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eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2023 um 05.58

Das Gefahrenpotential der Neuen Rechten
Von:
Daniela Wakonigg
22. Dez 2022

Eine "Kulturrevolution von rechts" ist das Ziel der Neuen Rechten. In seinem Buch "Intellektuelle Rechtsextremisten. Das Gefahrenpotential der Neuen Rechten" zeigt Politikwissenschaftler und Extremismusforscher Armin Pfahl-Traughber die aktuell wichtigsten Vertreter der Neuen Rechten sowie ihre Vordenker, Positionen, Strategien und ihr Gefahrenpotential auf...

... die Neuen Rechten der Gegenwart sind – ideologisch betrachtet – eigentlich nicht besonders "neu", so Pfahl-Traughber, sondern orientieren sich an sehr alten historischen Vorbildern. Überraschenderweise nicht vordringlich aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie man vielleicht vermuten könnte. Sie sind Anhänger der "Konservativen Revolution" der Weimarer Republik, einer "Gruppe von einzelnen Intellektuellen mit einer antidemokratischen und prodiktatorischen Zielsetzung".
...
Armin Pfahl-Traughber: Intellektuelle Rechtsextremisten. Das Gefahrenpotential der Neuen Rechten. Dietz 2022. 184 Seiten. 18 Euro.

hpd.de 22.12.2022

Also geht die von Links und Merkel angeheizte Propaganda gegen die einzige echte Opposition völlig fehl. Hier wirken keine „Nazis“, wie von Grün und Antifa bis Stegner und Schäuble behauptet. Auch der Vorwurf des „Prodiktatorischen“ bricht zusammen, wenn man nicht verschweigt, daß dort „direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild“ angestrebt wird. Die funktioniert jedoch nur, wenn man zugewanderte Eroberer- und Halsabschneider-Ideologien ausschließt. Das allerdings wird von den Deutschlandabschaffern wieder als „Rassismus“ skandalisiert.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.11.2022 um 17.37

Prof. Kutschera hat wieder ein Buch zu einem aktuellen Thema geschrieben:

„Der Corona-Wahn“
Schluss mit Virus-Angst, Ekel-Masken und Impf-Manie


https://youtu.be/hAoaI9Z_L_Q

Ob ihm nun wieder ein Prozeß angehängt wird wie beim Gendern?
Schließlich bewegt er sich größtenteils im eigenen Fachbereich.

Gewidmet hat er das Buch E.T.A. Hoffmann,
dem universellen Juristen, Schriftsteller und Komponisten,
der wie er vor 200 Jahren für die Geistesfreiheit eingetreten ist.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.10.2022 um 15.35

Der Geodät Wilhelm Filchner (1877 - 1957) war auch Forschungsreisender und Reiseschriftsteller. Er bereiste Innerasien und vor allem Tibet. Von ihm las ich vor 70 Jahren das Buch „Wetterleuchten im Osten“, erschienen 1928. Der Name eines Volksstamms ist mir im Gedächtnis geblieben. Filchner berichtet über eine geheime russische Militärexpedition 1902:

Bald gesellten sich auch mehrere Vertreter des Ngolok-Stammes hinzu, stramme, kraftstrotzende, braungebrannte Natursöhne mit scharfgeschnittenen, intelligenten Gesichtern und kurzgeschorenem Haar; einige trugen am Wirbel einen kleinen Schopf, der nahe der Haarwurzel büschelweise zusammengebunden war. Kinn und Oberlippe waren glatt rasiert; ein einziger Ngolok trug Vollbart. Die kräftigen, bloßen Arme waren durch Armreifen aus grünem Glas, die Finger durch Silberringe mit roten Steinen geschmückt. Die Adlernase gab dem Gesicht dieser Natursöhne ein martialisches Aussehen.
Eben wollte ich den Namen als Beispiel für den Gebrauch des Konsonanten „ng“, besser „ĝ“ oder „​ŋ“, als Anlaut im Tibetischen und Sumerischen vorführen, da sehe ich, daß er མགོ་ལོག (engl.Wiki) „mgo-log“ geschrieben wird. Er wird vom Übersetzungsautomaten mit „resale” übersetzt. Obwohl „mgo“ Kopf bedeutet, ist meine Vermutung „Kopfhändler" sicher unbegründet. Die stets naziwitternde Wikipedia wirft Filchner kaum etwas vor, dennoch wurde eine Wilhelm-Filchner-Schule in Wolfhagen 2020 in Walter-Lübcke-Schule umbenannt, weil sich das besser in der Erziehung gegen „Rechts“ verwenden läßt.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.11.2021 um 07.27

[Prof U. Kutschera:] Wie die "Freie Welt" am 22.10. 2021 berichtete ("AfD gegen Pubertätsblocker und chirurgische Eingriffe bei Minderjährigen") plant die sich formierende neue Bundesregierung, die Biologie des Menschen endgültig auf den Scheiterhaufen des sozialkonstruktivistischen Irrwegs zu verfrachten -- und das 150 Jahre nach "Darwin 1871"!

