dem gesuchten Gedichtzyklus zeigt die Sprachkraft dieses heute fast vergessenen Dichters: Ähnlich wie James Joyce oder Ezra Pound hatte er die Gabe, Naturphänomene und Weltschicksal gemeinsam {und radikal!) zu erfassen. Seine Räume sind die einer globalen Geographie, seine Dichtungen voll von historischen und ethnologischen Anspielungen. Die Kindheit verbrachte er auf den französischen Antillen, seine Jugend in Frankreich, dann trat er in den diplomatischen Dienst, aus dem er 1940 enthoben wurde; er verlor Staatsbürgerschaft und Besitz, fing in Amerika neu an und kehrte erst 1959 nach Frankreich zurück. In seiner Dankesrede zum Literaturnobelpreis sagte er, der sich der allgewaltigen Zerstörungswut der Menschen ausgesetzt sah, den gewichtigen Satz: „Dem Dichter genügt, das schlechte Gewissen seiner Zeit zu sein."

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Christoph Hein, Das Wildpferd unterm Kachelofen. Gewonnen hat Klaus Kün-zel, Preetz.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 22. Oktober an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: II-teraturraetsel@kieler-nachrichten.de


Lösung: Saint-John Perse
aus …Vents
Der Dichter starb 1975. Rätselhaft bleibt, wer jetzt noch eine ss-verferkelte deutsche Version seines Textes herausgegeben hat.

Und nun noch einige Schnipsel unheiliger Texte der KN:

Und in Gaarden gibt es noch ein Pulverfass: Die Fridtjof-Nansen-Schule. Hier hat die Polizei in einem Bericht offenbar hochgradig Besorgnis erregende Entwicklungen dokumentiert.

Skorpion 24.10.-22.11. Ein Neuanfang ist Erfolg versprechend für Sie.

Katriana im blauen Engel …eine Verwünschung an den Ex: „Dir soll’s so Scheiße gehen wie mir“.

Der Kraftausdruck ist hier eindeutig adjektivisch gebraucht, anders als das „Unrecht“ hier:

Der große Star am dänischen Hofe sei ausgerechnet der zu unrecht gescholtene Prinz Joachim, so Trine Villemann.

Es gibt aber auch KN-Schreiber, die sich an die reformierte Großtuerei nicht halten:

[Interview mit der Verbraucherzentrale] Wieviel Geld kann man sparen? …Das heißt, man bezahlt seinen gesamten Strom für ein Jahr im voraus. Das wäre mir persönlich zu riskant. Denn wenn der Anbieter pleite gehen sollte, ist das Geld weg

Die haben eben Frau Hilligers Rechtschreibtext nicht verinnerlicht – was man ihnen nicht verdenken kann:

Einiges von Zahlen und Co.

Teil 12 – Heute: Etwas Neues über das eine und andere

Jeder Einzelne von uns hat bestimmt schon einmal alles Mögliche probiert, um den Mann/die Frau seiner Träume zu erobern, ohne dass der- oder diejenige sich auch nur das Geringste daraus gemacht hätte. Alles Übrige lässt sich denken.

Komischer Einstieg in ein Rechtschreibthema, denken Sie? Dann schauen Sie doch bitte noch einmal genau hin. In den beiden ersten Sätzen dominiert eine bestimmte Art von Adjektiv – das sogenannte unbestimmte Zahladjektiv: jeder Einzelne, alles Mögliche, das Geringste, alles Übrige. „Unbestimmt“ sind sie deshalb, weil sie meistens nicht genau angeben, wie groß oder klein die gemeinte Menge tatsächlich ist. Diese Wörter werden bei einer Substantivierung großgeschrieben, selbst wenn ihnen kein Artikel vorausgeht. Ein Hinweis auf die Großschreibung findet sich aber in den vorangestellten Wörtern wie alles, allerlei, etwas, genug, nichts, viel, wenig. Nach diesen Wörtern schreiben wir auch „normale“ Adjektive groß: Er konnte uns nichts Neues erzählen. Ich wünsche dir alles Gute! Bringst du mir etwas Schönes mit? Er hat uns viel Interessantes erzählt. Nun hast du aber genug Altes weggeworfen.

Ähnlich verhält es sich also auch mit den unbestimmten Zahladjektiven. Allerdings gibt es einige Ausnahmen, die gelegentlich erhebliche Probleme bereiten. Die Wörter viel und wenig sowie (der, die, das) eine und (der, die, das) andere kommen in Texten nicht selten vor und müssen – auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheint – in der Regel kleingeschrieben werden. Die meisten machen hier nämlich gern Fehler. Sie erkennen die unregelmäßigen Steigerungsformen von viel nicht oder meinen, das wenigste wäre auch nicht mehr als das Geringste. Allen vorangestellten Artikeln, Präpositionen oder Attributen zum Trotz: Diese Wörter werden immer kleingeschrieben. Einige Beispiele sollen das illustrieren: Das haben schon viele erlebt. Auch die vielen, die nicht dabei waren, spendeten gern. Immer mehr wollen erst spät ein Kind bekommen. Sie war erfolgreicher als die meisten ihres Jahrganges. Nach dem Brand war nur noch weniges zu gebrauchen. Die einen kommen später, die anderen gehen früher. Was der eine nicht tut, soll der andere nicht lassen. Unter anderem sprachen sie auch über den Film von gestern Abend.

Substantivierte Ordnungszahlen werden in Zukunft ebenfalls immer großgeschrieben, genauso wie bisher die Grundzahlen auch. Vielleicht spielt es für Ihre Nerven, nicht aber länger für Ihre Orthographie eine Rolle, ob Sie beim Arzt als Erster, Zweiter, Fünfter oder erst als Letzter drankommen. Sie sind dann dran, wenn die Schwester ruft: „Der Nächste bitte!“ Dass hier eine Reihenfolge – im Unterschied zu einer Rangfolge – angegeben wird, ist also für die Groß- oder Kleinschreibung nicht länger relevant. Somit entfällt in Zukunft die orthographische Unterscheidung von: „Sie wurde Dritte im Handyweitwurf“ (Rangfolge) und „Jeder dritte* kaufte sich eine Zuckerwatte“ (Reihenfolge) – hier ist es jetzt also auch „jeder Dritte“.

Zum Schluss wieder ein paar Entscheidungsfragen für Sie. Wie schreiben Sie richtig?
Von der Reform haben die M/meisten schon das E/eine oder A/andere gehört. Manchmal M/mehr, manchmal W/weniger G/gutes. Alles M/mögliche wird behauptet, wenn es darum geht, schon E/erreichtes S/schlecht zu machen. Aus der Reform machen sich E/einige Schriftsteller nicht das G/geringste. Das sei ihnen im Übrigen auch gestattet, denn A/alle neuen Regeln gelten zunächst nur für Ämter, Behörden und Schulen.

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 11: (bei den Varianten entspricht jeweils die erste den Richtlinien der deutschen Nachrichtenagenturen):
in Bezug auf das Projekt, die ins Stocken geratenen Verhandlungen, in Anbetracht unserer Zusammenarbeit, jederzeit Probe fahren können, im Kerker zugrunde oder zu Grunde gehen, einen Rechtsanwalt zurate oder zu Rate ziehen

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung



– geändert durch Sigmar Salzburg am 19.10.2007, 13.47 –


eingetragen von Jürgen Böhne am 17.10.2007 um 20.10

Ein Blick in das Impressum der Website zeigt, daß bei "ductus communication" keine Angabe über die Rechts- oder Gesellschaftsform steht.
Das ist ungewöhnlich. Bei juristischen Personen (GmbH, AG) ist eine solche Angabe sogar Pflicht! (Beim Impressum sind Lügen nicht ratsam.)
Jedes Unternehmen, das aus mehr als einer Person besteht, muß eine Rechtsform haben, d.h. ein Unternehmen ohne Rechtsform existiert schlicht und einfach nicht. Anders ausgedrückt, "ductus communication" scheint nur aus Frau Doktor zu bestehen, dann geht das.
Als Einzelunternehmer kann man natürlich beliebig Personal beschäftigen, Angaben über Beschäftigte fehlen aber auf der Website, deshalb darf man wohl annehmen, daß es keine gibt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2007 um 16.19

Auf den ersten zehn Seiten der besprochenen Ausgabe der KN betreffen von den etwa 60 neuen „ss“ 52 Prozent „dass“, die nicht „erleichternd“ wirken – aber den Hauptbetrag im Milliarden-Geldgrab der „Rechtschreibreform“ bilden.

Ein Beipiel für die von Frau Hilliger propagierte Großschreibung fällt einem gleich auf den Kulturseiten ins Auge:

Doch Elena Rostropowitsch … war nicht die Einzige, die sich mit Wärme und Liebe an den großen russischen Künstler erinnerte.

Frau Hilliger meint nun: „Durch die Reform werden viele Regeln wesentlich konsequenter angewendet, so dass es künftig mehr großgeschriebene Wörter gibt als bisher. Außerdem ist es ein bisschen leichter geworden, Substantive zu identifizieren. Immer, wenn ein Artikel vorhanden ist, wird großgeschrieben, …

Dabei widerlegt sie sich durch ihren eigenen Satz. Der müßte danach geschrieben werden: „Außerdem ist es ein Bisschen leichter geworden …

„Manches ist nun leichter geworden, zumindest ein Bißchen“, sagte der Vampir nach dem Zahnarztbesuch.

Ähnliches gilt für „ein wenig“ und „ein paar“.


Wollen Sie lieber klein- und zusammenschreiben, konsultieren Sie im Zweifel besser ein Wörterverzeichnis.

Es müßte genauer heißen „ein unreformiertes Wörterverzeichnis“, etwa den Ickler, den Mackensen oder den Duden bis zur 20. Auflage.

Was der Duden jetzt zu bieten hat, ist überwiegend Reformerdünnschiß.

Bestes Beispiel: Auch in der aktuellen 24. Auflage steht noch „in Sonderheit“.
Im sonst so sparsamen Wörterverzeichnis der „Amtlichen Regelung“ gibt es den Eintrag:

Sonderheit; in Sonderheit* § 55(4).

Offensichtlich ist das antiquierte Wort „Sonderheit" nur in das Verzeichnis aufgenommen worden, um es mit „in Sonderheit" als gespaltene Form verwenden zu können.

Tatsächlich ist die Zusammenschreibung von „insonderheit“ (besonders) seit fünfhundert Jahren bekannt und üblich.

Außlegung vnnd Lewterung etzlicher heyligen geschrifften, … Insonderheit des conutzes, tzu welchem unser goth und herr, den menschen berufft. (Datum Wittebg am Sontag Letarn im 1519 jar. Endres Bodenstein von Carolstadt.) sine calce.

Newe außerlesene Paduanen und Galliarden mit 6 Stimmen ... auff allen Musicalischen Instrumenten, und insonderheit auff Fiolen lieblich zu gebrauchen. William Brade, Hamburg 1614

Der Aug. Agazzarius aber wil, daß man die hohen und hellen stimmen in FundamentInstrumenten gantz aussen lassen und vermeiden solle, darumb daß sie die singende, insonderheit Discant und Falsettstimmen verhindern und occupiren: (M. Prätorius, Termini musici 1619, p 139 u. etliche andere Örter)


Johann Gottfried Herder Vorrede zum Weimarischen Gesangbuch (1795):
Man stellte sich vor, daß mitten im Vorrath alter Gesänge es uns oft wirklich an Liedern fehle, die unseren Zeitumständen, oder einzelnen Materien, insonderheit praktischen Lehren, dergestalt angemessen seyn, wie jene alten Lieder ihren Zeiten waren...


In der traditionellen Rechtschreibung gilt die Konvention „im Zweifelsfalle klein“. Insbesondere („ins Besondere“?) schreibt man auch klein, was „phraseologisch“ gemeint ist, also keinen wirklichen Gegenstand darstellt: „Nicht im Geringsten sah er den Nächsten ….“ bedeutet etwas ganz anderes als „Nicht im geringsten sah er den nächsten ….“

Das übliche Reformerargument „den Unterschied hört man nicht beim Sprechen“ zieht nicht. Erstens ist das menschliche Gehör so fein, daß es schon geringste Abweichungen im Tonfall registriert. Zweitens kommen beim Sprechen noch Gestik und Mimik hinzu und drittens: Warum sollen es die Leser, die ja nicht nachfragen können, nicht einmal ausnahmsweise etwas leichter als die Hörer haben.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 17.10.2007 um 14.37

Ich gebe auf. Das Volk, der Kunde des Zeitungsgeschäfts, liebt geistig Wertvolles, Wissenschaftliches in einer Qualiät, mit der ich nicht mehr mithalten kann. Stören wir das Volk nicht länger.

Ich werde es also nicht sein, der dieser netten Germanistin mit dem Tip auf die Sprünge hilft, man könne zwar ein großes, teures, schnelles, altes und schwarzes Auto fahren, aber keine dicke, gelbe, flache und elegante Brust schwimmen. Und schon gar nicht, daß das Auto, welches man fährt, ein Objekt sei, daß es aber die Brust nicht gibt, die man schwimmen könnte, selbst wenn man es wollte, weil sie eben kein Objekt sei. Und daß sich dieser Unterschied bisher in der Schreibweise niedergeschlagen habe. Und daß das berühmte Beispiel vom radfahren und Auto fahren einen Grenzfall darstelle, weil man lange Zeit (irrtümlich) geglaubt habe, 'Rad' könne kein Objekt sein. Usw.

Heute habe ich in einem Artikel (über Putin) in der FAZ (am Internet und gratis) das deutsche Wort 'unselbständig' gelesen. Das überlebt nicht mehr lange; auf den Autor hetzt irgendeiner irgendwann die Dame aus Rostock. Und irgendwo in der 'Süddeutschen' (am Internet und gratis) stand ein verirrtes 'im wesentlichen...', ich weiß nicht mehr, wo. Es ist auch gleich, Frau Hilliger wird sowieso eines Tages auch den Autor (es ist der letzte seiner Zunft) aufspüren und ihn aufklären über den versteckten Artikel im 'im'. Und von dem Moment an wird endlich fast alles irgendwie groß, irgendwie zusammen oder auch umgekehrt geschrieben im armen Deutschland.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2007 um 08.15

Kieler Nachrichten v. 16.10.2007

Gewusst wie! Eine Serie zur neuen [Schlecht- und] Rechtschreibung

Es wird mehr großgeschrieben

Teil 11 – Heute: Groß und klein – viel Auf und Ab und Hin und Her

Substantive werden im Deutschen großgeschrieben. So weit, so einfach. Schwierig wird es erst, wenn nicht offensichtlich ist, ob es sich bei einem Wort tatsächlich um ein Substantiv handelt. Durch die Reform werden viele Regeln wesentlich konsequenter angewendet, so dass es künftig mehr großgeschriebene Wörter gibt als bisher. Außerdem ist es ein bisschen leichter geworden, Substantive zu identifizieren. Immer, wenn ein Artikel vorhanden ist, wird großgeschrieben, auch wenn die Ursprungswortart eine andere, z. B. ein Adjektiv ist: „Mama ist die Beste. Darüber bin ich mir im Klaren.“ Wo der Artikel vor dem Wörtchen „Klaren“ ist, fragen Sie sich gerade? Im „im“ natürlich. Das ist nämlich eine im Deutschen recht häufig vorkommende Zusammenziehung aus Präposition und Artikel. „In dem Haus“ wird „im Haus“, „an dem Zaun“ wird „am Zaun“, „für das Kind“ wird „fürs Kind“ oder „bei dem Lesen“ wird „beim Lesen“.

Natürlich werden Substantive, die schon immer welche waren, auch dann groß geschrieben, wenn sie keinen Artikel im konkreten Satz oder in der Wortgruppe aufweisen. „Mutter und Tochter schlendern durch die Stadt.“ „Heute gibt es Obst und Gemüse.“ „Ohne Buch gehe ich nicht los.“ In einigen Wortgruppen fällt es uns heutzutage aber schwer, das Substantiv noch als solches zu erkennen. Trotzdem schreibt man es meistens groß. Einige Beispiele: in Anbetracht dieser Tatsache, er kommt in Bälde, im/in/mit Bezug auf den Film, auf Grund meiner Vermutung, nach Hause gehen, mit Hilfe eines Seiles, mir ist traurig zu Mute, er ist im Stande zu helfen. Mitunter gibt es hier die Möglichkeit, Präposition und Substantiv als Zusammensetzung aufzufassen und entsprechend zusammenzuschreiben. Richtig sind also auch folgende Beispiele: aufgrund, zumute, imstande (diese drei Schreibweisen verwenden die deutschen Nachrichtenagenturen seit August 2007), mithilfe und nachhause oder zuhause (besonders in Österreich und in der Schweiz). Leider trifft das nicht für alle Wendungen dieser Art zu. Man darf nicht schreiben: inanbetracht*, inbälde*, mitbezug*. Wann eine solche Wortgruppe in einem Wort geschrieben werden kann, hängt weitgehend davon ab, wie verblasst ein Substantiv in seiner Bedeutung heute scheint. Deshalb ist es auch schwer, eine allgemeingültige Regelung aufzustellen. Die Groß- und damit Getrenntschreibung ist bei den betroffenen Wendungen immer richtig. Wollen Sie lieber klein- und zusammenschreiben, konsultieren Sie im Zweifel besser ein Wörterverzeichnis.

Wie verhält es sich nun mit Substantiven, die in enger Beziehung zu einem Verb stehen? Auch hier wird normalerweise das Substantiv großgeschrieben und vom Verb getrennt. Auto fahren – sie fährt Auto, Kartoffeln schälen – wir schälen Kartoffeln, Recht sprechen – er hat Recht gesprochen. Nach diesem Prinzip werden in Zukunft eine Menge Wörter getrennt geschrieben, die wir bisher als Zusammensetzung kannten. Einige Beispiele seien genannt: Rad fahren, Probe laufen, Folge leisten, Maschine schreiben, Daten verarbeiten, Ernst machen u. v. a. m. Werden diese Wortgruppen benutzt, um als Attribut ein Substantiv näher zu bestimmen, haben Sie wieder die Qual der Wahl: groß und getrennt oder klein und zusammen. Die Nachrichtenagenturen entscheiden sich in aller Regel für die Klein- und Zusammenschreibung. Einige Beispiele: das radfahrende Kind, die datenverarbeitende Maschine, die arbeitsuchende Schäferin oder die schwindelerregende Höhe.

Nicht unumstritten waren neu vorgeschlagene Schreibungen wie Recht haben, Leid tun, Maß halten, Eis laufen, Pleite oder Bankrott gehen. Hier hat der Rat für Rechtschreibung inzwischen die Notbremse gezogen und ruderte wieder zurück. Demnach bleibt es in diesen und einigen anderen Fällen bei der gewohnten Kleinschreibung: recht haben, leidtun, maßhalten, eislaufen, pleitegehen oder bankrottgehen. Und schon tut sich ein neues Problem vor uns auf. Wann schreiben wir diese Wendungen getrennt und wann zusammen? Diese Frage ist eine der schwierigsten der deutschen Rechtschreibung überhaupt. Wir werden noch Gelegenheit haben, auch diese Aspekte ausführlich zu betrachten. In den nächsten Folgen geht es aber weiterhin um die Groß- und Kleinschreibung.

Haben Sie Lust, ein wenig zu üben? Entscheiden Sie sich „einfach“ für die richtige Schreibung:
in B/bezug auf das Projekt, die ins S/stocken geratenen Verhandlungen, in A/anbetracht unserer Zusammenarbeit, jederzeit P/probe fahren können, im Kerker zu Grunde/zugrunde gehen, einen Rechtsanwalt zu R/rate ziehen

Sabine Hilliger

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2007 um 10.05

Volksentscheid in Hamburg gescheitert
Zu wenige gaben gestern ihre Stimmen ab – Keine Verfassungsänderung


Die von den Oppositionsparteien SPD, Grüne, FDP und Linken unterstützte Initiative „Mehr Demokratie“ hat ihr Ziel verfehlt, die Verbindlichkeit von Volksentscheiden im „Hamburger Grundgesetz“ festzuschreiben…. Auch bei den Quoren bleibt alles beim Alten. Bei einfachen Gesetzen sind weiter 20 statt der angestrebten 17,5 Prozent erforderlich.


Kommentator Volker Stahl schreibt: Die Hamburger haben leichtfertig eine Chance auf die Teilhabe an direkter Demokratie vergeben.

Hervorgehoben werden muß, daß die CDU die Bürger dazu angehalten hat, auf ihr Stimmrecht zu verzichten. So bleibt das Gesetz des Handelns beim Alten (Bürgermeister Ole von Beust) und beim alten (Gebrauch).

In Schleswig-Holstein war es wiederum die SPD, die 1998 versuchte, das Volk zu übertölpeln, auf die bescheidenen Rechte an direkter Demokratie zu verzichten. Um so verwerflicher war es, den im nachhinein noch glanzvoller erscheinenden Sieg über die „Rechtschreibreform“ zu annullieren.

Für Regierungen und Regierende Bürgermeister gilt das „Quorum“ in abgefeimter Machtplanung der Parteien natürlich nicht. Es gibt auch Bürgermeister, die nur mit zwölf Prozent der Wählerstimmen regieren dürfen.

Noch zwei Meldungen von der Blödsinnsreformfront:

Es perlt und plätschert unaufgeregt, die vom Meister des Fingerpi-ckings behände und sanft gezupft werden.

Zufällig spielt man Gitarre mit den Händen, obwohl „behende“ das nicht im geringsten andeuten will. Und was ist mit einem Orgelspieler, der mit den Füßen „behände“ die Pedale bedient?

Zwei Gitarrenmodelle hat Qualey mitgebracht … beides Sonderanfertigungen für den Mann, der vor ziemlich genau einem halben Jahrhundert beim Hören einer Chat-Atkins-Single seine Berufung fand und seitdem 17 Langspieltonträger veröffentlicht hat. Von denen wird heute Abend so manches Highlight zu Gehör gebracht.

Im Duden steht immer noch das verquaste „heute Früh“, das zusammen mit „heute Abend“ das logischere „heute früh“, „heute abend“ ablösen soll und fäschlich sogar als richtig zu gelten hat, obwohl es nicht mehr in das Regelwerk aufgenommen wurde. Als richtig gilt, wenn die Verlage dies für ihr Wörterbuch versichern.

Nicht Timo Beil („T-mobile“), sondern …

Timo Boll erfuhr seine Grenzen
Tischtennis: Der Weltranglisten-Vierte unterlag Chinas Assen


Ist ein „Tennis-Ass“ vergleichbar dem Symptom „Tennisarm“, nur in einem anderen Körperteil?

Doch auch nach acht Jahren ss-Schreibpraxis schlägt bei Sabine Spatzek die gute alte Rechtschreibung noch durch: „Struwwelpeter“ für erwachsene Kinder ….Wiedererkennen können wir uns selbst im alltäglichen Machtkampf mit dem Nachwuchs bei Tisch …und in unseren Alpträumen (der erhoffte Musterknabe entpuppt sich als Mißgeburt mit Krallen).


Anmerkungen zu Hilliger: „Klein oder nicht klein, das ist hier die frage“

Die Reformfachfrau kommt nun zum eigentlichen Anliegen der Schreibideologen, der Kleinschreibung der Substantive, ein Ziel, das ein harter Kern von orthographischen Heilsverkündern seit fast zweihundert Jahren verfolgt. Frau Hilliger läßt es sich nicht nehmen, die Leser den ganzen Artikel lang mit dieser unübersichtlichen Schreibweise zu traktieren:

Tatsächlich enthielt der 1992 vom Internationalen Arbeitskreis für Orthographie verabschiedete reformvorschlag etwas revolutionäres. Er forderte nicht weniger, als sich von der großschreibung der substantive zu verabschieden.

Dieser Versuch, gegen die Anweisung der Kultusminister, wirkte allerdings längst nicht mehr „revolutionär“, sondern schlicht abgestanden. Schon 1973 war der erste Anschlag auf die traditionelle Rechtschreibung am Widerstand eines aufrechten Politikers, des baden-württembergischen Kultusministers Wilhelm Hahn (CDU), gescheitert.

Hatte doch zuletzt das Dänische (1948) die substantivgroßschreibung erfolgreich abgeschafft …

Nach dem Ende des Weltkrieges hatten auch die Dänen andere Sorgen als die Rechtschreibung. Diese Schwäche nutzten die Kleinschreibrevoluzzer, unterstützt von der willfährige Presse, nach bekanntem Muster aus, um den Umsturz herbeizuführen. Dabei zeigte die Propaganda Wirkung, man wolle doch nicht mehr so schreiben wie die Deutschen.

Selbst Luther schrieb noch klein.

Der Textbeleg wurde tendenziös ausgewählt. Ebensogut könnte man für das Gegenteil aus Luthers letzter Bibelübersetzung zitieren:

Vnd sahe den Himel aufgethan / vnd ernidder faren zu jm ein Gefesse / wie ein groß leinen Tuch an vier zipffel gebunden und ward nidder gelassen auff die Erden / Darinnen waren allerley vierfüssige Tier der erden / vnd wilde Thier vnd Gewürme vnd Vogel des Himels.“ (Apostelgeschichte)

Die Großschreibung folgte der Bedeutung der Wörter, die man bald für Substantive allgemein annahm. Übertriebene Pedanterie wird dabei nur kurze Zeit aufrechterhalten und erst mit der „Reform“ wieder zum Exzeß getrieben – z.B. mit der Schreibung für „öfters“, „des Öfteren“, obwohl es keinen „Öfteren“ gibt.

Der leser profitiert in erster linie von den großgeschriebenen satzanfängen, wie studien belegen. Nicht zweifelsfrei erwiesen dagegen ist, wie sehr die substantivgroßschreibung das erfassen eines wortes, ganzen satzes oder textes erleichtert.

Das ist falsch. Studien mit Substantivgroßschreibung im Niederländischen, die dort nicht üblich ist, haben das schnellere Lesen und die leichtere Sinnerfassung erwiesen, auch ohne jahrelange Umgewöhnung.

Die Kleinschreibung kann dagegen das zweifelsfreie Verständnis unmöglich machen, wie der folgende (nicht ganz jugendfreie) Text zeigt.:

Floh bekannter Agent?

Kleinschreibzirkus am Ende!

Der schwarze Bond steckte in zaumzeug aus eisen und stahl in einem fort. Er spürte die alte sucht nach frischem blut! Er blickte zum vogelkäfig. Eine der matronen dort in altmodischer korsage musste es sein. Er erregte sich über die massen. Sie verfüttern etwas an ihren kanarienvogel. Die spinnen vermutete er. Er hasste diese grauen erregenden wesen. Sie haben einen kleinen weg und das fürchtete er. Warum nur sind füllige frauen ungeheuer im kommen und gut zu vögeln? Er hatte in ihnen mitunter liebe genossen. Nun wollte er aber nicht nach den alten trachten, sondern den kleinen reizen und grossen verheissungen der jungen entgegensehen. Wäre er doch nur dichter! Gerne wollte er die weichen stellen, sich als ganzer kerl brüsten und anderem zuwenden, bis die begehrte rast und ruhe eintritt. Wie aufreizend die junge haut nach allem! Er fühlte die nackte sucht zu quälen und zu sengen. Doch sie hat es wieder gut gemacht, denn sie konnte geschickt blasen und geknickte glieder behandeln. Er wollte in seinen künsten bloss reifen und sonst nichts überziehen. Mit dem ball sollte er kunststücke machen. Sie war bereit und der schwarze schoss ein tor. Die macht es leicht zu treffen, meinte er, sie wollte ihn im stich lassen. Doch weiter gehen muss die schau. Angespannt erwartete er die peitsche, die er so hasste. Denn wagen mochte er um nichts in der welt. Den schwachen rädern würde jetzt jede bewegung und jede belastung schaden zufügen. Dennoch fasste er mut, riss zügel los, eilte mit grossen sprüngen aus dem dunklen fort, irrte durch die räume und die verlassenen fluchten. Am abend fehlte dann einer: bond der gefangene floh.




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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2007 um 05.26

Großschreibung leicht modifiziert

Teil 10 – Heute: Klein oder nicht klein, das ist hier die frage

Bei kaum einem anderen gebiet der deutschen rechtschreibung erhitzen sich die gemüter so sehr wie bei der groß- und kleinschreibung. Tatsächlich enthielt der 1992 vom Internationalen Arbeitskreis für Orthographie verabschiedete reformvorschlag etwas revolutionäres. Er forderte nicht weniger, als sich von der großschreibung der substantive zu verabschieden. Genau wie in anderen europäischen sprachen sollten im Deutschen künftig nur noch satzanfänge, eigennamen, bestimmte anredepronomen und ehrenbezeichnungen großgeschrieben werden. Hatte doch zuletzt das Dänische (1948) die substantivgroßschreibung erfolgreich abgeschafft – nach allen anderen sprachen, die dieses phänomen zeitweise aufwiesen. Und es hat funktioniert, vielen unkenrufen zum trotz.
Die großschreibung der substantive ist noch gar nicht so alt, wie mancher denken mag. Im Deutschen setzte sich die heute geläufige form erst während des 17. jahrhunderts durch. Selbst Luther schrieb noch klein. Hier ein auszug aus einer von ihm niedergeschriebenen und 1557 gedruckten fabel: „Es lieff ein hund durch ein wasser strom vnd hatte ein stuck fleischs ym maul / Als er aber den schemen vom fleisch ym wasser sihet / wehnet er / Es were auch fleisch / vnd schnappet gyrig darnach … Man soll sich benugen lassen / an dem das Gott gibt …“. Bei Luther gab es also nur großgeschriebene satzanfänge (im weitesten sinne) und eigennamen wie z. b. „Gott“.

Die unterscheidung von großen und kleinen buchstaben ist einzig für den leser von bedeutung. Weder für den sprecher einer sprache noch für den schreibenden ist diese unterscheidung relevant. Für den einen ist sie ganz und gar unerheblich (denn man hört schließlich nicht, ob ein A groß oder klein ist), für den anderen ist sie eher lästig, denn er muss sich bei jedem wort darüber gedanken machen, zu welcher wortart es gehört. Das ist oft sehr schwierig. Nicht genug damit, dass die substantive erkannt werden müssen – oft verstecken sie sich auch recht hinterhältig. Zum beispiel hinter ehemaligen adjektiven oder verben, die ja erfahrungsgemäß kleingeschrieben werden. Oder sie verleugnen ihre substantivische herkunft und legen ihre majuskel bescheiden ab. Ein paar kleine beispiele: „Das Lesen macht ihr Spaß.“ (das verb „lesen“ wird zum substantiv); „Lange erörterten sie das Pro und Kontra.“ (präpositionen als substantive); „Er wurde gerettet dank ihrer Hilfe.“ (das substantiv „Dank“ wird zur präposition).

Der leser profitiert in erster linie von den großgeschriebenen satzanfängen, wie studien belegen. Nicht zweifelsfrei erwiesen dagegen ist, wie sehr die substantivgroßschreibung das erfassen eines wortes, ganzen satzes oder textes erleichtert. Entscheidend ist, wie groß der grad der verinnerlichung bestimmter regeln ist. Tests zu machen mit lesern, die an die großschreibung gewöhnt sind, werden immer schlechtere ergebnisse für den kleingeschriebenen text mit sich bringen. Man müsste schon einige monate oder jahre trainieren, um sich umzustellen und wieder flüssig lesen zu können. Das ist letztlich auch einer der hauptbeweggründe für die kultusministerkonferenz gewesen, den vorschlag zur einführung der gemäßigten kleinschreibung abzulehnen. Sicher aber scheint zu sein, dass es auch in zukunft immer wieder forderungen nach der kleinschreibung geben wird. Im letzten jahrhundert stand die teils in fachkreisen, teils öffentlich geführte diskussion über das thema etwa alle 20 bis 30 jahre auf dem plan.

Egal, was Sie darüber denken – die großschreibung bleibt erhalten, wenn auch leicht modifiziert. Und damit eine ganze menge regeln nebst ausnahmen, die es zu beherrschen gilt. Die nächsten folgen dieser serie werden Ihnen zeigen, wo und warum sich etwas auf diesem gebiet geändert hat – dann natürlich auch wieder in der gewohnten schreibweise. Oder könnten Sie sich vielleicht doch daran gewöhnen?

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 9: das Park-and-ride-System; der Softdrink (oder der Soft Drink); die Open-End-Diskussion; die Albert-Schweitzer-Straße; die Armee-Einheit (oder die Armeeeinhei)t; das Revolutionskomitee


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2007 um 05.22

Verschiedene Varianten

Teil 9 – Heute: Noch einmal der Bindestrich

Wenn Wörter aus fremden Sprachen ins Deutsche wandern, passieren ihnen mitunter eigenartige Dinge. Sie bekommen große Buchstaben, wo vorher kleine standen (trend – Trend), sie verlieren Buchstaben (blouse – Bluse), erhalten ganz neue (bureau – Büro) oder verkleiden sich so perfekt, dass man nur glaubt, sie kämen von weither (das Handy – gibt es im Englischen gar nicht, dort heißt es „mobile“ oder „cell phone“). Etliche zwei- oder mehrteilige Fremdwörter können in Zukunft viel häufiger so wie ihre einheimischen Brüder und Schwestern behandelt, also zusammengeschrieben werden. Die Betonung liegt auf können, denn Sie sollten beim Schreiben immer im Sinne des Lesers entscheiden. Ist das betreffende Wort schnell zu erfassen? Wäre eine Getrenntschreibung bzw. die Schreibung mit Bindestrich besser?

Aber immer dann, wenn besonders viele Varianten in der amtlichen Regelung vorgesehen sind, ist auch die Unsicherheit am größten. In den folgenden Beispielen zeigt die erste Schreibung jeweils, wie sich die deutschen Nachrichtenagenturen entschieden haben. Diese Schreibweise kann in bestimmten Fällen von den Empfehlungen des Dudens oder Wahrigs abweichen, nämlich immer dann, wenn sich die beiden in ihrer Interpretation widersprechen.

„Ernest Hemingway ist bekannt für seine Short Storys (Shortstorys).“, „Die Big Band (Bigband) begeisterte alle mit ihrem Comeback (Come-back).“, „Sollte Hardrock (Hard Rock) wirklich nur etwas für die Jüngeren sein?“. Auch in den folgenden Beispielen sind Varianten vorgesehen, von denen jeweils die erste durch die Nachrichtenagenturen bevorzugt wird: Compact Disc (Compact Disk), Small Talk (Smalltalk), Softdrink (Soft Drink), Knockout (Knock-out), Know-how (Knowhow). Nur (noch) eine Schreibweise gibt es für die folgenden Wörter: Hairstylist, Bluejeans, Rushhour, Talkshow, Make-up, Making-of.

Schaut man sich all diese Beispiele an und stellt sie in ihren unterschiedlichen Schreibweisen gegenüber (Knockout gegen Know-how, Small Talk gegen Softdrink), ist es schwer, eine allem zugrunde liegende Regel zu entdecken – weil es nämlich keine gibt. Letztlich wird der Schreibgebrauch entscheidend sein und die Toleranz von Lesenden und Schreibenden.

Bei längeren Zusammensetzungen ist es etwas einfacher. Sie lassen sich grundsätzlich besser lesen, wenn sie durch einen Bindestrich getrennt werden: „Mein Mann kaufte sich im Duty-free-Shop eine neue After-Shave-Lotion.“, „Das Open-Air-Konzert war ein voller Erfolg.“


Eine Nachbemerkung zum Binde-Strich*. Bitte benutzen Sie ihn nicht wahl-los*, das hat er nicht verdient. Geheim-Bericht* und Verhör-Affäre* (gesehen auf einer bekannten Nachrichtenwebsite) werden nicht wichtiger durch ein gewichtiges Divis. Ganz zu schweigen von Wörtern wie Betrugs-Versuch*, Zahlungs-moral* oder Gesundheits-Reform*: Sie alle haben ein alles verbindendes Fugen-s erhalten, das extra für die Verbindung, nicht für die Trennung da ist. Zusammengesetzte Substantive schreibt man zusammen. Daran hat auch die Rechtschreibreform nichts geändert!

Wie würden Sie entscheiden?

das Parkandridesystem, das Park-and-ride-System oder das Park and ride System; der Softdrink, der Soft-Drink oder der Soft Drink; die Open-End-Diskussion, die Open End Diskussion oder die Openenddiskussion; die Albert Schweitzer-Straße, die Albert Schweitzer Straße oder die Albert-Schweitzer-Straße; die Armee-Einheit, die Armeeeinheit oder die Armee Einheit; das Revolutionskomitee, das Revolutions Komitee oder das Revolutions-Komitee


Sabine Hilliger


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.10.2007 um 05.18

Der Bindestrich dient, neben dem üblichen Gebrauch, auch der Vertuschung der durch die „Reform“ geschaffenen Kalamitäten. Die neue Freiheit: Jeder kann nach seinem Geschmack unserem Blödsinn folgen. Wer befürchtet, daß die „Eisschnelle“ im „Eisschnelllauf“ nicht verständlich genug wird, darf „Eisschnell-Lauf“ schreiben. Wer an „Esssucht im Esssaal“ leidet, darf „Ess-Sucht im Ess-Saal“ schreiben (beide Wörter hat der Duden vergessen!) – alles Probleme, die mit „Eßsucht im Eßsaal“ nicht entstehen konnten.

Bemerkenswert ist auch „das Sowohl-als-auch“. Warum wird „auch“ kleingeschrieben, während „das 100-Fache“ großgeschrieben werden soll? Das „Fache“ ist doch ebensowenig ein Substantiv – es ist noch nicht einmal ein Wort! Oder ähnlich „die n-Jährigen“, eine reformierte Schreibmarotte im Krieg gegen die Grammatik. Nach den neuen ss prägt sie am auffälligsten die Seiten reformierter Provinzzeitungen und zeugt von der Bereitschaft, jeden Unfug zu übernehmen, wenn er nur staatlich angeordnet ist.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2007 um 15.53

Kieler Nachrichten v. 12.10.2007

[Dieser Artikel ist fast völlig überflüssig. Aus Zeitmangel kürze ich nichts.]

Freiheiten für den Bindestrich

Teil 8 – Heute: Was trennt und was verbindet – der Bindestrich

Ein winzig kleiner Strich, nicht zu hören und kaum zu sehen, kann doch eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf das Verständnis eines Wortes oder einer ganzen Wortgruppe haben. Ihm gelingt im Schreiben, was unserer Stimme, was der Betonung im Sprechen gelingt. Der Bindestrich verbindet, was nicht zusammengehört und er trennt, was eins zu sein scheint. Durch die Reform der Rechtschreibung ändert sich bei der Verwendung des Bindestrichs nicht viel. Die Regeln werden einheitlicher angewandt und es stehen dem Schreibenden in Zukunft mehr Möglichkeiten – auch Freiheiten – als bisher zur Verfügung, um den Bindestrich gliedernd oder verbindend einzusetzen.
Das Deutsche ist (wie sonst nur wenige Sprachen) in der Lage, aus Wörtern ganze Bandwürmer zu formen: Ärztehonorarabrechnungsverordnung, Haushaltmehrzweckküchenmaschine oder Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän. Hier hilft der Bindestrich, Übersicht in ein Wort zu bringen: Ärztehonorar-Abrechnungsverordnung, Haushalt-Mehrzweckküchenmaschine oder Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaftskapitän. Hier also trennt der Bindestrich gedanklich Zusammengehörendes und macht es für den Leser leichter erfassbar. Er kann auch Wörter trennen, in denen bestimmte Buchstaben gehäuft auftreten (Teeei/Tee-Ei, Hawaiiinseln/Hawaii-Inseln, Klemmmappe/Klemm-Mappe) oder bei denen der Schreibende Missverständnisse vermeiden möchte (Druck-Erzeugnis/Drucker-Zeugnis).
Der Bindestrich unterstützt den Lesefluss, wenn zu bestimmten Wörtern Abkürzungen oder andere Zeichen wie Ziffern und Buchstaben fremder Alphabete hinzutreten. Ein Beispielsatz: Der 2:1-Sieg der Abc-Schützen gegen die Abt.-Leiter der Uniklinik wurde mit bunten T-Shirts und Mohrrübensalat mit viel â-Carotin belohnt. Achtung: „Uniklinik“ schreibt man ohne Bindestrich, denn „Uni“ gilt als Kurzwort und nicht als Abkürzung, ähnlich wie „Bus“ (Bushaltestelle).
Neu ist die einheitlichere Verwendung des Bindestrichs bei der Schreibung eines Wortes zusammen mit einer Ziffer: das 4-jährige Kind, die 16-Jährige, der 3-Tonner, das 6-Eck, 3-mal, 4-fach. Ausnahmen sind nur noch: 30%ig, 70er Jahre. Auch Einzelbuchstaben mit einer einfachen Nachsilbe dürfen auf den Bindestrich nicht verzichten. Das ist eine logische Sache, denn anderenfalls wäre der Leser versucht anzunehmen, dass es sich um ein ganzes Wort handelte und er wird es nicht richtig lesen können: die n-te Potenz (statt nte* Potenz), eine x-fache Vergrößerung (statt xfache* Vergrößerung). Und noch etwas Seltenes, aber von Zeit zu Zeit Brauchbares vermag der Bindestrich. Er kann nämlich freie Wortgruppen zu einer Einheit, zum Beispiel zu einem Substantiv, zusammenziehen: das In-den-Tag-hinein-Leben, das An-den-Haaren-Herbeiziehen, das Hin-und-her-Gerenne, das Sowohl-als-auch, der 100-m-Lauf, die 777-Jahr-Feier, der Eine-Welt-Laden, die De-facto-Anerkennung usw. In der nächsten Folge widmen wir uns der Getrennt-, Bindestrich- oder auch Zusammenschreibung bei Fremdwörtern – eine nicht ganz unkomplizierte Sache, wie Sie bald sehen werden.

Und zum Schluss eine kleine Übung, bei der Sie sich für die richtige(n) Schreibung(en) entscheiden sollten. Heißt es:
„das Wahlrecht für 16jährige“, „für 16-Jährige“ oder „für 16Jährige“?
„jeder xbeliebige Reisende“, „x-Beliebige Reisende“ oder „x-beliebige Reisende“?
„Bitte im Reißverschlusssystem einordnen“, „im Reiss-Verschlusssystem“ oder „im Reißverschluss-System“?
Sabine Hilliger

Auflösung Teil 7: Mar-tha woll-te ges-tern ein Pa-ket pa-cken und nach San Fran-cis-co schi-cken. Wie die meis-ten lief sie zum Post-amt, weil sie sich für den Preis in-te-res-sier-te. Er-schro-cken er-fuhr sie von den im-men-sen Kos-ten und ent-schied sich für ein simp-les Ge-burts-tags-te-le-fo-nat mit ih-rem On-kel in Ame-ri-ka.

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2007 um 15.45

Die Worttrennung am Zeilenende war früher recht unwichtig, sollte aber sprachlich richtig sein.

