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eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2017 um 18.31

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2017 um 18.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=85#34579

Das erwähnte Buch, eine kleine Festschrift für Franz Spechtler, dient großenteils dem Lob der Rechtschreibreform. Eine Verfasserin rühmt es als revolutionäre Leistung der Reform, endlich die Schreibweise der deutschsprachigen Länder vereinheitlicht zu haben, eine andere behauptet, an österreichischen Schulen habe die Fehlerzahl wegen der Reform um 53 % abgenommen. Komisch ist in jedem Fall, daß die Reform seither mehrmals revidiert und repariert werden mußte, so daß das Lob einer Toten gilt.

[Specht und Gämse : Beiträge zur Rechtschreibung des Deutschen;
(Symposion Salzburg 1998); Festschrift für Franz V. Spechtler

„Einheitlichkeit“: Die Schweizer benutzen weiterhin kein „ß“!
Letzter Stand der „Reform“-Fehler-Forschung hier.
]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.11.2014 um 06.45

Bei der „Forschungsgruppe Deutsche Sprache“ wurde ein Bericht der Schweizerischen Depeschenagentur über die kürzliche Tagung der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) veröffentlicht:

Einheitliche Schreibweise in Schule und Presse etablieren
SOK nimmt Gespräche mit EDK auf


(sda) Die Empfehlungen der Schweizer Orthographischen Konferenz (SOK) sollen auch von den Schweizer Schulen übernommen werden. Die SOK will sich dafür bei der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) einsetzen. Ausserdem soll eine Arbeitsgruppe zur Vereinheitlichung der Rechtschreibung der Schweizer Presse eingesetzt werden.

Diese Beschlüsse fasste die SOK am Freitag [7.11.2014] an ihrer neunten Tagung in St. Gallen. Der SOK gehören Vertreter von Presse, Verlagen, Literatur, Schule und Politik an.

Der deutsche Reclam-Verlag, einer der wichtigsten Schulverlage, druckt seine berühmten gelben Büchlein seit 2013 nach den Empfehlungen der SOK. Damit erteilte der Verlag dem Regelwerk Duden eine Absage. Dies ist das Hauptargument der SOK, ihre Empfehlungen auch in den Schweizer Schulen umzusetzen. Es gehe nicht an, dass diese Schreibweisen als Fehler gelten, hiess es an der Tagung.

[...]

Die SOK wurde 2006 aufgrund der vielfach als missglückt bezeichneten Rechtschreibereform gegründet. Die Nachrichtenagentur sda hält sich an ihre Empfehlungen. Kopräsidenten der Organisation sind der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger und Urs Breitenstein.

sprachforschung.org 8.11.2014

Die Schweizer Empfehlungen können sich naturgemäß nicht auf die deutsche Verwendung des „ß“ beziehen, so daß den Kultusministerien und interessierten Medien weiterhin das Heyse-System als Würgemittel gegen die deutsche Schreibtradition zur Verfügung steht.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.07.2008 um 07.56

Der Deutschlandfunk brachte anläßlich der Jahrestagung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache am 26.7.2008 ein Interview mit Prof. Theodor Ickler.

19. Fehlermuster nach der Rechtschreibreform. Theodor Ickler im Gespräch
Sendezeit: 27.07.2008 17:47
Autor: Novy, Beatrix
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Kultur heute
Länge: 04:20 Minuten

DLF Ickler

Hier eine (idealisierte) Mitschrift:


Ickler: Also, die Bestandsaufnahme, nun die ist etwas zwiespältig. Einerseits sind ja viele grobe Fehler der Reform im Zuge der Revisionen beseitigt worden, so daß also beim Lesen einer Zeitung bespielsweise heute nicht mehr so großes Unbehagen entsteht wie noch vor zehn Jahren. Das ist wohl eindeutig. Andererseits muß man leider sagen, daß die Revisionen und Korrekturen an der Reform in den Medien und auch bei einigen Buchverlagen noch längst nicht angekommen sind, auch in der Schule nicht, sondern man schreibt unverdrossen weiter in den ziemlich fehlerhaften Schreibweisen von 96, also nach dem ersten Entwurf einer Reform. Und das ist natürlich nicht sehr befriedigend. Das ist ein Hauptgrund der Uneinheitlichkeit, den man immer noch hat.

DLF: Einer der Teilnehmer [der Tagung der FDS] hat neue Fehlerbildungsmuster herausgefunden, solche, an denen gerade die Reform schuld ist – gesucht und gefunden in den Medien. Wie sehen solche Muster aus?

Ickler: Ja, es gibt hauptsächlich falsche Verallgemeinerungen bei der Getrenntschreibung, also nach dem Muster „Aufsehen erregend“ schreibt man dann auch „Video überwacht“ getrennt und solche Sachen. Das war ja vorauszusehen und ist nicht neu. Dann – also, es gibt nach wie vor die Fehler bei der s-Schreibung, das hatten wir auch vorausgesagt.

DLF: Aber die gab es ja nun auch vorher, in welcher Form gibt es sie jetzt?

Ickler: Kaum. Vor der Reform gab es da eigentlich kaum Fehler, in der Presse jedenfalls nicht. Und diese „Übergeneralisierung“ von Doppel-s beispielsweise, in „heiß“ oder „außen“ und so etwas und sogar bei dem Artikel und Pronomen „das“, das finden wir ja in fast jeder Ausgabe einer Zeitung.. Aber das war gar nicht mal so sehr …

DLF: Es wird also öfter Doppel-s geschrieben als eigentlich nötig … weil man sich jetzt einmal beim „dass“ daran gewöhnt hat, macht man es überall.

Ickler: Ja, das ist wohl auch so, daß man manches den Rechtschreibprogrammen überläßt, die das dann nicht unterscheiden können. Also, das ist eine Unterscheidung, die eigentlich schon 600 Jahre lang in der deutschen Sprache gemacht worden ist, mit dem scharfen „s“ und so weiter. Sie müssen auch sehen, daß früher ja nach der Faustregel „ss am Schluß bringt Verdruß“, die jeder Volksschullehrer beherrschte, nur zwei verschiedene s-Schreibungen am Ende eines Wortes möglich waren, entweder einfaches „s“ oder das „ß“. Und jetzt haben wir drei Möglichkeiten, „s“, „ß“ oder „ss“ wie in „heiß“, „das“ und „Haß“ oder „Fluß“. Wir haben jetzt drei Möglichkeiten am Ende, das ist natürlich eine objektive Schwierigkeit für Schüler. Aber das war gar nicht mal der Hauptpunkt, sondern das Besondere war eine Fehleruntersuchung, die ein Germanist, Uwe Grund, vorgelegt hat, worüber er auch schon veröffentlicht hat, umfassende Untersuchungen an Hunderten von Schülertexten, und da war ganz klar, daß nach der Reform eine – ja mehr als – Verdoppelung der Fehlerzahl eingetreten ist, womit ich also nicht sagen möchte, daß diese Fehler ausschließlich reformbedingt sind. Einige davon sind unspezifisch reformbedingt, das heißt, die allgemeine Verunsicherung führt zu einer Vermehrung der Fehler. Eine ganze Gruppe von Fehlern, gerade bei der s-Schreibung, ist aber auch ganz offensichtlich durch die Reform erst verursacht.und – obwohl die Rechtschreibleistung nicht signifikant abgenommen hat bei den Schülern – kann man doch in diesen sensiblen Bereichen, wo die Reform eingegriffen hat, eine Verschlechterung beobachten. Das ist sehr interessant und auch eine Pionierarbeit, die weiter bekannt werden müßte.

DLF: Was man aber nach einem Jahr noch als Übergangsschwierigkeit …

Ickler: Nein, nein, nein. Diese Punkte sind seit 96 in den Schulen, schon über zehn Jahre, zwölf Jahre jetzt schon fast, da kann man von Übergangserscheinungen nicht mehr sprechen. Wir haben jetzt ganze Schülerjahrgänge, bis zum Abitur praktisch, die nur in der neuen Rechtschreibung sozialisiert worden sind, und da kann von Übergangsschwierigkeiten wirklich keine mehr die Rede sein. Diese Ausrede zählt nicht mehr jetzt.

DLF: Aber es gibt doch Lehrer, die mit den Ergebnissen der Reform nicht unzufrieden sind. Zumindest hört man so etwas …

Ickler: Da müßte man länger drüber sprechen, da müßte man sehen, was sie von der Reform überhaupt verstanden haben und manchmal – wir hatten ja bisher immer noch die Übergangszeit, die gilt übrigens noch weiter, also auch die frühere Rechtschreibung wird noch nicht in allen Bereichen als fehlerhaft angestrichen – und wenn natürlich sehr vieles zugelassen ist – und dazu kommen ja noch die dreitausend Varianten im neuesten Duden – dann werden automatisch weniger Fehler angestrichen. Das ist ja ganz klar: Die Lehrer möchten auf Nummer sicher gehen und nicht Dinge anstreichen, die möglicherweise doch richtig sind. Und dadurch ergibt sich, wenn man großzügig bewertet, eine Verminderung der Fehler, aber das ist natürlich ganz unsauber.

( Nach Gehör notiert, idealisiert, ohne Gewähr)


eingetragen von Reinhard Markner am 29.09.2004 um 18.50

Ja, Sie haben völlig recht, und ich glaube, Ihre Korrekturen können vor Drucklegung noch berücksichtigt werden.


eingetragen von David am 29.09.2004 um 13.04

Auf Seite 2 des Faltblattes:

In der Spalte "Nachher", zweite Tabellenzeile: "..., die zu darzustellen dem Duden sichtlich schwerfällt."
Da ist ein "zu" zuviel.

Müßte es in dieser Spalte in der letzten Tabellenzeile nicht heißen "schwerer lesbar" anstatt "schwerer leserlich"?

Zumindest in diesem Dateiformat habe ich Schwierigkeiten mit der Darstellung der zweiten Überschriften unmittelbar über den beiden Spalten. ("Verheißungen der Reform" und "Folgen der Reform" - beides wird verzerrt.) Ein Problem der Konvertierung?