[Nach einer Würdigung der Leistungen Darwins auch für die Anthropolgie wirbt Kutschera für sein neues Buch, das auch den Feldzug der Gender-Mafia gegen ihn und die Erkenntnisse der Biologie darstellt:]

Seit über 150 Jahren wissen wir Biologen, dass es exakt zwei Geschlechter, männlich und weiblich, gibt, die über Produktion von Spermien bzw. Eizellen definiert werden -- plus seltene Fehlentwicklungen, die auch als "Disorders of Sexual Development" bekannt sind.

In einem gerade erschienenen, 588 Druckseiten und 88 Abbildungen umfassenden Buch mit dem Titel "Strafsache Sexualbiologie. Darwinische Wahrheiten zu Ehe und Kindeswohl vor Gericht" wird alles, was "Mann bzw. Frau" über Sex, Erotik, Liebe, Zeugung, vorgeburtliche und nachgeburtliche Entwicklung des Menschen, Ursachen der Homosexualität und Pädophilie, Frühsexualisierung, Kindes-Adoption durch Hetero- bzw. Homo-Paare, Vater- und Mutterentbehrung usw. wissen sollte, auf aktuellem Stand dargestellt.

Insbesondere die Frage, warum es nur 2 Geschlechter gibt, und wie diese im Verlauf der menschlichen Entwicklung herausgebildet werden, wird ausführlich behandelt. Der Hexenprozess gegen den Autor wegen angeblicher "Volksverhetzung" wird dargestellt, und schonungslos offengelegt -- ein spannender Gerichtsreport, der die Abgründe des deutschen "Rechtssystems" verdeutlicht!!

Das Darwinische Familienmodell -- mit Vater, Mutter und leiblichen Kindern -- wird ausführlich als optimale "Brutstätte" für den Nachwuchs vorgestellt. Alle sog. "Alternativen" werden abgehandelt und im Lichte der Biologie evaluiert-- sie sind ohne Ausnahme als Kindeswohl-gefährdende Menschen-Experimente zu bewerten!

[...]

Der eingangs erwähnte, von der FDP und den "Grünen" geplante Angriff auf die Biologie des Menschen, und damit die weitere, reaktionär-voraufklärerische Abschaffung der in unserer Stammesentwicklung herausgebildeten Darwinischen Vater-Mutter-Kind-Familie, muss verhindert werden: Zum Schutz unserer Kinder, die leider immer mehr zum sozialkonstruktivistischen Spielball (oft selbst Nachkommen-Loser) Politiker werden!

Buchhinweis zum Thema:

U. Kutschera (2021) Strafsache Sexualbiologie. Darwinische Wahrheiten zu Ehe und Kindeswohl vor Gericht. 588 S., 88 Abb., Verlag Tredition, Hamburg,Preis: 27,90, Euro,
Bestellung: tredition.de/autoren/ulrich-kutschera-37682/strafsache-sexualbiologie-paperback-165779/
--
Dr. Ulrich Kutschera Professor of Biology

http://www.evolutionsbiologen.de
freiewelt.net 22.10.2021


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.10.2021 um 15.58

Josef Kraus, (2021)
Der Deutsche Untertan.
Von der Entwöhnung des eigenen Denkens.

Langen-Müller, München.
[...]
Herr Josef Kraus hat ein exzellentes Buch publiziert, das den "typischen Deutschen" charakterisiert -- und begründet auch, warum diese angepasst- identitätslosen Zeitgenossen so sind, ohne dabei ins Polemische zu verfallen. Ich hoffe, dass dieses Werk viele Leser finden wird, und dem ein oder anderen deutschen "Duckmäuser" die Augen öffnet.

Webpage des Autors U. Kutschera:
http://www.evolutionsbiologen.de

Vollständiger Text bei freiewelt.net 30.9.2021

Mehr zum Buch wurde weiter unten im Juli schon gesagt. Leider haben beide Autoren nicht den Mut,die Macht oder den Willen, ihre Texte in der traditionellen Orthographie erscheinen zu lassen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.07.2021 um 07.42

Der deutsche Untertan.
Vom Denken entwöhnt
.
Langen - Mueller Verlag, Juli 2021,
352 Seiten, 24,00 €.

Leseprobe

Werden die Deutschen drei Jahrzehnte nach der einzigen erfolgreichen Revolution, die sie zustande brachten, nämlich der von 1989/1990, wieder zu einem Volk von Untertanen? Möchten sie dies gar? Der Verdacht liegt nahe, denn viele scheinen vergessen zu haben, dass die Befehlsempfänger des Volkes die Regierenden sind und nicht umgekehrt...