Die „Reform“ hat sich nun dazu mit einem Sammelsurium von Ungenießbarem, Falschem und Lächerlichem in den Vordergrund gedrängt.

Neben den „neuen“ ss bilden die Trennung in den Zeitungen die häufigsten Leseärgernisse, z.B die neuen –ck-Abtrennungen.

Hilliger schreibt: Das „ck“ bezeichnet nur einen einzigen Laut, nämlich „k“.

Das gilt auch für die übrigen Bezeichnungen von Kurzvokalen durch folgende Doppelkonsonanten. Dieser Gebrauch und die Trennung in der Mitte ist sinnvoll, weil das Sprachempfinden die Konsonanten als beiden Silben zugehörig empfindet: „ste-mmen“ oder „ste-llen“ sind sprachlich immer falsch – genauso wie „ste-cken“. Weil die Reformer „stecken/stek-ken“ nicht mehr wollten, „stekken/stek-ken“ oder „stec-ken“ nicht wagten, behauptete man, eine Analogie wie auch schon bei „sch“ und „ch“. Das trifft jedoch nicht zu. ck zeigt immer die Kürze an, während den „sch“ und „ch“ auch Längen vorausgehen können: Nische, Lache.

Während die „Reform“ ein neues künstliches Trennverbot für „ck“ geschaffen hat, wird das überwiegend nützliche Trennverbot für „st“ abgeschafft. Frau Hilliger phantasiert, warum dies nicht früher geschah, dabei ist es ganz einfach: Bevor Hitler die „deutsche“ Schrift abschaffte, wurden noch fast zwei Drittel der Druckerzeugnisse in Fraktur gedruckt. Die Einheit und Austauschbarkeit mit der deutschen Frakturschrift war also ein Gebot der Vernunft. Die Zerstörung der Systemeinheit mit der deutschen Schrift setzt nun das Zersetzungswerk der Nazis fort

Nur das „st“ kommt im Deutschen sowohl im Anlaut als auch im Auslaut und in der Mitte des Wortes vor. Es verhält sich fast wie ein Einzelkonsonant. Die Vermeidung der Trennung ist daher oft vorteilhaft.

Etliche neue st-Trennungen sind nichts anderes als reformierte Volksverdummung:

Ins-tallateur, ins-tant (aber verboten: ins-tand), Ins-tanz, Ins-tinkt, Ins-titut, Ins-truktion, Obs-truktion, Ins-trument, Dis-tanz, des-truktiv, Res-taurant …
Besser als die neue Spaltung von „st“ sind auch folgende herkömmliche Trennungen z.B.:
er-ste, hundert-ste, mei-ste, Mei-ster, drei-ster, dümm-ste, Gin-ster, Gespin-ste, Hei-ster, Hu-sten, dü-ster, fin-ster, Mün-ster, dün-sten, am dünn-sten, am stramm-sten, am scheu-sten, am höch-sten, am näch-sten, am flach-sten (aber: sie flachs-ten), Ma-staba, Ma-ster, Fäu-ste, Bie-ster, trö-sten, Wü-ste …

Obwohl die Silbe „inter“ wohlbekannt ist, feiert Frau Hilliger die Dummentrennung „Inte-resse“.

Ein Brechmittel sind auch die neuen Trennungen „he-rab“ und „hi-nauf“. Es soll ja Gegenden geben, in denen „hin“ lang gesprochen wird und auch sonst „naufi“ für „aufwärts“ gesagt wird, aber das entspricht nicht dem Standarddeutsch. Absonderliche Silbentrennungen werden nun völlig willkürlich vorgeschrieben, „Vol-lendung“ zum Beispiel. „He-bamme“, eine ganz übliche Verschleifung, darf aber nicht sein.
Skurril ist auch die Idee, grundsätzlich Trennungen vor den letzten Konsonanten zuzulassen:

Das Elend der Rechtschreibreform:

Die „Prost-ration“ hilft nicht gegen die „Frust-ration“

(pro-sternere, (s.) niederwerfen)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2007 um 08.47

Trennung von alten Trenn-Regeln

Teil 7 – Trenne ruhig „st“ – es tut ihm nicht mehr weh

Vielleicht ist es sogar ein bisschen schade um die Regel, die wohl jedem von uns in Fleisch und Blut übergegangen war. Eine Rechtschreibregel, die sich reimt: Wann gibt es das schon mal? Aber warum eigentlich tat es dem „st“ beim Trennen weh (und wo, frage ich mich)? Das ist tatsächlich eine alte Geschichte. In der noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Frakturschrift standen das „s“ als langes „s“ und das „t“ auf einem gemeinsamen Druckblock. Das war so üblich, um einerseits Platz, andererseits Kosten zu sparen, denn Druckblöcke aus Blei waren teuer. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum selbst nach der Reform von 1901 „st“ weiterhin nicht getrennt werden durfte. Man wollte die alten Druckblöcke schlicht nicht wegwerfen und durch neue, teure ersetzen. Für die heutige Drucktechnik spielt dieses Problem natürlich keine Rolle mehr – also weg mit einer nun überflüssigen Regel. Getrennt wird „st“, wenn es die Silbengrenze markiert: Mas-ten, Wes-te, Mus-ter, fas-ten, schöns-te, Sta-tis-tik. Damit unterscheidet es sich fortan nicht mehr von all den anderen Konsonanten, die an vergleichbarer Position stehen.

Ganz anders verhält es sich beim „ck“. Das „ck“ bezeichnet nur einen einzigen Laut, nämlich „k“. Das „c“ wird geschrieben, um die Kürze des vorangehenden Vokals zu kennzeichnen. Bei der Trennung wird in Zukunft nicht mehr die Schreibung des Wortes verändert, indem das „c“ in ein „k“ gewandelt und dann vom anderen „k“ getrennt wird. Stattdessen bleiben beide Buchstaben erhalten und rü-cken tü-ckisch nun gemeinsam auf die neue Zeile (wie auch schon bei „sch“ und „ch“). Daran gewöhnt man sich recht schnell, zumal das Silbentrennungsprogramm am Computer es schon gar nicht mehr anders vorschlägt. Ein paar Beispiele: Zu-cker, Mü-cke, pa-cken, kle-ckern, fli-cken.

Wenn es um die Trennung von Fremdwörtern geht, kommt ein anderes Prinzip als das der Trennung nach Sprechsilben ins Spiel. Anders als die meis-ten einheimischen Wörter muss-ten viele Fremdwörter bei der Trennung bisher nach Sinnbestandteilen zerlegt werden. Aber wer außer Lateinlehrern und deren fleißigen Schülern weiß eigentlich noch, dass sich beispielsweise das Wort „Interesse“ von „inter“ (dazwischen) und „esse“ (sein) herleitet und demzufolge In-ter-es-se getrennt werden muss-te? Die Reform lässt hier nun gleichzeitig (!) auch das Silbenprinzip gelten, so dass getrennt werden darf, wie die Zunge es vorschlägt: In-te-res-se. Die alte Trennweise bleibt weiterhin richtig, die neue Trennung ist die ebenfalls richtige Alternative. Einige Beispiele zur Illus-tration: Pä-da-go-gik (alt: Päd-ago-gik), Chi-rurg (alt: Chir-urg), Mag-net (alt: Ma-gnet), hyd-ro-gen (alt: hy-dro-gen). Einige einheimische Wörter sind ebenfalls von dieser neuen Praxis betroffen: ei-nan-der (alt: ein-an-der), he-rauf (alt: her-auf), wa-rum (alt: war-um), Klei-nod (alt: Klein-od).


Immer wieder gern behauptet wird, dass die neue Regelung sinnentstellende Trennungen fördere. Das ist natürlich Unfug. Nur nach der alten Rechtschreibung hätten Sie theoretisch vom Urin-stinkt des Menschen reden können und meinten doch den Ur-instinkt – nach der neuen dürfte es auch Urins-tinkt heißen (was aber selbstverständlich auch nicht schön ist und deshalb mit viel Sprachgefühl vermieden werden sollte). Einzelne Buchstaben dürfen auch in Zukunft nicht vom Rest des Wortes abgetrennt werden, selbst wenn eine Silbengrenze zu hören ist. Falsch sind also Trennungen wie A-bend*, o-ben* oder ü-ber*. Und egal, ob neu oder alt: Schreiben Sie nicht Spargel-der, wenn Sie Spar-gelder meinen und nicht Fleischer-zeugnis, wenn Sie Fleisch-erzeugnis meinen. Da hilft Ihnen auch die Rechtschreibprüfung am Computer nicht weiter, sondern nur Ihr Sprach-instinkt.

Im folgenden kurzen Text können Sie alle möglichen Trennungen mit einem senkrechten Strich markieren. Viel Spaß!

Martha wollte gestern ein Paket packen und nach San Francisco schicken. Wie die meisten lief sie zum Postamt, weil sie sich für den Preis interessierte. Erschrocken erfuhr sie von den immensen Kosten und entschied sich für ein simples Geburtstagstelefonat mit ihrem Onkel in Amerika.


Sabine Hilliger


* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2007 um 08.39

Über die neuen Fremdwortschreibungen ist die Zeit schon hinweggegangen. Wegen der Korrekturprogramme der Rechner braucht niemand mehr diese „Erleichterungen“. Und um „Restorants“, die „Spagetti mit Ketschup und Majonäse“ anbieten, wird man einen weiten Bogen machen.

Im Hinblick auf die europäische Mehrsprachigkeit sind solche Eindeutschungsbestrebungen nur störend. Typischerweise vergreift man sich hauptsächlich an französischen und italienischen Wörtern, während man den Schreibschwachen jede Skurrilität des Englischen zumutet. Einige schon gescheiterte Versuche wie „Newage“ statt „New Age“ verschweigt Frau Hilliger. Sie sind im letzten Duden nicht mehr zu finden. Eine Frechheit ist die Vorschrift der Kultusminister, den englischen Plural, etwa „Ladies“, mit dem Rotstift verfolgen zu lassen. Es soll auf deutsch nur „Ladys“ zulässig sein.

Noch im Duden von 1926 stand beim Wort „Bureau“ die Fußnote: „Die Schreibung »Büro« ist nicht gestattet, da sie der Einbürgerung des ganz entbehrlichen Fremdwortes Vorschub leisten würde.“ Frau Hilliger findet es nun eine besondere Leistung, daß man die Eindeutschung „Büro“ erreicht habe. Das urdeutsche „Händi“ soll dagegen nur in der pseudoenglischen Schreibweise richtig sein. Wiederum soll das seit dem Althochdeutschen nicht mehr mit „Hand“ verbundene „behende“ neu falsch sein.

Beim modischen „handeln“, wenn nicht das deutsche „handeln“ gemeint ist, macht mancher eigenmächtig oft schon Pünktchen auf das „a“, um die Verwirrung zu vermindern – obwohl es nach Duden „falsch“ ist.

Auch beim „Highlight“ versagen die Künste der Erleichterungsplaner. Der Duden schämt sich nicht, „gehighlightet“ als annehmbares Deutsch vorzuführen, wagt aber nicht, eine Schreibweise „geheileitet“ vorzuschlagen.

Schätzungweise sind hundertmal mehr schreibschwierige Neusprechwörter ins Deutsche eingeschleust worden als es (nichtnutzige) „belämmerte Tollpatsch“-Erleichterungen nach der Marotte von Prof. Augst gegeben hat. Das zeigt schon die ganze Lächerlichkeit und Absurdität dieser Seite des Unternehmens „Rechtschreibreform“.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Jürgen Böhne am 13.10.2007 um 12.41

Hat eigentlich noch niemand die Frage gestellt, wer diese Dame und ihr dubioses Institut bezahlt?
Oder anders gefragt, bezahlen die KN überhaupt einen einzigen Cent für diese Serie?
Kann es sein, daß diese Artikel in Mannheim geschrieben werden und daß die einzige Aufgabe von Frau Doktor und ihrem Institut darin besteht, diese Spur zu verwischen? Folglich wäre das ganze Institut eine Erfindung aus Mannheim und würde von dort auch finanziert werden.

Frontal21 hat bereits im Juni gezeigt, daß immer häufiger Zeitungen kostenlos mit als Sachbeiträgen getarnter Schleichwerbung versorgt werden. Ein solches Vorgehen ist natürlich ein klarer Verstoß gegen die Spielregeln der Pressewelt, aber das scheint niemanden ernsthaft zu scheren.
Der Nutzen für eine Zeitung besteht in der Einsparung eigener Kapazitäten und sichert zusätzlich das Wohlwollen von Anzeigenkunden. Der Lieferant der Schleichwerbung hat ein Medium, mit dem er seine "frohe Botschaft" unter das Volk bringen kann. Natürlich wird noch eine "kleine Gegenleistung" erwartet; das könnte z.B. die Unterdrückung aller reformkritischen Beiträge und Leserbriefe sein.

Das dürfte der simple Grund für die Linientreue der KN sein. Es hat nichts mit Ideologie zu tun, es ist ganz banale Käuflichkeit. Für viele andere Presseverlage dürfte das ebenfalls gelten.
Das alles sind natürlich Spekulationen und keine Behauptungen, da die notwendigen Beweise hierfür nur von den Beteiligten selber kommen können. Diese haben natürlich kein Interesse an Transparenz und genau hier liegt eben auch das Grundproblem bei der Bekämpfung von Korruption.

Für mich ist das der zweite Grund, warum ich keine Tageszeitungen mehr lese.
– geändert durch Jürgen Böhne am 14.10.2007, 13.40 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2007 um 11.32

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

Dann schenkte ihm der Rektor einen Lehrstuhl, auf den sich Schnauz sofort setzte. Es war ein außerordentlicher Lehrstuhl, den er bekam. Er hatte die Farbe von Karamelpudding, was Schnauz sehr gut gefiel, und man konnte mit ihm schaukeln. Es war also ein außerordentlicher, karamelpuddingfarbener Schaukellehrstuhl. Schnauz war gerührt. In seiner Dankesrede rief er immer wieder: „Merci, mon ami, merci, mon ami. Ach ja, ach ja." Die Professoren und Doktoren der Pariser Universität klatschten Beifall und waren erstaunt, wie gut Monsieur le Professeur Docteur Schnauz französisch sprach.

»Dass ein Esel (der kurz darauf „merci" mit „merde" verwechselt und seine Kollegen Professoren damit in arge Verlegenheit bringt...) einen Lehrstuhl bekommt, finden die Erwachsenen komisch. Tatsächlich glauben wollen sie es aber nicht. Was natürlich daran liegt, dass sie vergessen haben, wie sie selbst als Kinder die Welt erlebt haben. Ein schüchterner Junge mit fünf ungewöhnlichen Freunden bringt dem Erzähler in diesem „schönen dicken Buch" die Kinderwelt wieder nahe. Der Autor, einer der prominentesten Literaten der ehemaligen DDR und sonst für seine nüchterne Sachlichkeit und scharfsichtige Analyse politischgesellschaftlicher Verhältnisse bekannt, schrieb es wohl auch für seine beiden Söhne, von denen einer inzwischen ebenfalls schriftstellerisch tätig ist.

... Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 15. Oktober an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kie-ler-nachrichten.de «

Christoph Hein: „Das Wildpferd unterm Kachelofen“
Ein schönes dickes Buch von Jakob Borg und seinen Freunden.

Neuerdings werden anscheinend traditionelle ß-Signale in den Textproben vermieden. Daß es sich dennoch um klassische Rechtschreibung handelt, können Eingeweihte nur an „Karamel“ erkennen. Die kürzliche Neuauflage dürfte dagegen reformiert erschienen sein, denn Christoph Hein widersetzt sich als einer der wenigen bekannteren Autoren nicht der „Reform“. Im Gegenteil, in seinen neuesten Produktionen versucht er schlecht und recht, sich anzupassen.

Frau Hilligers Serie geht auch noch weiter:


Extravagant oder wie gehabt

Teil 6 – Heute: Palabra Extranjera – Inostrannoje Slowo – Verbum Barbarum – Fremdwort

In der letzten Folge ging es um allgemeingültige Schreibungsänderungen für zwei Gruppen von Fremdwörtern. Sie erinnern sich? Geografie, Megafon, Fotometrie? Potenziell, differenzial, substanziell? Heute stehen die Änderungen in der Fremd-
Gewusst wie!
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


Wortschreibung im Mittelpunkt, die überwiegend Einzelfälle betreffen. Auch bei den Einzelfällen gilt das Prinzip der behutsamen Anpassung und des Aufgreifens bereits bestehender Entwicklungen. Und es bleiben nach wie vor die alte und die neue Schreibung richtig. Wenn Ihnen also eine neue Schreibweise zu extravagant erscheint, behalten Sie einfach das Gewohnte bei, so wie die deutschen Nachrichtenagenturen es in allen diesen Einzelfällen tun (außer bei Delfin). Auch das Wort Ghetto bleibt hier in der alten Schreibung bestehen, obwohl die Schreibung ohne h schon viel älter ist als die Reform. Bei Finn-Dinghy ist es wiederum umgekehrt: Hier gilt die neuere (ebenfalls vorreformerische) Schreibung Finn-Dingi.

Das Einfachere ist in diesen Einzelfällen meist das Neue, wie Sie gleich sehen werden. Folgende Buchstabenverbindungen eignen sich gut für eine Anpassung:

„gh" wird zu „g" (wie schon bei Getto, Finn-Dingi) in: Jogurt/ Joghurt, Spagetti/Spaghetti.

„é/ee" wird zu „ee" (wie schon bei Allee, Armee, Dragee u. a.) in: Exposee/ Expose, Buklee/Boucle, Kommunikee/Komniuni-que, Varietee/Variete, Schikoree/Chicoree.

„ai" wird zu „ä" (wie schon bei Sekretär, Militär) in: Nessessär/Necessaire. Bereits üblich sind: Mohär, Majonäse, Polonäse (die Nachrichtenagenturen schreiben Mohair, Mayonnaise, Polonaise).

Bei diesen und auch den noch folgenden Beispielen zeigt sich, dass oft mehrere Bestandteile im Wort gleichzeitig geändert werden müssen. Daher rührt – wie bei „Büro/Bureau" vor etwa einhundert Jahren – das auf den ersten Blick ungewohnte Wortbild.

Weitere Änderungen gibt es bei folgenden Buchstabenverbindungen:

„ch" wird zu „sch" (wie schon bei Broschüre, Haschee, retuschieren, Scheck) in: Ketschup/Ket-chup, Schikoree/Chicoree.

,qu" wird zu „k" (wie ;chon bei Etikett, Likör) n: Kommunikee/Kommu-nique.

„ou" wird zu „u" (wie chon bei Nugat) in: Bu-dee/Boucle.

„c" wird zu „ss" (wie schon bei Fassade, Fasson, Rasse) in: Fassette/Facette, Nessessär/Necessaire.

Ganz wichtig ist und besonders betont werden soll, dass Wörter mit „th" und „rh" kaum von den Neuregelungen betroffen sind, Wörter mit „ph" nur so weit, wie in der letzten Folge beschrieben. In den Diskussionen um die Reform sind hier besonders viele Missverständnisse entstanden. Woraus sie resultieren, lässt sich nur erahnen: Nichtwissen, bewusste Panikmache, Schlechtreden der Reformbemühungen vielleicht. Es gibt weder Kata-strofen* für Filos-ofen* noch Rytmus-störungen* in der Diskotek*! Von der Schreibung mit „r" statt mit „rh" sind ganze drei Wörter betroffen: Katarrh, Myrre/Myrrhe, Hämorriden/Hämorrhoiden (Achtung: auch das „o" entfällt). Von „t" statt „th" sogar nur zwei: Pan-ter/Panther, Tunfisch/ Thunfisch. Dazu gleich noch ein Tier: Delfin/Del-phin.

Zum Schluss sei noch das beliebte Fremdwort für die Geldbörse erwähnt. Portemonnaie, gern und falsch auch als Portmonnaie*, Portemonais*, Portemonnaise* oder Portesmonaie* geschrieben, um nur einige Variationen zu nennen, ist jetzt einfach ein Portmonee.

In den meisten Zeitungen und Zeitschriften unseres Landes werden Sie wie schon gesagt überwiegend die alte Schreibvariante dieser Einzelfälle finden.

Nicht neu, an dieser Stelle aber nennenswert ist die Bildung des Plurals von englischen Wörtern auf ,,-y". Es wird nur ein ,,-s" angehängt, ohne dass das ,,-y", wie im engischen Original, in ,,-ie" umgewandelt wird: Lady/Ladys, Baby /Babys, Hobby/Hobbys. Damit ist zu den Änderungen bei den Fremdwörtern das Wesentliche gesagt. Meine Empfehlung: Vereinfachen Sie die Fremdwörter, die Sie häufig benutzen und seien Sie bei der Eindeutschung konsequent (nur Mut: nicht Chikoree oder Chikoree, sondern Schikoree). Kommt Ihnen die Schreibung eines Wortes gar zu fremd (bzw. deutsch) vor, dann bleiben Sie bei der alten Version, sie ist ja nach wie vor erlaubt.

Sabine Hilliger

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2007 um 10.45

Kurze Anmerkung zu KN v. 9.10.07

Frau Hilliger schreibt:
Oder würden Sie statt von einer Mauer umständlich immer von einer „aus Steinen und Mörtel errichteten Wand" sprechen wollen?
Das ist natürlich Unsinn. Wenn die Notwendigkeit besteht, schafft sich die Sprachphantasie eines Volkes immer ein passendes Wort. Die Engländer können ohne Römerhilfe ihre Ziegelmauern „brick wall“ nennen und ihre Fenster „window“ (altgerm. „Windauge“). Die alten Goten hatten das schöne Wort „augadaura“ („Augentor“) – wie die Althochdeutschen „augadoro“.

Die Reformer haben in Bezug auf die Schreibung der Fremdwörter zweierlei Ziele verfolgt. Sie wollten bereits bestehende Trends der Eindeutschung verstärken, andererseits der Entwicklung solcher Trends aber auch großen Spielraum lassen.

Im Zuge der heutigen Internationalisierung, bei der das Englische die Hauptrolle spielt, ist das natürlich unsinnig. In der ganzen englisch- und französischsprachigen Welt schreibt man die griechischen Abkömmlinge mit „ph“ und „th“. Die Eindeutschungsbestrebungen sind genauso störend, wie sich das gegenwärtig für die eindeutschende k- für c-Schreibweise von 1902 erweist. Bei der Internetsuche muß man jetzt jedes solcher Wörter in zwei Schreibweisen eingeben.

Nebenher eine weitere Korrektur: Schon in der Einleitung wärmte Hilliger die alte Mär auf von Kaiser Wilhelms „Thron“, an dem nicht gerüttelt werden durfte. „Thron“ ist aber ein griechisches Wort, und das griechische „th“ wurde damals verabredungsgemäß beibehalten. Erst die jetzige Reformerriege versuchte es wieder mit „Teater“ und „Apoteke“, wurde aber vom seinerzeitigen bayrischen Kultusminister Zehetmair zurückgedrängt. Das blieb fast sein einziges Verdienst im Reformtheater.

Die Pornoindustrie hatte übrigens schon lange vor der „Reform“ die Zweideutigkeit reformierender Schreibweisen ausgenutzt, z.B. mit der Filmproduktion „Der Pornograf von Luxemburg“

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.10.2007 um 13.41

Das hört sich etwas fremd an?

Teil 5 - Heute: Foreign Word –
Mot Étranger – Parola Straniera – Fremdwort

Die deutsche Sprache lebt. Das wird nirgends deutlicher als bei unseren Fremd- und Lehnwörtern. Vital und temperamentvoll okkupieren sie mit den Römern den germanischen Sprachraum, treffen sich während der Büropause im Cafe auf eine Tasse Kakao mit Sahne und entwenden mit ihren Tricks nicht nur Computer aus dem Safe, sondern auch so manches deutsche Wort aus dem Wortschatz. Doch manchmal geht es gar nicht ohne sie. Oder würden Sie statt von einer Mauer umständlich immer von einer „aus Steinen und Mörtel errichteten Wand"

Gewusst wie!
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


sprechen wollen? So hätten es vielleicht die alten Germanen gesagt, aber zum Glück brachten die Römer mit ihrer neuen Steinbautechnik auch das entsprechende Vokabular mit. So also wurden „murus" zur Mauer, „fenestra" zum Fenster und „ cucina " zur Küche. Solche Wörter mit „Migrationshintergrund " kennen wir aber auch aus wesentlich jüngerer Zeit. Oben genanntes Büro stammt vom französischen „bureau" und wird erst seit knapp hundert Jahren so geschrieben. Die Tasse und die Sahne stammen ebenfalls aus dem Französischen („la tasse" und „la sai-me"). Dem Trick sieht man seine englische Herkunft vielleicht gerade noch an, aber dass der „Kakao" auch sprachlich eine der wenigen aztekischen Überlieferungen ist, weiß wohl kaum noch jemand.

Was klar wird bei der Betrachtung solcher Lehn- und Fremdwörter: Das Deutsche absorbiert eine Menge fremder Kultur und fremden Lebens über die Sprache. Es gab Zeiten, da dominierte das Lateinische, während des Barocks galt das Französische als schick und gerade haben wir es mit einer Flut von Wörtern aus dem Englischen zu tun. Immer wird etwas in der Sprache zurückbleiben. Aber immer auch werden sperrige, nicht allgemein verständliche Begriffe den Fachsprachen vorbehalten bleiben oder wieder ganz aus dem Wortschatz verschwinden.

Was hat das alles nun mit der neuen Rechtschreibung zu tun? Die Reformer haben in Bezug auf die Schreibung der Fremdwörter zweierlei Ziele verfolgt. Sie wollten bereits bestehende Trends der Eindeutschung verstärken, andererseits der Entwicklung solcher Trends aber auch großen Spielraum lassen. Daher fällt die Zahl der betroffenen Fremdwörter recht bescheiden aus. Zunächst sollen zwei Gruppen von Fremdwörtern vorgestellt werden, bei denen eine gewisse Regelmäßigkeit vorhanden ist. Wichtig: Auch die jeweils alte Schreibung bleibt weiterhin richtig. Sie haben jetzt also die Qual der Wahl und die Chance, den Trend mitzubestimmen.

Erstens: Häufig werden die Fremdwortbestandteile „phon", „phot" oder „graph" bereits als „fon", „fot" oder „graf" geschrieben, z. B. in Mikrofon, Fotografie oder Grafiker. Diese Entwicklung wird durch die neuen Regeln unterstützt. Also trauen Sie sich in Zukunft ruhig auch an Megafon, Geografie, Grafologe oder Fotosynthese. Die deutschen Nachrichtenagenturen schränken diese Regelung insofern ein, als dass sie Wörter aus den Fachsprachen in der bisherigen Schreibung erhalten, also z.B. Photosynthese, Graphologe oder Phonologie.

Zweitens: Die aus dem Lateinischen stammenden Substantive, die auf die Silben ,,-anz" bzw. ,,-enz" enden, werden in ihren Ableitungen meist mit „ti" geschrieben, obwohl deutlich ein „zi" zu hören ist. Beispiele dafür sind: Differenz - differential, Potenz - potentiell, Substanz - substantiell. Hier ist in Zukunft also auch die Schreibung mit „zi" erlaubt: differenzial, potenziell, substanziell.

Bei allen anderen Änderungen, die die Fremdwörter betreffen, handelt es sich eher um Einzelfälle, die in der nächsten Folge vorgestellt werden. Überlegen Sie doch schon mal jetzt, ob und wie Sie zum Beispiel Joghurt, Portemonnaie, Delphin, Katarrh oder Boucle lieber schreiben würden.

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 4: Behände klettert die Gämse den Felsen entlang. Überschwänglich nähert sie sich einem gräulichen Abgrund. Doch durch ein Quäntchen Glück verheddert sich ihr Bändel an einem hervorstehenden Stängel. Sie kann ihre Rettung kaum fassen und schnäuzt sich gerührt das Näschen.

Bei Fragen erreichen Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.10.2007 um 10.39

Dieses Kapitel könnte unter der Überschrift stehen
„Hurra, wir verblöden euch!“

In der alten Rechtschreibung gab es einige Ausreißer, die dem Stammprinzip nicht folgten. Diese Ausnahmen hat die Neuregelung auf der Basis des heutigen Sprachgebrauchs beseitigt. Das heißt, dass einem Wort ursprünglich eine vom jetzigen Verständnis abweichende Schreibung oder Bedeutung zugrunde gelegen haben kann. Gesprochene Sprache, Bedeutungen verändern sich. Da ist es nur legitim, dass auch die Schreibung dem zeitgemäßen Gebrauch und Verständnis folgt.

„Quentchen“ gehört zum Bildungswortschatz. Ein interessanter Hinweis auf das alte „Quent“ hilft auch dem schlichtesten Schüler. Dagegen ist „Quant“ ein abstrakter Begriff der Quantenphysik, das kleinste, unteilbare Objekt. Seine Verkleinerung ist Unsinn.

Prof. Peter Eisenberg sagte lt Nordwest-Zeitung v. 20.6.2003:

„Das Wort „Quäntchen", das bisher mit „e" geschrieben wurde, kommt nun mal von „Quintus" und nicht von „Quantum". Wenn die Reformer meinen, sie müssten es mit „ä" schreiben, treffen sie vielleicht das Sprachwissen vieler Schreiber, sie dürfen aber nicht die Schreibung mit „e" verbieten. Man sollte diejenigen, die etwas über die Sprache wissen, nicht in dieser Form herausfordern. Das ist eine Provokation.“

Nicht „wir“ bringen das Wort mit Quantum in Verbindung, sondern Reformprofessor Augst in seiner imaginierten Inkarnation als Reformschüler Klein-Moritz. Es ist die dummdreiste Anmaßung der Kultuspolitiker, dies zwingend als allein richtig vorzuschreiben.

Das Wörtchen „behende“ wird seit 1000 Jahren nie anders geschrieben. Die genaue etymologische Herkunft ist nicht mehr aufklärbar, und die Bedeutung hat sich soweit von „Hand“ entfernt, daß eine graphische Erinnerung daran ziemlich unerwünscht ist. Man müßte dann mit mehr Recht statt „fertig“ auch die Schreibung „fährtig“ fordern. Die Willkür und Lächerlichkeit der neuen, unverschämterweise auch zwingenden Vorschrift wird deutlich an Texten, die dem Unsinnsdiktat untworfen wurden:

… dies junge, reizende, übermütige Mädchen mit ihren beiden Teufelshörnchen an der Stirn, mit dem durchsichtigen Trikot, mit den allerliebsten behänden Füßchen, mit den tausend Schelmereien und Neckereien der Koketterie, wie nimmt sie sich unter den ehrwürdigen Tatsachen des gegenwärtigen Berlins aus! … (Karl Gutzkow)

... von Tabak verbreiten. Wasserfälle und Teich mit behänden Goldfischen,
die mit Weinrebe der Pergola berankt sind. Niedrige Sofas ..
.
http://www.restoran.ru/index.phtml?t=6&r=168&lng=3

Eine super Straßenlage hatte schon mein Golf aus den Neunzigern, der neue geht noch eine Spur behänder um die Kurve. Spielend leicht lenken lässt er sich ohnehin, was in engen Altstadtrevieren sehr angenehm ist.
http://www.zeit.de/2004/09/Autotest_09


Ähnliches läßt sich auch für jedes andere Wort der Augstschen Volksetymologien sagen.
Hunderte von herkömmlichen Varianten wurden im Zuge der „Reform der Reform“ wieder zugelassen. Daß in diesen genannten Fällen aber nur die Dummenvariante nach Prof. Augst die allein richtige sein soll, die historisch richtige aber mit der Fehlerkeule verfolgt wird, ist eine nicht zu überbietende Dreistigkeit der Kultusminister.

Dafür sind nun nicht mehr die Bildungsapparatschiks verantwortlich, die seinerzeit aus Inkompetenz und Volksbeglückungseifer in die erste Rechtschreibreform hineingestolpert sind. Es sind nun die noch wirkenden Kulturpolitiker, von denen nur Ute Erdsiek-Rave auch für die Zwangseinführung des ersten Reformunfugs verantwortlich war. Sie haben hier eine Rückkehr zur Vernunft untersagt – ein sinnloser Machterhaltungsreflex

Frau Hillinger setzt nun unverdrossen die Volksverdummung fort:

Und doch - keine Regel ohne Ausnahme. Vielleicht ist es der Eitelkeit der „Eltern" zu verdanken, dass sie auch in Zukunft nicht zu Ältern* werden, …

Die wahrscheinlichste Deutung ist die, daß die Reformpolitiker den Zorn der Eltern vermeiden wollten, weil sie dann noch eher um ihre „Reform“ fürchten mußten.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2007 um 15.05

Dazu aus dem hervorragenden Satire-Bändchen von Werner Guth:

„Schildbürgers Rechtschreibreform oder aus tiefer Not schreib ich zu dir" :

Briefe an die Rechtschreibkommission (1)

Ich als Deutschlehrer habe meine hälle Fräude daran, dass man nun ändlich die Schreibungen belämmert, Quäntchen, verbläuen und schnäuzen zulässt, dänken doch alle Schüler beim Schreiben sofort an Lamm, Quantum, blau und Schnauze und schreiben die Wörter dann mit ,ä'. Da hatten sie sich aber bisher geschnitten und hatten einen Fähler gemacht. Gott sei Dank haben Sie hier nun ändlich eingegriffen und der Fähler ist keiner mehr.

Durch den verstärkten Rückgriff auf die so genannte Stammschreibung haben wir es in den Schulen von nun an erhäblich einfacher. Wie mühsälig war es doch bisher, den Schülern die Schreibungen überschwänglich, aufwändig, behände, Gämse, Stängel, Schlägel und Ständelwurz auszutreiben, wo sie doch beim Schreiben immer gleich an Überschwang, Aufwand, Hand, Gams, Stange, Schlag und Stand gedacht und eigentlich doch alles richtig gemacht hatten.

Aber leider, meine Damen und Herren, sind Sie auf der halben Wegsträcke stehen geblieben und das ist ein bisschen schade.
Stäts und ständig schreiben die Schüler ja doch auch mühsälig und trübsälig, da sie diese Adjektive zu Recht von Mühsal und Trübsal ableiten und — schon haben sie wieder einen Fähler gemacht.

Warum haben Sie hier nicht konsequent reformiert? Immerzu schreiben die Schüler wänden, brännen, rännen, können und Hänne: Sie dänken ja doch ganz zu Recht an Wand, Brand, gerannt, gekannt und Hahn und wupp! haben sie schon wieder einen Fähler gemacht, wo doch eigentlich alles richtig ist. Ohne Unterlaß schreiben sie ja auch Ältern, märken, dänken, verränken, sträcken, hätzen und sätzen: Sie dänken natürlich an alt, Marke, Gedanke, Ranke, stracks, Hatz und Satz und wupp! haben sie schon wieder einen Fähler gemacht. In einem fort schreiben sie , Ädel sei der Männsch, hilfreich und so weiter": Sie danken ja doch ganz zu Recht an Adel und Mann und wupp! ist es schon wieder in die Hose gegangen.
Ach, es ist schon ein Äländ! Und ich bin noch längst nicht fährtig. Dem Germanisten fallen nämlich noch eine riesige Mänge weiterer Wörter ein, deren Stamm-e nichts anderes als ein umgelautetes ,a' ist. Ich teile Ihnen einige Wörter mit für den zweiten Reformschritt, der hoffentlich bald kommt: Gesälle, härb, sänkrecht, Älsaß, wä-cken, Häller, Ärzängel, Frävel, Ärnte, Hämd, främd, Ärbe, stämmen, Häcke, Geschlächt, Härold, Gränze, fäst, Härberge, Ärbse, Hächt, Pfärd, Färkel und Äsel. Es gibt aber noch Hunderte.

Hier besteht Handlungsbedarf— Schluss mit den Äseleien! Ich bitte Sie inständig: Seien Sie die Häfe im Sauerteig!

Theoderich Kuchenbecker, OStR

Aus Werner Guth:
„Schildbürgers Rechtschreibreform oder aus tiefer Not schreib ich zu dir"
1998 Uta Guth Bilstein-Verlag ISBN 3-931398-06-4



eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.10.2007 um 14.04


Dr. Hillig,,r schri,,b:
Zum Schluss eine kleine Übung. In diesem „belämmerten“ Text fehlen alle „e“ und „ä". Setzen Sie sie einfach richtig ein.

B..h..nd.. kl..tt..rt di,, G..ms.. d..n F..ls..n ..ntlang. Überschw..nglich n..h..rt si,, sich ,,in..m gr..ulich,,n Abgrund. Doch durch ,,in Qu..ntch,,n Glück v..rh..dd,,rt sich ihr B..nd..l an ein..m h..rvorst..h..nd..n St..ng..l. Si,, kann ihr.. R..ttung kaum fass,,n und schn..uzt sich gerührt das N..sch..n.
[Ich habe mir ,,rlaubt, di,, noch v,,rbli,,b,,n,,n Buchstab,,n ä /e durch ,, zu ,,rs,,tz,,n; D.L.]
Was ich a.) bis heute an der sog. RS„R“ nicht verstanden habe (und, b.), schon in den vielen Jahrzehnten meines Genusses der deutschen Sprache auch nicht verstanden hatte):
b.) Wo kommt das sagenhafte ä in Bestätigung her; doch wohl weder von statisch noch von bestatten noch von was weiß ich.
a.) Wie kann es angehen, daß die Rechtschreib„reformer“, die doch sogar dem i-Punkt den Punkt gegeben haben (stimmt wirklich: vergleichen Sie Duden _21 und Duden _20!), es versäumt (verseumt??) haben, der Bestätigung ein e oder eh zu geben (denn was bestätigt ist, steht fest.)
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2007 um 13.16

Nein, ich sehe, mein PC ergänzt selbständig. Ich sehe es nochmals durch.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von glasreiniger am 10.10.2007 um 12.59

"Überschwenglich" und "greulich" hat die Dame stehengelassen?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2007 um 12.46

Die belämmerte Gämse

Teil 4 - Heute: - Neues bei der Umlautschreibung

Die Umlaute „a", „ö" und „ü" bzw. auch „äu" haben eine lange Geschichte. Schon im Alt- und Mittelhochdeutschen sind Formen von Umlauten belegt, allerdings noch nicht in der heutigen Schreibweise.
Wer sich die Wörter betrachtet, deren Umlautschreibung reformiert wurde, merkt schnell, dass es sich nur

Gewusst wie!
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


um Wörter mit „ä/e" bzw. „äu/eu" handelt. Warum ist das so? Während „ö" und „ü" eindeutig von „o" und „u" unterscheidbare Laute bezeichnen, werden „ä" und „e" gleich oder sehr ähnlich ausgesprochen. So taucht in alten Schriften zum Beispiel der Plural von Hand noch als Hende auf. Erst mit der Zeit wurden die Umlaute auch genutzt, um die Verwandtschaft der Wörter untereinander zu kennzeichnen. Inzwischen gilt grundsätzlich das Prinzip der Stammschreibung, wenn Wörter einer Wortfamilie voneinander abgeleitet sind. Deshalb schreiben wir Hände (wegen Hand), aber auch Fähre (wegen Fahren), Füße (wegen Fuß) oder fröhlich (wegen froh).
In der alten Rechtschreibung gab es einige Ausreißer, die dem Stammprinzip nicht folgten. Diese Ausnahmen hat die Neuregelung auf der Basis des heutigen Sprachgebrauchs beseitigt. Das heißt, dass einem Wort ursprünglich eine vom jetzigen Verständnis abweichende Schreibung oder Bedeutung zugrunde gelegen haben kann. Gesprochene Sprache, Bedeutungen verändern sich. Da ist es nur legitim, dass auch die Schreibung dem zeitgemäßen Gebrauch und Verständnis folgt.

Ein Beispiel: Das Quentchen* bringen wir aus heutiger Sicht mit dem Wort Quantum in Verbindung, deshalb schreiben wir es neu Quäntchen. Historisch gesehen leitet es sich allerdings vom Wort Quent oder Quint ab, einer Maßeinheit, wie sie noch im 15. Jahrhundert gebräuchlich war (ein viertel bzw. fünftel Lot) Diese Verbindung können wir als Sprachnutzer heute jedoch kaum noch herstellen.

In Zukunft müssen wir uns also an folgende neue Schriftbilder gewöhnen:
Bändel (wegen Band), behände (wegen Hand), belämmert (wegen Hand [sic!]), Gämse (wegen Gams), Gräuel und gräulich (wegen Grauen), Quäntchen (wegen Quantum), Stängel (wegen Stange), schnäuzen (wegen Schnauze), überschwänglich (wegen Überschwang), verbläuen (wegen blau).

Ihrer eigenen Entscheidung überlassen bleibt die Schreibung von aufwendig/aufwändig (wegen aufwenden bzw. Aufwand) und von Schenke/Schänke (wegen ausschenken bzw. Ausschank), wobei die deutschen Nachrichtenagenturen der ersten Variante den Vorzug geben, da sie die gewohnte ist.

Möglicherweise fällt es Ihnen zunächst schwer, sich an die neuen Schriftbilder zu gewöhnen. Aber fragen Sie Ihre Kinder, die das Schreiben gerade lernen - für sie ist diese Neuregelung einfach nur logisch und hilft, Fehler zu vermeiden.

Und doch - keine Regel ohne Ausnahme. Vielleicht ist es der Eitelkeit der „Eltern" zu verdanken, dass sie auch in Zukunft nicht zu Ältern* werden, obwohl hier eindeutig eine Wortstammverwandtschaft vorliegt. Vielleicht aber hat man sich in diesem Fall der Tradition und starken emotionalen Wirkung dieses Wortes gebeugt und alles „beim Alten" gelassen.

Zum Schluss eine kleine Übung. In diesem „belämmerten" Text fehlen alle „e" und „ä". Setzen Sie sie einfach richtig ein.

B..h..nd.. kl..tt..rt die G..ms.. d..n F..ls..n ..ntlang. Überschw..nglich n..h..rt sie sich ein..m gr..ulichen Abgrund. Doch durch ein Qu..ntchen Glück v..rh..ddert sich ihr B..nd..l an ein..m h..rvorst..h..nd..n St..ng..l. Sie kann ihr.. R..ttung kaum fassen und schn..uzt sich gerührt das N..sch..n.

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 3: Kompass, Express, bloß, Amboss, blass, Gesäß, Riss, Kongress, nass, Kompromiss, Maß, Fuß, Boss, Hass, Gefäß, Koloss, Erlass, Spieß, vergesslich, süß, Schloss, er schoss, Fluss, Fleiß, Verdruss, Ruß, weiß, groß, Regress

* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung

[Anmerkung: Scannerfehler möglich!]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2007 um 11.03

Kommentar zu Hilliger in den KN v. 6.10.07

Über 600 Jahre lang haben die Deutschen mit ihrem Schluß-ß bestens leben können.
Ästhetik und Leserfreundlichkeit waren die Hauptvorzüge.