Ich möchte hier mit diesen Anmerkungen nicht kleinkariert klingen, daß mich da niemand mißversteht! Aber immerhin sollte dieses Faltblatt ja auch fehlerfrei und dadurch möglichst seriös sein. Es ist nämlich sehr gut!!


eingetragen von Reinhard Markner am 29.09.2004 um 11.30

Für die Frankfurter Buchmesse ist das Faltblatt "Sehstörungen" überarbeitet worden. Eine pdf-Fassung steht hier zur Einsicht bereit :
http://forschungsgruppe.free.fr/sehst.pdf
Gegen mildtätige Einzahlungen auf das im Faltblatt genannte Konto versenden wir die Werbemittel in haushaltsüblichen Mengen (bis 50 Stück). Bestellungen bitte an die Adresse forschungsgruppe@free.fr .


eingetragen von Reinhard Markner am 04.06.2004 um 11.34

KMK reformiert Rechtschreibreform

Auf ihrer 306. Tagung hat die Kultusministerkonferenz gestern die von der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“ vorgeschlagenen Änderungen an der Reformrechtschreibung gutgeheißen und zugleich beschlossen, daß an den Schulen ab dem 1. August 2005 nur noch die reformierte Reformrechtschreibung gelten soll. Weitere Reformen der Reform soll in Zukunft ein neu zu bildender „Rat für deutsche Rechtschreibung“ durchführen. Dazu erklärt die Forschungsgruppe Deutsche Sprache:

Wir begrüßen es, daß die Befugnisse der „Zwischenstaatlichen Kommission“ stark beschnitten werden sollen. Das Hauptproblem ist allerdings nicht die Kommission selbst, sondern die von ihren federführenden Mitgliedern entworfene Rechtschreibung.

Die orthographische Krise kann nicht durch die Einrichtung neuer Gremien beendet werden. Schon die Bestellung des „Beirats für deutsche Rechtschreibung“ ist folgenlos geblieben. Das deutsche P.E.N.-Zentrum hat kürzlich in einer Entschließung festgestellt, daß sich dieser Beirat als ein „weitestgehend untaugliches Organ zur Vertretung der professionell Schreibenden“ erwiesen habe.

Ein „Rat für deutsche Rechtschreibung“, dem die KMK eine nur geringfügig modifizierte Neuregelung zur unhinterfragbaren Arbeitsgrundlage macht, wird nicht zur Lösung der durch die Reform verursachten Probleme beitragen können.

Die jetzt beschlossene Reform der Rechtschreibreform ist einerseits zu geringfügig, um die Mängel der amtlichen Orthographie abzustellen. Sie ist andererseits umfangreich genug, um den Neudruck von Wörter- und Schulbüchern nötig zu machen. Die KMK trägt die alleinige Verantwortung für die dadurch anfallenden Kosten.


eingetragen von Reinhard Markner am 16.05.2004 um 08.01

24. 5. 2003
Jahresversammlung in Frankfurt

Im Lauf des Jahres:
Versand der „Bilanz“ an Bundestag und Länderparlamente (z. T. nur an die Mitglieder der Bildungsausschüsse).

Mai/Juni
Vorbereitung einer gemeinsamen Aktion der deutschen Akademien in Kooperation mit Adolf Muschg und Friedrich Dieckmann

1. 8. 2003
Der 5. Jahrestag der offiziellen Einführung der Reformschreibung erfährt in den Medien breite Beachtung. Der Tenor ist kritisch, aber resignativ. Die Presseerklärung der FDS wird über die Agenturen verbreitet. Das Fazit, daß die deutsche Sprache die Reform „nicht unbeschädigt überstanden“ habe, wird sogar in der „Tagesschau“ zitiert. Dankwart Guratzsch stellt die Position der FDS in der „Welt“ ausführlich dar.

11. 9. 2003, Zürich
„Die Rechtschreibreform – ein unnötiger dirigistischer Eingriff“: Autorenlesung und Podiumsdiskussion veranstaltet vom Liberalen Institut Zürich gemeinsam mit den „Schweizer Monatsheften“. Reiner Kunze liest zunächst aus „Die Aura der Wörter“. Im Anschluß daran diskutieren unter der Leitung von Robert Nef Stefan Stirnemann, Reiner Kunze, Stephan Dové, Leiter des Korrektorats der NZZ, und Pirmin Meier.

17. 9. 2003, Berlin
„Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt“. Veranstaltung mit Reiner Kunze, Hans Krieger, Sten Nadolny und Stefan Stirnemann im Literaturhaus

7. 10. 2003
Anläßlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse verwahren sich auf Initiative der FDS (Jörg Metes/Reinhard Markner) 18 Autoren aus 9 Ländern gegen die Rechtschreibreform. Der Abdruck in der FAZ erscheint gleichzeitig mit den Fragen Stefan Stirnemanns („Wer gibt uns eine Erklärung?“) und ist mit einem ersten Hinweis auf die Novemberausgabe der „Schweizer Monatshefte“ verbunden. Die norwegische Fassung erscheint am 10. 10. in der Wochenzeitung „Morgenbladet“. Am 3. 11. 2003 berichtet die venezolanische Internet-Literaturzeitschrift „Letralia“ über den Aufruf. Er ist in 14 Sprachen im Internet abrufbar und wird per Mail zahlreichen amerikanischen Literaturagenten zugeleitet. (Die Berechtigung des Aufrufs beweisen einige Monate später die ersten beiden Bände der „SZ-Bibliothek“, die ohne Rücksprache mit dem Hanser-Verlag als Lizenzgeber orthographisch umgestellt worden sind. Die FDS macht den Verlag darauf aufmerksam und erhält die Zusicherung, daß diese Praxis abgestellt werde.)

19. 10. 2003
Zur Herbsttagung der DASD in Darmstadt verschickt die FDS Briefe an deren Mitglieder. Die Akademie rückt jedoch nicht von ihrem Kompromißvorschlag ab.

Ende November, Zürich
Die „Schweizer Monatshefte“ widmen ihre Novemberausgabe fast ausschließlich dem Thema Rechtschreibreform, mit Beiträgen von Theodor Ickler, Hans Krieger, Reiner Kunze, Reinhard Markner, Horst-Haider Munske, Adolf Muschg, Stefan Stirnemann u. a. Die FDS versendet eine Presseinformation, die aber nicht aufgegriffen wird.

19. 2. 2004
Der Aufruf von acht deutschen Akademien an die Kultusministerkonferenz, die Reform zurückzuziehen oder dem Kompromißvorschlag der DASD zu folgen, wird in der FAZ abgedruckt, am Tag darauf auch in der Berliner Zeitung. Dem Aufruf schließen sich später auch die Düsseldorfer und die Heidelberger Akademien der Wissenschaften an, in abgeschwächter Form auch das Goethe-Institut.

4. 12. 2003
„Buchreport Express“ läßt in einem Bericht Vertreter der Schulbuchverlage und Reinhard Markner zu Wort kommen, Überschrift: „Keine Reform der Reform“.

14. 12. 2003
Faxversendung des Artikels „Die Rechtschreibkrise und ihre Lösung“ aus den „Schweizer Monatsheften“ von Theodor Ickler unter dem FDS-Banner. Abdruck des Textes in der „Landshuter Zeitung“.

26./27. 1. 2004
Die „Aachener Zeitung“ bringt eine ganze Seite zum Thema, die auf der „Bilanz“ und einem Gespräch mit Reinhard Markner beruht. Einen Tag darauf ist sie die erste Zeitung, die auf die kurz zuvor bekanntgemachte Beschlußvorlage zur Amtschefssitzung der KMK hinweist.

29. 1. 2004
Die „Süddeutsche Zeitung“ (Thomas Steinfeld), die „Berliner Zeitung“ (Reinhard Markner) und die Welt (Dankwart Guratzsch) kritisieren in scharfer Form die in der Beschlußvorlage erkennbaren Absichten der Rechtschreibkommission und der sie protegierenden Kultusbürokratie. Der „Rheinische Merkur“ bringt gleichzeitig ein ausgewogenes „Spezial Die neue Orthografie“ (u. a. mit Beiträgen von Reinhard Markner und Stefan Stirnemann). In den folgenden Tagen und Wochen greifen auch andere Medien die Kritik auf. Theodor Ickler, Walter Lachenmann, Reinhard Markner und Stefan Stirnemann sind mit eigenen Beiträgen vertreten. Im Laufe des Februars versendet die FDS Pressespiegel an die deutschen Länderparlamente. Der Protest führt dazu, daß die KMK beschließt, die DASD für Nachbesserungen am Regelwerk hinzuzuziehen.

Februar bis April
Die FDS versendet Pressespiegel an Politiker, Journalisten und Verleger.

6. 3. 2004
Heike Schmoll fordert auf S. 1 der F.A.Z., die FDS müsse von der KMK zu orthographischen Beratungen hinzugezogen werden.

16. 3. 2004
Der Typograph Friedrich Forssman wird für den Beirat der FDS gewonnen.

1. 5. 2004
Jahresversammlung in München (Bayer. Akademie der Schönen Künste)



eingetragen von Reinhard Markner am 15.05.2004 um 18.08

Wir gratulieren unserem Beiratsmitglied zu seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche Fortsetzung unserer Kooperation mit der Akademie.


eingetragen von Reinhard Markner am 12.03.2004 um 15.27

Eine Abgeordnete des baden-württembergischen Landtags, deren Einsatz zu dem jüngsten Beschluß der KMK beigetragen hat, bittet uns darum, »weiterhin »am Ball« (sprich am Thema) zu bleiben. Hier kann es nicht genügend Fürsprecher geben!« Ihrem Wunsch werden wir gerne Folge leisten. In diesem Zusammenhang sei einmal wieder auf unser allseits beliebtes Konto Nr. 859 00 02 bei der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (BLZ 71 15 25 70) erinnert. Alle Spenden sind steuerlich absetzbar.


eingetragen von Reinhard Markner am 19.02.2004 um 08.01

Rechtschreibreform und Nationalakademie

In einem offenen Brief, den die F.A.Z. in ihrer heutigen Ausgabe dokumentiert, fordern die Präsidenten der zehn Akademien der Wissenschaften und Künste Deutschlands die Kultusminister der Länder auf, endlich die fälligen politischen Konsequenzen aus dem Debakel der Rechtschreibreform zu ziehen.

Sie führen Beschwerde, daß der Appell von acht Akademien, der im November an die Kultusminister gerichtet wurde, von diesen ignoriert worden ist. In der Zwischenzeit haben sich dem Appell die Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf und Heidelberg angeschlossen. Damit ist in dieser Frage ein historisch einmaliger Konsens hergestellt worden.

Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache stellt dazu fest:

In Sachen Rechtschreibreform sehen sich die Kultuspolitiker mit jener Nationalakademie konfrontiert, die manche von ihnen erst zu errichten gedenken. An der Intransigenz der Allparteienkoalition, auf die der nur zu begründete Rat der Akademien stößt, läßt sich allerdings ablesen, daß deutsche Politiker nur auf Berater hören, denen sie selbst „freihändig“ Aufträge erteilt haben. Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung zählt zu diesen Beratern.

