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eingetragen von Fritz Koch am 04.01.2005 um 22.14

fds-sprachforschung.de zu finden.


eingetragen von Karsten Bolz am 04.01.2005 um 13.59

Gestern hielt ich einen Prospekt des "Real"-Marktes in Händen und konnte es kaum glauben: Zwar wurde bei den Lebensmitteln noch "Delikatess-Senf" zum Discount-Preis angeboten (möglicherweise weil es so geschrieben auf dem Glas steht?), weiter hinten - in der technischen Abteilung - aber finde ich "muß", "USB-Anschluß" bei einer Digitalkamera, "SCART-Anschluß" bei diversen Fernsehgeräten sowie ein "Schnelladegerät". Kein einziger "Anschluss" im gesamten Prospekt!
Ist's ein Lichtblick oder ist der Konverter ausgefallen?
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Karsten Bolz


eingetragen von margel am 04.01.2005 um 12.45

"...zu Hause zu sitzen und womöglich zum Sozialamt zu gehen, dass sei nicht ihr Ding gewesen." - "... und verkaufte nebenbei selbst bemalte Fliesen und Teller." (Obwohl das doch ihr arbeitsloser Mann hätte übernehmen können) - Die EU will "den Opfern gedenken". (Mehr Deutsch in den EU-Verlautbarungen? Dann doch lieber nicht!) - Alle Zitate aus der Ostfriesen-Zeitung von heute.


eingetragen von Theodor Ickler am 03.01.2005 um 14.29

Auch bei der "Welt" war während der Schreckenszeit ähnliches zu beobachten. Ich kenne Mitarbeiter, die überhaupt nie in Neuschrieb abgeliefert haben.
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Th. Ickler


eingetragen von Thies am 03.01.2005 um 10.12

Heißt das, daß in manchen Zeitungen die Redakteure evtl. heute noch ihre Artikel zunächst in alter Rechtschreibung schreiben und diese dann konvertiert werden?


eingetragen von Theodor Ickler am 02.01.2005 um 04.21

Im Februar 2000 wurden die Mitarbeiter der FAZ angewiesen, ab sofort gleich "dass" zu schreiben, weil die Konvertierung zuviel Mühe mache. Dies trug wesentlich zum Unmut der Redakteure bei, die dann im März die Rückkehr beschlossen. Freilich waren noch die Herausgeber zu gewinnen, und das geschah erst im Juli, als die "Welt" Einzelheiten über den neuen Duden enthüllte.

(Dies habe ich noch unter meinen Notizen von damals gefunden und, glaube ich, bisher noch nicht mitgeteilt.)
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Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 01.01.2005 um 12.03

Die neue Ausgabe enthält ein Interview mit mir: "Einzelkämpfer gegen verrückte Kopfgeburt", mit Lebenslauf, Foto und Abbildungen zur Neuausgabe meines Wörterbuchs (s. 98f.). Leider war nicht zu verhindern, daß alles in Reformschreibung erschien. Harenberg will es so, und ich habe diesmal um der guten Sache willen nachgegeben. Insgesamt wirkt es, glaube ich, auf jeden vernünftigen Menschen vernünftig.
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Th. Ickler


eingetragen von J. Teubel am 12.10.2004 um 05.45

http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=524051

"NACHRICHTEN FÜR KINDER: Sauerstoffflasche war sowieso Sauerstoffflasche"

"[...] Anders ist es bei Schifffahrt: Da folgt ein a nach dem f, und deshalb wurde das Wort früher nur mit zwei f geschrieben. Auch wegen solcher schwierigen Unterschiede wurde die Rechtschreibreform gemacht. [...]"

Das spottet jeder Beschreibung. "Auch wegen solcher schwierigen Unterschiede ..." Besser beweisen, wie dumm der Schreiberling ist, geht nicht mehr.


eingetragen von Matthias Dräger am 02.10.2004 um 21.19

Liebe Frau Pfeiffer-Stolz, ich möchte Ihnen beipflichten und Ihnen einmal auch meine Anerkennung und Bewunderung aussprechen für die vielen Beiträge, die Sie hier und anderswo, z.B. auch an Ihre Kunden, in Sachen Rechtschreibreform schreiben. Ich weiß sehr wohl, wie mühsam das ist, und es gehört in unserem Land immer wieder Mut dazu, gegen eine sog. „amtliche“ Rechtschreibung zu Felde zu ziehen, auch wenn sie erkennbar schlechter ist als die bestens bewährte Rechtschreibung.

Zur Sache, zum Pressemarkt:
In Hamburg erreichen das „Hamburger Abendblatt“, die „Bild“ und die „Welt“ gegen 60 bis 80 % der Zeitungsleser. Ich kann mir gut vorstellen, daß aus der Hansestadt Hamburg die ersten Impulse zu einer vollständigen Beendigung der Rechtschreibreform an den Schulen kommen.
Wer als Senator für Wissenschaft und Bildung in Hamburg meint, nach der Umstellung der bedeutendsten Hamburger Zeitungen die Schüler weiter einer Sonderorthographie unterwerfen zu müssen, die in der Gesellschaft klar gescheitert ist, der kann sich schon einmal einen Termin bei der Fachvermittlung des Arbeitsamtes geben lassen. Das dauert nicht Monate, sondern nur einige Wochen, dann macht es „peng“, und man ist als Senator weg vom Fenster. Da hilft kein Parteibuch, und die Verbandsfunktionäre der Schulbuchverlage sind da auch überfordert.

Von diesen Dingen verstehe ich etwas. Wer's nicht glaubt, frage doch einmal Gisela Böhrk, die nach dem Volksentscheid im Herbst 1998 gefeuerte Ex-Kultusministerin von - Schleswig-Holstein!


eingetragen von Reinhard Markner am 02.10.2004 um 18.01

Völlig richtig. Abgesehen von den Sachargumenten, die ja bekanntlich kaum zählen, haben wir drei ganz gute Trümpfe im Ärmel. Erstens macht sich jeder, der die "Rückkehr" in Aussicht stellt, dann aber Heyse (und womöglich noch anderes) beibehält, lächerlich. Zweitens geht Springer voran, das "daß" wird für viele Leser wieder greifbare Realität, insbesondere auf dem Berliner und Hamburger Zeitungsmarkt. Drittens steht die politische Front gegen jeden Kompromiß, wie gerade erst der Auftritt der "Verbändeallianz" in Berlin gezeigt hat. Gegen diese Front haben bisher weder Peter Eisenberg noch Dieter E. Zimmer etwas ausrichten können.


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 02.10.2004 um 16.36

Bei der SZ und möglicherweise auch im Spiegel ringt man offensichtlich hinter den Kulissen um einen „Kompromiß“. Damit kann nur die Heysesche s-Schreibung gemeint sein.
Wer für die Kompromißlösung, und damit für die ss-Schreibung votiert, scheint nicht zu bedenken, daß er damit der teuersten Lösung überhaupt das Wort redet. Neben der klassischen Orthographie und der seit 1996 inkonsequent umgesetzten „Reformschreibung“ wird eine dritte große Schreibvariante in die Welt gesetzt: die auf der Reform basierende „Kompromißschreibung“. Ergebnis: Der gesamte jetzige Buchbestand wird zu 100% unbrauchbar – sowohl die klassisch gedruckten wie auch die seit 1996 in Reformschreibung erschienenen Druckwerke sind dann nur noch Makulatur.

Die Kompromißlösung hätte zur Folge, daß sämtliche literarischen Werke neu zu drucken, alle Schulbücher auszutauschen, alle Wörterbücher dem Reißwolf zu überantworten, alle Softwareprogramme auszutauschen wären – ausnahmslos alle, ob „alt“ oder „neu“!

Würde man bei der „neuen“ Orthographie bleiben oder aber zur „alten“ zurückkehren, wäre nur ein Teil des Schrifttums entwertet und der wirtschaftliche Schaden überschaubar.
Ich sage es noch einmal: Mit Einführung einer neuen Reformschreibung – und nichts anderes ist dieser „Kompromiß“ – würden die Buchbestände in den Bibliotheken nicht nur zu 30, 50 oder 80, sondern zu 100% entwertet!

Bei dem, was man in den letzten Monaten zu hören und zu lesen bekam, drängen sich berechtigte Zweifel daran auf, daß Befürworter dieser Kompromißlösung die eben geschilderten Folgen bedacht haben. Hat sich doch auch 1996 keiner um die Praxisfolgen der sog. RSR gekümmert. Die Reihenfolge „erst Handeln, dann Denken“ ist den Kinderschuhen entwachsen und heute auch in höheren Sphären üblich und salonfähig.

Im Grunde können SZ und andere „Kompromißler“ darauf verzichten, sich mit der „Rückkehr“ zu schmücken, denn das ist Humbug. Der ganze Blödsinn der Getrennt- und Zusammenschreibung, vermehrter Großschreibung und zum „schnäuzeln“ komischen Hobbyetymologien hätten sich mit der Zeit von ganz allein erledigt. Nicht so die ss-Regel. Auch die wird sich geben, aber bis alle kapiert haben, welche Nachteile das hat, vergehen Jahre!

Also noch einmal: Der Kompromiß ist nichts anderes als eine dritte große Rechtschreibvariante, womit wir die Sprachgemeinschaft nicht nur spalten, sondern jetzt sogar dreiteilen: erstens die klassischen Rechtschreiber, zweitens die „Kompromißler“ und drittens die Schreiber der „reinen“ Neuschrieblehre. Wird das dem Rechtschreibfrieden dienen? Und: Wer richtet hier das eigentliche Chaos an?

Glauben die Kompromißler wirklich, daß das eine gute Idee ist, der sich die beiden anderen Parteien fahnenschwenkend und singend zum gemeinsamen Versöhnungsfeste anschließen werden?
Meine persönliche Meinung dazu ist: Wer in der Presse den Kompromiß vorschlägt, handelt noch verantwortungsloser als die „Hardliner“. Die SZ soll es doch gleich ganz bleiben lassen!
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von J. Teubel am 25.09.2004 um 08.16

"Niedersachsen verläßt KMK"

JUHU!!!!!! :-)

http://www.bbv-net.de/public/article/nachrichten/politik/deutschland/63142

"Zur Begründung sagte Wulff der Zeitung, viele in der KMK seien überfordert, alten Vorstellungen verhaftet und nicht aufgeschlossen. Mit der Kündigung habe man ein Jahr Zeit, eine neue Koordinierung zu verhandeln, die effizienter, sparsamer und offener für neue Entwicklungen sein muss, fügte der CDU-Politiker hinzu.

Er wolle gern einen Teil der 2,5 Millionen Euro, die sein Land jährlich der KMK zahle, für die Qualitätsverbesserung an Schulen einsetzen, "statt für eine Bürokratie von 250 Leuten, die zum Teil nicht anderes tun, als vom grünen Tisch aus Konzepte theoretisch zu entwerfen und dann gegen gewichtige Einwände rechthaberisch zu verteidigen", wurde Wulff zitiert."

Und:

http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=150

Trotzdem bleibe ich skeptisch. Dieses Land und dessen Einwohner können mehrheitlich (leider) nicht weiter denken als ein [redaktionell zensiert].


eingetragen von Reinhard Markner am 15.09.2004 um 08.52

Michael Fleischhacker ist designierter neuer Chefredakteur der Wiener Presse. "Fleischhacker verantwortet den jüngsten Relaunch der "Presse", nach dem die Leserzahlen nachgaben" (Der Standard, 14. 9. 2004). Im Zuge dieser Umgestaltung war der langjährige Widerstand gegen die Reformschreibung aufgegeben worden. Ohne Erfolg, wie man sieht, außer für den Verantwortlichen, der nun auf Geheiß des Grazer Styria-Konzerns Andreas Unterberger ablösen soll.


eingetragen von J. Teubel am 08.09.2004 um 06.27

"Das gibt zu denken", taz vom 8.9.2004:

" OTTFRIED FISCHER, 50, bricht sein Schweigen zum Streit um die Rechtschreibung (taz berichtete). Anders als Gottschalk, Krug, Hitler und Aust ist Fischer kein vehementer Reformgegner. An eine gute Rechtschreibreform, sagte Fischer der taz, habe er nur eine Anforderung: "Ich schreibe weiter wie bisher - nur dass es jetzt stimmt." "

http://www.taz.de/pt/2004/09/08/a0171.nf/text.ges,1


eingetragen von J. Teubel am 19.08.2004 um 08.51

Propaganda, Propaganda, Propaganda!

"Geschichten aus dem orthografischen Märchenwald - 7 Lügen über die Rechtschreibreform" von Titus Gast, erschienem am 14.8.2004 in Telepolis:

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/mein/18106/1.html

Am schönsten ist der Absatz unter Punkt 3:

"[...] Machen Sie einen Test: Tippen Sie doch einfach die zitierten Wörter in beiden Schreibweisen in ein beliebiges Textverarbeitungsprogramm ein und lassen Sie Ihren Computer - mit reformierter Rechtschreibung natürlich - korrigieren. [...]"

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Ich warte nur noch darauf, daß die Reformgegner/-kritiker als Nationalsozialisten/Faschisten beschimpft werden. Sieht man sich die Haßtiraden in der Pseudointellektuellenpostille "Die Zeit" an (siehe mein Beitrag vom 19.08.2004, 09:42 Uhr), wird es wohl nur noch eine Frage der Zeit sein. Diese "Reform" liegt wahrlich in ihren - hoffentlich! - letzten Zuckungen. Hoffentlich krepiert sie qualvoll.


eingetragen von margel am 19.08.2004 um 07.56

Is noch was frei bei Euch???


eingetragen von J. Teubel am 19.08.2004 um 07.42

"Die Zeit", vom 19.8.2004

"Jetzt schrei’m se schon Scheefahunt mit th

Wer sind die Todfeinde der Rechtschreibreform? Woraus nährt sich ihr Hass? Woher kommen die Verzweiflung und die Lust am Aufstand? Eine kleine Typenkunde der Scharfmacher und Mitläufer"


http://www.zeit.de/2004/35/Typologie

Und dabei habe ich immer angenommen, eben jene, die im vorauseilendem Gehorsam nach der "Reform" schreiben, sind die wirklichen Mitläufer. Habe ich mich wohl getäuscht! Danke, liebe Redakteure der "Zeit", ihr habt mich vor einem großen Irrtum bewahrt!


eingetragen von Klaus Eicheler am 04.08.2004 um 22.47

Gestern erreichte mich ein Telefon-Akquisitionsanruf der „tz“ (Münchner Boulevardzeitung). Mir wurde ein kostenloses Probeabonnement angeboten.

Daraufhin habe ich freundlich mitgeteilt, daß die „tz“ ja die sogenannte „neue Rechtschreibung“ praktiziert, daß daher dieses Blatt für mich nicht in Frage kommt und ich deshalb auf die FAZ umgestiegen bin. Antwort: "... aber müssen nicht alle Zeitungen das jetzt so machen? ...“

Naivität einer armen Telefonistin, Indiz einer weitverbreiteten Unkenntnis – oder erfolgreiche Verdummungskampagne?
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Klaus Eicheler


eingetragen von J. Teubel am 26.07.2004 um 08.23

"Kommission sieht wachsende Akzeptanz für neue Rechtschreibung"

http://de.news.yahoo.com/040725/336/44s4m.html

Zitate von Klaus Heller (Geschäftsführer der Rechtschreibkommission, laut Artikel):

"Die neuen Regeln sind allemal besser als die bisher geltenden Schreibanweisungen"

"Wir haben einen Zuwachs an Akzeptanz, um den uns jeder Politiker beneiden würde."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ministerpräsidenten der Länder sich von Stimmungsmache beeinflussen lassen und die Neuregelung in Frage stellen."

Zum Leben zu blöd, zum Sterben zu dämlich?


eingetragen von J. Teubel am 14.07.2004 um 18.14

Putzig ist er ja, der Herr Ehrlich von der "Financial Times Deutschland".

"Kolumne: Dass oder daß, wen schert’s

Lächerliche Debatten wie die um die Rechtschreibreform lenken von den echten Bildungskatastrophen ab."

FTD vom 15.7.2004:

http://www.ftd.de/pw/de/1089460199349.html?nv=hpm

Viele Grüße in die Runde,
J. Teubel


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 14.07.2004 um 15.43

Ich habe nur das rübergerettet:

http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/5/0,1367,MAG-0-2144773,00.html

Dort kann man abstimmen.
Das sieht komisch aus, hoffentlich klappt der Link trotzdem.

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Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,
danke für den Hinweis. Nach meiner Stimmabgabe sieht das Ergebnis folgendermaßen aus (s.u):

Mit herzlichen Grüßen
M. Dräger

Soll die Rechtschreibreform rückgängig gemacht werden?

Ja.
66%
 
Nein.
25%
 
 
 
Egal. Die meisten Deutschen halten sich sowieso nicht mehr an Rechtschreibregeln.
8%
 
 
Gesamtstimmzahl: 1696
Letzte Aktualisierung: 14.07.04, 21:07 Uhr


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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Karl Eichholz am 14.07.2004 um 10.03

Liebe Mitstreiter,

da mir der Blätterwald momentan über die Ohren wächst und ich nicht genug Zeit habe, neuen Zeitungsartikeln nachzugehen, hier die Netzadresse, mit deren Hilfe man sich Nachrichten über neue Zeitungsartikel in den ePostkasten werfen lassen kann:

http://www.google.de/newsalerts?hl=de

dort eintragen (hohe Trefferquote!) „Rechtschreibreform“ oder eben auch anderes.

Der Service ist kostenlos und arbeitet der Erfahrung nach sehr zuverlässig. Er ist eine ideale Grundlage, um neue Zeitungsartikel in das Nachrichtenbrett zu stellen.


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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz


eingetragen von Dominik Schumacher am 14.07.2004 um 06.16

Wie würden Sie schreiben?
Streit um die neue Rechtschreibung geht weiter
Ist die neue Rechtschreibung wirklich so schlecht, wie ihr oft nachgesagt wird? Das jedenfalls meinen Politiker, die die Debatte um die "richtige" Rechtschreibung neu entfacht haben und eine Rückkehr zur alten Schreibung fordern. Was halten Sie davon?
› weiter

Diskussionsforum (in der Märkischen Allgemeinen)

Zu den wichtigsten Themen in Brandenburg kann hier online miteinander diskutiert werden. Allerdings kann dieser Bereich erst nach einer einmaligen Anmeldung genutzt werden. Wer nicht angemeldet ist, kann die Diskussionsbeiträge nur lesen.


eingetragen von Dominik Schumacher am 14.07.2004 um 06.05


Brandenburgs beste Seiten


Katherina Reiche. Foto: MAZ/ Köster

14.07.2004

Das Kulturgut Sprache retten

Katherina Reiche will Reform stoppen

In den Streit um die Rechtschreibreform ist Bewegung gekommen, seit sich mit den Ministerpräsidenten Müller (Saarland), Stoiber (Bayern) und Wulff (Niedersachsen) gleich drei Landesväter für eine Rückkehr zu den alten Regeln ausgesprochen haben. Die Potsdamerin Katherina Reiche, bildungspolitische Sprecherin der Union, erläutert im Gespräch mit Henry Lohmar, warum auch sie die Reform für gescheitert und eine Rücknahme für möglich hält.

Sie wollen die Rechtschreibreform rückgängig machen. Kommen Sie nicht zu spät?

Reiche: Es ist nie zu spät, eine gescheiterte Reform rückgängig zu machen. Zumal die Gegnerschaft wächst und nun auch Ministerpräsidenten auf ihrer Seite hat.

Aber die Ministerpräsidenten haben doch der Reform 1996 zugestimmt.

Reiche: Politiker müssen auch in der Lage sein, einzusehen, dass sie den falschen Weg gegangen sind. Einige Ministerpräsidenten haben es jetzt eingesehen. Die Kultusminister sind noch nicht an dem Punkt.

Was kritisieren Sie an der neuen Rechtschreibung?

Reiche: Sie trägt Züge von Willkür und ist in Teilen sowohl falsch als auch unsinnig. Unsere Bevölkerung spürt das und lehnt die neue Schreibweise daher mehrheitlich strikt ab. Man kann ein Kulturgut wie die deutsche Sprache eben nicht so einfach von oben verbiegen.

Wer könnte über eine Rücknahme entscheiden?

Reiche: Die Ministerpräsidenten, wenn sie im Oktober zusammenkommen.

Was sagen Sie Lehrern und vor allem den zahlreichen Schülern, die teilweise die alten Regeln gar nicht kennengelernt haben?

Reiche: Jetzt haben die Kultusminister die Reform der Reform angekündigt, weil die erste Reform unlogische Elemente enthielt. Dann können wir auch gleich zur alten Schreibweise zurückkehren.

Was ist von den Bedenken der Schulbuchverlage zu halten, ein Stopp der Rechtschreibreform würde Millionenkosten verursachen?

Reiche: Die anstehende Reform der Reform kostet ebenfalls. Kosten können also kein Argument sein, die deutsche Sprache weiter auf dem Altar der Kultusbürokratie zu opfern.

Warum verwenden Sie eigentlich in Ihren Pressemitteilungen Elemente der neuen Schreibweise?

Reiche: Weil der Computer manchmal darauf besteht.

Das Internet-Forum zur Rechtschreibung: www.MaerkischeAllgemeine.de/forum


eingetragen von Dominik Schumacher am 13.07.2004 um 19.27

Yahoo
Donnerstag 8. Juli 2004, 13:11 Uhr

Deutscher Elternverein hofft auf ein Kippen der Rechtschreibreform

Braunschweig (ddp). Ein Jahr vor dem endgültigen In-Kraft-Treten der neuen Rechtschreibung ist der Deutsche Elternverein (DEV) zuversichtlich, dass die umstrittene Reform doch noch gekippt werden kann. Obwohl die Kultusministerkonferenz offenbar an dem Termin August 2005 festhalte, scheine nun erneut Bewegung in den Streit zu kommen, sagte DEV-Vorsitzende Heidemarie Mundlos am Donnerstag in Braunschweig.

Die jüngsten Rücknahmeforderungen mehrerer Ministerpräsidenten bestärkten den bundesweiten Dachverband der Landeselternvereine in seiner konsequent ablehnenden Haltung. Zuletzt hatte der Verein Ende Mai bei den Kultus- und Wissenschaftsministern aller Bundesländer ein Überdenken der Reform angemahnt.

Mundlos betonte, noch sei es nicht zu spät, die Reform als «Irrweg von Anfang an» zu erkennen und zu stoppen. Der im deutschen Sprachraum inzwischen durch Verwirrung und Verunsicherung angerichtete Schaden sei «immens und werde durch dauernde Nachbesserungen - verbunden mit ständig korrigierte Neuauflagen von Wörterbüchern und Schulbüchern - noch weiter steigen». Der Ausweg könne nur in der Rückkehr zur «bewährten Rechtschreibung» liegen.


eingetragen von Dominik Schumacher am 13.07.2004 um 19.24

Dienstag 13. Juli 2004, 16:35 Uhr

Für und Wider - Debatte um Rechtschreibreform nimmt zu


eingetragen von Dominik Schumacher am 13.07.2004 um 19.17



Dienstag, 13. Juli 2004

TAGEBUCH

Unordentliche Orthographie

Teil 1
Teil 2


eingetragen von Dominik Schumacher am 13.07.2004 um 19.11

Debatte um Rechtschreibreform verschärft sich
13. Jul 17:34


eingetragen von Reinhard Markner am 11.03.2004 um 14.52

SPD strebt Minderheitsbeteiligung bei „Rundschau“ an

11. März 2004 Die SPD will die Verhandlungen über einen Einstieg bei der finanziell angeschlagenen „Frankfurter Rundschau“ nach Angaben ihrer Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier möglichst bis Ende April abschließen.