Wir sind mittendrin in dieser Erosion und mittendrin in einer (Selbst-) Delegitimierung des Staates … [Zitat Immanuel Kant] »... Daß der bei weitem größte Theil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben...«

... Jürgen Mirow schätzt, dass es 1600 im geschlossenen Siedlungsgebiet 19 Millionen Deutsche, 1650 nur noch 14 Millionen gab. Erst um 1800 werden wieder 20 Millionen erreicht. Nicht erst 1648 hatte eine Zeit der Verarmung und der Verrohung eingesetzt. Hans-Georg Jakob Christoffel von Grimmelshausen hat die Gräuel in seinem barocken Roman »Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch« (1668/69) sehr realistisch dargestellt.

Der Gymnasiallehrer und ehemalige Verbandsvorsitzende Josef Kraus war einmal Gegner der Rechtschreibreform. Gegen die Heyse-ss-Regel, die 90 Prozent der „Reform“ ausmacht, soll angeblich wissenschaftlich nichts einzuwenden sein. Das haben viele Angehörige der schreibenden Berufe verinnerlicht, um weiterhin ihrem Broterwerb nachgehen zu können. Wer noch traditionell schreibt, gerät schnell in den Verdacht, unerlaubt „rechts“ zu stehen.

Josef Kraus allerdings zählt in seinem Vorwort 32 andere Erscheinungen auf, die ihm in der gegenwärtigen Entwicklung Deutschlands nicht gefallen. So viel können die Deutschen und vor allem ihre Regierungen nicht falsch gemacht haben. Auch schreiblich zeigt er dann,
– »die Diskreditierung aller Positionen einen Millimeter rechts von Merkel als „rrrächts“« – daß er den „Kampf gegen Rechts“ nicht in der erwünschten Weise ernst nimmt. Das wird ihm sicher nicht verziehen werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.06.2021 um 12.34

Die Kandidatin
Roman


Hoffmann und Campe Mai 2021
Gebunden 208 Seiten, 22 Euro

Leseprobe

1

»Wollt ihr absolute Diversität?«, schreit ein junger Mann mit Vielfaltsmerkmal ins Megaphon.

»Ja!«, skandiert die Menge, klatscht und jubelt.»Ja!« Die Demonstrierenden lassen Ballons in Regenbogenfarben in Form eines D steigen. D wie »Diversity«. Alle großen linken Gruppierungen sind vertreten, Antirassismusaktivisten, Kapitalismusgegner, Migrantenorganisationen, Klimaschützer. In ihren Gesichtern stehen Zeichen von Wut und Anspannung, von jahrelangem Kampf. Auf der anderen Seite der Absperrung wettern die Gegner.
[...]
Wie zwei Kampfhunde an der Leine, bellend und fletschend und gerade so zurückgehalten, dass sie sich nicht zerfleischen, stehen sich links und rechts vor der Zentrale der Ökologischen Partei gegenüber. Es ist der Tag der Entscheidung. Nur noch wenige Minuten bis 18 Uhr, bis ihr Deutschland vielleicht ein anderes sein wird. Bis Sabah Hussein als erste Muslima zur neuen Bundeskanzlerin gewählt sein wird – oder auch nicht.
[...]
Die rechten Extremisten wüten. Sie nennen sich Heimatskämpfer, vermummte, bullige Gestalten,, die es vor allem auf Journalisten und Redaktionsgebäude abgesehen haben. Am Mittag halten plötzlich drei schwarzer Vans vor dem Redaktionshaus der Pfote, einem bekannten linken Presseorgan. Binnen Minuten stürmen voll vermummte Extremisten das Gebäude, legen Feuer, schlagen Journalisten zusammen. Einige Pfote-Mitarbeiter können sich im Konferenzraum verbarrikadieren, kauern unter Tischen und schicken über Twitter und Instagram Hilferufe nach draußen. Die Antifakämpfer und die muslimische Schariabrigade kündigen an, zur Unterstützung zukommen und die Heimatskämpfer zu vertreiben...

Im linken „Pfoten“-Original „TAZ“ schreibt Schreibers ARD-Panorama-Funkkollege Stefan Buchen:
2017 veröffentlichte Schreiber das Werk „Inside Islam“, das sich zum Sachbuch ungefähr so verhält wie „Die Kandidatin“ zum Roman. Ein Fachmann des Hamburger Verfassungsschutzes zerlegte es öffentlich... Wenn Constantin Schreiber nun die „Tagesschau“ liest, schwingt immer die Botschaft mit: Ein bisschen Ressentiment muss sein.
taz.de 10.6.2021

Im ebenfalls linken „Tagespiegel“ schreibt Joachim Huber:
... als Buchautor (u. a. des Bestsellers „Inside Islam – Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“), 2019 hat er die Deutsche Toleranzstiftung gegründet – seit Januar 2021 spricht er die Hauptausgabe der „Tagesschau“ um 20 Uhr... der 41-Jährige mit dem „Babyface“...
Wandelt Constantin Schreiber auf Eva Hermans Spuren?...
tagesspiegel.de 15.6.2021