Die Wissenschaft hat über die Rechtschreibreform ihr Urteil längst gesprochen. Auch die Geschichte wird ihres sprechen, wenn dem Scheitern des Toll-Collect-Systems das des Tollpatsch-Systems gefolgt ist.


eingetragen von Reinhard Markner am 07.02.2004 um 17.46

Die FDS verschickt in diesen Tagen in großem Umfang Pressespiegel und anderes Informationsmaterial an Politiker in ganz Deutschland. Dabei entstehen Kosten, weshalb ich an dieser Stelle an unser Konto Nr. 859 00 02 bei der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (BLZ 71 15 25 70) erinnern möchte. Alle Spenden sind steuerlich absetzbar.


eingetragen von Martin Reimers am 29.01.2004 um 15.08

oder doch eher:"filosof, flopp und frefel"?

Dank an alle Beteiligten für die großartige Öffentlichkeitsarbeit!
__________________
Martin Reimers


eingetragen von Reinhard Markner am 29.01.2004 um 11.36

Rechtschreibkommission will Freibrief für Filosof, Flopp und Frefel

In Presseberichten (Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Berliner Zeitung, Rheinischer Merkur) wird heute auf Kernaussagen des 4. Geheimberichts der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“ hingewiesen. Der Bericht, der uns vorliegt, bringt die lange verheimlichte „Reform der Reform“ auf den Weg. Eine Vielzahl neuer Schreibungen soll neu oder erneut zugelassen werden.

Vor allem aber fordert die Kommission von der Kultusministerkonferenz die Ermächtigung zu weiteren Veränderungen. Sie will sich einen Blankoscheck ausstellen lassen, um verschiedene von den Ministern bisher blockierte Maßnahmen in Zukunft eigenverantwortlich durchsetzen zu können. Mit der von der Kommission beabsichtigten „permanenten Reform“ wäre das Geschäft für die Wörterbuch- und Schulbuchverlage, an dem die Reformer selbst teilhaben, auf Dauer gesichert.

Die von der Süddeutschen Zeitung aufgeworfene Frage, ob Deutschland „eine Sonderbehörde für Rechtschreibung mit nahezu geheimdienstlichen Kompetenzen“ brauche, kann nur verneint werden.

Die Kultusminister sind nicht nur aufgerufen, sich den anmaßenden Forderungen der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung diesmal zu widersetzen. Wir fordern sie auf, dieses Gremium – ein „obskurer Kader, dessen Qualifikationen und Rekrutierungsregeln undurchschaubar sind“ (SZ) – aus seiner Verantwortung zu entlassen und unabhängige Fachleute mit einer schonungslosen Evaluation der Rechtschreibreform zu beauftragen.

Eine nüchterne Bestandsaufnahme ergibt, daß die Rechtschreibreform zwar zu einer Spaltung, ja Zersplitterung der deutschen Orthographie geführt hat, nicht aber zu den verheißenen Erleichterungen für die Schüler. Der Leipziger Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Harald Marx hat dazu empirische Untersuchungen angestellt. Er ist zu dem Schluß gekommen, daß „die Reform ihr Ziel, das Schreiben zu erleichtern, verfehlt“ hat (Rheinischer Merkur von heute).

Neun deutsche Akademien der Wissenschaften und der Künste haben die Kultusminister aufgefordert, diese offenkundige Tatsache endlich anzuerkennen. Aber die Verantwortlichen sind „bei diesem Thema einfach untergetaucht“ (der Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Christian Stetter in der Aachener Zeitung vom 26. 1. 2004). Wie lange werden sie sich noch auf vermeintliche Experten verlassen, welche sich in aus Steuermitteln bezahlten Gutachten selbst ausgezeichnete Arbeit bescheinigen?

***

Anm. Eine Meldung der dpa ist in Arbeit.


eingetragen von Reinhard Markner am 07.01.2004 um 16.01

Die Stiftung für Abendländische Besinnung, eine der großen Schweizer Kulturstiftungen, zeichnet jedes Jahr zwei Persönlichkeiten aus, welche sich für abendländische Werte eingesetzt haben; der Preis beträgt je 25 000 Schweizerfranken.
Im Jahr 2004 wird der Dichter Reiner Kunze ausgezeichnet für seinen Einsatz gegen die Unvernunft der Eingriffe in Sprache und Rechtschreibung und für seine ebenso wertvollen wie notwendigen Bemühungen im Umgang mit unserer Sprache und ihrer Schreibweise. Wir gratulieren dem Mitglied unseres Beirats zu dieser Ehrung. Die Verleihung findet in Zürich statt, am Samstag, dem 13. November 2004.


eingetragen von J.-M. Wagner am 15.11.2003 um 22.27

»[...], dürfte die Presse des weiteren dazu bewogen habe, vielfach an der Kleinschreibung fester Begriffe festzuhalten [...]«

Muß es hier nicht Großschreibung lauten? – Oder sind hier feste Wendungen wie im allgemeinen bzw. im folgenden gemeint?

Die Bezeichnung „fester Begriff“ läßt mich an die bekannten Beispiele Erste Hilfe und Schwarzes Brett denken.

(Auf S. 8 ein Trennfehler: Tei- lerneuerung.)

- geändert durch J.-M. Wagner am 19.11.2003, 15.01 -

(Auf S. 2 unten ein Schusterjunge, auf S. 5 falsche Ligatur bei „Ineffizienz“.)

– geändert durch J.-M. Wagner am 21.11.2003, 16.51 –
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Reinhard Markner am 14.11.2003 um 22.50

Prof. Dr. Erwin Quambusch, Staats- und Verwaltungsrechtler an der Fachhochschule Bielefeld, hat uns freundlicherweise seinen Aufsatz Amtssprache ist nicht das Deutsch der Rechtschreibreform zur Verfügung gestellt.
http://forschungsgruppe.free.fr/quam.pdf
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eingetragen von Reinhard Markner am 10.11.2003 um 13.25

Die Rechtschreibreform ist nicht, wie Uwe Wittstock schreibt (»Protest und Preise«, Die Welt vom 27. 10. 2003), »Gesetz geworden«. Ihre Durchführung war ganz im Gegenteil nur möglich, weil sie auf dem Verordnungswege an den Parlamenten vorbei betrieben wurde. [Eine Ausnahme bildet bekanntlich Schleswig-Holstein, wo die im Landtag versammelten Volksvertreter 1999 den im Vorjahr gegen die Reform ausgefallenen Volksentscheid annullierten.] Gleichzeitig wurde mit Bedacht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung außen vor gelassen, da ihre reformkritische Haltung seit jeher bekannt war. Selbst den Vertreter der Duden-Redaktion, Günther Drosdowski, suchte man seinem Zeugnis zufolge »mit allen nur erdenklichen Mitteln und Tricks . . . zu isolieren und von der Mitarbeit auszuschließen«. [In einem Brief an den schwedischen Germanisten Gustav Korlén, den dieser kürzlich auszugsweise veröffentlicht hat (in Heft 5/2003 der Zeitschrift Lingua), zog Drosdowski folgendes Fazit: »Es gilt nicht so sehr die Rechtschreibung zu reformieren, als vielmehr die Reformer zu kurieren.« Bisher ist allerdings nicht bekannt, welches Heilmittel hier anschlagen könnte.]

Reinhard Markner
Forschungsgruppe Deutsche Sprache
12163 Berlin

[Die eingeklammerten Teile wurden von der Redaktion gestrichen.]


eingetragen von Reinhard Markner am 20.10.2003 um 15.05

Aus Anlaß der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vom 23. bis 25. Oktober 2003 in Darmstadt ist den Mitgliedern folgendes Schreiben der FDS zugegangen :

Sehr geehrter Herr . . . / Sehr geehrte Frau . . .,

bei der diesjährigen Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung wird es unter anderem abermals um den im Frühjahr vorgelegten Kompromißvorschlag zur Rechtschreibreform gehen. Aus diesem Anlaß möchten wir Ihnen unsere Überlegungen dazu kurz vorstellen.

Die Diskussionen um die neue Rechtschreibung dringen nur noch sporadisch in die Öffentlichkeit. Der Kompromißvorschlag hätte kaum Beachtung gefunden, wenn nicht aus Kreisen der Kritiker der Reform auf ihn geantwortet worden wäre (s. Anlagen). Der fünfte Jahrestag der offiziellen Einführung der neuen Rechtschreibung wurde von der Presse schon breiter gewürdigt; daß die neue Rechtschreibung allerdings eine wäre, die noch einmal zu reformieren ist, scheint keine sehr verbreitete Auffassung zu sein. Wenn überhaupt, dann wird als positiv empfunden, daß man den amtlichen Vorgaben nur ungefähr folgen muß. Eine Vielzahl von Haus- und Privatorthographien wird in ihrer Gesamtheit als »neue Rechtschreibung« aufgefaßt; als Vorstellung von einer anderen, alternativen Orthographie ist nach wie vor nur die »alte« präsent.

In jedem Fall kann keine Rede davon sein, daß die »neue Rechtschreibung« nach anfänglichen Irritationen nunmehr weitestgehend und zur allseitigen Befriedigung eingeführt sei. Wer deutsche Zeitungen und in reformierter Orthographie
gedruckte Bücher, insbesondere Kinder- und Schulbücher liest - oder, noch schlimmer: Manuskripte! -, wird unweigerlich feststellen, daß weiterhin Unsicherheit und Verwirrung vorherrschen, selbst bei professionellen
Schreibern. Es werden in jeder Hinsicht mehr Fehler gemacht denn je. Meinungsumfragen (u. a. des Allensbach-Instituts) bestätigen, daß es um die Akzeptanz der reformierten Rechtschreibung heute kaum besser steht als zum Zeitpunkt ihrer Einführung.

Weder die Rechtschreibkommission noch ihre politischen Auftraggeber scheinen bereit, diese Situation vorurteilsfrei zu betrachten und aus ihr die naheliegenden Schlüsse zu ziehen. Deshalb meinte die DASD, als sie
ihren Kompromißvorschlag 1999 erstmals vorstellte, »angesichts der Machtverhältnisse« sei mehr als eine Beschneidung der »schlimmsten Auswüchse« der
Neuregelung nicht möglich. Diese Einschätzung erwies sich jedoch bald als falsch. Über die in den Hausorthographien der »Zeit«, der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen oder der NZZ zum Ausdruck kommenden Bedenken waren die
Kultusminister und ihre Reformer noch achselzuckend hinweggegangen. Die klare Entscheidung der FAZ aber, ohne Abstriche zur bewährten Orthographie zurückzukehren, machte die Krise der Neuschreibung wieder wirklich augenfällig.