Wettig-Danielmeier sagte an diesem Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters: „Ich hoffe, daß wir in vier bis sechs Wochen zu einem Abschluß gekommen sind.“ Ziel der SPD sei es, Minderheitsgesellschafter bei dem Verlag zu werden. Es könne aber sein, daß die Partei über ihre Beteiligungsgesellschaft DDVG vorübergehend auch eine Mehrheitsbeteiligung übernehme, bis weitere Partner gefunden seien. „Wir suchen weiter nach Partnern", sagte die Schatzmeisterin. Dabei habe die SPD auch andere Verlagshäuser im Auge: „Wir suchen nach einer Branchenlösung.“

Kein Einfluß auf die Redaktionen

Die in Medienberichten genannte Beteiligung von 75 Prozent bestätigte Wettig-Danielmeier nicht. „Das ist eine gegriffene Zahl", sagte sie. Auch zum Finanzvolumen der Beteiligung machte Wettig-Danielmeier keine Angaben. Hier sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte sie.

Wettig-Danielmeier betonte, die Karl-Gerold-Stiftung, die das Verlagshaus bisher trägt, werde auch bei einer SPD-Beteiligung weiter Anteile an dem Verlag halten. Die SPD garantiere außerdem, daß der Stiftungszweck erhalten bleibe, eine linksliberale Zeitung herauszugeben. Die Pressefreiheit werde dabei gewahrt: „Wir haben mit unseren bisherigen Medien-Beteiligungen gezeigt, daß wir keinen Einfluß auf Redaktionen nehmen.“ Mit dem Erhalt der „Frankfurter Rundschau“ werde vielmehr ein Beitrag dazu geleistet, die Vielfalt der Medienlandschaft zu erhalten.

Die Sanierung müsse von allen Beteiligten mitgetragen werden, also von Banken, Geschäftsführung und Belegschaft. Hier gebe es bereits ein konkret ausgearbeitetes Konzept.

Die Beteiligung bei der „Frankfurter Rundschau“ wäre nach Angaben Wettig-Danielmeiers die einzige direkte Beteiligung der SPD an einer überregionalen Zeitung.

FAZ


eingetragen von Reinhard Markner am 19.02.2004 um 08.17

DGB prüft angeblich Unterstützung
der «Frankfurter Rundschau»

Netzeitung, 19. 2. 2004 08:38

Die angeschlagene «Frankfurter Rundschau» könnte einem Pressebericht zufolge finanzielle Hilfe vom Deutschen Gewerkschaftsbund bekommen. Aber auch die «FAZ» soll Interesse an einer Übernahme haben.

Der «Frankfurter Rundschau» könnte gleich von zwei Seiten Hilfe bekommen. Wie «Bild» am Donnerstag berichtete, prüft die gewerkschaftseigene Holding BGAG derzeit, ob sie die in Frankfurt am Main erscheinende linksliberale Tageszeitung mit einer Auflage von 182.000 Exemplaren finanziell unterstützen könne.

Dem Bericht zufolge hat DGB-Chef Michael Sommer am Mittwoch sowohl der «Frankfurter Rundschau» als auch der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) einen Besuch abgestattet. Die «FAZ» sei auch selbst an einer Übernahme des Konkurrenzblattes interessiert, berichtete «Bild» weiter. (nz)


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 07.02.2004 um 14.39

Die Heidelberger "Neue Rundschau" hat fast eine ganze Seite ihrer aktuellen Ausgabe der "Rechtschreib"-Reform gewidmet:

http://www.alter-ego-publishing.de/Rundschau-Februar-Seite2.pdf

Herausgehobene Themen sind die überfällige Rücknahme der Reform sowie die inkonsistente ss/ß-Regelung.
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Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Walter Lachenmann am 30.01.2004 um 21.16




Schreib-Reform wird erneut korrigiert
Mehr Freiheit: "Leid tun" und "leidtun"


(29. Januar 2004)

München/Bonn (mm) - Kaum haben sich Schüler und Lehrer an die neue Rechtschreibung gewöhnt, stehen erneut Änderungen bevor. Betroffen sind vor allem die Groß- und Kleinschreibung sowie das Getrennt- und Zusammenschreiben. Dies wurde jetzt aus der "Zwischenstaatlichen Kommission" für deutsche Rechtschreibung bekannt.

Nach den jüngsten Empfehlungen der zwölf Wissenschaftler soll beispielsweise neben "Leid tun" auch die Variante "leidtun" möglich sein. Das alte "leid tun" bleibt aber weiterhin falsch. Im Fall von "allein stehend" oder "Rat suchend" ist die früher geltende Koppelung wieder zulässig. Schüler dürfen also wieder "alleinstehend" oder "ratsuchend" in ihrem Aufsatz schreiben.
Auch bei der Groß- und Kleinschreibung gibt es Änderungen. So ist sowohl die Schreibweise "ohne weiteres" als auch "ohne Weiteres" korrekt. Das Gleiche gilt für Ausdrücke wie "die einen", "die anderen" oder "die meisten". Damit nimmt die Zahl der richtigen Schreibweisen insgesamt zu.
Durch die erneute Umstellung würden keine zusätzlichen Kosten entstehen, betont die Kommission. "Da keine Schreibweisen falsch werden, entstehen keine Probleme bei der weiteren Verwendung von Schulbüchern."
Insgesamt habe sich die 1998 eingeführte Rechtschreibreform bewährt, so die Kommission. Die jüngsten Empfehlungen seien lediglich "Anpassungen und Präzisierungen". Ihren Bericht wollen die Sprachexperten nächsten Donnerstag der Kultusministerkonferenz vorlegen. Noch bis Ende des Schuljahres 2004/2005 gilt eine Übergangsfrist. Ab 1. August 2005 müssen sich alle Schüler endgültig an die Neuregelung halten.
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Walter Lachenmann


eingetragen von Jörg Metes am 23.01.2004 um 13.33

»Steigende Auflagen von F.A.Z. und F.A.S.

F.A.Z. FRANKFURT, 15. Januar. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung haben im vierten Quartal 2003 ihre Auflagen gesteigert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die verkaufte Auflage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung um 4154 auf 388 507 Exemplare. Hingegen ging die Auflage der Süddeutschen Zeitung leicht um 1302 auf 437 077 Exemplare zurück. Einen abermals deutlichen Auflagenverlust verzeichnete die Tageszeitung Die Welt, um 8591 auf 202 168 Exemplare. Auch die Frankfurter Rundschau verlor geringfügig an Auflage, um 1184 auf 182 051 Exemplare. Hingegen erhöhte das Handelsblatt seine Auflage um 6020 auf 148 319 Exemplare, wobei die um knapp 66 Prozent auf 23 130 Exemplare gesteigerten Sonstigen Verkäufe und die um 23 Prozent auf 16 988 Exemplare ausgeweitete Bordauflage für Fluggesellschaften eine Rolle spielten. Die Auflage der Financial Times Deutschland stieg um 4195 auf 93 527 Exemplare. Im Markt der Sonntags- und Wochenzeitungen setzte sich die positive Entwicklung der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung fort, im Vergleich zum Vorjahr stieg die Auflage abermals deutlich um 23 279 auf 283 571 Exemplare. Hingegen verlor die Welt am Sonntag weiter an Auflage - um 13 323 auf 398 221 Exemplare -, wobei die von der Informationsstelle zur Verbreitung von Werbeträgern (IVW) ausgewiesenen Sonstigen Verkäufe um 274 Prozent auf 23 384 Exemplare nach oben geschnellt sind. Einen leichten Zuwachs um 1878 auf 451 945 Exemplare verbuchte die Wochenzeitung Die Zeit.«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2004, Nr. 13, S. 14
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 20.01.2004 um 08.45

Gestern befaßte sich die New York Times ausführlich mit der Krise bei FAZ und SZ: "Woes at Two Pillars of German Journalism".

(Der Artikel ist nur für zwei, drei Wochen abrufbar. Wer zum ersten Mal die Seiten der New York Times besucht, muß eine kurze Anmeldeprozedur durchlaufen)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 18.12.2003 um 19.24

»Nachrichtenagentur dpa bietet künftig Rabatte an

HAMBURG, 18. Dezember. Die Nachrichtenagentur dpa startet mit einem veränderten Preismodell für Medienkunden in das neue Jahr. Mit Hilfe verschiedener Rabatte werde eine Kostenentlastung von rund 3,3 Millionen Euro an den Markt weitergegeben, berichtete der Vorsitzende der dpa-Geschäftsführung, Walter Richtberg, nach einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in Hamburg. Die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH reagiere mit der neuen Preisstruktur auf die anhaltend schwierige wirtschaftliche Situation der Medienbranche. Zuvor hatten einige Medien der dpa aufgrund der hohen Preise den Rücken gekehrt. (dpa)«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2003, Nr. 295 / Seite 16)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 17.10.2003 um 14.59

»Die SZ hält weiter ihre Spitzenposition
München (SZ) – Die Süddeutsche Zeitung hat mit ihrer Verkaufsauflage auch im dritten Quartal dieses Jahres ihre Spitzenstellung unter den überregionalen meinungsbildenden deutschen Tageszeitungen gehalten. Wie die Frankfurter Allgemeine, die Welt und die Frankfurter Rundschau musste sie allerdings einen Auflagenrückgang hinnehmen. Für die Monate Juli bis September 2003 meldete sie der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) eine täglich verkaufte Auflage von 426 533 Exemplaren. Ein Großteil des Auflagenverlustes gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres (443 118) ergibt sich durch eine geringere Lieferung von Bordexemplaren an Fluggesellschaften und eine aus Kostengründen reduzierte Lieferung ins Ausland. Die FAZ verkaufte im dritten Quartal täglich im Durchschnitt 388 465 Exemplare (Vergleichszahl: 400 219), die Welt 219 062 (238 412), die Frankfurter Rundschau 180 654 (183 373), die Financial Times Deutschland 92 678 (83 789) und das Handelsblatt 143 812 (137 073). – Die Verkaufsauflagen der übrigen Münchner Blätter: Abendzeitung 166 378 (171 418), tz 151446 (152 488), Bild-München 143 101 (147 117) und Münchner Merkur 203 999 (203 667).«

(meldet heute die 'Süddeutsche Zeitung')
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 11.09.2003 um 14.51

Die Kulturzeitschrift «Du» bleibt in der Schweiz. Sie wird an den Niggli Verlag im thurgauischen Sulgen verkauft, der die Tradition der Zeitschrift fortsetzen wolle. Dies gab die Tamedia am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt. Gleichzeitig sei für die Kinderzeitschrift «Spick» eine Lösung gefunden worden.

Der Niggli Verlag sei bereits im obersten Segment der Fachpublikationen tätig. Die Übernahme von «Du» sei eine ideale Ergänzung, wird der Inhaber des Niggli Verlags, Viktor Heer, in der Mitteilung zitiert. Die Vertragsparteien seien überein gekommen, die Monothematik, die zum Markenzeichen der Zeitschrift geworden ist, beizubehalten. Mit dem gegenwärtigen Team seien Gespräche geplant. Redaktion und Verlag werden in Zürich bleiben, die Produktion sowie die Verwaltung sollen nach Sulgen verlegt werden.

NZZ Online, 11. 9. 2003


eingetragen von Jörg Metes am 25.07.2003 um 12.10

»Media-Analyse: SZ hat 1,1 Millionen Leser

München (SZ) – Die Süddeutsche Zeitung erreicht laut Media-Analyse (MA) in diesem Jahr täglich 1,1 Millionen Leser und steht damit trotz eines leichten Rückgangs um 50000 Leser gegenüber 2002 an der Spitze der überregionalen Abonnementszeitungen in der Bundesrepublik. Eine positive Entwicklung ergibt sich für das SZ-Magazin, dessen Reichweite um 40000 auf 640000 Leser zugenommen hat. Für die Frankfurter Allgemeine ermittelte die MA eine stabile Reichweite von 860000 Lesern, für die Welt 620000, die Frankfurter Rundschau 380000, das Handelsblatt 480000 und die Financial Times Deutschland 180000 Leser. Die MA ist die wichtigste bevölkerungsrepräsentative Media-Studie und bildet die deutschsprachige Bevölkerung über 14 Jahren ab. Die Tageszeitungstranche der MA erscheint jährlich und fasst die Befragungswellen von rund drei Jahren zu insgesamt 123529 Interviews zusammen.«

(meldet heute die 'Süddeutsche Zeitung')
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 27.06.2003 um 18.27

»DPA weist Kritik an zu hohen Preisen zurück

Deutsche Presse-Agentur GmbH, Hamburg. Den Protest von dreizehn Regionalzeitungen gegen zu hohe Preise will Walter Richtberg, Geschäftsführer der Deutschen Presseagentur (dpa), nicht kommentieren. Damit solle öffentlich Druck auf die Agentur ausgeübt werden, sagte Richtberg in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Die Aktion der Initiatoren, am Mittwoch ohne dpa-Meldungen zu erscheinen und die Agentur aufzufordern, mit flexibleren Preisen auf die verschlechterte Lage der Zeitungen zu reagieren, sei an die falsche Adresse gerichtet. Über eine Flexibilisierung der Preise könne man nicht autonom entscheiden. Vielmehr müßten sich die Initiatoren, die selbst zu den 196 Gesellschaftern der Agentur gehörten, mit dieser Forderung an die Gesellschafter - also auch an sich selbst - wenden. Richtberg erinnerte daran, daß die Agentur von sich aus keine Preise aushandeln könne. Soll sich dpa künftig flexibel verhalten, müsse sie über die Auswahl der Märkte und die Gestaltung der Preise selbst entscheiden. Mit Zustimmung der Gesellschafterversammlung komme die Agentur jetzt "auf den Prüfstand". Die Ergebnisse der Reformbemühungen sollen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vorgestellt werden. Trotz langfristiger Verträge hat sich die Agentur im abgelaufenen Jahr nicht ganz den Auswirkungen der Medienkrise entziehen können. Der Umsatz ist um 0,4 Prozent auf 106,2 Millionen Euro, der Jahresüberschuß um fast ein Fünftel auf 2,2 Millionen Euro gesunken. (Siehe Medien.) (Sch.)«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2003, Nr. 146, S. 14)

»Falsche Adresse?
Die dpa kommt auf den Prüfstand


Trotz langfristiger Verträge mit den Zeitungen hat sich die Deutsche Presse-Agentur im abgelaufenen Jahr nicht ganz den Auswirkungen der Medienkrise entziehen können. Der Umsatz ist um 0,4 Prozent auf 106,2 Millionen Euro, der Jahresüberschuß um fast ein Fünftel auf 2,2 Millionen Euro zurückgegangen. Damit stehe man noch wesentlich besser da als Konkurrenten wie AFP, Reuters oder ddp, die hohe Verluste verbuchen mußten, sagte der Geschäftsführer der dpa, Walter Richtberg, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Den Protest der dreizehn Regionalzeitungen gegen die hohen Preise wollte er derweil nicht kommentieren. Damit solle öffentlicher Druck ausgeübt werden, sagte er. Die Aktion, am Mittwoch ohne dpa-Meldungen zu erscheinen (F.A.Z. vom 25. Juni), sei zudem an die falsche Adresse gerichtet. Über eine Flexibilisierung der Preise könne man nicht autonom entscheiden. Vielmehr müßten sich die Initiatoren, die selbst zu den 196 Gesellschaftern der Agentur gehörten, mit dieser Forderung an die Gesellschafter - also damit an sich selbst - wenden. Von sich aus könne die Agentur gar keine Preise aushandeln. Diese würden vielmehr vom Aufsichtsrat festgelegt.

Richtberg verwies auf die unterschiedlichen Interessen innerhalb des Aufsichtsrats, der sich allerdings stets auf den "größten gemeinsamen Nenner" geeinigt habe, nämlich die Preise stabil zu halten. Seit zehn Jahren seien sie nicht erhöht worden. Der Geschäftsführer warnte davor, das "Modell dpa" aufzugeben. Dadurch verlören alle. Eine Modernisierung sei gleichwohl notwendig. Solle sich die dpa künftig flexibel am Markt verhalten, müsse sie allerdings über Auswahl der Märkte und Gestaltung der Preise selbst entscheiden. Mit Zustimmung der Gesellschafter kommt die Agentur jetzt "auf den Prüfstand". Ergebnisse sollen auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vorgestellt werden. Kritiker wünschen vor allem "maßgeschneiderte" Pakete. Der "Basisdienst", die Grundlage der Agentur, müsse "Menücharakter" erhalten. Andererseits sind manche Kritiker skeptisch, ob die Gesellschafter der Agentur die "Hoheit" über die Preisgestaltung geben werden.

AXEL SCHNORBUS«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2003, Nr. 146, S. 40)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 24.06.2003 um 16.05

»FAZ baut weitere Stellen ab

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) wird auf Grund eines noch stärkeren Einbruchs im Anzeigengeschäft weitere Stellen in Verlag und Redaktion abbauen.

Reuters FRANKFURT. Als Reaktion auf nochmals deutliche Rückgänge bei den Anzeigeneinnahmen der Tageszeitungen werde die FAZ GmbH etwa 100 Arbeitsplätze abbauen, teilte die zweitgrößte überregionale Qualitätszeitung am Dienstag mit. Die Stellen sollen jeweils etwa zur Hälfte im Verlag und in der Redaktion einschließlich Redaktionspersonal eingespart werden. Der Abbau solle in erster Linie durch einvernehmliche Aufhebungsvereinbarungen und durch Altersteilzeitregelungen erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen ließen sich allerdings ebenfalls nicht vermeiden, hieß es. „Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zeitungsbranche sind tiefgreifender als von den Verlagen erwartet“, teilte die FAZ mit. Neben dem Arbeitsplatzabbau wolle die Zeitung auch bei Verwaltungs- und Sachkosten und im Vertrieb stärker sparen.

Bereits seit Monaten verbuchen die Zeitungen hierzulande wegen der konjunkturellen Talfahrt dramatische Einbrüche im Anzeigengeschäft, das etwa zwei Drittel der Einnahmen der Branche ausmacht. Auch bei der Leserschaft verzeichnen nur die wenigsten Blätter Zuwächse. Im Oktober hatte die FAZ bereits angekündigt, in diesem Zusammenhang bis zu 40 Arbeitsplätze im Bereich Internet abbauen zu wollen.«

(HANDELSBLATT, Dienstag, 24. Juni 2003, 16:12 Uhr)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 24.06.2003 um 16.03

»Schweizer Zeitungen streichen Stellen

Die Dauer-Werbekrise ist kein rein deutsches Phänomen. Auch in der Schweiz stöhnen die Verlage über Anzeigenrückgänge mit zweistelligen Raten. Am Freitag kündigte daher das größte Schweizer Verlagshaus Ringier an, seine Sonntagszeitung dimanche.ch einzustellen. 25 Mitarbeiter, davon 14 Journalisten, sind betroffen.

ZÜRICH. Die Verlagsgruppe Handelszeitung teilte vor einigen Tagen mit, ihr wöchentlich erscheinendes Anlegermagazin „Stocks” auf 14-tägige Erscheinungsweise umstellen zu wollen, um die Kosten zu senken.

Doch selbst in der Krise wagen einige Häuser neue Projekte: Der Tamedia-Verlag etwa, der den „Tages- Anzeiger“ herausgibt, plant den Vorstoß in das Geschäft mit Gratiszeitungen und will bei der 20 Minuten Schweiz AG einsteigen, die die Pendlerzeitung „20 Minuten” in Zürich und Bern herausgibt. Auch Ringier investiert: Die Beteiligung an der defizitären Tageszeitung „Le Temps“ werde aufgestockt.

Die Anzeigenlage aber bleibt für die gesamte Branche trüb: Von Januar bis April gingen laut Verband der Schweizer Presse bei den Zeitungen die Inserate nochmal um 12 % zurück; die Stellenanzeigen brachen um fast 45 % ein. Bei den Zeitschriften sank die Zahl der Inserat-Seiten um 11 %. Im Mai setzte sich der Rückgang ungebremst fort.

Umso mehr verwundet der Schritt der Tamedia, ins Gratis-Zeitungsgeschäft einsteigen zu wollen – zumal der Verlag mit dem „Tagblatt der Stadt Zürich” bereits ein werktäglich erscheinendes Anzeigenblatt mit Hauszustellung im Sortiment hat. „Die Gratiszeitung 20 Minuten erschließt unserem Haus neue Leserschichten. Da das Tagblatt eher den Charakter eines Amtsblatts hat, hebt es sich inhaltlich von der Pendlerzeitung ab”, sagt Franziska Hügli, Sprecherin von Tamedia. Ihrem Haus lägen zudem keine Erkenntnisse vor über Anzeigenabwanderung weg vom Stammobjekt hin zu den Gratisblättern. „Aber sicher kämpfen alle um den gleichen Anzeigenkuchen”, räumt sie ein.

Gemäß Verbandsstatistik hat der „Tages-Anzeiger” bis April rund 22 % weniger Inserat-Anzeigen gehabt – mehr als im Marktschnitt. Bereits vergangenes Jahr hatte Tamedia ein Sparprogramm über 20 Mill. sfr aufgelegt; 28 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden.

Konzern schreibt schwarze Zahlen

Im Blick der Branche steht das Schweizer Renomee-Blatt Neue Züricher Zeitung (NZZ). Es hatte voriges Jahr 50 Mill. sfr Verlust gemacht. Bis April verlor das Blatt nochmal 15 % Anzeigen. „Wir müssen unsere Kosten senken, das genaue Volumen ist aber noch offen”, sagte NZZ- Chefredakteur und Präsident der Geschäftsleitung, Hugo Bütler, zum Handelsblatt. Kündigungen in der Redaktion sollen über Frühpensionierungen oder Teilzeitarbeit vermieden werden.

Das größte Schweizer Verlagshaus Ringier hatte ebenfalls bereits 2002 sich ein Sparprogramm von circa 30 Mill. sfr auferlegt; rund 50 Stellen wurden gestrichen – dabei etwa 20 in den Redaktionen. Nun kommt die Einstellung der Sonntagszeitung dimanche.ch hinzu, durch die 25 Stellen wegfallen.

Der Konzern schreibt aber nach wie vor schwarze Zahlen. Daher zeigt der Ringier-Chef Martin Werfeli entspannt: „Man kann nicht jede Regung des Marktes eins zu eins mit dem Personaltableau mitmachen”, sagte er zum Handelsblatt. Die Gra- tis-Presse nage zwar am Boulevardblatt „Blick”, die Käuferverluste würden sich aber auf wenige tausend Expemplare beschränken.

Am härtesten getroffen hat der Anzeigenrückgang das Wirtschaftsmagazin „Cash”. Der Anleger-Ableger „Cash Value” soll daher an eine noch zu gründene Firma des bisherigen Produktionsleiters Heini Lüthy ausgelagert werden. Nach Angaben einer Ringier-Sprecherin sind von dem Schritt fünf Stellen betroffen.

Angesichts der wirtschaftlichen Umstände würde die Branche mehr und mehr über Kooperationen nachdenken, sagt Ringier-Chef Werfeli. So nutzen bereits heute Tamedia, Ringier und die NZZ den gleichen Vertrieb für ihre jeweiligen Sonntagsblätter. Werfeli
kann sich weitere Kooperationen im Bereich Logistik oder IT vorstellen. „Aber noch ist nichts spruchreif.”

(HANDELSBLATT, Montag, 23. Juni 2003, 11:04 Uhr)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 24.06.2003 um 15.58

»14 Regionalzeitungen verzichten einen Tag auf dpa
Aus Protest gegen die Preispolitik der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wollen 14 Regionalzeitungen für einen Tag auf die Dienste des Nachrichtenlieferanten verzichten.

Reuters KÖLN. Am Mittwoch, wenn sich in Hamburg die Gesellschafter der dpa zu ihrer jährlichen Hauptversammlung treffen, würden unter anderem die „Passauer Neue Presse“ (PNP), der „Münchener Merkur“ und auch die „Westdeutsche Allgemeine“ keine dpa-Berichte abdrucken, bestätigte Initiator und PNP-Chefredakteur Michael Backhaus einen Bericht des Mediendienstes „kressreport“ am Dienstag. Die „Märkische Oderzeitung“ habe sich der Aktion der zunächst 13 Blätter noch angeschlossen.