(NB Duden 17.6.21:link Adjektiv – falsch, verkehrt, anrüchig, fragwürdig; nicht vertrauenswürdig … Gaunersprache“ – Im DWDS correctness-affin vermieden!)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.2021 um 11.07

2054 – Ein Jahr im Paradies der Genügsamkeit

... Die Handlung des Romans spielt in einer künftigen Ökodiktatur, in der Bedürfnislosigkeit zu einer hohen Tugend und Armut zur allgemeinverbindlichen Pflicht erklärt worden sind. Eine korrupte Oligarchie von Politeliten kaschiert ihren totalen Machtanspruch durch inflationären Gebrauch des Begriffes „demokratisch“.... Die junge Mathematiklehrerin Carlotta Bernbach versucht an der Primarschule, lernunwilligen Kindern ein paar Grundkenntnisse des Rechnens beizubringen ... Dabei hegt sie die verzweifelte Hoffnung auf Versetzung an eine weiterführende Schule. Doch die Aussicht darauf droht an ihrer Weigerung zu zerbrechen, sich eine Carbocard implantieren zu lassen. Schließlich geben unerwartete Ereignisse dem tristen Leben der Lehrerin eine überraschende Wendung...

Format: 14,5 x 21,5 cm
Erscheinungsdatum: 17.05.2021
Verarbeitung: Fadenheftung
Verlag: Kaleidoscriptum Verlag
Preis: 16,80 €
kaleidoscriptum-verlag.de

Der Autor muß ein Universalgenie sein:

Prof. Dr. Dr. Wulf Bennert, Studium der Geophysik und Physik in Freiberg und Jena. Tätigkeit am Institut für Physik der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, gründete 1990 ein inzwischen bedeutendes Unternehmen zur Gebäudesanierung und Denkmalspflege, setzte sich kritisch mit Fakten zu CO₂ und Treibhauseffekt auseinander, trat 2016 aus der Kirche aus, weil sie sich wie eine politische Partei aufführt und schrieb jetzt ein dystopisches Buch, das eine Ökodiktatur 70 Jahre nach „1984“ beschreibt.

Eine einleitende Leseprobe findet sich bei Vera Lengsfeld 6.6.21.

Vom drohenden fiktiven Gender-Neusprech gibt Frau Lengsfeld eine Probe bei „Freie Welt 11.6.21“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2020 um 03.56

Der Staat an seinen Grenzen.
Über Wirkung von Einwanderung in Geschichte und Gegenwart.


München, Langen Müller, 480 Seiten, 31. August 2020
Gebundenes Buch 26,00 €

Aus der ausführlichen Besprechung von Josef Kraus bei der „Achse des Guten“:
...
„Weltgeschichte der Einwanderung“

Der welthistorisch interessierte Leser wird im ersten Drittel des neuen Sarrazin-Buches auf seine Kosten kommen. Dort geht es um die „Weltgeschichte der Einwanderung“. Der Autor selbst nennt diesen Teil einen „Parforce-Ritt“ durch die Menschheitsgeschichte. Sarrazin menschheitsgeschichtlicher Rückblick reicht von der Wiege des „homo sapiens“ vor 200.000 bis 100.000 Jahren in Afrika über dessen Wanderungen nach Europa, Asien und Australien bis hin zu frühen Hochkulturen, vor allem in Ägypten und Israel. Über Rom und Athen kommt Sarrazin auf die Germanen zu sprechen. Dezidiert widmet er sich den Arabern und dem islamischen Kalifat. Er scheut sich nicht, deutlich zu machen, dass die ausgeprägteste Form von Sklaverei im islamischen Kulturkreis stattgefunden habe.

Zur Sprache kommen ferner Indien, China, Japan, das Osmanische Reich sowie die deutsche Ostsiedlung. Gegen den historisch korrekten Strich gebürstet ist dann vor allem Sarrazins Darstellung des Kolonialismus und seiner Folgen. Er schreibt: „Nach dem Ende der Kolonialzeit vor 60 Jahren bleibt die Entwicklung in Afrika, insbesondere in Subsahara-Afrika, deutlich hinter anderen ehemaligen Kolonialgebieten zurück.“ An späterer Stelle wird Sarrazin noch deutlicher: „Es hat sich ein ausufernder postkolonialer Diskurs etabliert, der die Opferrolle der ehemaligen Kolonien in den Mittelpunkt stellt, aber z.B. um die koloniale Vergangenheit des Osmanischen Reiches einen großen Bogen macht.“ Das sei eine „Ideologie, die unter Verzicht auf historische Trennschärfe die Vergangenheit zulasten der Europäer moralisieren will.“

Politisch brisant wird es im Buch später, vor allem ab dem „Einschnitt 2015“. Für Deutschland und Europa zieht Sarrazin die Schlussfolgerung: „Eine wirksame quantitative Begrenzung der Einwanderung aus Afrika und dem westlichen Asien ist für Deutschland und Europa eine vitale politische und gesellschaftliche Notwendigkeit. Für die Legitimation des demokratischen Systems kann sie zu einer Überlebensfrage werden.“ Und diejenigen, die etwa nach Deutschland einwandern wollten, müssten laut Sarrazin auch die Bereitschaft mitbringen, die in Deutschland geltende „Leitkultur“ zu verinnerlichen. Darüber hinaus fordert Sarrazin ein wirksames Grenzregime, eine Beschleunigung der Asylverfahren auf eine Dauer von maximal 30 Tagen, eine konsequente Abschiebepraxis sowie ein Zurück beim Asyl-Artikel 16 des Grundgesetzes hin zum Grundsatz, der bei dessen Einführung galt...