600 Jahre deutsche Kulturgeschichte sind damit geschrieben worden.

Jetzt ist es den Propheten des infantilen Lernens gelungen, gegen den Willen des Volkes eine würdelose Bilderstürmerei in Gang zu setzen, indem sie einen alten Einfall des Philologen Heyse (um 1800) exhumierten und zur neuen Norm erklärten. Ein ganzes Volk wurde damit zu Schreibstümpern befördert. Das Schreiben jedoch wurde nachgewiesenermaßen dadurch nicht erleichtert. Ganze Bibliotheken, vor allem Jugendbüchereien, wurden „entsorgt“, weil sie nicht die neue ss-Kontamination enthielten. Die Geiselnahme der Schüler drängte die Verlage dazu, allmählich alle unsere Klassiker bis in die Neuzeit dem ss-Diktat der Kultusminister zu unterwerfen. Das ist zugleich der Hebel, um die anderen, teilweise noch ärgeren Dummheiten der „Reform“ in die Texte einzuschleusen.

Dieser Kulturschurkenstreich war aber nicht von Anfang an geplant. Die Praxis hatte nie nach dem Heyse-System verlangt. Es war eher ein Zufallskompromiß.

Das ursprüngliche Ziel der „Reformer“ war die Abschaffung der deutschen Groß- und Kleinschreibung. Grund war vorgeblich die Fehlerträchtigkeit. In Wirklichkeit ist die Kleinschreibung jedoch eine alte Glaubensobsession bestimmter orthographischer Heilsverkünder – gegen die nachgewiesenen Vorzüge des klassischen deutschen Gebrauchs. Eine Reform der Großschreibung wurde ursprünglich von den Kultusministern wegen des zu erwartenden Widerstandes untersagt. Es ist ein Treppenwitz der Reformgeschichte, daß nun eine vermehrte, oft lächerliche Großschreibung als Ergebnis der jahrzehntelangen Kungelei hinter den Kulissen zum Standard erhoben werden soll.

An der ss-Front wollte man auf die Schweizer ß-freie Schreibung zusteuern. Die mangelnde „Einheitlichkeit“ der Rechtschreibung lieferte dazu die Rechtfertigung für den Angriff auf das „ß“ – der dann im faulen Heyse-Kompromiß endete – ohne daß die Schweizer dem folgen wollten.

Der letzte Vorsitzende der geschaßten Rechtschreibkommission, Blüml, schrieb in einem „Chat“ im Anschluß an eine Fernseh-Diskussion bei „Sabine Christiansen“ am 8.8.2004:

Natürlich wäre es möglich gewesen, auf das ß insgesamt zu verzichten. Dies wäre aber gegen den ausdrücklichen Wunsch einer großen Bevölkerungsmehrheit gewesen, weil sie diesen Buchstaben als typisch deutsches Zeichen betrachten.

Dem „ausdrücklichen Wunsch einer großen Bevölkerungsmehrheit“ hätte jedoch nur die Beibehaltung des herkömmlichen Gebrauchs entsprochen, wie im Volksentscheid dokumentiert. Die Erhaltung einiger weniger „ß“ diente also nur der Übertölpelung der Bürger. Die sporadische Präzisierung der Aussprache war danach ein Nebeneffekt, der jetzt zum Hauptvorzug der „Reform“ emporgejubelt wird – trotz der Fehlerträchtigkeit und traditionszerstörerischen Wirkung.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 10.10.2007 um 10.20

Ich kaufe nur Zeitungen in bewährter Rechtschreibung, und darunter nur die liberalen. Solche gibt es aber meines Wissens nicht mehr, weshalb ich überhaupt keine deutschen Zeitungen mehr kaufe. Ich bin darum auch kein Leser der Kieler Nachrichten und kann keine Leserbriefe schicken. Aber meine Ergüsse sind nicht mit irgendwelchen Urheberrechten versehen...

KHI


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2007 um 09.38

Briefe an die Redaktion

Kieler Nachrichten
Postfach 1111
24100 Kiel

oder

leserbriefe@kieler-nachrichten.de




eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 10.10.2007 um 09.21

So etwa habe ich geantwortet:

Sehr geehrte Frau Dr. Hilliger,

wenn jemand einen Text liest, dann sieht er ja, wo ein Eszett steht und wo nicht. Für einen Leser können Ihre Ausführungen also nicht gedacht sein.

Wenn Sie aber an einen unsicheren Schreiber gerichtet sind, dann nützen Ihre Zeilen nur demjenigen, der bereits weiß, wo vorher ein Eszett stand. (So einer wird sich dann jedoch kaum auf eine schlechter lesbare, minderwertige Schreibweise umstellen.) Und derjenige, der nicht weiß, wo früher immer ein Eszett stand (weil er es in der Schule nicht mehr lernen durfte), der bleibt auf der unseligen Regel vom 'kurzen betonten Vokal...' sitzen. So einer muß pisste und Pisste, küsste und Küsste, fasst und fasst und dergleichen Blödsinn schreiben, er kann gar nicht anders, denn es ist ja gerade die angebliche Logik dieser Regel, die die Modernisierer dem Volk seit über zehn Jahren als das Gelbe vom Reformei verkaufen.

In dem Bundesland, in dem Sie Ihre 'Sprachnachhilfe' veröffentlichen, gab es einmal eine Volksabstimmung zum Thema Rechtschreibreform. Fast zwei Drittel der Bevölkerung war damals dagegen. Ist Ihnen das bekannt?

Wenn schon die Meinung der Mehrheit einfach ignoriert wird, dann sollten wenigstens diejenigen, die Sprache 'wissenschaftlich' betreiben, den Unfug beim Namen nennen und ihn nicht auch noch durch Pseudo-Nachhilfeunterricht in Zeitungen 'behutsam' hoffähig machen. Keine einzige der Änderungen hat zu einer Verbesserung geführt. Im besten Fall wurde nur geändert. In den meisten Fällen jedoch wurde verschlechtert, was vorher funktioniert hatte. Das Eszett zum Beispiel. Daß Germanisten und Linguisten sich nicht erhoben und protestierten, daß sie den Schwindel entweder nicht bemerkten oder er ihnen gleichgültig war, DAS ist der Skandal, (den ich in Ihren Ausführungen sehe).

Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Isleif


eingetragen von Detlef Lindenthal am 10.10.2007 um 08.40


sabine.hilliger@ductus-comm.de schrieb:
In der Folge zum Thema ss/ß geht es nicht darum[,] zu erklären, wann allgemein ein ß, wann ein s und wann ein ss im Wort verwendet wird, sondern wann nach den reformierten Regeln statt bisher ß nunmehr ss geschrieben wird.
Damit ist zugegeben, daß diese Serie (wie übrigens die gesamte RS„R“) für Schreibanfänger nichts bringt (für gute Rechtschreiber freilich auch nichts).

Ich bitte Sie herzlich, bevor Sie hier oder auch in anderen Foren zu meinen Ausführungen Stellung nehmen,[(] genau zu lesen,[)] zu berücksichtigen, dass beim Schreiben für eine Tageszeitung gewisse Grenzen in Bezug auf wissenschaftliche Ausführungen nicht überschritten werden können[,]
Nein, Frau Dr.(!) Hilliger, auch eine Tageszeitung kann und sollte genau sein! Entgegen weitverbreiteter Auffassung gibt die Eigenschaft „Tageszeitung“ keinen Freibrief, unwissenschaftlich die Wahrheit zu verkürzen und in ihr Gegenteil zu verkehren, denn das bedeutet lügen.

und zu akzeptieren, dass nicht alle Menschen, also auch nicht die gesamte Bevölkerung[,] prinzipiell gegen die Rechtschreibreform war oder ist.
– Das unwürdige Gejammere einer Apperatschika, die genau weiß, daß sie kein Recht hat, der Bevölkerungs- und Wissenschaftlermehrheit ihre kaputten Schreibeinfälle aufzudrücken. Wenn sie Demokratin wäre, würde sie die Meinung der Mehrheit berücksichtigen und hier nicht eine winzige Minderheitenmeinung als Scheinbegründung hervorholen. Frau Dr. Hilliger ist antidemokratisch und verdient ihren Doktortitel nicht.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 10.10.2007 um 08.16

From: sabine.hilliger@ductus-comm.de
Subject: Re: SOS! ductus-web
Date: 10. Oktober 2007 09:32:47 GMT+02:00
To: isleif@gol.com


Sehr geehrter Herr Isleif,

schön, dass Sie sich überwunden haben und entgegen Ihrem erklärten Willen doch Zeitungen wie die Kieler Nachrichten im Internet lesen (obwohl sie die reformierte Rechtschreibung verwenden). In der Folge zum Thema ss/ß geht es nicht darum zu erklären, wann allgemein ein ß, wann ein s und wann ein ss im Wort verwendet wird, sondern wann nach den reformierten Regeln statt bisher ß nunmehr ss geschrieben wird.

"Für uns, die wir mit der alten Rechtschreibung vertraut sind, bedeutet das: Jedes Eszett muss überprüft werden. Und zwar dahingehend, ob sich davor ein kurzer oder langer Vokal befindet. Nach kurzem Vokal wandelt sich das bisherige Eszett in Doppel-s, nach langem Vokal bleibt es auch in Zukunft erhalten." (Zitat aus der Folge)

Diese Regel ist für Menschen, die mit der alten Rechtschreibung groß geworden sind, verständlich und vor allem logisch, wie ich in vielen Stunden des Unterrichts mit (gut ausgebildeten) Erwachsenen feststellen konnte.

Ich bitte Sie herzlich, bevor Sie hier oder auch in anderen Foren zu meinen Ausführungen Stellung nehmen, genau zu lesen, zu berücksichtigen, dass beim Schreiben für eine Tageszeitung gewisse Grenzen in Bezug auf wissenschaftliche Ausführungen nicht überschritten werden können und zu akzeptieren, dass nicht alle Menschen, also auch nicht die gesamte Bevölkerung prinzipiell gegen die Rechtschreibreform war oder ist. Sie haben Ihre Meinung, andere haben eine andere Meinung, die nicht weniger gut begründet sein muss.

Ziel der Serie ist es, den interessierten Lesern einige grundlegende Änderungen zu erläutern und nicht die gesamte deutsche Rechtschreibung zu vermitteln, wozu ich viel Papier und viele Jahre Zeit benötigte.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Hilliger

--
ductus communication Dr. Sabine Hilliger (...)
http://www.ductus-comm.de


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 09.10.2007 um 17.28

Also die Tante hat mir’s angetan. Ich mußte ihr heute unbedingt per E-mail in etwa folgendes mitteilen:

Sehr geehrte Frau Dr. Hilliger!

Die ob ihrer Klarheit alles in den Schatten stellende Regel, die besagt, dass nach kurzem und betontem Vokal immer ss komme, eignet sich besonders gut für ausgefeilte Prüfungen. Hier der berühmte Lackmuss- oder Fittnesstesst für promovierte Germanisstinnen im Großraum Kiel.

Finden Sie die Fehler in den Beispielsätzen, erklären Sie, was falsch isst, und warum. Zeigen Sie in jedem Fall die ungeheure Verbesserung gegenüber den Zuständen vor der Reform.

Wer küsste an der Küsste?
Er biss ihn, biss er auf die Pisste pisste.
Wer viel misst, misst viel Misst.
Der Mensch isst, wass er isst.
Der Kuss im Buss.
Dass Fass fasst fasst 100 Liter.
Die Passte passte zum Lasster des Passtors.

Erklären Sie den Unterschied zwischen

Herz-Ass und Ass-Dur
Esskultur und Ess-Dur
Fissimatenten und Fiss-Dur
Zissterne und Ciss-Dur
Gesstern und Gess-Dur

Suchen Sie weitere Beispiele in Moll.

Weitere Tests (etwa zum Stammprinzip) folgen in Kürze: (z.B. alt - meine Ältern usw.)

Freundlichst

Karl-Heinz Isleif


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2007 um 16.33

Straße und Maße,
Kuss und Schluss


Teil 3 – Heute: Die neue neue ss/ß-Regelung

Hat da tatsächlich jemand behauptet, es gäbe fortan kein Eszett mehr?

Das wäre schade. Dann hätten wir nämlich nicht länger die Möglichkeit, den betonten kurzen Vokal (Selbstlaut) vor dem stimmlosen S grafisch vom langen Vokal zu unterscheiden. Klar, oder? Für uns, die wir mit der alten Rechtschreibung vertraut sind, bedeutet das: Jedes Eszett muss überprüft werden. Und zwar dahingehend, ob sich davor ein kurzer oder langer Vokal befindet. Nach kurzem Vokal wandelt sich das bisherige Eszett in Doppel-s, nach langem Vokal bleibt es auch in Zukunft erhalten. Zu den langen Vokalen zählen übrigens auch das „ie" und die sogenannten Diphthonge (Doppel-oder Zwielaute) „ei, eu, äu, au".

Wie zeigt sich das in der Praxis? Die Masse - die Maße, er schoss - der Schoß, der Strass - die Straße: Durch die Schreibung mit

Gewusst wie!
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


Doppel-s bzw. Eszett wird eindeutig, wie der entsprechende Vokal auszusprechen ist, und damit auch, um welches Wort es sich handelt. Die Schweiz und Liechtenstein kennen diese Unterscheidung schon seit den 30er Jahren nicht mehr. Dort kann es einem also durchaus passieren, dass das Betreten des Rasens mit Busse belegt oder man zum Essen in Massen aufgefordert wird. Das Verschwinden des Eszett in dieser Varietät des Deutschen hat verschiedene Ursachen. Die andersartige Phonologie der schweizerdeutschen Dialekte beeinflusste die Standardsprache, aber auch die Nähe zu den Fremdsprachen wie Französisch und Italienisch.

Viel ließe sich sagen über das sonderbare Eszett. Es hat im Laufe der Zeit exotische Namen bekommen: scharfes S, Straßen-s, Bu-ckel-s, Ringel-s oder auch Rucksack-s. Entstanden ist es, wie der Name schon sagt, aus der Zusammenziehung von s und z. Allerdings müssen Sie sich die Buchstaben in der Frakturschrift vorstellen. Es entsteht also eine Verbindung, die dem heutigen ß bereits recht ähnlich sieht. Da der Laut, den das Eszett bezeichnet, nur im Wortinneren oder am Wortende vorkommt, wird es nur in der Kleinschreibung verwendet. Sollten Sie doch einmal in die Verlegenheit kommen, ein großes Eszett schreiben zu müssen, können Sie es nur in Doppel-s auflösen: STRASSE oder GROSSSCHREIBUNG. Das Eszett fügt sich nicht ins Alphabet ein. Und überhaupt gibt es das Eszett nur im Deutschen. Ein echter Außenseiter also.

Die neue ss/ß-Regelung ist eine der wenigen, bei der es tatsächlich keine Ausnahmen gibt. Deshalb muss auch daß* jetzt als dass geschrieben werden. Im ersten Reformentwurf wurde übrigens noch die Aufhebung der Unterscheidung von das und dass gefordert – leider ohne Erfolg. Diese Schwierigkeiten sind allerdings grammatischer Natur und sollen uns hier nicht weiter beschäftigen. Wem innerhalb eines Wortes zu viele S, nämlich mehr als zwei, erscheinen, der sei noch einmal an den Bindestrich erinnert (s. Teil 1 der Serie). Neben Nussschokolade und Passstelle sind also auch Nuss-Schokolade und Pass-Stelle möglich.

Zum guten Schluss ein paar Beispiele für veränderte Schreibungen: Fluss, er muss, ich wusste (aber: ich weiß), Schloss, Hass, bisschen, Nuss, Verschluss, Kuss, er riss (aber: er reißt) und viele andere mehr. Vorsicht aber bei Eigennamen! Sie sind grundsätzlich nicht von der Reform betroffen. Es bleibt also bei Darß und Litfaßsäule.

Nun sind Sie an der Reihe. Entscheiden Sie selbst -Doppel-s oder Eszett?
Kompa__, Expre__, blo_, Ambo__, bla__, Gesä__, Ri__, Kongre__, na__, Kompromi__, Ma__, Fu__, Bo__, Ha__, Gefä__, Kolo__, Erla__, Spie__, verge__lieh, sü__, Schlo__, er scho__,Flu__, Flei__, Verdru__, Ru__, wei__, gro__, Regre__

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 2: Job, num-merierte, Säcke, Pakete,
Matratze, Sakko, Klub, Popmusik, Himbeersekt, Stuckateur, Profit


* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung
Bei Fragen erreichen Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos

[Hinweis: Scannerfehler möglich!]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2007 um 09.50

Es gab bisher einige Wörter, die sich dieser Kürze-Regel entzogen haben und nun angeglichen wurden. Dazu gehören Ka-ramell (Karamel*), Mopp (Mop* = Staubwedel), Ass (As*), Messner (Mesner*), Tollpatsch (Tolpatsch *), Stepp (Step*, Stepp tanzen) und Tipp (Tip*).

Als Orthographie-Wissenschaftlerin müßte Frau Hilliger eigentlich die fadenscheinige Rabulistik ihrer Erklärungen peinlich sein.

(Informierten Reformgegnern wird das Folgende seit langem bekannt sein. Die mögen es großzügig überlesen.)

Folgen auf einen kurzen Vokal in einem Wortstamm zwei Konsonanten, so wird nie verdoppelt:
z.B. Tölpel (nicht „Töllpel“). Das gilt auch für „Tolpatsch“ (ung. „talpas“). Möglich wird die Schreibweise erst durch die faule Umdeutung des „Tolpatsch“ zu einem wildgewordenen Elefanten im Porzellanladen. Ähnliches gilt für „Mesner“, der nichts mit der „Messe“ zu tun hat, sondern seine Bezeichnung von „mansionarius“ (Hausdiener, d.h. Kirchendiener) hat.

Bei Tip, Step und Mop wird die deutsche Verdoppelungsgrenze auf englisches Gebiet hinausgeschoben, und zwar völlig willkürlich, unter Bedeutungsveränderung. Ein „Tip“ (Hinweis, Trinkgeld) ist etwas anderes als ein „Tipp“ mit dem Finger. Der inzwischen weit verbreitete „Tripp“ ist dagegen immer noch falsch. Schüler können die englische und deutsche Schreibweise nicht mehr auseinanderhalten: Der erste Fehler, den meine Tochter in der Englischarbeit angestrichen bekam, war ein „tipp“. Der „Steptanz“ (engl. „Schritt“) hat mit der „Steppnaht“ (v. steppen „einstechen“) nichts zu tun. Mit den zwei „p“ macht man sich im englischen nur lächerlich.

„As“ kommt wie das „Plus“ und der (Omni-)„Bus“ aus dem Lateinischen und wird seit zweitausend Jahren nie anders geschrieben. Aber nur am „Ass“ wagten die reformierischen Prinzipienreiter die neue ss-Beferkelung. Dabei fällt auf, daß die übrigen Spielkartennamen nicht „reformiert“ wurden. Es soll immer noch „Pik“ und nicht „Piek“ geschrieben werden. Peinlich wird das „Ass“ aber in der häufigen Verbindung mit englischen Sportbegriffen, denn es bedeutet im Amerikanischen sowohl „Esel“ als auch „Arsch“. Gesichtet wurde schon „Matchrace-Ass Russell Coutts“. Ein „French Open Ass“ dürfte irgendwann folgen.

Der ganze faule Zauber der willkürlichen Erleichterungsorthographie wird offensichtlich, wenn „Tollpatsch“ zensurrelevant für notwendig gehalten wird, aber „Dammwild“ verboten bleibt, obwohl (entgegen der Behauptung von Frau Hilliger) „Damm“ ein eigenes selbständiges Wort ist.

Die Kritik ließe sich für jedes reformierte Wort fortsetzen. Besonders unappetitlich ist auch „deplatziert“. Während bisher „deplaciert“ und phonetisch eingedeutscht „deplaziert“ üblich waren, wird jetzt eine häßliche Bastardschreibweise erzwungen….

Nichts ist „leichter“ geworden. Es sind nur die Gültigkeitsgrenzen der Ausnahmen verschoben worden, zum Nachteil und zur Verdummung des Volkes.



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.10.2007 um 07.07

Zunächst nur die auffälligsten Kinken:
Gleich auf Seite 1 prangt fett eine Bildunterunterschrift

Probe für den Ernstfall in Schwindel erregender Höhe

Es zeigt Arbeiter der Kieler Industriekletter-Firma „Highclimbers“ an der Levensauer Hochbrücke, Der Artikel selbst auf S.24 verwendet aber nur „schwindelerregend“

Solche Reformschreibweisen meidet Chefredakteur Klaus Kramer inzwischen standhaft, aber Rechthaber möchte er bleiben:

Der Arbeitsminister hat Recht.

Manchmal setzt sich das Gute noch durch:

Auf S. 23 berichtet Jürgen Küppers zum Welttag des Lehrers über die abstrusesten Ausreden von Schülern: „Ich musste heute morgen die Zähne meiner Oma suchen.“

Zum 60. Todestag von Max Planck wird Kiels Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. in den Mund geschoben „… dem die Wissenschaft Bahn brechende Neuerungen verdankt …“ (... und wie hat man in der Klasse meiner Tochter geübt, so etwas zu vermeiden!)

Die Schlechtschreibserie von Frau Dr. Hilliger lasse ich der Einfachheit halber ungekürzt folgen. Ich bitte um Entschuldigung:

Karamell und nummerieren

Die Kennzeichnung des kurzen Vokals
Im Deutschen gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Länge oder Kürze eines betonten Vokals (Selbstlauts) zu kennzeichnen. Für die langen Vokale ist die Palette bunt: Der Vokal selbst wird verdoppelt (Saal, Moor), er wird durch ein angefügtes „h" verlängert (Ruhm, fahren), das „i" erhält ein „e" (spazieren, Tier)

Gewusst wie!

Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


oder der Vokal bleibt, wie er ist (Rute, Mond). Das führt zu einer variantenreichen Schreibung ein und desselben Lautes, z. B.: Wal-Aal -Mahl - Qual.
Anders ist es bei einem kurzen Vokal. Hier haben wir im Grunde nur die Möglichkeit, den nachfolgenden Konsonanten (Mitlaut) zu verdoppeln: bitten, Ampulle, wenn, Paddel. Diese Regel erklärt auch, warum wir Galopp und nicht Gallop schreiben. Der betonte Vokal ist das „o", also wird „p" verdoppelt.
Was bedeutet das alles nun in Bezug auf die neue Rechtschreibung? Es gab bisher einige Wörter, die sich dieser Kürze-Regel entzogen haben und nun angeglichen wurden. Dazu gehören Ka-ramell (Karamel*), Mopp (Mop* = Staubwedel), Ass (As*), Messner (Mesner*), Tollpatsch (Tolpatsch *), Stepp (Step*, Stepp tanzen) und Tipp (Tip*).
Im Sinne einer einheitlichen Stammschreibung wird auch bei einigen weiteren Wörtern behutsam angepasst: nummerieren (wegen Nummer), platzieren (wegen Platz), Stuckateur (wegen Stuck). Übrigens werden im Deutschen „z" und „k" nicht einfach so verdoppelt, sondern in „tz" und „ck" umgewandelt. Das ist eine Besonderheit, die sich aber nicht auf Fremdwörter auswirkt. Es bleibt also bei der guten alten Pizza und auch das Sakko behält seine Eleganz, obwohl es weitläufig sehr wohl mit dem heimischen Sack verwandt ist.
Und was hat es mit dem viel gescholtenen Stopp auf sich? Hier bleibt alles beim Alten - es heißt nach wie vor Stopp! Wer sich von den entsprechenden roten Verkehrsschildern orthographisch in die Irre leiten lasst, hat nicht bedacht, dass wir es hier mit einem international gültigen Terminus zu tun haben. Im Englischen heißt es natürlich „stop", aber eben nicht im Deutschen. Schauen Sie ruhig mal im Wörterbuch nach.
Keine Regel ohne Ausnahme und so ist es auch hier. Es gibt insgesamt acht Gruppen von Wörtern, die von dieser Regel bisher nicht betroffen waren und es auch in Zukunft nicht sein werden: 1. viele einsilbige Wörter, die oft aus dem Englischen stammen (Bus, Jet, Job, Pop, Klub -abgeleitet aber: jet-ten, jobben, poppig), Ausnahmen: Tipp, Stepp
2. die fremdsprachigen Nachsilben -ik und -it, auch wenn sie kurz gesprochen werden (Kritik, Profit)
3. Wortbestandteile, die nicht selbstständig vorkommen (Damwild, Sperling, Himbeere)
4. viele Fremdwörter (Ananas, April, Hotel, Roboter)
5. Wörter mit den nicht mehr produktiven Nachsilben -d, -st, -t (Brand - trotz brennen, Gespinst - trotz spinnen, Geschäft - trotz schaffen)
6. viele einsilbige Wörter mit grammatischer Funktion (an, im, man, plus, was)
7. die Verbformen: ich bin, er hat
8. die Wörter: Drittel (statt Dritttel*), dennoch (statt dennnoch*) und Mittag (statt Mitttag*).
Um nicht durcheinander zu kommen, prägen Sie sich am besten nur die oben genannten Einzelfälle ein: Ka-ramell, Mopp, Ass, Messner, Tollpatsch, Stepp, Tipp, nummerieren, platzieren, Stuckateur - alles andere bleibt, wie Sie es gewohnt sind.
Im folgenden Übungstext haben sich elf falsche Schreibungen versteckt. Finden Sie alle?

Oskar hat einen guten Jobb. Er arbeitet bei der Post und trägt numerierte Säkke und Packete aus. Wenn andere abends auf die Matraze fallen, macht er sich im schicken Sacko auf in den Klubb. Dort steppt er wild nach Poppmusik, trinkt Himmbeersekt und träumt davon, Stukkateur zu sein. Oder Profitt zu machen und in der Welt herumzujetten.

Sabine Hilliger

Auflösung von gestern:
Krepppapier, Geschirrreiniger, Bestellliste, Passstelle, Mittag

*mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung

Bei Fragen erreichern Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 08.10.2007 um 18.40

Die Sache mit den drei Konsonanten war in der Tat vorher schon und ist auch jetzt noch schwierig - wenn man sich die Hintergründe nicht klarmacht oder sie nicht kennt. Ebenso wie die Sache mit dem Radfahren und dem Autofahren und dem Brustschwimmen, und ebenso wie die Sache mit dem diesmal und dem 'dieses Mal' und vielen anderen 'Ungereimtheiten' unserer Sprache. Auch ich war überzeugt, viele der alten Rechtschreibregeln seien ungereimt, obwohl die meisten sich bei genauem Hinsehen sehr wohl 'reimen'.

Die hochbetitelten Quacksalber, die damals an unserer Muttersprache rumoperierten, waren wohl ähnlich unbedarft. Das ist ja an sich noch nicht strafbar. Man kann ja nicht alles wissen und man wird sich doch wohl noch irren dürfen. Doch, ja. Es geht aber nicht an, daß jeder Dahergelaufene, der irgend etwas nicht versteht, und sei er Linguist, Germanist, Doktor, Professor gar oder Minister, sofort eine Reform vom Zaun brechen kann, die seinen Dilletantismus zum Maßstab hat.

Daß es jetzt mehr Ungereimtheiten gibt als vorher, das kann zwar auch die liebe Frau Hilliger nicht wegerklären, aber es sieht so aus, als ob das Volk der Dichter und Denker Pseudoerklärungen dieser Art gierig aufsauge. Wir müßten uns ja sonst eingestehen, daß wir nackten Kaisern aufgesessen sind.

KHI


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.10.2007 um 09.58

Lesefreundlichkeit und Ökonomie sind wichtige Faktoren bei der Entstehung eines Schreibgebrauchs.

Frau Hilliger jedoch formuliert tendenziös:

Warum zwei Lösungen für die gleiche Erscheinung? Eine neue, einheitliche Regelung musste her.

Es „musste“ keineswegs eine neue Regelung her. Und was Frau Hilliger als „neu“ beschreibt, ist der Gebrauch des pedantischen 19. Jahrhunderts. Dieser war nie verboten worden. Es wurde nur, mit Unterstützung von Jakob Grimm, der alte Brauch gestattet, einen Buchstaben fortfallen zu lassen – eine leicht zu lernende Schreib- und Leseerleichterung, besonders bei häufigen Wörtern, wie „Schiffahrt“, „Brennessel“, „Stilleben“ (auch in der Herkunftssprache Holländisch so), „hellicht“ …

Selbst die Verantwortlichen für den Reformunfug waren nicht überzeugt von dem wiederaufgewärmten Dreifachzwang:

Es gibt im neuen Regelwerk auch Rechtschreibung, die schwer nachvollziehbar ist – die dreifachen Konsonanten zum Beispiel.“(Ute Erdsiek-Rave, LN 30.7.99)


Das „Guckomobil“-Projekt der Freien Universität Berlin, das die Leserfreundlichkeit an den Blickbewegungen überprüft – bei hanebüchenem Orthographieverstand der Untersucher – hat wenigstens ein Ergebnis gebracht: Dreifachbuchstaben sind schlechter lesbar. Insofern ist auch hier die „Reform“ ein Rückschritt.

„Fotogrammmetrie“ findet sich dagegen nicht im Duden, sondern regelwidrig „Fotogrammetrie“ – warum bleibt unklar.

Daß die Verkürzung der Dreifachkonsonanten nicht angewendet werden sollte, wenn ein weiterer Konsonant folgt, lag an Fällen wie „Bettruhe/Betttruhe“. Die Unterscheidung von „Betttuch“ und „Bettuch“, die jetzt als Triumph der „Reform“ hinausposaunt wird, ist niemals ein Problem gewesen. 1982 las man auf einem Klappentext einer „Kulturgeschichte der Erotik“ (Reay Tannahill) „Krieg und Frieden zwischen Bettüchern“. Wem wäre da eingefallen, an „Bet-Tücher“ zu denken?

Aber dort, wo sonst noch die „Reformer“ und die ihnen nachhechelnden Kultusminister die Unterscheidungsschreibung mutwillig und sinnenstellend aufgegeben hatten, nahmen sie wie selbstverständlich die Sinnerschließung aus dem Kontext in Anspruch:

Ahnen: In Ihrer Fragestellung tun Sie so, als würden die Dinge nicht im Kontext gesehen. Gerade wenn man liest, erschließt sich das Verstehen im Zusammenhang.(KM Ahnen, Spiegel 22.11.04)

Hilliger: „Wichtig dabei ist nur, dass auf sinnvolle Trennungen und den richtigen Bezug der Wörter zueinander geachtet wird. Also nicht: Flussschiff-Fahrt.“

… oder wie die Duden-Schreibung „Eisschnell-Lauf“.
Was mag „eisschnell“ wohl für ein Begriff sein?

Die durch die Dreifachbuchstaben eingeleitete „Erleichterungsorgie“ wird auch dadurch getrübt, daß man nun wissen muß, daß naheliegende „Wolllust“, „Schelllack“ oder „Hofffahrt“ dennoch falsch sind. Dem Volksetümologien schaffenden Prof. Augst ist da wohl etwas entgangen.

Willkür zeigt auch die sogenannte Stammschreibung mit der Endung „-heit“.
Traditionell schreibt man „das Rohe, die Roheit“, „das Rauhe, die Rauheit“ und „das Hohe, die Hoheit“.

Es bleibt unerfindlich, was an der neuen „Systematik“ eine Verbesserung sein soll:
„das Rohe, die Rohheit“, „das Raue, die Rauheit“ und „das Hohe, die Hoheit“.

Natürlich durfte in der Zusammenstellung auch nicht das falsche „r“ in „Zierat“ fehlen („Zierrat“)
Im etymologischen Wörterbuch steht: „gebildet mit dem unter Armut, Einöde, Kleinod, [u. Heimat] angegebenen Suffix zum Adjektiv zieri. … Zuweilen auch fälschlich als Zusammensetzung mit Rat aufgefaßt …

Keiner hat etwas dagegen, wenn den Schülern solche Irrtümer nicht als Fehlerpunkt gewertet werden. Daß aber das eigentlich Richtige mit der Fehlerkeule verfolgt wird und damit auch in den Schreibgebrauch der Erwachsenen gepreßt wird, das zählt zu den großen Übeln der Betriebsamkeit der nichtnutzigen Kultusminister.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.10.2007 um 07.27

Die KN haben ihre Ankündigung wahrgemacht und belemmern ihre Leser nochmals mit den Regeln der „neuen“ Rechtschreibung, von der die Bürger nach Volksentscheid nicht belästigt werden wollten. Während dem Volk die Milliardenkosten und die ideelle Wertevernichtung aufgenötigt werden, ziehen einige Polit-, Lehr- und Wirtschaftsfiguren ihren Profit aus dieser Unfugsaktion der Kultusminister. Zu ihnen gehört in den unteren Rängen Dr. Sabine Hilliger, der die „Reform“ die Gründung einer „Ich-AG Rechtschreibung“ ermöglichte. Zu Recht schreibt sie, daß (bei dieser „Reform“) ästhetische Gesichtspunkte keine Rolle spielten. Orthographische Greuel wie „Nussschokolade“ beweisen dies. Es ist der gleiche Geist, dem in den 60er-Jahren schöne wilhelminische Gebäude zum Opfer fielen, entweder durch die Fallbirne oder durch Abschlagen des Stuckzierats und Verkleiden mit Spaltklinkern. Mit allerlei Halbwahrheiten will die Rostocker Schreibapparatschickse dasselbe für die „Rechtschreibreform“ rechtfertigen:

Pappplakat und Nussschokolade

Was unterscheidet den Stof-fetzen und die Schiffahrt von der Sauerstoffflasche? Richtig - die Anzahl der „f" in der Mitte. Aber mit welchem Recht?
Es gab da mal eine Regel, die lautete; Treffen bei Wortbildungen drei gleiche Konsonanten (Mitlaute) zusammen, so werden nur zwei geschrieben, wenn ihnen ein Vokal (Selbstlaut) folgt. Also: Ballettänzer, Flanellap-pen. Folgt allerdings ein weiterer Konsonant, so werden alle drei gleichen Buchstaben geschrieben: Balletttruppe, Pappplakat. Das ist verwirrend. Warum zwei Lösungen für die gleiche Erscheinung? Eine neue, einheitliche Regelung musste her.
Es galt also zu entscheiden, ob in Zukunft immer nur noch zwei oder alle drei Buchstaben geschrieben werden sollen. Da ästhetische Gesichtspunkte bei Regelentscheidungen, noch dazu in Orthographie und

Gewusst wie
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


Grammatik, eine eher untergeordnete Rolle spielen, hat also eines der Grundprinzipien der deutschen Rechtschreibung den Ausschlag gegeben: das Prinzip der Stammschreibung. Es besagt im Wesentlichen, dass der Wortstamm eines Wortes auch in dessen Ableitungen erkennbar bleiben soll. Deshalb schreiben wir z. B. „Tag" mit „g" am Ende, obwohl wir ein /k/ sprechen, denn in den Ableitungen hört man deutlich das /g/: die Tage, tagen, des Tages. Und „täglich" mit ,,'ä" und nicht mit „e", weil das „a" in „Tag" zugrunde liegt.
Nach der reformierten Rechtschreibung schreiben wir also jetzt immer alle Buchstaben, die zum Wortstamm gehören. Ein paar Beispiele: Betttuch (im Unterschied zum Bettuch = Gebetsmantel), Brennnessel, Schifffahrt, Hawaiiinseln, Flusssand, Schnellläufer, Teeei.
Der/die Schreibende kann kann allerdings in Zukunft auch großzügiger als bisher mit dem Setzen eines Bindestrichs sein. Wem also bestimmte Zusammensetzungen zu unübersichtlich aufgrund der Buchstabenhäufung erscheinen, der greife getrost zum Bindestrich und mache ihn an dieser Stelle zum Trennstrich: Nuss-Schokolade, Programm-Markierung, Tee-Ei oder Zoo-Orchester. Die deutschen Nachrichtenagenturen haben sich darauf verständigt, den Bindestrich wie in den letzten beiden Beispielen nur in Wortern mit drei gleichen Vokalen (Selbstlauten) zu setzen.
Wichtig dabei ist nur, dass auf sinnvolle Trennungen und den richtigen Bezug der Wörter zueinander geachtet wird. Also nicht: Flussschiff-Fahrt (wenn der Unterschied zur Hochseeschifffahrt gemeint ist), sondern Fluss-Schifffahrt, und auch nicht Ölmess-Stab, sondern höchstens Öl-Messstab, wem Ölmessstab nicht gefällt.
Damit entfällt also auch die alte Regel, dass beim Aufeinandertreffen von drei gleichen Vokalen immer der Bindestrich zu setzen sei. Sie entscheiden, was Sie Ihrem Leser zumuten möchten!
Wenn es darum geht, das Stammprinzip zu erhalten, sind einige weitere Wörter von Veränderungen betroffen. Es handelt sich aber hier tatsächlich nur um Einzelfälle: Rohheit (roh+heit), Zähheit (zäh+heit), Zierrat (wie schon Vorrat), selbstständig (selbst+ständig), aber auch noch selbständig als zugelassene alte Variante (die Nachrichtenagenturen verwenden die neue Schreibweise).
Einige wenige, häufig verwendete oder durch den langen Gebrauch bereits abgeschliffene Wörter bleiben ausnahmsweise in der alten Schreibweise bestehen: dennoch (trotz denn+noch), Drittel (trotz Dritt(er)+Teil), Mittag (trotz Mitt(e)+Tag), Hoheit (trotz Hoh(e)+heit).
Am besten Sie probieren ein paar neue Schreibweisen mit Papier und Bleistift aus:

Der Satz am Schluss eines Textes ist der Schlusssatz/ Schluss-Satz.
Papier aus Krepp ist...
Zum Reinigen von Geschirr benötigt man ..,
Die Liste zum Bestellen von
Honigkuchen heißt...
Die Stelle, in der Pässe ausgegeben werden ist die ...
In der Mitte des Tages isst man gewöhnlich …

Sabine Hilliger


eingetragen von Norbert Lindenthal am 03.10.2007 um 06.58

Sabine (voll im Geschäft):

„Übrigens: Unseren Kundinnen und Kunden empfehlen wir die Verwendung der neuen Rechtschreibung. Aber auch, wenn Sie lieber bei der alten bleiben wollen, sind Sie bei uns richtig.“

Dann schreib doch bitte für uns Kieler unverkrampft deutsch, bewährt, verständlich.

(Und nicht zu viele Kommata setzen; also nicht  Aber auch … sind Sie bei uns richtig, denn das ist nicht gemeint.)
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.10.2007 um 06.37

1.
Hilliger, Sabine :
Die Bemühungen um eine Rechtschreibreform auf dem Gebiet der DDR : Auseinandersetzungen um eine Reform der deutschen Orthographie in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR zwischen 1945 und 1973/74 ; (erweitert um einen Ausblick auf die Jahre bis 1989/90) / vorgelegt von Sabine Hilliger . - [Microfiches-Ausg.] . - 1997 . - 5 Microfiches .
Rostock, Univ., Diss., 1997


2.
Zentrales Vorlesungsverzeichnis WS07/08 - Person
Dr. Sabine Hilliger ... SS06, 71155, Die neue deutsche Rechtschreibung - keine "Katastrofe", Sr, Hilliger, Sabine, Dr. ...
jsrv.uni-rostock.de/zvvz2/jsp/oPer.jsp?op=lcop&id=1002421


eingetragen von Karl-Heinz Isleif am 02.10.2007 um 19.19

Liebe Autorin!

Ihren Text in den Kieler Nachrichten v. 02.10.2007

Das Reförmchen zur Reform

habe ich auf Umwegen, nämlich hier:

http://rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?postid=31819#post31819

gefunden und gelesen.

Ich bin einer von denen, die glauben, daß mit der neuen Rechtschreibung ein 'Kulturbruch begangen' wurde. Allerdings nicht aus den Gründen, die Sie genannt haben. Mich stört vielmehr, daß ohne Not und gegen den Willen der Bevölkerung neue Schreibweisen eingeführt wurden, von denen nicht eine einzige eine Verbesserung darstellt. Ich befasse mich ungern mit Minderwertigem. Mögen sie alle den Tipp mit zwei und den Trip mit nur einem p für ein Ergebnis grandioser wissenschaftlicher Forschungsarbeit betrachten - ich geniere mich, auf dem Niveau mitzuspielen.
Eher verdient das ZVAB an mir 'Millionen', als daß ich mir deutsche Bücher in peinlicher Neuschrift kaufe. Keine deutschsprachige Zeitung, weder gedruckt noch am Internet, wird von mir mehr abboniert oder gekauft. Das macht den hohen Damen und Herren nichts aus, ich weiß, aber es tut irgendwie gut!
Freundlichst
Karl-Heinz Isleif
Tokyo, Japan


eingetragen von Norbert Lindenthal am 02.10.2007 um 19.10

Liebe Sabine,

es kann ja sein, daß Du nach Kiel importiert wurdest. Und damit hast Du das Glück, ein recht ortskundiges Archiv aufsuchen zu können. Die Kieler Nachrichten wissen sicherlich viel über den Volksentscheid, der in Schleswig-Holstein und allen anderen 25 Ländern eine lachende und eine weinende Träne hinterlassen hat, je nachdem, von wann Du Dir das Rechtschreibgesicht in Erinnerung rufst.

In den nächsten Folgen kannst Du die vielen kleinen Leckerbissen aus dem Kieler Volksentscheids-Archiv zur Auflockerung einfließen lassen in Deine Texte, für die viele Dir zutrauen, nicht ganz so herrlich paritätisch dämlich obrigkeitsanempfohlen daherzuschreiben.

Und bitte vergiß nicht die Bevormundung durch Computervoreinstellungen.

Dein Leser
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.10.2007 um 17.55

Kieler Nachrichten v. 02.10.2007

Das Reförmchen zur Reform

Vor 105 Jahren fand in Berlin eine für uns auch heute noch bedeutsame Konferenz statt -eine orthographische Konferenz. Auf ihr wurden zwei wichtige Dinge beschlossen. Erstens: Die deutsche Rechtschreibung sollte vereinheitlicht werden. Weg von der preußischen oder bayerischen Schulorthographie hin zu einer für das gerade gegründete Deutsche Reich geltenden Einheitsorthographie. Zweitens: Die Rechtschreibung sollte vereinfacht werden. Das betraf im Endeffekt häufig verwendete Fremdwörter, deren eindeut-

Gewusst wie!

[Foto: Männlicher Kopf hinter Wahrig-Wörterbuch]

Eine Serie zur neuen Rechtschreibung

schende Schreibung Konrad Duden sehr begrüßte, z.B. bei Medicin, Cultur und Cigaret-te, aber auch die Schreibung mit „th" oder „ph" in deutschen Wörtern: Thor und Thür, Epheu und Westphalen.

Dieser Reform, die endlich zu einheitlicher Schreibung in Deutschland und in den anderen deutschsprachigen Ländern führte, ging eine 25 Jahre dauernde Diskussion voraus (diesmal waren es nur zehn). Sogar Fürst Bismarck und der deutsche Reichstag hatten sich eingeschaltet – mit einer vehementen Ablehnung der Reformvorschläge. Alles, was von ihrer Ablehnung übrig geblieben ist, ist der „Thron“ - eine Reminiszenz an den Kaiser?