„Es kann nicht sein, dass die Agentur der Verlage auf die Verlage keine Rücksicht nimmt“, erläuterte Backhaus und forderte ein flexibleres Angebot. Die Zeitungen kämpften mit der größten Krise der Nachkriegszeit und müssten Personal abbauen. „Die dpa muss uns helfen, mit dem Kostendruck fertig zu werden.“

Die Deutsche Presse-Agentur gehört etwa 200 Verlagen, Verlegern und Rundfunkgesellschaften. Eine Sprecherin wollte die Aktion der 14 Zeitungen nicht kommentieren. Auf der Gesellschafterversammlung am Mittwoch würden alle anstehenden Themen besprochen, hieß es lediglich in einer Mitteilung.

Die dpa-Kunden kritisieren seit langem das Angebot als zu unflexibel, weil ein umfangreicher Dienst zu hohen Preisen abgenommen werden muss. Zwar seien die Preise der dpa in den vergangenen zehn Jahren unverändert geblieben, sagte Backhaus. „Aber Preis und Leistung stehen schon länger nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis“, fügte er hinzu. Mit der Aktion am Mittwoch wollten die Zeitungen ein deutliches Signal setzen. Es ginge aber nicht darum, auf dpa ganz verzichten zu wollen.

Auch Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitschriftenverleger (BDZV), plädierte auf dem Medienforum NRW in Köln für mehr maßgeschneiderte Angebotspakete der dpa. Auf der Gesellschafterversammlung der Agentur in Hamburg werde das sicher ein Thema sein, ein neues Konzept gebe es aber noch nicht. „Das ist ein Prozess, der noch nicht so weit fortgeschritten ist“, sagte Heinen.«

(HANDELSBLATT, Dienstag, 24. Juni 2003, 15:36 Uhr)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 07.06.2003 um 10.15

»Ein „Fortune“ für Österreich
Das Wiener Politmagazin „Format“ wird zum Wirtschaftstitel


Von Harald Fidler, Wien

Ein Geschäftsführer der „Zeit“, ein „Spiegel“-Verlagsleiter, und in der Mitte der Wiener Verleger Wolfgang Fellner. Er darf gar das Einführungsreferat halten beim „Hamburger Dialog“, Thema: „Qualitätsjournalismus“. Fast zeitgleich erklärt Fellners Vorstandschef Rudi Klausnitzer auf einer Betriebsversammlung, was Qualitätsjournalismus in Fellners News-Gruppe konkret heißt: Zehn Prozent weniger Kosten müssten künftig entstehen. Weniger Journalisten brauche man wohl auch. Schließlich gehört die Mehrheit an der Wiener News-Gruppe dem Hamburger Verlagsriesen Gruner + Jahr. Von dessen Titeln – etwa „Stern“ und „Brigitte“ – könne man doch Texte günstig übernehmen. Drei Wochen zuvor hieß es schon, dass Fellners einziger Qualitätstitel „Format“ mangels Erfolg neu positioniert wird: als Wirtschaftsmagazin.

Wer ist dieser alpenländische Verleger Fellner eigentlich? Er und sein fürs Kaufmännische zuständiger Bruder Helmuth dürfen noch nicht in der Öffentlichkeit rauchen, da gründen sie schon eine Jugendzeitschrift, später ein Zeitgeistmagazin, das den legendären „Wiener“ rasch überholt. Beide sind längst geschickt verkauft, beide längst eingestellt. Ohne die Fellners funktionierten sie nicht. 1991 starten die Brüder mit dem Springer-Konzern die Wochenillustrierte „News“. Die nennen sie Nachrichtenmagazin und machen sie mit schnellem Journalismus, mit Gewinnspielen und mit Diskountangeboten für Inserenten umgehend zum Marktführer.

Das österreichische Nachrichtenmagazin „Profil“ weiß dem bunten Mitbewerber wenig entgegenzusetzen. Nachdem Springer 1998 an der Donau die Plätze mit Gruner + Jahr getauscht hatte, kam der Frontalangriff: Fellner gründete das Nachrichtenmagazin „Format“. Es sollte die Mutter aller Magazinschlachten beginnen – vor allem im Marketing über gnadenloses Preisdumping.

Das Donau-Doppel-Monopol

Bald nerven die Marketing-Kosten die deutschen Gesellschafter: Im Fall von „Format“ Gruner + Jahr, im Fall von „Profil“ die Essener WAZ-Gruppe, der auch die Tageszeitungen „Krone“ und „Kurier“ je zur Hälfte gehören. Diese Blätter dominieren Österreichs Zeitungsmarkt über ihre Anzeigen-, Vertriebs- und Drucktochter Mediaprint. Dem „Kurier“ gehört eben auch „Profil“, samt einem Dutzend Zeitschriften zweitgrößter Magazinkonzern des Landes. Die News-Gruppe ist bereits mit Abstand Nummer 1.

Medienkartellrecht war in Österreich schon 1987/88 ein Fremdwort, als sich die beiden meistgelesenen Tageszeitungen zur Mediaprint verbinden durften. „Auch wenn ein Konzentrationsgrad erreicht ist, der nicht mehr steigerbar scheint, folgt die weitere Verschränkung, Konsolidierung, Kooperation und Fusion auf dem Fuß“, umreißt der Chef der österreichischen Medienbehörde, Hans Peter Lehofer, die Wiener Verhältnisse. Im Jahr 2001 durften dann die beiden österreichischen Magazingruppen – zu denen die ehemaligen Konkurrenten „Format“ und „Profil“ gehören – zum absoluten Marktbeherrscher fusionieren, an dem sich Mediaprint-Titel „Kurier“ auch noch mit knapp mehr als 25 Prozent beteiligen konnte.

Wehe dem, der in Ungnade fällt

Der Verlagsgruppe News gelang es etwa, den gemeinsamen Anzeigenmarktanteil von österreichweit 60 vor den Kartellrichtern auf 17 Prozent kleinzurechnen – indem sie Fachzeitschriftenverlage einbezog oder als Mitbewerber real nicht existierende Verlagsgruppen konstruierte. Mit starkem politischen Rückenwind segnete das Kartellgericht den Deal 2001 ab. Obwohl die ersten 70 Seiten des Urteils dagegen argumentieren – unter anderem mit Blick auf den Arbeitsmarkt der Journalisten. Wer bei dem Riesen in Ungnade fällt, wandert am besten aus, warnten Gewerkschafter: Außerhalb des Konzerns erscheinen in Österreich keine aktuellen politischen Magazine.

Zwei Jahre später führt das Monopol vor, was man sich unter den Warnungen der Gewerkschafter vorzustellen hat: Von rund 60 „Format“-Mitarbeitern sind 37 zur Kündigung angemeldet, fünf wurden gleich fristlos freigesetzt. Kaum 30 feste Journalisten basteln künftig Woche für Woche am neuen „Format“, das sich am US-Titel „Fortune“ orientieren soll. Um 180 Seiten Umfang soll die erste Nummer haben, die am Freitag kommender Woche erstmals rauskommt. Kein Wunder, dass der Restmannschaft die „80-Stunden- Woche“ in Aussicht gestellt wird.

Die künstlich hoch gehaltene Auflage soll aus Kostengründen von 80 000 auf 60 000 zurückgeschraubt werden. Zu kontrollieren ist das künftig schwerer: Die gesamte Gruppe lässt ihre Auflagen vorerst nicht von der unabhängigen österreichischen Auflagenkontrolle prüfen. Anzeigenkunden verspricht man dafür in „Format“-Präsentationen „wirtschaftsfreundliche Berichterstattung“. Die reagierten im Frühjahr zunächst verunsichert: Zuletzt stach der Titel selbst aus den ohnehin trüben Daten der Wiener Werbebeobachter mit dramatischen Rückgängen hervor.«

(Der Tagesspiegel, 07.06.03 - „Format“ erscheint bislang in herkömmlicher Rechtschreibung)

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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 08.05.2003 um 08.26

»Probeabbestellung
"Handelsblatt" versucht es ohne dpa

Das "Handelsblatt" verzichtet für eine Woche zur Probe auf den Dienst der Deutschen Presse-Agentur. Dabei handele es sich - noch - nicht um eine Grundsatzentscheidung, sondern um eine "Bedarfsanalyse", wie der Geschäftsführer des "Handelsblatts", Thomas Brackvogel, auf Anfrage sagte. Man wolle herausfinden, welche Bestandteile der dpa vonnöten seien und welche nicht. Das Angebot der Deutschen Presse-Agentur unterscheidet sich von dem mancher Konkurrenten vor allem dadurch, daß es sich für die Abnehmer kaum oder gar nicht speziellen Bedürfnissen folgend aufteilen läßt. Vor die Alternative "ganz oder gar nicht" gestellt, hatte zuletzt die "Rheinische Post" angekündigt, sie werde auf den in der Branche als teuer verschrieenen dpa-Basisdienst verzichten. Die "Saarbrücker Zeitung" und die "Lausitzer Rundschau", die wie das "Handelsblatt" im Holtzbrinck-Verlag erscheinen, waren der Deutschen Presse-Agentur zuvor als Kunde verlorengegangen, sind inzwischen zumindest als Abnehmer von Teilangeboten aber zurückgekehrt. Eine gewisse Systematik scheint dem Schritt des "Handelsblatts" im Rahmen der Ab- und Wiederbestellungen der Holtzbrinck-Blätter also zugrunde zu liegen. Nicht mehr mit dpa verbunden sind die Ludwigshafener "Rheinpfalz" und die "Freie Presse" in Chemnitz, die beide im Medien-Union-Konzern erscheinen. Die "Rheinpfalz" habe statt dpa die Agentur ddp abonniert und das eingesparte Geld in zusätzliches Personal investiert, sagte der Chefredakteur auf Anfrage. miha.«

(FAZ, 09.05.2003, Nr. 107 / Seite 37)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 22.04.2003 um 15.00

(die FAZ portraitiert heute Stefan von Holtzbrinck:)

»Ungeduldiger Verlagsmanager

Pressekonferenzen sind immer noch Jahrhundertereignisse im Hause Holtzbrinck. Als Stefan von Holtzbrinck vor zwei Jahren die Nachfolge seines gut zwei Jahrzehnte älteren Halbbruders antrat und sich der heute 39 Jahre alte Jurist anläßlich dieses Generationswechsels den Fragen der Journalisten stellte, gelobte er in dieser Hinsicht Besserung - oder zumindest interpretierte man so seine Äußerung, er wolle "mehr kommunizieren, als das bisher üblich war". Besonders viel hat sich aber seither nicht getan, wenn man davon absieht, daß sich die Holtzbrinck-Gruppe wegen ihres Griffs nach der "Berliner Zeitung" automatisch in die Schlagzeilen katapultiert hat.

Auf sympathische Art begründet der junge Stuttgarter Großverleger diese Zurückhaltung mit seinem Respekt vor jenen, die das Unternehmen groß gemacht haben, "die Autoren und Redakteure sowie diejenigen, die die Titel herstellen und vertreiben." Eine ähnliche Geisteshaltung zeigte sich darin, wie er die Kritik konterte, er sei doch noch zu jung und zu unerfahren, um eine auf der ganzen Welt tätige Verlagsgruppe mit Milliardenumsatz zu führen: "Meine Geschäftsführerkollegen weisen nicht nur langjährige Verlagsgruppenverbundenheit auf, sondern bringen es zusammen auf mehr als 200 Jahre Managementerfahrung." Es sei eben wichtig, sagt der große, jungenhaft wirkende Unternehmenschef, die richtigen Ratgeber und Freunde zu haben. Ob er auf die richtigen Ratgeber und Freunde gehört hat, als er im vergangenen Sommer mit Gruner + Jahr die Übernahme der "Berliner Zeitung" besiegelte, mag sich Stefan von Holtzbrinck in den vergangenen Wochen indes oft gefragt haben. Kartellamt und Monopolkommission machten dem Stuttgarter Verlag zunächst einen Strich durch die Rechnung, und selbst wenn Holtzbrinck eine Ministererlaubnis bekäme, wäre noch nicht alles ausgestanden - schon allein, weil der Konkurrent Springer eine Ministererlaubnis als "verfassungswidrig" charakterisiert hat. Doch Emotionen hat Stefan von Holtzbrinck nicht erkennen lassen, als er gestern bei der Anhörung des Wirtschaftsministeriums seine Argumente verteidigte. Ganz sachlich-souverän legte er die wirtschaftlichen Umstände der Holtzbrinck-Pläne dar.

Es geht um viel für den Verlagschef. Millionen wären in den Sand gesetzt, falls die geplante Fusion von "Berliner Zeitung" und "Tagesspiegel" nicht klappte. Letzterer hat für sein Qualitätsangebot nach Holtzbrincks eigenen Angaben in den vergangenen Jahren Million um Million verschlungen, für die "Berliner Zeitung" wiederum hat Gruner + Jahr mehr als 200 Millionen Euro kassiert, unabhängig davon, ob Holtzbrinck diese Zeitung jemals wirklich selbst führen darf. Selbst für einen Verlag, der 2,2 Milliarden Euro umsetzt und 2002 gegen den Trend durch ein gutes Auslandsgeschäft ein Rekordergebnis erzielt hat, ist das kein Pappenstiel. Stefan von Holtzbrinck sagt von sich selbst, er sei nicht sehr geduldig, insofern wurmt ihn die Berliner Prozedur garantiert. Aber er ist es auch gewohnt, nicht immer nur geradeaus zu gehen. Nach einer Lehrzeit in anderen Unternehmen - bei dem mittlerweile durch Harry Potter international bekannten britischen Verlag Bloomsbury sowie als Geschäftsführungsassistent in der Kirch-Gruppe - ließ er sich nicht kurzerhand in die Rolle des künftigen Konzernchefs drängen, sondern nahm eine halbjährige Auszeit in Spanien, der Heimat seiner Frau. Zum Start in dem vom Vater gegründeten Verlag hatte er zuvor einen mächtigen Flop hingelegt, weil ihm nicht bewußt war, daß kaum jemand die Werke großer Autoren auf CD-Rom lesen mochte. Bei dem britischen Macmillan-Verlag ("Nature") bewies er dagegen, daß seine Führungsqualitäten auch für Wachstum gut sein können. Während er Wachstum um jeden Preis in den achtziger Jahren vor allem aus ökologischen Gründen ablehnte, ist sein Blickwinkel mittlerweile ein anderer: "Wachstum ist zwar kein Selbstzweck", sagt er: "Es ist jedoch die Triebfeder für dynamischen Fortschritt und unternehmerisches Handeln - auch im Verlagswesen."

SUSANNE PREUSS«

(FAZ, 23.04.2003, Nr. 94 / Seite 19)
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Jörg Metes


eingetragen von margel am 19.04.2003 um 20.55

Dieses Motiv-Mitteilung des eigenen Todes-hat ja auch R.Musil im "Mann ohne Eigenschaften" verarbeitet, wo Ulrichs Vater diesem ein Telegramm zukommen läßt:"Setze Dich von meinem erfolgten Ableben in Kenntnis."
Daran schließen sich dann Betrachtungen über das Vater-Sohn-Verhältnis an.
Zum Thema Tagesaktualität der Presse noch eine kleine Anekdote.
Eine Zeitung brachte fälschlicherweise die Nachricht vom Hinschied eines bedeutenden Mannes. Am nächsten Tage schrieb sie:"Gestern berichteten wir als erste vom Ableben von Herrn
XY. Heute sind wir die ersten, die melden können, daß das nicht stimmt."


eingetragen von Matthias Dräger am 19.04.2003 um 18.48

Auch der mit unserer Familie befreundete Dr. Richard Carstensen erfuhr eines Tages in der „Literarischen Monatsschrift“ (Ausgabe 1959, S. 284) von seinem eigenen Ableben, als „kürzlich verstorbener Autor“.
Daraufhin druckte die Redaktion im nächsten Heft seinen Hinweis, „daß zumindestens die Zeitangabe des Erscheinens obigen Heftes vordatiert sein muß. Ich ermächtige Sie jedoch, zu gegebener Zeit - um das Jahr 2000 - eine Notiz etwa folgenden Inhalts zu veröffentlichen: ,Wie wir bereits vor vierzig Jahren als erste Literarische Monatszeitschrift gemeldet haben, ist der Autor Richard Carstensen soeben verstorben.´

Und noch etwas:
Mein Vorgänger im Verlag, Otto Reichl, wollte nach Möglichkeit alles unter Kontrolle haben, für ihn gab es wohl kaum etwas, das sich nicht mit entsprechender Planung in den Griff bekommen lassen sollte. Mit ein Beweggrund für diese Tendenz waren wohl die eigenen Erlebnisse, die äußeren Ereignisse hatten nicht selten dafür gesorgt, daß der Verlauf der Dinge seiner Kontrolle das eine oder andere mal doch entzogen war.
Ich staunte aber nicht schlecht, als ich im Verlagsarchiv auf eine von Reichl vorbereitete Pressemeldung mit Briefkopf des Verlages stieß: Am heutigen ... verstarb der Darmstädter Verleger Otto Reichl. Reichl hatte vor allem, etc., etc.


eingetragen von Reinhard Markner am 18.04.2003 um 08.31

Von Michael Hanfeld

Am Dienstag nach Ostern ist für die deutsche Presselandschaft „D-Day“. Es ist der Tag, an dem sich weisen wird, ob die Bundesregierung das Votum des Bundeskartellamts und der Monopolkommission würdigt oder in den Wind schlägt und tut, was sie machtpolitisch zu tun gedenkt.

Es ist der Tag, an dem sie ihren Einfluß auf die Presse abermals ausweiten kann. Es ist der Tag, an dem sie einer Zeitung, von der sie auffallend freundlich behandelt wird, das vermeintliche Überleben sichert und dafür eine andere, die ihr viel weniger wohlgesonnen ist, in den Regen stellt. Es ist der Tag, an dem zum letzten Mal Einreden gegen die Übernahme der „Berliner Zeitung“ durch Holtzbrinck vorgetragen werden können, für welche der Stuttgarter Zeitungskonzern bei Wirtschaftsminister Wolfgang Clement eine Ministererlaubnis beantragt hat. Doch ob überhaupt noch etwas bewirkt werden kann, ist sehr, sehr fraglich.

Längst alles entschieden?

Es gibt nämlich ein regierungsamtliches Schreiben aus dem Hause der Kulturstaatsministerin Christina Weiss, das darauf hindeutet, daß längst alles entschieden ist - zu Gunsten von Holtzbrinck. Aber zunächst zu denen, die am kommenden Dienstag Widerrede leisten werden: Einwände wird vor allem der Axel Springer Verlag geltend machen, vertreten unter anderem durch den Herausgeber von „Welt“ und „Welt am Sonntag“, Dieter Stolte. Er wird argumentieren, dass, wenn „Tagesspiegel“ und „Berliner Zeitung“ zusammengehen, „Berliner Morgenpost“ und „Welt“ aus dem Markt verschwinden werden.

Genau so hat es der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, diese Woche in einem Brief an den Wirtschaftminister Clement in flammender Rede formuliert: „Die angestrebte Erlaubnis“, schreibt Döpfner, „führt zwingend zum kurzfristigen Ausscheiden der ,Welt' und zum mittelfristigen Ausscheiden der ,Berliner Morgenpost' aus dem Markt.“

Show statt Showdown

Wenn man böswillig sein wollte, könnte man meinen, dass die Holtzbrinck-Methode Schule macht, die dem Motto folgt: Entweder wir bekommen, was wir wollen, oder unsere Zeitung ist verloren. Im Falle des „Tagesspiegels“ deutet allerdings alles darauf hin, daß eine Erpressung gar nicht nötig, sondern der Showdown am Dienstag eine Show und sonst nichts ist. Und wenn man sich am Ende fragt, welche Zeitung dieser Bundesregierung lieber ist, der „Tagesspiegel“ oder die „Welt“, fällt die Antwort leicht.

Das interne Schreiben aus dem Kanzleramt, auf das wir noch kommen werden, strotzt geradezu vor Zuneigung zum „Tagesspiegel“. Der politische Wille, diese Zeitung unter dem Deckmantel des Gemeinwohls zu stützen, ist unverkennbar. Von der „Berliner Zeitung“ redet in diesem Zusammenhang übrigens niemand. Für ihre Redaktion wird es auch keine Stiftung geben, sie wird offenbar nur gebraucht, damit der „Tagesspiegel“ überleben kann. Für das Transfusionsmodell Marke Holtzbrinck könnte Graf Dracula Pate gestanden haben.

Gefahr für die „Welt“

Doch zurück zu Springer. Dort argumentiert Konzernchef Döpfner, dass durch die - vom Bundeskartellamt bereits abgelehnte und von der Monopolkommission ebenfalls verworfene - Verbindung zwischen „Tagesspiegel“ und Berliner Zeitung“ die Sparbemühungen der Springer-Zeitungen zunichte gemacht würden. Durch die enge Koordination von „Berliner Morgenpost“, Welt“ und „Welt am Sonntag“, heißt es in seinem Brief, sei es zwar gelungen, „die rückläufige Ergebnisentwicklung bei diesen beiden Objekten bis zu einem gewissen Grade zu stabilisieren“, doch hänge die Existenz beider Zeitungen auch an diesem Modell.

Die „Morgenpost“ aber käme gegen die dann marktbeherrschende Anzeigen-Stellung von Holtzbrinck in Berlin nicht an und müsste „über kurz oder lang aus dem Markt ausscheiden“. Bei dieser Gelegenheit verrät der Springer-Vorstandschef Döpfner auch, „dass das Defizit, das wir mit der ,Welt' erwirtschaften, trotz der Koordination mit der ,Berliner Morgenpost' bei einem Vielfachen dessen liegt, das Holtzbrinck gegenwärtig mit dem ,Tagesspiegel' verliert.“ Holtzbrinck hatte die Verluste des „Tagesspiegels“ im Antrag auf Ministererlaubnis auf 75 Millionen Euro seit 1992 beziffert.

Marktbeherrschende Stellung

Ein weiteres Ansteigen der Verluste der „Welt“, so Döpfner weiter, wäre für den Verlag nicht zu verantworten: „Durch die marktbeherrschende Stellung, die Holtzbrinck durch einen Zusammenschluß im regionalen Anzeigengeschäft erlangen würde, wäre ,Berliner Morgenpost' und ,Welt' jegliche wirtschaftliche Perspektive genommen.“ Der publizistischen Vielfalt wäre also „auf keinen Fall gedient“, sondern nur Holtzbrinck. Döpfner geht sogar noch einen Schritt weiter: In einem vertraulichen Anhang hat er dem Wirtschaftsminister sogar auf ein Quartal bezogen die Summe genannt, die Springer in sein Prestigeobjekt „Welt“ steckt. Daran dürfte erkennbar sein, dass dieses Blatt weiter davon entfernt ist, schwarze Zahlen zu schreiben, als so manch andere große Zeitung in der gegenwärtigen Krise.

Und nun zur Medienpolitik der Regierung: Was diese bezweckt, wird unter dem Briefkopf von Frau Weiss mit Datum vom 10. April in einem Schreiben an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit klipp und klar formuliert: „Ich rege an, die Ministererlaubnis zum Zusammenschluß der Georg von Holtzbrinck GmbH und Co. KG Verlagsgruppe (Tagesspiegel) und der Berliner Verlag GmbH & Co. KG (Berliner Zeitung) zu erteilen, da sie trotz der damit verbundenen erheblichen Beeinträchtigungen des wirtschaftlichen Wettbewerbs auf den Berliner Zeitungsmarkt geboten ist, um den publizistischen Wettbewerb - und damit das von Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 Grundgesetz verbürgte Institut der freien Presse - in Berlin zu erhalten und zu fördern.“ Die Gleichung der Regierung lautet also: „Tagesspiegel“ = Pressefreiheit in Berlin.

Neue „Tatsachengrundlage“

Verworfen wird in dem Weiss-Papier das Fusionsverbot des Bundeskartellamts vom 10. Dezember 2002 unter anderem mit dem Argument, daß sich seither die „Tatsachengrundlage“ verbreitert habe. Die neuen Tatsachen freilich, die hier eine Rolle spielen, bestehen allein in den Meinungsäußerungen der verschiedenen Gutachter, die seit damals im Auftrag von Holtzbrinck den Antrag auf Ministererlaubnis zu stützen suchen. Dem Minister selbst wird eine sogenannte „Einschätzungsprärogative“ bescheinigt, was bedeutet, daß er die Dinge ruhig anders bewerten soll als die Kartellwächter.