Alles in allem: Die Lektüre aller 480 Seiten von „Sarrazin Nummer 6“ samt der fast 700 Querverweise, Belege, Quellen usw. lohnt. Das Buch ist ein Feuerwerk an Fakten und Argumenten, die jeder braucht, der sich um dieses, das Land spaltende Thema kümmert oder der hier sachgerecht mitdiskutieren will. Hierfür ist das Buch sehr „hilfreich“...

achgut.com 31.8.2020


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.07.2020 um 17.04

Wie ich meine Zeitung verlor
Was falsch läuft im Journalismus

Das Neue Berlin,
Buch 15,– €
ISBN 978-3-360-01362-0

siehe auch:
https://www.eulenspiegel.com/verlage/das-neue-berlin/titel/wie-ich-meine-zeitung-verlor.html

Nach Knut Cordsen br.de 28.6.2020

Ein Buch, das Streit provoziert. Der preisgekrönte Reporter und Romancier Birk Meinhardt schildert in "Wie ich meine Zeitung verlor", warum er der Süddeutschen Zeitung den Rücken kehrte.

144 Seiten, mehr braucht Birk Meinhardt nicht für diese Geschichte, die seine ist und zugleich unser aller Geschichte. Es geht darin um das, was derzeit falsch läuft im Journalismus und warum gerade Medien, die doch beanspruchen, Mittler der Wirklichkeit zu sein, zu oft "Weglasser" und Ausblender derselben sind und deshalb fatalerweise "selber einen gehörigen Beitrag leisten zur Radikalisierung, die sich vor unseren Augen vollzieht. Wieso begreifen sie nicht, daß sie ohne Unterlaß mit erzeugen, was sie so dröhnend verdammen?"
Das Buch ist doch nicht etwa in der traditionellen Rechtschreibung veröffentlicht? Cordsen fährt fort:
So fragt nicht irgendwer, sondern ein zweifacher Egon-Erwin-Kisch-Preisträger, ein einstiges Aushängeschild der Süddeutschen Zeitung, der Seite-3-Reporter Birk Meinhardt. Er schreibt nicht mehr für dieses Blatt, er schreibt nun über dieses Blatt und über das, was ihm widerfahren ist in dieser Redaktion. "Wie ich meine Zeitung verlor. Ein Jahrebuch" nennt es Birk Meinhardt, der 1959 in der DDR zur Welt kam und kurz nach der Wende 1992 bei der SZ anfing...

Drei nie veröffentlichte Reportagen

Es war ein langer Prozess der Trennung. Tatsächlich fand sie endgültig erst 2017 statt – im Streit um einen Text, den die SZ so nicht drucken wollte...

Birk Meinhardt kommt aus dem Osten, und er hat noch gut im Ohr, mit welcher Begründung man damals bei der FDJ-Zeitung, für die er als Sportreporter schrieb, missliebige Artikel ablehnte: Das könnte dem Klassenfeind in die Hände spielen. Bei der SZ hieß es hingegen: Dieser Artikel könnte "von Rechten als Testat dafür genommen werden, dass sie ungerechtfertigterweise verfolgt würden", er könnte von ihnen für ihre Zwecke genutzt werden. Meinhardt druckt den inkriminierten Text so wie auch die beiden anderen nie publizierten Reportagen im Buch vollständig ab – so dass jeder sich selbst ein Bild von ihnen machen kann. Unverständlich, warum sie nie in die Zeitung fanden.

br.de 28.6.2020
Unverständlich auch, warum in der Süddeutschen damals zu Zeiten des Kampfes um die Rechtschreib„reform“ der Wunsch ihrer meisten Journalisten mißachtet wurde, die bewährte, traditionelle Rechtschreibung beizubehalten. Damals begann wohl auch der Abstieg, der der Zeitung den Spitznamen „Alpen-Prawda“ einbrachte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.06.2020 um 04.14



• Einband: Kartoniert / Broschiert
• Sprache: Deutsch
• ISBN-13: 9783837223552
• Erscheinungstermin: 22.5.2020
EUR 19,80

Klappentext
Die parlamentarische Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland ist gescheitert. An die Stelle der Fürsten sind die Parteien getreten. Sie haben die Staatsgewalt okkupiert. Artikel 20 Abs. 2 Satz 1 Grundgesetz - "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus" - ist eine Täuschung.