Die Diskussion um Reformen der Rechtschreibung ist so alt wie die Bemühungen, das geschriebene Wort verbindlich und allgemeingültig in einem Regelwerk festzuhalten. Sprache lebt und verändert sich und mit ihr die Schreibung. Das wird bei der Schreibung der Fremdwörter besonders augenscheinlich, macht aber auch vor heimischen Wörtern nicht halt. Niemand schreibt heute mehr „Bureau", obwohl viele sich täglich dort hinbegeben, niemand weint mehr eine „Thräne" oder besucht den „Elephanten“ im Zoo. Ist das schade? Oder einfach der Lauf der Dinge?

Im 20. Jahrhundert kochte die Diskussion der Reform etwa alle 30 Jahre wieder hoch, aber erst jetzt konnte zumindest ein Teil der Forderungen umgesetzt werden. Ein Grund dafür liegt u. a. darin, dass die politische Teilung Deutschlands nicht mehr existiert. Das große Spektakel um die Reform der Rechtschreibung ist bemerkenswert, verwundert aber nicht. In Zeiten, in denen die Medien die Teilnahme an nahezu allen öffentlichen, halböffentlichen oder privaten Diskursen erlauben, haben auch viel mehr Menschen die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Sprache ist Allgemeingut, deshalb denkt natürlich auch (fast) jeder, ein Mitspracherecht zu haben, wenn es um ihre Veränderung geht. Aber genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Um ein Haar hätten wir wieder dort angefangen, wo Konrad Duden und Co. 1901 aufgehört hatten, nämlich bei der Einheitlichkeit. Mecklenburg-Vorpommern schrieb sofort neu, Schleswig-Holstein noch ein paar Jahre alt, Bayern ganz zum Schluss auch ganz neu. Dabei sollte alles eigentlich nur etwas einfacher werden.

Inzwischen haben sich alle Bundesländer auf die reformierte Reform von 2006 verständigt und wenden sie in Ämtern, Behörden und Schulen an. Zur Erinnerung: Den ursprünglichen, 1992 verabschiedeten Reformvorschlag des international besetzten Arbeitskreises für Orthographie haben 1996 mit zum Teil erheblichen Abweichungen (z.B. doch keine Abschaffung der Substantivgroßschreibung) alle betroffenen Staaten unterzeichnet. Die zur Kontrolle der Entwicklung der Rechtschreibung eingesetzte zwischenstaatliche Kommission wurde Ende 2004 vom Rat für Rechtschreibung abgelöst, der die Reformvorschläge nach heftiger öffentlicher Diskussion nun noch ein zweites Mal gravierend überarbeitete und im März 2006 veröffentlichte. Besonderes Augenmerk in der Serie dieser Zeitung gilt dabei den seit 1. August 2007 eingeführten konkreten Regelungen der deutschen Nachrichtenagenturen, die in manchen Fällen und aus verschiedenen Gründen von den amtlichen Regeln abweichen.

Ein beliebtes Argument von Reformgegnem ist, dass mit der neuen Rechtschreibung ein Kulturbruch begangen würde, klassische Bildung nicht mehr zähle und die Kinder in der Schule verdummen. Aber wer denkt, dass die Entstehung von Sätzen wie „Der Sound in deinem Auto flasht total." oder „Heute wegen schlechtem Wetter geschlossen." im Zusammenhang mit der neuen Rechtschreibung steht, der irrt. Wem solche Sätze in den Ohren klingen oder in den Augen brennen, der sollte sich dafür einsetzen, dass wir gepflegter miteinander reden, dass wir lesen und vorlesen, dass wir Briefe schreiben und nicht

[Foto, aus Paritätsgründen: Weiblicher Kopf hinter Duden]

nur simsen oder in der E-Mail statt ;-) unser Augenzwinkern in Worten zum Ausdruck bringen. Das übt, macht Spaß und erfordert Nachdenken. Genau wie beim Schreiben von korrekter Rechtschreibung, egal ob wir Delphin, Delfin oder Meeressäuger schreiben.

Das Dickicht, das sich um die jetzt gültige deutsche Rechtschreibung rankt, lässt sich lichten. Mit vielen Beispielen und Erläuterungen zu schwierigen und auch weniger schwierigen Fragen wird das (reformierte) Reformwerk in den nächsten Wochen hier vorgestellt. Mitmachen ist gefragt, vielleicht auch mitreden und Erfahrungen austauschen. Viel Vergnügen!
Sabine Hilliger

Bei Fragen erreichen Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.09.2007 um 16.03

Kieler Nachrichten v. 20.9.07

Mit Nuon Chea (r.), der in U-Haft genommen wurde, ist erst der Zweite aus der Leitung der Roten Khmer angeklagt ... Fotos dpa

Reformleidgeprüfte Leser vermuten, es handele sich erst um den zweiten in der Reihe derer, die angeklagt werden müßten – traditionelle Leser aber eher, daß der Zweite aus der Führungsebene vor Gericht steht. Das Wörtchen „erst“ stützt die erste Vermutung, denn der Erste, Pol Pot, ist ja bereits tot. Im zweiten Drittel des begleitenden Artikel steht dann aber überraschend:

In der Hierarchie des Regimes stand der heute 82-Jährige direkt hinter dem damaligen Führer Pol Pot und war als „Bruder Nummer 2“ bekannt... dpa/afp

Nun weiß niemand mehr so recht, was gemeint ist.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.09.2007 um 08.43

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Ich bin bei ihm vorbeigegangen. Er hat gesagt: „Bube, er mich lackier das Zehennägel!" Er hat auf seine Zehen gedeutet Der rote Nagellack war auf einer großen Zehe abgesplittert. Ich habe (...) gesagt: „ Wir sind nicht ihres Kammerdiener!" und bin weitergegangen. (...) Dann hat die Mama zum Abendessen gerufen. Der Papa ist aus seinem Zimmer gekommen. Er hat sich ein Schnitzel und drei Kartoffeln auf den Teller gelegt und ist damit wieder in sein Zimmer gegangen. Das tut er immer, wenn er böse auf uns ist.«

Seit der monarchische Nagellackträger vor einer Revolte seiner Untertanen die Kellertreppe aufwärts geflüchtet ist, hängt der Haussegen in der Familie gewaltig schief. Der fantastische Zwerg ist nämlich nicht der einzige, dessen Autorität massiv in Frage gestellt wird: Auch der Vater kann sich nicht länger auf ein althergebrachtes Rollenmodell zurückziehen. 1972 erschien dieses Buch, das in einer urkomischen Geschichte den Wandel familiärer Strukturen in Folge der 68er-Bewegung widerspiegelt. Damit steht es beispielhaft für eine damals neue Art von Jugendliteratur, die statt auf „heile Welt" auf altersgerecht verpackte Themen aus der realen Lebenswelt setzte. Die Verfasserin wurde vielfach ausgezeichnet.


„Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ von Christine Nöstlinger.

Auch in Schleswig-Holstein wurde eine Dynastie von Gurkenkönigen abgesetzt und exiliert:

Heide Simonis: Das längste Interview, das sie je gab
Ex-Ministerpräsidentin stellte gestern ihr neues Buch vor

Kiel – „Mit der Politik bin ich durch“, heißt es im Klappentext des neuen Buches, doch bei dessen Vorstellung am Tag nach dem angekündigten Rückzug von Ralf Stegner als Innenminister aus der Großen Koalition, die sonst wohl geplatzt wäre, beantwortet sie natürlich auch dazu Fragen. Doch dabei hält sich die sonst so schlagfertige Simonis erstaunlich zurück: „Es tut mir Leid, dass es nicht eleganter gelöst werden konnte.“


Hier wird ihr noch der inzwischen wertlose Schreibreformschrott nachgeworfen, den sie in aller Dreistigkeit durchdrücken half.

Ob „er“ ihr wirklich „Leid“ tat, bleibt unklar, aber er zählt zu den Verdächtigen, die möglicherweise die Monarchin vom Thron stießen:

Rätselraten um Stegners Nachfolge
Postentausch mit SPD-Fraktionschef Hay denkbar

Der Innenminister – der am 15. Januar 2008 aus dem Amt scheidet – wies Vorwürfe zurück, dass bei der Verhandlungenüber den Rücktrittstermin mit der CDU-Spitze seine Altersversorgung eine Rolle gespielt habe. „Wir haben über alles Mögliche gesprochen, aber weiß Gott nicht über Pensionsansprüche.“


Sie haben also nicht nur über „alles mögliche“ (vieles verschiedenes) gesprochen, sondern über „alles tatsächlich Mögliche“.

Der starke Mann der SPD, der jetzt nur noch Innenminister auf Abruf ist, kommt als Letzter und steht spürbar unter Druck.

Ralf der Letzte …

Viel zu wenige Ingenieure und Lehrer
Was OECD-Generalsekretär Angel Gurria sagte, gefiel Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nicht besonders…. Die vergleichsweise gute Berufsbildung hierzulande kann die Kluft aus Sicht der Experten nicht ausgleichen.


Dreimal in dieser KN-Ausgabe hat man „hier zu Lande“ verweigert. Hätte die fromme Frontfrau nicht als Kultusministerin ihre Energie auf solchen Unfug verschwendet, dann stünde Deutschland jetzt bildungsmäßig besser da. Auch „Recht“-Haberei verunziert noch Presse und Schulliteratur:

Peking erzürnt über Merkels Begegnung mit Dalai Lama
… „Er strebe … unter dem Mantel der Religion danach, das Vaterland zu spalten“. … Merkel hat Recht wenn sie besorgt über die Religionsfreiheit in Tibet ist….


(Zwischen der tibetischen und die chinesischen Sprache, obwohl angeblich der gleichen Sprachfamilie angehörig, liegen wohl 5000 Jahre getrennter Wege. Chinas Anspruch auf Tibet ist unnatürlich – sogar chinesische Neugeburten überleben in der Höhenluft oft nur mit Sauerstoffzufuhr.)

Aber wie schnell ist alles vergessen ... „In unserer schnelllebigen Zeit ...“!
Der dritte Buchstabe ist wie das fünfte Rad am Wagen.

Helge Schneider und Band kommen ins Kieler Schloss
In den späten 80-ern wurde Helge Schneider, nach vielen Jahren des „Eduscho-Studiums“, endlich entdeckt. … Außerdem ist er wohl der einzige, dem es einfallen würde, einer seiner vielen Bands „Die alten Wurstgesichter mit den unterlaufenen Augen und den unter den Achseln kneifenden, zu engen Jäckchen“ zu nennen. Vor kurzem ist ein neues Albun erschienen, das Schneider – unnachahmlich – I Brake Together genannt hat.


Analog zu „den 80-Jährigen“ müßte auch von „den späten 80-Ern“ geschrieben werden, was aber jeder als Blödsinn erkennt. Dagegen ist „der einzige“ seit der „Reform“ ein schwerer Fehler, „vor Kurzem“ aber überraschenderweise nicht zwingend.

„I Brake Together“ könnte dem Arsenal der Newage-Tipp-Reformer entstammen.

Neu wieder falsch sind Reform-Trennungen wie „Kunststoffo – berflächen“, Lachnummern der „Reform“. Von dem verbliebenen Trennunfug lenkte der geschwätzige Schreibrat Zehetmair auf der Rücknahmekonferenz mit der „neuen“ Vermeidungsempfehlung von „Urin-stinkt“ ab.

Stefan Gwildis und Rolf Claussen:Der Soulman und der Theatermacher zeigen dem Publikum, was Theater neben tief schürfenden Botschaften noch alles vermitteln kann. … Sie steppen ein hinreißendes Wischmop-Pas-de-deux, …

Anonyme Wischmopp-Verweigerer unterminieren hier offensichtlich die pp-Reform englischer Wörter, die daneben auch noch den „Stepptanz“ (engl. „step“ Schritt) bereithält, der durch die Anbindung an die Nähtechnik zur Vereinfachung des Weltbildes beiträgt. „Tief Schürfendes“ ist seit der Teilrücknahme der „Reform“ nicht mehr zulässig.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.09.2007 um 16.58

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Hamburg (dpa) – William Gordon (70), Ehemann der chilenischen Bestsellerautorin Isabel Allende, wollte schon immer Schriftsteller werden.
Schon sein Vater sei ein Schriftsteller und Geschichtenerzähler gewesen. "Als kleiner Junge saß ich auf seinem Schoss und hörte seinen Geschichten zu",

http://www.kn-online.de/
Eine der dort erzählten Geschichten war sicherlich das Börk&Böhrs-Märchen von der Mindestens-50-Prozent-Fehlereinsparung.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.09.2007 um 16.06

Hamburg (dpa) - William Gordon (70), Ehemann der chilenischen Bestsellerautorin Isabel Allende, wollte schon immer Schriftsteller werden.
Schon sein Vater sei ein Schriftsteller und Geschichtenerzähler gewesen. "Als kleiner Junge saß ich auf seinem Schoss und hörte seinen Geschichten zu",


http://www.kn-online.de/


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.09.2007 um 14.32

Kieler Nachrichten v. 11.09.07

Wenig „Reform“ außer den „ss“ und –Jährigen.
Und natürlich wieder mal:

Raue Töne in der Koalition

Neben der Rückkehr zur alten Zusammenschreibung die neueste Zusammenschreibung:

Vielsagendes Schweigen
Ohne die Milliarden-Kredite der Notenbanken wären schon längst Banken pleitegegangen
.

Die belästigende Reformschreibung „Pleite gehen“ ist 2006 wieder zurückgezogen worden, die konventionelle Schreibung „pleite gehen“ aber immer noch „verboten“, obwohl bei vernünftigen Leuten weithin üblich, sogar mitunter in den KN.

Noch eine halbstaatliche Belästigung:

GEZ-Mitarbeiter verurteilt
Neumünster - Wegen versuchter Nötigung beim Aufspüren unangemeldeter Rundfunkgeräte ist gestern ein Gebührenbeauftragter des NDR zu 1200 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der 61-Jährige soll einem Ehepaar, dem er den Besitz unangemeldeter Empfangsgeräte unterstellte, den Fuß in die Tür gesetzt und mit der Polizei gedroht haben, gey Seite 13


Und da fehlt das Geld:

Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs…. Würden heute alle Mädchen und Frauen unter 28 die Prävention in Anspruch nehmen, kämen mehr als 3 Milliarden Euro zusammen. ….

Bekanntlich werden die Kosten der bisherigen „Rechtschreibreform“ auf 5 Milliarden geschätzt – um zum Beispiel schreiben zu dürfen:

Die Attentate haben sich tief in die Psyche der US-Bürger eingegraben: 61 Prozent sagten, sie denken mindestens ein Mal pro Woche daran.

oder

80 Prozent aller Raucher denken darüber nach, ob sie sich vom „Glimmstängel“ trennen wollen.

Auch bei den Schulen fehlt das Geld und führt zu krampfhaften „Schulreformen (Leserbrief:)

Die Bildungsministerin sagt: „Schleswig-Holstein schreibt ein Stück Bildungsgeschichte.“ Wie wahr, aber in absolut negativer Art und Weise! Die Einrichtung Regionalschule wirft ihre Schatten voraus: Die Einschulungszahlen in diesem Jahr an den Gymnasien sprechen Bände über die Verunsicherung der Eltern und führt an den Gymnasien zu Klassenteilern von 30 (!) Schülern. …

Birgit Ekhardt
Groß Vollstedt


In der „Fundgrube“ sieht man mitunter noch, wie das Volk schreibt:

Stehlampe, … Nußb.
Kaninchenaussen-Käfig
Querträger f. Dachgepäckreeling
Nußb.schr.


Kieler Nachrichten v. 12.09.07

Mindestens sieben Füller braucht sie zum Schreiben, sagt Sarah Kirsch und hält in ihren Händen (siehe Foto) eine Sammlung bereit …

Herlinde Koelbl: Schreiben! 30 Autorenporträts. Knesebeck Verlag

Eine Art „Best of“ des 1998 erschienen Bandes Im Schreiben zu Haus, ergänzt durch das Interview mit Günter Grass.

Von der neuen gekürzten Ausgabe kann nur abgeraten werden! Die interviewten Autoren, Gegner der „Rechtschreibreform“ zumeist, reden nur noch reformiert. Alles ist umgesetzt in die „neue“ Rechtschreibung, man kennt nur: jedes Mal, dass, kennen lernen …

LITERATURRÄTSEL_________
Wer schrieb was?

»Er hatte sich schon zum Gehen gewandt, als ein schepperndes Klopfen ihn zusammenfahren ließ. Mit eingezogenem Kopf drehte er sich zu dem Laden um, von dem das Geräusch gekommen war. Hinter der Fensterscheibe saß vorgebeugt der alte Mann. In seiner Rechten hielt er einen schwarzen Gehstock mit silbernem Knauf - damit hatte er wohl gegen das Glas geschlagen. Mit der freien Hand winkte er den Zauderer zu sich hinein.«

Deutschland zu Zeiten der Bücherverbrennung. Ein junger, zaudernder Bibliothekar nimmt Erstkontakt mit dem Antiquar auf, als dessen Nachfolger er sich zu bewerben gedenkt. Er bekommt den Job. Als sein Vorgänger plötzlich verschwindet, macht sich der junge Mann in den labyrinthischen Hinterräumen der Buchhandlung auf die Suche - und verstrickt sich in das Abenteuer seines Lebens. Er gelangt nämlich nach Phantasien und durchlebt wundersame Stationen, um den Kampf gegen das vernichtende Nichts. Ein toller Fantasy- und Abenteuerschmöker, der den jugendlichen Lesern die aufregende Vorgeschichte zu Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ serviert.


„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz" von Ralf Isau

(Michael Ende hat man postum die Reformschreibung angetan. Hier wird sie wohl von Anfang an eingeplant sein.)



– geändert durch Sigmar Salzburg am 13.09.2007, 20.15 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.09.2007 um 08.33

KN 08.09.07

Uwe Barschel:
Eine Schwindel erregende Karriere, die 1982 mit dem Amt des Ministerpräsidenten gekrönt wurde.

Reiner Pfeiffer:
„Ich war ja nicht der Einzige“ Um Barschel herum habe eine ganze Gruppe von Leuten gegeben, „die wahre Hetzschriften verfassten“.

Doris Gercke …
Im Oktober erscheint ihr 16. Bella-Block-Roman „Schweigen oder Sterben“ wie alle ihre Bücher übrigens mit der Hand geschrieben.

Sie waren lange Mitglied der DKP. Glauben Sie noch an den Kommunismus?
Selbstverständlich! Ich finde, dass es diese Utopie geben muss.


[Ein Beitrag von ihr in:
Regula Venske (Hg.)
Der ganz normale Wahnsinn
Von der Liebe und dem Leben


Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
(mit Ausnahme des Beitrags von Doris Gercke)
1. Auflage 2004
© 2004 C. Bertelsmann Jugendbuch Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
]


Und weiter in den KN:

Junge Talente … Laura Koroliuk [Violine] … Trotz ihrer gerade Mal elf Jahre …

KN-online 7.9.07
Fleischskandal im Norden - 53-Jähriger Dönerhersteller festgenommen

Ein häufiger Fehler, der in der konventionellen Schreibweise „53jähriger“ nicht entstehen konnte.

KN v.06.09.07

Klaus Kramer, stellvertr. Chefredakteur (keine Extrem-Groteskschreibungen mehr):
Wenn die nahe liegende Vermutung zutrifft, dass die Attentäter am 11. September zuschlagen wollten …

KN Mitarbeiterin Martina Drexler (linientreu, aber selten übertrieben):
… einen Mitgesellschafter wegen der Einladung zu einer Regattabegleitfahrt gleich anzuzeigen und Image schädigende Ermittlungen in Gang zu setzen, statt vorher das klärende Gespräch zu suchen?

Weniger „Leid“ durch die ministerielle Teilrücknahme des Reformschwachsinns:

„Aus Langeweile“ Geld gedruckt
„Das war sinnlos. Es tut mir wirklich leid“, räumte der junge Mann gestern ohne Wenn und Aber seine Tat ein.


Ungeliebte andere „Reformen“:

Dithmarscher Initiative findet keine Mehrheit im Ausschuss
Kiel - Der Innen- und Rechtsausschuss des Landtages hat der Volksinitiative gegen Fusionen von Kreisen ohne deren Zustimmung erwartungsgemäß eine Abfuhr erteilt. … Damit gilt es als sicher, dass die in Dithmarschen gestartete Initiative auch im Landtag scheitert. Die Reformgegner haben bereits im Vorfeld angekündigt, dass sie in diesem Fall ein Volksbegehren starten.


Noch eine nutzlose „Reform“:

Abschied vom alten Kfz-Kennzeichen
Neues System würde Bürgern viel Zeit und Kilometer ersparen - Austermann setzt sich für „Heimatkennzeichen" ein
… Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums betonte gestern, noch sei nichts entschieden: „Eine Änderung müsste auf jeden Fall einen Nutzen für den Bürger bringen."

(Ein solcher Nachweis fehlt bei der „Rechtschreibreform“ bis heute.)

Mal etwas für die Bürger:

Pinneberg: Behörden-Mitarbeiter lernen bürgerfreundlich und leicht verständlich zu schreiben
... Amtsdeutsch ist in der Kreisverwaltung zukünftig tabu …
Genau diese Sprache will Landrat Grimme nicht mehr. … „Die 300 000 Bürger sind unsere Kunden. Sie haben ein Anrecht darauf als mündige Bürger behandelt zu werden.."… lno

(Diese Achtung fehlte bei der „Rechtschreibreform“)

ROMAN
Sandra Lüpkes: Das Sonnenkind
(gemäßigte Reformschreibung)
…Sie hatte die Metallplatten verbunden, hatte den gleißend blauen Feuerstrahl immer behänder über die Nahtstellen gehalten, …. Sobald die Skulptur fertig war, würde sie einen Platz bei den anderen bekommen. … Zumindest fürs Erste. … „Hier oder weiter rechts?", rief Holländer mit seiner tiefen Bassstimme.

Hoffentlich hatte sie die Hände nicht zu behende im Feuer!

In KN v. 05.09.07 fiel noch eine vom Aussterben bedrohte Reformschreibung auf:

[Wolfgang Buhmann] …angesichts der hier zu Lande mit zunehmender Leidenschaft geführten Klimadiskussion …

Verständlich, wenn man sich angesichts der steigenden Meeresspiegel aufs Land flüchtet.

Und zu guter Letzt: Andrea Nahles, die Literaturstudentin, die kürzlich noch das Märchen von der 50prozentigen Regeleinsparung durch die Reform verbreitete – während Kurt Beck den Streit über die Rechtschreibreform „für nicht mehr zeitgemäß“ hielt (ap 30.3.06) – redet über den polternden Parteichef in Exhibitionisten-Deutsch:

„Es war mal nötig, dass er klargemacht hat, wo der Hammer hängt.“

[Foto auf der gleichen Seite: Peer Steinbrück zeigt mit Daumen und Zeigefinger eine Länge von 3 cm]

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.09.2007 um 08.46

Stau bei der Durchfahrt durch Rieseby am Samstag. Getarnt mit dunklen Brillen marschierten Demonstranten – Rechte, wie ich vermutete. Die Kieler Nachrichten vom Montag klären auf:

Antifaschistische Gruppen hatten zur Kundgebung in der Gemeinde aufgerufen. … „Man muss Flagge zeigen, wenn man gegen Rechtsextreme in der Gemeinde ist“, begründetete SPD-Gemeindevertreter Thomas Werner seine Teilnahme an der Demons-tration. „… ich frage mich, ob das Ganze nicht etwas hochgespielt wird“…. sagte ein 65-Jähriger.“

Die natürliche Trennung Demon-stration wird im Duden nicht mehr angegeben [De-mons-t-ration], obwohl das unbegründet ist, denn im Wort steckt der Stamm mon-, also mahnen, erinnern.

Kommentator Bodo Stade zu einem anderen Thema. Die Linke wittert Morgenluft…. Doch Hand aufs Herz: Muss man das wirklich Ernst nehmen?

Da haben wir sie wieder – die Großschreibverwirrung, angerichtet von den verhinderten Kleinschreibreformern. Im Filmtitel kann man das noch als Hervorhebung der besonderen Gruppe sinnvoll finden:

… Stasi-Drama „Das Leben der Anderen

In der neuen Poesie geht es aber doch etwas durcheinander:

Wir sind Helden beendeten im Hamburger Stadtpark den Open-Air-Sommer
Der so herrlich schnoddrig verzwirbelte Wertkonservativismus von Holofernes, Tavassol, Jean-Michel Tourett (Gitarre/Keyboard) und Drummer und Holofernes-Ehemann Pola Roy bahnte sich lediglich bei einem der neuen Werke an die Oberfläche: „Ihr singt: Alle für einen! Einer für Alle / und dann kommt einer und macht alle Anderen alle / Am morgen geht’s eilig und früh aus der Falle / Und du singst: jetzt bin ich der eine und ihr Anderen seid Alle“. Davon mehr hätte den neuen Stü-cken gutgetan.


Wenigstens ist der Text deutsch.

Die Reform-Kopfgeburt „Pleite gehen“ ist mit Schimpf und Schande untergegangen. Jetzt soll aber das bisher übliche „pleite gehen“ zusammengeschrieben werden. Das gleichsinnige „konkurs gehen“ ist weder jetzt noch früher im Duden vorgesehen. Der Berichterstatter versucht es noch mit der alten Reformgroßschreibung:

Insgesamt 17 Ahlefeldt-Generationen lebten auf Lindau und Großkönigsförde. „Fünfmal sind sie Konkurs gegangen“, erzählt Hoffman.

Der vorsichtig reformskeptische Kolumnist „Kielius“ (wenn es noch derselbe ist), der am 7.11.02 schrieb:
Wobei es nach der unsittlichen Rechtschreibreform ja eigentlich „Majonäse" heißen müsste …“,
schwimmt ebenso in den Vor- und Rücknahmen der „Reform“:

Es gibt Menschen, die verkaufen ihr Auto, weil der Aschenbecher voll ist. Oder iht Haus, weil der Papierkorb überquillt. Diese Ex-und-hopp-Mentalität hat sich Kielius bisher nie zu Eigen gemacht.

Die Großschreibung, die den Schülern zehn Jahre lang auf Geheiß der Kultusmafia eingebleut wurde, ist seit 2006 wieder so falsch wie mindestens seit Adelung vor zweihundert Jahren.

Und zum Schluß: Der große Tol[l]patsch-Volksetümologe Gerhard Augst hat vergessen, ein wichtiges Wort der „Reform“ zuzuführen. Zum Tag der offenen Tür im Theater heißt es:

Die Schauspieler empfahlen sich kurz darauf mit Improvisationstheater. Angeleitet von David Allers setzten sie Zurufe aus dem Publikum in amüsante Stehgreifgeschichten um …

Ein häufiges Mißverständnis der alten Bezeichnung „Stegreif“ für Steigbügel, von dem aus früher die Anführer unvorbereitete Reden an Volk und Heer hielten (das Greifen im Stehen nach Worten war nicht gemeint).

Kultusministerdenken entspräche es nun, „Stegreif“ bei allen, die es richtig schreiben, mit der Fehlerknute zu verfolgen. Unwissenheit soll es ja schließlich leichter haben.



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.08.2007 um 12.10

Nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ sind zahlreiche Computer der Bundesregierung mit sogenannten Trojaner-Spähprogrammen infiziert, die aus China stammen.(27.08.07)

(Tatsächlich, dpa bemüht sich ums Herkömmliche)

Und was suchen die Chinesen? Vermutlich die geheime Systematik in der „Rechtschreibreform“, um auch damit ihr Zeichensystem an die Weltspitze zu bringen.

Inzwischen wurde bekannt, daß auch die Dienststellen von Bundesinnenminister Schäuble, einem alten Wegbereiter der „Rechtschreibreform“, längst eigene Spähprogramme besitzen. Damit kann z.B. genau analysiert werden, zu welchem Reformzeitpunkt sich die Verfasser deutschsprachiger terroristischer Texte in Deutschland aufgehalten haben.

29.08.07

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel: Ich nehme jede Äußerung aus dem Bundesvorstend mit großem Interesse zur Kenntnis, aber ich mach mir nicht jede zu Eigen.
(War nur von 1996 - 2006 „richtig“!)

Der Freistaat Sachsen hat die Aufhebung des Baustopps für die Dresdener Waldschlößchenbrücke beantragt. Begründung: Der Bau beeinträchtige die bedrohte „Kleine Hufeisennase“ nicht, weil die Fledermäuse ja unter der Brücke durchfliegen könnten.

Die häufige Unsicherheit: Eigenname oder nicht? Wird meistens im Sinne der „Reform“ entschieden.

Drei Auszeichnungen in zwei Jahren – das begreifen die Hörbuchverleger Martina und Wolfgang Koch zu recht als „Qualitätssiegel“ für ihr Engagement.

(Die übliche Groß-Klein-Verwirrung)

Jeß ohne Fehlversuch zum Gold

Das Hochsprung-As Kimberley Jeß wird von Reformindoktrinierten jetzt „Jeeß“ gesprochen.

28.08.07

Karen Heide wird mit Hilfe alter Fotografien die ersten jüdischen Kultbauten in der Haßstraße und in der Kehdenstraße sowie die ehemalige Synagoge am Schrevenpark vorstellen ….

desgl. „Haaß“

Solange Merkel die Einzige bleibt, die gegenüber China offene Worte findet, kann sie nur wenig ausrichten.

Pianist Evgeny Soifertis spaltet die Hörer in Zufriedene und Unzufriedene. Zu Letzteren zähle ich …

(Unangenehme Überbetonungen)

Kiel - Die Schifffahrt boomt und Schleswig-Holtein ist ganz vorn dabei. … Ein großes Interesse an der Schifffahrt hat auch Dagmar Wöhrl aus Bayern. … Dass danach der Terminplan des Besuchs platzte, lag an der Schifffahrt …Von der CSU-Politikerin gab es Lob. „Hier ist man mit der Entwicklung eines maritimen Clusters auf dem richtigen Weg", so Wöhrl.

Atomanlagen haben so genannte redundante Sicherheitssysteme.
(„so genannt“ ist wohl noch bei allen Lokalreportern installiert)

Behände und ästhetisch: Sylvia Idelberger vom Berliner Artistik-Duo Sol’air
…. Geschickt wie Urwaldmensch Tarzan, behände wie Affen und grazil wie Artis-tinnen der Lüfte zeigen die Berlinerinnen ein sehr fantasievolles und tänzerisches Spiel am Seil.


Hansjörg Felmy …Dem Sympathieträger … verziehen die Zuschauer sogar seine Muffigkeit als Teil seines herzlich rauen Charakters

Und noch etwas Imponier-Deutsch:

Chillen bei Weizenbier und Kaffee, dazu ein bisschen Musik.

(Warum nicht nach Reformlogik „ein Bisschen“?)

„Danach waren wir alle chillisch drauf, haben Party gemacht und geraucht.“

… die weitere Auftragsvergabe an die zwischenzeitlich outgesourcten handwerklichen Dienstleistungen wie Tischlerei und Lackiererei.

Konjugation nach Duden, dabei wird das fortgelassene e hinter dem c zur ß-Aussprache benötigt!

… Mareile Höppner (30), die bis vor Kurzem für „Sat 1 am Mittag“ tätig war.

[Fundgrube] Glas-Eßtisch … Bierfaßtisch … Aussenbordmotor …

27.08.07
Nach einer Kollision sind seit gestern Morgen in Kiel zwei der vier Schleusenkammern außer Betrieb. …. Der Containerfrachter „Jork Reliance“ war gestern früh aus noch ungeklärter Ursache in das Schleusentor 3 gefahren …

Daß „gestern Morgen“ nicht richtig sein kann, sieht man daran, daß man keine Ergänzung mit einem echten Substantiv bilden kann: gestern Frühstück.


Einen engen Zeitplan habe sie schon, sagte Merkel, „ aber wenn der Zahn wehtut, dann muss man eben zum Zahnarzt gehen“.

„wehtut“ ist neu, Dudenempfehlung., weh tut ist aber nicht verboten – anders als leid tun ; dafür ist der „Leid Tragende“ verschwunden.
25.08.07

Schulanfang
Nun hat sich mittlerweile wohlherumgesprochen, dass zu viel Süßes weder den Pfunden, von denen leider auch schon viele Kinder zu viele mit sich herumtragen, noch den Zähnen gut tut.


Getrennte Schreibung nicht unüblich, aber nach altem und neuem Duden „falsch“.

Auf diesem Wege bedanken wir uns echt herzlich bei allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die Aufmerksamkeiten anlässlich unserer diamantenen Hochzeit. Elsbeth und Heinz Stein

Welch ein Glücksgefühl für die „Reformer“, wenn nach 60 Ehejahren zwei alten Leuten die Rechtschreibung auf dem Papier umgedreht wird!

Von dem, was wichtig ist im Leben
Wilson B and The LoFi Kings auf der Wasserbühne des Duckstein Festivals
… Dass das Leben hart ist, konnte man also erfahren, und dass die Sehnsucht nach Liebe und der entlaufenen Geliebten nie aufhört. Viel „Oh yeah" und „Oh Lord" untermauerten solche profunden Erkenntnisse…. Das swingte, groovte und rockte, dass es so seine Art hatte. Getragen von einer solch überaus verlässlichen Truppe, konnte Big Daddy Wilson seine Stärken ausspielen: Eine voluminöse, leicht angeraute Stimme, die, oft genug instrumental eingesetzt, sich mit dem Sound der Band glänzend verband, Blues-Feeling und ein umfassendes Repertoire in der Tradition von Ray Charles und B.B. King.


Warum darf ausgerechnet „rauh“ sein „h“ nicht behalten – obwohl es doch das Timbre einer rauhen Stimme so einfühlbar wiedergibt?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.08.2007 um 20.05

22.08.07

Literaturrätsel:

In Zeiten endlich, wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der Auflösungsprozess innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, dass ein kleiner Teil der herrschenden Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt.

Kommunistisches Manifest von Marx und Engels

Hellsichtig verwendeten die beiden Gesellschaftsveränderer schon 1847 die „neue“ Rechtschreibung von 1996.

In Kinderkleidung aus Neuseeland wurden offenbar hohe Konzentrationen einer Krebs erregenden Sub-stanz gefunden.

... Eiertanz ohne reformierten „Subs-tanz“!

[DVD-Nachfolge] Warner Bros. ist das einzige Studio, dass Filme in beiden Standards herausbringt.

[Horoskop] Es fehlt Ihnen augenblicklich einfach immer das allerletzte Quäntchen Glück.

Das Spinnentier kann fast das 1200fache seines eigenen Körpergewichts halten, wie Tübinger Forscher he-rausgefunden haben. Die Milbe sei damit fünf Mal stärker, als es für einen Organismus dieser Größe theoretisch zu erwarten sei.

Barockgarten … Acht Millionen Euro sind geflossen, um das Prunkstück nördlich der ehemaligen Residenz in Schleswig originalgetreu wieder herzustellen.

Matthias Rump … Privat bin ich eher auf dem House-Tripp

Juan Diego Florez … Mit welcher Leichtigkeit er hier die akrobatischen stimmlichen Turnübungen in Schwindel erregenden Höhen absolviert, ist einfach unglaublich.


Joe-Cocker-Konzert in Eckernförde …

Sogar Zelte, Klapps-tühle und Getränkeflaschen hatten einige dabei …
Um 20.30 ‚Uhr sollte Joe Cocker mit seiner soulgetränkten, rauen Stimme, die ihn weltweit bekannt machte, auf der Bühne zum Mikrophon greifen.


Die berühmte rauhe Stimme, flaureformiert ...

18.08.07

Wer möchte wohl ein Curling-Ass sein? [Vergl. KN v. 13.02.06: Ei-sarsch]

46 Jahre nach der Austragung der Sommer-Wettbewerbe 1972 will die bayrische Landeshauptstadt Gastgeber für Eiskunstläufer, Skispringer oder Curling-Asse sein.

„Viele Leute“, berichtet Kromer, „haben einfach Angst vor dem nahen Wasser und dem Naturschutzgroßprojekt: Darf ich noch in den Wald, darf ich jagen, radfahren?“ [verboten, aber erlaubt „Rad fahrend, radfahrend“]


[Horoskopseite, neuerdings immer mit einem Prominenten garniert, auch wenn der nichts davon hält] Knut Kiesewetter … Kritiklustig und wissbegierig ist der Sänger immer noch, der mit selbst geschriebenen plattdeutschen und friesischen Liedern vor allem in den 70er Jahren große Erfolge feierte.

Glauben Sie an astrologische Deutungen, lesen Sie Ihr Horoskop?

Nein, ich glaube an gar nichts …

Trotzdem sage ich Ihen, dass unser Astrologe allen im Sternzeichen-Jungfrau-Geborenen rät, die letzten Sommertage zu nutzen und die Arbeit liegen zu lassen.

Er hat ja so Recht!


[und Sternzeichen Waage] Mit dem richtigen Quäntchen Glück gelingt ziemlich alles!

Dass man im Bakkal [türk. kl. Laden] alles Mögliche kaufen kann – Zigaretten, Zeitungen Lebensmittel und in vielen Fällen auch Bier und Schnaps …

Gemeint war „alles mögliche“ = „vielerlei“, nicht „alles Mögliche“ = „alles Erreichbare“.

Die Vorzüge genauer Ausdrucksweise hat man in Schleswig-Holstein schon vor 200 Jahren erkannt (KN v. 17.08.07):

Johann Nicolaus Tetens starb vor 200 Jahren
Seiner Auffassung nach erfasst der Mensch die Welt mit Hilfe von Sprache. Wer besser denken und sprechen kann, kann somit auch präziser wahrnehmen.


Seit der „Reform“ hapert es daran auch orthographisch:

„Man muss die Terrorgefahr sehr Ernst nehmen, auch in Deutschland“, sagte Freiberg.

Iwan, in Panik, wollte dem Vater wohl hinterher klettern….

… wenn Beethoven das Hauptthema des Kopfsatzes in der Durchführung bis zum letzen Baustein auseinander nimmt.

Und dann waren da noch:

Die Nachfahren der Kannibalen auf Papua-Neuguinea haben um Entschuldigung dafür gebeten, dass ihre Vorväter im Jahr 1878 vier Missionare aus Fidschi verspeist haben.

Reformgegner war man früher eben mit Genuß.





– geändert durch Sigmar Salzburg am 25.08.2007, 08.09 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.08.2007 um 06.32

Dressurreiterin steht wegen Tierquälerei vor Gericht
Die ehemalige Weltcup-Dressuerreiterin Christine W. muss sich am morggen Freitag vor dem Plöner Gericht verantworten. …Trotz Kritik soll die Trainerin den ihr anvertrauten Tieren „aus einer gefühllosen, fremdes Leiden missachtenden Gesinnung“ und aus „Rohheit“ weiterhin erhebliches Leiden zugefügt haben.


Bisher schrieb man „das Hohe, die Hoheit; das Rohe, die Roheit; das Rauhe, die Rauheit“. Die neue „vereinfachende“ Schülerdressur macht daraus „das Hohe, die Hoheit; das Rohe, die Rohheit; das Raue, die Rauheit“.

[Verbotene Tierquälerei ist übrigens im Dressureitgeschäft nichts Seltenes. Einem früheren Nachbarn, zeitweise Bereiter bei Hartwig Steenken, wurden sämtliche Vorderzähne ausgeschlagen, als er sich über eine nicht hochgegangene, selbst hochschießende Hürde beugte, mit der die Tiere zu höherem Springen dressiert werden sollen.]


eingetragen von glasreiniger am 16.08.2007 um 07.53

In Ergänzung meines vorherigen Beitrags: In wikipedia.de findet man unter Volksentscheid natürlich keine Erwähnung dieses Falls.


eingetragen von glasreiniger am 16.08.2007 um 07.11

"Die Erfahrungen, die Schleswig-Holstein mit dieser Form der Bürgerbeteiligung gesammelt hat, sind nicht die besten."