Wie all die versammelten Holtzbrinck-Gutachter, deren Exegesen hierzu quergelesen wurden, kommt Clements Kollegin Weiss zu dem Urteil, daß es zwar „bedeutsame negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die konkurrierenden Blätter, insbesondere die Berliner Morgenpost“ sehr wohl geben werde: „Diese Auswirkungen würden jedoch nach bisherigem Kenntnisstand aller Voraussicht nach nicht zu einer ernsthaften Existenzgefährdung der Konkurrenten führen.“ Da Wirtschaftsminister Clement jetzt die Original-Zahlen von Springer kennt, könnte die Sache vielleicht doch etwas anders aussehen als die „Voraussicht“ der Gutachter und von Frau Weiss es weiß.

Was wäre beim Verkauf?

Wie eng der Kontakt zwischen Bundesregierung und Holtzbrinck ist, welche die seltsame Stiftungslösung für den „Tagesspiegel“ offenbar gemeinsam erfunden haben, lässt sich an dem dieser Zeitung vorliegenden Schreiben auch erkennen. Dort wird unter anderem darüber nachgedacht, daß nicht nur keine Politiker in der Stiftung sitzen sollten, sondern auch „Verantwortlichen anderer Medienunternehmen“ kein Einfluß auf den „Tagesspiegel“ zugebilligt werden sollte. Stattdessen sei an unabhängige Persönlichkeiten zu denken. Und an die Frage, was mit der Stiftung sei, wenn der „Tagesspiegel“ doch einmal verkauft würde.

Wirklich verräterisch aber ist erst der rein technisch gedachte Satz, der folgt: „Auch dieser Punkt sollte mit Holtzbrinck bereits im Vorfeld der anstehenden mündlichen Verhandlung erörtert werden.“ Im Vorfeld also. Wird alles geklärt. Oder? Ist schon alles geklärt worden? Im Vorfeld? Die mündliche Verhandlung ist, wie gesagt, angesetzt für Dienstag, 22. April 2003, um 10.30 Uhr in Berlin, im Wirtschaftsministerium der Bundesrepublik Deutschland. Ob sich das Kommen für die Vertreter anderer Verlage - außer jenen von Holtzbrinck - überhaupt noch lohnt?


eingetragen von margel am 16.04.2003 um 16.24

R. Kipling las eines Tages in seiner Zeitung die Meldung von seinem eigenen Tod. Darauf schrieb er:"Sehr geehrte Damen und Herren, Sie haben die Nachricht von meinem Ableben gebracht. Da Sie gewöhnlich sehr gut informiert sind, wird es damit wohl seine Richtigkeit haben. Streichen Sie mich daher bitte aus der Liste Ihrer Abonnenten."


eingetragen von Reinhard Markner am 16.04.2003 um 08.59

17. April 2003 faz.net Der Streit um eine Ministererlaubnis für die Übernahme der „Berliner Zeitung“ durch den Holtzbrinck-Verlag schlägt eine neue Volte. Der Axel Springer Verlag droht nach Informationen des Magazins „Spiegel“ mit der Einstellung der Tageszeitung „Die Welt“, sollte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die Übernahme genehmigen.

Das Magazin Spiegel berichtet vorab von einem Brief des Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner an Clement. Darin schreibt Döpfner, sollte Clement den Zusammenschluss erlauben, hätte dies „zwingend zur Folge, dass Axel Springer die 'Welt' einstellen müsste“. Auch die ebenfalls zu Springer gehörende „Berliner Morgenpost“ würde Döpfner zufolge „mittelfristig“ vom Markt verschwinden.

Clement hat die Wahl zwischen Tagesspiegel und Welt

Damit hat Clement die Wahl zwischen Welt und Tagesspiegel. Denn der Holtzbrinck-Verlag schließt gleichfalls eine Einstellung der überregional vertriebenen Berliner Regionalzeitung „Der Tagesspiegel“ nicht aus, sollte Clement Berliner Zeitung plus Tagesspiegel für zu viel in einer Hand halten.

Holtzbrinck hatte die Berliner Zeitung im Sommer 2002 von Gruner und Jahr übernommen. Der Verlag hofft, mit einer Zusammenarbeit in Vertrieb und Verlag des defizitären Tagesspiegels mit der Berliner Zeitung beide Objekte wirtschaftlich erhalten zu können. Ähnliche Modelle einer verlegerischen, nicht aber einer redaktionellen Zusammenarbeit, gibt es beispielsweise auch bei Objekten der WAZ-Gruppe im Ruhrgebiet.

Das Bundeskartellamt hat die Übernahme der Berliner Zeitung durch Holtzbrinck untersagt; auch die Monopolkommission hat sich dagegen ausgesprochen. Die Wettbewerbshüter sorgen sich, dass Holtzbrinck mit Tagesspiegel und Berliner Zeitung den Markt für Regionalzeitungen in Berlin und damit auch für Anzeigen beherrschen würde. Gegen Tagesspiegel und Berliner Zeitung stemmt sich Springer mit der Morgenpost.

Holtzbrinck hat eine Ministererlaubnis der Übernahme beantragt und auch schon angeboten, die Redaktion des Tagesspiegels zur Sicherung der Meinungsvielfalt einer Stiftung zu übertragen.Sollte die Übernahme nicht genehmigt werden, schließt Verleger Stefan von Holtzbrinck auch die Einstellung des seit Jahren defizitären Tagesspiegels nicht aus.

Kooperation von Welt und Morgenpost ist „nur zu einem gewissen Grad“ gelungen

Als drittes Regionalblatt erscheint im Springer-Verlag die „Berliner Morgenpost“. Springer hatte zur Kosteneinsparung im vergangenen Jahr die Redaktionen der überregionalen Tageszeitung „Die Welt“ und der Morgenpost verschmolzen.

Döpfner beurteilt in dem Schreiben die enge Kooperation von „Welt“ und „Berliner Morgenpost“ den Angaben zufolge pessimistisch. Nur „bis zu einem gewissen Grade“ sei es gelungen, „die rückläufige Ergebnisentwicklung beider Objekte zu stabilisieren“. Eine Ministererlaubnis für den Zusammenschluss der Konkurrenzblätter hieße, diese „Stabilisierungsbemühungen endgültig zunichte machen“.

Döpfner hatte vor wenigen Monaten prognostiziert, dass nur zwei überregionale Tageszeitungen die gegenwärtige Zeitungskrise in Deutschland überleben würden. Der Süddeutsche Verlag („Süddeutsche Zeitung“) musste schon den Einstieg eines neuen Gesellschafters hinnehmen, der 100 Millionen Euro Kapital mitbrachte. Die „Frankfurter Rundschau“ hat gerade eine Landesbürgschaft für einen Bankkredit erhalten und kämpft um das Überleben. Wie auch andere Zeitungen hat die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ mit Sparbemühungen auf die deutlich sinkenden Anzeigenerlöse reagiert.


eingetragen von Jörg Metes am 16.04.2003 um 03.13

(die "Süddeutsche Zeitung" meldet heute:)

»Süddeutsche Zeitung hält Spitzenposition

München (SZ) - Die Süddeutsche Zeitung hat im ersten Quartal 2003 eine durchschnittliche verkaufte Auflage von 429667 Exemplaren erreicht. Sie bleibt damit trotz eines Auflagenrückgangs von 4999 Exemplaren gegenüber dem ersten Quartal 2002 die auflagenstärkste überregionale meinungsbildende Tageszeitung Deutschlands. Bei der Zahl der Abonnements konnte sie um 2705 Exemplare gegenüber dem Vorjahrsquartal zulegen. Der Auflagenverlust ergibt sich durch die Rücknahme der Liefermengen an Fluggesellschaften und einen geringeren Einzelverkauf. Auch FAZ, Welt und Frankfurter Rundschau verzeichnen Einbußen. Die FAZ meldete der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) für das erste Quartal 2003 eine Verkaufsauflage von 379101 (Vergleichszahl I/2002: 390726), die Welt 209 137 (233679), die Frankfurter Rundschau 185865 (188158). Die Financial Times Deutschland erreicht eine Auflage von 90433 Exemplaren (80361), das Handelsblatt 144912 (141303). – Die Auflagen der übrigen Münchner Blätter: Abendzeitung 170326 (180133), tz 154465 (164863), Bild-München 139323 (145518) und Münchner Merkur 206502 (211112).«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 13.04.2003 um 22.00

(die 'Frankfurter Rundschau' vom 15.4.03 schreibt - man beachte insbesondere den dritten Absatz - über die jüngsten Entwicklungen bei der dpa:)

»Der Tod der Tische

Die Nachrichtenagentur dpa leidet unter der Zeitungskrise: Erste Büros schließen

Von Jenny Niederstadt

Es geht auch ohne. Seit zwei Jahren erscheint die Rheinpfalz ohne einen einzigen Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa). Doch damit ist die Tageszeitung aus Ludwigshafen eine Ausnahme: Für den überwältigenden Rest der deutschen Medienlandschaft bleibt dpa Informationsquelle Nummer eins. 95 Prozent des deutschen Pressemarkts deckt das Hamburger Unternehmen ab. Mit knapp 500 Redakteuren und etwa 1000 Mitarbeitern berichtet die Agentur aus der ganzen Welt. Das machte dpa gerade für kleinere Zeitungen unverzichtbar, die sich kein weitverzweigtes Korrespondentennetz leisten können. Doch auch die umfassende Präsenz im Regionalen gilt als große Stärke von dpa. 60 Büros betreibt sie insgesamt.

Die Medienlandschaft reagierte deshalb überrascht, als dpa jetzt bekannt geben musste, dass sie im Spätsommer ihr Büro in Saarbrücken schließt. Erstmals wird die Agentur damit eine Redaktion in einer Landeshauptstadt aufgeben. Das Büro war zwar nur mit einem Redakteur besetzt und der wird die Berichterstattung für Saarbrücken künftig aus dem Mainzer Büro leisten. Doch die Entscheidung der dpa-Geschäftsführung gilt Beobachtern als Zeichen für die schleichende Krise bei der größten deutschen Nachrichtenagentur.

Tatsächlich steht dpa vor der schwersten Umwälzung in ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte: In den Landesbüros werden die so genannten Tische abgeschafft. Hier prüfen Redakteure die Texte ihrer Kollegen, bevor sie sie weiter nach Hamburg schicken. Diese Hierarchieebene soll bis zum Ende des Jahres komplett gestrichen werden. "Effizienter und stromlinienförmiger" soll das Arbeiten damit werden; dpa-Geschäftsführer Walter Richtberg spricht sogar von einer "Qualitätsoffensive": Bislang hätten oftmals zu viele Redakteure an einem Text herumgedoktert, erst in den Bezirksbüros, dann in den Landesbüros, schließlich in Hamburg. "Da wurde oft verschlimmbessert", so Richtberg.
Künftig gehen die Berichte entweder zur bundesweiten Verbreitung direkt an die Hamburger Redaktion, oder sie werden zur regionalen Verbreitung im zuständigen Landesbüro gegengelesen. Zumindest die Schlagworte werden moderner: Statt der "Tischredakteure" wachen nun "Kompetenzteams" über die Nachrichten. "Jetzt schauen nur noch vier Augen auf jeden Text, bevor er raus geht", sagt Richtberg, "damit werden wir auch schneller."

Erste Umrisse dieser Strukturreform zeichneten sich bereits im Oktober ab: In den dpa-Büros München und Stuttgart wurden die "Tische" abgeschafft. Damals befürchtete der Betriebsrat einen Qualitätsverlust und die Streichung von bis zu 20 Stellen. Jetzt heißt es aus Hamburg, dass fünf Prozent der Planstellen eingespart werden sollen - das wären etwa 25. Diese Zahl will Geschäftsführer Richtberg nicht bestätigen. "Noch hoffen wir, unseren Personalstand durch Fluktuation und Altersteilszeit, also ohne Kündigungen reduzieren zu können."

Allerdings, das betont Richtberg, hängt jetzt alles von den anstehenden Verhandlungen mit den Kunden ab: 15 Prozent der Abnahme-Verträge mit Tageszeitungen laufen in diesem Jahr aus. Über die Verlängerung wird verhandelt - und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Deutschlands Medienunternehmen stecken tief in der Krise. Und da könnte der eine oder andere Verlag durchaus auf die Idee kommen, den teuren Bezug von dpa zu streichen. So hat's nämlich die Rheinische Post gemacht. Das Düsseldorfer Blatt will künftig ohne die dpa arbeiten und verhandelt stattdessen mit dem dpa-Konkurrenten afp - dessen Bezug kostet nicht einmal die Hälfte.

Für die dpa hat der Rückzug der Rheinischen Post neue Qualität: Kleinere Regionalzeitungen hatten in den vergangenen Jahren zwar immer wieder versucht, ohne die vergleichsweise teure dpa auszukommen - die meisten sind aber nach kurzer Zeit zurückgekommen. Mit der Rheinischen Post (Auflage 420 000) zieht sich jetzt das erste große Blatt zurück - immerhin der drittgrößte Zeitungskunde der dpa. Die Düsseldorfer Zeitung lässt ihren Vertrag mit der dpa 2003 auslaufen und wird ihn für 2004 nicht verlängern. Laut Chefredakteur Ulrich Reitz stand der Bezug von dpa schon länger zur Debatte, jetzt gab die derzeit herrschende Zeitungskrise den Ausschlag. Immerhin spart die Rheinische Post mit dem Verzicht auf dpa jährlich eine Million Euro. Im Gegenzug will der Verlag auf Kündigungen von Redakteuren verzichten.

Eine Milchmädchen-Rechnung sei das, sagt dpa-Geschäftsführer Walter Richtberg. "Kurzfristig kann man so zwar Kosten senken, aber für den Aufbau neuer Informationskanäle stehen ja sofort neue Investitionen an."«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 10.04.2003 um 19.45

»Tief in die roten Zahlen ist die Schweizer NZZ-Gruppe gerutscht: Nach Unternehmensangaben ist für 2002 ein Reinverlust von 50 Mio Franken (34 Mio Euro) angefallen. Im Jahr 2001 glänzte der Traditionsverlag noch mit einem Gewinn von 1,34 Mio Franken. Der Umsatz sank 2002 um 6,2% auf 481,5 Mio Franken. Grund für das miese Ergebnis seien rückläufige Anzeigenumsätze (allein beim Hauptblatt "Neue Zürcher Zeitung" 27%), ein niedrigeres Finanzergebnis (20 Mio Franken) sowie Anlaufverluste der im März 2002 gestarteten "NZZ am Sonntag" (16 Mio Franken). Auf eine Besserung im laufenden Jahr wollen sich die Schweizer nicht verlassen - Heil soll stattdessen die Forcierung des Sparprogramms bringen.«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 04.04.2003 um 04.01

Ich habe dem Chefredakteur der Rheinischen Post zu seiner Entscheidung gratuliert und bei dieser Gelegenheit auf die üble Rolle der dpa bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform hingewiesen. Die Deutsche Presse-Agentur hat durch ihre Machenschaften, für die hauptsächlich Chefredakteur Herlyn verantwortlich zu sein scheint, zum Qualitätsverlust deutscher Zeitungen beigetragen, ja die Durchsetzung der Reform und damit einer umfassenden Sprachverhunzung erst möglich gemacht. Die Dokumente, die ich in "Regelungsgewalt" zusammengestellt habe, lassen keinen anderen Schluß zu.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 03.04.2003 um 20.21

(die "Süddeutsche Zeitung" schreibt heute:)

»Auszug aus Saarbrücken
Sparkurs der Agentur dpa löst Irritationen aus

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) spart – und löst ihr Korrespondentenbüro in Saarbrücken auf. Der stellvertretende Chefredakteur Harold Bojunga erklärte, voraussichtlich im Spätsommer werde die Vertretung geschlossen. Den Landesdienst für das Saarland betreue die Agentur künftig von Mainz aus, so ein Sprecher der Agentur. Im Zuge dieser Umstrukturierung werde das Mainzer Büro zum Landesbüro für die Dienste Saarland und Rheinland-Pfalz aufgewertet und personell aufgestockt. Bisher wurden die beiden Landesdienste von Frankfurt aus auf den Ticker gegeben.

Bei der dpa spricht man von Dezentralisierung. Politiker im Saarland aber fürchten offenbar um angemessene mediale Aufmerksamkeit. SPD wie CDU in dem kleinen Bundesland kritisierten die Entscheidung. Staatskanzleichef Karl Rauber (CDU) selbst habe sich dafür eingesetzt, dass der Korrespondent in Saarbrücken bleibe, hieß es.

Die Neuordnung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem auch spekuliert wird, wie stark sich die Krise auf dem Zeitungsmarkt auf die dpa auswirken wird: Nach der Freien Presse in Chemnitz und Die Rheinpfalz in Ludwigshafen will nun von 2004 an auch die Rheinische Post in Düsseldorf versuchen, ohne die Dienste von dpa auszukommen. Bei der Agentur bleibt man noch gelassen: Es seien über die Jahre immer wieder mal ein paar Abonnenten abgesprungen – und immer wieder auch einige zurückgekehrt. Nach wie vor bediene man fast 97 Prozent der deutschen Tageszeitungen.

Auch die Bild-Zeitung. 2001 hatte das Blatt mit dem Absprung geliebäugelt, war dann aber doch Kunde geblieben. Im Moment verhandelt Bild nach eigenen Angaben mit dpa über „Konditionen-Verbesserungen“ – und führt flugs die jüngste Entwicklung im Saarland als Argument ins Feld. Wenn die Agentur sich zunehmend aus den Regionen zurückziehe, müsse man prüfen, ob die Dienstleistungen „insbesondere zu den jetzigen Preisen“ noch benötigt werden, erklärt Bild-Chefredakteur Kai Diekmann der SZ. tyc«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 02.04.2003 um 21.34

(Der Branchendienst "täglichkress" meldete am 31.03.03:)

»Ade dpa
- sagt Ulrich Reitz, 42, Chefredakteur der "Rheinischen Post", Düsseldorf: Er hat zum Jahresende die Dienste der Deutschen Presse Agentur abbestellt. Ein "sehr teurer" Zulieferer wie dpa sei nicht mehr nötig - "aufgrund unserer regionalen Verankerung und einer Vielzahl von nationalen und internationalen Korrespondenten". Reitz beziffert das Einsparvolumen auf knapp eine Mio Euro pro Jahr. Ein Teil der Summe müsse die "Rheinische Post" nun investieren, um "Lücken" zu schließen, die durch die dpa-Abbestellung entstehen - etwa bei Fotos. Die Nachrichtenagentur verliert einen Großkunden: Die "Rheinische Post" hat eine verkaufte Auflage von rund 420.000 Exemplaren. Zu den Dickschiffen, die der Agentur in den vergangenen Monaten davon gedampft [sic!] sind, gehören "Rheinpfalz" und "Freie Presse".«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 27.03.2003 um 13.17

(FAZ, 28.03.2003, Nr. 74 / Seite 17:)

»In der Branchenflaute will Gruner + Jahr weiter investieren
Gewinnsprung beim größten Zeitschriftenverlag Europas / Kundrun sorgt sich um deutschen Markt

Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg. Der größte Zeitschriftenverlag Europas, an dem der Bertelsmann-Konzern mit 74,9 Prozent beteiligt ist, hat im Jahr 2002 weitaus besser abgeschnitten als die meisten seiner Konkurrenten. Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Bernd Kundrun wird der Verlag im laufenden Jahr zwar nicht an das selbstgesteckte Ziel herankommen, die Vorsteuerrendite auf 10 (Vorjahr: 8,3) Prozent zu bringen. Während in der Branche aber noch Flaute herrsche, "haben wir schon wieder Fahrt aufgenommen", sagte Kundrun bei der Vorlage vorläufiger Zahlen. So ist der Umsatz zwar geringfügig auf 2,8 (Vorjahr: 2,97) Milliarden Euro zurückgegangen. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebita) hat sich mit 234 Millionen Euro jedoch glatt verdoppelt. In diesem und im kommenden Jahr will Kundrun deshalb weiter in die Qualität der Produkte investieren (2002: 135 Millionen Euro). Sorge bereitet ihm unterdessen der deutsche Markt. Die Anzeigenerlöse sind dort im ersten Quartal 2003 nochmals um mehr als 10 Prozent zurückgegangen, und Anzeichen für eine Besserung sieht er im Augenblick nicht. So könnte man durchaus zu weiteren Anpassungsmaßnahmen gezwungen sein.

Die Gründe für den Erfolg im Jahr 2002 sieht Kundrun im frühzeitigen Reagieren auf die Krise. Man habe punktuell dort die Kosten gesenkt, wo der Rückgang der Märkte besonders durchgeschlagen sei, und sich rechtzeitig von Titeln getrennt, die keine Perspektive mehr geboten hätten. Konsequent bekenne sich der Verlag zum "Qualitätsjournalismus". Die schwierige Gratwanderung zwischen Sparen und Qualität habe man gemeistert. So wurde auch in den Ausbau bestehender und den Start neuer Titel investiert. Schließlich verwies Kundrun auf die Internationalität des Verlagshauses mit mehr als 120 regelmäßig erscheinenden Zeitschriften und Zeitungen in 14 Ländern. Das schafft einen gewissen Ausgleich; 63 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erzielt.

Der bei weitem schwierigste Markt war der deutsche. Immerhin ist es Gruner + Jahr im vergangenen Jahr gelungen, den Rückgang der Anzeigenerlöse auf 6 (Branche: 7,2) Prozent zu begrenzen und das Vorjahresergebnis zu halten. Nach wie vor sieht sich das Hamburger Verlagshaus als Marktführer im deutschen Anzeigenmarkt. Das Magazin "Stern" als Flaggschiff des Konzerns habe seine Anzeigenerlöse gegen den Markttrend um fast 5 Prozent erhöht. Die Auflage (1,04 Millionen Exemplare im vierten Quartal 2002) liegt über der des Vorjahres. Im Gegensatz zu allen anderen Wirtschaftstiteln konnte auch die "Financial Times Deutschland" ihre Auflage um 14 Prozent auf rund 90 000 Stück steigern. Die Höhe der Sonderverkäufe wurde allerdings nicht genannt. Nach wie vor will sich der Verlag vom Zeitungsengagement in Dresden ("Sächsische Zeitung", "Dresdner Morgenpost") trennen. Man prüfe in aller Ruhe Optionen.

Dagegen erwies sich Frankreich, der zweitwichtigste Markt, als relativ stabil. Die dortige Tochtergesellschaft Prisma Presse hat ihre Stellung als profitabelster unter den französischen Zeitschriftenverlagen nochmals verbessert. Auch mit dem drittwichtigsten Markt, den Vereinigten Staaten, zeigte sich Kundrun zufrieden, unterließ es freilich, auf die Probleme bei der Anfang 2001 übernommenen "Fast Company" einzugehen. Operativ seien bei dem Verlag, der vornehmlich Wirtschaftstitel verlegt, keine Verluste entstanden. Allerdings waren Unternehmensangaben zufolge in den beiden vergangenen Jahren Abschreibungen in Höhe von 225 Millionen Euro erforderlich geworden. (Sch.)«
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 14.03.2003 um 03.26

So ist es. Aus Redaktionen bedeutender Zeitung erfahre ich, daß Weltuntergangsstimmung herrscht. Niemand weiß, ob er nicht morgen die Kündigung bekommt. Besserung ist nicht in Sicht. Es steht nichts Geringeres bevor als das Ende der Öffentlichkeit, wie sie durch Tageszeitungen gewährleistet wurde. Ohne das Anzeigengeschäft wird auch die beste Zeitung unbezahlbar und muß aufgeben.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 13.03.2003 um 23.50

(Die "Süddeutsche Zeitung" befaßt sich in ihrer Ausgabe vom 15.03.02 in einer ganzen Reihe von Artikeln mit der Pressekrise. Die Krise scheint wirklich gewaltig zu sein. Man versteht, warum die Zeitungen auf die Rechtschreibfrage derzeit so besonders schlecht ansprechbar sind - es geht für einige von ihnen offenbar nicht mehr um die Frage, in welcher Rechtschreibung, sondern wie lange sie überhaupt noch erscheinen)

»Verbundlösung
Die Lage bei den überregionalen deutschen Zeitungen

Der Springer Verlag habe in der Medienkrise „die Kraft zum Wandel unter Beweis gestellt“, verkündete Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende, am Donnerstag. Klingt ermutigend. Andererseits ist der jetzt veröffentlichte Konzerngewinn für das Geschäftsjahr 2002 von 61 Millionen Euro überwiegend auf Firmen- und Grundstücksverkäufe zurückzuführen. Der publizistische Beitrag zum Nettogewinn sollte bei Springer im Wesentlichen aus der im Dezember 2001 beschlossenen Fusion von Welt und Berliner Morgenpost kommen.Doch dieses interne Fusionsmodell verbraucht weiter Geld.