Leider ist es damals nicht gelungen, weitere einflußreiche Medien zur konsequenten Opposition gegen die Neuregelung zu bewegen. Dennoch sollte gerade die DASD als Versammlung von Schriftstellern und Geisteswissenschaftlern nicht übersehen, daß der Boykott weithin fortgesetzt wird. Von den 21 auf deutsch verfaßten belletristischen Titeln, die in der jüngsten »Zeit«-Buchmessenbeilage rezensiert wurden, ist lediglich einer in neuer Rechtschreibung erschienen. Auf der »Spiegel«-Bestsellerliste vom 1. August 2003, dem fünften Jahrestag der Reform, fand sich der erste Titel in
reformierter Rechtschreibung auf Platz sechs. 18 Schriftsteller aus neun europäischen Ländern, unter ihnen auch Mitglieder der DASD, haben zum Auftakt der diesjährigen Buchmesse an ihre Kollegen in aller Welt appelliert, bei Übersetzungen ihrer Werke ins Deutsche auf der herkömmlichen Orthographie zu bestehen.

Der Kompromißvorschlag der DASD ist von ihr selbst als »zweitbeste Lösung« bezeichnet worden, da die beste und übrigens auch kostengünstigste (die Rückkehr zur vor der Reform üblichen und auch heute noch von so gut wie
jedermann beherrschten Orthographie) nicht mehr zu bekommen sei. Aber kann denn die deutsche Orthographie und damit die deutsche Sprache Gegenstand von Verhandlungen sein zwischen Mächtigeren, die von ihr herzlich wenig verstehen, und weniger Mächtigen, die per Selbstdefinition ihre Anwälte sein müssen? Wird die DASD ihrer Verantwortung gerecht, wenn sie sich in dieser für sie zentralen Frage so wenig selbstbewußt verhält? Für die Institution, die alljährlich den Büchnerpreis verleiht, kann ein derartiges Angebot eigentlich nicht in Frage kommen, wenn sie sich einmal auf die Unbeugsamkeit dessen besinnt, dem zu Ehren sie diesen Preis vergibt.

Auf die linguistischen Mängel des Kompromißvorschlags einzugehen ist hier nicht der Ort. Es sei nur erwähnt, daß er in erster Linie die Beibehaltung der »neuen«
ss-Schreibung vorsieht, die sich schon während eines Intermezzos im 19. Jahrhundert nicht bewährt hat und auch jetzt wieder als Fehlerquelle ersten Ranges erweist. »Wer sie akzeptiert, gibt zu erkennen, daß er die Neuregelung
nicht grundsätzlich bekämpft.« So ist es wohl, aber es ist sachlich überhaupt nicht zu rechtfertigen. Paradoxerweise gehörte die ss-Schreibung auch gar nicht zum Programm der Reformer, sondern trat erst in den Vordergrund, als deren
Herzenswunsch, die »gemäßigte Kleinschreibung«, endgültig abgewiesen worden war.

In einer Glosse der FAZ hieß es vor einiger Zeit: »Es gehört zum ganz kleinen Verhandlungseinmaleins, dem Partner vor Beginn der Gespräche keine Zugeständnisse zu machen. Dieser Grundsatz gilt erst recht, wenn der Partner
Nordkorea heißt.« Er gilt auch, wenn der Partner KMK heißt. Zumal diese nicht einmal Gespräche angeboten hat und sich im Gegenteil bemüht, den Standpunkt der DASD zu ignorieren! Seit mehr als fünf Jahren wird den Schulkindern in Deutschland, Österreich und der Schweiz beigebracht, daß die Orthographie, in der die allermeisten Mitglieder der DASD schreiben und veröffentlichen, »überholt« sei. Auf gar keinen Fall - und auch nicht nachträglich - sollte die
Akademie sich damit einverstanden erklären. Und wenn sie schon eine Minimalforderung zu erheben gedenkt, dann doch wohl eher die, daß die bewährte und auch weiterhin praktizierte Orthographie nicht nur befristet bis zum 31.
Juli 2005, sondern unbefristet darüber hinaus als richtig anerkannt werden muß.

Wir wünschen Ihnen eine anregende und fruchtbare Tagung und viel Erfolg bei Ihren Bemühungen, unsere Sprache aus den Verstrickungen, in die sie durch die Rechtschreibreform geraten ist, wieder zu befreien.

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Markner

Als Anlagen wurden beigefügt die Rezensionen des Kompromißvorschlags von Theodor Ickler (SZ vom 28. 3. 2003) und Reinhard Markner (Berliner Zeitung vom 7. 4. 2003).


eingetragen von Mädchenfüralles am 20.08.2003 um 12.03

       


       
Forschungsgruppe Deutsche Sprache e. V.
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Rechtschreibreform
hat wenige Freunde und noch weniger Freundinnen
Ergebnisse einer Emnid-Umfrage

Auch fünf Jahre nach ihrer offiziellen Einführung ist nicht abzusehen, daß die reformierte Rechtschreibung jemals auf allgemeine Akzeptanz stoßen könnte. Das bestätigt eine repräsentative Emnid-Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut im Auftrag der Frauenzeitschrift Lisa (Heft 34/2003) vorgelegt hat. 77,8% der Befragten stehen der Reform skeptisch gegenüber – eine „traurige Bilanz“, wie die Redaktion von Lisa zutreffend urteilt.

Unter den befragten Erwachsenen unter 50 Jahren geben nur 8,5% an, alle neuen Regeln zu befolgen. Nur 13,7% befürworten die Reform und glauben, daß die Rechtschreibung durch sie vereinfacht worden sei. Bemerkenswert ist, daß mehr Frauen als Männer die Reform ablehnen, gleichzeitig aber auch mehr Frauen als Männer angeben, sich an die neuen Regeln zu halten. Der Grund dafür wird sein, daß Frauen noch stärker als Männer durch ihre Arbeitgeber zur Befolgung der neuen Regeln angehalten werden.

Aufmerksame Beobachter wissen, daß praktisch niemand die außerordentlich komplizierte Neuregelung beherrscht und zur Gänze anwendet – angefangen mit der deutschsprachigen Presse, die gemäß einem Beschluß der Nachrichtenagenturen vom Januar 1999 bei der herkömmlichen Zeichensetzung geblieben ist, „um die Lesbarkeit ihrer Nachrichten zu gewährleisten“. Laut Emnid-Umfrage schreiben mittlerweile 44% der Befragten in einer Mischorthographie. Gleichzeitig halten 39,2% der Befragten die meisten Regeln für unverständlich, 3,7% sogar alle Regeln. Das chaotische Ergebnis ist überall sichtbar – selbst Verlautbarungen der Bundesregierung oder der Kultusminister sind selten fehlerfrei. Das verwundert nicht, denn es ist weder einsichtig noch sprachwissenschaftlich begründbar, warum es – um nur einige Beispiele zu nennen – laut „amtlichem“ Regelwerk Tipp, aber Trip heißen soll, bankrott sein, aber Bankrott gehen, zusammenfügen, aber aneinander fügen. Keine Sprachgemeinschaft wird auf Dauer eine auf derart willkürlichen Festlegungen beruhende Orthographie als verbindliche Regelung akzeptieren können.

Die vollständigen Ergebnisse der Emnid-Umfrage sind unter der Adresse
http://forschungsgruppe.free.fr/lisa.pdf abrufbar.



  M I T G LI E D E R   D E S   B E I R ATS : Dieter Borchmeyer, Gertrud Höhler, Theodor Ickler, Helmut Jochems, Friedhelm Kemp, Walter Kempowski, Werner von Koppenfels, Gustav Korlén, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Herbert Rosendorfer, Bernd Rüthers, Rafik Schami, Albert von Schirnding, Wieland Schmied.


eingetragen von Reinhard Markner am 05.08.2003 um 20.35

Presseerklärung zum 1. August 2003
(5 Jahre Rechtschreibreform)


Die deutsche Sprache hat das seit fünf Jahren, an vielen Schulen sogar seit sieben Jahren laufende Experiment Rechtschreibreform nicht unbeschädigt überstanden. Die Reformer und ihre politischen Auftraggeber versprachen eine Absenkung der Fehlerzahl. Nach-weis-lich ist das Gegenteil eingetreten, darüber hinaus sogar eine Spaltung der Schrift-sprache. Wir Schriftsteller bleiben bei der besseren Orthographie, und wer als Journalist auf sich hält, versucht die Klippen der neuen irgendwie zu umschwimmen. (Sten Nadolny) Daß das Experiment gescheitert ist, hat der bayerische Kultusminister eingestanden: Aus heutiger Sicht . . . würde ich die Sache heute ganz zum Scheitern brin-gen. Wir hätten die Rechtschreibreform nicht machen sollen. Ich sage: Politik Hände weg von einer Rechtschreibreform! (Hans Zehetmair)

Tatsächlich obliegt es nicht dem Staat und auch keinem von ihm eingesetzten Ausschuß, willkürliche Änderungen an der deutschen Sprache vorzunehmen. Dementsprechend nehmen die Akademien z. B. in Frankreich oder Spanien eine beobachtende Haltung ein. Die Rechtschreibreform hat nicht etwa die Grundlinien der sich ohnehin vollziehenden Sprachentwicklung nachgezeichnet; vielmehr läuft sie diesen sogar in zentralen Bereichen zuwider. Sie kehrt die Entwicklungsrichtung der Sprache um – vom Hochentwickelten zum Primitiveren, vom Unmißverständlichen zum Mißverständlicheren, vom Feineren zum Gröberen. (Reiner Kunze) Sie ist so reaktionär wie es ihre obrigkeitsstaatliche Durchsetzung war, an den Parlamenten vorbei und gegen den in Volksentscheiden und zahlreichen Repräsentativ-umfragen artikulierten Willen der Mehrheit.

Wir fordern, daß die Kultuspolitiker zu einem demokratischen Umgang mit der deutschen Sprache zurückkehren und die Mannheimer Rechtschreibkommission abberufen. Die Sprache untersteht nicht der Verfügungsgewalt des Staates. Sie bedarf nicht der Regelung durch Erlasse.


eingetragen von J.-M. Wagner am 05.07.2003 um 17.28

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Dr. Krimm vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus teilt mit (Schreiben vom 23. 6. 2003)

[...]
Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung, deren Kompetenz Sie in Ihrem Schreiben bezweifeln, setzt sich aus anerkannten Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Sie hat den ausdrücklichen Auftrag, auf die Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum hinzuwirken. Sie begleitet die Einführung der Neuregelung, klärt Zweifelsfälle und beobachtet die künftige Sprachentwicklung. Soweit erforderlich erarbeitet sie Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks.
Der Status der Rechtschreibkommission scheint ein besonders neuralgischer Punkt zu sein. Aus den Ausführungen von Herrn Dr. Krimm zu den Aufgaben der Kommission geht m. E. hervor, daß sie letztlich die Aufgabe hat, die Neuregelung zu begutachten und zu bewerten. Den stärksten Hinweis darauf liefert, daß sie gegebenenfalls Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks erarbeiten soll – das ist die Konsequenz einer Begutachtung. Was diesbezüglich von der Zusammensetzung der Kommission aus Mitautoren der Neuregelung zu halten ist, die also ihr eigenes Werk begutachten, ist klar; das führt ja letztlich zu dem Humbug, den man im 3. Kommissionsbericht findet (siehe außerdem hier). Nur bei offiziellen Stellen scheint dieser Aspekt auf taube Ohren zu stoßen.
»... deren Kompetenz Sie in Ihrem Schreiben bezweifeln ...«
Was haben Sie denn an der entsprechenden Stelle genau geschrieben, lieber Herr Markner? Mir scheint, daß man sich noch so Mühe geben kann, diesen Aspekt klar, eindeutig und „wasserdicht“ zu formulieren, man wird doch nie eine Reaktion bekommen, die dem entspricht, worauf man hinauswill bzw. worauf es eigentlich ankommt.