Gleichwohl hat der Herr Stade ungewollt die Wahrheit gesagt: Die Erfahrungen, die die Schleswig-Holsteiner (und auch wir Nicht-Schleswig-Holsteiner) mit dieser Form der Bürgerbeteiligung gemacht haben, sind in der Tat nicht die besten.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.08.2007 um 18.11


Bodo Stade schrieb in den KN:
Die Erfahrungen, die Schleswig-Holstein mit dieser Form der Bürgerbeteiligung gesammelt hat, sind nicht die besten. Erst ein einziges Mal verlief ein Volksentscheid erfolgreich: 1998 lehnten die Schleswig-Holsteiner die Einführung der Rechtschreibreform ab, machten das nördlichste Bundesland damit aber zugleich zu einer Rechtschreib-Insel. Aus diesem Grund hob der Landtag diese Entscheidung ein Jahr später wieder auf.
Sehr geehrter Herr Stade,

ein falsches und dummes Argument wird nicht wahrer, wenn es gebetsmühlenartig wiederholt wird. Keine Rechtschreib-Insel war Schleswig-Holstein nach dem 27.9.1998, sondern das letzte Stück demokratisches Festland, in welchem (anders als in einer Diktatur) der Wille des Volkes galt und die Schulkinder die lesefreundliche Kommasetzung lernen durften, die auch heute noch von ausnahmslos allen Zeitschriften und Zeitungen gefordert und verwendet wird, aber in den Schulen nicht mehr unterrichtet werden darf. Auch sind die Wörterverbote aufgrund der Rechtschreib„reform“ eines Rechtsstaates unwürdig.
Es wäre schön, wenn die KN zur Wahrheit zurückfinden.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.08.2007 um 17.05

Kieler Nachrichten v. 13. August 2007

Aus dem Landeshaus

Parteien-Frust und Volkes Stimme


Von Bodo Stade
Das Dilemma ist bekannt. Vor allem die beiden großen Volksparteien leiden unter chronischem Mitgliederschwund. Nur noch rund 21 000 Genossen halten dem SPD-Landesverband die Treue. Und auch die Nord-CDU ist längst unter die magische Grenze von 30 000 Mitgliedern gerutscht. Die Gründe sind vielfältig: Von gesellschaftlichem Wandel ist die Rede. Oder davon, dass schlicht die Beiträge zu hoch sind. Na klar: Im vergangenen Jahr hat auch der Frust über die Zwänge einer großen Koalition eine Rolle gespielt. Mit einer auf den ersten Blick nahe liegenden Vermutung sollte man jedoch vorsichtig sein. Die Tatsache, dass viele Menschen offenbar von den Parteien die Nase voll haben, bedeutet nicht, dass sich die Schleswig-ftolsteiner nicht mehr für die Politik interessieren.
Eine Statistik wird zwar nicht geführt. Doch die Zahl der aktiven Volksinitiativen dürfte in Schleswig-Holstein selten so hoch gewesen sein wie derzeit. Und sie lässt den Schluss zu, dass immer mehr Bürger die Politik selbst in die Hand nehmen, wenn ihnen Entscheidungen der Landesregierung gegen den Strich gehen.
Beispiele gibt es inzwischen in Fülle. Da ist natürlich die Volksinitiative gegen die Fusion von Kreise ohne deren Zustimmung, die der großen Koalition kräftig zugesetzt hat. Oder die Volksinitiative gegen den Verkauf des Landeswaldes, die ihr Hauptziel - den Stopp der Privatisierung - bereits erreicht hat. Oder die Studentengruppe Unischläfer, die hellwach mehr als 20 000 Unterschriften gegen eine mögliche Einführung von Studiengebühren gesammelt hat. Gerade an den Start gegangen ist die Volksinitiative für eine kostenlose Schülerbeförderung, die mit ihrer Forderung ebenfalls einen wunden Punkt des schwarz-roten Bündnisses trifft.
So ganz einfach hat es Volkes Stimme dabei nicht. Die rechtlichen Hürden sind hoch und die Paragraphen verzwickt. Nur zur Erinnerung: Das dreistufige Verfahren der Bürgerbeteiligung beginnt zunächst mit einer Volksinitiative. 20 000 Unterschriften sind notwendig, um sich vor dem Landtag Gehör zu verschaffen. Beißt die Initiative im Parlament auf Granit, kann ein Volksbegehren eingeleitet werden. Es ist erfolgreich, wenn es von fünf Prozent der Stimmberechtigten unterstützt wird. Das heißt: In Schleswig-Holstein
müssten abermals rund 110 000 Stimmen gesammelt werden. Innerhalb von neun Monaten nach einem Volksbegehren käme es schließlich zu einem Volksentscheid. Um den entsprechenden Gesetzentwurf durchzubringen, müssten die Initiatoren dann mindestens ein Viertel aller stimmberechtigten Bürger überzeugen.
Die Erfahrungen, die Schleswig-Holstein mit dieser Form der Bürgerbeteiligung gesammelt hat, sind nicht die besten. Erst ein einziges Mal verlief ein Volksentscheid erfolgreich: 1998 lehnten die Schleswig-Holsteiner die Einführung der Rechtschreibreform ab, machten das nördlichste Bundesland damit aber zugleich zu einer Rechtschreib-Insel. Aus diesem Grund hob der Landtag diese Entscheidung ein Jahr später wieder auf.
Der Kampf um ureigene Interessen kann die Anhänger einer Volksinitiative zuweilen auch selbst in die Bedrouille bringen, wie sich an der „Allianz für ein besseres Schulgesetz" zeigt. Nach wie vor verfolgt sie das Ziel, über ein Volksbegehren die bereits auf den Weg gebrachte Schulreform zu stoppen. Noch vor dem Start der Unterschriftensammlung hat sich mit dem Philologenverband jedoch ein wichtiger Mitstreiter zurückgezogen. Und selbst beim Landesverband der Realschullehrer, einem der schärfsten Kritiker der neuen Schulformen, scheinen die ersten ins Grübeln zu kommen. Natürlich: Den Realschullehrern wäre es weiterhin am liebsten, wenn sie „ihre" Realschule behalten könnten. In der Juli-Ausgabe des Verbandsorgans schreibt der Landesvorsitzende Gerhard Kreft jedoch schon von der „Kultur der Niederlage". Er verweist auf den Loyalitätskonflikt, in dem sich alle Lehrer befinden, die einerseits als Beamte das Schulgesetz umsetzen müssen und andererseits als Kritiker dagegen zu Felde ziehen. Sicher ist: Auch diese Debatte dürfte nach den Sommerferien erneut an Fahrt gewinnen.


Bodo Stade verharmlost und übernimmt die Böhrksche Sprachregelung von der „Rechtschreib-Insel“ im Norden. Tatsächlich waren eigentlich die Schulen der anderen Bundesländer einsame inselartige Schlechtschreib-Umerziehungslager. Deshalb die Eile, den Volksentscheid als Zeichen des Widerstandes gegen die Politikerwillkür so schnell wie möglich niederzutreten. Als dann wenig später die Schreibideologen in Niedersachsen abgewählt wurden und Christian Wulff zur Tradition zurückkehren wollte, tönten die perfidesten Politiker-Angriffe gegen ihn aus dem Land des Volksentscheids – natürlich im Namen des entmündigten Volkes.



– geändert durch Sigmar Salzburg am 17.08.2007, 17.35 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2007 um 12.35

Am 1. August wollten die Zeitungen auf eine neue, gemäßigte Reformschreibung umgestellt haben. Davon ist kaum etwas zu erkennen. Selbst in den Agenturen, von denen diese zaghafte Bestrebung ausging, geistern noch zuviel affige Ku-Mist-Schreibungen herum.

Kieler Nachrichten v. 07.08.07

Geigerin Sarah Spitzer und Pianist Mike Jin zwei viel versprechende Nachwuchsmusiker

Die so genannte „Zwischfrucht“ Pflaume …

Auch die Kolumnistin „Kielia“ hat den Zug der Zeit offensichtlich verschlafen, denn sie schreibt über Vögel allgemein:

In Schwindel erregenden Höhen ho-cken sie auf Bäumen – und fallen nie herunter.

Die sprachwidrige ck-Abtrennung, eins der Markenzeichen der „Reform“, bleibt natürlich auch bei den Nachrichtenagenturen unangetastet. Das gleiche gilt für vermeintliche Substantivierungen von Zählungen, die damit zu einem eigenen überbetonten Begriff befördert werden – die neue Primitivform pawlowscher Orthographiedressur:

Doch dafür mussten die Acht zuvor auch kräftig zupacken.

… der rockige Gute-Laune-Sound der Vier geht nach vorne. Bereits der elfte Auftritt ist das hier heute Abend – trotz der erst kurzen Bandgeschichte.

Auch die Fortschrittlichkeit der spätestens seit Duden 1880 üblichen Kleinschreibung des zweiteiligen Zeitadverbs „heute abend“ wird gemäß der Reform-Primitivideologie geleugnet.

Ebenso bleibt das Wörtchen „soviel“ für Zählungen unzulässig – ein willkürliches Verbot, das allerdings oft genug mißachtet wird. Der Nutzen der Zusammenschreibung wird deutlich, wenn wirklich zwei getrennte Wörter gemeint sind:

Wenn im Nahverkehr gestreikt wird, wird man sich strategisch auf Ballungszentren konzentrieren, weil man so viel Aufmerksamkeit erzielen kann.

Was in England auf die Maul- und Klauenseuche gemünzt ist, paßt auch treffend auf die Kultusministerkonferenz mit ihren zuarbeitenden Institutionen und die von ihnen ausgehende „Rechtschreibreform“:

„… Aber es kann nicht sein, dass wir eine wissenschaftliche Institution haben, die tatsächlich eine Krankheit in die Umwelt entlässt.

In der „Fundgrube“ bietet jemand „Bertelsmann-Lexika … an. Ob damit die Schrott-Lexika von 1996 gemeint sind? Manches darin ist ja jetzt wieder „richtig“. Wenn man nur wüßte, was.

Über allem schwebt das Wort „Missstände …

Das fällt auch in der Ausgabe vom Vortage auf (06.08.07)

Auf den ersten zehn Seiten finden wir wieder, daß 60 Prozent der „neuen“ ss die Umwandlung von „daß“ zu „dass“ ausmachen – ein Anschlag auf eine gute 600jährige Tradition, der keinerlei Nutzen hat und zu mehr Fehlern führt – auch, weil nun betonte relative „das“ aus psychologischen Gründen häufig als „dass“ geschrieben werden.

Leitfossil für das zaghafte Umdenken bei den Zeitungen sollte die Rehabilitierung des Wörtchens „sogenannt“ sein, das seit mindestens 200 Jahren üblich war und das die affige Betriebsamkeit der Kultusminister und ihrer Vordenker abschaffen wollte. Wir stellen aber fest, daß die seither verbreitete Software die Schreiber noch fest im Griff hat:

so genannte Convenience-Produkte … afp
so genannter überlassungspflichtiger Abfall
… am so genanten Spieltisch …


Ein einziger Fall Selberdenken ist zu verzeichnen:

sogenannte Platzverweise … dpa

Die Agenturen haben beschlossen, „bekanntgeben“ zu schreiben:

… Urabstimmung … , deren Ergebnis heute bekannt gegeben wird. .. . Die Spediteure fürchten, dass die Lokführer die Logistik weitgehend lahm legen könnten … dpa

„lahmlegen“ ist seit 2006 ohnehin wieder allein richtig.

… um Kinder groß zu ziehen ...

„großziehen“ war auch nach vorletztem Duden allein richtig.

… in einer nahe gelegenen Forschungseinrichtung … dpa/afp

Hier wollen die Agenturen die getrennte Schreibung beibhalten, gegen die überwiegende sprachliche Intuition.

Vom herkömmlichen „kennenlernen“ ist auch noch nichts zu erkennen. Der Nachteil der Trennschreibung wird besonders deutlich auf der Seite Kind & Co

Aber eine Reihe Jungs und vor allem die Mädchen würden die gerade kennen gelernten alkoholfreien Leckereien trotzdem gern auch auf Partys genießen ….

Offensichtlich meint man, mit der Jugend nicht mehr Deutsch reden zu können, denn es werden Aufkleber gegen Rausch erzeugende Wirkstoffe verteilt:

„Quit the Shit“

Wir finden die ganz vernünftige Agenturschreibung seit langem … dpa,
obwohl man doch den Dudenempfehlungen folgen wollte – die hier das alberne „seit Langem“ propagieren.

Der Agenturschreibung „langgezogen“ ist auch noch nicht bis in die Kieler Nachrichten vorgedrungen:

Nach Angaben der Polizei verlor die 18-Jährige nahe Süderbrarup in einer lang gezogenen Kurve die Kontrolle über ihr Auto.

Den absurden „Jährigen“ wollen sich die Agenturen dagegen willig unterwerfen.

Auch sonst wird uns noch verwirrtes Wörterhack vorgesetzt:

Wenn das Streichquartett zur herein brechenden Sommernacht das Zugabe-Schlaflied singt, sind die Welten vereint und Menschen froh.

Das „h“ in „froh“ ist nicht auf die Proskriptionsliste der Reformheilsverkünder gekommen, anders als zwei andere unschuldige Wörter, „rauh“ und „Känguruh“, deren h-losigkeit nun als Evangelium verkündet wird:

Der Mann schaute sich das hellbraune, raue Tau genau an.

Soldaten verweigern den Abschuss von Kängurus

Da kann man nur sagen: „You can, guru, YOU CAN!“

Jedenfalls – an die Shoah traute man sich nicht heran:

die Vortrags- und Gesprächsreihe über die Shoah

Die Zeitungen wollten auch das alte grammatisch sinnvolle „recht haben, geben“ schreiben. Auch das ist noch nicht durchgeschlagen.

… muss sie der Kollegin Recht geben …

Über die „Ziehung des Kürzeren“ war in den Agenturregeln nichts zu entnehmen.

Bei dem Zusammenstoß … zog die „Jork“ eindeutig den Kürzeren.

Dagegen wollen die Agenturen die albernen „Aufwändigkeiten“ vermeiden. Sie passen eigentlich nie – außer vielleicht, aber sicher nicht so gemeint, in diesem Fall:

Open Air-Galerie
Franz Schweihofer: Backsteinreliefs, 1926, Gewerkschaftshaus, Legienstraße 22
Es ist aber auch ein herausragendes Beispiel der Bildhauerei, denn die ohnehin schon durch die aufwändige Mauerkunst stark gegliederte Fassade im Stil des Expressionismus beinhaltet vier Bildreliefs, die direkt in die Wand geschlagen wurden, sowie zwei Keramikköpfe.


Unsere oberste Bildungs-Apparatschikse verkündet dagegen weiter die Mär vom leichteren Lernen durch die „Reform“.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.08.2007 um 10.50

Die „Rechtschreibreform“ darf im Lande des Volksentscheids kein Thema mehr sein. Anders als andere Zeitungen bringen die Kieler Nachrichten nur eine dürre afp-Meldung:

Was sich ab heute alles ändert
Von ersten Rauchverboten bis zum Alkoholverbot für Fahranfänger
Rauchverbote: … Alkoholverbot für Fahranfänger: …Rechtschreibung: Ende Juli endete die Übergangsfrist für die im vergangenen August eingeführten Änderungen an der Rechtschreibreform. In der einjährigen Übergangszeit wurden in Schulen überholte Schreibweisen nicht als Fehler gewertet. Betroffen von den vom Rat für deutsche Rechtschreibung erarbeiteten Änderungen sind unter anderem die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Groß- und Kleinschreibung sowie die Zeichensetzung. Der Rat war als Konsequenz aus der anhaltenden Kritik an der bereits im August 1998 an den Schulen eingeführten Reform eingesetzt worden und hatte Änderungen an dem Regelwerk erarbeitet. afp


Im Juli hatte das Bundesverfassungsgericht bekanntlich keinen Paragraphen in der Verfassung finden wollen, der die „Rechtschreibreform“ hätte verhindern können. Das weiß auch die unsägliche ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein und möchte daher auch Selbstverständlichkeiten wie Kinderrechte in der Verfassung verankert sehen, obwohl die Kommentatorin Sabine Lennartz das für „Unnötige Verfassungslyrik“ hält:

Auch die deutsche UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis stellt sich hinter dieses Anliegen. „ In unserer kinderentwöhnten Gesellschaft werde die Interessen der Kinder oft übersehen“, sagte sie gestern. „Es ist allgemein anerkannt, dass der Tierschutz im Grundgesetz verankert ist. Warum soll dies nicht für Kinder gelten.“

Das hinderte sie und ihre Politikerkollegen nicht daran, die „Rechtschreibreform“ unter Mißbrauch der Schulkinder durchzusetzen, mit haltlosen, schon damals widerlegten Propagandaaussagen wie: „Für die Kinder wird es einfacher.“ (Heide Simonis am 22.10.97 auf NDR 1)

Kein Wort in den KN auch darüber, daß die Zeitungen ab 1.8. die Reformschreibung in gemäßigter Form anwenden wollen. Ein Blick in die Seiten zeigt, daß alles beim alten geblieben ist: Was ist nicht wieder alles „so genannt“: …Killing Fields, Kraut- und Knollenfäule, iMix im iTunes-Store …

Selbst wo die affige Großschreibung nicht mehr Pflicht ist, wird sie noch angewandt, mitunter auch falsch:

Hat also der amerikanische Wirtschafts-Nobelpreisträger, der nicht als Einziger den Verrechnungskurs von knapp zwei D-Mark für einen Euro noch während der Umstellungsphase als „zu teuer“ kritisiert hatte, Recht?

Was Viele, die heute in die Allianz-Arena pilgern, vielleicht nicht mehr wissen: Als die Bundesliga vor 44 Jahren startete, waren die Bayern gar nicht dabei.

Personelle Unterstützung mit Spielern aus der eigenen Liga dürfte somit stets von Nöten sein.

Seehofers frühere Geliebte zeigt sich „verletzt“ … „Leider hat er mir seine Entscheidung nicht persönlich, sondern am Telefon mitgeteilt. Vor allem hätte ich sie als Betroffene gern als Erste erfahren.“


Komischerweise ist die viel offensichtlichere Substantivierung „ein bisschen“ klein zu schreiben.

Die neue Linke macht Hoffnungen auf mehr Demokratie. Das wird sich aber, wie bei Rot-Grün, sicher nicht auf die Anerkennung des Volksentscheids gegen die „Rechtschreibreform“ beziehen.

BLICK NACH HAMBURG
„Kampfansage gegen das Parteienkartell"
Von Volker Stahl
Die Linke will den Westen erobern. … Auf ihrem Gründungsparteitag hatte die Linke ein „Sofortprogramm zur Bürgerschaftswahl 2008" beschlossen. Das soll vor allem einen „Aufbruch für soziale Gerechtigkeit und Demokratie" vorantreiben. Neben „gebührenfreier Bildung für Alle" und der Abschaffung von Hartz IV fordert die Linke auch den Stopp jeglicher Privatisierungen, den Bau von mehr Sozialwohnungen und die Stärkung des Volksentscheides in der Hansestadt.
… Nach der Vereinigung hofft nicht nur der Hamburger Bundestagsabgeordnete der Linken, Norman Paech, dass die Zeiten der Selbstzerfleischung endgültig vorbei sind. Er sieht seine Partei heute … als politische Kampfansage gegen ein Parteienkartell, welches das repräsentative System unserer Demokratie immer mehr für seine Klientel-Interessen und gegen die große Mehrheit der Bevölkerung missbraucht". Statt sich in Theoriedebatten zu ergehen, wollen Paech & Co den Finger in offene soziale Wunden legen und die „wachsende Spaltung in Arm und Reich in der reichsten Metropole Deutschlands und des Kontinents" thematisieren.


Gegen den Willen der meisten Bürger lassen die dreisten Kultusminister ab 1. August in den Schulen auch ganz normale Wörter notenrelevant als falsch markieren – Wörter, die selbst in der Zeitung noch gang und gäbe sind, zum Beispiel „soviel“ und „zuviel“:

… „Wir wollen soviel Punkte sammeln, dass es am Ende zum Klassenerhalt reicht.“

[Stadtwette] Mithilfe einer Eimerkette müssen die Bürger aus dem Großen Plöner See soviel Wasser schöpfen, dass Bürgermeister Paustian mit einem Schlauchboot ein großes Bassin durchfahren kann.

… Um einen Liter Milch zu produzieren, fließen übrigens 500 Liter Blut durch das Euter. 45 bis 50 Kilo Milch gibt eine Kuh täglich ab. … Daher brechen Milchkühe oft schon zusammen, bevor sie ihr vier- bis fünfjähriges Leben meist im Schlachthof beenden, da den Knochen zuviel Kalzium entzogen wurde.

Dagegen hält sich die Spaltschreibung bei anderen Wörtern, wo sie genauso unsinnig ist:

Die Kieler Schullandschaft steht vor einem solch tief greifenden Wandel, wie es ihn so zuvor wohl noch nie gab.

Team-Mitbesitzer Gerhard Berger bedachte Vettel mit Vorschusslorbeeren und bezeichnete dessen Verpflichtung als „den besten und nahe liegendsten Schritt“.

Jobst Plog (66) … erhält laut einem Bericht des „Focus“ dennoch eine Zeit lang weiterhin Bezüge vom Sender.

An die ss-Greuel werden die Bürger durch medialen Dauerbeschuß gewöhnt:

Anschlussstellen – Schlussszene – Schlusssteigerung

Alles „Rauhe“ mit „h“ ist angeblich zu schwer für Schüler und Wenigschreiber.
Das scheint aber nicht für das überhandnehmende „Haileid“ zu gelten, das jedoch „Highlight“ zu schreiben ist und das gute, alte „Glanzlicht“ ersetzen soll:

Das große Highlight wird sicher der Improvisationskurs von Bobby Mc Ferrin.

Als besonderes Highlight laden die Künstler alle Kinder in die Artistenschule ein …

Heute zum Festvalauftakt sorgt der algerische Star AkliD dabei gleich für ein ers-tes Highlight.

Wer sich wehrt, wird denunziert, auch als renommierter Professor. Zumindest der RCDS versucht jetzt, seine Vortragenden zu schützen:

Streit der Hochschulgruppen vertagt
Kiel
- Der schleswig-holsteinische Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) hat sechs Kieler Hochschulgruppen verklagt. Grüne, Jusos, Linke, Buena Vista, die Fachschaftsliste und die PPM-Stimme sollen nicht mehr behaupten dürfen, der RCDS „lasse zu Positionen, die im Umfeld von Neonazis und Unbelehrbaren Gang und Gäbe seien, fehlende Distanz erkennen" (wir berichteten). Gestern trafen sich die politischen Unigruppen vor dem Amtsgericht….


Währenddessen geht die „erleichternde“ Anglifizierung unserer Sprache und Schrift weiter:

Am Freitag kann Kiel mit einem Benefiz-Open-Air für einen guten Zweck feiern – und ein mögliches Sommerhighlight erleben. … Das Einzige, was wir nicht beeinflussen können, ist das Wetter“ … Die Band weiß auch, warum sie Mundart so gerne verwendet: „Berliner Schnauze bounct einfach. Viele Reime und Formulierungen würden auf Hochdeutsch nicht funktionieren. … Punk’n’Roll vom Feinsten. Er beschallt die anschließende Aftershowparty in der Festung Falckenstein.

Bei „to bounce“ ist das „e“ für die „c“-Aussprache unerläßlich.

Übrigens: Erinnert nicht das Wort „Aftershowparty“ an das Vorzeigen von „Arschgeweihen“ (Tätowierungen auf dem verlängerten Rücken) bei Motorradrocker-Treffen?

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2007 um 09.43

Auf Seite 1 finden wir an Reformschreibung nur ein „dass“ und ein „muss“, und auf den ersten vier Seiten betreffen 54 Prozent der „neuen“ ss die „dass“ – die völlig wertlose, aber einschneidende ss-„Reform“.

Chinas Staatsfeind Nr. 1 heißt Timo Boll
Das provokante Motiv, mit dem das Tischtenni-Ass in zehn deutschen Städten für die Deutsche Sporthilfe wirbt, hat einen realen Hintergrund. Boll: „In China gibt es eine offizielle Liste mit internationalen Staatsfeinden des Sports. Darauf steht auch mein Name, ziemlich weit oben sogar.“


Praktisch: Das neue „s“ am „As“ wurde vom Tennis genommen.
Im politisch korrekten neuen Duden müßte eigentlich ein Warnhinweis stehen, daß man das neue „Ass“ (engl./am. „Esel“, „Arsch“) nicht in Verbindung mit englischen Wörtern gebrauchen sollte – ähnlich wie der viel sagende Ratsvorsitzende Zehetmair vor dem „Urin-stinkt“ warnte (und das als Verbesserung an der „Reform“ verkaufte).

Also: Vorsicht vor dem „British-Open-Ass“!

Der Ire Padraig Harrington hat die große Chance genutzt und sich mit dem Sieg bei der 136. British Open der Golfer den Lebenstraum vom ersten Major-Titel seiner Karriere erfüllt.

Sonst finden wir hypertrophe Großschreibungen:

Schweigen im Interesse der Anderen
vorgestern Abend,

Tier sucht Heim
[Kätzchen] Die Zwei sind sehr lieb, zutraulich und schmusig.


und sinnlose Trennungen:

selbst gesteckt, übrig bleiben, so genannt

Childhood Foundation … jene Organisation, die von Königin Silvia gegründet wurde und die weltweit Projekte für hilfebedürftige Kinder und allein stehende, junge Frauen finanziert.


„Für mich steht die »allein stehende Frau« als Beispiel für Schwachsinn obenan....“ (Albrecht Nürnberger, dpa-Bearbeiter der „Reform“ für die Nachrichtenagenturen 1999)

Ach ja, Königin Silvia besuchte unser Dorf:

Silvias Lächeln ließ die Regenwolken vergessen
Königlicher Besuch beim Golfclub Uhlenhorst zum Childhood Charity Golf & Race

Dänischenhagen - … Unter Regenschirmen erwarten Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Kiels Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz sowie Eckhard und Bettina Sindt die schwedische Monarchin und Schirmherrin des Benefiz-Tages… Dann ist sie da: In einem roten Mantel und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht lässt Königin Silvia für einen Moment die Regenwolken vergessen… Vor acht Jahren hat sie die Childhood-Stiftung gegründet, die sich weltweit für Not leidende Kinder einsetzt. … Nachdem Königin Silvia im Golfmobil das Turnier mit Teilnehmern wie Tom Meggle (Cartier Deutschland) und Dieter Vogel (Bertelsmann) besucht hat, geht es weiter Richtung Strande…


Nur mühsam kehrt das Wort „notleidend“ in die Schreibprogramme zurück. 1998 hatte Frau Volquartz im NDR-Interview noch die Entscheidung des Volkes gegen die „Reform“ der damaligen Kultusministerin Gisela Böhrk verteidigt. Heute haben Stadtbedienstete unter ihrer Regie den Eindruck, daß man ihnen bewußt fertige Textbausteine vorsetzt, um die Durchsetzung der „Reform“ sicherzustellen.

Für den Widerstand gegen die „Reform“ sind es eben [S. 8] ...
Lausige Zeiten … Die Plagegeister sind nicht immer leicht zu erkennen. Sie sind gräulich

„greulich“ oder „gräulich“? Der Leser stockt reformgemäß und muß dann aufgeklärt werden:

… oder hellbraun und, wenn sie sich mit Blut genährt haben, rötlich.

Nicht nur die traditionelle Rechtschreibung wird durch die Regierungen willkürlich zerstört. Ähnliche regierungsamtliche Betriebsamkeiten in anderen Bereichen folgen dem bekannten Muster.

Professor Dr. Herbert Zickfeld, Prorektor der Fachhochschule Kiel, fand deutliche Worte:
Die .Freude über den erfolgreichen Abschluss eines anspruchsvollen Studiums werde getrübt von der Zerstörung der traditionsreichen Bauschule. … Zickfeld kritisierte die Entscheidung als „inhaltlich falsch, politisch willkürlich und sehr problematisch in der Art des Zustandekommens“.


„Für mich ein schmerzlicher Augenblick. Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass ein voll intakter und leistungsfähiger Fachbereich aufgegeben wird." Joachim Kandzora, ehemaliger Bauschul-Professor.

Die Entscheidung der Landesregierung war inhaltlichfalsch und politisch willkürlich..." Herbert Zickfeld, Prorektor der Fachhochschule Kiel.


Anstelle der zerstörten Kulturschreibung bringt der neue Duden jetzt politisch korrekte Belaberung:

»Die Bezeichungen Zigeuner, Zigeunerin werden heute vielfach als diskriminierend empfunden. Deshalb sollten diese Menschengruppen lieber als Sinti und Roma bezeichnet werden.«


Experimente gibt es diesmal weniger beim Musikfest in Stocksee, das sich unter den Motto „Musica Paprika“ ganz der wohl bekannten Exotik und der Folklore des aktuellen Festival-Gastlandes verschrieben hat…. Das Gryllus Quartett … zeigt, dass ungarische Folklore mehr ist, als das Klischee von der Zigeunermusik.

Wir verstehen: „Die vermutlich bekannte Exotik der Sinti- und Roma-Musik …“


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2007 um 13.44

Marcel Reich-Ranicki hat die „Rechtschreibreform“ ein „nationales Unglück“ genannt und gesagt, er wolle unsere Klassiker nicht in neuer Rechtschreibung lesen. Das steht ihm frei, anders als der jungen Generation, die dem sinnlosen Reformamoklauf der Kultusbürokratie ausgesetzt ist. Die Jugendliteratur ist so gut wie gleichgeschaltet:


Wenn der Zauberlehrling allein gelassen...
[…] Unvergessen der schicksalhafte Ausruf: „Walle, walle/ manche Strecke/dass, zum Zwecke,/Wasser fließe/ und mit reichem vollem Schwalle/ zu dem Bade sich ergieße!" - so versucht der vom Meister allein gelassene Zauberlehrling sich an seiner Zauberkraft und instruiert einen Besen, ihm zu Diensten zu sein. Das Unglück beginnt... und schließlich, als alles fast zu spät ist, kommt der Meister wieder und muss es richten.
Supergeschichte und Supergedicht also, das nun von der Hamburger Illustratorin Sabine Wilharm modern bebildert vorliegt. Man kennt ihren Strich von den Covern der Harry-Potter-Bücher […]
Johann Wolfgang von Goethe: Der Zauberlehrling. III. Sabine Wilharm, Kindermann Verlag, 24 S., 14,50 €


Die „neuen“ ss sind der heimtückische Dolchstoß in das Herz der klassischen Rechtschreibung – und dabei noch nicht einmal erleichternd für das Schreiben, wie die häufigen Fehlanwendungen zeigen:

Und London wird zur bevorzugten Anlaufstelle für die russischen Superreichen, die die Hauspreise in die Höhe treiben oder Fussballclubs der „Premier League“ aufkaufen.

Dagegen werden übliche Eigennamen jetzt zwangsläufig falsch gelesen:

ver.di-Sprecherin Cornelia Haß

In der Provinz ist erstaunlicherweise die neue Assschreibung noch nicht angekommen.

Josef Pasenbeck aus Duisburg vom Verein Joker Oberhausen staunt nicht schlecht, als er seine Karten aufnimmt: Mit vier Buben, Kreuz As sowie As, Zehn, Dame Neun und Acht von Pik kann er es sich leisten, ein Grand Ouvert zu spielen. (Eckernförder Nachrichten)

Andere Reformfolgedummheiten halten sich dagegen hartnäckig

Pro SiebenSat.1 streicht Jobs …. Ziel sei es, die Programmbudgets so Erfolg versprechend wie möglich einzusetzen.

Nicht alle sind Fehler der Korrektur-Software:
China ist bereits stärker als Deutschland … Jetzt könnten die wachsenden Grauzonen in der Bargeld betriebenen Wirtschaft eine weitere Neueinschätzung erfordern. dpa
Der Altenholzer Bürgermeister Striebich soll zu den Bauhof-Streigkeiten gesagt haben: Im Übrigen mache er darauf aufmerksam, dass ein Passus im Schreiben rechtswidrig sei. …. Er sehe einem Bruch gelassen entgegen. Inzwischen zeichne sich eine „viel versprechende neue Partnerschaft“ ab. (Eckernförder Nachrichten)

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Vielleicht ist er mal Lehrer gewesen, denke ich. Ich hab die Tür noch gar nicht zu, da legt er schon los. Zwei Jungen, höchstens 14 oder 15, sehen ihn an. „Na, wißt jhrs denn nicht?" fragt er. Sie betrachten unsere Flossen und dann die Taschen. „Wir wollen zur Nordsee", sage ich. Sie schütteln den Kopf. „Bitte. Da ist Meer los!" sagt er. „Na los", sagt er. Endlich nehmen sie die Zettel. Wir laufen in Richtung Fußgängerzone.«

Die Erzählerin liegt mit ihrer Vermutung knapp daneben: Nicht Lehrer, sondern Kunsthistoriker ist ihr Kollege gewesen, bis sein Arbeitsplatz an der Universität aus Kostengründen gestrichen wurde. Jetzt hält er sich mit solchen Jobs wie dem Verteilen von Handzetteln im Froschkostüm über Wasser. Um gebrochenen Biografien geht es in diesem Roman, dessen einzelne Kapitel über den gemeinsamen Schauplatz - ostdeutsche Provinz in der Nach-Wendezeit - und rund 40 episodenhaft miteinander in Beziehung tretende Figuren verbunden sind, so dass sich beim Lesen ein fragmentarisches, der nicht-literarischen Wahrnehmung angenähertes Bild ergibt. Der Autor kommt aus Ostdeutschland, war Dramaturg am Theater und Mitbegründer einer Zeitung, bevor er als Schriftsteller Erfolg hatte. Schon für sein Romandebüt wurde er mit diversen Literaturpreisen bedacht, mit dem zweiten Roman wurde er auch einem breitem Publikum bekannt.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Jörg Fauser: Der Schneemann. Gewonnen hat Christine Schweda. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 23. Juli an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/903-2895, Fax 903-2896, E-mail: literaturraet-sel@kieler-nachrichten.de


Ingo Schulze “Simple Storys”, noch in kultivierter Rechtschreibung. Der englische Titel erfüllt schon die Vorschrift der “Reform”, nach der der richtige englische Plural “stories” falsch sei.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.07.2007 um 09.49

Schleswig wacht künftig über die Verfassung
Kiel
- Selten waren sich die Fraktionen so einig: Mit der ersten Lesung eines gemeinsamen Gesetzentwurfs von CDU, SPD, FDP, Grünen und SSW hat der Landtag gestern die Grundlage für die Einrichtung eines Landesverfassungsgerichts geschaffen. Über die Frage des Standortes gab es dabei keine Meinungsverschiedenheiten mehr. In der Abwägung zwischen Lübeck und Schleswig hatte schließlich die Schleistadt die Nase vorn, weil dort mit den Obergerichten bereits die nötigen Strukturen vorhanden seien. Schleswig sei somit die effektivste und kostengünstigste Lösung. Das Gericht soll seine Arbeit zum 1. Januar 2008 aufnehmen. Schleswig-Holstein wird damit als letztes Bundesland ein eigenes Verfassungsgericht erhalten. Als höchste juristische Instanz soll es künftig bei Streitigkeiten über die Auslegung der Landesverfassung urteilen. Bisher mussten schleswig-holsteinische Streitigkeiten vor dem Bundesverfassungsgericht ausgetragen werden - was sich häufig über Jahre hinzog. Das neue Gerieht soll aus sieben ehrenamtlichen Richtern bestehen, sie sollen sechs Jahre amtieren, eine Wiederwahl ist möglich. Das Gericht soll künftig nur dann zusammentreten, wenn es angerufen wird. std


Die Beschwerde gegen die Annullierung des Volksentscheids zur „Rechtschreibreform“ ging 1999 an das Bundesverfassungsgericht und wurde dort aus formalen Gründen nicht angenommen. Bis heute ist daher der Putsch der Volksvertreter gegen das Volk verfassungsrechtlich nicht überprüft.

Dennoch machen die Zeitungen im Norden anscheinend mit gutem Gewissen bei der „Reform“ mit und Klaus Kramer (stellv. Chefredakteur der KN) läuft noch einmal zur alten Reform-Hochform auf:

Zur „political correctness“ scheint auch zu gehören, über Himmel schreiendes Unrecht in Migrantenfamilien hinweg zu sehen: …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.07.2007 um 10.33

Comeback in Gold: Schröder hat wieder einen Platz im Kanzleramt

Genau 593 Tage nach seinem Auszug kehrte Gerhard Schröder gestern ins Kanzleramt zurück - zur Übergabe seines offiziellen Porträts für die Kanzlergalerie. Ganz in Gold stellte der kürzlich verstorbene Maler Jörg Immendorff seinen Freund Schröder dar und fügte als Beigaben einen abstrahierten Bundesadler sowie sich selbst, an der Nervenkrankheit ALS zerbrechend, hinzu. Altkanzler Schröder hängt jetzt neben seinem Vorgänger Helmut Kohl – und, „wann auch immer", wandte er sich gestern mit einem süffisanten Lächeln an die Hausherrin, irgendwann werde Angela Merkel neben ihm hängen. Foto dpa


Nun, das kommt uns bekannt vor: Am 15.09.1999 wollten die Parteien des Kieler Parlaments, bevor sie einträchtig den Volksentscheid annullierten, erstmal ihre Unabhängigkeit zur Schau stellen. Heide Simonis, der gerade vorgeworfen worden war, Volker Rühe „Kotzbrocken“ genannt zu haben, beschwerte sich ihrerseits, Wolfgang Kubicki habe sie „hängen“ lassen wollen, während der beteuerte, nur ihr Ölbild als gewesene Ministerpräsidentin gemeint zu haben.

Die dort begonnene Große Koalition gegen das Volk fand jetzt ihre amtliche Fortsetzung:

[Bild]

Stellten gestern die Beschlüsse der Großen Koalition vor; Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave, Finanzminister Rainer Wiegard (Mitte) und die Chefs der Regierungsfraktionen, Lothar Hay (li.) und Johann Wadephul. Foto JKK

Ute Erdsiek-Rave, das war die ehemalige Grundschullehrerin, die 1999 gegen den Willen des Volkes die „Rechtschreibreform“ an den Schulen wieder durchsetzte und ihr Fortbestehen in leicht kastrierter Form 2006 sicherte. Der ehemalige Lehrer Lothar Hay hätte gern den Volksentscheid durch Verlegung auf ein anderes Datum scheitern lassen. Aus seinem Umfeld kamen die Leute, die Volker Rühes Examensarbeit zu Wahlkampfzwecken ausspähen sollten. Er selbst hatte den anonymen Parteigenossen, der die dreiste Simonis nicht wieder zur Ministerpräsidentin wählen wollte, als „Schwein“ bezeichnet – mit einem Wort, eher ein Vollblutpolitiker als ein Pädagoge. Johann Wadephul hat sich ebenfalls um die „Reform“ sehr verdient gemacht, nachdem der widerstrebende CDU-Landeschef Peter Kurt Würzbach kaltgestellt worden war.

Um das Volk wegen der nichtsnutzigen Realschulvernichtung (nach der nichtsnutzigen „kostenneutralen“ Rechtschreibreform) zu beruhigen, haben sie sich einen neuen Schwindel ausgedacht: Die Lehrer, die angeblich durch die sinkenden Schülerzahlen eingespart werden könnten, werden in Geld umgerechnet und als neue „Investition“ verkauft:


Eine Extraportion Unterricht
Land will zwischen 2010 und 2020 insgesamt 540 Millionen Euro in die neuen Gemeinschafts- und Regionalschulen investieren

Kiel - Für die neuen Gemeinschafts- und Regionalschulen gibt es eine Extraportion Unterricht. Das Land will zwischen 2010 und 2020 eine Summe von 540 Millionen Euro investieren, was einem Volumen von mehr als 1300 Lehrerstellen entspricht.


Uta Wilke kommentiert:
Dennoch wird es einige Zweifler geben, die sich fragen, warum der „Demografiegewinn“ aus dem prognostizierten Rückgang der Schülerzahlen nicht vollständig den Schulen zu Gute kommt.

Die gewissenhafte Kommentatorin ist offensichtlich beim traditionellen „zugute kommen“ ratlos. 2004 war der totale Trennfimmel dort noch nicht angekommen. Und nun hat der bremsende, aber Reparaturarbeit vortäuschende „Rat für die deutsche Rechtschreibung“ nach Laune die entgegengesetzt extreme Schreibung „zugutekommen“ kreiert.

Ansonsten wird reformgemäß weiter gespalten, was sonst ein Begriff war:

Kämpfe mit schwer bewaffneten Extremisten

eine nahe gelegene Polizeiwache

Da der Gerichtsbeschluss erst nach Beginn der Warnstreiks erging, war der Bahnverkehr vielerorts bereits lahm gelegt. (Immer falsch)

Auch die Großschreibung treibt amtliche Stilblüten:

Mit Johannes Polgar sprach Jens Kunkel
Platz 13 entsprach bei Weitem nicht Ihren Erwartungen. Wie konnte das passieren


Die Weitsprung-Weltmeisterin sagte: „Bei Weitem habe ich nicht die Probleme meiner Kolleginnen“.

Beach-Asse treffen sich in Berlin
„… Es wäre schön, wenn wir als Erster direkt ins Achtelfinale einziehen könnten“, sagt die 29-jährige gebürtige Potsdamerin.


Meint unser „Beach-Ass“ nun als „Erste“ oder „als erste“ ?

Fotosafari wurde zum Albtraum
Deutsches Ehepaar in Namibia überfallen – 56-Jähriger erschossen
… Auf dem Weg nach Swakopmund hatten die Beiden einen Stopp eingelegt … Der Mann habe im Metall verarbeitenden Gewerbe gearbeitet …


Mit Hilfe von Ferngläsern können sich Besucher zum Beispiel in die Urzeit „beamen“ und Zähne fletschende Raubsaurier brüllen hören.


Mithäftling gefesselt und gequält
Auf Nachfragen des Gerichtes räumten die Angeklagten ein, das Opfer sei schon früher des Öfteren gepiesackt worden.


Siehe Glosse „des Öfteren“:

http://www.nachrichtenbrett.de/Forum/showthread.php?threadid=104&pagenumber=6

Und dann war da noch das …

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was ?

»Sie nahmen ein Taxi. Blum hatte den Eindruck, dass jemand hinter ihnen herfuhr, aber dagegen war nichts zu machen. Wer ihn finden wollte, konnte ihn finden. Wo hätte er sich verstecken sollen? Mit 5 Pfund Koks konnte man sich nicht verstecken, nicht, wenn man das Zeug zu Geld machen wollte. Und jetzt hatte er sich auch noch eine Blondine aufgehalst, eine blonde Kifferschlampe, womöglich von den Bullen gesucht, aber er brauchte das ja.«

Als dieser in „hard-boiled "-Manier geschriebene Krimi 1981 erschien, war er ein Novum, denn er hatte seinen Handlungsmittelpunkt nicht nur in Deutschland, er war auch noch von einem deutschen Autoren geschrieben. Es ist die Geschichte eines Loosers, der von seinem (guten?) Instinkt immer mal wieder im Stich gelassen wird und sich, als ihm 5 Pfund Kokain zufallen, zunehmend in die Rauschgiftszene verstrickt. Eine spannende, etwas schnoddrig erzählte Geschichte, voll von Menschen- und Milieustudien. Der Autor arbeitete hart an diesem Buch, mit dem er endlich einmal richtig Geld verdienen wollte. Was ihm gelang. Entsprechend geehrt fühlte er sich, als kein geringerer als Marius Müller-Westernhagen die Titelrolle in der Verfilmung übernahm. 1987 kam der gerade im Rotlichtmilieu recherchierende Autor unter mysteriösen Umständen auf einer Autobahn nahe München ums Leben.
Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Gottfried von Straßburg, Tristan. Gewonnen hat * * *. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 16. Juli an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/903-2895, Fax 903-2896, E-mail: literaturraetsel@Kieler-nachrichten.de


Jörg Fauser „Der Schneemann“.

Das „dass“ ist ein Hinweis darauf, daß der Text einer neueren, durch Neuschreib verferkelten Ausgabe entnommen sein könnte. Im Verdacht steht die Krimireihe von Süddeutsche Zeitung/Bibliothek, die schon Umberto Ecos „Der Name der Rose“ auf stümperhafte Weise und ohne Genehmigung von Autor und Übersetzer verstümmelt hat (Vorgang hier im Archiv).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2007 um 12.32

Nötig ist eine nationale Bildungsstrategie"

Mit Ernst-Dieter Rossmann, SPD-Bildungsexperte, sprach Frank Lindscheid

„Im Interesse der jungen Menschen liegt es, dass wir möglichst wenig Schulabbrecher haben, die später auf Kosten des Steuerzahlers aufgefangen werden müssen. Deshalb brauchen wir eine nationale Bildungsstrategie…“.


Eine solche „nationale Bildungsstrategie“ genießen wir in Auswahl seit elf Jahren: die „Rechtschreibreform“.

Alles, was Rossman dazu einfällt, ist die Forderung nach Unterwerfung:

„Auch wenn die neuen Rechtschreibregeln nicht bei allen Teilen der Bevölkerung auf Gegenliebe stoßen, sollte unserer Meinung nach die Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung mit dem neusten Kompromiss beendet werden.