Das war natürlich zu erwarten. Die defizitäre Welt wird für mindestens drei weitere Jahre Verluste machen. Vor allem überregional erscheinende Zeitungen können die vor 18 Monaten offensichtlich unvorstellbaren Rückgänge bei den Stellenanzeigen in Folge einer Wirtschafts- und Branchenkrise momentan nicht auffangen.

Wer weniger erlöst, reduziert die Kosten. So zog die Frankfurter Allgemeine Zeitung im vergangenen Sommer zeitgleich mit der Süddeutschen Zeitung erste personelle Konsequenzen. Bis heute sind etwa 100 der früher 450 FAZ-Redakteure entlassen worden oder in den Vorruhestand getreten. Bei Welt und Berliner Morgenpost wurden über 100 redaktionelle Arbeitsplätze eingespart, die SZ baute nahezu 60 Redakteursstellen ab und beschaffte sich wie die FAZ eine neue Geschäftsführung. Bei der Frankfurter Rundschau steht im Gegensatz zu den anderen Genannten das Plansoll fest: Bis Ende 2004 sollen 150 Journalisten die Redaktion verlassen, weil „schwarze Zahlen dann wieder realistisch seien“. In dieser Woche wurde bekannt, dass die Rundschau -Manager erwägen, eine Landesbürgschaft zu besorgen. Das wäre der Einstieg in die staatlich subventionierte Zeitung – mit allen Gefahren für die journalistische Unabhängigkeit.

Berlin wollte mal die deutsche Washington Post haben. Geblieben ist der Versuch der Holtzbrinck-Gruppe, die Berliner Zeitung zu übernehmen. Sie soll auf Verlagsebene mit dem eigenen Tagesspiegel kooperieren. Das Kartellamt sperrt sich. Holtzbrinck hat eine Sondererlaubnis der Bundesregierung beantragt. Anders als im Verbund mit der Berliner Zeitung, sei die Qualitätszeitung Tagesspiegel nicht zu retten. CHRISTOPHER KEIL«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 13.03.2003 um 15.54

(Ein Kommentar aus dem Feuilleton der FAZ von heute / Seite 41:)

»Die Krise geht weiter
Nach der Einstellung der "SZ"-Beilage in Nordrhein-Westfalen

Die "Süddeutsche Zeitung" stellt ihren mit großen Hoffnungen begonnenen NRW-Teil ein. Diese jüngste Hiobsbotschaft belegt, daß es sich bei der gegenwärtigen Krise nicht um die Folgen verlegerischer oder geschäftlicher Fehlentscheidungen handelt - denn die NRW-Beilage war ein Schmuckstück und überaus erfolgreich. Die Krise ist keine Krise der Zeitungen, sondern eine des Anzeigenmarkts, und zwar in einem Ausmaß, das, wie manche meinen, das ganze Geschäftsmodell in Frage stellt. Im Augenblick werden überregionale Zeitungen nicht mehr durch Anzeigen finanziert, ein Vorgang, der nichts mit fehlender Voraussicht zu tun hat.

Wie der Blick in andere Länder zeigt, sind dort Qualitätszeitungen entweder von staatlichen Subventionen abhängig, die durch indirekten Steuernachlaß oder direkt gewährt werden, oder sie überleben als Anhängsel multinationaler Konzerne. In Frankreich ist inzwischen ein Rüstungsindustrieller wichtigster Spieler auf dem Pressemarkt, in Italien aus einem Medienzaren der führende Politiker des Landes geworden, der seine Macht wiederum nutzt, um seine Blätter zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch der Hilferuf der "Frankfurter Rundschau" an das Land Hessen, die Traditionszeitung mit einer Bürgschaft zu retten, an Bedeutung. Und ebenso die Situation des Stuttgarter Holtzbrinck-Konzerns, dessen verlegerische Zukunft von einer Ministererlaubnis abhängt.

Licht am Ende des Tunnels zeigt sich am Tag, da München sich aus Nordrhein-Westfalen verabschiedet, allenfalls für den Axel Springer Verlag in Berlin. Dessen Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner, der von der "größten Krise seit 1945" spricht, verkündete gestern, der Konzern schreibe nach dem Rekordverlust im Jahr 2001 wieder schwarze Zahlen. Die Gewinne wurden allerdings nicht von "Welt" und "Welt am Sonntag", sondern von "Bild" und "Bild am Sonntag" sowie durch Investitionen im Ausland erbracht. Der Werbemarkt für hiesige Qualitätszeitungen aber wird sich auch in diesem Jahr nicht erholen. Die Kultur einer ganzen Zeitungslandschaft, an diesen Gedanken wird man sich gewöhnen müssen, steht zur Disposition. S.K.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 12.03.2003 um 18.58

»"Süddeutsche Zeitung" stellt NRW-Regionalteil ein

13. März 2003 Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) stellt wegen der Werbekrise gut ein Jahr nach dem Start ihre defizitäre Regionalausgabe für Nordrhein-Westfalen ein.

"Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen", sagte SZ-Geschäftsführer Hans Gasser am Donnerstag in München. Das ambitionierte Projekt sei strategisch und publizistisch ein Erfolg gewesen. Der Einbruch im Stellenmarkt und die weiter zurückgehenden Erträge hätten der SZ aber keine andere Wahl gelassen. In diesem Umfeld lasse sich der NRW-Teil auf Dauer nicht refinanzieren. Von der Einstellung sind 19 Mitarbeiter betroffen. Der Verlag schloss betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.

Die Zeitungskrise in Deutschland setzt sich damit fort. Erst am Mittwoch hatte die wirtschaftlich schwer angeschlagene "Frankfurter Rundschau" bestätigt, dass sie mit dem Finanzministerium in Wiesbaden Gespräche über eine Landesbürgschaft für neue Kredite führe (...)«

(meldet heute http://www.faz.net - die ganze Meldung hier. Die gestrige Meldung zur Landesbürgschaft für die "Frankfurter Rundschau" findet sich hier)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 23.01.2003 um 22.13

(FAZ, 25.01.2003, Nr. 21 / Seite 39:)

»Kartellamt schaut auf Süddeutschen Verlag

Beim Verlag der "Süddeutschen Zeitung" soll der Minderheitsgesellschafter Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) nach seinem Einstieg weitgehende Entscheidungsbefugnisse bekommen. "Aus unserer Sicht liegt ein bestimmender Einfluß der SWMH beim Süddeutschen Verlag vor", sagte eine Sprecherin des Bundeskartellamts dieser Zeitung. Aus diesem Grund bedarf der Einstieg der Stuttgarter der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörde, obwohl die angestrebte Beteiligungshöhe von 18,75 Prozent unter der Schwelle von 25 Prozent liegt, ab der das Kartellamt sonst prüft.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 15.01.2003 um 10.33

(FAZ, 16.01.2003, Nr. 13 / Seite 14:)

»Steigende Auflage der Sonntagszeitung

F.A.Z. FRANKFURT, 15. Januar. Die Auflage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist im vierten Quartal 2002 im Vorjahresvergleich um 5 Prozent auf 260 292 Exemplare gestiegen. Im selben Zeitraum ist die Auflage der "Welt am Sonntag" um 3,8 Prozent auf 411 544 Exemplare gesunken. Die Auflage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist zurückgegangen, und zwar um 4,1 Prozent auf 384 353 Exemplare. Einen kräftigen Rückgang um 16,3 Prozent auf 210 759 Exemplare verzeichnete die Zeitung "Die Welt". Auch das "Handelsblatt" verlor nach Angaben der Informationsstelle zur Verbreitung von Werbeträgern (IVW) 7,4 Prozent an Auflage und kam auf 142 299 Exemplare. Die "Frankfurter Rundschau" verkaufte 4 Prozent weniger (Auflage 183 235 Exemplare). Dagegen stieg die Auflage der "Süddeutschen Zeitung" um 1,8 Prozent auf 438 379 Exemplare und auch die "Financial Times Deutschland" legte zu, um 14,4 Prozent auf 89 332 Exemplare.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 15.01.2003 um 10.30

(FAZ, 16.01.2003, Nr. 13 / Seite 12:)

»10 000 arbeitslose Journalisten erwartet
Gewerkschaft DJV: Ministererlaubnis für Holtzbrinck wäre Katastrophe

dpa./nf. BERLIN, 15. Januar. Zum Jahresende werden nach Einschätzung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) in Deutschland mindestens 10 000 Journalisten arbeitslos sein. Angesichts der Krise auf dem Medienmarkt greife die Rationalisierung in den Verlagen verstärkt auf die Redaktionen über, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Rolf Lautenbach am Mittwoch in Berlin. Bis Mitte 2002 waren nach DJV-Angaben 6000 Journalisten arbeitslos gemeldet. Die Konjunktur- und Werbekrise habe neben den überregionalen Zeitungen auch die Regionalblätter erfaßt. Nach Angaben des DJV-Geschäftsführers Hubert Engeroff zeichnet sich auf dem Mediensektor eine Erosion des Tarifsystems ab. Immer öfter gebe es Abweichungen von den Flächentarifverträgen. Bei bewiesener Not einzelner Verlage sei der DJV auch zu befristeten Öffnungsklauseln bereit. Viele Verlage lehnten das Angebot jedoch ab, weil sie ihre Geschäftsbücher nicht öffnen wollten. Die Gehälter der rund 10 000 Zeitschriftenredakteure in Deutschland werden rückwirkend zum 1. Januar 2003 um 2,3 Prozent und zum 1. Januar 2004 um ein weiteres Prozent erhöht. Darauf hat sich jetzt die Gewerkschaft Verdi mit dem Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger geeinigt. DJV-Chef Lautenbach sprach sich gegen eine Ministererlaubnis für den Holtzbrinck-Verlag aus, mit der seiner Meinung nach eine Fusion von "Berliner Zeitung" und "Tagesspiegel" ermöglicht werden könnte. Sollte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) grünes Licht dafür geben, wäre dies eine "Katastrophe" für die Pressevielfalt sowie ein Präzedenzfall für weitere Medienfusionen.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 06.01.2003 um 15.50

(FAZ, 07.01.03, Wirtschaft, S. 14:)

»Harter Sparkurs bei der "Rheinpfalz"
Verleger Schaub: Tarifabschluß fassungslos zur Kenntnis genommen / Kein Schutzzaun mehr für Redaktion

Medien-Union GmbH, Ludwigshafen. Für die zu dem Medienkonzern gehörende Tageszeitung "Die Rheinpfalz" kündigt Verleger Thomas Schaub einen konsequenten Kostenabbau an. Wie Schaub in einer Mitarbeiterinformation des Verlags schreibt, werde dabei auch der bisher "bestehende Schutzzaun" um die Redaktion abgebaut. Die Ludwigshafener Regionalzeitung gilt als das Flaggschiff der Medien-Union, die sich Ende vergangenen Jahres indirekt an der in Finanznot geratenen "Süddeutschen Zeitung" beteiligt hat. Als Gründe für den Sparkurs bei der "Rheinpfalz" nannte Schaub den Auflagen- und Anzeigenrückgang. Die Auflage des Blattes habe Ende Oktober vergangenen Jahres den Vorjahreswert um 0,8 Prozent (Auflage 244 000 Exemplare) unterschritten. Der Anzeigenumsatz habe 2002 "mit einem zweistelligen Prozentsatz" unter dem des Jahres 2001 gelegen. "Das hätte ich Ende 2001 noch als Alptraum eingeordnet", heißt es weiter. Die Zeitung habe in den letzten beiden Jahren fast ein Drittel ihres Anzeigenumsatzes verloren. Nachdem der Verlag im heutigen Stand der Technik keine Möglichkeit mehr sehe, durch Investitionen effizienter zu werden, bleibe nur übrig, "konsequent Kosten abzubauen". Die "Rheinpfalz" dürfte freilich trotz des Umsatzrückganges weiter profitabel arbeiten.

Schaub schreibt in der Information an die Mitarbeiter, der Zwang zur Kostensenkung habe dazu geführt, daß das zunächst eher mittelfristige Konzept, die Geschäftsstellen zugunsten von Servicepunkten zu verschlanken, mit größerer Konsequenz umgesetzt werden mußte, auch wenn dies zu Härten geführt habe. Die Entwicklung werde auch zu einem Stellenabbau führen. Sicher werde nicht jede dieser Stellen wegfallen, weil die entsprechenden Arbeiten außerhalb des Verlages zu für den Verlag günstigeren Konditionen erbracht werden. Vielleicht mache diese Tatsache doch den einen oder anderen nachdenklich, bleibt Schaub nebulös. Ende vergangenen Jahres gab es Spekulationen über die Auslagerung von redaktionellen Arbeitsplätzen. Die Verlagsgeschäftsführung wollte damals wie auch gestern keine Stellung gegenüber dieser Zeitung nehmen. Neue Redakteure werden nicht mehr eingestellt und befristete Verträge nicht mehr verlängert, schreibt Schaub weiter. Die Aufgabe der Chefredaktion sei es, die geringeren Kapazitäten so zu konzentrieren, daß das Produkt für die Leser nicht schlechter werde.

Den Austritt aus dem Zeitungsverlegerverband begründete Schaub vor allem mit dem Tarifabschluß des vorvergangenen Jahres, "den wir einigermaßen fassungslos zur Kenntnis nehmen mußten". Jetzt will er abseits der großen Tarifpolitik "zu hausspezifischen Lösungen" kommen, mit denen sowohl der Verlag als auch die Mitarbeiter "einigermaßen leben können". Kurz vor Weihnachten hat sich der Betriebsrat der "Rheinpfalz" schriftlich bei Verlagsgeschäftsführer Bilz beschwert. Dieser habe sich geweigert, bei der Betriebsversammlung den gesetzlich vorgeschriebenen Bericht zu erstatten. Als Begründung sei dem Betriebsrat genannt worden, daß Veröffentlichungen über Personalabbau und Verbandsaustritt (F.A.Z. vom 5. Dezember 2002) eine Erwartungshaltung an die Versammlung gestellt hätten, die nicht erfüllt werden könne. Betriebsratsvorsitzender Uli Remmel, der sich nicht zu den Vorgängen äußern wollte, verwies in der Versammlung auf den geplanten Stellenabbau. Insgesamt sollen bis Mitte 2004 rund ein Drittel der insgesamt gut 600 Stellen wegfallen.

Doch bei der äußerst verschwiegenen Medien-Union, mit einem Umsatz von schätzungsweise 1 Milliarde Euro einer der größten und wohl auch einer der rentabelsten deutschen Verlage, wird nicht nur gespart, wie der Einstieg bei der "Süddeutschen Zeitung" zeigt. Dieter Schaub,, graue Eminenz im Konzern und Vater von Thomas Schaub, der die Mehrheit an der Medien-Union hält, hat sich über die Südwestdeutsche Medien Holding in Stuttgart ("Stuttgarter Zeitung", "Stuttgarter Nachrichten", "Märkische Oderzeitung") mit 18,75 Prozent am Süddeutschen Verlag beteiligt.

Anfang November hatte die Medien-Union von der Verlagsgruppe Holtzbrinck den Schulbuchverlag Das Bildungshaus Schroedel Diesterweg Bildungsmedien GmbH & Co. KG (Schulbücher) übernommen. Zuvor wurde das Schulbuchprogramm des Schöningh Verlags gekauft. Direkt zur Medien-Union gehören noch die "Freie Presse" in Chemnitz, der Magazinpresse Verlag in München und der Schulbuchverlag Westermann in Braunschweig. Neben Dieter Schaub halten Nachfahren der "Rheinpfalz"-Lizenznehmer Minderheitsanteile an der Zeitung und am Konzern. (mir.)«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 03.01.2003 um 22.37

(FAZ, 4. Januar 03, Wirtschaft, S. 15:)

»Neue Führungsstruktur für Süddeutsche Zeitung
Vorsitzender des Lenkungsausschusses wird Oliver C. Dubber vom neuen Gesellschafter SWMH
sup. STUTTGART, 3. Januar. Beim Süddeutschen Verlag ändern sich die Macht- und Führungsstrukturen, nachdem die Südwestdeutsche Medien Holding GmbH (SWMH) aus Stuttgart 18,75 Prozent des Kapitals übernommen hat: Als Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Gesellschaftern soll ein Lenkungsausschluß installiert werden. Dem dreiköpfigen Gremium werde Oliver C. Dubber vorsitzen, erklärte die Süddeutsche Zeitung. Weitere Mitglieder sind Carl Fichtmüller und Michael Schlockermann, die Anwälte der Gesellschafterfamilien Schwingenstein, die 16,67 Prozent der Anteile hält, sowie der Familie Goldschagg mit 18,75 Prozent.

Der Vorsitzende Dubber wird von der SWMH entsandt. Er ist kaufmännischer Geschäftsführer der Medien-Union Ludwigshafen, die - ebenso wie die Gruppe Württembergischer Zeitungsverleger - mit gut 44 Prozent an der SWMH beteiligt ist. Mit der Berufung des 46 Jahre alten promovierten Kaufmanns Dubber bestätigen sich Vermutungen, wonach Dieter Schaub, der Haupteigner der Medien-Union, eine der maßgeblichen Triebkräfte für den Einstieg der SWMH beim Süddeutschen Verlag gewesen sein dürfte. Auskunft über die Beweggründe ihrer Aktion oder weitere geben aber weder die Geschäftsführung der SWMH noch der Medien-Union.

Die Aufgaben des Lenkungsausschusses sind offenbar noch nicht klar definiert. Bisher sei lediglich der Grundsatzbeschluß gefallen, sagte der Unternehmenssprecher. In der Branche wird spekuliert, daß sich die SWMH durch den Lenkungsausschuß beträchtlichen Einfluß auf die erforderliche Restrukturierung des Münchener Verlagshauses verschaffen werde.

Geplant seien Einsparungen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres 2004 sollen von den bisher 5000 Arbeitsplätzen 950 Stellen gestrichen werden. Im Jahr 2004 solle der Süddeutsche Verlag wieder einen Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen, während im Jahr 2001 ein Fehlbetrag von fast 44 Millionen Euro ausgewiesen wird. Falls sich im Zuge der Restrukturierung weiterer Kapitalbedarf zeigte, stünde die SWMH mit einer weiteren Geldspritze bereit, hat das Stuttgarter Unternehmen bereits signalisiert.

Die schlechte Kapitalausstattung des Münchener Unternehmens gilt als einer der wesentlichen Gründe, warum der Verlag von der Krise des Zeitungsmarktes so hart getroffen wurde. Das Nachrichtenmagazin "Focus" zitiert einen Betriebsrat mit der Aussage, allein in den Jahren 1998 bis 2000 hätten sich die Alt-Gesellschafter 150 Millionen Euro Gewinne auszahlen lassen.

Während der Süddeutsche Verlag tief in der Krise steckt, weist die SWMH (mit der "Stuttgarter Zeitung" als Flaggschiff) gute Renditen auf. Der Jahresabschluß für das Jahr 2001, der jetzt im "Bundesanzeiger" veröffentlicht wurde, weist zwar einen drastischen Einbruch beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 31,8 Prozent aus. Selbst dann entspricht das Ergebnis mit 53,4 Millionen Euro bei einem Umsatz von 280,3 Millionen Euro immer noch einer Umsatzrendite von 19 Prozent. Deutlich stärker als das Ergebnis ging die Steuerbelastung zurück, so daß der Rückgang beim Konzernjahresüberschuß weniger stark ist. Nach Steuern verbleiben 38,8 Millionen Euro, 20 Prozent weniger als im Vorjahr.

Investitionen von 49,8 Millionen Euro, überwiegend für den Neubau einer Zeitungsdruckerei in Stuttgart, wurden aus den Eigenmitteln finanziert. Die Kapitalausstattung ist auch am Ende des Jahres noch mehr als solide. Während die Verbindlichkeiten 13 Prozent der Bilanzsumme ausmachen, stehen auf der Aktivseite flüssige Mittel (Wertpapiere und Kassenbestand) von insgesamt 167 Millionen - knapp die Hälfte der Bilanzsumme.«
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 29.12.2002 um 12.54

Rückschau auf bewegte Zeiten (NZZ, 30. 12. 2002)

Die Schweizer Medienbranche steht am Jahresende arg zerzaust da. Hoffnungen auf einen Stopp des Abwärtstrends haben sich nicht erfüllt. Doch es wird auch Neues geplant.
«Schwierige Zeiten sind gute Zeiten», so das Motto der Schweizer Verleger an ihrer Jahrestagung vom 8. Januar. Vorsichtig optimistisch wagte man den Blick in die Zukunft. Man wollte sich auf das Kerngeschäft zurückbesinnen und bekannte sich zum Qualitätsjournalismus. Doch es sollte anders kommen. Ein Erdbeben von mittlerer Stärke erschütterte die Medienbranche, kaum ein Schweizer Medienhaus, dass nicht von den Turbulenzen betroffen wurde.

Drei Faktoren waren in diesem Jahr bestimmend für den miserablen Geschäftsgang. Durch die allgemeine Wirtschaftsflaute gingen die Werbeaufträge massiv zurück, während parallel dazu die Kauflust der Konsumenten abnahm. Die Kosten für den Druck und Vertrieb von Presseerzeugnissen stiegen. Der Konkurrenzkampf führte zu kostenintensiven Investitionen. So fehlten den Verlagen auf der Einkommensseite massive Beträge bei wachsenden Produktionskosten. Die Folgen blieben nicht aus. Die Medien mussten immer häufiger in eigener Sache über Schliessungen, Entlassungen und Führungswechsel berichten.

Streit um Jean Frey
Auch der Verleger des Boulevardblatts «Blick», Michael Ringier, plädierte für eine Presse, die «Denken und damit Wissen voraussetzt, erklärt und aufklärt». Da hielt er sich noch für den künftigen Käufer der traditionsreichen «Weltwoche». Auf den Jahreswechsel war bekannt geworden, dass Ringier die Jean Frey mit allen Titeln übernehme. Doch noch während dem Due-Diligence-Verfahren durch die Wettbewerbskommission platzte das Geschäft. Überraschend übernahm am 8. Februar die Swissfirst Bank im Auftrag anonymer Geldgeber das Verlagshaus. Filippo Leutenegger, der zuvor als Chefredaktor beim Fernsehen DRS entlassen und freigestellt worden war, wurde neuer Geschäftsleiter. Aus Protest kündigte die Redaktionsleitung des «Beobachter» und lief zu Ringier über. Sie folgten damit dem ehemaligen Direktionspräsidenten der Jean Frey, Rudolf Bächtold, der zuletzt für die «Weltwoche» tätig war.

[...]

Neue «NZZ am Sonntag»
Zahlreiche Medienleute aus allen Häusern wanderten zur neu gegründeten «NZZ am Sonntag» ab. Die Lancierung der Zeitung erfolgte wie geplant am 17. März und sorgte im Vorfeld für Gesprächsstoff, denn der Werbemarkt war nach wie vor träge, das Umfeld schwierig, die Konkurrenz alarmiert.

«Weltwoche» im neuen Kleid
Fast unmerklich ging daher der Relaunch der «Weltwoche» von statten. Trotz kritischer Bemerkungen aus der Branche entwickelten sich die Kioskverkäufe und die Auflage recht gut. Bis Ende November nahm die Leserschaft um einen Drittel zu.

Krise in der Medienbranche
Doch längst hatte sich in der Medienbranche Katzenjammer breitgemacht. Bezahlte Werbung wurde rares Gut. Elektronische wie Print-Medien mussten Sparmassnahmen vornehmen. Am stärksten betroffen waren die Online-Medien. Zahlreiche Dienste wurden ersatzlos eingestellt, andere bauten Stellen ab und setzten auf Lean Production. Vor kurzem noch die Hätschelkinder der Branche, wurden die Websites zu den Prügelknaben, die viel Geld kostetet, deren «Return on Investment» jedoch länger dauerte, als angenommen.