– geändert durch J.-M. Wagner am 07.07.2003, 18.50 –
__________________
Jan-Martin Wagner


eingetragen von Theodor Ickler am 05.07.2003 um 10.38

Vor einigen Wochen erlebte ich Herrn Krimm bei einer Tagung, und er wirkte so kompetent wie immer, klug und gebildet, ich konnte ihm eigentlich in allen Punkten zustimmen (sie betrafen freilich nicht die RSR). Er hat ja auch mit Friedrich Denk viele Jahre lang bei der Literaturförderung und den Weilheimer Heften gut zusammengearbeitet, beide respektieren einander. Deshalb sage ich hier klipp und klar, daß er den 3. Bericht der Rechtschreibkommission todsicher als Humbug durchschaut, genau wie wir alle. Er weiß aus jahrelanger Bekanntschaft auch genau, was er von Augst usw. zu halten hat.
Es ist natürlich sehr zu bedauern, daß sein Amt ihn dazu verpflichtet, solche Textbausteine zu verschicken, und manchmal war ich auch ein bißchen sauer, weil er noch eine Prise Ironie und Sarkasmus hinzugetan hat, die nicht hätte sein müssen. Schade, daß er auf der falschen Seite steht.
Die Welt ist aus den Fugen, das ist es.
– geändert durch Theodor Ickler am 06.07.2003, 19.11 –
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Th. Ickler


eingetragen von margel am 04.07.2003 um 11.24

So ein Kultusbeamter hat´s leicht.
Während die Reformgegner Unmengen an Fleiß und Verstand
aufwenden, um immer wieder neue, feinere Argumente contra
aufzubieten, greift der einfach mal in seinen Baukasten, und schon läuft alles wie von selbst. Was gestern richtig war, kann heute nicht falsch sein - diese Grundüberzeugung trägt ihn über alle Gegenargumente und eventuellen Zweifel hinweg.
Aber liegt nicht auch etwas Beruhigendes in dieser Unerschütterlichkeit? Wo, wenn nicht in der Beamtenschaft
erwarten wir noch Verläßlichkeit und Resistenz gegen
Zumutungen von außen? Außerdem ist es in Zeiten knapper werdender Mittel und eines Personalabbaus auch im öffentlichen Dienst nur ökonomisch,
auf Bewährtes von gestern zurückzugreifen.
Aus der Sicht des Steuerzahlers ist also alles in bester
Ordnung. Am rationellsten wäre es allerdings, die potentiellen
Auskunftsheischenden würden sich auch gleich die Antwort selber geben...



eingetragen von Reinhard Markner am 04.07.2003 um 10.09

Dr. Krimm vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus teilt mit (Schreiben vom 23. 6. 2003)

1. Die früher gültige Rechtschreibung geht auf das Jahr 1901 zurück. Seit dem Inkrafttreten ihrer Regeln war – vor allem auf dem Hintergrund der Entscheidung von Einzelfällen ein Dickicht von teilweise ausgesprochen spitzfindigen Festlegungen entstanden, das gelichtet werden musste, wenn das Erlernen wie der Gebrauch der deutschen Sprache nicht weiterhin unnötig erschwert werden sollten. Auf diesem Hintergrund war es verständlich, dass seit Jahren, ja Jahrzehnten, eine Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, eine Systematisierung der Regeln und eine Beseitigung des Wildwuchses an Ausnahmen gefordert wurde. Diese Auffassung wurde und wird auch von der Redaktion des Duden unterstützt. Prof. Dr. Günther Drosdowski, seinerzeitiger Leiter der Rechtschreibredaktion, wirkte daher folgerichtig an den Beratungen zur Neuregelung mit. Die Beispiele, bis hin zur Rechtschreibung renommierter Zeitungen, sind bekannt, wurden aber in der Diskussion durch Gegner der Neuregelung immer wieder übergangen. Fachleute sprachen nicht zu Unrecht von "Überregulierung". Professor Ickler aus Erlangen, eigentlich ein entschiedener Gegner der Neuregelung, hat das einmal kurz und treffend erklärt: Die Vereinigung des Buchdrucker-Dudens mit dem Schul-Duden 1915 war verhängnisvoll, "weil dadurch für alle Bürger die Anforderungen an ihre Rechtschreibkenntnisse auf sozusagen professionelles Niveau hochgetrieben wurden". In seinem im Jahr 2000 erschienenen Wörterbuch führt er aus: „Die Rechtschreibung selbst war nie dasselbe wie ihre Darstellung im Duden. Der Duden wiederum bestand aus einem recht liberal gefaßten Regelwerk und einem Wörterverzeichnis, das nicht nur übermäßig aufgebläht war, sondern die Regeln mehr und mehr in allzu engherziger Weise auslegte, so daß es zu zahlreichen Haarspaltereien und unrealistischen Einzelfestlegungen gekommen war. Ferner ließ auch die Orientierung des Duden an der Sprachwirklichkeit zu wünschen übrig (...)."

Darin liegt eigentlich schon die Begründung für die Neuregelung, denn "Professionelle" im genannten Sinne sind wir alle nicht – erst recht nicht die Schüler.
Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung, deren Kompetenz Sie in Ihrem Schreiben bezweifeln, setzt sich aus anerkannten Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Sie hat den ausdrücklichen Auftrag, auf die Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum hinzuwirken. Sie begleitet die Einführung der Neuregelung, klärt Zweifelsfälle und beobachtet die künftige Sprachentwicklung. Soweit erforderlich erarbeitet sie Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks.

Mit den deutschen Wörterbuchverlagen arbeitet sie dabei eng zusammen. Die führenden deutschen Rechtschreibwörterbücher entsprechen nach einer Erklärung der Kommission vom 17.08.2002 der amtlichen Regelung. Die Kommission führt dazu aus: „Einige Gegner der neuen Rechtschreibung haben in verschiedenen Stellungnahmen behauptet, dass die Zwischenstaatliche Kommission hinter dem Rücken der Kultusminister eine heimliche Reform der Reform über die Wörterbücher durchführt. Diese Behauptung ist falsch. Vielmehr verhält es sich so, dass die Wörterbücher, die unmittelbar nach Unterzeichnung der Wiener Absichtserklärung (1996) erschienen waren, eine Reihe von Differenzen enthielten. Auf Betreiben und unter Mithilfe der Zwischenstaatlichen Kommission einigten sich die großen Wörterbuchverlage seither auf eine einheitliche Auslegung der amtlichen Regeln. Sie haben dies in den jeweils neuesten Auflagen ihrer Rechtschreibwörterbücher umgesetzt: Bertelsmann im März 1999, Duden im August 2000. Beide Nachschlagewerke sind damit zuverlässige Ratgeber in orthografischen Fragen."

3. Sollten bei einzelnen Schreibungen Zweifel aufkommen, so besteht – wie schon seit Jahrzehnten – die Möglichkeit, sich an die Sprachberatung der Wörterbuchverlage oder der Gesellschaft für Deutsche Sprache zu wenden. Die Tatsache der Sprachberatung, die Existenz von Wörterbüchern für Zweifelsfälle, die regelmäßigen Neuauflagen der Wörterbücher und der Ausbau des Systems von Regeln und, Ausnahmen in der Zeit vor der Neuregelung zeigen im Übrigen, dass die Auffassung, früher sei alles einfach und problemlos gewesen, nicht zutrifft. Solange sich Sprache entwickelt, wird die Regelung ihrer Schreibung auch Zweifelsfälle hervorbringen. Dass Schule wie erwachsene Schreiber im Sinne der Eindeutigkeit der Kommunikation dennoch nicht auf Regeln verzichten können, liegt auf der Hand.

4. Ein Zusammenhang der Rechtschreibleistung deutscher Grundschüler mit der Neuregelung der Rechtschreibung ist der IGLU-Studie nicht zu entnehmen. Nach dem 3. Bericht der Kommission für deutsche Rechtschreibung vom 19.12.2001, der nach seiner Kenntnisnahme durch die staatlichen Stellen auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, gab es in den Schulen in Deutschland in den letzten Jahren eine Reihe von Erhebungen zur Akzeptanz der Neuregelung. Soweit Bewertungsskalen verwendet wurden, betrug die Zustimmung insgesamt meist über 90%. Die Frage, ob die Neuregelung zu neuen orthografischen Problemen geführt habe, wird dezidiert und auf hohem Niveau verneint (Bericht Seite 9, 10).


eingetragen von Norbert Schäbler am 14.06.2003 um 23.43

Ich glaube, es war Mai, und schön war es in Frankfurt, wo man sich traf, verschworen gegen „Cäsar“.
Einer – vermutlich war es Brutus – hat gesagt, daß wir klarmachen müßten, daß es ein Leichtes sei, zur altbewährten Rechtschreibung zurückzukehren, zumal die altbewährte die leichter erlern- und beherrschbare Rechtschreibung sei.

In Frankfurt, damals im Mai, traf sich FDS (Forschungsgruppe Deutsche Sprache) – der einzig verbliebene Verein, der Bewegung hineinbringen könnte in jenen Stellungskrieg in Sachen Rechtschreibreform, der sich noch bis zum Jahre 2005 hinziehen soll.
Anläßlich jener Versammlung wurde ein Waffenstillstand und Friedensangebot, wie ihn die Darmstädter Akademie vorsieht, ausgeschlossen.

Die Iden des März sind lange vorbei.
Ideen braucht das Land!
Oder auch: Ein neues Faltblatt ist nötig, damit das Land Ideen kriegt!

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nos


eingetragen von RenateMariaMenges am 28.05.2003 um 13.34

Zitat:
Wenn ich dem Bayerischen Landtag nach dem 21. September wieder angehöre [wovon wir wohl ausgehen dürfen, R. M.], will ich gerne im Kreise derer mich wiederfinden, die da noch Handlungsbedarf sehen.«


Dieser Satz ist eindeutig Wahlpropaganda für die Kreise, die noch Handlungsbedarf sehen. Die Stimmen der Reformgegener werden auch noch mitgenommen, der Handlungsbedarf wird erst nach der Wahl ermittelt. Nichtsaussagendes Blendwerk! Wir werden es nach dem 21. September sehen.