Sowohl bei der ersten Rechtschreibreform als auch jetzt ist eine großzügige Übergangsregelung (bis zum 31.07.07) vorgesehen, nach der die überholten Schreibweisen ein Jahr lang nicht als Fehler bewertet werden. Somit haben Lehrer, Schüler, aber auch alle Bürger unseres Erachtens ausreichend Zeit, sich an die neuen Schreibregeln zu gewöhnen.“
(Schreiben Rossmann v. 24.4.2006 an die Bürgerinitiative)

Die Träume vom leichteren Schreiben sind geplatzt, aber Platzangst haben die Schreibdiktatoren nicht: „Plazierungen“ bleiben weiter verboten.
Bei Neuemissionen sind gute Information und Geduld entscheidend
Die meisten Neuplatzierungen notierten bereits zum Handelsschluss am ersten am ersten Handelstag unter dem Abgabe preis. „Die Platzierungen am ersten Handelstag sind nicht berauschend verlaufen“, …Auch die Platzierung des Großmotorenherstellers … wartete am ersten Handelstag mit Kursverlusten auf …Trotz mehrfacher Überzeichnung lag der Schlussstand bei 23, 95 Euro.


Der Supermarkt „Plaza“ soll aber weiterhin nicht „Platza“ geschrieben werden müssen.

Auch ein „Bildungsexperte“ der Konkurrenz hinterließ Spuren in der Zeitung:

Wissenschaftsstaatssekretär und Vorsitzender des Aufsichtsrats [des Universitätsklinikums], Jost de Jager, …

Jost de Jager hielt am 15.9.1999 im Kieler Parlament die Kapitulationsrede der CDU zur „Rechtschreibreform“. Dafür ist er bei nächster Gelegenheit mit einem Posten belohnt worden. Man kommt ja herum: de Jager galt an der Uni als der größte Dünnbrettbohrer seiner Zunft.

Ein As war er jedenfalls nicht, anders als „French-Open-Ass“ Berdych:

Der 21 Jahre alte French-Open-Sieger bezwang in der Runde der letzten Acht den Tschechen Tomas Berdych ….

Halter kleiner Tiere wie Kaninchen oder Hamster sollten wiederum bei der Auswahl der Möbel Acht geben.
Acht und Bann über diese Schreibung, wie auch die folgende:
Richard Pound offenbarte, „ eine Hand voll internationaler Fachverbände befindet sich nicht in allen Punkten in Übereinstimmung mit dem WADA-Code“. [Anti-Doping-Agentur]

Die bewährte „Handvoll“ hat die zehnjährige Ausrottungskampagne einigermaßen überstanden:

Fundsachenversteigerung
Eckernförde – 56 Fahrräder, eine Handvoll Handys, Armbanduhren und schi-cker Modeschmuck


„Wir würden uns ja selber wehtun [Springreiter]

Traditionell üblich ist „weh tun“. Vermutlich wurde die Zusammenschreibung vorgeschrieben, weil man sonst analog zum inzwischen wieder aus dem Verkehr gezogenen „Leid tun“ auch „Weh tun“ hätte schreiben müssen. Als dann die peinliche Unmöglichkeit von „Leid tun“ auch den Kultusministern dämmerte, hat man „leidtun“ verfügt, weil man sonst hätte zugeben müssen, daß nichts reformbedürftig war.

[Hannes Hansen zur Ausstellung „Ungarische Avantgarde“] … Aber wer kennt Künstler wie Gyula Pap, Farkas Molnár, Lajos Kassák oder Béla Uitz? Von letzterem ist in Heikendorf das beschwingt farbenfrohe Aquarell Fabrik zu sehen … den Einfluss Céza – nnes

Die skurrile Großschreibung „Letzterer“ ist nach der „Neuregelung“ Pflicht!
Die Trennung Cézannes ist die logische Fortschreibung der „Ma-cken“-Trennweise.

Steinzeitdorf im Archäologisch-Ökologischen Zentrum Albersdorf (AÖZA) … mit großem Parkplatz und einem demnächst fertig gestellten Servicegebäude mit Toiletten.

… aus Fertigteilen hingestellt?

Solche Schreibungen sollten nach dem 1. August eigentlich nicht mehr vorkommen:

… Bekämpfung so genannter Flatrate-Partys … bei genauerem Studium der Zahlen zeigt sich dennoch auch eine Besorgnis erregende Entwicklung.

Hier spielt aber vermutlich jemand mit reformähnlicher Falschschreibung:

Bereits seit 40 Jahren Weg weisend
Kieler Leuchtturm hat als Lotsenversetzstation noch eine Zukunft
Dagmar Karsten von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord sieht noch Untersuchungsbedarf. „Es hat sich in den vergangenen Jahren in der Schifffahrt viel verändert …“


Schade, daß ich keine Gewährsleute mehr in der Schiffahrtsdirektion habe. Zu gerne hätte ich dort einige Flüche über das dritte „f“ erfahren.


Eine optische Erholung ist der Roman „Friesenblut“ von Olaf Schmidt. In dieser Folge könnte man meinen, er habe die Vorzüge reformfreier Schreibweisen vorführen wollen:

Fabricius, der kein Wort verstand, schaute Hansen ratsuchend an… Aus der Hütte trat eine zwergenhafte Gestalt heraus, ein alte Weib von furchteinflößender Häßlichkeit… Es nickte ab und an mißbilligend und stieß dabei die greulichsten Flüche aus ….

Auch eine Traueranzeige verwendet wie selbstverständlich die traditionellen ß, die sonst den Verstorbenen mit einer gewissen Pietätlosigkeit verweigert werden:

Leuchtende Tage,
nicht weinen, daß sie vorüber
sondern lächeln, daß sie gewesen


Und selbst in Rendsburg scheint ein Platz immer noch dem Anpassungseifer gemeindlicher Lokalpolitiker entgangen zu sein:

Rendsburg plant Hafenquartier
An die Obereider geht es vom angrenzenden Schloßplatz aus … Es begann vor drei Jahren mit der Sanierung des Schloßplatzes




– geändert durch Sigmar Salzburg am 11.07.2007, 19.29 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.07.2007 um 18.31

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Als nun das Mädchen und der Mann,/ den Trank getrunken hatten - schon/ war der Menschheit Unrast da,/ LIEBE, Fallenstellerin der Herzen,/ stahl sich in beider Herz hinein./ Bevor sie etwas davon merkten,/ hisste sie die Siegesfahne,/ unterwarf sie ihrer Macht./ Die vorher zwei und zwiegeteilt,/ sie wurden eins und ungeteilt«

Eben hatte der umfassend gebildete Held noch dem Drachen die Zunge herausgeschnitten, nun sitzt er mit seiner dafür erhaltenen Trophäe, der wunderbaren Königstochter, auf dem Schiff und fährt zurück nach England. Und anstatt die Schöne für sich zu behalten, hält der Held sein Versprechen und nimmt die Königstochter als Frau für seinen König mit- verdammt loyal! Doch auf der Überfahrt nach England nehmen beide aus Versehen einen Zaubertrank ein, Ergebnis siehe oben: Endstation Liebe. Dieses im 13. Jahrhundert entstandene Versepos ist wie ein Aufschrei für die Stunden, Minuten absoluten Liebesglücks. Sie werden höher gehandelt als die daraus resultierende gesellschaftliche Superkrise. Und so finden die Ehebrecher ihr Liebesglück in der Minnegrotte - dem allegorischen Gegenstück zur „Gralsburg" - einer Erfindung des Dichterkollegen (und Feindes!) Wolfram von Eschenbach.


Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 9. Juli an Kieler Nachrichten, „Uteraturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/ 9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Ab Vers 11707 aus Tristan und Isolde von Gottfried von Straßburg

Nu daz diu Maget unde der man,
Isot unde Tristan,
den tranc getrunken beide, sâ
was ouch der werlde unmuoze dâ,
Minne, aller herzen lagærîn,
und sleich zir beider herzen în


Die Übersetzung dürfte von Dieter Kühn stammen (2003 S. Fischer Verlag). Mir liegen Leseproben in klassischer Schreibung vor. Das Reform-ss befremdet insofern. Aber S. Fischer ist ja nicht zimperlich:

http://www.nachrichtenbrett.de/Forum/showthread.php?threadid=268

Literarische Altertümer werden auch aus der Lübecker niederdeutschen Scene gemeldet:

Auf eine Reise fast 500 Jahre zurück nimmt die Niederdeutsche Bühne Lübeck ihre Zuschauer bei der Aufführung des niederdeutschen Jedermanns, „De Dütsche Schlömer“ von Johannes Stricker mit.

Drei Seiten weiter ist die Moderne bei ihm angekommen:

Damit ist der Weg frei für die Push-Mail für Jedermann.

Zum 5. Jahrestag hatte Martina Drexler am 1.8.03 den großen Reformdurchhalteartikel geschrieben:
„Es gibt kein Zurück mehr".. Nun hat es doch ein Zurück gegeben, wenn auch nicht im erhofften Maße. Aber sie will nicht (oder ihr PC):
Zur Kieler FDP … Doch die Partei ist überzeugt, dass die Vorteile ihrer Kandidatenkür überwiegen. Sie könnte damit Recht haben …
Allerdings hat sie auch die übertriebenen Reformverrenkungen ihrer Kollegen nie mitgemacht.

Aus Karlsruhe kommt wieder einmal ein …

Karlsruher Blankoscheck
Richter geben der Politik für Auslandseinsätze weitgehend freie Hand
Kurz gefasst darf die Trupe nahezu alles, solange es der Friedenswahrung im Nato-Gebiet dient…. Die Verfassungshüter warfen der Linksfraktion zudem vor, ihre Klage nicht rechtzeitig eingelegt zu haben. Der Antrag auf eine so genannte Organklage müsse innerhalb von sechs Monaten nach einem behaupteten Rechtsbruch der Bundesregierung eingelegt werden.


Von der unnützen Spaltmöglichkeit von „weitgehend“ wird selten Gebrauch gemacht. Dagegen haben die Bahnstreiks das lahme Legen zum Pressesport gemacht, obwohl es seit 2006 wieder falsch ist:

… Beginn des vierstündigen Warnstreiks, der bundesweit den Bertreib der Deutschen Bahn fast komplett lahm legte.

„Es wäre unschön und unklug, ausgerechnet den Pendlerverkehr lahm zu legen“, hieß es … dpa

Dank des drittens f geht es mit der deutschen Wirtschaft aufwärts:

Die deutschen Schiffsbau-Zulieferer freuen sich im Schlepptau des weltweiten Schifffahrts-Booms über eine gewaltige Auftagswelle.

Den Glimmstengel-Herstellern ist die „Reform“ anscheinend weniger gut bekommen.

Kurz nach der Auflösung des Verbandes der Cigarettenindustrie streben sechs Hersteller mit insgesamt 60 Prozent Marktanteil einen neuen Branchenverband ohne Beteiligung des Marktführers Philip Morris an.

In der Financial Times vom 02.07.2007 glossierte Tobias Bayer:

Der Verband der Cigarettenindustrie (VdC) löst sich auf. Er zieht die Konsequenz aus der Rechtschreibreform. Ihm blieb nichts anderes übrig, da das Kürzel "VDZ" schon von Zoodirektoren, Zeitschriftenverlegern, Zementwerken und der Zentralheizungswirtschaft beansprucht wird. Eine Verschmelzung mit dem VdK lehnte dessen Präsident ab. Hier handelt es sich klar um eine erzwungene Auflösung.

Neulich brachte das Fernsehen nachts eine Dokumentation über die Einflußnahme der Zigarettenindustrie auf Politik und Forschung, u.a. mit Hilfe von Stiftungen. Da drängte sich förmlich der Vergleich auf mit anderen „uneigennützigen“ Stiftungen, die im Bildungswesen den Regierungen die Arbeit abnehmen.


– geändert durch Sigmar Salzburg am 06.07.2007, 09.07 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.07.2007 um 07.32

Unfaßbar:
Nach zehn Jahren Kritik am großen „Leid“ der „Reform“ und eineinhalb Jahre nach dem entlarvenden Zusammenbruch dieser Neuregel gibt es bei dpa Leute, die anscheinend nichts mitgekriegt haben:


Lieder für Diana
An die harten politischen Realitäten erinnerte auch Prinz Harry mit einer Grußbotschaft an die Kameraden seiner Einheit, die derzeit im Irak eingesetzt sind. „Ich wünschte, ich wäre bei euch. Es tut mir Leid, dass ich es nicht sein kann“, sagte Harry. … dpa


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.06.2007 um 13.44

Laut Rat läuft Umsetzung der umstrittenen Rechtschreibreform rund

Mannheim (dpa) - Die Umsetzung der umstrittenen Rechtschreibreform läuft nach Ansicht des Rates für deutsche Rechtschreibung rund. "Insgesamt wurde uns bestätigt, dass das amtliche Regelwerk in Deutschland so gut wie problemlos übernommen wurde", sagte der Vorsitzende des Rats, der frühere bayerische Wissenschaftsminister Hans Zehetmair, in Mannheim. Nach jahrelangem Streit war die Rechtschreibreform mit ihren bundeseinheitlichen Regelungen zum 1. August 2006 eingeführt worden.

http://www.kn-online.de/artikel/2172571


Die Umsetzung „läuft rund” (rotiert auf der Stelle?). In der Pressekonferenz kam zum Schluß doch noch zum Ausdruck, wozu der ganze Ratszirkus diente: dazu, daß Springer, Spiegel und FAZ „eingetütet“ wurden, wie Zehetmair entlarvend formulierte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2007 um 09.16

Irina Palm (Sam Gabarski,
GB 2007). Die dicke Maggie
zieht meistens den Kürzeren,
bis sie in einer Sexkabine
Hand anlegt. Prompt geht es
aufwärts. Geschmeidige Komödie
mit Marianne Faithfull.
Neues Studio: Do-Mi 15.30, 17.45,
20.15 Uhr.


(Aus KN v. 21.6.07, S. 10 „Alle Filme“)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.06.2007 um 07.57

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Eltern sind schon genug gebeutelt
Betr.: Kosten für Schülerbeförderung
….
Heute, im 21. Jahrhundert, sieht die finanzielle Lage vieler Eltern gänzlich anders aus: Arbeitsplatz Verluste, Hartz IV und 400-Euro-Jobs sowie die „Nichteinführung von Mindeststundenlöhnen“ stellen die Eltern von Schulkindern vor immer neue Probleme. Dazu kommt die wachsende Kostenbeteiligung der Eltern an den Lernmitteln (denken Sie an die gegen den schleswig-holsteinischen Bürgerwillen durchgeführte Rechtschreibreform).
Meines Erachtens sind die Eltern genug gebeutelt; schließlich haben sie die erneute Verlängerung der Schulwege und die anstehenden Gebietsreformen nicht zu vertreten: Schulpflicht beinhaltet in solchen Fällen auch die Pflicht der zuständigen Politiker, die betroffenen Eltern von Folgekosten freizuhalten.

Joachim Hachmeister,
Eckernförde


Nur noch selten darf Kritik an der „Rechtschreibreform“ und ihrer undemokratischen Durchsetzung in den Spalten der KN durchschimmern. Leserbriefe werden zudem ungefragt in die „neue“ Rechtschreibung konvertiert. Sogar historische Texte werden rückwirkend „angepasst“. Nur in bezahlten Kleinanzeigen erlaubt man sich das nicht – und dankenswerterweise auch nicht im Literaturrätsel:

LITERATURRATSEL
Wer schrieb was?

»Dazu aber ist zu sagen: daß unter all dem im 19. und 20. Jahrhundert mit am tiefsten die Künstler gelitten haben, gerade diejenigen, deren Auftrag es war, in furchtbaren Visionen den Sturz des Menschen in seiner Welt sichtbar zu machen. Es gibt im 19. Jahrhundert einen ganz neuen Typus des leidenden Künstlers, des einsamen, des irrenden, des verzweifelten, des am Rande des Wahnsinns stehenden Künstlers, den es früher höchstens als einzelnen gegeben hat. Die Künstler des 19. Jahrhunderts, die großen und tiefen Geister, haben oft den Charakter von Geopferten und sich Opfernden«
.
Seit der französischen Revolution, so die These dieses kunstphilosophischen Werks, schlittert die Menschheit zunehmend weiter in die innere Katastrophe. Die jeweilige Kunst wirkt hierbei, so die These, als Symptom und Symbol der Zeit. Mit der französischen Revolution und ihrer Forderung nach Gleichheit setzte der künstlerische Werteverfall ein; für die architektonische Herausforderung etwa bedeutete das, salopp gesagt: Die Hütte stand nun auf gleicher Stufe wie der Palast... die künstlerische Katastrophe mündete im Chaos der Moderne, einem „gestörten Gottesverhältnis“, dem völligen Wertezerfall - in der Füllung dieses entsetzlich gerissenen Loches, sieht der Autor die wahre Herausforderung der zeitgenössischen Kunst. Als das Werk 1948 erschien, jubelten die konservativen Kreise; Verfechter der Moderne, die nach der Nazizeit nun endlich Anschiuss an den künstlerischen Puls suchten, heulten dagegen empört auf. Das Buch wurde ein unerwarteter Erfolg, der die Moderne-Rezeption im Nachkriegsdeutschland entscheidend beschleunigte.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Kurt Kläber (Pseudonym Kurt Held), Die rote Zora. Gewonnen hat Christa Staffer, Kiel. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein im Wert von 20 Euro. Lösungen bis zum 26. Juni an die Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel, Tel. 0431/ 9032895, Fax 9032896, E-Mail literatur-raetsel@kieSer-nachrichten.de


„Verlust der Mitte” von Hans Sedlmayr.

Auf der gleichen Seite findet sich ein Wort zum Ungarn-Schwerpunkt des Schleswig-Holstein Festivals:

Wenn dann am Rande das kulturelle Erbe und die schönen Künste zur Sprache kommen, versteht man gleich vie besser, warum sich unter das lebenslustige Puszta-Temperament immer eine Träne mischt.
Nach Reformlogik hätte man die bisher übliche Schreibweise „Pußta” durch „Pussta” ersetzen müssen. Das sah wohl zu komisch aus. In freier Willkür will man daher nur noch die ungarische Schreibweise „Puszta” zulassen. „Gulasch“ soll aber aber immer noch so und nicht „Gulyás” geschrieben werden.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2007 um 11.17

Der Chefredakteur der Kieler Nachrichten, Jürgen Heinemann, ließ mir diese Ausgabe durch den Briefschlitz stecken und spricht mich in einem Begleitschreiben sogar (scheinbar) persönlich an:

Sehr geehrter Herr Salzburg, heute lade ich Sie ein, die schönsten Seiten Ihrer Heimat kennen zu lernen. Lesen Sie jetzt täglich die Kieler Nachrichten …

Außer dieser Reformspaltung und dem KN-Slogan „So viel Zeitung muss sein“ (früher: „Soviel Zeitung muß sein“) ist nichts Reformiertes zu sehen.
In dieser Montagsausgabe selbst findet sich auf Seite 1 kein einziges Reformsignal – außer einer „22-Jährigen“.
Auf Seite 2 gibt es dagegen 11 „neue“ ss – einschließlich 7 nutzloser „dass“ statt „daß“, davon eins falsch:

Die Sorge, dass könnte der FDP im Osten Stimmen kosten, wird in der Führungsspitze verworfen.

Auf Seite 6 finden wir eine weitere Folge des „erleichternden“ ss-Schreibens:

„RMS Kiel“: Wendig und abgasarm … Die Abgasreinigung erfolgt durch Harnstoffeinspritzung und Russpartikelfilter.

Solche massenhaft ins Volk induzierten Fehler werden in der Zeitung meist durch die Korrekturautomatik weggefiltert – der schöne Schein der Reformschreibung.

Einige natürliche Schreibweisen werden aber von den Korrekturprogrammen mitunter übersehen, z.B. auf S. 20 das unsinnige Verbot der Zusammenschreibung von „zuviel“:

Drei Jugendliche über 14 Jahren hatten zuviel getrunken …

Auch das Gebot der Zusammenschreibung von „weh tun“ wird mißachtet:

Eine Heuschrecke mit 400-Millionen-Gehalt
Den Konkurrenten, sagt Schwarzman, müsse man „richtig weh tun“ und sie dann „töten“.


Dabei fällt mir auf: Der Duden 23. Auflage verlangt noch ausschließlich „wehtun“ – verständlich, sonst hätte man analog zum schwachsinnigen „Leid tun“ auch „Weh tun“ vorschreiben müssen. Man hatte aber schon „leidtun“ aufgenommen, um das heftig kritisierte Verbot von „es tut mir leid“ aufzuweichen.

Im Reform-Reform-Duden 24. Aufl. ist „Leid tun“ entfallen und nur noch das (nie dagewesene) „leidtun“ verpflichtend beibehalten worden – angeblich auf Betreiben von Rechtschreibrat Peter Eisenberg, dem die traditionelle Schreibweise nicht in sein Beschreibungssystem paßte. Erstaunlich aber ist, daß „weh tun“ neben der unsäglichen Dudenempfehlung „wehtun“ wieder zulässig sein soll. Warum „leid tun“ dann immer noch verboten sein soll, bleibt unerfindlich.

In den Kieler Nachrichten wird über den viel gescholtenen Oskar Lafontaine berichtet:

Er wettert gegen die „Reformchaoten“, …

Die Fortsetzung lautet hier zwar:

… die den „sicheren Sozialstaat“ zerstört hätten …,

man könnte aber mit vollem Recht ergänzen:

… und die mutwillig die sichere Rechtschreibung zerstört hätten.

Das Bewußtsein dafür ist allerdings bei der Linken immer noch schwach entwickelt, obwohl auch linke Zeitungen wie die „Junge Welt“ standhafter als die FAZ gegen das Reforminteresse der Mediengroßkonzerne Widerstand leisten. Aber schon 1997 gab es in der PDS Leute mit besseren Einsichten:

„Intensivere Beschäftigung mit Für und Wider der Reform in der Parlamentspause hat bei mir eine ablehnende Position unumstößlich reifen lassen. ... (MdB Prof. Dr. Christa Luft, PDS, 19.08.1997)



– geändert durch Sigmar Salzburg am 19.06.2007, 18.21 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.06.2007 um 14.35

Ich habe schon mal einen Blick auf Seite 6 des Journals (Kinder, Spiele) geworfen:

Der große Grill-Meister-Test

Es fällt die höfliche Du-Anrede auf.
Trotz des Beliebigkeitvorbehalts im Regelwerk ist der geänderte Wortlaut ganz richtig als Rücknahme der „Reform“ in diesem Punkt verstanden worden. Im Zitat sollte allerdings kleingeschrieben werden. Das wurde die vorigen Male schon richtiger gemacht:

Aber Kiki sagt: „So einfach geht das nicht. Ich muss erst einmal testen, ob Du fit dafür bist.“

Die Schreibung „fitt“ – anders als „Tipp“ für „Tip“, ist nach dem Zufallsprinzip nicht eingeführt worden. Während der dazu passende „Tripp“ schon voreilig von einigen Reformprofiteuren verkündet wurde, muß der „Dipp“ wird wohl noch länger auf ein zweites „p“ warten:

Zu den Folienkartoffeln kannst Du entweder Butter oder einen Sour Cream Dip servieren.

In englisch-amerikanischen Wörtern mutet man den Kindern jede Schreib- und Leseschwierigkeit zu:

Zum Barbecue gibt es selbst gemachte, meist sehr scharf zubereitete Soßen.

Dafür gibt anderweitig eine Aussprachhilfe.

Was sind Cevapcici? (Sprich: Tschewaptschitschi)

Ganz ungemein erleichternd ist natürlich ein gut angerichtetes Wörterhack. Die Reformversion von „selbstgemacht“ hatten wir schon. Jetzt kommt noch die von „krebserregend“:

Um zu verhindern, dass das Fett von Fleisch und Wurst auf die Glut tropft (das kann Krebs erregend sein), sollte der Rost mit Alufolie belegt sein.

Geradezu mutig werden die Zeitungsmacher, wo sie einmal nicht „nachei-nander“ trennen:

Welche Zutaten kommen nachein-ander auf den Spieß?

In der rechten Spalte stehen die Spiele für die Großen – Schach und Bridge:

Aber im Tiebreak mit Schnellpartien (vergleichbar dem Elfmeterschießen im Fussball) unterlag er dann glatt.

Gehört man nicht gerade zur Kick-Ass-Scene, dann kann man Piek-Ass-Platzierungen beim Bridge genießen:

Pik-Ass hätte der Partner im ersten Stich gelegt….Da er ein Vierer-Pik verneint hat, waren seine Piks genau Ass, Dame, 7.



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.06.2007 um 15.45

Ein schmerzlicher Verlust:

Weltreisen – mit Leib und Seele Journalist –
Bücher schreiben – nie ohne Papier und Schreiber!
Keine Zeitung war vor ihm sicher!

Plötzlich und unerwartet hat unser gemeinsamer
Lebensweg sein Ende gefunden.

Karl-Ernst Jipp
* 15. 1. 1932 † 8. 6. 2007


Heute eine Anzeige der Landespressekonferenz:

In Gedenken an unseren
früheren Sprecher und
lanjährigen, engagierten
Kollegen


Am 6. Dezember letzten Jahres hatten die Kieler Nachrichten noch berichtet:

Exotin mit spannender Geschichte
Karl-Ernst Jipp hat ein Buch über die Geschichte der Strelitzie geschrieben


Wir haben Karl-Ernst Jipp zuletzt in unserer von Elternverein und Bürgerinitiative am 1. März 2006 veranstalteten Pressekonferenz im Landeshaus getroffen, an der er für die KNA teilnahm. Am Rande berichtete er von seinem Einsatz für den Verein Deutsche Sprache, er scheute sich nicht, die „Rechtschreibreform“ ein Verbrechen zu nennen und erwähnte, daß er immer noch in der alten Rechtschreibung schreibt und sein Rechner die pflichtgemäße Konvertierung machen läßt. (Beim „Spiegel“ halten das auch die meisten der Redakteure so – eine Reformfolge, die Stefan Aust „kafkaesk“ nannte).

Karl-Ernst Jipp war jahrelang Leiter des Kieler dpa-Büros, ging dann für einige Zeit nach Süddeutschland, kehrte aber wieder zurück. Daß er den Politikern nicht immer genehm war, läßt eine Notiz aus dem Jahr 1973 ausgerechnet im "Schwarzbuch CDU-Politik in Schleswig-Holstein" der DKP vermuten:

Stoltenberg schaffte es sogar, den Leiter des Kieler Büros der Deutschen Presse-Agentur, Karl Ernst Jipp, aus seinem Amt entfernen zu lassen.


LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?


»Er wusste nicht, wie lange er so geweint hatte, als er ein Kratzen unter seinem Fenster hörte. Kam da jemand? Ersah hinauf. Ersah nichts, aber das Kratzen wurde deutlicher. Er wollte schon aufstehen und etwas sagen, da sah er eine Hand, die sich oben um das Fensterkreuz krallte, einen Augenblick später tauchte etwas Grünes auf und, bevor er noch sein Erstaunen meistern konnte, das rote Haar und der Kopf des Mädchens, das er vor einigen Minuten gesehen hatte.«

Weil er einen am Boden liegenden Fisch an sich genommen hat, ist der Junge in der Gefängniszelle gelandet - die Staatsmacht kennt kein Pardon, auch nicht mit Hunger leidenden Kindern. Als Mitglied der Wandervogel bewegung war der Autor dieses beliebten Jugendbuchs vor dem ersten Weltkrieg in ganz Europa unterwegs, später reiste er gemeinsam mit seiner Frau, einer damals bekannten Märchenerzählerin. Als einer der führenden Vertreter der kommunistischen Literaturbewegung veröffentlichte er Gedichte, Aufsätze und Reden, bis ihn die Nazis ins Exil zwangen. Dort veröffentlichte er, unter Pseudonym Erzählungen für Kinder, die zugleich realistisch und abenteuerlich waren - ein neuer Typ innerhalb des Genres. Der gebürtige Thüringer starb als Schweizer Staatsbürger.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Wolfgang Koeppen, Jugend. Gewonnen hat … Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä20 Euro. Lösungen bis 18. Juni an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel", Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/ 9032895. Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten, de


Lösung: Kurt Held (Kurt Kläber) „Die Rote Zora und ihre Bande“

Das ss-Signal läßt vermuten, daß eine der unsäglichen Reform-Ausgaben dem Text zugrundegelegt wurde: Die bekannte, in allen seriösen Bibliotheken vorhandene Ausgabe stammt aus dem Verlag Sauerländer von 1991.

Ich werde mir die neueren Ausgaben nicht antun, denn man könnte auf Seite 54 finden: „Der Erste war groß, plump und sah ungemein tollpatschig aus.“ Oder auf Seite 197 „Meine Frau hat noch eine Hand voll Kamille hineingeschüttet.“ , auf S. 204 „Das Mädchen behielt Recht“, ab S. 227 „Die Tunfische“ … „sahen Furcht erregend aus“. Ab 2006 könnte noch „Ich habe mir wehgetan“ (S. 137) hinzugekommen sein.

Aber auch andere „politisch korrekte“ Verrenkungen sind schon festgestellt worden. Vor ein paar Jahren bemerkte Theodor Ickler an dieser Stelle:

Das sechste Kapitel endet noch 1991 mit dem Satz:

Sie waren in Curcins Kamin schwarz wie die Neger geworden.

In der Neuauflage 1997 heißt es:

Sie waren in Curcins Kamin schwarz wie die Afrikaner geworden.


Eine unschuldige volkstümliche Wendung wird kriminalisiert und durch Literaturverfälschung liquidiert. Wie unsinnig: Ägypter sind auch Afrikaner und noch nie schwarz gewesen!

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.06.2007 um 08.35

Auf Seite 1 eine Schreckensmeldung:

Wort „Kleinod" ist vom Aussterben bedroht

Jury wählte seltene Begriffe -„Dreikäsehoch" und „Lichtspielhaus" auch in Gefahr
Berlin - „Kleinod" ist zum schönsten bedrohten Wort der deutschen Sprache gekürt worden. Der Begriff stehe für etwas Wertvolles, bis ins 20. Jahrhundert sei darunter ein Schmuckstück verstanden worden, begründete der Autor Bodo Mrozek die Wahl als Sprecher der Jury. Auf den Plätzen zwei und drei landeten die Begriffe „blümerant" und „Dreikäsehoch". Die Jury aus Schriftstellern, Germanisten und Journalisten hatte aus knapp 3000 Einsendungen die ihrer Ansicht nach schönsten vom Aussterben bedrohten Wörter ausgewählt.
[…] Das auf den zweiten Platz gewählte Adjektiv „blümerant" leitet sich vom Französischen „bleu mourant" ab und bedeutet wörtlich übersetzt „sterbendes Blau", mit dem eine leichte Ohnmacht umschrieben wurde. Auf den dritten Platz schaffte es der „Dreikäsehoch" als Beschreibung für ein kleines Kind.
Auf Platz vier kam der Begriff „Labsal", das für Erfrischung oder auch seelischen Trost stehen kann. Gefolgt vom Verb „bauchpinseln", das schmeicheln bedeutet, sowie vom Begriff „Augenstern", das umgangssprachlich für „das Liebste" gebraucht wird. Unter die besten Zehn schafften es zudem die Wörter „fernmündlich", „Lichtspielhaus", „hold" und „Schlüpfer". afp


Die Ablenkung von der „Rechtschreibreform“ wird fortgesetzt: Nach dem „Schönsten Wort“, dem „Schönsten deutschen Roman-Anfang“ (Deutscher Sprachrat unter Jutta Limbach), nun das „Schönste von Aussterben bedrohte Wort“, gekürt von einer obskuren Jury unter „Spiegel“-Kolumnist Bodo Mrozek. Demnächst ist wohl ein Wettbewerb die „Schönste ausgestorbene Sprache“ zu erwarten. Deutsch hat gute Chancen. Wann hat man zuletzt das Wort „Glanzlicht“ gelesen? „Highlights“ in Massen sind aber anscheinend dem schreibschwachen Volk zuzumuten.

Manche Wörter sterben jedoch nicht den realen Tod, sondern werden durch künstliche Sinnentleerung zum scheinlebendigen Wechselbalg. Hier finden sich zahlreiche durch die „Rechtschreibreform“ umgedeutete Wörter, „Tollpatsch“, „belämmert“ oder „Quäntchen“ (statt „Quentchen“). Das Wörtchen „jedesmal“, seit Jahrhunderten wohlbekannt, soll völlig aus den allgemeinen Bewußtsein ausgelöscht werden.

Bei „Spiegel online“ haben die „fortschrittlichen“ Kräfte übrigens den Diskussionsstrang „Rechtschreibreform, die unendliche Debatte“ wieder einmal geschlossen, um auch dort die Rechtschreib-Zwangsbefriedung zu fördern.

Die elektronische Fußfessel der Agenturen versagt allerdings manchmal:

„Mecker-Beck" liegt der Koalition schwer im Magen
So konnte die CDU genüßlich mitteilen, in der Koalition sei eben die SPD für die Mäkeleien zuständig. Generalsekretär Ronald Pofalla ernannte den SPD-Chef kurzerhand zum „Me-cker-Beck". dpa


Der „Tunfisch“ („Tätigkeitsfisch“?) hat sich bei den Agenturen nicht durchgesetzt;

Mehr Schutz für Aal und Thunfisch

Der neueste Duden empfiehlt die Reformhackschreibung „Not leidend“, aber schon in der Auflage zuvor war man gezwungen, das übliche Wort „notleidend“ als „fachsprachlich“ für Kredite zuzulassen:

… die Befreiung des öffentlich-rechtlichen Bankensektors allein von notleidend gewordenen gewerblichen Immobilienkrediten …

Wie hätte das wohl ausgesehen: „die Befreiung von Not leidend gewordenen Krediten“ ? ...

Rostocker Studie: Kosten der Fehmarnbeltbrücke höher als der Nutzen
Die 20 Kilometer lange Brücke soll etwa 5,5 Milliarden Euro kosten.


Das ist etwa der Betrag, den die „Rechtschreibreform“, die uns von der unfähigen Politikerkaste aufgehalst wurde, nach neuesten Untersuchungen bisher gekostet hat.

Im Unterschied zur Brücke ist allerdings nicht der geringste Nutzen erkennbar. Es sei denn, man versucht es mit der Rabulistik eines Zehetmair – (in der F.A.Z. v.1.8.03):

Fünf Jahre Rechtschreibreform - besonnen korrigieren
FREMDE FEDERN: Hans Zehetmair

Etwas sehr Erfreuliches und aus meiner Sicht auch ziemlich Unverhofftes hat die Rechtschreibreform ganz sicher mit sich gebracht: die intensive, ja bisweilen leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und ihrer Orthographie. Wer hätte das den Deutschen zugetraut?...


Dazu bemerkte Dr. Gerhard Eber in einem Leserbrief eine Woche später sehr treffend:

Die Freude darüber, daß die Rechtschreibreform zu einer intensiveren Beschäftigung mit der deutschen Sprache geführt habe, gleicht der Freude eines Museumswärters darüber, daß ein Verrückter Salzsäure über ein Rubens-Bild geschüttet hat, weil man sich nun doch immerhin intensiver mit Rubens beschäftige.

Tatsächlich wurde das Rubens-Bild „Höllensturz der Verdammten" 1959 in der Münchener Pinakothek von einem Psychopathen schwer beschädigt. Die Spuren sind noch heute sichtbar.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.06.2007 um 11.23

Das Mitglied des Landesseniorenbeirats, 76 Jahre alt, engagiert sich schon lange dafür, dass ältere Menschen bis an ihr Lebensende selbst bestimmt leben.
(Kieler Nachrichten v. 13.6.07)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2007 um 20.14

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Der Gang war rötlich linoleumbedeckt feucht vom Aufwischen mit feuchten Tüchern roch nach Petroleum und Karbol entflammbare Luft durch die er lief in grüngelb blauroter Iris blühendes Gezücht es kribbelte die Beine hoch die Feuertür war nicht gesperrt führte in den Dachstuhi der Stadthalle Tanzabend Ballettabend Schlagernacht die Sterne von Film und Funk verehrliche Gastspieldirektion der Berliner Hillermillerzillerrevue tausend süße Beinweibchen...«

In diesem atemlosen, Sinneneindrücke sprachlich zusammenschiebenden Stil geht es seitenlang weiter in diesem Erinnerungsbuch an eine Jugend in einer vorpommerschen Kleinstadt. Zwischendurch kurze, knappe Sätze, die Träume und Wirklichkeit, die vielfältige Wirklichkeit des ersten Weltkriegs, verorten. Nach langen Jahren des Schweigens, in denen er überwiegend Reisereportagen für den Rundfunk geschrieben hatte, meldete sich der Autor mit diesem Buch 1976 zurück. Die Fakten und Fiktion mischenden Erinnerungen sollten sein letztes im engeren Sinne literarisches Werk bleiben. Zu groß war seine Enttäuschung über die Ablehnung seiner Romantrilogie aus den Fünfzigern, die die neokonservative Wirklichkeit der jungen Bundesrepublik geißelte. Sein an Döblin, an Dos Passos, Joyce oder Faulkner erinnernder assoziativer Stil mag zu dieser Ablehnung beigetragen haben.

… Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein à 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 11. Juni an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/9032895, Fax 0431/9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Solche Freizügigkeit in Sprache und Niederschrift ist natürlich nicht reformgemäß korrigierbar und sollte für alle Verschlimmbesserer tabu zu sein:

Wolfgang Koeppen „Jugend“

Eine kleine Korrektur: In der Ausgabe der Bibliothek Suhrkamp steht „Gastspieldirektion der berliner Hillermillerzillerrevue tausend süße Beinchenweibchen...“.

Mehr erwähnenswerte Literatur:

Mascha Kaléko wäre heute hundert Jahre alt geworden – die „deutschsprachige Großstadtdichterin“. Auch dabei läßt es sich nicht vermeiden, an die traditionelle deutsche Kulturrechtschreibung zu erinnern: Eins läßt sich nicht bestreiten:/ Jede Sache hat zwei Seiten./ – Die der andern, das ist eine, Und die richtige Seite: deine“ …

Abgesehen von den reformierten Trennungen führt auch der Fortsetzungsroman „Friesenblut“ von Olaf Schmidt den herkömmlichen Schreibgebrauch vor, den die Kultusminister mutwillig ausrotten wollen:

Elke ließ aus einer Arzneiflasche eine braune Flüssigkeit auf einen Eßlöffel tropfen. Ihr Vater öffnete seinen zahnlosen Mund – er hatte das Gebiß he-rausgenommen – und ließ sich die Medizin verabreichen. Dann schneuzte er sich ausgiebig …

Auf den übrigen KN-Seiten finden sich jedoch Spuren der Ä-Schreibreformer:

Die grünen Stängelteile der Holunderblüten …

Horoskop: Man wird Ihnen ein großes Lob für zuverlässige Mitarbeit aussprechen. Das verbessert Ihren guten Draht zur Chefetage noch um ein Quäntchen.

… der Großschreibreformer:

Einige meinten, „dass das Haupteinflussinstrument von Russland ohne Weiteres eine Rohstofferpressung sein könnte“.

… der falschen Großschreiber:

42 Prozent der Frauen möchten es immer allen Recht machen…. dpa

… und der Spaltschreiber:

51 Jahre alt ist die BMW-Isetta von Helge Ottemann aus Kiel jetzt geworden. „Erwischt" wurde das rollende Fossil aus den 50er Jahren rein zufällig im Saxtorfer Weg, … Höchstgeschwindigkeit sind die technischen Daten dieser früher heiß geliebten so genannten „Knutschkugel".

Die Verbesserer der englischen Rechtschreibung wurden dagegen schlicht mißachtet:

Die Zahl der Geburten in Deutschland hat 2006 den tiefs-ten Stand seit 1946 erreicht. Mit 673 000 lebend geborenen Kindern kamen 13 000 Babies weniger auf die Welt als im Jahr zuvor, …

Die wenigsten werden es wissen: Der korrekte englische Plural „Babies“ ist von den Kultusministern zum Fehler erklärt worden. Die Schüler dürfen nur „Babys“ schreiben. Im Englischunterricht ist das natürlich wieder ein Fehler.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2007 um 06.47

Gerade habe ich einen Packen der letzten KN-Ausgaben auf den Tisch bekommen. Ob ich Lust habe, mir soviel Neu-Deutsch auf einmal anzutun, weiß ich noch nicht. Das früher immer neue Vergnügen, in den Kommentaren ausgesprochene Groteskschreibungen bewundern zu können, gönnen mir die Redakteure schon lange nicht mehr. Die Korrektursoftware funktioniert gut, so daß ss-Fehler die Ausnahme sind – im Gegensatz anscheinend zur FAZ. Ich warte allerdings auf das nächste „barfuss“, das von den Mannen des Bill Gates eingeschleust wurde.

Bevor das Verfallsdatum der Zeitung überschritten ist, eine auffällige Reformdummheit vom 1.6.07:


Tatsächlich ist das ZOB-Areal – aktueller Hässlichkeit zum Trotz – ein städtisches Filetstück, was klar wird, wenn man sich den knappen Hektar Stadt ohne das gräuliche Parkhaus vorstellt.

Dem Kommentator Boris Geißler ist die Möglichkeit genommen, auf einfache Weise auszudrücken, ob er grau oder greulich meint.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.06.2007 um 10.32

… sorgten zuletzt Äußerungen des Schriftstellers Ralph Giordano (84) zum Moschee-Bau für beträchtliches Aufsehen. … „Giordano hat so recht", bekannte der stellvertretende Ehrenfelder Bezirksvorsteher Jörg Uckermann jüngst in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Das bisher vorgeschriebene reformierte „er hat so Recht“ soll möglicherweise immer noch als richtig gelten – als Beispiel wagt es der Duden nicht mehr zu bringen.

Sonst wird die Gelegenheit selten wahrgenommen, „recht“ wieder herkömmlich klein zu schreiben:

Condoleeza Rice meinte, Rußlands Präsident Putin habe selbst gesagt, das Abwehrsystem sei gegen neue russische Raketem machtlos und könne von diesen zerstört werden. Darauf antwortete Lawrow: „Ich hoffe nicht, dass wir beweisen müssen, dass Condolezza Recht hat.“

Generalsekretär Ronald Pofalla erhielt gestern Abend in Kiel vor 200 CDU-Mitgliedern viel Zuspruch für seinen 91 Seiten starken Entwurf. „Eine Volkspartei muss Antworten für die Zukunft geben", erklärte Pofalla. „Und wir haben sie"

… leider nicht für die Rechtschreibung. Die traditionelle Schreibweise „gestern abend“ wird auch unter Mitwirkung der CDU-Kultusminister radikal ausgemerzt, obwohl niemand beweisen kann, daß „abend“ ein Substantiv ist und daher großzuschreiben ist.

Die gescheiterte auseinander=getrennt-Regel geistert immer noch durch die Zeitungsspalten:

EU-Parlamentspräsident Pöttering nach der Knesset-Rede „… am Ende sind wir sogar mit einem Wangenkuss auseinander gegangen.“

Ein Kuss ß muß ein Kuß bleiben“ hieß ein Kampfruf der Bürgerinitiativen. Die betriebsame Ministerpräsidentin Simonis hielt dagegen, es wäre gleichgültig, ob „Kuß mit ss oder ß geschrieben“ würde, „Hauptsache, man kriegt ihn“, und behauptete, „die Kinder haben es nun leichter.“ Alles Schwindel: Tatsächlich ist es an den Schulen jetzt nicht gleichgültig, wenn jemand „Kuß“ schreibt, sondern ein „Fehler“. Die „Erleichterung“ zeigt sich in einer Zunahme der ss-Fehler um bis zu 22 Prozent.