Auch bei den anderen Medien, insbesondere der Presse, wurden viele Stellen abgebaut oder zumindest ein Stellenstopp verfügt. Unrentable Publikationen wie «Metropol» und «Meyer's» wurden eingestellt oder, wie im Fall von «MoneyCab» und «Swisscontent», verkauft. Zahlreiche Medienhäuser, darunter auch die Neue Zürcher Zeitung, mussten Mitarbeiter entlassen oder frühpensionieren.

Führungswechsel
Zusätzlich begann eine Rochade in den Chefetagen. Kenneth Angst verliess die «Weltwoche», Jürg Lehmann wurde beim «Blick» von Werner De Schepper, Mathias Nolte beim «Sonntags-Blick» von Martin Hofer abgelöst. Die «Aargauer Zeitung» ersetzte Hans Fahrländer durch das Duo Markus Gisler und Peter Buri. «L'Hebdo» wird neu von Alain Jeannet geführt, nachdem Ariane Dayer überraschend demissioniert hat. Schliesslich sorgte die Zürcher Tamedia Ende November für Überraschung. Seit der ehemalige Ringier-Mann Martin Kall am 1. April zum Unternehmensleiter berufen worden war, munkelte man über bevorstehende Veränderungen in Haus. Diese liessen nicht lange auf sich warten. Zuerst erfolgte ein Umbau der Konzern- und Verlagsleitung, dann die Ernennung von Peter Hartmeier zum Chefredaktor des «Tages-Anzeigers». Kurz darauf gab der Konzern die Lancierung eines Pendlerblatts «Express» bekannt und ernannte Marco Boselli zum Chefredaktor.

[...]

Was bringt die Zukunft?
Die Prognosen für das kommende Jahr sind nicht rosig, doch es überwiegen die Stimmen, die einen Hoffungsschimmer am Horizont sehen. Im nächsten Jahr dürften die Anzeigenumsätze wieder steigen, so das Forschungsinstitut Prognos in seinem jüngsten Report, «sofern der erwartete Wirtschaftsaufschwung tatsächlich Realität wird». Anfangs Januar tagt der Verband Schweizer Presse wieder in Zürich. Thema ist die Pflege der «weichen Werte»: Reputation, Inhalte, Ideen. Qualität eben.


eingetragen von Jörg Metes am 19.12.2002 um 06.05

»Jobs streicht auch die "Kronen Zeitung"
Regionalredakteure müssen gehen


Österreichs weitaus gewinnträchtigste Tageszeitung reiht sich unter jene Titel, die unter dem Druck der Werbekrise ihren Mitarbeiterstand reduzieren.
In den Bundesländerredaktionen der "Krone" würden derzeit ältere und somit auch teurere Mitarbeiter gekündigt, und das "fast schon reihenweise", schreibt das Branchenmagazin "Der Österreichische Journalist".
Aus der Salzburger Redaktion sei ein Lokaljournalist erst vor kurzem zur Verstärkung nach Oberösterreich geholt worden, nun habe er den Blauen Brief bekommen wie auch ein langgedienter Mitarbeiter in Linz. In Salzburg werde ebenfalls ausgedünnt, zwei Redakteure nennt das Branchenmagazin. Ein bis zwei weitere Redakteure der Steirerkrone dürften folgen, ein angestellter Fotograf arbeite nun als Freelancer für die Grazer Redaktion.
"Krone"-Betriebsrat Erich Schönauer weist auf STANDARD-Anfrage den Begriff der Kündigung zurück - von solchen sei ihm "nichts bekannt". Vielmehr habe es "einvernehmliche Trennungen" gegeben, "das sind keine Kündigungen". Dass an die zehn Mitarbeiter in den Bundesländern betroffen sind, wollte er nicht bestätigen: "Die genauen Zahlen hat die Geschäftsführung."
Herausgeber und Hälfteeigentümer Hans Dichand war dazu nicht erreichbar; einen protestierenden Betriebsrat soll er auf die Essener WAZ-Gruppe verwiesen haben, der die andere Hälfte der "Krone"-Anteile gehört. WAZ-Chef Erich Schumann ließ nun ausrichten, er habe "derzeit nichts zu sagen".
Die "Krone" unfreiwillig verlassen hat auch Popjournalist Alex Haide.«

(meldet heute: DER STANDARD / Wien)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 13.12.2002 um 20.55

(FAZ, 12.12.2002, Nr. 289, S. 17:)

»Bauer behauptete sich in der krisengebeutelten Medienbranche
Kirch-Aktivitäten sollen im Januar übernommen werden / Umsatzzuwachs / Auslandsanteil über ein Drittel

Heinrich Bauer Verlag, Hamburg. Für Verleger Heinz Bauer, Inhaber von Europas führendem Zeitschriftenverlag, birgt jede Krise auch eine Chance, und diese sieht er in der Übernahme der Kernaktivitäten der Kirch-Media-Gruppe (ProSiebenSat.1). Man sei dazu auf gutem Wege, ließ er jetzt anläßlich der Vorlage neuer Zahlen auf Anfrage versichern. Allerdings gebe es noch "gewissen Diskussionsbedarf", bevor es soweit sei. Im Januar sollen die Verträge allerdings unter Dach und Fach sein. In seinem eigentlichen Betätigungsfeld hat sich die Gruppe in der krisengeschüttelten Medienbranche wie "ein Fels in der Brandung" behauptet. Mit einer durchschnittlich verkauften Auflage von mehr als 19,5 Millionen Exemplaren im Erscheinungsintervall (3. Quartal 2002) und einem Marktanteil von 30,29 Prozent habe man seine Positionen auf hohem Niveau behauptet oder sogar ausgebaut und den Umsatz leicht auf 1,78 (Vorjahr: 1,75) Milliarden Euro erhöht. Das kommende Jahr beurteilt der vorsichtige Verleger zurückhaltend. Wachstum werde nur durch neue Produkte und Zukäufe möglich sein. Kostenmanagement bleibe daher ein wichtiger Stabilisierungsfaktor und das Auslandsgeschäft unter dem Gesichtspunkt des Risikoausgleichs eine wichtige Größe.

Im Gegensatz zu den meisten Printmedien ist der Bauer Verlag weniger von der Werbekonjunktur abhängig. Nur ein gutes Fünftel des Umsatzes entfällt auf Anzeigenerlöse, und während die Konkurrenz in der Regel große Einbußen hinnehmen mußte, konnte Bauer seine Anzeigenerlöse sogar um gut 3 Prozent auf 371 Millionen Euro ausweiten. Maßgeblich daran war das Auslandsgeschäft beteiligt, auf das inzwischen mehr als ein Drittel des Umsatzes (665 Millionen Euro) entfällt und das zudem erheblich zum Ertrag beitragen dürfte. Angaben dazu verweigert der Verleger freilich weiterhin. Als Familienunternehmen ist die Gruppe dazu auch nicht verpflichtet. Die jetzt für 2001 vorgelegte Konzernbilanz gibt nur geringe Aufschlüsse. Die Finanzkraft ist groß. Rund 40 Prozent der Bilanzsumme (844 Millionen Euro) werden allein durch die Positionen Wertpapiere, Schecks und Guthaben gedeckt, und der überwiegende Teil der Position "sonstige Verbindlichkeiten" (502 Millionen Euro) sind Darlehen der Familie Bauer.

Wichtigste Säule des Erfolg sind die mit wenig Aufwand und hoher Auflage in den Markt gedrückten Programmzeitschriften (Marktanteil: 55 Prozent), Jugendzeitschriften (39), Frauenzeitschriften (19) und die Klatschblätter (35). Darunter befinden sich zwei Titel ("TV Movie", "TV 14") mit einer Auflage von mehr als 2 Millionen Exemplaren, weitere drei ("Auf einen Blick", "tv Hören und Sehen", "Neue Post") mit einer Auflage von mehr als 1 Million Exemplaren. Im Ausland ist Bauer inzwischen in zwölf Ländern tätig und damit nach Gruner + Jahr der Zeitschriftenverlag mit dem zweitgrößten Auslandsanteil. In Großbritannien ist Bauer die drittgrößte Verlagsgruppe und stellt drei der fünf meistverkauften wöchentlichen Zeitschriften. In den Vereinigten Staaten wurde die wöchentliche Frauenzeitschrift "Woman's World" (Auflage: 1,7 Millionen Stück) in diesem Jahr erstmals Marktführer im Einzelverkauf. In Polen ist die Bauer Verlagsgruppe inzwischen mit 27 regelmäßig erscheinenden Titeln (darunter "Tele Tydzien" mit 1,55 Millionen Exemplaren) und einer Auflage von rund 10 Millionen Stück je Erscheinungsintervall mit großem Abstand Marktführer im Zeitschriftengeschäft. (Sch.)«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 27.11.2002 um 15.24

Ein Bericht aus der FAZ von heute:

»Schaff'sch beim Bosch, no haltsch dai Gosch'
In Stuttgart muß man das Gras wachsen hören: Wie die Südwestdeutsche Medienholding und Holtzbrinck im geheimen wirken

Mercedes zu fahren ist in Stuttgart ganz normal. Man hält hier viel von der Marke mit dem Stern, und man bekommt die Autos am Stammsitz von Daimler-Chrysler auch vergleichsweise günstig. Auffallend viele aber fahren ohne Typenschild. Warum sollte man zeigen, was man hat? Es reicht doch, es zu haben. Mit anderen Errungenschaften verhält es sich ebenso. Vor allem die Wirtschaft ist ein Spiegelbild der Mentalität. Nur selten wird hier mit Superlativen operiert, obgleich sich unzählige finden ließen. Vor allem gibt es hier Weltmarktführer für alles mögliche: für Dieselkaltstartsysteme, für Kettensägen und für Büstenhalterverschlüsse. Viele Betriebe sind ganz klein, gelten in ihrer Nische aber als die größten. Viele sind ganz groß und trotzdem ganz unbekannt. Wer weiß schon, wie der Chef von Bosch heißt - immerhin einem der größten Autozulieferer der Welt? Dort - wie auch bei fast allen anderen Unternehmen - gehört Bescheidenheit und vor allem Schweigsamkeit zum Bestandteil der Firmenkultur: "Schaff'sch beim Bosch, no haltsch dai Gosch'", scherzt man in Stuttgart.
Dabei ist Humor hier keine Tugend. Zum Lachen geht man hier in den Keller, lästern rheinische Frohnaturen. Öffentliches Amüsement jedenfalls gibt es nicht. Auch keinerlei gesellschaftliche Ereignisse, die man nicht verpassen dürfte, weil man dort garantiert wichtige Menschen aus allen Lebensbereichen träfe, etwa Hermann Scholl (so heißt übrigens der Chef von Bosch) und dazu noch den Ministerpräsidenten Erwin Teufel, aber auch die Tänzerin Marcia Haydée. Auch Dieter von Holtzbrinck trifft man nicht. Sollte der heute 61 Jahre alte Verleger wider alle Gewohnheit doch einmal auftauchen, dann würde er kaum erkannt, und auch sein Halbbruder Stefan von Holtzbrinck, 38 Jahre alt, nicht, der seit dem vergangenen Jahr den Medienkonzern führt. Jürgen Dannenmann taucht gelegentlich sogar bei offiziösen Empfängen auf. Jürgen Dannenmann, wer ist das noch mal? Ach ja, der Geschäftsführer der "Stuttgarter Zeitung".
In Stuttgart im verborgenen zu wirken ist normal. Holtzbrinck ist zwar ein Milliardenkonzern mit mehr als zehntausend Angestellten. Doch in der Zentrale arbeiten nicht einmal hundert. Das schlichte Gebäude fällt in einem vornehmen Wohngebiet in Stuttgarter Halbhöhenlage kaum als Bürohaus ins Auge. Die in den neunziger Jahren aufgekommene Mode des "Lean Management" wird hier müde belächelt. Luxus hat man sich nie gestattet. Allenfalls den Luxus, stur zu sein und auf Prinzipien zu beharren. Möglicherweise wird das jetzt die "Berliner Zeitung" ausbaden müssen, die nach Ansicht des Kartellamts nicht in die Hände von Holtzbrinck gehört, weil dem Konzern schon der Berliner "Tagesspiegel" gehört. Holtzbrinck ist anderer Ansicht und hat Streitlust signalisiert, notfalls kämpft man bis zur letzten Gerichtsinstanz. Vielleicht kann Holtzbrinck sich solche Eskapaden - andere mögen sagen: Gelassenheit - leisten. Zwar wurde im Sommer kolportiert, Holtzbrinck habe allenfalls noch bis zum Jahresende genug flüssige Mittel. Das klang glaubhaft angesichts der Hiobsbotschaften - etwa aus den Wirtschaftspublikationen, bei denen nach dem Ende des Börsenhypes Auflage und Anzeigenumfang vereint in den Keller gingen. Doch nun meldet Holtzbrinck, in diesem Jahr werde eine Summe jenseits von zehn Millionen Euro als Gewinn ausgewiesen. Immerhin. Erwirtschaftet irgendwie irgendwo, gerade auch im Ausland, wo fast die Hälfte des Geschäfts läuft. Tendenz steigend, vor allem in den Vereinigten Staaten und Großbritannien, in Mexiko, Australien und Indien.
Diese bruchstückhaften Informationen sind schon viel im Vergleich zu dem, was man über die Südwestdeutsche Medienholding weiß, jenes Unternehmen, das im Volksmund "Stuttgarter Zeitung" genannt wird und lange auch so ähnlich hieß. Aber da war schon der Name Täuschung. Die "Stuttgarter Zeitung" ist zwar das Flaggschiff des Verlags, ein Blatt mit knapp 150 000 Auflage, das den Anspruch erhebt, seinen Lesern die Qualität einer überregionalen Zeitung zu bieten. Doch der viel größere Teil setzt sich zusammen aus Beteiligungen an allerlei kleineren Verlagen, die meist den redaktionellen Mantel der "Stuttgarter Nachrichten" beziehen, in ihrem Verbreitungsgebiet aber in Konkurrenz zur "Stuttgarter Zeitung" treten.

Nie an einem Kantinentisch

Auch in Stuttgart selbst ist der Wettbewerb zwischen den Konzern-Zeitungen Programm. Zwar arbeiten "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" in Verwaltung, Anzeigenverkauf und Vertrieb eng zusammen, die redaktionellen Konzepte aber sind scharf abgegrenzt. Redakteure der "Zeitung", die in der gemeinsamen Kantine an einem Tisch mit den "Nachrichten"-Kollegen sitzen, werden mißtrauisch beäugt. Private Beziehungen zu pflegen ist nicht üblich zwischen den Journalisten der "Zeitung", die im zweiten Stock des Verlagsgebäudes untergebracht sind, und jenen der "Nachrichten", die eine Etage darüber residieren. Gemeinsame Dienstfahrten, und wäre es ans andere Ende des Landes, sind undenkbar, Kosten hin oder her. Die Furcht um die publizistische Vielfalt hat sich insofern als unbegründet erwiesen.
Ernüchternd mag wirken, daß dieser Effekt allein wirtschaftlichem Kalkül zu verdanken ist. Jürgen Dannenmann, Geschäftsführer ebenjener Südwestdeutschen Medienholding, ist gelernter Wirtschaftsprüfer und Schwabe noch dazu. Für ihn ist die Zeitung ein Produkt, das in einem bestimmten Markt zu positionieren ist, und zwar so exakt, daß der größtmögliche Gewinn zu erzielen ist. Am besten erfüllt diese Ansprüche die "Stuttgarter Zeitung", die nach seinen Maßstäben ein Premiumprodukt ist, im Gegensatz zu den "Nachrichten", die in knapper Form das Wichtigste aus Politik und Gesellschaft, aus Wirtschaft und Sport zusammenzutragen hat, nicht unbedingt im Boulevardstil, aber doch so, daß sich jeder angesprochen fühlt, auch Häberle und Pfleiderer in der schwäbischen Provinz. Die Logik der unterschiedlichen Positionierung führt zu einer erkennbar deutlich besseren Ausstattung der "Stuttgarter Zeitung", etwa mit Korrespondenten in aller Welt, aber vor allem auch in allen Winkeln des Landes. Ein Premiumprodukt, das weiß der Marketingexperte, muß mit entsprechenden Mitteln und mit hochqualifiziertem Personal ausgestattet sein, für das man auch tiefer in die Tasche zu greifen bereit ist. Daß die Redakteure, auch die Hierarchen unter ihnen, oft das Gefühl haben, ihr Geschäftsführer höre ihnen nicht zu, wenn sie etwas zu erzählen hätten, steht dahin. Sie schaffen auch ohne den Austausch mit dem Geschäftsführer ein erfolgreiches Produkt, und dieses Ziel eint die Parteien, wenngleich aus völlig unterschiedlichen Motiven.

Schwabe und Wirtschaftsprüfer

So wie dem Geschäftsführer Jürgen Dannenmann in den zwölf Jahren seines Wirkens an der Spitze der Verlagsgruppe die Bedürfnisse der Redaktion im einzelnen fremd geblieben sind, so sehr sind umgekehrt den Journalisten die Zwänge fremd, in denen sich der Geschäftsführer bewegt. Sicher, man hat es damals registriert, daß Jürgen Richter, die graue Eminenz, das Haus wohl nicht im Frieden mit dem Groß-Gesellschafter Dieter Schaub aus Ludwigshafen verlassen hat, als er in den frühen neunziger Jahren an die Spitze des Springer-Verlags wechselte. Man nimmt auch wahr, daß der Ulmer Verleger Eberhard Ebner eine wichtige Rolle spielt, der Grandseigneur unter den württembergischen Zeitungsverlegern. Aber wer mit wem warum etwas zu tun hat, das wissen selbst die Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion allenfalls der Spur nach, jene, die in der Textilindustrie das Gras wachsen hören und die Machtverhältnisse beim Weltkonzern Daimler-Chrysler auseinanderklamüsern. Nicht umsonst wurden die Gerüchte über den Einstieg der Stuttgarter Medienholding beim Verlag der "Süddeutschen Zeitung" nicht zuerst in Stuttgart, sondern in München vernommen. Und während die "Süddeutsche Zeitung" einen Pressesprecher hat, der über die grundlegenden Dinge Auskunft geben kann, muß man in Stuttgart auf persönliche Audienz beim Geschäftsführer hoffen. Auch hier: Lean Management. Einen Pressesprecher kennt dieses Unternehmen nicht, das zwei Drittel der in Baden-Württemberg gedruckten Tageszeitungen verbreitet.
Mit Holtzbrinck, so könnte man denken, müßte sich dieser Verlag innig verbunden fühlen. Indes weiß man nichts dergleichen. Gerüchteweise soll Holtzbrinck dem Kartellamt bis zum Stichtag am 4. Dezember einen Vorschlag unterbreiten, wie die "Berliner Zeitung" doch in den Konzern übernommen werden könnte: nämlich durch eine Zusammenarbeit mit der Medienholding, die ebenfalls am Zeitungsmarkt der Hauptstadt interessiert ist, nicht zuletzt weil sie (auch wenn sie sich Südwestdeutsch nennt) die "Märkische Oderzeitung" in Frankfurt an der Oder besitzt. Von beiden Konzernen wird dementiert, daß es Gespräche über eine solche Lösung gibt. Aber insgeheim rechnet man in der Branche schon damit, daß die Stuttgarter gemeinsam auch den Berlinern zeigen könnten, wie man mit Zeitungen Geld verdient.
SUSANNE PREUSS«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2002, Nr. 277 / Seite 40)
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 25.11.2002 um 14.55

Da ist mir tatsächlch eine Verwechslung unterlaufen, ich meinte einen anderen Jornalisten, der auch nicht pensioniert, sondern anderweitig zum Schweigen gebracht worden ist und den ich deshalb auch nicht nennen will, obwohl mir sein Name inzwischen wieder eingefallen ist. (Aber bei der RNZ ist es sehr bedauerlich verlaufen, das stimmt schon.)
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Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 25.11.2002 um 11.38

War der nicht bei der Rhein-Neckar-Zeitung ? Oder verwechsle ich da etwas ?


eingetragen von Theodor Ickler am 25.11.2002 um 04.37

Die Stuttgarter Zeitung hat sich durch besonders militante Durchsetzung der Rechtschreibreform verdient gemacht. Allerdings haben auch die zuerst liberaleren Stuttgarter Nachrichten nach der Pensionierung von Dieter Roth die Tore gegen die Reformgegner verrammelt.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 24.11.2002 um 17.37

»Sechster im Bunde der Gesellschafter beim Süddeutschen Verlag ist die Südwestdeutsche Medien Holding, Stuttgart. Die verschwiegenen Schwaben greifen für ihre Verhältnisse tief in die Tasche und überweisen einen dreistelligen Mio-Euro-Betrag. Mindestens 100 Mios braucht der SV, um über die Runden zu kommen. Da der SV bekannt klamm ist und dementsprechend eine schlechte Verhandlungsposition hat, dürfte der Einstiegspreis kaum über dem Nötigsten liegen. Die fünf Alt-Gesellschafter müssen jetzt abgeben. Die neue Gesellschafterstrultur des SV sieht wie folgt aus: je 18,75% halten die Südwestdeutsche Medien Holding und die Familienstämme, Friedmann, von Seidlein und Goldschagg. 16,67% hält der Familienstamm Schwingenstein und 8,33% der Familienstamm Dürrmeier. "Das ist eine willkommene Erweiterung des Gesellschafterkreises mit Partnern, die gut zu uns passen", so Dürrmeier, der derzeit Sprecher der Gesellschafter ist. Zur Südwestdeutschen Medien Holding gehören über verschiedene Beteiligungskonstruktionen u.a. die "Stuttgarter Zeitung", "Stuttgarter Nachrichten", "Südwest Presse", "Rheinpfalz", "Märkische Oderzeitung". Pressemeldungen, wonach Ex-BertelsmannSpringer-Chef Jürgen Richter neuer Geschäftsführer beim SV werden soll, hat der Verlag dementiert.«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 23.11.2002 um 09.25

(Die Süddeutsche Zeitung berichtet am 23.11. in eigener Sache:)

»Süddeutscher Verlag sortiert sich neu
Der Süddeutsche Verlag (SV) hat mit einem Paket von Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung über 40 Millionen Euro auf die verschlechterte Geschäftslage reagiert.