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RenateMariaMenges


eingetragen von Heinz Erich Stiene am 28.05.2003 um 11.38

Eigentlich sollte Freude aufkommen, wenn Parlamentarier überhaupt auf die Zusendung der Bilanz der Rechtschreibreform antworten. Lese ich allerdings die Zeilen unserer gewählten Volks-Vertreter, dann will mich eher biblischer Zorn packen.
Alle Schreiben sind freundlich-sachlich. Schön. Aber der eine Parlamentarier erklärt sich für nicht kompetent. Die Rechtschreibung berührt ihn also weniger. Wofür ist der Herr denn aber im seriösen Leben kompetent? Was berührt ihn wirklich? Nehmen wir nur einmal an, er sei gelernter Versicherungskaufmann. Wird er nur aktiv, hebt er bei einer Abstimmung nur dann seine Hand, wenn alle Jubeljahre einmal, falls überhaupt, über eine versicherungstechnische Frage abgestimmt wird? Vertritt er nicht die Bevölkerung eines Wahlkreises, eines Bundeslandes, eines ganzen Landes? Und hatte sich diese Bevölkerung nicht mit erdrückender Mehrheit gegen die blödsinnige Reform gewandt? Dem hohen Herrn ist es wurscht.
Ein anderer Parlamentarier meint, das "Rad der Geschichte" lasse sich wohl nicht zurückdrehen. Was ist dieses vielgewälzte Rad denn anders als eine billige, hohle Leerformel, ein pathetisches Gefloskel? Was haben denn Veränderungen, die doch pausenlos vorgenommen werden, zum Besseren oder zum Schlechteren, mit der Mehrheit des Volkes oder gegen sie, was haben solche Veränderungen mit dem Rad der Geschichte zu tun? In den heutigen Nachrichten hört man, die neu gewählte Regierung der Balearen wolle den im vergangenen Jahr eingeführten Touristen-Zuschlag von einem Euro pro Tag wieder abschaffen. Dreht diese Bezirksregierung damit das Rad der Geschichte zurück? Höbe man in Deutschland das Zwangspfand für Dosen wieder auf, würde damit das Rad der Geschichte zurückgedreht? Was soll der blamable Unfug?
Der dritte Volksvertreter hat gar die Frechheit, mit Blick auf die Landtagswahlen (!) ein Thema, das alle angeht, auszublenden. In der Pose des von Verantwortung Zerquälten versichert er, es sei zu ernst, als daß es in aufgeregteren Wahlkampfzeiten emotionalisiert hohe Wogen schlagen dürfe. Vor ein paar Jahren, als das Thema auf die Tagesordnung kam, war von Ernsthaftigkeit und Verantwortung rein gar nichts zu merken. Ich glaube, unsere Parlamentarier verkaufen ihr Wahlvolk für dumm. Hauptsache, sie werden wiedergewählt. Alles andere ist ihnen gleichgültig. So wie die Rechtschreibung.

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Heinz Erich Stiene


eingetragen von Reinhard Markner am 28.05.2003 um 10.30

»Prinzipiell ist es richtig, den Gedanken wieder aufzugreifen und anhand der in jüngerer Zeit gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zurückzuspulen. Wenn ich im Augenblick nicht dazu neige, so liegt das hauptsächlich daran, dass wir vor Landtagswahlen (am 21. September 2003) stehen. Die Frage der künftig gültigen Rechtschreibregeln ist zu ernst, als dass sie in aufgeregteren Wahlkampfzeiten emotionalisiert in den diversen Parteiveranstaltungen hohe Wogen schlagen darf. Mit Experten ernsthaft ins Gespräch zu kommen, um nach einer vernünftigen zukunftsträchtigen Erledigung eines ersichtlichen Durcheinanders zu suchen, lehne ich keinesfalls ab. Wenn ich dem Bayerischen Landtag nach dem 21. September wieder angehöre [wovon wir wohl ausgehen dürfen, R. M.], will ich gerne im Kreise derer mich wiederfinden, die da noch Handlungsbedarf sehen.«


eingetragen von Reinhard Markner am 27.05.2003 um 12.36

»Vielen Dank für Ihre informative Schrift, die wir schon vor einigen Wochen erhalten haben. Sie können uns gerne weiteres Material zusenden, denn Ihre Argumente sind weitgehend stichhaltig.
Ob sich allerdings das Rad der Geschichte zurückdrehen läßt, ist zweifelhaft - immerhin wäre eine (erneute) Reform mit immensen neuen Kosten verbunden; ein wichtiges, wenngleich -selbstverständlich- kein "Totschlags-"Argument.
Wenn die gröbsten Auswüchse der Reform alsbald korrigiert werden können, wäre schon eine Menge erreicht.«

Mit freundlichen Grüßen
i.A.
Stefan Sondermann
Büro Jochen-Konrad Fromme MdB


eingetragen von Reinhard Markner am 27.05.2003 um 12.33

Der Fraktionsvorsitzende der CSU im Bayerischen Landtag, Alois Glück, schreibt :

»Es gibt Themen, die nie befriedigend gelöst werden können. Nach meiner persönlichen Überzeugung gehört die so genannte Rechtschreibreform dazu. Die Vereinbarung der Länder, die – wenn ich sie richtig interpretiere – vorsieht, dass die von den Vertragspartnern eingesetzte Kommission Stück für Stück dafür sorgt, dass die Ungereimtheiten beseitigt und letztlich wieder eine befriedigende Sprach- und Rechtschreibregelung gefunden wird, ist der richtige Weg. In Kürze werden die entsprechenden Vorschläge veröffentlicht werden.

Ich gestehe, dass ich das Thema »Rechtschreibreform« nur aus der Ferne betrachtet habe und mich letztlich nicht für kompetent halte, die Einzelfragen zu bewerten. Insofern reduziert sich meine Bewertung auf die politische Frage, welche Änderungsspielräume derzeit gegeben sind. Sowohl in Deutschland als auch in den betroffenen Nachbarländern sehe ich keine Bereitschaft für eine grundsätzliche Revision, wohl aber für einen kontinuierlichen Prozess der Verbesserung.«



eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 23.05.2003 um 08.07

Herr Schröder äußert seine Überzeugung, die Abgeordenten würden sich ihrer Verantwortung für die Regierung bewußt sein. Das ist eine ganz andere Sicht als die des Artikels 38, Satz 2, unseres Grundgesetzes.
Er verschiebt die Perspektive in Richtung Obrigkeitsstaat.
Dr. Helmut Simon ist da "voll dabei": "... die Zeit und die Praxis ist darüber hinweg gegangen." - wozu braucht's da noch Volkes Stimme, wir sind doch schon an der Regierung! Im übrigen: Basta! (=Regierungsmantra, jederzeit anzustimmen)
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Henning Upmeyer am 22.05.2003 um 17.07

Dass ist sicher keine Einzelmeinung unter Abgeordneten.
Entweder hat er keine Ahnung von der mehrheitlichen Meinung der Bevölkerung, weil er nur mit Abgeordneten verkehrt und deren Meinungen kennt und weil die Parteimeinung schon sein Unterbewußtsein ganz ausfüllt,
oder, falls er doch die Meinung des Volkes kennt, er hält die Mehrheit des Volkes für zu blöd, die Reform zu verstehen.
Der erste Eindruck ist, daß der Mann einfach wider besseres Wissen lügt, aber er hält ja die Parteimeinung für sein besseres Wissen.
Von Parteisoldaten kann man weder eine eigene andere Meinung als die der Partei noch Anerkennung einer anderen Meinung seiner Wähler erwarten, denn es ist ja gerade seine Aufgabe, die Wähler von der Parteimeinung zu überzeugen. Es ist also völlig sinnlos, ihm eine andere Meinung vorzutragen. Er darf andere Argumente gar nicht anerkennen.
Es gibt noch eine Variante: Der Abgeordnete regt sich im Sinne der Meinung seiner Wähler zuerst zum Schein ganz groß auf und stimmt dann später für die Parteimeinung.


eingetragen von RenateMariaMenges am 22.05.2003 um 17.01

Lieber Walter Lachenmann,

sicherlich werden Sie die Sendung aufnehmen. Es wäre schön, wenn ich/man diese Kasette dann bekommen könnte. Irgendwie freue ich mich auf diese Sendung. Was wird sie aber erreichen können?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Walter Lachenmann
»Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt« im Fernsehen

In der nächsten Sendung »LeseZeichen« des Bayerischen Fernsehens wird das von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausgegebene Buch »Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt« vorgestellt und zwar gemeinsam mit der Broschüre »Zur Reform der deutschen Rechtschreibung«, dem Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Bayerisches Fernsehen, Sonntag, 25. Mai 2003, 11.45 Uhr.



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RenateMariaMenges


eingetragen von Wolfgang Wrase am 22.05.2003 um 15.07

Als ich die Zitate aus dem Brief von Herrn Simon las, fragte ich mich, ob das eigentlich eine private Meinungsäußerung oder eine berufliche Äußerung als Politiker ist - oder sein soll. Mir kam es sympathisch vor, daß Herr Markner zunächst das Schreiben anonym zitiert hat; sozusagen auf Verdacht, es könnte ein Stück Privates damit verbunden sein - möglicherweise die Vorstellung des Verfassers, sein Schreiben würde (wahrscheinlich) nicht veröffentlicht, sondern nur vom Adressaten zur Kenntnis genommen und allenfalls indirekt zitiert werden.

Ich habe mich nun nochmals gefragt: Ist es privat, oder ist es politisch? Ich bin kein Jurist, aber in mir entsteht folgender Eindruck:

Dieses Schreiben, das Herr Markner treffend mit dem Motto "Jetzt red i" eingeleitet hat, ist sowohl dem Inhalt als auch der Form nach eher eine private Meinungsäußerung. Eine private Meinung steht jedem zu, auch einem Politiker. Es ist schade, daß Politiker ihre persönliche Überzeugung, ja sogar ihr Gewissen viel zu oft der Parteilinie unterordnen.

Nur - warum antwortet der Politiker überhaupt mit seiner privaten Meinung? Der eigentliche Skandal ist ja bei den Politikern nicht oder nicht erst, daß sie ihre "Meinung" bzw. ihre Stellungnahmen aus der von den Parteioberen vorgegebenen Linie abzuleiten pflegen, sondern daß sie diese ihre "politische Meinung" nicht aus dem ableiten, was ihr Amt und ihr Daseinszweck als Abgeordneter ist: aus dem Willen des Volkes. Ersatzweise, falls es sich um eine Materie handelt, bei der man auf ein gewisses Expertentum zurückgreifen muß, wenn man eine vernünftige Position oder eine verantwortungsvolle Politik vertreten will, wäre es die Ansicht der Fachleute, soweit sie bei der betreffenden Fragestellung eindeutig genug ist.