Scandline ließ ihre Fähren „Mecklenburg-Vorpommern“, „Saßnitz“ und „Ask“ in Bremen und Kiel do-cken.

Ob für die Fähre tatsächlich noch die alte Schreibung verwendet wird, konnte ich nicht herausfinden. Angeblich schon vor der „Reform“ hat die Gemeinde 1993 ihren Ortsnamen geändert, vermutlich wegen der „Globalisierung“ – aber daß die Heyse-Regel den Bürgern aufgenötigt werden würde, war schon voraussehbar.

Die ss-Regel ist überhaupt „die Reform“. Ohne sie wäre das Reformmachwerk schon unauffällig verdunstet. Sie ist sozusagen die Trägersubstanz, die mit der Korrektur-Software zugleich den übrigen, meist ärgeren Reformunfug in die Texte schleust, z.B. bei einem ähnlichen medizinischen Vorgang:

Bei dieser zunächst nur als genetische Anlage diagnostizierten Krankheit ist der Körper nicht mehr im Stande, Fette abzubauen.

oder:

Brüssel tadelt makabre Spendershow … In Deutschland hingegen muss zuerst der Hirntod festgestellt werden, ein Verfahren, dass weitaus komplizierter und zeitaufwändiger ist.

Völlige Verwirrung hat die „Reform“ durch das Verbot von „jedesmal“ u.ä. gebracht. Jetzt wird auch dort gespalten, wo es falsch oder unsinnig ist:

Auf dem Speiseplan des Steinadlers stehen Tiere bis zur Größe eines Rehs. Die kräftigen Vögel töten ihre Beute mit den Fängen. Dabei überwältigen sie Tiere, die fast drei Mal so schwer sind wie sie selbst.

Die Spaltschreibung in der Wortbildung ist nicht auszurotten: „Es war kein Aufsehen erregender Prozess …“

Einen in den Ruhestand verabschiedeten Gefängniswärter hat eins immer geleitet: Die Vermutung, dass selbst unter der rauesten Schale hartgesottener Spitzbuben ein Kern stecken muss, der so schlecht nicht sein kann.

Der h-Raub am „rauhesten“ ist ebenfalls ein Spitzbubenstück, in der Hoffnung, daß die Sprachgemeinschaft zu träge ist, sich über einen geklauten Buchstaben aufzuregen. „Hartgesotten“ ist ausnahmsweise richtig geschrieben.

Dafür geht das öffentlich-rechtliche Fernsehen auf Dis-tanz zum Radsport. … Bundesinnenminister Schäuble (CDU) kündigte die … erneut die Einsetzung einer „Task Force“ an.

Eine direkte Frage an meine Familie: Was ist eine „Task Force“? Meine Frau weiß „etwas mit Krimi“, meine Tochter weiß gar nichts. Anstatt die „Rechtschreibreform“ zu fördern hätte Schäuble lieber besseres Deutsch üben sollen.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.05.2007 um 10.55

Auf der ersten Seite

Angelique Kerber ist frustriert: Die Kielerin scheitert bei den French Open in Runde eins

Sie war eben kein „French-Open-Ass“ – nach der verfänglichen „neuen“ Rechtschreibung.

Nicht nur „Mißgunst“ wandelt sich zur „Missgunst“:

Die 20-jährige Riyo Mori hat bei den Misswahlen in Mexiko-Stadt ihre 76 Konkurentinnen auf die Plätze verwiesen.

„Miss“ heißt nach meinem Lexikon „Fräulein“, ein Wort, das aus dem Verkehr gezogen wurde. Warum gibt denn noch „Misswahlen“?

Peter Schulz prunkte als Rocco trotz kleiner Unschärfen mit Bassschwärze und menschlicher Wärme.

Am 20. 8. 1998 wurden die Leser im nördlichen Schleswig-Holstein vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag zur Übertölpelung mit einer Ausgabe in neuer ss-Schreibung und erklärender Schwindelstatistik beglückt. Die Bürger haben dort jedoch nicht anders als weiter im Süden die „Reform“ im Volksentscheid eindeutig abgelehnt.

So muß es wundernehmen, wenn Literatur von 1993 in den KN in Dass-Deutsch abgedruckt wird:

LITERATURRATSEL
Wer schrieb was?

»Ich verehrte meinen Hemingway. Ich hielt ihn für einen herausragenden Schriftsteller, ungeachtet der Mode, sich über ihn lustig und ihn damit verächtlich zu machen. Als ein ehrgeizig aufstrebender Kollege mit dem rücksichtslosen Namen Schmitz, der gerade erst die Fachhochschule mit Diplom verlassen hatte, mich mit der inquisitorischen Arroganz eines Dorfgendarmen aufforderte, vor versammelter Mannschaft die Gründe für mein Hemingway-Schaufenster zu offenbaren, Hemingway sei doch tot, so tot, wie man nur sein könne, und hoffnungslos out, ja, so hatte er sich ausgedrückt: hoffnungslos out, da hatte ich nur höflich und knapp mit „nein, danke" geantwortet. Barsch war mir mein Chef ins Wort gefallen und hatte mich mit den Worten „warum sitzen Sie dann hier?" angegiftet: „Lesen Sie doch mal Brechts Arbeitsjournal. Unter ,Meinungen, die ich nicht teile', steht dort, dass ,Hemingway ein Gehirn hat,'" „Bitte, ich kann auch gehen", hatte ich geantwortet...“

Und er geht, der Buchhändler, der die gerade modernen Schmähungen des Nobelpreisträgers Hemingway, die gleich nach dessen Tod einsetzten, nicht mitmachen will. Er geht auf die Suche nach einem unter Literaten geradezu mythischen Koffer. Den Koffer mit allen Manuskripten Hemingways, der dessen Frau 1922 auf einem Pariser Bahnhof abhanden kam. Unser Buchhändler reist durch die ganze Welt, zu allen Orten, an denen Hemingway sich einmal aufgehalten hat. Mit ihm reist ein Freund, ein Studienrat, der einen anderen Tick pflegt. Ihm geht es um den richtigen Gebrauch des Konjunktivs und darum, wie dieser unwilligen Gymnasiasten beizubringen sei. Natürlich finden die sympathischen Eigenbrötler den Koffer nicht. Nicht einmal bei Marlene Dietrich in Paris, die doch vielleicht einmal mit Hemingway ... aber das ist eine andere Geschichte. Sie erzählt der Literaturwissenschaftler in den Worten ihrer Memoiren.


Gerhard Köpf: „Papas Koffer“.

Versuche, das von den „Volksvertretern“ bewußt machtlos gestaltete Instrument „Volksentscheid“ anzuwenden, gibt es seit 1998 immer wieder:

Dithmarschen verschafft sich Gehör
Volkinitiative vor dem Petitionsausschuss
Kiel - Die Volksinitiative gegen Zwangsfusionen von Kreisen lässt nicht locker. Gestern reisten die Dithmarscher in Kiel an, um vor dem Petitionsausschuss ihren Widerstand zu begründen - und Abgeordnete auf ihre Seite zu ziehen.

[…] Beim anschließendenden Volksentscheid bräuchte sie schließlich die Unterstützung von mindestens einem Viertel der Stimmberechtigten. Dann wäre der Gesetzentwurf angenommen.

Wir wissen inzwischen: Die jahrelange Arbeit kann durch ein müdes Handaufheben der „Volksvertreter“ zunichte gemacht werden. Für die Gültigkeit ihrer Wahl sind keine 25 Prozent erforderlich. Deshalb drücken die noch ganz andere Dinge durch:

Gerangel um den Schulbus
In den Kreisen wächst der Widerstand gegen die Zwangsbeteiligung der Eltern an den Kosten
Kiel - Der Konflikt um die Kosten der Schülerbeförderung spitzt sich weiter zu. Immer mehr Kreise wehren sich inzwischen dagegen, die Eltern zur Kasse zu bitten - obwohl sie das Geld im Haushalt dringend brauchen und eine Regelung im Schulgesetz selbst gefordert hatten. Muss der umstrittene Paragraph 114 am Ende „von oben" durchgedrückt werden?


„Von oben“ durchgedrückt wurde 1998/99 auch die zwanghafte Auseinanderschreibung, die jetzt aber wieder falsch ist:

Die Band [The Police] … war 1986 auseinander gegangen.

Man ist gespannt, ob die alberne so-genannten-Spaltung ein Ende hat, wenn die „neue“ – oft alte – Agenturschreibung am 1.8.07 in Kraft tritt.

Diesen so genannten Subsistenzwalfang beansprucht auch die Walfangnation Japan für ihre Fischer …Dabei „verschweigt Dänemark (…) den Fang von jährlich mehr als 4000 Kleinwalen“, berichtete der Deutschlandchef der Internationalen Walschutzorganisation Whale an Dolphin Conservation Society (WDCS), Nicolas Entrup.

Die wie-viel- und zu-viel-Spaltungen, oft mißachtet, sind überhaupt noch nicht wieder diskutiert worden:

Die Verbraucher sollen zudem erfahren, wie viel Fett … „zur Fettleber führen kann“ … nein, so geht es nicht weiter sondern: … „oder Kilokalorien des empfohlenen Tagesbedarfs sie mit eine Schokoriegel oder einer Protion Cornflakes aufnehmen.

Neuwittenbek - Voraussichtlich 2010 rücken die Bagger an der Fähre in Landwehr an. Dann will das Wasser- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau dort den Nord-Ostseekanal verbreitern. … Damit verlieren Kreuzottern ihren Lebensraum. Die Schlangenart gilt als stark bedroht. …
„Am Dortmund-Ems-Kanal gibt es das gleiche Problem. Vielleicht können wir uns deren Erfahrungen zu Nutze machen."


„zu Nutze“ anstelle von „zunutze“ war früher unüblich, aber nicht verboten. Jetzt wird es als Reformschreibung geadelt. Dagegen wird das übliche „zur Zeit“ verboten und nur als „zurzeit“ gestattet – eine reine Bürokraten-Schikane.

Noch ein paar Notizen von den Zeitungen der Tage zuvor:

Vor
SG-Raubein-Johnny
und
Rauer Alltag im Stil von „Ötzi"
(26.5.07)

spielte die Band Johnny Liebling doch „rauh“.
Schön rauh und live aufgenommen klingt das alles, …

Ein Hoch auf den unangepaßten Berichter Steffen Ruth! (24.4.)



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.05.2007 um 08.27

Aldag, der zuletzt geleugnet hatte, von der offensichtlich Flächen deckenden Doping-Praxis in den 90er Jahren etwas mitbekommen zu haben, war nach dem Ullrich-Eklat zum Teamchef der „neuen“ T-Mobile-Mannschaft gemacht worden. … dpa

Das flächendeckende Rechtschreib-Doping fordert eben immer noch Opfer. Wie in der „Timo-Beil“-Mannschaft wollen auch die Kultusminister davon nichts mitbekommen haben.

Auf Seite 14 ist die Steinzeit der „Reform“ noch nicht zu Ende:

„Als Vater von sechs Kindern möchte ich Ihnen sagen, dass mir der Tod Ihres Sohnes sehr Leid tut“, sagte einer der Angeklagten …

Reformschreibung, wie sie leibt und lebt und jetzt wieder falsch ist.

Dagegen werden die tolpatschigen Augstschen Volksetymologien mit der geballten Staatsmacht weiterhin für allein richtig erklärt:

Comedian Dieter Tappert spricht über seinen Paul Panzer
„Schwieriger war es da schon, zu überlegen, wie zeige ich Paul, stelle ich stärker das Tollpatschige oder mehr das Zynische in den Vordergrund.


Auch bei der wundersamen s-Vermehrung herrscht Willkür:

Das Schauspiel … ist mit über 41000 Zuschauern wieder im Plus, muss aber im Studio mit kleinen Verlusten rechnen.

Herkunft aus dem Lateinischen schützt aber nicht vor den „ss“:

„Endlich können wir uns für diese Schmach revanchieren“, tönte Mittelfeld-Ass Clarence Seedorf vor der Neuauflage des Champions-League-Endspiels …

Die Spaltung von „achtgeben“ führt dagegen direkt ins Rechtschreib-Mittelalter:

Stegner setzt auf sichere Stadt
Jeder sei deshalb aufgerufen, sich in seinem privaten und beruflichen Umfeld gegen Gewalt und Diskriminierung zu engagieren. „Wir müssen mehr aufeinander Acht geben.“


Und manches andere mehr …

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Ich hatte meine Sicherheitsnadel herausgenommen, weil ich das Zahnspangengefühl, das man beim Beißen auf das Metall bekam, auf Dauer nicht mochte. Zwar durchstachen wir noch öfters unsere Wangen, aber eher um des Durchstechens willen als um des Tragens der Nadeln. Jedes Mal warnte mich meine Mutter vor den Konsequenzen: „Wenn du die Nadeln nicht herausnimmst, bleiben die Löcher für immer, und beim Trinken fließt dir das Getränk aus der Backe. " Ach du dickes Osterei, schlimme Aussichten, das Getränk kommt durch die Backe, na, dann nehme ich die Nadeln wohl lieber raus.«
Nicht so leicht, in den frühen 80ern in Schleswig-Holstein ein Punk zu sein…. Davon erzählen die wirklich witzigen Jugenderinnerungen eines heute fest in der Subkultur etablierten Musikers, der in Hamburg zudem den berühmten Golden Pudel Klub betreibt.


Der Wink mit dem Zaunpfahl könnte bedeuten, daß der Textfetzen aus „Dorfpunks“ des Lütjenburgers Tobias Albrecht (Künstlername Rocko Schamoni) stammt. Natürlich können wir da keine Kulturschreibe erwarten. Die kann nicht einmal Dieter Hildebrandt durchsetzen – außer gemeinsam mit Bernd Schroeder:

Gerade hat er sein neues Buch Nie wieder achtzig! vorgestellt …

Er entdeckte zunächst die Liebe zur Schauspielerei, doch bei der so genannten „Schauspielergenossenschaftsprüfung“ fiel er durch…. Politische Kabarettisten hätten immer „was zu Me-ckern“, sagt Hildebrandt … der Bayerische Rundfunk blendete ihn wegen „nicht gemeinschaftsverträglicher“ Elemente schon mal aus dem Programm aus. Doch das Publikum gab Hildebrandt recht ….

In seinem Buch schreibt er wacker zu Wackersdorf:

Als das Ganze plötzlich wie eine böse Blähung verweht war, eine gewaltige Bauruine, die Milliarden gekostet hatte, in die Landschaft ragte … fragten wir Gegner uns fassungslos: »Wofür sollte das alles gut gewesen sein?« .

Man könnte meinen, es ginge um die „Rechtschreibreform“. Des langen und breiten analysiert er das Wort „Inter-esse“, muß jedoch im Buch die Trennung „inte-ressant“ hinnehmen. (S. 113)

Bis vor 20 Jahren konnten wir stolz darauf verweisen, dass fast jeder Deutsche lesen und schreiben gelernt hat. Das lässt jetzt etwas nach. (S. 232)

Die deutsche Sprache hat keine Lobby mehr. (S. 234)

Dieter Hildebrandt sagte anderswo über Helmut Kohl:

„Wir wollten ihn niederparodieren, aber es hat sich herausgestellt, dass Lächerlichkeit nicht tötet.“

Wie wahr: Wenn Lächerlichkeit töten würde, dann wäre die toll patschige „Rechtschreibreform“ längst mausetot.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.05.2007 um 07.02

Selbstmord-Attentäter für den Irak rekrutiert

Kiel/Karlsruhe - Nach zehn Monaten in Untersuchungshaft nun die Anklageerhebung: Die Bundesanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Terrorhelfer und El Kaida-Anhänger Redouane E. H. aus Kiel nicht nur die finanzielle Unterstützung terroristischer Vereinigungen vor. Der 37-Jährige war im vergangenen Juli in Hamburg im Dammtor-Bahnhof festgenommen worden.
Der Deutsch-Marokkaner, der in Kiel-Gaarden in der Iltisstraße einen Call-Shop betrieb, soll unter anderem Selbstmord-Attentäter für den Irak rekrutiert haben. Außerdem gilt er als Kontaktmann für Said Bahaji, der von den Ermittlern zu der so genannten Hamburger Terrorzelle um den Todespiloten Mohammed Atta vom 11. September 2001 in New York gezählt wird. Noch im Jahr 2001 war das Landeskriminalamt ohne konkretes Ergebnis Hinweisen aus Kiel nachgegangen, nach denen Zeugen Atta in der Landeshauptstadt gesehen haben wollten. …
Der mutmaßliche El Kaida-Unterstützer hatte in Kiel jahrelang an der Christian-Albrechts-Universität studiert. Er war dort nach Angaben des Rektorats von 1996 bis 2004 eingeschrieben und im Wintersemester 1998/99 auch Referent für ausländische Studenten beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). …
Der Festnahme waren monatelange Überwachungen von Bundes-, aber auch Landesbehörden vorausgegangen. lno/KN

Und warum ist man Atta und Redouane E.H. nicht früher auf die Spur gekommen? Und hätte vielleicht sogar den Tod von 3000 Menschen im World Trade Center verhindern können? Weil die Staatsschützer damit beschäftigt wurden, Denunziationsmaterial über Gegner der „Rechtschreibreform“ zu beschaffen , um auch in Schleswig-Holstein die Volksabstimmung scheitern zu lassen und Albernheiten wie „Studierendenausschuss“, „so genannt“ und „-Jährige“ durchzusetzen. Sogar der Leiter der Bürgerinitiative, Matthias Dräger, wurde derart „beobachtet“. (Vergl. seine Mitteilung hier v. 17.11.2001: „Das erfuhr ich nur durch Zufall vom damaligen (mittlerweile verstorbenen) Fraktionsvorsitzenden der schleswig-holsteinischen CDU, Dr. Otmar Hennings.“)

Obwohl die Bürger dann dennoch – für die Kieler Nachrichten eine kostenlose, flächendeckende Kundenbefragung – in der Volksabstimmung die „Reform“ abgelehnt hatten, stellte die Zeitung nur 10 Monate später ihre Rechtschreibung um, so daß wir jetzt lesen können (S. 35):


Wittorfs Badminton-Ass Robert Mateusiak musste sich beim mit einer Viertelmillion Dollar dotierten Super-Series-Turnier zweimal in Runde eins geschlagen geben.

Die „ss-Reform“ des lateinisch-französischen „As“ („Bus“ und „Plus“ aber nicht) wird in angloamerikanischen Wortverbindungen zu einer „Arschreform“.

Auf Seite 21 kann das dann auch in einer „Afterparty“ gefeiert werden:


… G-Move entlang der Kieler Hörn ….
Eine offizielle „Aftermove-Party“ im Eventcenter sowie weitere lokale Indoor-Veranstaltungen runden die Parade ab…. Weitere Aftershowpartys bieten Halle400, die Räucherei oder die Traum GmbH. …Als weitere Option gilt die Suche nach 20 Pets, die als Penthouse-Girls die Parade auf dem di-Gio-Penthouse-Truck erleben und anschließend auf der offiziellen G-Move Afterparty als VIP-Gäste weiterfeiern dürfen.

Wir übergehen den üblichen Reformkleinmist und stellen nur noch fest, daß die ss-Reform bisher unerschlossene Fehler-„Ressourcen“ aktiviert hat:

Erinnern Sie sich noch an die Aktion „Rot“? Im Sommer 1995 war das Wort zwei Wochen lang an über 20 Litfasssäulen und Plakatwänden in der Kieler Innenstadt zu lesen, …

Ein Bubenstreich ist dazu der banausische h-Klau – von pubertärem Geist, wie dem Roland in Bremen ein „A“ mit Kreis aufzusprühen:

Nach jedem Sturm gingen sie hinaus an die raue Küste und suchten nach Strandgut und Treibholz.

Dergleichen Treibhölzernes findet man heutzutage massenhaft in den Zeitungen – mitunter sogar ganze Wrackteile, als Überbleibsel des Reformsturms, den Schreibideologen gesät und dummdreiste Politiker entfesselt haben.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.05.2007 um 06.50

Bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes 2006 sprach Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern in Berlin von einer besonders Besorgnis erregenden Entwicklung.

Eine grammatisch falsche dpa-Meldung, die durch alle Medien ging.

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»So verwirrend der Sommer über Michael gekommen war, so war doch unschwer zu erkennen, dass der tiefere Zauber über das Mädchen Tamara gefallen war und dass sie nur mit Mühe ihrer Natur gebot, die gewohnt war, das Lockende zu ergreifen, wo es sich bot, um zu erfahren, ob hier sich vielleicht das Neue verhülle, das den ruhigen Grund eines unruhigen Lebens bilden könnte. Michael hingegen, wiewohl von dem Erstmaligen auf eine unvergleichliche Weise bestürzt, trug doch von Abkunft und männlicher Lebensweise her eine tiefe Scheu in sich...«

Kurz, der Hirtenjunge wehrt sich gegen die Zudringlichkeiten einer Frau. Einer Malerin, einer Fremden noch dazu. Dieser Michael ist ein unberührter und unberührbarer Held, der sein Leben verlieren wird im Kampf um seine Herde gegen eine plündernde Soldateska. Den Nazis gefiel solche Literatur, zumal der Autor vor dem 2. Weltkrieg ein gern gelesener Schriftsteller war. Trotzdem steckten sie ihn für einige Zeit ins KZ Buchenwald, wo er in der Bibliothek seine eigenen Bücher fand. Der zutiefst konservative Mann, der das „einfache Leben" verherrlichte, war aus christlicher Grundhaltung ein ganz entschiedener Gegner der Hitlerei.


Ernst Wiechert, „Hirtennovelle“ – vermutlich aus einer neuen Ausgabe für Pennäler. Das Original erschien 1935 noch in Fraktur, die 1941 von Hitler verboten wurde, dann auch in verschiedenen Antiqua-Drucken in gleicher Rechtschreibung, die 1998/99 von Erdsiek-Rave & KMK für die Schulen verboten wurde.

Damit wurden Lesegreuel wie „Haselnussschleuder“ zur Pflicht im Text und übliche Wörter „zum erstenmal“ und jedesmals“ ausgemerzt. Ist die Konvertierung reformgenau, dann wird Laban während eines Kampfes – von wem? – „von Neuem“ aus der Bahn geworfen. Der Satz mit „morgen früh“ dürfte nach Neu-Duden irrwitzigerweise nun lauten: „Also morgen Früh … und vergiss nicht, noch ein Mal zu deinem Pfarrer zu gehen“ – wie anderen Jugendbuch-Ausgaben schon schändlich verbessert.
Die Justiz kommt ins Spiel, soll es doch statt „recht haben“ nun heißen: „… ob die Lehrer Recht haben oder Michaels Mutter“.

Die „sss“ gibt ja nun auch massenhaft in den Zeitungen, hier als „Schlussspurt“ …. „Fitnessstudio“, während mancher unbescholtene Bürger nun seinen Namen falsch aussprechen lassen muß:

Derby-Sieger Toni Haßmann (Lienen) und Hörbuch-Bearbeiterin Astrid Litfaß …

Redakteur Klaus Kramer läßt sich inzwischen einiges an „Reform“ entgehen:

Der Spareffekt durch die so genannte Demographie-Reserve wird durch die Mehrkosten für die geschätzten 100000 zusätzlichen Erzieher bei weitem übertroffen werden.

Auch einige aus „Erleichterungsgründen“ grundsätzlich verbotene Schreibungen sind häufig in den KN zu finden:

Mayer und Philipp Kohlschreiber … sind die einzigen

Tagungen: Großes Potenzial für die Region … Genau daran werde ein Veranstaltungsort als erstes gemessen.


Im klassisch belassenen Fortsetzungsroman „Friesenblut“ von Olaf Schmidt ist die Kleinschreibung guter, leserfreundlicher Stil:
… so daß sich bloß ein schmaler Spalt auftat. Anselm blickte hindurch, aber er konnte nicht das geringste erkennen.

Hier bedeutet „nicht das geringste“ schlicht „nichts“. „Er konnte nicht das Geringste erkennen“ suggeriert, daß da etwas Geringes ist, das er nur seiner Größe wegen nicht sehen kann.

Wolfgang Rabe-Denz fühlt sich wie in einem nicht endenden Albtraum…. „Wenn das rechtens ist, ist mein Vertrauen in diesen Staat für immer erschüttert“, sagte der 39-jährige Familienvater …. [Obwohl er umgehend ungewollte Arbeitslosenbezüge zurückgezahlt hat, wird er dennoch von der Staatsanwaltschaft verfolgt.]

Reformwillkür: Bei „Quentchen“, „Tolpatsch“, „belemmert“ usw. wird gewaltsam eine künstliche volksetymologische Schreibung durchgesetzt – den volksetymologischen „Alptraum“ ist man bestrebt, auszumerzen.

„Rechtens“ ist ein alter (n. Adelung oberdeutscher) Genitiv eines Substantivs der Juristensprache und darf dort keineswegs beliebig geändert werden und durch Kleinschreibung zu einem Adverb umgewandelt werden.

… den Stepp-Virtuosen Thomas Marek (25. Mai)
später anderswo: Stepptanzeinlage

Die Zwangsangleichung von „Steptanz“ (v. engl. „Schritt“) an „Steppdecke“ (v. dt. „steppen“, einstechen, nähen) ist spießig und mißverständlich – wie die von „Tip“ (englisch „Hinweis, Trinkgeld“) an „antippen“ (dt. „berühren“). Nach der „Reform“ war der erste Fehler in der Englischarbeit meiner Tochter ein „tipp“.

Schließlich zitieren wir noch den (angeblich unfreiwilligen) Schlagersänger Roland Kaiser: „Außerdem benutzen wir keine Anglizismen und wollen zeigen, dass es gar nicht weh tut, den Genitiv zu benutzten.“

Nach dem Hin und Her in der Schreibung ist es mir auch mit Duden nicht gelungen herauszufinden, ob nun „weh tut“ od. „wehtut“ geschrieben werden soll. Manche behaupten, die neue Zusammenschreibung gelte nur für den Infinitiv.

Ach – noch ein Nachtrag aus KN v. 12.05.07

Immer noch herrscht die große Pleite …

Ludwigs Schloss ganz unten … Zuerst gingen die zwei dem Märchenkönig gewidmeten Musicals Pleite.

… und Andrea Nahles setzt zum Höhenflug in der SPD an:


Beck wünscht sich Nahles und Steinmeier als Vize

Vor zwei Jahren konnte man bei FDS lesen:

Sie weiß nur soviel, daß sie »statt Du mit Großbuchstabe jetzt alles klein« schreiben »muss«. Und daß Andrea Nahles (35 und - ausgerechnet - Studentin der Literaturwissenschaft) tritt in Ihrer Kolumne für Focus (Burda-Konzern) dafür ein, den Widerstand der unabhängigen Verlage, die zu Hunderten gegen die Rechtschreibreform protestiert haben und protestieren, zu brechen.

Sie tritt natürlich nicht wissentlich dafür ein. Sie weiß vermutlich gar nicht, worum es geht. Sie weiß nur soviel, daß sie »statt Du mit Großbuchstabe jetzt alles klein« schreiben »muss«. Und daß die deutsche Rechtschreibung dank der Reform jetzt »hundert Regeln weniger als früher« habe. Die Kandidatin für den stellvertretenden Parteivorsitz der SPD ist um ihren Sachverstand nicht eben zu beneiden.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.05.2007 um 08.22

KN v. 11.05.07

Rudolf Dreßler (66), SPD-Sozialexperte, erwägt einen Übertritt in die Linkspartei.

Vermutlich Millionen sind betroffen, deren Namen durch die neue ss-Schreib- und Sprechdiktatur falsch ausgesprochen werden.

[Blair] Bei seiner Abschiedsvorstellung in Sedgefield, die in der Überschwänglichkeit der Genossen so deutlich an den Wahlsieg von 1997 erinnerte …

„Schwingen“ und „schwenken“ sind die Wortstämme von „überschwenglich“. Das ä-Gebot ist Willkür.

Die „Recht-Reform“, bzw. der Versuch ihrer Anwendung, hat umgekehrte Verhältnisse geschaffen:

„Herodot hätte ihn gemocht“
Kieler Gelehrtenschüler vergleicht den Film „300“ mit Herodots Text… hegte man diesmal gar nicht mehr die Hoffnung, dass 300 es besser machen würde: Zu unrecht. Denn wer Herodot gelesen hat, wird feststellen, dass sich der Film stark an der Vorlage orientiert.


Gründer Wulf Johannsen … Und er hatte Recht.

Drittplatzierter … Spießige Schreibung gegenüber „plaziert“ und „placiert“. Letzteres ist anscheinend nach Duden nicht verboten, sondern nur „seltener“ für „platziert“. Das ist natürlich Quatsch. Nie wurde „placiert“ für „platziert“ verwendet.

Wie will Telekom den Betrieb aufrecht_erhalten?
… häufige reforminspirierte Falschschreibung…

Heute Abend gegen Ahlen Feuer frei zum Abstiegskampf pur

Grammatisch unbegründbare Großschreibung. Wenn man „abends“, das immerhin der Genitiv eines Substantivs ist, klein schreiben darf, dann kann das für „heute abend“ nicht verboten werden. Es ist ein zweiteilig geschriebens Adverb.

Vogel Nr. 5: Grauschnäpper. Der Vogel mit der graugestreiften Grundfärbung …

…üblich, aber von Duden nicht empfohlen, da keine Neuschreibung.

KN v. 10.05.07

Essstörungen

Gleich auf S. 1

die Betreuung von unter Dreijährigen

Feridun Zaimoglu hat einen Tagebuch ähnlichen Reisebericht geschrieben, der den Leser auf humorvolle Weise quer durch Rom führt …

Der Blick des Fremden auf die Heimat des Anderen zeigt diese umso

„umso“: willkürlicher neuer Zusammenschreibzwang

so genannt“ [oft]: ebso willkürlicher (inzwischen gelockerter) Auseinanderschreibzwang.

prügelnd auseinander_gerät.

[Muthesius-Schule] Dort sichten die Professoren in öffentlicher Runde die bisherigen Arbeiten der Bewerber , deuten an, was viel versprechend ist …

„Jugend hat Recht“: Padagogen und Juristen ziehen an einem Strang


Werke der „verbrannten Dichter"
Kiel - Ein von der Dienstleistungsgewerkschaft ver-.di organisierter Kulturabend im Lichtsaal des Le-gienhofs (Legienstraße 22) erinnert heute an die Bücherverbrennung 1933, als die Nationalsozialisten in Kiel auf dem Wilhelmplatz die Werke unliebsamer Autoren ins Feuer warfen. Die Werke der „verbrannten Dichter" jungen Menschen heute nahe zu bringen, erklärten neben ver.di unter anderem der Verband deutscher Schriftsteller, der Friedrich-Bödeckerkreis und das Literaturhaus als ihr Ziel.


Heute werden „nur“ alt geschriebene Jugendbücher verbrannt

Die Maß auf neuem Höhenflug
Na, dann prost: Auf dem Münchner Oktoberfest (22.September bis 7. Oktober) wird in diesem Jahr für die Maß Bier ein Rekordpreis von bis zu 7,90 Euro verlangt - …


Bekanntlich wird „Maß“ mit kurzem Vokal gesprochen. Die ss-Reform erzwingt aber nun auch für Bayern, die die KN lesen, den langen Vokal.

09.05.07
Körperverletzungsdelikte bei Unter-18-Jährigen … afp

Wie denn nun? Am Tag danach hatten wir die unter Dreijährigen

Neun Jahre, seit das Karfreitagsabkommen die Tür für einen modus vivendi öffnete …

Zwei Fehler: Das erste Wort schrieb man auch bisher groß, das zweite muß reformgemäß großgeschrieben werden, denn von Anfängern und Wenigschreibern erwartet man nun das Wissen, daß „vivendi“ ein Verbalsubstantiv ist.

Der Ton zwischen den Regierungspartnern SPD und CDU wurde im Walkampf zunehmend rauer.
Sauer aufstoßende, sprachverändernde Kulturbanauserie am „Rauhen“.

… die der Untergrundorganisation IRA nahe stehende Sinn Fein

… ich nenne einen verwilderten Kleingarten mein eigen – meinen gusseisernen Tonnengrill, einen Zinkeimer …

Das erste ist „falsch“, obwohl seit Jahrhunderten üblich! Nur „zu eigen“ wurde zurückgeändert.

Es ist folglich zu konstatieren, dass der THW gestern Abend nicht zu dem im Stande war, was noch am Sonnabend für ein souveränes 40:20 gegen den Wilhelmshavener HV gesorgt hatte. Dass aber schließlich auch gegen Hildesheim der Vorsprung nie auf ein Besorgnis erregendes Mindestmaß schrumpfte.

In der Reihenfolge: Grammatisch unsinnig, hölzern altertümlich, nichtsnutzig und die Karikatur von Reform, die nicht einmal der Duden empfiehlt. Dagegen will er es hier hier nach Laune getrennt:

… einen furchteinflößenden Händedruck

empfohlen wird aber wiederum: „furchterregend“

Wir übergehen aufwändig, kennen lernen, weit reichend, so genannt, Glücks-pielspezialist
… und finden eine direkte Folge der „Tip-zu-Tipp“-Reform:

Musikalischer Tripp eines Jazzmusikers nach Afrika

[Ballett] „Eine handvoll Leben

Nach „Hand voll“ und „Handvoll“ mal was Neues.

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?
Michael wunderte sich, warum ich das Kleid mit der hohen Taille nicht mehr trug. Es habe mir doch zu gut gefallen, als ich es vor nicht mehr ganz sechs Wochen kaufte. Er unterdrückte seine Verwunderung … Dieser Roman bescherte seinem Autoren den Durchbruch und setzte eine internationale Karriere in Gang, die ihn zum heute erfolgreichsten zeitgenössischen Schriftsteller Israels gemacht hat.


Lösung nur noch heute: Amos Oz: „Michael Sheli“ („Mein Michael“)


KN v. 08.05.07

Weltoffene Spitzentöne: German Brass glänzte im Schloss

Auch hier versagt die Kurzvokal-ss-Regel.

Der Tüteberg ist die viert höchste Erhebung im Kreis-Rendsburg-Eckernförde [88,3 m] … Der Panoramablick vom Tüteberg in Westenssee gibt der Bezeichnung Berg Recht. …

Tiger Lilly… In mächtig verruchter Leo-Buxe rockt sie sich mit begnadetet [!] rauer Röhre und ganzem Körpereinsatz durch die Songs …

Dazu Duden jetzt auch auf Speicherkarte … 49,90 Euro

Bekanntmachung der Stadtwerke Eckernförde … Messeinrichtungen [4], Messstellen [4] aber: Anschluss-Sicherungen [3] auf Grund, selbständig, selbstständig.

[Anzeigen] Eßtisch

KN v. 05.05.07

„Der Wind des Wandels weht durch Schottland“, erklärte Salmond etwas poetisch, aber er hat Recht…. Das kann weit reichende Folgen haben.

Wir erwarten von einem allein stehenden, 40-jährigen Mann, dass er sich selbst kümmert …

Abnehmen bleibt Volkssport Nummer Eins

Der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) war einer der Ersten, die sich literarisch mit der Treppe auseinandergesetzt hat.

Blues Caravan … „Männer kriegen den Blues, Frauen kriegen eine Bluse“, witzelt Kabarettist Thomas Reis in seinem aktuellen Programm. Auch wenn er mehr die zwischengeschlechtliche Midlife-Crisi meint dürfte so manch hart gesottener Lederwestenträger das auch in musikalischer Hinsicht abnicken. …. Dieser Blues zieht durch. Verfügt über das nötige Maß raubeiniger Energie und glänzt dabei stets durch technische Virtuosität.

18. April: Wenn ich früher Jogurt gegessen habe, habe ich hinterher den Becher weggeworfen.

In den Zeitungen selten, in den besseren Restaurants überhaupt nicht zu finden – zum Glück.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.09.2006 um 09.09

Die allgegenwärtige neue deutsche –ck-Abtrennung ist nicht nur sprech- und sprachwidrig, sondern stellt auch Lesefallen auf, die für Sekundenbruchteile Verständnisstörungen erzeugen. Gerade fand sich in den Kieler Nachrichten v. 8.9.06 ein solcher Fall.

Wenn ein dummes Huhn einen eitlen Hahn anhimmelt und ihm sagt, „ich möchte deine Eier le-“, dann ahnt man im voraus, daß der Satz vollständig etwa heißt: „Ich möchte deine Eier legen und deine Küken großziehen“.

Wenn aus der Lesung von Martin Walser am 7.9.06 im Reform-Schrieb zitiert wird „Ich möchte deine Eier le-“ und ein Leser dies zu „legen“ ergänzt, erhalten seine Neuronen gleich darauf das „Kommando zurück“. Der Satz heißt: „Ich möchte deine Eier lecken“. Dies sagt in seinem neuen Roman „Angstblüte“ die „relativ talentfreie Jungschauspielerin Joni Jetter mit dem ,unanständig großen Mund’“ zu dem 71jährigen Anlageberater Karl von Kahn.

Hier hilft etwas Sanskrit, den Namen der Dame zu deuten, „Yoni - weibl. Schoß, Vagina“, und man ahnt das Kommende – in bewährter Rechtschreibung, ob nun „Alterserotik“ oder nicht.

Wahrscheinlich ist das ganze weniger amüsant als der „Tod eines Kritikers“.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.08.2006 um 10.53

Der bisherige Höhepunkt der neuen Rennkarriere war der 2001 vor Cowes ausgetragene „Jubilee-Cup" zum 150-jährigen Jubiläum des America-Cup. „Da haben wir gegen die berühmte ,Bloodhound' mit dem damals noch lebenden Peter Blake als Skipper gewonnen", freut sich Holger Schmidt. Sein Großvater hatte 1937 gegen die britische Yacht noch den Kürzeren gezogen. Auch hier zu Lande wird erfolgreich gesegelt. Mit einem ersten Platz bei der diesjährigen Kieler Woche bewies die „Senta" erneut, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört.

Bevor einem klar ist, welchen „Kürzeren“ der Großvater wohl gezogen haben könnte, wird man belehrt, daß hier auch „zu Lande“ gesegelt wird – ein Fortschritt in der Rechtschreibung, für den auch die Annullierung des Volksentscheids kein zu hoher Preis war.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.06.2006 um 14.17

Die Wortspaltungen der „Schlechtschreibreform“ verleiten mitunter zu noch schlechterem Deutsch (Kieler Nachrichten v. 14.6.06, S.16):

Wenn es die Zeit zulässt, stellt Ulrike Schröder ihren Liegestuhl unter die 200 Jahre alte und Schatten spendende Blutbuche inmitten des wunderschön gelegenen Parks …

Das ungeschickte „und“ wurde anscheinend nur eingefügt, um die Leser nicht auf den Gedanken an eine „200 Jahre alte Schatten“ spendende Blutbuche zu bringen. Wieviel einfacher und sprachrichtiger wäre es gewesen, schlicht „die 200 Jahre alte schattenspendende Blutbuche“ zu schreiben.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.02.2006 um 09.52

Die Trennmuster „ei-nander“, „hi-naus“, „ausu-fern“ haben das Silbentrennwesen doch sehr bereichert. Gestern fand ich in der Zeitung unserer Landeshauptstadt:
„Eisarschregatta“ auf der Schwentine… [wobei] durchaus der eine oder der andere Segler zu „Bach ging“ und sich einen „Ei-sarsch“ holte. (KN v. 13.2.06)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.01.2006 um 17.27

KN v. 6.1.06:

In ihrem Blutrausch ermorden selbst ernannte „Gotteskrieger“ schiitische Pilger, Polizeischüler und Hausfrauen auf dem Markt.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.12.2005 um 08.19

Die Spalt-Adjektive aus partizipialen Wortbildungen finden sich in einer Tagesausgabe der Kieler Nachrichten meist nur noch wenige Male, sind aber nach wie vor ein Fanal der Unfugsreform – z.B. am 25.11.05:.

Angesichts der Investitionen und der Diskussionen um drohende Kürzungen der Bundeszuschüsse für den Personennahverkehr lehnte der Minister Einschnitte ab. Es müsse verhindert werden, dass die Bahn Not leidend wird, so Austermann.

Und hier noch einmal ohne Hervorhebung zum normalen „leichteren“ Lesen und Verstehen:

Das schwarzrote Kabinett hat gestern bei seiner ersten Arbeitssitzung unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Aus für reine Steuersparfonds beschlossen. Neuanleger können Einkünfte aus anderen Quellen nicht mehr Steuer sparend mit Verlusten aus solchen Fonds verrechnen… dpa.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2005 um 16.15

Dummdeutsch, Deutsch stämmig

Lynndie England erhebt Vorwürfe gegen Vorgesetzte
…Die 22-Jährige entschuldigte sich öffentlich bei den Misshandelten: „Ich hatte kein Recht, ihnen das anzutun. Es tut mir Leid. Ich hoffe, dass sie mir eines Tages vergeben." …US-Soldatinnen sind nach den Worten von England bei den Misshandlungen nackter Iraker anwesend gewesen, um die Häftlinge zu demütigen und für die anschließenden Verhöre weich zu klopfen. dpa

Körpergeruch verdirbt die Lust auf Sex. … Unter den Männern gaben 73 Prozent der Befragten an, dass mangelnde Körperhygiene ihrer Partnerin Lust tötend ist. … dpa

„Ich war platt", gesteht der 63-Jährige, der als 24. Deutscher oder Deutsch stämmiger den Physik-Nobelpreis erhält.
Die drei Nobelpreisträger haben grundlegende Beiträge zum Verständnis der Natur des Lichtes geliefert. Diese könnten eines Tages zu Atomuhren führen, die noch tausend Mal genauer ticken als bisherige Modelle, erklärte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm in ihrer Begründung…. dpa/afp


Und was ist beim tausend und ersten Tick?

Kieler Nachrichten v. 5.10.2005

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.09.2005 um 10.28

Verfahrensprobleme bei der Verabschiedung der Planungen für das Kunstobjekt „Palme“: Dabei hatte Kulturdezernent Torsten Albig der CDU zuvor den Weg aufs Glatteste geebnet … (KN 31.8.05)

Gemeint ist anscheinend „auf glatteste Weise“. Die heutige „Großschreibung bei Verdacht auf Substantivierung“ läßt aber eher an einen aufs Glatteis geebneten Weg denken.

Hurrikanexperte des Wetterdienstes Meteomedia, Thomas Sävert … Und je größer die Differenz zwischen dem Zentrum des Hurrikans und der Umgebung ist, um so schlimmer der Sturm. So gibt es in der Umgebung von „Katrina" Werte von mehr als 1000 Hektopascal." Seinen niedrigsten Wert hatte Hurrikan „Katrina" mit 902 Hektopascal - wenn er das Land erreicht, steigt der Luftdruck leicht an. „902 ist ein Wert, der hier zu Lande noch nie aufgetaucht ist. Der bisher niedrigste Luftdruck in Deutschland betrug 955 Hektopascal", sagt Sävert. (KN 30.8.2005)

Tritt nun dieser Luftdruck bisweilen auf, aber nur über Ost- und Nordsee, oder ist er „hierzulande" (in Mitteleuropa) noch nie beobachtet worden?