Alle Staatsgewalt geht nicht vom Volke oder dem vom Volk gewählten Bundestag aus, sondern von den etablierten Parteien und deren Führungsriege. Die Parteien haben sich die Entscheidungsbefugnis über die zentralen Bereiche des Staates - Parlament, Regierung, Justiz, Verwaltung - ohne Widerspruchsmöglichkeit durch das Volk angeeignet.

"Das Entscheidende ist, das dieser ganze Menschenapparat [...] oder vielmehr diejenigen, die ihn leiten, den Parlamentariern Schach bieten und ihnen ihren Willen ziemlich weitgehend aufzuzwingen in der Lage sind. [...] Das Versagen des Parlamentariers wird zum Schicksal von Staat und Volk."

(Max Weber, Politik als Beruf)

"Die Frage ist erstens, welche Wirkung überhaupt vom Volke ausgeht. Sie ist ungemein gering. Selbst die Wahlen sind keine eigentlichen Wahlen, sondern Akklamation zur Parteienoligarchie."

(Karl Jaspers, Wohin treibt die Bundesrepublik?)

Mein Kommentar: Anfang der fünfziger Jahre lehnte der sowjetische Außenminister Molotow die Forderung ab, in der gerade geschaffenen DDR die parlamentarische Demokratie nach westlichem Vorbild einzuführen, mit den Worten, das habe 1933 Adolf Hitler an die Macht gebracht. „Wir haben doch hier ein System, das das verhindert.“ (Ulbricht: „Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben!“) Ähnliches galt dann auch für die überwältigten sogenannten Volks„demokratien“.

Im Grundgesetz der Bundesrepublik stand und steht: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Aber die CDU weigert sich bis heute, den Passus, daß dies in „Wahlen und Abstimmungen“ zu geschehen habe, durch gesetzliche Regelungen mit Leben zu erfüllen. Beispielsweise ...

... Für die CDU „ließ Kanzlerin Angela Merkel mitteilen, sie halte Volksentscheide auf Bundesebene nicht für nötig. Das System der repräsentativen parlamentarischen Demokratie habe sich bewährt.“
BZ. 10.02.14
Das läßt sich leicht widerlegen: 20 Jahre lang haben alle Umfragen ergeben, daß die Bevölkerung die nichtsnutzige Rechtschreibreform ablehnt. Durch schmutzige Tricks, Kumpanei von Medienmagnaten und Politik und durch die Annullierung eines Volksentscheids wurde der mehrheitliche Wille des Volkes mißachtet und ausgeschaltet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.11.2019 um 06.46

Die Kunst, kein Egoist zu sein
Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält


EAN: 9783442312184

Gebraucht - Gut 3,97 € - medimops.de

Meine Frau hat das Buch, fast zehn Jahre alt, gerade durchgelesen. Gestern abend erzählte sie mir, es läse sich wie von einem anderen Stern. Alle Probleme, unter denen die Welt heute leidet, kämen darin kaum vor. Aber Precht vermißte schon damals eine echte Opposition im Parlament.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2019 um 08.22

Was heißt hier »wir«?
Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten


Reclam Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783150196199
Kartoniert, 60 Seiten, 6,00 EUR

Klappentext
Am 23. November 2018 hielt Heinrich Detering eine aufsehenerregende Rede über die Rhetorik der parlamentarischen Rechten, deren erweiterte Fassung hier vorliegt. Mit literaturwissenschaftlicher Präzision zeigt Detering, wie der Anspruch, im Namen "des Volkes" zu sprechen, in totalitäre Ermächtigungsvorstellungen führt. ...

Rechtschreibung: 40 Seiten reiner Detering-Text (ohne Nachwort und Literaturangaben), etwa 7500 Wörter – „Reform“: 44 Prozent nichtsnutzige „dass“, 56 Prozent sonstige „Erleichterungs-ss“; „im Nachhinein“, die „als Erste“ ihre Heimat verlieren; traditionelle Schreibungen: von neuem, standhalten; in Zitaten vereinzelte traditionelle ß.

Detering hatte seinerzeit noch die Gemeinsame Erklärung von 700 Professoren und Professorinnen der Sprach- und Literaturwissenschaft gegen die „Rechtschreibreform“ unterschrieben, ist dann aber doch karrierebedingt zu Kreuze gekrochen:

Nach Ansicht ihres neuen Präsidenten Heinrich Detering soll sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Zukunft einem breiteren Publikum öffnen. Es sei "sehr schade", dass die Akademie in den vergangenen Jahren vor allem als Mitstreiterin in Fragen der Rechtschreibreform öffentlich wahrgenommen wurde, sagte Detering. "Das kann nicht alles sein." hier
In seinem Bändchen verwischt Detering bewußt den Unterschied zwischen politischer Kampfrede und schöngeistiger Erbauungsliteratur, um im Kampf gegen „Rechts“ mitschwimmen zu können. Die Ausgabe als Reclambändchen läßt vermuten, daß auch an die Indoktrination von Schülern gedacht ist.