Zunächst also kommt es mir eher erfrischend vor, daß ein Politiker eine persönliche Meinung vertritt. Aber dann ist es auch wieder geradezu haarsträubend blöd, was dieser Mann äußert: weil sowohl die breite Mehrheit des Volkes als auch die eindeutige Mehrheit der Fachleute die Rechtschreibreform ablehnen, mit einer Fülle von guten Gründen.

Noch dazu hat der Schreiber gerade eben diese guten Gründe gelesen. (Ich gehe davon aus, daß er den Haupttext zumindest teilweise gelesen hat, jedenfalls alle Überschriften, wenn er sich sogar in die sehr klein und dicht gesetzten Beispiele zur Rechtschreibung vertieft hat). Somit blödet er privat gegen die ihm vorliegende sorgfältige Argumentation an, und er erhebt sich sowohl über die demokratische Mehrheit als auch über die eindeutige Mehrheitsmeinung der Fachleute. Was wiederum der Parteilinie entspricht, auch wenn er nicht ausdrücklich auf sie abhebt.

Dies zusammengenommen und gewichtet, bleibt bei mir der Eindruck: Der Herr Abgeordnete hat es nicht verdient, daß man seiner Meinungsäußerung mit Respekt begegnet. Schließlich verletzt er eine viel wichtigere Pflicht: seinen Auftrag, das Volk zu vertreten (und nebenbei die Stellungnahmen der Experten zu beachten).


eingetragen von Reinhard Markner am 22.05.2003 um 14.27

Es handelt sich um den SPD-Abgeordneten Dr. Helmut Simon, der bei der letzten Landtagswahl im Wahlkreis Kaufbeuren immerhin satte 20,9% eingefahren hat.


eingetragen von Theodor Ickler am 22.05.2003 um 13.41

Spricht etwas dagegen, den Namen des Herrn zu veröffentlichen? Schließlich handelt es sich nicht um vertrauliche oder private Briefe, sondern um die Amtsausübung der von uns gewählten Volksvertreter.
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Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 22.05.2003 um 12.12

Aus dem Schreiben eines bayerischen Landtagsabgeordneten :
»Was an den rot gedruckten Beispielen in der Randspalte schlecht oder falsch sein soll, erschließt sich mir nicht – alles ist verständlich und mir ist es gleich, ob es zusammen oder getrennt geschrieben wird. . . . Ich kenne wirklich niemand, der mit der liberalisierten [!] Schreibform Probleme hätte, die meisten Menschen haben eh' nicht davon gemerkt, dass die neue Orthografie in praktisch allen Zeitungen verwendet wird. Die paar »Fußkranken« sind unbedeutende Beispiele – die wird es immer geben, wie die Handvoll [!] Autoren, die sich nur damit wieder wichtig machen wollen. . . . Auch 1903 wurde lamentiert . . . aber die Zeit und die Praxis ist [!] darüber hinweg gegangen [!]. So wird es auch der FDS mit ihrem Versuch gehen, das Rad zurück zu drehen [!].«


eingetragen von Reinhard Markner am 22.05.2003 um 09.59

Die FDS-Broschüre »Rechtschreibreform -- eine Bilanz« ist in der Zwischenzeit auch allen Abgeordneten des Bayerischen Landtags zugegangen.


eingetragen von Walter Lachenmann am 22.05.2003 um 09.02

»Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt« im Fernsehen

In der nächsten Sendung »LeseZeichen« des Bayerischen Fernsehens wird das von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausgegebene Buch »Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt« vorgestellt und zwar gemeinsam mit der Broschüre »Zur Reform der deutschen Rechtschreibung«, dem Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Bayerisches Fernsehen, Sonntag, 25. Mai 2003, 11.45 Uhr.


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Walter Lachenmann


eingetragen von RenateMariaMenges am 11.05.2003 um 14.59

(stirnemann)Die Verslein, die in der Schule eingeübt werden, und das, was die Presse täglich druckt, fallen nicht ins Gewicht.

Dann können wir uns aber gleich an Kohelet halten 12,8:
Windhauch, Windhauch, das ist alles ein Windhauch.

Um Ihnen aber wieder Wind in die Segel zu geben, müssen Sie Koh 9,13 - 18! nachlesen.



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RenateMariaMenges


eingetragen von Reinhard Markner am 11.05.2003 um 10.14

Wir gratulieren unserem Beiratsmitglied zur Wahl zum Präsidenten der Berliner Akademie der Künste.


eingetragen von RenateMariaMenges am 10.05.2003 um 19.28

Bestandteile der Fäkaliensprache! Sie kommen auf Ideen, Herr Ickler, aber für Lehrer ist das, was sie sagen nicht uninteressant. Kämpfen wir uns nicht täglich vor und nach dem Unterricht, also außerhalb des Unterrichts durch diese Sprache? Oder lesen wir nicht auf den öffentlichen Toiletten davon? Ich bin allerdings sofort aufgebracht, wenn es um diese Wörter geht, wie Sie bereits merkten.
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RenateMariaMenges


eingetragen von Theodor Ickler am 10.05.2003 um 18.01

Das Wort Exkremente ist so wenig ein Ausdruck der Fäkaliensprache wie das Wort Fäkalien selbst. Beides gehört zur Bildungs- bzw. Standardsprache. Wenn Sie es wünschen, verehrte Frau Menges, werde ich Ihnen gern ein paar wirkliche Bestandteile der Fäkliensprache nennen.
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Th. Ickler


eingetragen von s.stirnemann am 10.05.2003 um 10.38

Es ist eine gute Idee, die Quersumme des Beirates der FDS zu ziehen. Das Resultat: Großes Sprachbewußtsein, Liberalität, Freisinnigkeit, in der besten Bedeutung des Wortes, Gefühl für Verantwortung.
Heute hat niemand mehr eine Entschuldigung. Es ist bekannt, daß der Duden 2000 in Hunderten von Fällen andere Einträge enthält als der Duden 1996. Es ist bekannt, daß Herr Augst, der Präsident der Reformkommission, und sein Kollege Schaeder geschrieben haben: „Dadurch entsteht ein neues Gegensatzpaar: Er ist ihm (Tod)Feind - … spinnefeind. Das ist in der Tat ärgerlich, selbst wenn die Schreibenden außerhalb des RS-Unterrichts diese Wendung sehr, sehr selten schreiben werden.“ Es ist bekannt, daß Herr Sitta, Schweizer Mitglied der Kommission, im „Gymnasium Helveticum“ gebeten worden ist, u.a. zu „heißersehnt“ und „fleischfressend“, Wörtern, die durch die Reform plötzlich zu großen Problemfällen geworden sind, und zum Dritten Bericht Stellung zu nehmen, und nicht geantwortet hat.
Die Kommission, gestützt von verantwortungslosen Politikern, setzt uns alle der Lächerlichkeit aus.
„Wehe jeder Sprache,“ sagt einer der echten Sprachlehrer, Eduard Engel, „über welche die dem sprießenden Sprachleben feindlichen Regelschmiede und Zuchtmeister Gewalt bekämen.“
Wie kommt man dazu, dieses Sprachleben zu sehen? Es braucht dazu ein gewisses Talent, vor allem aber Erfahrung: das Gewinnen von Erfahrung ist einer der vielen Vorteile des Alterns.
Wer Erfahrung hat, ist nicht ängstlich abhängig von Regeln und unterrichtet nicht nach Kopiervorlagen, die man ihm zureicht.

Sicher sind die Mitglieder des Beirats älter als die Jüngeren; sie sind aber vor allem erfahrener als die Unerfahrenen. Und ihnen zur Seite stehen noch viel Ältere, von denen einige genannt seien: Kaspar Stieler, die Gottschedin, Jacob Grimm, Karl Ferdinand Becker, Konrad Duden, Daniel Sanders, Wilhelm Wilmanns, Hermann Paul, Eduard Engel (er verdient die zweimalige Erwähnung), nicht zu vergessen Goethe und seine Freunde.

Die Verslein, die in der Schule eingeübt werden, und das, was die Presse täglich druckt, fallen nicht ins Gewicht.


eingetragen von RenateMariaMenges am 09.05.2003 um 11.21

Mir als Befürworterin der Reform gefällt dieses Büchlein auch sehr gut, aber deswegen muss man nicht in die Fäkaliensprache zurückfallen. Wer uns als flatternde Fahnen der Reform bezeichnet ist blind und wahrnehmungsgestört. Das Büchlein liest sich besser als es im Vortrag herauskam, aber deswegen muss man nicht in Euphorie ausbrechen. Im Buch S. 116/117 werden Mitglieder im Beirat des FDS genannt, irgendwann werde ich die Quersumme dieser Mitgliederjahrgänge bilden und ein "hohes" Lebensalter dieses Beratungsgremiums feststellen. Ich erspare mir die übrigen Worte. Wo bleibt die junge Generation?
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RenateMariaMenges


eingetragen von Reinhard Markner am 08.05.2003 um 09.45

Aus einem Schreiben des FDP-Fraktionsvorsitzenden im Düsseldorfer Landtag, Dr. Ingo Wolf, vom 8. 5. 2003 :