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2005 um 07.24

Die dpa-Meldung mit ausgewählten Beispielen der „unstrittigen“ Schreibweisen in den Kieler Nachrichten:

Hier steht es richtig
Wer sich in Zweifelsfällen schlau machen will, schlägt am Besten nach.


(Kieler Nachrichten v. 30.7.2005)
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.04.2005 um 21.16

Aus den Kieler Nachrichten v. 23.4.05

Kölner Pop-Literat Linus Volkmann: Scheitern in einer Gesellschaft ist ja immer viel sagender als funktionieren.
Merke:
Funktionieren ist immer viel überzeugender als das Scheitern.
Scheitern ist immer viel sagender als das Funktionieren.

Geradezu selbstkommentierend ist der Bericht über den Autor Franz Mon: …

Realitätsschlamassel sei auch ein Sprachschlamassel … Es war eine vergnügliche und Atem beraubende Achterbahnfahrt durch Abgründe und Untiefen der deutschen Sprache, auf die Franz Mon seine Zuhörer schickte.

Die ernstgemeinte, bahnbrechende Doktorarbeit über „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“ erzeugt nicht nur unfreiwillig Heiterkeit …

Was Sie schon immer über Sex wissen wollten
Charlotte Roche und Heinz Strunk lasen im ausverkauften MAX …
Reingesteckt in den guten, alten Kobold VK 116 der Firma Vorwerk mit damals Bahn brechenden 17000 Rotor-Umdrehungen in der Minute … Ritscheratsche, Penis-Mus.


… sondern erweckt den dumpfen Verdacht, die „Rechtschreibreform“ könnte eine Folge ähnlicher Fehleinschätzungen sein.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2005 um 12.04

Fahndung aus dem All ist erlaubt …Denn den Juristen ist nicht entgangen, dass die Technik Schwindel erregende Fortschritte macht …dpa

Auch im Jahre 7 der „Rechtschreibreform“ beherrscht dpa noch nicht die schriftliche Adjektivbildung:

[Leica]
Die Hand gefertigten Apparate werden außer in Mittelhessen auch in Portugal produziert.
[Julia Ranniko, dpa]

Japans Kronprinzessin war angeblich Suizid gefährdet dpa

(alle KN v. 13.4.05)

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.04.2005 um 19.37

Zur Gestaltung am Gurlittplatz in Kiel zum Bundeswettbewerb „Entente florale“ schreiben die KN v. 7.4.05:

„Zudem treiben wir den Winter aus und spenden Insekten geeigneten Nektar“, fasste Bürgermeister Ronald Klein-Knott die Gründe zusammen.

Durch die neue Trennschreibe ist man schon soweit vorgeschädigt, daß man das „Adjektiv" „Insekten geeignet" liest, bis man erkennt, daß alles seine Richtigkeit hat (bis auf das ss). Wenig später tritt dann aber doch der reformierte Unnormalzustand ein:

Frauen, deren Angehörige von Suchtmitteln abhängig sind, leben häufig über lange Zeit in einer Kraft zehrenden und aussichtslos erscheinenden Situation.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Fritz Koch am 06.03.2005 um 13.51

Spanisch, Portugiesisch, Polnisch, Serbokroatisch u. a.
Überall hat es die gleiche Bedeutung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.03.2005 um 12.50

ass² noun slang: 1. arse. 2. The anus. 3. A sexual partner or a possible sexual conquest… 4. The self or the person, … 5. denoting a person of a specified kind….
Idiom: kick ass To have or assume power…
Said of forms of entertainment: to be vigorous and powerful.
Example: They’re a live band that always kicks ass
http://www.allwords.com/
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 06.03.2005 um 10.55

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Englisch: "ass": Esel
Laut dict.leo.org bedeutet (engl.) ass: Arsch, Dummkopf, Esel, Grautier; kick-ass: ausgezeichnet.
Unvollständig ist in manchem Zusammenhang arg falsch.


eingetragen von Fritz Koch am 06.03.2005 um 10.15

"to make an ass of o.s. (oneself)": sich lächerlich machen.
Vorsicht bei "Ass" in Wortverbindungen mit englischen Wörtern!
Deutsch: "Ass" = englisch "ace".
"As" ist ein französisches Wort und kam mit den französischen Spielkarten zu uns. Es hat im Französischen die gleichen sonstigen Bedeutungen wie im Deutschen.
Möglicherweise hat es das mittellateinische Wort "as, assis": Heller, halber Pfennig, verdrängt, das auf eine altrömische Münzeinheit zurückgeht.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.03.2005 um 10.04

Verwirrend wirkt die neue ss-Schreibe, wenn sie in anglomanischen Scene-Texten auftritt (KN v. 4.3.2005):

Sie spielten bereits als Opener für Motörhead, Gluecifer und Rose Tattoo und gehören mit ihrem dreckig scheppernden Rock’n Roll bestimmt zum Wichtigsten, was der deutsche Kick-Ass-Rock zu bieten hat.

Mit „Ass" scheint hier das Gesäß gemeint zu sein (ich bin Rock-Ignorant).
Im selben Text heißt es aber auch:

… die musikalische Fahrt dieser Band, deren Ass im Ärmel möglicherweise auch die Frontfrau werden könnte …

Herz in der Hose – Arsch im Ärmel?

P.S. bei Google: „Switzerland's rock'n'roll band that kicks ass the most."

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Detlef Lindenthal am 13.02.2005 um 08.44

Zitat:
Sepp Maier: "Klinsmann will Kahn fertig machen".
Wieso, was ist denn dabei; bald kommt die Urlaubszeit, und soll Herr Klinsmann etwa mit einem unklaren Boot losfahren?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 12.02.2005 um 10.17

Stern-online 12.02.06
Sport/Motor/Fussball (sic)

Sepp Maier:
"Klinsmann will Kahn fertig machen".





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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.02.2005 um 07.50

Bis gestern hatte Edmund Stoiber Zitate zusammen suchen lassen, die belegen, dass auch führende Sozialdemokraten schon mal gesagt haben, wie sehr Arbeitslosigkeit den Radikalen hilft.

KN v. 10.02.05

[pers$B‹O(Bliches Problem: Seit ich gestern das Japanisch-Programm von Word meiner Tochter vorf$B!&(Brte, werden die HTM-Texte mit chinesischen und russischen Zeichen durchsetzt, z.B. f$B!&(B "$BgE(B"[aed] das chin. "l$B!&(B. wei$B!,(B jemand Abhilfe?]

(11:30 Problem behoben – ein übersehener kleiner Schalter)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.02.2005 um 08.43

Aber es sollte doch selbst gemachte Nudeln geben! …
Gib dann nacheinander die Nudeln, eine klein geschnittene Karotte und eine Hand voll Erbsen dazu. Brate das Ganze etwa fünf Minuten lang (Gelegentlich wenden!). Fertig!


KN 29.1.2005

(Bei Menschenfressers: „ Darf ich um die Hand Ihrer Tochter bitten?“ „Gebraten oder gekocht?“)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 18.01.2005 um 15.57

Daß die Lesbarkeit der Wörter im Duden unter den vielen Senkrechten hinter den Buchstaben leidet – ist das schon aufgefallen?
Die einfachste Lösung wäre, ausnahmslos hinter jedem Buchstaben eine Senkrechte zu ziehen, um damit mögliche Trennstellen anzuzeigen. Mit anderen Worten: Silbentrennung ganz freigeben.
Folge: Dann können wir gleich auf die Trennstriche verzichten, und man kann die Wörter wieder lesen.
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.01.2005 um 15.27

KN 15.1.05

Flutkatas-trophe

Dort könnten sich doch deutsche Reform-Trophologen nützlich machen.
Der Duden gibt jetzt die Trennstellen: Ka|ta|s|t|ro|phe.
„Katast-rophe“ soll sich bei langsamem, silbenweisem Sprechen wohl auch aufdrängen.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.01.2005 um 00.19

Kieler Nachrichten 8.1.05
JOURNAL S.6 Kinder …

Kiki: Christbaum ade, scheiden tut weh
Maus: Er tut mir so Leid. Können wir ihn nicht wieder einpflanzen?…

Tut dir der Weihnachtsbaum auch Leid?


Und Wahlkampf S.2:
In roter Weste sitzt ganz vorn an der Bühne auch einer, der der Ministerpräsidentin besonders nahe steht: Ehemann Udo Simonis.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.12.2004 um 06.17

(Zur Rekonstruktion des Kopfes)

„Sicher ist hingegen“, sagte Ralf Wiechmann vom Museum für Hamburgische Geschichte, „dass es sich bei dem Schädel um den eines Freibeuters handelt.“ Als Indiz dafür deuten die Wissenschaftler einen langen Nagel im Kopf, mit dem die Piraten auf einem Holzgestell „gepfählt“ wurden. Den Handelsschiffen sollte dadurch gezeigt werden, wie Piraten si-cher man die Handelswege gemacht hatte. „Die Frage nach der Identität des Schädels muss aber noch offen bleiben“, sagte Wiechmann. …lno

KN v. 25.11.2004

Es fehlte noch der Hinweis:
„Oft mussten Kanonenboote Piraten sicher geleiten!“

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Sigmar Salzburg


eingetragen von margel am 07.12.2004 um 12.00

Ein Kanzler, der wegen der Frage "Haare gefärbt oder nicht?" vor Gericht zieht, sollte auch gegen die Behauptung, er sei Hunde liebend, vorgehen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.12.2004 um 10.19

KN v. 7.12.2004

[Angela Merkel setzt sich ab von Schröder...] Dem Hunde
liebenden Kanzler mit Adoptivkind setzt sie das Bild der
ostdeutschen Aufsteigerin entgegen ....


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Klaus Eicheler am 15.11.2004 um 23.36

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
... neue Spuren der Wolllust...
Augst würde wohl „Wolllust“ von der Lust an wollener Unterwäsche herleiten, und der Duden mit "heute: zu Wolle“ sekundieren. :-)
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Klaus Eicheler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.11.2004 um 22.43

Blas' Fortunata! Der Küchenmeister ist ein Lutscher! Hier habe ich mit einer Dame mit wollüstiger Hinterbacke die Nacht verbracht. Auf derart deftige Klosprüche muss man im Helms-Museum nun gefasst sein. Entsetzten Besuchern sei versichert: Die Archäologen, die um 1800 Pompeji freilegten, waren es auch. Mit jedem Spatenstich trafen sie auf neue Spuren der Wolllust...
Den sexuellen Notstand der Nonnen belegen prachtvolle Mund geblasene Trinkgläser in Penisform aus der Latrine eines westfälischen Klosters.

(KN v. 13.11.04)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.11.2004 um 07.58

KN v.6.11.04, Eckernförder Nachrichten

SERIE: FUNDSTÜCKE AUS DEM ECKERNFÖRDER STADTARCHIV
Der Galgen war niemandem geheuer
Von Dr. Stefan Deiters


[1726 wurden die Eckernförder Handwerker verpflichtet, einen neuen Galgen anzufertigen und aufzustellen, eine Aufgabe, der sie nur widerstrebend nachkamen:]

[…] Nach zwei Tagen war die Arbeit abgeschlossen, der Galgen konnte - im Süden und natürlich vor den Toren der Stadt - aufgestellt werden.
[…] Die meisten Bürger, so verrät das Protokoll, sahen sich das Aufrichten des Galgens nicht aus der Nähe an, sondern „reterirten sich hinter denen Hügeln", weil das Wetter ausgesprochen schlecht war. Deswegen zogen alle auch drei Stunden später wieder in die Stadt, obwohl der Galgen noch nicht ganz fertig gestellt war […] Einen Tag später löste der Magistrat sein Versprechen ein und beschloss, von allen Bürgern, die nicht bei der Galgenaufrichtung anwesend waren, einen Reichstaler Strafe einzutreiben.

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eingetragen von Fritz Koch am 01.11.2004 um 10.09

und würde sogar einen Sinn ergeben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2004 um 09.58

KN 27.10.04
Bedrohte Tierarten … Die Filmer stoßen auf dreiäugige Leguane, regenbogenfarbene Chamäleons und Eier fressende Schlangen.

… eine bekannte Delfi-nausstellung
(Trennung nach Sprechsilben … wie „hi-naus“)

KN 30.10.04
Mann-o-Mann!
Männer sind benachteiligt. Das haben auch die Vereinten Nationen erkannt und dem „starken" Geschlecht vor vier Jahren am 3. November den „Weltmännertag" gewidmet. Um allerdings in Bier seeliger Laune
[altertümelnder Witz oder „Reform“?] mit einem Karren um die Häuser zu ziehen, dafür ist der Tag noch zu jung. Das JOURNAL leistet seinen Beitrag zum Fortbestehen dieses Gedenktages und würdigt die Y-Chromosomen-Träger in Wort und Bild.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Fritz Koch am 26.10.2004 um 22.02

quantum = wieviel,
quanti = wie viele,
quantulus = wie wenig

Ob die lateinischen Zusammenschreibungen heute auch als Fehlentwicklung gelten?

(Daß die Sanskrit-Schreiber ganze Sätze zu einem Wort zusammenfaßten, gilt ja wohl heute aus reformdeutscher Sicht als die krasseste Fehlentwicklung überhaupt. Da muß sofort die Getrenntschreibung als Grundsatz eingeführt und müssen sämtliche Sanskrit-Dokumente umgeschrieben werden, jedenfalls in deutschen Büchern.)
– geändert durch Fritz Koch am 27.10.2004, 09.30 –


eingetragen von Monika Chinwuba am 26.10.2004 um 11.41

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
Ich weiß, wieviel Geld das kostet, wieviele Packungen ich brauche, ...

Ich würde schreiben:

wieviel Geld (Geld ist Menge; Antwort erfordert Maßangabe und Maßstab: Euro 10,50)

wie viele Packungen (Packung ist Maßangabe; Antwort erfordert Maßstab: 10 Stück, 10 von 100)

wieviel Packungen (Packung ist Mengenangabe; Antwort erfordert Maßangabe und Maßstab: 2 kleine Packungen)
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Monika Chinwuba


eingetragen von Fritz Koch am 26.10.2004 um 09.48

Ich weiß, wie man das macht, wo man das kauft, wer das hat, wann es das gibt, warum das nicht geht, ...
Ich weiß, wieviel Geld das kostet, wieviele Packungen ich brauche, ...
Ich weiß, wie wenig Geld übrig ist, wie teuer das ist, wie schön das wäre, ...


eingetragen von Georg Zemanek am 26.10.2004 um 05.57

Wieviel Zement muß ich kaufen? Bezug auf die Menge. "Wiewenig" ist kein sinnvolles Fragewort, denn auch wenn ich nur wenig Zement kaufen werde, zielt die Frage auf die Menge ab.

Wieviele Säcke Zement muß ich kaufen? Bezug auf Stückzahl. Argumentation wie zuvor. Säcke sind Stücke, also zählbar, also wieviele.

Sieh mal, wie viel Zement man da braucht! Vergleichsabsicht. Gegenteil: Ich bin überrascht, wie wenig Zement man da braucht. Zwar war wieviel hier auch zusammengeschrieben üblich, aber das halte ich für falsch. Beispiel: Ich bin überrascht, wie teuren Zement man da braucht. Grammatikalisch hat das wie hier die gleiche Funktion, und ich würde nicht auf die Idee kommen, wieteuren als Wort aufzufassen.

Unglaublich, wie viele Säcke Zement da nötig sind. Hier halte ich Getrenntschreibung zunächst für falsch, denn es geht auch: Unglaublich, wieviel Säcke Zement da nötig sind. Das Gegenteil allerdings lautet: Unglaublich, wie wenig Säcke Zement da nötig sind. Und ein Wort wiewenig am Stück kenn ich nicht. Im Gegensatz zum vorhergehenden Beispiel kann hier das Wort wieviel eingesetzt werden. Vielleicht liegt das daran, daß das einzelne Wort Unglaublich nicht Satzcharakter hat. Im Fall Es ist schon unglaublich, wie viele Säcke Zement da nötig sind wird die Getrenntschreibung plausibler - zumindest ist das mein Gefühl. Frage: Ist das einzelne Wort wie hier dann Konjunktion? Es verbindet doch Haupt- und Nebensatz?

Wie viele (andere) habe ich hier nur ein sehr unbestimmtes Gefühl für bevorzugte Varianten, aber ich würde niemals fragen: Wie viel ist 3 mal 5?


eingetragen von Fritz Koch am 25.10.2004 um 23.48

Wie viele, manche, alle, einige, die meisten Kinder geht auch dieses in einen Kindergarten.

Du siehst, wie wenige Leute gekommen sind; Oder muß es heißen: wie wenig Leute?

Grundsätzlich: Muß es heißen: Wieviel Zementsäcke oder wieviele Zementsäcke soll ich kaufen?

Vom Gefühl her benutze ich 'wieviel' bei Mengenangaben wie Wasser, Zement, Geld und Maßeinheiten wie Meter, Kilo, Liter und 'wieviele' bei zählbaren Einzelstücken wie Münzen, Leute.


eingetragen von Monika Chinwuba am 25.10.2004 um 18.43

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
'Ich weiß nicht, im wievielten Wirtshaus wir um wieviel Uhr waren.'

leider kenne ich mich mit Adverben und Adjektiven nicht so gut aus. Deshalb kann ich nur angeben, was ich unter wieviel und wie viele verstehe, und damit vielleicht auch einen Gebrauchshinweis geben.

Ich sehe in beiden "wieviel" (wievielten /wieviel)im zitierten Satz die Bezugnahme auf eine noch nicht zählbare/noch nicht bezifferbare Menge. Das Maß kann vom Aussagenden nicht ermessen werden.

Bei "wie viele" erwarte ich als Antwort eine zählbare Größe, weil in der Kombination mit "wie viele" stets der Maßstab mitgeliefert wird:
* wie viele Personen waren anwesend
* wie viele Kinder hat er
* wie viele Bäume wurden gefällt
* wie viele Jahre sind vergangen
* wie viele Säcke wurden transportiert
und für die Antwort stets dieser Maßstab Bezugnahme ist:
* vielleicht 5 ('Personen' wird nicht wiederholt)
* ich glaube 3 ('Kinder' wird nicht wiederholt)
* mindestens 20 ('Bäume' wird nicht wiederholt)
* ungefähr 10 ('Jahre' wird nicht wiederholt)
* exakt 125 ('Säcke' wird nicht wiederholt)

Bei "wieviel" erwarte ich vom Antwortenden eine Maßangabe und die Lieferung eines Maßstabes: 25 Euro, 10 Meter, 15 Mann, weiß nicht mehr wieviel Wirtshäuser, weniger als 5 Stück, mindestens ein Dutzend, eine Mannstärke, eine halbe Großstadt, eine Handvoll Euro, keine Kosten.

Um zu obigem Beispiel zurückzukehren:
Der Fragende gibt eine Menge an und fragt nach der Anzahl und dem Maßstab:
* wieviel Leute waren auf dem Fest
* wieviel Kinder hat er denn
* wieviel Bäume wurden gefällt
* wieviel Zeit ist vergangen
* wieviel Säcke hat er transportiert

Antwort (geliefert wird Maßangabe und Maßstab):
* vielleicht 4 Personen und die Gastgeber
* ich glaube 2 Mädchen und 1 Jungen
* mindestens 10 Kastanien und noch 10 Lärchen
* ungefähr 10 Jahre
* exakt 125 Säcke Milchreis

(Keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern Verhaltensbeobachtung. Vielleicht wären Gegenbeispiele ganz angebracht).

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Monika Chinwuba


eingetragen von Fritz Koch am 25.10.2004 um 10.36

ob ich sage: Wieviel kostet das? oder: Wieviele Euros kostet das? Man kann 'wieviel' durchaus als unbestimmtes Zahl-Adverb zum unbestimmten Zahl-Adjektiv 'wieviele' auffassen, die auch relativ oder interrogativ verwendet werden. 'Ich weiß nicht, im wievielten Wirtshaus wir um wieviel Uhr waren.'
(In den slawischen und den romanischen Sprachen ist es genauso, folglich ist die Zusammenschreibung keine deutsche Erfindung.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.10.2004 um 10.18

„Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, wie viele der teilnehmenden Künstler Video benutzen.“ sagt Festivaldirektorin Jolanta Sutowicz … (KN v. 21.10.04)


Lt. Duden hieß es bisher wieviel, aber wie viele. Jetzt soll es wie viel und wie viele heißen. Um dem möglichen Doppelsinn zu begegnen und die abweichende Betonung zu treffen, würde ich auch gerne „wieviele" schreiben. Gibt es dagegen ernste Einwände?


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.09.2004 um 11.37

Das Ende der „Schwarzen Garde"

Frage 18: Welche Söldnertruppe fiel 1500 in Dithmarschen ein? Richtige Antwort: A) Die „Schwarze Garde"

1900 wurde anlässlich der 400-Jahr-Feier zum Gedenken an die Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1500 in Dithmarschen auf der Dusenddüwelswarf ein Gedenkstein errichtet. Auf dem Stein findet sich der in der Überschrift genannte Ausruf, der das Gegenteil des Schlachtrufs der Dithmarscher Gegner widerspiegelt, „Nimm dich in Acht, o Bauer, die große Garde naht" (nach Friedrich Hebbel). Erinnert werden sollte an eine Schlacht, in der einem aus 6000 Waffen tragenden Dithmarscher Bauern bestehenden Heer ein 12000 Mann starkes feindliches Heer gegenüber stand. An der Spitze der Truppen des dänischen Königs Johann und seines Bruders, Herzog Friedrich, stand die berüchtigte „Schwarze Garde", ein aus allen Teilen Europas zusammen_gewürfeltes Söldnerheer, das König Johann schon bei der Eroberung Stockholms unterstützt hatte.


Kieler Nachrichten 25.9.2004

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2004 um 13.11

dpa-Meldung in den KN v. 1.9.04

Hamas erklärte, die Selbstmordanschläge seien ein „Geschenk für die Hunger streikenden Häftlinge in den zionistischen Gefängnissen.“

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.07.2004 um 06.05

Esser & Co waren nicht käuflich

…Zu Beginn der Urteilsverkündung hatte die Richterin in einer persönlichen Erklärung die massive politische Einflussnahme auf den Prozess beklagt. Selbst ernannte Rechtsexperten ohne Aktenkenntnis hätten alles besser gewußt und den Prozess als eine Gefährdung für den Wirtschaftsstandort Deutschland gesehen. …dpa
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.07.2004 um 07.20

„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ für den „beschränkten Untertanenverstand“ – das scheint die Leitlinie der Kieler Nachrichten zu sein. Über Christian Wulffs neuen Vorstoß brachte das Blatt nur am 14.6. eine dreisätzige Meldung von epd. Nicht einmal die Pressemitteilung der CDU-Fraktion im Landtag, die eine Rücknahme der Reform ablehnt (s. unter Kayenburg), durfte das Volk beunruhigen. Das Verbreitungsgebiet der Kieler Nachrichten gleicht dem „Tal der Ahnungslosen“ in der einstigen DDR, das vom Westfernsehen nicht erreicht wurde. Gespannt warten wir auf die Gedenktage 1. August und 17. September.

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.06.2004 um 12.47

KN 12.06.04 Programmhinweis auf RTL Sa 20.15 Uhr:
Iris Berben verkörpert eine Männer mordende Heiratsschwindlerin.

Bei Karl Kraus stieß ich davon unabhängig auf den Satz …

Es ist mit fühlenden Sinnen einfach nicht zu fassen, nicht zu ertragen, daß diese männermordend schlachtgeborne Brut, die Beischläfer einer toten Natur, noch einen Augenblick des Unterbewußtseins haben sollen, einen, wo sie außerhalb der elenden Berechnungen empfinden, durch die sie sich ihn doch erkaufen.

…und stellte ihn mir in „neuer“ Rechtschreibung vor:

*„Es ist mit fühlenden Sinnen einfach … nicht zu ertragen, dass diese Männer mordend schlachtgeborne Brut …noch einen Augenblick des Unterbewusstseins haben sollen… "

– geändert durch Sigmar Salzburg am 13.06.2004, 21.57 –
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2004 um 07.04

Kieler Nachrichten

Kaltblütiger Regierungsrat:
Dennoch wird klar, dass der provisorische Regierungsrat den erfahrenen Diplomaten kalt gestellt hat. (Clasmann, dpa) (2.6.04)

Wenn sich der Nebel verzieht…
Matthias Richling: „Machbar ist jeder. Wie überspitzt oder ob man ihn naturgetreu darstellt, das hängt davon ab, wie weit die Leute wieder erkennbar sind beim Publikum.“ (2.6.04)

Pani-kattacken (6.5.04)
crosso-ver (26.4.04)
Die Spendenbeträge stammen aus den Zwe-ckerträgen des PSD-Gewinnsparens. (22.04.04)

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.06.2004 um 12.46

Miss Universum, nach Meinung ihrer Familie „einfach ein glückliches Mädchen, das gerne lacht und immer Zeit für Andere hat.“ Nur ein Mal, mit dem Triumph Marlene Schmidts 1961, wurde eine Deutsche „Miss Universum“. Foto dpa
KN v.3.6.04
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.05.2004 um 18.00

Schleswig - Unter den Klängen von Dudelsack, Drehlaier und Schallmaien haben gestern in Schleswig die „Mittelalterlichen Markt- und Gerichtstage" begonnen. Auf den Königswiesen am Ufer der Schlei bieten rund 200 kostümierte Händler und Handwerker bis Sonntag historische Handwerkskunst, Speisen und Getränke feil...
(KN 21. Mai 2004)
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.05.2004 um 09.07

Heiß geliebt, aber kalt getrunken.
Eleonore Hesse stellt Kräuterschnaps nach alter Rezeptur her

[…]
„Selbst in Honolulu kennt man meinen Schnaps", sagt die 80-Jährige. Um die Zukunft des Bittern sieht es jedoch nicht gut aus. Eleonore Hesses Tochter hat kein Interesse an der Weiterführung des Geschäfts. Zudem würden die behördlichen Auflagen mittlerweile die Herstellung in den privaten Kellerräumen nicht mehr erlauben, sagt Eleonore Hesse. Das wäre dann das Aus für den heiß geliebten und kalt getrunkenen Kremper Bittern.


(KN v. 14.5.2004)

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eingetragen von Reinhard Markner am 11.05.2004 um 13.10

"Freudsch" ist dieser Lapsus sicherlich nicht. Allenfalls die umgekehrte Verwechslung -- "Stiel" statt "Stil" -- könnte im Sinne der Wiener couch potato als phallologisch interpretiert werden.


eingetragen von gestur am 11.05.2004 um 09.34

braucht man zur Herstellung von Stilmöbeln aus Eiche. Entsprechenes gilt für den Stil-Ahorn, die Stil-Esche usw.


eingetragen von Martin Reimers am 10.05.2004 um 20.52

Solche Flüchtigkeitsfehler passieren natürlich jedem einmal. Oder war es doch ein Freudscher Verschreiber? Immerhin haben wir es auch bei den Kieler Nachrichten seit der Reform nicht mehr so sehr mit gelegentlichen Blüten des Stils zu tun, sondern eher mit einem ganzen Eichenwald.
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Martin Reimers


eingetragen von Norbert Lindenthal am 10.05.2004 um 20.02



Stieleiche


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.05.2004 um 17.15

21. Stileiche im Europa-Hain gepflanzt
Altenholz - Europa erweitert seine Grenzen und hat offenbar auch einen guten Draht nach oben. Am Mittwochnachmittag gingen zwar heftige Wolkenschauer nieder, doch als die EU-phorisierten zur Schaufel griffen, lachte die Sonne. Wie an jedem 5. Mai, so pflanzte der 1981 gegründete Ortsverband der Europa-Union auch an diesem wieder eine Stileiche ...[Bild]
Der Europa-Hain wächst: Für das neue Mitgliedsland Litauen pflanzte die Europa-Union eine Stileiche
(KN 8.5.04)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.05.2004 um 09.55

Mein Scannerprogramm liest Chukchee, Dargwa, Tok Pisin, Wolof, aber Niederdeutsch, seit kurzem als europäische Sprache anerkannt, kennt es nicht.
Die Schreibreform strahlt auch ins Niederdeutsche.

Een Krimi: Lenas Drööm
Vun Ralf Spreckels
De Been sünd op'n Footbodden anwussen, röögt sik nich vun'n Pla-cken.
– un dat Drööm wohr ward, dorf-ör mutt een wat doon,

Unsicherheit in der s-Endung:
Se süht de Hand mit dat grote Slachtermeß hoch susen …
Weer de Nawer de Möörder mit dat Slachtermess?

Neu: lange Vokale sind trennbar:
He markt wat, du-ukt sik weg.
… wat dat for ehr Leven bedü-üd.

(Kieler Nachrichten v. 8.5.04)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.05.2004 um 11.07

Kieler Nachrichten v. 4.5.2004 S.16

Prof. Lars Clausen
... spricht so über sein Fach, dass es die Leute nicht nur verstehen, sondern auch lustig finden...
...Sind allein Erziehende Singles?

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Norbert Schäbler am 13.04.2004 um 11.29

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Seit Ostersonntagabend glauben wir nämlich nicht mehr, was die PISA-Studie da ans Licht gebracht haben will. Dass unsere Kinder in Europa hinterher hinken ...

Das erinnert mich an einen Sportbericht im Main-Echo Aschaffenburg über das Spiel der Handballbundesligisten THW Kiel und TV Großwallstadt. Damals lagen die Kieler ständig in Führung (haben das Spiel auch gewonnen), und die Unterfranken mußten hinterher laufen.
Das sind knappe 600 Kilometer - üble Strafe!
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nos


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.04.2004 um 11.14

Glossenschreiber „Kielius" in den „Kieler Nachrichten" v. 13.4.04 über kindliche Phantasie bei einer Osterfeuerfeier:

Seit Ostersonntagabend glauben wir nämlich nicht mehr, was die PISA-Studie da ans Licht gebracht haben will. Dass unsere Kinder in Europa hinterher hinken, dass sie oft phantasielos sind und fast ausschließlich aufs Fernsehen ansprechen.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Wolfgang Wrase am 04.02.2004 um 05.36

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Im vierten Bericht schreibt die Rechtschreibkommission nur noch Orthografie, macht also die Nebenvariante endgültig zur Vorzugsschreibung. Nach dem Grundsatz: das Veränderte ist immer das Progressivere, und unsere alten Ideen von "gezielter Variantenführung" haben wir ja sowieso gerade aufgegeben.

Die Reformer schreiben doch im vierten Geheimbericht, es solle zwar auf die Einteilung in Haupt- und Nebenvarianten verzichtet werden, aber in den Lexika soll dafür immer die eingedeutsche Variante zuerst genannt werden (wenn ich das richtig verstanden habe).

Erstens ist das ein Etikettenschwindel: Was zuerst dasteht, fällt zuerst ins Auge und wirkt einfach dominant; das erste wirkt als eigentliches Stichwort und das zweite als Variante des ersteren, also automatisch als Nebenvariante. Es gibt also sehr wohl nach wie vor eine gezielte Variantenführung, nur jetzt durchgängig zugunsten möglichst DEUTSCHER Schreibweisen. Vielleicht soll das unserem Nationalstolz auf die Sprünge helfen?

Zweitens ist das unsachgemäß. Die Häufigkeiten sind total verschieden verteilt: Manchmal liegt das Übergewicht leicht oder deutlich oder überaus deutlich bei der Schreibung aus der Originalsprache, manchmal liegt es bei der eingedeutschten Schreibung. Das Scheren über denselben deutschen Kamm ist vollkommen unsinnig.

Und drittens: Wie soll das eigentlich funktionieren, bei der alphabetischen Ordnung in den Lexika? Soll an der Stelle, wo vom Alphabet her Portemonnaie hingehört, gleich Portmonee stehen - und dahinter Portemonnaie? Und dann später genau dasselbe noch einmal? Das bringt auf die Dauer ganz schön Ärger beim Suchen, wenn der Blick immer wieder auf solche falsch eingeordneten Stichwörter fällt. Wir werden sehen, wie das die Lexika umsetzen - oder auch nicht umsetzen.


eingetragen von Theodor Ickler am 04.02.2004 um 04.56

Im vierten Bericht schreibt die Rechtschreibkommission nur noch Orthografie, macht also die Nebenvariante endgültig zur Vorzugsschreibung. Nach dem Grundsatz: das Veränderte ist immer das Progressivere, und unsere alten Ideen von "gezielter Variantenführung" haben wir ja sowieso gerade aufgegeben.
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Th. Ickler


eingetragen von margel am 03.02.2004 um 20.30

Bei ebay heißt es dagegen bei Fotobüchern: Fotographen


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.02.2004 um 19.46

Photografie — mal streng, mal schräg

KN 31.1.04 S.28

(...ist schon recht häufig)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.01.2004 um 07.19

Warum [der Musiker] Curt Clausen, gestandener Seebär und Welt erfahren, so zögerlich agiert, bleibt sein Geheimnis.

Zeichner von Tintin & Milou (Tim und Struppi) als Bibliothekar ungeeignet:
Die 23 Bände, die Hergé bis zu seinem Tod 1983 fertig stellen konnte, …

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.01.2004 um 21.03

KN v. 10.1.2004:

Zur rot-grünen Bildungspolitik - Von Klaus Kramer

Kinder als Mittel zum Zweck

Jeder Chemielehrer, der etwas auf sich halt, greift zur Erheiterung seines Publikums gern auf ein Experiment zurück, das nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum" funktioniert. Er mischt dann Substanzen in zu hoher Dosierung im Reagenzglas, so dass es entweder raucht, stinkt, funkt oder knallt. Ein guter Lehrer führt das Experiment zuvor im stillen Kämmerlein durch, er kalkuliert also die Heftigkeit der chemischen Reaktion, bevor er sie den Schülern demonstriert, weil er sich nicht blamieren will. Sozialdemokraten und Grünen scheint das inzwischen egal zu sein. In ihrem schon fünf Jahre dauernden Experiment hat es schon so oft geraucht, gestunken, gefunkt und geknallt, dass es ihnen auf einen missratenen Versuch mehr oder weniger nicht ankommt Deshalb hat Fraktionschef Müntefering nun zur offiziellen Regierungslinie erhoben, was man seit langem ahnt. Statt sich in der Abschätzung von Risiken zu verlieren, wird nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum" vorgegangen
Man weiß nicht, ob man über so viel Offenheit lachen oder weinen soll. Immerhin zählt das rot-grüne Experimentierfeld rund 80 Millionen Menschen. Diese sollen nun mit einer „Innovationsoffensive" beglückt werden, hinter der sich weit mehr verbirgt als die Forderung von Forschung und Spitzentechnologie. Es geht um „die Erziehungs- und Bildungskette" vom Elternhaus bis zur Hochschule, wie es der Leitantrag des SPD-Parteitages von Bochum formulierte Es geht um die Betreuung vom Säuglingsalter an aufwärts, wie es die Grünen in Wörlitz beschlossen haben. So früh wie möglich soll die Erziehung den Eltern entzogen und dem Staat übertragen werden Kinder werden in der rot-grün geformten Gesellschaft Mittel zum Zweck, Statisten zur Produktion von Wachstum. Klappt der Versuch nicht, hat man sich eben geirrt.

Klaus Kramer erreichen Sie unter klk.red@kieler-nachrichten.de

[Kommentar zur dpa/afp-Meldung auf der gleichen Seite:]

Bildung: „Versuch und Irrtum" soll SPD-Prinzip sein
… Statt sich in der Abschätzung von Risiken zu verlieren, müsse auch einmal nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum" vorgegangen werden. „Wir dürfen nicht in Deutschland dieses Jahrzehnt auch noch verschlafen", warnte Müntefering. Müntefering sagte, es gehe beim Thema Innovation nicht nur um technologische Innovation, sondern auch um gleiche Bildungschancen und eine familienfreundliche Gesellschaft. dpa/afp

[Der Kommentar beschreibt treffend auch zugleich das Voraus-Experiment RSR, ohne es zu nennen.]

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.01.2004 um 08.33

KN 3. Januar 2004

Gemeinsames Anhalten macht friedlich
Israelisch-Palästinensische Friedenexpedition
Ihre Antarktis-Tour ist selbst für Extremsportler eine Herausforderung. Doch dass sie durch die berüchtigte Drake-Passage segeln und schließlich kilometerweit durch die Eiswüste wandern, um einen 2000 Meter hohen Berg erstmals zu besteigen, ist für die vier Israelis und vier Palästinenser kein Selbstzweck: Sie wollen ein Zeichen setzen für den Frieden. „Brea-king the Ice" - das Eis brechen - nennen die acht ihre Mission, bei der es vor allem darauf ankommt, zusammen zu halten.


Glückliche Nähe
Die luftige Szenerie eines Leuchtturmes bieten die einen, die anderen setzen den nächtlichen Sternenhimmel dagegen. Ihr Museum haben die einen hergerichtet, einen Krabbenkutter oder ein Ausflugsschiff die anderen: Gemeinden an der schleswig-holsteinischen Nordsee überbieten sich gegenseitig mit außergewöhnlichen Schauplätzen für Heiratswillige.
„Immer mehr Brautpaare wollen den besonderen Rahmen für ihre Hochzeit, und der Urlaub ist da nahe liegend", erklärt Katrin Schulz vom Standesamt in Büsum den Trend.


Auf daß der nächste sich nicht vordrängelt:
[Pastorin Annie Laszig] Denn gerade in kritischen Zeiten kommt es darauf an, den Nächsten im Auge zu behalten.
(Reformbedingte Inflation des „Nächsten“ erschwert das Verständnis)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.12.2003 um 07.38

Ein sinnliches Fest für Orion Versand
...
Von Friedhelm Caspari, dpa
Flensburg – Je länger die Nächte, umso mehr Spaß zu Zweit.


KN 18.12.2003


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2003 um 07.12

Kieler Nachrichten am 13.12.03

Erfreulich, aber sonst selten: 3mal „sogenannt“

Redakteur Klaus Kramer linientreu, aber sonst oft über das Ziel hinausschießend:
Doch wo es um Lösungen geht, bleiben die Kirchenoberen im Ungefähren. Dass es ohne Kinder keine Zukunft gibt, … dass eine bessere Bildungspolitik Not tut – gut und schön.
(Bildung tut Not und gut)

dpa wie immer:
„Es ist schön, diese Ehrung zu erhalten, so lange man sie nicht zu Ernst nimmt“, sagte der neue „Sir Mick“… Seinem Bruder Christopher hatte Jagger schon im Voraus auf eine entsprechende Frage versprochen, er brauche ihn „nur gelegentlich“ Sir _ nennen.
Im Allgemeinen“ ist keine außerordentliche Kündigung möglich, wenn der Arbeitnehmer im privaten oder kollegialen Gespräch den Vorgesetzten beleidigt“, … Dies gelte aber nur dann, wenn das Gespräch nicht weiter getragen wird, …
(dpa)
(Die Worte „ich niete dich um“ und das Richten einer Waffe auf den Arbeitgeber berechtigen jedoch lt. kürzlicher Gerichtsentscheidung nicht zur Kündigung.)

Kinderseite
Joghurtbecher, aber natürlich immer „du“.
(Wesentliche Ergebnisse des bekannten „Jogurtbecher-Diktats“ werden damit unterminiert.)

Noch etwas Trennspaß
Freude am crosso-vernden Stilmixen
Sands-kulpturen


Und:
Menschenfressende Löwen behindern Bahnbau
„Geist und Dunkelheit“ (ProSieben, Sonnabend, 20.15 Uhr)
nennen die verängstigten Eingeborenen zwei menschenfressende Löwen, die 1896 in Afrika den Bau einer Eisenbahnbrücke behindern.

(Sollen „neu“ nicht Menschen fressende Löwen töten?)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 24.11.2003 um 19.00

Da fällt mir immer der uralte Witz ein, der im Internet zur Zeit folgende Form hat:
Trifft der Student seinen Professor auf der Toilette. "Hallo Professor, endlich kann ich mir Ihnen gegenüber auch mal was herausnehmen!" "Tja, wie ich Sie kenne, Müller, werden Sie auch hier wieder den Kürzeren ziehen!"
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.11.2003 um 18.53

Krebs
22. Juni – 22. Juli
Venus erscheint in einer un-
günstigen Position an Ihrem
Sternenhimmel. Lassen Sie
sich in der Partnerschaft daher
nicht auf Grabenkämpfe ein,
sondern versuchen Sie, mit ei-
ner Portion Ruhe und Gelas-
senheit Streit zu vermeiden.
Sonst müssten Sie befürch-
ten, den Kürzeren zu ziehen.


KN 22.11.03
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.11.2003 um 08.12

Überschrift :

Stellschraube Arbeitszeit:
Lockern oder fest ziehen?


(KN v. 19.11.03)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.11.2003 um 20.04

Lektionen erotischer Tristesse
Sehenswert auch das originelle Ritual, das der Dramatiker und die Schauspielerin anstelle des von Hare vorgesehenen Dialogs zelebrieren, sinnlich in die Hälfte einer Wassermelone grapschend, ein Vorspiel mampfend komischer Wolllust.

(KN 26.5.03)

Es gibt oder gab in Kiel tatsächlich einen Strickwarenladen „Woll-Lust" (oder auch „Wolllust"?)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 12.11.2003 um 16.23

Die Eingabe "wolllüstig" bei Google ergibt (ohne Flexionsformen) fast 300 Belege, allerdings fast nur Pornographie; in diesen Bezirken schreibt man ja auch "heiss" und legt überhaupt mehr Wert auf andere Qualitäten.
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Th. Ickler


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.11.2003 um 06.31

Risiken und Nebenwirkungen der Reform
10.10.2003

Charlotte Jones: Hummelflug
Ein passend aufgeräumtes Einheitsbild für den familiären Mikrokosmos, den Regisseurin Renate-Louise Frost so nachvollziehbar und übersichtlich entwickelt, dass das inwändige Chaos zeitweilig ganz aus dem Blickfeld gerät.
Demnächst „in- und auswändig"?

DRK-Adventsmarkt
Selbst gebackene Leckereien in allen Variationen werden Jahr für Jahr als Spenden abgeliefert.
Selbst so etwas!

Performance „Nietzsche in Kiel"
Folgerichtig leiht Stefan Eichberg dem nach eigenem Bekunden „Dichter und Narr“ eine Stimme, die die Lust an „Beinchen unter Faltenröckchen“ so sanft und wolllüstig besingt, dass Zarathustras Frage „Was spricht die tiefe Mitternacht?“ wie eine weltzweifelnde Verheißung anmutet.

und

Sandstei-nobelisk

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Sigmar Salzburg


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