(SZ vom 23.11.2002) — Bis Ende 2004 sollen noch einmal über 300 Stellen im Verlag abgebaut werden. Über den möglichen Eintritt eines neuen Investors oder Gesellschafters, über den in den vergangenen Wochen spekuliert wurde, sei noch nicht entschieden.
Begründet werden die Maßnahmen in einer Erklärung mit der andauernden Medienkrise, die sich auch im vierten Quartal 2002 fortgesetzt habe. Für das laufende Jahr rechne der Verlag mit einem "negativen Ergebnis im hohen zweistelligen Millionenbereich".
Neben dem Rückgang der Anzeigenumsätze seien Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen auf Beteiligungen zu verkraften. Im Laufe dieses Jahres waren bereits Maßnahmen über 90 Millionen Euro eingeleitet worden, diese werden allerdings überwiegend erst 2003 wirksam.
Das seit Mitte Oktober mit der Unternehmensberatung Roland Berger erarbeitete Paket sieht eine umfangreiche Restrukturierung in fast allen Geschäftsfeldern vor, eine engere Verzahnung von Unternehmensbereichen, Stellenabbau und die Reduzierung von Material- und Sachkosten.
Noch keine Entscheidung über Fachinformationen
Dirk Refäuter, Sprecher der SV-Geschäftsführung, erklärte: "Um die Substanz der Mediengruppe Süddeutscher Verlag für unsere Kunden im Leser- wie Anzeigenmarkt zu erhalten, dürfen auch die jetzt beschlossenen weiteren Kostensenkungen die Qualität und die Marktposition unserer Titel nicht nachhaltig beeinträchtigen. Darauf zu achten, hat für uns und alle SV-Mitarbeiter höchste Priorität."
Einen signifikanten Verlust an Qualität würden weder Leser noch Anzeigenkunden akzeptieren. Der SV werde sich künftig auf sein Flaggschiff, die Süddeutsche Zeitung, konzentrieren und die Kosten an das verringerte Geschäftsvolumen anpassen. Es gehe um die Sicherung der regionalen und den Ausbau der überregionalen Position der SZ.
Im Unternehmensbereich Fachinformationen sei über die angekündigten Teilverkäufe noch keine Entscheidung getroffen worden. Hier sollten vor allem Führungsebenen abgebaut werden, vor allem in der Zwischenholding SVHFI.
Auch das Standortkonzept werde überarbeitet. Im Unternehmensbereich Regionalzeitungen würden die bereits eingeleiteten Maßnahmen fortgesetzt.
Betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar
Einsparungen bei Material- und Sachkosten bilden in dem Paket mit 50 Millionen Euro den größten Block. Rund 30 Millionen sollten durch den Abbau von Personal eingespart werden. Dabei gebe die Geschäftsführung Auflösungsverträgen und Altersteilzeitmodellen den Vorzug.
"Betriebsbedingte Kündigungen in größerem Umfang werden sich aber nicht vermeiden lassen und zum Teil noch in diesem Jahr ausgesprochen", hieß es.
Chief Operating Officer Klaus Josef Lutz erklärte: "Es wartet noch viel Arbeit auf uns. Trotz der angespannten Lage rechnen wir aber schon für 2003 mit einem positiven Ergebnis und für 2004 mit einem zweistelligen Millionengewinn.
Die Mediengruppe hat also insgesamt gesehen eine gute Perspektive, mittelfristig wieder an die unternehmerischen Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen."
Zur Frage eines neuen Investors erklärte Hanswilli Jenke, Chief Financial Officer: "Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Gesellschaftern an diesem Thema. Es zeichnet sich mittlerweile eine Lösung ab."«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 20.11.2002 um 15.03

»Jeder Fünfte muss bei der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" seinen Hut nehmen. Die "NWZ" baut in ihrer Verlagsgesellschaft und in der NWZ-Service-Gesellschaft knapp 20% der Stellen ab. Wegen der schlechten Lage bei den Printmedien sehe sich Verlag dazu gezwungen, insgesamt 97 von derzeit über 500 Arbeitsplätzen zu streichen, so der Vorsitzende der Geschäftsführung, Reinhard Köser. Erstmalig in der Verlagsgeschichte werde es auch betriebsbedingte Kündigungen geben. Bei einem Teil der Stellen handelt es sich laut Köser um Teilzeitjobs. Darüberhinaus soll der Personalabbau durch Altersteilzeitverträge, Vorruhestandsregelungen und durch einen Verzicht auf die Verlängerung von befristeten Verträgen umgesetzt werden. In der Redaktion werde es kaum Einschnitte geben, so Köser. Geschäftsführung und Betriebsrat wollen in Kürze die Verhandlungen über einen Sozialplan aufnehmen.«
(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 09.11.2002 um 21.02

Stefan Aust und das Augstein-Erbe

Zu Beginn seines Wirkens beim "Spiegel" stand ein Ultimatum. Entweder er oder niemand sonst, machte der Herausgeber seinen Redakteuren klar. Mochten den "Spiegel"-Mitarbeitern auch mehr als fünfzig Prozent des Verlags gehören, die ihnen Rudolf Augstein in einem Moment, den er später viele Male bereut hat, übergeben hatte - das letzte Wort behielt Augstein, und die Entscheidung, wer den wegen Erfolglosigkeit in Ungnade gefallenen Hans-Werner Kilz ersetzen sollte, traf ebenfalls er, allein. Das war 1994, doch scheint es bereits Äonen her, daß Stefan Aust zum Chefredakteur des Magazins wurde, dessen Gründer am Donnerstag im Alter von 79 Jahren verstorben ist.

Aust hat sich den "Spiegel" längst zu eigen gemacht. Heute wird er allgemein als der Mann angesehen, der das Erbe Augsteins fortführt - freilich mit der kuriosen Bedingung, im eigenen Magazin nicht zu schreiben. Doch dafür hatte er stets das Fernsehen. So wie Augstein sich im ersten Jahrzehnt nach dem Krieg und darauf den großen Themen der Deutschen, der "Bewältigung" der Nazizeit und dem Kampf um die parlamentarische Demokratie, journalistisch so widmete, daß sie stets politische Wirkung entfalteten, ist Aust mit aufwendigen Recherchen zu jenen Punkten vorgestoßen, welche die heute machthabende Generation in diesem Land bewegen. Wie kein zweiter hat er sich mit dem Terrorismus der RAF und dessen Wirkung befaßt und in Lebenslügenbereichen herumgeforscht, die noch heute nur von wenigen und nur mit Mühe betreten werden.

Im Fernsehen wirkt der jetzige Chefredakteur des "Spiegel" mit einer Schnörkellosigkeit, die sich im direkten Umgang wohl auch als Härte darstellt. "Straight" sei er, hat ein Filmemacher gesagt, der mit Aust Geschäfte in den gefährlichen Randbereichen des Journalismus macht, dort, wo Reporter im Zweifel mit dem Leben bezahlen. "Straight" - direkt, ohne Umschweife, auf Qualität versessen und darauf, als erster und möglichst einziger die Story zu haben, koste es - auch die Mitarbeiter -, was es wolle. Als die Mauer fiel, war er der erste, der im Fernsehen, wenige Minuten nach Schabowskis Pressekonferenz, die entscheidende Deutung lieferte: "Heute ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen."

Auf die Frage, warum er das Magazin "Spiegel TV" selbst moderiere, hat Aust geantwortet, daß er dies so lange tun werde, wie er keinen Besseren finde. Die Suche gestaltet sich offensichtlich schwierig, denn bei "Spiegel TV" sehen wir ihn noch heute. Einmal hat er sich grob überschätzt, vor vier Jahren, als er dachte, er könne Chef von "Spiegel", "Spiegel TV" und auch noch Moderator des "Talk im Turm" sein. Mit seinem ersten Gesprächspartner, dem frischgewählten Bundeskanzler Gerhard Schröder, verstand Aust sich so gut, daß er gar nicht rechtzeitig vom "Du" zum kameratauglichen "Sie" zurückkehren konnte.

Der zweifache Vater, Pferdezüchter, Sohn eines Bauern aus Stade, dort geboren am 1. Juli 1946, beantwortet die Frage, ob es für Augstein einen Nachfolger geben kann, im heutigen "Spiegel", in dem er schreibt: "Nach ihm kann und wird es keinen Herausgeber geben, der diesen Titel verdient." Kann es nicht. Aber einen Chefredakteur, der die Auflage zu halten versteht, den scheint der "Spiegel" in Aust zu haben.

FAZ, 11. 11. 2002


eingetragen von Jörg Metes am 07.11.2002 um 22.32

»Neue Rangliste der Zeitungsverlage
Die Nummer eins auf dem Markt der deutschen Tageszeitungen ist weiterhin klar der Axel Springer Verlag ("Bild", WELT). In einer neuen Rangliste der Fachzeitschrift "Media Perspektiven" bringt es der Verlag auf einen Anteil von 23,4 Prozent. Dahinter folgt die Essener WAZ-Gruppe mit 6,1 Prozent vor der Verlagsgruppe Stuttgarter Zeitung/Rheinpfalz/Südwestpresse, mit 4,9 Prozent. Platz vier nimmt DuMont Schauberg (Köln) mit 4,2 ein. An fünfter Stelle kommt die Ippen-Gruppe ("Münchner Merkur", "tz")mit 3,8 Prozent. Holtzbrinck ("Handelsblatt", "Tagesspiegel") liegt mit 3,4 Prozent auf Platz sechs. Sollte das Kartellamt die Übernahme von "Berliner Zeitung" und "Berliner Kurier" genehmigen, würde Holtzbrinck den Marktanteil auf fünf Prozent ausweiten.«

(dpa / zitiert nach: "Die Welt" vom 4.11.02)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 03.11.2002 um 19.52

»Eine weitere Kündigungswelle bricht über die leidgeprüften Redakteure der "FAZ" herein. Das berichten übereinstimmend "Spiegel" und "FTD". Die "FAZ"-Herausgeber hätten in der vergangenen Woche angekündigt, dass bis Ende 2003 weitere 100 Redakteursstellen abgebaut werden, davon 70 durch betriebsbedingte Kündigungen. Im Frühsommer hatte die FAZ sich bereits von 100 Mitarbeitern getrennt. Laut "Welt" werden auch Frank Gaube, 41, Chefredakteur der FAZ Electronic Media GmbH, und sein Stellvertreter Simon Kaatz das Unternehmen verlassen.«
(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 24.10.2002 um 19.42

»Nicht mehr länger zusehen will Gruner + Jahr bei der Auflagen-Talfahrt seines Yellow-Titels "Frau im Spiegel". Nach kress-Informationen soll Chefredakteurin Inka Gottschalch, 56, kurz vor der Ablösung stehen. Gottschalch leitet das Blatt seit zwei Jahren. Den tiefen Fall von "FiS" konnte sie auch mit einem Relaunch vor einem Jahr nicht aufhalten - im Einzelverkauf verlor die People-Postille 100.000 Exemplare innerhalb eines Jahres.«
("People-Postille"??? - egal. Meldet jedenfalls heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 22.10.2002 um 10.01

»Abbau bei der "Abendzeitung" in München. Am Montag hat die Geschäftsführung den Betriebsrat informiert: 29 Leute werden entlassen, 17 davon aus der Redaktion. Schock bei den Mitarbeitern! Geschäftsführer Christoph Mattes will weitere Kündigungen nicht ausschließen, wenn die Geschäfte weiter so mies laufen wie bisher. Mitarbeiter beklagen sich, dass die Personaldecke bereits in der Vergangenheit ausgedünnt wurde. Derzeit beschäftigt die "Abendzeitung" in der Redaktion noch rund 100 Leute.«
(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 21.10.2002 um 13.43

http://www.jungewelt.de/2002/10-22/014.php

Bei der »Südwest Presse« regiert der Rotstift Ulm: Zeitungsbelegschaft protestiert heute vor Verlagshaus gegen Sparmaßnahmen Dicke Luft bei der Ulmer Tageszeitung Südwest Presse (Gesamtauflage 340000 Exemplare). Aufgrund der »anhaltend angespannten Situation am Werbe- und Anzeigenmarkt« will der Zeitungskonzern der Verlegerfamilie Ebner, an der auch die Stuttgarter Zeitung und die Rheinpfalz beteiligt sind, mehr als zehn Prozent seiner Belegschaft vor die Tür setzen. »Von 30 betriebsbedingten Kündigungen wußten wir bereits, heute wurden uns 20 weitere Entlassungen angekündigt«, berichtete der Vorsitzende des elfköpfigen Betriebsrats der Südwest Presse, Siegfried Heim, am Montag gegenüber jW. Insgesamt soll die Belegschaft von derzeit 580 auf 520 Mitarbeiter schrumpfen. Unter anderem werden die Lokalausgaben Laupheimer Tagblatt und Laichinger Tagblatt eingestellt, den dortigen Redakteuren wurde betriebsbedingt gekündigt. Auch in Crailsheim, Gaildorf und Münsingen ist Redakteuren gekündigt worden. Im Mutterhaus Ulm müssen 50 Beschäftigte gehen, darunter auch die Beschäftigten der Abonnenten- und Anzeigenkundenbetreuung, die an ein externes, nicht tarifgebundenes Call-Center übertragen werden soll.

Die Rotstiftpolitik der Südwest Presse hat auch die Gewerkschaft auf den Plan gerufen. In einer Pressemitteilung kritisiert ver.di scharf den »äußerst unsozialen Umgang« des Managements mit den Mitarbeitern. »Bis September wurde behauptet, Pläne zur Schließung von Zeitungsausgaben und zur Einrichtung eines Call-Centers gebe es nicht. Bis September wurde behauptet, der notwendige Personalabbau belaufe sich auf 3,5 Prozent der Belegschaft«, heißt es darin. Nun seien es jedoch mehr als zehn Prozent, die gehen müßten. »Entsetzen« habe bei den Mitarbeitern ausgelöst, wie die Kündigung übermittelt worden sei: nämlich mit Klebeband an der Tür oder überbracht von einem Hausmeister.

»Verleger, die glauben, mit tarifwidrigen Maßnahmen entweder den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder unbezahlte Mehrarbeit erzwingen zu können, indem sie gleichzeitig mit der Kündigung von Beschäftigten drohen, müssen mit betrieblichen Aktionen rechnen«, kündigte vergangenen Freitag die Landesversammlung der Deutschen JournalistInnen-Union (dju/SWJV) in ver.di in Stuttgart an. Verlage, die nachweislich durch die strukturellen Veränderungen am Medienmarkt in wirtschaftliche Not geraten, könnten unter Offenlegung der wirtschaftlichen Daten mit Hilfe der Beschäftigten und der Gewerkschaft rechnen. »Doch solche Maßnahmen können nicht Verzicht heißen, sondern nur ein Hinausschieben der tariflich garantierten Leistungen oder kollektive Arbeitszeitverkürzungen ohne Gehaltsausgleich sein – bis zu dem Zeitpunkt, da es dem Unternehmen wieder nachweislich wirtschaftlich besser geht«, erklärte ver.di.

Am heutigen Dienstag soll eine Protestkundgebung vor dem Pressehaus der Südwest Presse in Ulm stattfinden, um gegen die drastischen Sparmaßnahmen des Zeitungskonzerns zu protestieren.


eingetragen von Reinhard Markner am 15.10.2002 um 00.17

»Die FR hat eine neue Chefredaktion

Dr. Wolfgang Storz ist seit Dienstag neuer Chefredakteur der Frankfurter Rundschau. Der 48-jährige Sozialwissenschaftler war seit 1. November 2000 als stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Ressorts "Seite 3" tätig.

Storz begann seine journalistische Laufbahn bei der Badischen Zeitung in Freiburg, für die er zehn Jahre als Parlamentskorrespondent in Bonn und dann als Leiter der Politik- und Nachrichtenredaktion arbeitete. Im Jahr 1998 wechselte Storz nach Frankfurt, wo er als Chefredakteur der IG-Metall-Publikationen mit der Erarbeitung eines publizistischen Konzepts beauftragt war, bevor er zur Frankfurter Rundschau kam.

Als Stellvertreter von Storz treten Jürgen Metkemeyer und Stephan Hebel in die Chefredaktion der Frankfurter Rundschau ein. Metkemeyer wird die Bereiche Personal, Finanzen und Organisation übernehmen. Er war seit 1984 Korrespondent der Nachrichtenagentur ap in Berlin und der DDR, bevor er 1990 zur FR kam. Dort war er zunächst stellvertretender Leiter der Nachrichtenredaktion und seit 1999 Chef vom Dienst.

Hebel arbeitete nach seinem Volontariat bei der FR seit 1986 in der Nachrichtenredaktion. 1994 ging er als Korrespondent nach Berlin und kehrte 1999 nach Frankfurt zurück, wo er in die Redaktion "Seite 3" eintrat.

Den bisherigen Chefredakteuren Hans-Helmut Kohl und Dr. Jochen Siemens spricht die Redaktion Dank für die geleistete Arbeit aus. Ihnen sind Aufgaben im Korrespondentennetz der FR im Ausland angeboten worden.«

FR, 16. 10. 2002


eingetragen von Jörg Metes am 13.10.2002 um 18.36

Zur Krise bei der 'Frankfurter Rundschau' meldet heute täglichkress:

»Meutern und Mosern bei der "Frankfurter Rundschau". Der "Spiegel" berichtet, führende Redakteure hätten am Freitag dem neuen Generalbevollmächtigten des Unternehmens einen Brief überreicht, in dem sie einen "personellen Neuanfang" in der Geschäfts- und Verlagsleitung fordern. "Das Vertrauen in die Führungsfähigkeit dieser Gremien" sei "zerstört". Die Geschäftsführung will erst am Dienstag mitteilen, wie es bei dem angeschlagenen Blatt weitergeht. Offenbar sind tiefe Einschnitte geplant (täglichkress vom Oktober 2002). Der "Spiegel" berichtet weiter, dass der Verlag bereits am 27. September eine Absichtserklärung mit einem holländischen Investor unterzeichnet habe, wonach der "FR"-Stammsitz in der Frankfurter Innenstadt bis Ende November für rund 48 Mio Euro verkauft werden soll.(hk)«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 13.10.2002 um 18.33

Spiegel Online meldete am 11.10. (danke, Frau Liebhäuser!):

»DROHENDE INSOLVENZ
"Süddeutsche Zeitung" mit massiven Verlusten

Die deutsche Medienlandschaft wird von einem neuen Beben erschüttert: Die "Südddeutsche Zeitung" ist so tief in die roten Zahlen geraten, dass intern schon von einer drohenden Insolvenz gesprochen wird.

Hamburg - Die Finanzprobleme beim Süddeutschen Verlag (SV) sind weitaus dramatischer als bislang bekannt. Wie das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL berichtet, hat sich das Flaggschiff "Süddeutsche Zeitung" inzwischen zum größten Verlustbringer des Verlags entwickelt.
Das Blatt machte allein im Monat August sieben Millionen Euro Miese. Die Geschäftsführung geht davon aus, dass der Verlust bis Ende des Jahres auf etwa 30 Millionen Euro anschwillt. Die Umsatzentwicklung liegt nach internen Berechnungen schon jetzt mindestens 100 Millionen Euro unter Plan.
Insbesondere bei den wichtigen Stellenanzeigen gab es einen massiven Einbruch. Wenn nicht schnell etwas passiere, sagte Geschäftsführer Dirk Refäuter am vergangenen Dienstag bei einer Gesellschafter-Versammlung, könne bis Ende des Jahres gar die Zahlungsunfähigkeit drohen.
Nach SPIEGEL-Informationen haben einzelne Mitglieder aus dem SV-Gesellschafterkreis bereits Investmentbanker und Anwälte vorgeschickt, die unter anderem mit der WAZ-Gruppe Verkaufs- und Beteiligungsmodelle ausloten.­«

täglichkress meldete am 11.10.:

»Dunkle Wolken über Münchens Himmel: In einer Mitteilung sowie in der "SZ"-Samstagsausgabe kündigt der Süddeutsche Verlag (SV) "weit reichende" Maßnahmen an, um 2003 "trotz stagnierender Werbemärkte in die Gewinnzone zurückzukehren". Die Struktur des Konzerns werde mit Hilfe der Unternehmensberatung Roland Berger überprüft. "Die Restrukturierung zielt aber nicht primär auf Personalabbau", so Finanzchef Hanswilli Jenke. Nach derzeitigem Stand sinke die Zahl der Mitarbeiter von einst 5.000 auf 4.400 zum Ende des Jahres 2003. Für das Jahr 2002 rechnet das Unternehmen jetzt mit einem konsolidierten Umsatz von rund 720 Mio Euro (2001: 808 Mio Euro). Die "SZ" werde in diesem Jahr voraussichtlich 50 Mio Euro weniger als im Vorjahr erlösen. Der Verlag bekennt sich zur Fachverlagssparte SVHI und zu den Regionalzeitungen, will aber einen Teilverkauf "nicht ausschließen". Hintergrund für die Verlautbarungen aus München: Sowohl "Spiegel" als auch "Focus" berichten in ihrer Montagsausgabe von einer dramatischen Situation beim Süddeutschen Verlag: Laut "Spiegel" wird allein die "SZ" in diesem Jahr wahrscheinlich einen Verlust von 30 Mio Euro machen. Das Unternehmen brauche einen zweistelligen Millionenbetrag, um Zahlungsschwierigkeiten zu vermeiden. Zumindestens einige der fünf Gesellschafter seien auf der Suche nach frischem Kapital und loteten mit der WAZ Verkaufs- und Beteiligungsmodelle aus, so übereinstimmtend die beiden Blätter.«

Und die FAZ schreibt dazu heute:

»"Süddeutsche Zeitung" vor dem Verkauf?

"Der Süddeutsche Verlag steht nicht vor der Insolvenz", sagte Sebastian Lehmann, der Sprecher des Verlags, gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Er wies damit Hinweise zur finanziellen Schieflage des Konzerns zurück, die sich über das Wochenende (siehe F.A.S. vom 13. Oktober) verdichtet hatten und von denen auch die Magazine "Spiegel" und "Focus" heute berichten. Davon unberührt bleibt die Spekulation über einen größer werdenden Antagonismus zwischen den Gesellschaftern und der Geschäftsführung der SZ. Während letztere in einem Beitrag der SZ vom Samstag deutlich machte, daß sie die Zukunft der Zeitung mit der Unabhängigkeit derselben fest verbunden sieht, sollen inzwischen vier von fünf Gesellschaftern gewillt sein, die derzeit hohe Verluste bringende Zeitung zu verkaufen. Als mögliche Käufer werden die WAZ, der Ippen-Verlag und die "Passauer Neue Presse" genannt. miha.«
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Jörg Metes


eingetragen von Theodor Ickler am 13.10.2002 um 07.04

Zur Zeit wird viel für die österreichische Feinschmeckerzeitschrift "Feinspitz" geworben. Sie ist in herkömmlicher Rechtschreibung gehalten. Vielleicht um den Lesern nicht den Appetit zu verderben.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 10.10.2002 um 15.45

»Aderlass bei "faz.net". Wie erwartet (täglichkress vom 23. August 2002) hat die Geschäftsführung der FAZ Eletronic Media GmbH rigide Sparmaßnahmen beschlossen: Die Belegschaft des Online-Angebots wird von 60 auf 22 Mitarbeiter reduziert. Nach kress-Infos werden in der nächsten Woche Einzelgespräche mit den betroffenen Mitarbeitern stattfinden. Von den Entlassungen ist nicht nur die Redaktion betroffen, auch bei Marketing und Technik wird es Kündigungen geben. Was aus "faz.net" wird, ist derzeit noch unklar. Geschäftsführer Roland Gerschermann will zu den Sparplänen derzeit keine Stellung nehmen. Für das FAZ Business Radio in München hat das letzte Stündlein schon geschlagen (siehe TV-Ressort).(tp)«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 09.10.2002 um 17.19

Und die 'Berliner Zeitung' berichtet heute:

»Wechselstimmung
Die Branchenkrise hat die "Frankfurter Rundschau" voll erwischt. Ihr steht ein radikaler Umbau bevor
Günter Frech und Ralf Mielke