»In der Tat handelt es sich hierbei um eine gänzlich verfehlte »sogenannte« Reform, die man besser als mißlungenes Experiment an insbesondere jungen Menschen bezeichnen sollte. Mir ist immer unverständlich geblieben, mit welcher sprachkultureller Unverfrorenheit man zum angeblichen Schutze einiger »Schreibschwacher« derart sinnentstellende und widersprüchliche Regeln aufstellen konnte. Die hinlänglich zitierten »Gräuel und Stängel«, das Auseinanderreißen von längst zusammengewachsenen Verben und die unselige, zugleich aber auch nicht konsequente »ß-Eliminierung« lassen an dem Sprachverstand der »Änderungsexperten« zweifeln und haben längst zu einer nicht endenden Sprachverwirrung geführt. Zu Ihrer Information kann ich Ihnen mitteilen, daß die FDP-Landtagsfraktion den von Ihnen erwähnten Antrag [. . .] unterstützt hat. Nur zu schade, daß dieser Antrag dennoch mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt wurde.«


eingetragen von Heinz Erich Stiene am 07.05.2003 um 09.14

Gestern habe ich mir ein lesenswertes Buch gekauft: ‚Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt‘.
Ich habe es sogleich mit großer Ernsthaftigkeit gelesen und Gewinn daraus gezogen. Natürlich kommen darin keine neuen Erkenntnisse aufs Tapet. Wie denn auch, da alle Ungeheuerlichkeiten der Reform seit langem ausführlich und detailliert festgehalten sind: die heillose Verwirrtheit der Reformregeln und ihrer Urheber, der Betrug hinsichtlich der angeblichen Vereinfachung, die kaltschnäuzige Verachtung der öffentlichen Meinung seitens der politischen Machthaber – in Schleswig-Holstein haben die Volksvertreter ihr eigenes Stimmvieh ausgelacht -, die klebrige Unterwürfigkeit der Journaille, die würdevolle Weisheit unserer Oberrichter in Karlsruhe, die sich wie alberne Backfische von einer Handvoll ehrenwerter Gesellschafter haben vor- und verführen lassen - usw. usw. Nein, Neues bietet das Büchlein nicht, schon gar nicht für Diskutanten dieser Seiten. Aber es bündelt die Argumente noch einmal in kluger, einprägsamer und geschmeidig formulierter Weise, und ich wünsche ihm deshalb die verdiente weite Verbreitung. Reiner Kunzes 'Aura' erscheint in diesem Jahr bereits in dritter Auflage. Möge die Denkschrift der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ebenso erfolgreich sein!
Eine Einsicht wurde mir noch einmal deutlich: Wer nach der Lektüre des Buches immer noch die voranflatternde Fahne der Reform meint grüßen zu müssen, ist entweder taubblind oder wird dafür bezahlt. Mit den Vertretern beider Seiten scheint mir allein der Versuch der Verständigung unmöglich. Mir fällt nur noch eine hübsche Formulierung ein, die ein namhafter Schriftsteller einmal gefunden hat: "Keine Propaganda kann Exkremente in Maiglöckchen verwandeln."

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Heinz Erich Stiene


eingetragen von Reinhard Markner am 03.05.2003 um 19.41

Ein Werbeblatt, das sich auch zum Ausdruck und Verteilen eignet :

http://forschungsgruppe.free.fr/deutsch.pdf

Wer an der Abnahme größerer Kontingente des Buchs (ab 10 Exemplaren) interessiert ist, mag sich vertrauensvoll an uns wenden.


eingetragen von Reinhard Markner am 28.04.2003 um 10.59

Die FDS-Broschüre »Rechtschreibreform -- eine Bilanz« ist in der Zwischenzeit auch allen Abgeordneten des Nordrhein-westfälischen Landtags zugegangen.


eingetragen von Reinhard Markner am 27.04.2003 um 13.24

Schriftsteller Rafik Schami erhält Kunstpreis Rheinland-Pfalz

ii. Rafik Schami erhält den Kunstpreis des deutschen Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Der Preis ist mit 10'000 Euro dotiert. Der Kulturminister, Jürgen Zöllner, erklärte am Montag in Mainz, Schami verbinde orientalische phantasiereiche Erzählkunst mit präzisen Beschreibungen deutscher Wirklichkeit.

Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geborgen und emigrierte 1971 nach Deutschland, wo er in Chemie promovierte, bevor er freier Schriftsteller wurde. Seither hat er zahlreiche Preise, darunter den Hermann-Hesse-Preis und den Hans-Erich-Nossack-Preis erhalten. Seine Bücher wurden in 21 Sprachen übersetzt. Schami wohnt seit vielen Jahren in Rheinland-Pfalz und hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

NZZ Online, 28. 4. 2003


eingetragen von Michael Krutzke am 23.04.2003 um 11.28

Zitat:
E. Philburn: Herzlichen Glückwunsch zum Erscheinen dieses wunderschönen Buches!

Zustimmung!

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Michael Krutzke


eingetragen von Walter Lachenmann am 23.04.2003 um 01.36

Die ausführlichste Darstellung des Buches, das ab 28. April lieferbar aber bei Amazon und im Buchhandel erst mit einiger Verspätung angeboten bzw. erhältlich sein wird, ist inzwischen zu sehen unter

oreos.de/

Dort kann es auch zur sofortigen Lieferung bestellt werden.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Elke Philburn am 22.04.2003 um 22.37

Herzlichen Glückwunsch zum Erscheinen dieses wunderschönen Buches! Vielleicht könnte man es auf die Startseite stellen, damit es mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht.



eingetragen von Walter Lachenmann am 22.04.2003 um 12.40

http://www.buchmarkt.de/cms/message.php4?page=8020

oder auch:

http://vlb2.buchhandelshop.de/vlb/vlb.cgi?T=1051095172&ID=0218x1095159x15421x-213&subcount=0&subsource=suche&type=voll&artnr=3-923657-74-9

Demnächst auch bei Amazon.de und im Buchhandel, erscheint am 28. April 2003.
– geändert durch Walter Lachenmann am 23.04.2003, 22.01 –
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Walter Lachenmann


eingetragen von Reinhard Markner am 08.03.2003 um 05.45

Der Text »Rechtschreibreform -- eine Bilanz« ist erschienen in Heft 1/2003 der Zeitschrift Die deutsche Schrift.

http://www.bfds.de


eingetragen von Reinhard Markner am 24.02.2003 um 08.09

Die FDS-Broschüre »Rechtschreibreform -- eine Bilanz« liegt heute im Postfach aller Bundestagsabgeordneten.


eingetragen von Walter Lachenmann am 15.01.2003 um 14.00

Neu im Beirat der Forschungsgruppe Deutsche Sprache sind der Schriftsteller Herbert Rosendorfer und der Emeritus für Arbeitsrecht an der Universität Konstanz Bernd Rüthers.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Reinhard Markner am 10.01.2003 um 16.49

http://forschungsgruppe.free.fr/korlen1.htm


eingetragen von Walter Lachenmann am 07.01.2003 um 16.48

Dem Beirat der Forschungsgruppe Deutsche Sprache haben sich die Schriftsteller Walter Kempowski und Adolf Muschg angeschlossen.
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Walter Lachenmann


eingetragen von RenateMariaMenges am 30.12.2002 um 14.35

Lieber Herr Markner,
hier wäre eine Verbesserung nötig. Ich finde, dass hinter jeder Überschrift die Jahreszahl stehen müsste ( vgl. Helmut Jochems).

http://forschungsgruppe.free.fr/inhalt.htm

H e l m u t J o ch e m s Zehn Thesen zur Rechtschreibreform
(1997)

H e l m u t J o ch e m s Plädoyer für mehr Dynamik
Der dritte Bericht der Mannheimer Rechtschreibkommission

R e i n e r K u n z e Die Aura der Wörter
Aus einer Denkschrift

R e i n h a r d M a r k n e r Bankrott
Auch eine Pleite der Rechtschreibreform

R e i n h a r d M a r k n e r Schizophrene Orthographie
Regelwerk und Wörterverzeichnis im Widerstreit


eingetragen von J.-M. Wagner am 29.12.2002 um 18.12

Wenn es der FDS auch um die Rolle eines "Scharniers zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit" geht, wie wäre es dann mit der Beteiligung von mehr auf letztere ausgerichteten Promis an der FDS? Meinem Vater als altem Hallervorden-Fan habe ich über Weihnachten die Spottlight-Szene von Herrn Metes gezeigt (mittels RealPlayer), und er hat ziemlich gegrinst. Ob es aber wirklich eine gute Idee wäre, Didi Hallervorden für die FDS zu gewinnen, mögen andere entscheiden...
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Jan-Martin Wagner


eingetragen von Manuel am 26.12.2002 um 18.21

Der Internetauftritt der FDS scheint mir noch stark überarbeitungswürdig zu sein. Außer dem Einleitungstext und ein paar interessanten Artikeln ist dort nichts Verwertbares zu finden. Wo sind die bisher erbrachten Leistungen nachzulesen, wo die Forschungsergebnisse? Für einen Verein wie den ihrigen ist eine vernünftige Präsenz im Internet (einem Medium, in dem Sprache und Orthographie eine zentrale Rolle spielen) meines Erachtens unverzichtbar.


eingetragen von Walter Lachenmann am 23.12.2002 um 13.37

Wir danken Herrn Matthias Dräger und Herrn Dominik Schumacher für die Einrichtung einer eigenen Rubrik für die Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Die FDS wurde am 16. März 2002 in Frankfurt am Main gegründet und am 28. August 2002 durch das Amtsgericht Aschaffenburg als gemeinnütziger Verein anerkannt. In der Satzung heißt es zu den Vereinszielen : »Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache setzt sich zum Ziel, die wissenschaftliche Erforschung der deutschen Sprache zu fördern. Im Vordergrund steht dabei die Beschäftigung mit der deutschen Orthographie in Geschichte und Gegenwart. Die Forschungsergebnisse sollen in wirksamer Weise öffentlich gemacht werden.« Damit ist unser gegenwärtiges Hauptanliegen benannt, das fehlgeschlagene Experiment der Rechtschreibreform zu beenden und einer zeitgemäß liberalen, wissenschaftlich fundierten und demokratisch legitimierten Orthographie zum Durchbruch zu verhelfen. Zugleich ist die Funktion der FDS als Scharnier zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit beschrieben. Die Neugründung soll die Fronten zwischen gut gemeintem Dilettantismus und abgehobener, an fachexterner Kommunikation desinteressierter Wissenschaft aufzuweichen helfen. Der Widerstand gegen das Oktroi der »amtlichen« Rechtschreibung kann in dieser Hinsicht zugleich ein erster Versuch sein, die berechtigte Sorge vieler Menschen um ihre Muttersprache produktiv zu wenden, ohne populären Vorurteilen anheimzufallen.

Dem Beirat der FDS gehören unter anderen an die Schriftsteller Walter Kempowski, Hans Krieger, Reiner Kunze, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Herbert Rosendorfer, Rafik Schami und Albert von Schirnding, die Sprach- und Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer, Theodor Ickler, Helmut Jochems, Friedhelm Kemp, Werner von Koppenfels und Gustav Korlén, sowie die Germanistin und Beraterin von Wirtschaft und Politik Gertrud Höhler, der Emeritus für Arbeitsrecht an der Universität Konstanz Bernd Rüthers und der Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Wieland Schmied.

Vorsitzender:
Reinhard Markner

Schriftführer:
Jürgen Streich

Kassenwart:
Walter Lachenmann

Internet:
http://forschungsgruppe.free.fr


Bankverbindungen:
Forschungsgruppe Dt. Sprache e.V.
Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee
BLZ 711 525 70
Konto Nr. 8590002

Spenden für Betreiben der Rechtschreibreform-Netzseite:
Zusatzvermerk »FDS Netzseite«
Bank wie oben
Konto Nr. 8614885
– geändert durch Walter Lachenmann am 16.01.2003, 14.57 –
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Walter Lachenmann


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