Schon der Titel zeigt unlautere Absichten. „Was heißt hier »wir«?“ Das soll andeuten, daß die „Alternative für Deutschland (AfD)“, gegen die es ausschließlich geht, nur mit 12 Prozent der Wählerstimmen im Bundestag sitzt, also nicht berechtigt sei, für das Volk zu sprechen.

Tatsache aber ist, daß sich gleich nach der Wiedervereinigung in einer Allensbach-Umfrage 65 Prozent der befragten Deutschen gegen eine Masseneinwanderung ausgesprochen haben, wie noch 2000 Edmund Stoiber (CSU) – und wie wichtige Mitglieder der CDU noch heute, z.B. der Ex-Verfassungsschutzpräsident Maaßen.

Diese seither mißachtete Mehrheit sind „Wir“. Die laufende Umerziehung und Umvolkung hat gegen den ursprünglichen Volkswillen die Mehrheitsverhältnisse geändert. Aber noch 2017 stellte die Özoguz/FES-Kommission fest:
„Es gibt offenkundig keine klare Akzeptanz sowohl von Einwanderung als auch von Vielfalt“.
Am Ende des Deteringschen Buches steht der Satz:
Gaulands Sprache ist hier wahrhaftig nicht die Sprache Goethes und Fontanes. Sie ist bloß der schlecht verkleidete Jargon von Gangstern
Der feinsinnige Demagoge Detering verkennt bewußt, daß Politiker im Angesicht eines Notstandes zu schlagkräftigeren Worten greifen müssen als deutsche Dichter.

Alexander Gauland hatte auf das Wort der SPD-Staatsministerin mit deutschem und türkischem Paß, es gebe außerhalb der Sprache keine deutsche Kultur, mit dem Wunsch reagiert, sie nach Anatolien „zu entsorgen“. (Dazu dieser Text).

Özoguz und ihre SPD wollten auch den Satz
„Die Bundesrepublik ist ein vielfältiges Einwanderungsland“ ins Grundgesetz schleusen – ein übles Ansinnen, denn jeder, der das ablehnt, wäre dann zwangsläufig ein Verfassungfeind geworden.

Auf Seite 22 verdreht Detering in seiner „Expertise“ Gaulands (überflüssige) Bemerkung, daß die Deutschen stolz auf die Leistungen der Wehrmacht sein könnten und fälscht in sein eigenes Gedankenexperiment etwas hinein, was Gauland bewußt ausgeklammert hat:
„wenn auf der einen Seite die britische Armee im Zweiten Weltkrieg stünde und auf der anderen die deutsche Wehrmacht; dann würde sie besagen, dass die Leistungen in der Niederschlagung des Nationalsozialismus ebenso bewunderungswürdig seien wie die Taten der Kämpfer für den Nationalsozialismus selbst...
Die meisten Soldaten haben nicht „für den Nationalsozialismus“ gekämpft, sondern gekämpft, weil sie zwangsweise eingezogen wurden, wie mein Vater, der dabei umgekommen ist. Vielleicht haben sie zum Schluß noch dafür gekämpft, daß nicht 12 Millionen Deutsche von ihrer Heimat „befreit“ werden (S.25). Gauland hatte ausdrücklich den Namen Hitler ausgespart, aber Detering möchte unbedingt noch eine Perfidie loswerden:
Oder ... es stünde, falls es beim Vergleich historischer Personen bleiben sollte, auf der einen Seite der Oberbefehlshaber Winston Churchill und auf der anderen Seite Adolf Hitler. (Nebenbei bemerkt: AfD-Kritikern wird manchmal vorgeworfen, zu rasch mit Begriffen wie Faschismus oder Nazis bei der Hand zu sein. Ich möchte gern dagegenfragen: Wo sollte man diese Begriffe bei der Hand haben, wenn nicht hier?)
Nazi“ – das ist seit 1945 die schlimmste denkbare Beleidigung. Sie heißt übersetzt: „Rechtfertiger nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Massenmorde – Befürworter desgleichen für die Zukunft“. Leider ist sie im Gegensatz zum schlichten „Arschloch“ bisher nicht strafbar. Der linken Mafia ist gelungen, das Wort durch inflationären Gebrauch zu einer bloßen, beliebig berechtigten Meinung herabzustufen, wobei auch der Unterschied zwischen Nationalist und Nationalsozialist verwischt wird.

Die übrigen Einlassungen Deterings zu Höcke usw. kann man übergehen. Sie sind hier und da schon genügend widerlegt worden; siehe auch Vogelschiß.

Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß Detering als literaturwissenschaftlicher „Christian Wulff“ im Schafspelz versucht, die Deutschen mit dem Islam zu versöhnen (S. 44), indem er auf Goethes romantische Aneignung der mohammedanischen Gottesphantasien und seine arabischen Schreibversuche der letzten 114. Sure des Korans hinweist, die durch Kürze und Unklarheit Tiefsinn vortäuscht.



eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2019 um 04.38

Die Wiege des Islam.
Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen.