Auf der Titelseite der "Frankfurter Rundschau" war gestern eine lustige Zeichnung zu sehen, die auf die Literaturbeilage der Zeitung hinweisen sollte: Ein Mann schwebt über Berge von Büchern, getragen von den Zeitungsseiten, die sich wie Schmetterlingsflügel über ihm wölben. Ein hübsches Bild. Im wahren Leben kann sich das überregionale Blatt seit längerem keine Höhenflüge mehr leisten. Die Krise der Medienbranche hat die "Frankfurter Rundschau" und das ihr angeschlossene Druckhaus voll erwischt. Anzeigeneinbrüche von bis zu 50 Prozent, stornierte Druckaufträge, der Kreditrahmen ausgeschöpft und immer höhere Verluste - die linksliberale Zeitung ist ins Taumeln geraten.
Damit sie nicht kippt, hat der Verlag einen rigiden Sparkurs eingeleitet. Seit Anfang 2001 schrumpfte die Belegschaft von 1 640 auf 1 450 Mitarbeiter. Erst am 2. September wurden 53 Kündigungen verschickt. Doch das reicht nicht. Die von den Banken eingesetzte Beratungsfirma KPMG fordert weitere Einschnitte, um den Verlag zu sanieren. Ende 2003 sollen nur noch 1 218 Menschen für die "Rundschau" arbeiten. Mehrere Wochen lang hatten Mitarbeiter von KPMG Redaktion und Verlag durchleuchtet. "Die haben jeden Stein umgedreht", sagt Betriebsratschef Viktor Kalla. Danach stand fest, dass die bisherigen Einsparungen nicht ausreichen würden. "Die Zahlen sind beschissen", sagt Kalla.
Die Banken der FR haben inzwischen auf den KPMG-Bericht reagiert. Nach Informationen der "Berliner Zeitung" haben sie der Verlagsgeschäftsführung am Dienstag einen Generalbevollmächtigten zur Seite gestellt, der den Sanierungskurs begleiten soll. "Klingt irgendwie besser als Insolvenzverwalter, jetzt sind wir also fremdbestimmt", sagt eine Redakteurin dazu.
Am Montag und Dienstag diskutierten Mitglieder des Betriebsrats, der Redaktion und der Geschäftsführung in unterschiedlichen Runden den Bericht der Beraterfirma. Dabei ging es neben möglichen Sparmaßnahmen vor allem auch um den Umbau an der Redaktions- und Verlagsspitze. Dem Vernehmen nach sollen die beiden Chefredakteure Hans Helmut Kohl und Jochen Siemens abgelöst werden. Ihnen wird offenbar nicht mehr zugetraut, die "Frankfurter Rundschau" umzugestalten. Eine groß angekündigte Blattreform verzögert sich - nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen - seit fast einem Jahr.
Als Nachfolger und alleiniger Chefredakteur ist der Brüsseler Korrespondent des Blattes, Martin Winter, im Gespräch. Teile der Redaktion sähen indes den bisherigen Vizechef Wolfgang Storz lieber auf dem Chefsessel. Fraglich ist noch, ob Siemens zum Verlagsleiter der "Rundschau" aufsteigen wird.
Auch in der Geschäftsführung soll es zu einem umfangreichen Personalwechsel kommen. Der 72-jährige Horst Engel wird voraussichtlich in den Ruhestand verabschiedet. Der Posten des Verlagsleiters Utz Grimmer stehe ebenfalls zur Disposition, heißt es aus dem Unternehmen.
Die Geschäftsführung hüllt sich in Schweigen. Ursprünglich wollte sie bereits am Montag die Neubesetzung der Chefredaktion und der Verlagsleitung bekannt geben. Nun heißt es bei Anfragen, man möge sich bitte bis Donnerstag oder Freitag gedulden. Danach erst werden weitere Einschnitte diskutiert. Die KPMG-Analyse sieht neben dem Personalabbau etwa einen "Sanierungsbeitrag" der Beschäftigten in Höhe von zehn Millionen Euro vor. Der Betriebsrat ist zur Kooperation bereit. Allerdings nicht vorbehaltlos. Für Betriebsratschef Kalla steht oben an [sic!], was die neue Geschäftsleitung zu leisten bereit ist, um die Krise zu bewältigen. Zeitung und Verlag seien sanierungsfähig.
Aber wohl nur durch einen enormen Kraftakt. "Wir müssen trotz allem eine akzeptable Zeitung machen, die auch gebraucht wird", sagt ein Mitglied des gerade gegründeten Redaktionsbeirats. Dass dies gelingen kann, diese Hoffnung gibt es immerhin noch.«
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 09.10.2002 um 10.38

»Vor einem Umbau steht die dpa. In den Landesbüros der Nachrichtenagentur wird eine ganze Organisationsebene (die so genannten "Tische") eingespart, berichtet "Die Zeit". Der Betriebsrat der dpa befürchtet den Verlust von zwölf bis 20 Redakteursstellen sowie eine Verschlechterung der Qualität. dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn geht von einer qualitativen Verbesserung durch die Neuorganisation aus. Durch die Schaffung von "Kompetenzteams" sollen Redakteure und Korrespondenten verstärkt eigenverantwortlich arbeiten. Auch die dpa muss sparen, nicht erst seit der Branchenkrise versuchen die Verlage erfolgreich, Rabatte bei ihren Verträgen auszuhandeln. Einige Verlage, u.a. "Rheinpfalz" und "Freie Presse", verzichten ganz auf die Dienste der Agentur.(tp)«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 09.10.2002 um 10.34

»In medias res

Bei der "Frankfurter Rundschau" waren die erwarteten Entscheidungen über das Schicksal der Chefredakteure Siemens und Kohl, ihrer Mitarbeiter und insbesondere des Rundschau-Magazins gestern bis Redaktionsschluß noch nicht verkündet. Letzteres, dies als letzter Hinweis für die rotstiftführenden Unternehmensberater von außen, gilt nicht nur in Frankfurt und Umgebung als das bestgemachte, frischeste und frechste der Republik, beliebt unter anderem bei den etwas jüngeren Zielgruppen. Es einzustellen scheint sowenig gut begründbar oder zukunftsweisend wie das derzeitige Fehlen einer Medienseite in der "Zeit", die zum Beispiel heute meldet, daß auch bei der Deutschen Presse-Agentur tiefe Einschnitte geplant sind. So klingt es von allen Seiten.«

(Michael Hanfeld in der heutigen FAZ, Seite 40)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 29.09.2002 um 16.15

»Weitere Entlassungen drohen der "Frankfurter Rundschau ". Das hochdefizitär arbeitende Verlagshaus könne nur überleben, wenn sofort ein rigider Sparkurs eingeleitet wird, der weit über die schon beschlossenen Maßnahmen hinausgeht, urteilt die Wirtschaftsberatung KPMG im Auftrag der Rundschau-Banken. Wie der "Spiegel" berichtet, stünden laut dieser Studie 90 weitere Stellen zur Disposition, 30 davon in der Redaktion. Weitere 60 sollen bis 2004 durch Fluktuation wegrationalisiert werden. Auch das Management bliebe diesmal nicht verschont. Die Berater halten einen von zwei Chefredakteuren - derzeit führen Jochen Siemens und Hans-Helmut Kohl das Blatt - für überflüssig. Auch eines von vier Geschäftsführergehältern könne eingespart werden. Ebenso sollten fünf von sieben Prokuristen von der Payroll verschwinden. Es geht noch weiter: Laut einer Betriebsratsinformation soll die samstägliche Magazinbeilage eingestellt und außerdem ein dubioses Notopfer von zehn Mio Euro von der Belegschaft kassiert werden. Siemens dementiert die Einstellung des Magazins, noch sei nichts beschlossen. Auch Geschäftsführer Hans Peter Volz sagt, dass die KPMG-Empfehlungen erst in den Gremien diskutiert werden müssten. Schon im August hatte die "FR" 50 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt.«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Reinhard Markner am 04.09.2002 um 13.12

Laut österreichischer Medienanalyse hat Die Presse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ihre Reichweite von 352000 Lesern oder 5,3% auf 368000 oder 5,5% steigern können.
http://www.diepresse.com/default.asp?channel=k&ressort=km&id=307595


eingetragen von Jörg Metes am 25.08.2002 um 17.22

»Beim Personal sparen
müssen die "Rheinische Post" (Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft) und der Bonner "General-Anzeiger". Bei der Düsseldorfer Tageszeitung würden 52 Stellen gestrichen, so ein "RP"-Sprecher. 22 Arbeitnehmer sollen in den Vorruhestand geschickt werden, bei 30 Arbeitnehmern laufen die Zeitverträge aus. Auch vor betriebsbedingten Kündigungen will die Verlagsspitze nicht halt machen: Nach dpa-Informationen erwägt die Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft weitere 100 Stellen zu streichen. Redakteursposten sind davon vorerst nicht betroffen - damit die Produktqualität nicht beeinträchtigt werde. Personalabbau gibt es auch beim "General-Anzeiger" (Verlagsanstalt H. Neusser). Verlagsgeschäftsführer Werner Hundhausen will betriebsbedingte Kündigungen aussprechen und möglicherweise auch in der Redaktion Personal einsparen.«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 16.08.2002 um 15.35

Das Grass-Bild zum FOCUS-Artikel vom 05.08.92
macht sich gut auf der Willkommen-Seite.
Es läßt aufmerken und einiges erhoffen.
Doch außer dem Beitrag von H. Jochems ist weit und
breit nichts zu finden. Auch befürchte ich, daß
schier niemand einen entsprechenden Leserbrief
an den FOCUS geschrieben hat.
Ich verstehe nicht, warum man diese - wenn auch
kleinen - Wurfgeschosse nicht nutzt. Ist das
Katapult eingegraben?



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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Jörg Metes am 15.08.2002 um 19.54

»FAZ schnallt Gürtel noch enger
Die von der Flaute auf dem deutschen Medienmarkt stark getroffene "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) hat weitere Schritte zur Restrukturierung ihres Geschäfts angekündigt

Reuters FRANKFURT. Nach Angaben vom Freitag will die FAZ unter anderem ihre Beteiligungen überprüfen und neu ordnen. Ferner sollen der Internetauftritt verringert und die Online-Dienste stärker mit der Redaktion verknüpft werden. Grund für die Maßnahmen seien das schwierige Marktumfeld und der Einbruch im Geschäft mit Finanz- und Stellenmarktanzeigen.
Davon ist die gesamte Zeitungslandschaft derzeit betroffen. Mehrere Blätter reduzieren daher ihre Beschäftigtenzahl oder verschwinden ganz vom Markt. Vor allem die Aussichten für den Werbemarkt, eine entscheidende Stütze bei der Finanzierung der Zeitungen, gelten auch für das kommende Jahr als schlecht. In Folge der Krise sind Verlage wie die FAZ und Axel Springer inzwischen in die roten Zahlen gerutscht, aus denen sie nach Ansicht von Branchenexperten in diesem Jahr auch nur schwer herauskommen werden.
Die Frankfurter Verlagsgruppe hatte jüngst schon den Abbau von Arbeitsplätzen "im unteren dreistelligen Bereich" angekündigt. Die prestigeträchtige Zeitungsbeilage "Berliner Seiten", die viel Lob geerntet hatte, wurde zudem eingestellt.
Im Zuge der Konzentration auf das Kerngeschäft werden nach Angaben des Unternehmens auch zwei Geschäftsführer, Edmund Keferstein und Klaus Rudloff, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" GmbH verlassen.«

(meldet heute: http://www.handelsblatt.com)
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Jörg Metes


eingetragen von Christoph Kukulies am 14.08.2002 um 07.27

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Jörg Metes
»Stütze oder keine Stütze?
Das ist hier die Frage: Einem Bericht der "Zeit" zufolge haben sich die Frankfurter Sparkasse und die Dresdner Bank zu einer "außerordentlichen finanziellen Hilfe" für die "Frankfurter Rundschau" bereit gefunden. Die Sparkasse habe 70% und die Dresdner 30% zu einem "Stützungsfonds" beigetragen. "FR"-Verlagsleiter Utz Grimmer dementiert das allerdings - ein wenig: Es gebe keinen "außerordentlichen" Fonds. Die "FR" habe im Rahmen des "ganz normalen Geschäfts" einen Kredit bei ihren Hausbanken beantragt. Außergewöhnlich ist allerdings, dass der Kredit für das laufende Geschäft und nicht für Investitionen in Anspruch genommen wird. Die "Zeit" hat weiterhin gemeldet, dass am kommenden Montag bei der "FR" die ersten der angekündigten betriebsbedingten Kündigungen rausgehen.(hk)«

(meldete gestern: "täglichkress")


Mendelt sich der Neuschrieb vielleicht auf diese Weise heraus?

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Christoph Kukulies


eingetragen von Jörg Metes am 14.08.2002 um 07.19

»Stütze oder keine Stütze?
Das ist hier die Frage: Einem Bericht der "Zeit" zufolge haben sich die Frankfurter Sparkasse und die Dresdner Bank zu einer "außerordentlichen finanziellen Hilfe" für die "Frankfurter Rundschau" bereit gefunden. Die Sparkasse habe 70% und die Dresdner 30% zu einem "Stützungsfonds" beigetragen. "FR"-Verlagsleiter Utz Grimmer dementiert das allerdings - ein wenig: Es gebe keinen "außerordentlichen" Fonds. Die "FR" habe im Rahmen des "ganz normalen Geschäfts" einen Kredit bei ihren Hausbanken beantragt. Außergewöhnlich ist allerdings, dass der Kredit für das laufende Geschäft und nicht für Investitionen in Anspruch genommen wird. Die "Zeit" hat weiterhin gemeldet, dass am kommenden Montag bei der "FR" die ersten der angekündigten betriebsbedingten Kündigungen rausgehen.(hk)«

(meldete gestern: "täglichkress")
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 10.08.2002 um 10.40

»Die Medien in der Krise
Von Marcus Theurer

Über die deutsche Medienindustrie fegt ein Sturm hinweg, wie sie ihn seit Bestehen der Bundesrepublik noch nicht erlebt hat. Zwei Schläge - jeder für sich genommen reicht aus, um die Branche zu erschüttern - kommen zusammen: ein dramatischer Rückgang der Werbeeinnahmen und der Zusammenbruch des Medienkonzerns von Leo Kirch, dem führenden privaten Fernsehunternehmen in Deutschland. Angesichts der Tragweite beider Ereignisse stellt sich die Frage, ob es sich um vorübergehende, singuläre Phänomene handelt oder ob sie Zeichen einer strukturellen Veränderung sind. Wird also die über Jahrzehnte hinweg weitgehend stabile deutsche Medienlandschaft ein neues Gesicht bekommen, und wird das Medienangebot, was Vielfalt und inhaltliche Substanz angeht, nach der Werbekrise und Kirch ein anderes sein?

Der Werbeeinbruch könnte das Angebot der beiden wichtigsten Medien, Presse und Fernsehen, nachhaltig beeinflussen, denn Werbung ist deren wichtigste Erlösquelle. Bei Tageszeitungen sorgen Anzeigen im Schnitt für gut zwei Drittel der Umsätze. Für die werbefinanzierten Privatsender sind Fernsehspots sogar die einzige Erlösquelle. Um mehr als 7 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro fielen die Nettowerbeeinnahmen der deutschen Medienunternehmen 2001. Und in diesem Jahr ist bislang keine Besserung in Sicht. Der Einbruch trifft eine wachstumsverwöhnte Branche: Seit 1949 waren die Werbeeinnahmen zuvor bis auf eine einzige Ausnahme noch nie gesunken. Die Privatsender hatten seit ihrer Zulassung Mitte der achtziger Jahre noch gar keinen Rückgang erlebt.

Die Krisenzeichen in den Verlagshäusern sind alarmierend. Der Axel Springer Verlag ("Bild") als führender deutscher Anbieter von Tageszeitungen hat erstmals seit über fünfzig Jahren einen Verlust ausgewiesen. Fast alle überregionalen Zeitungen haben betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen, die Seitenumfänge reduziert, Beilagen und Magazine eingestellt. Der Holtzbrinck-Verlag ("Handelsblatt") will seine Beteiligung am defizitären Nachrichtensender n-tv verkaufen, die er wenige Monate zuvor noch aufgestockt hat. Sollte die Dürrephase fortdauern, dürften vor allem im mittelständisch geprägten Tageszeitungsmarkt Unternehmen in Bedrängnis kommen. Profiteure könnten kapitalkräftige Großverlage oder auch branchenfremde Investoren sein, denen sich dann günstige Übernahmechancen eröffneten.

Während der vergangenen Boomjahre haben viele Verlage große Beträge investiert und den bevorstehenden Einbruch zu spät erkannt. Das erklärt das Ausmaß der jetzt notwendigen Sparmaßnahmen. Wenn früher oder später die Konjunktur wieder anzieht, geht es um die Frage, ob die Anzeigen im gewohnten Umfang zurückkehren oder ob die für Tageszeitungen wichtigen Stellen-, Immobilien- oder Kleinanzeigen verstärkt ins Internet abwandern werden. Das wird der nächste Konjunkturaufschwung zeigen: Erst wenn die Werbeeinnahmen dauerhaft hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurückbleiben, kann von einer Strukturkrise gesprochen werden. Einstweilen bewegen sich die Verlagshäuser mit den notwendigen Sparmaßnahmen auf einem schmalen Grat: Sollte die Qualität ihrer Produkte unter den notwendigen Kostenkürzungen merklich leiden, würde dies die Attraktivität als Werbeträger beeinträchtigen. Dadurch könnte die wirtschaftliche Basis Schaden nehmen, auch wenn die Werbeeinnahmen der Branche insgesamt wieder auf den alten Wachstumspfad zurückkehren.

In der Fernsehbranche kommt zur Werbekrise noch die Kirch-Insolvenz hinzu. Der Werbeeinbruch ist zudem für viele Sender wohl brisanter als für die Verlage. Einerseits haben sie neben den Spots keine andere Erlösquelle. Andererseits ist ihre Ertragskraft im Schnitt schwächer. Vor allem viele Spartensender waren schon vor der Krise defizitär, und auch der älteste deutsche Privatsender Sat.1 ist wirtschaftlich immer noch kein Erfolg. Die Werbeflaute und der Eigentümerwechsel bei den Kirch-Sendern - neben Sat.1 sind dies Pro Sieben, Kabel 1, der Nachrichtensender N24 und der Sportkanal DSF - könnten nun den Anstoß zu einer Marktbereinigung geben.

Der Kirch-Zusammenbruch wirft vor allem unter dem Gesichtspunkt der Anbietervielfalt in den deutschen Medien Fragen auf. Wer soll an die Stelle Kirchs treten? Bertelsmann scheidet als Käufer für die Sender weitgehend aus. Mit seiner RTL-Gruppe (bislang RTL, RTL 2, Vox und Super RTL) erreicht der Gütersloher Konzern bereits fast den gesetzlich maximal zulässigen Zuschauermarktanteil von etwa 30 Prozent. Weil es außer Bertelsmann keine weiteren potenten Fernsehunternehmen gibt, kommen aus dem Inland als Käufer nur Medienunternehmen in Frage, deren Geschäftsschwerpunkt bisher bei Zeitungen und Zeitschriften lag. So zeigen Springer und der Heinrich Bauer Verlag ("Bravo") ernsthaftes Interesse an der Kirch-Kerngesellschaft. Der Spiegel Verlag wird sich ihnen möglicherweise anschließen.

Sollten Springer und Bauer bei Kirch zum Zuge kommen, wäre dies wettbewerbs- und medienpolitisch problematisch: Dadurch würde der mit Abstand größte deutsche Tageszeitungsverlag gemeinsam mit einem im Zeitschriftenmarkt stark vertretenen Partner zusätzlich den führenden Privatfernsehanbieter kontrollieren. Dies wäre zwangsläufig eine Bedrohung für die Medienvielfalt: direkt wegen der weiter zunehmenden Konzentration von Meinungsmacht, indirekt wegen der entstehenden noch stärkeren Position auf dem Werbemarkt. Springer und Bauer würden zu dominierenden Anbietern von Werbeplätzen in Zeitungen, Zeitschriften und im Fernsehen. Dies könnte ihnen bei der Preisgestaltung einen bedenklichen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber anderen Medienhäusern verschaffen.

Springer und Bauer müßten zu Recht mit erheblichen wettbewerbspolitischen Widerständen bei den zuständigen Aufsichtsbehörden rechnen. Es gibt Alternativen: Ausländische Kaufinteressenten wie die Konzerne Sony (Columbia Tristar) und Viacom (MTV) oder der französische Sender TF1, die bisher in Deutschland kaum vertreten sind, hätten dieses Problem nicht.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2002, Nr. 184 / Seite 9
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 23.07.2002 um 14.34

»Zurück ins Jahr 1991 haben die Deutschen die Tageszeitungen katapultiert. Die Verkaufsauflagen sanken im ersten Halbjahr 2002 auf durchschnittlich 27,7 Mio pro Tag, 600.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Das sei das niedrigste Niveau seit 1991, so die IVW nach Auswertung der aktuellen Auflagenzahlen (...). Auch die Zahl der verkauften Publikumszeitschriften ging zurück: von 124,6 auf 122,1 Mio. Nur die Kundenzeitschriften legten zu.(hk)«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 21.07.2002 um 16.14

»Erst im August fallen konkrete Entscheidungen zu den Sparmaßnahmen bei der "Frankfurter Rundschau". Der "Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass die betriebsbedingte Kündigung von 20 bis 30 Redakteuren bereits beschlossene Sache sei. Diese Zahl wies "FR"-Chefredakteur Jochen Siemens als "Kaffeesatzleserei" zurück. Auch über die Aufgabe des Rundschau-Hauses in der Frankfurter Innenstadt sei noch nicht entschieden. Laut "Spiegel" spiele der Verlag mit dem Gedanken, nur eine kleine Mannschaft in der City zu lassen und den Großteil von Verlag und Redaktion am Druckstandort in Neu-Isenburg zusammenzuziehen. Für das Grundstück, auf dem das Haupthaus steht, könne der Verlag 50 bis 60 Mio Euro erlösen. Dieses Grundstück sei aber schon mit 12,8 Mio Euro beliehen. Außerdem werde der angekündigte Relaunch auf Eis gelegt. Im März hatte die "FR" eine Sparvorgabe von 20% angekündigt, die Berlin-Seite fiel den Sparmaßnahmen trotz Siemens Dementi zum Opfer.«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 18.07.2002 um 16.28

»Mit schwarzen Zahlen schließt M. DuMont Schauberg das Geschäftsjahr 2001 ab. Zwar schmolzen Umsatz und Gewinn auch bei dem Kölner Traditionsverlag gewaltig, unterm Strich blieben trotzdem 3,2 Mio Euro (Konzernüberschuss nach Steuern). 2000 wies DuMont noch einen Gewinn (nach Steuern) von 23,5 Mio Euro aus. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sank von 50,2 Mio Euro (2000) auf 15,5 Mio Euro. Ähnliche Tendenz beim Umsatz: Nahm DuMont im Ausnahmejahr noch 620 Mio Euro ein, verringerte sich der Umsatz im ersten Krisenjahr auf 583 Euro. Schuld ist die anhaltende Werbeflaute, DuMont verkaufte 2001 ca. 3.000 Anzeigenseiten weniger. Drohende Vertriebsverluste durch bröckelnde Auflagen von "Kölner Stadt-Anzeiger", "Kölnische Rundschau" (zusammen -1,9%), "Express" (-2,8%) und "Mitteldeutsche Zeitung " (-4,5%) seien durch Preiserhöhungen aufgefangen worden. Für 2002 sieht die Zukunft dennoch nicht rosig aus: Der Konzern rechnet vielmehr mit roten Zahlen und will deshalb das schon beschlossene Sparprogramm weiter beschleunigen. Insbesondere soll der Personalabbau bis 2004 fortgesetzt werden.(tp)«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 17.07.2002 um 07.26

Sonntagszeitung der F.A.Z. steigert Auflage

F.A.Z. FRANKFURT, 17. Juli. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat seit ihrem Start im September 2001 ihre Auflage kontinuierlich gesteigert. Die verkaufte Auflage hat sich in diesen neun Monaten um mehr als 20 000 auf 267 725 Exemplare im zweiten Quartal 2002 erhöht. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung selbst hat im zweiten Quartal den Auflagenrekord des Vorjahres nicht wieder erreicht und weist 397 666 (Vorjahr: 408 641) verkaufte Exemplare aus. Im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres ist die Auflage jedoch wieder gestiegen. Die Süddeutsche Zeitung erreichte in diesem Zeitraum eine Auflage von 443 244 (Vorjahr: 436 051) Exemplaren, allerdings nur durch eine Erhöhung der Sonstigen Verkäufe (zum Beispiel an Fluggesellschaften zu niedrigeren Preisen). Diese stiegen um 14 120 auf 49 558 Exemplare. Zum Vergleich: Die Sonstigen Verkäufe der F.A.Z. lagen bei 44 622 Exemplaren, das ist ein Rückgang um 6515. Die Tageszeitung "Die Welt" verkaufte im zweiten Quartal 235 521 (Vorjahr: 255 159) Exemplare, bei starken Rückgängen im Abonnement und nochmals erhöhten Sonstigen Verkäufen. Diese machen jetzt 60 816 Exemplare aus, ein Anstieg um 6128. Das Handelsblatt kam auf 143 006 (155 660) Exemplare und die Financial Times Deutschland auf 82 787 (72 433) Exemplare.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2002, Nr. 164 / Seite 9)
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Jörg Metes


eingetragen von Jörg Metes am 17.07.2002 um 07.25

Ich schlage vor, Nachrichten über Auflagenentwicklungen, Sparmaßnahmen, Eigentümerwechsel u.ä. alle in diesem Strang zu sammeln.
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Jörg Metes


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