Aus dem Englischen von Rita Seuss.
Verlag C. H. Beck, München 2019.
160 S., 2 Karten, 5 Abbildungen, 22 Euro
ISBN 978-3-406-73401-4

Titel der englischen Originalausgabe: «The Crucible of Islam» Zuerst erschienen 2017 bei Harvard University Press, Cambridge, MA, und London Die Arbeit der Übersetzerin an diesem Buch wurde vom Deutschen Übersetzerfonds gefördert...
(...weswegen wohl auch alle Albernheiten der Rechtschreib„reform“ beachtet werden mußten.)

Leseprobe

Prolog
Die Religion, in deren Namen die arabischen Heere in der ersten Hälfte des siebten Jahrhunderts die Arabische Halbinsel verließen und binnen weniger Jahrzehnte Palästina, Nordafrika und Syrien eroberten, ist bis heute eine starke Kraft in der Weltpolitik. Woher diese Kraft kam, liegt heute genauso im Dunkeln wie damals, und der tendenziöse Charakter der meisten Quellen, die über diesen großen Umbruch berichten, war für Historiker ebenso hinderlich wie ihre eigenen Vorurteile. [...]

Drei neuere Bücher veranschaulichen das Dilemma, mit dem jeder konfrontiert ist, der sich mit dem Schmelztiegel beschäftigt, in dem der Islam geformt wurde. Auch wenn kaum ein Zweifel daran besteht, dass dieser Schmelztiegel im Nordwesten der Arabischen Halbinsel lag, trugen Kontakte zwischen dieser Region und den benachbarten Kulturen Palästinas, Himyars, Äthiopiens und Persiens unweigerlich dazu bei, ein explosives Gemisch zu schaffen. Dasselbe gilt für die Traditionen des Polytheismus, der hier seit Langem heimisch war, aber auch für die jüdischen und christlichen Gemeinden jüngeren Datums, deren Entwicklung von Feindseligkeit und blutiger Gewalt geprägt war. [...]

Donners Lesern ist schnell aufgefallen, dass seine Darstellung der islamischen Ursprünge eine erste Generation von Muslimen porträtiert, die weit weniger bedrohlich wirken, als es den Juden und Christen jener Zeit und den meisten Historikern seither erschien. Dabei übersieht er keineswegs die zahlreichen Zwistigkeiten und blutigen Ausei-

10 prolog
nandersetzungen der Gläubigen mit Anhängern anderer Religionen, aber auch mit vielen aus ihren eigenen Reihen. [...] Dies hat in vorbildlicher Weise Maria Conterno in ihrer Analyse der Quellen getan, die Theophanes’ Darstellung der beiden Jahrhunderte vor seiner Zeit zugrunde lagen. Die bei Weitem umfangreichste, gründlichste und am sorgfältigsten dokumentierte Darstellung der Anfangsjahre des Islams ist das dritte der jüngst erschienenen Bücher. Aziz al-Azmehs The Emergence of Islam in Late Antiquity hat aufgrund seines immensen Umfangs und seiner Tiefe in der modernen Forschung nicht seinesgleichen.

Beck Leseprobe

Aus der Besprechung in der NZZ:

Der Rückzug der arabischen Götter – wie ist der Islam entstanden?
Lange verehrte die Bevölkerung auf der Arabischen Halbinsel mehr als einen Gott. Der Historiker Glen W. Bowersock untersucht, wie sich dort der Monotheismus durchsetzen konnte – und warum sich ausgerechnet Mohammeds Glaubenslehre verbreitete.

Philipp Hufschmid

Die Muslime bezeichnen den Zustand vor der Verbreitung des Islam als Jahiliya – die Zeit der Unwissenheit. Und auch aus Sicht von Archäologen und Historikern hat diese Bezeichnung einiges für sich, ist doch über die Spätantike auf der Arabischen Halbinsel vergleichsweise wenig bekannt. Zwar konnten seit der Jahrtausendwende dank Ausgrabungen und neu entdeckten schriftlichen Zeugnissen einige Wissenslücken geschlossen werden. Doch sind viele Fragen zur Zeit vor der Auswanderung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina im Jahr 622 unserer Zeitrechnung offen.

In seinem Buch «Die Wiege des Islam» sucht der renommierte Historiker Glen W. Bowersock nach Antworten. Der emeritierte Professor für Alte Geschichte am Institute for Advanced Study in Princeton will «einen Einblick in das chaotische Umfeld» geben, das den Islam möglich machte, und zu «einem besseren Verständnis seiner Entstehung beitragen».
[...]
Bowersocks Buch liefert einen ausgezeichneten Überblick über die Zeit, die zur Wiege des Islam wurde. Und er zeigt die beachtlichen neuen Erkenntnisse, die dank den in den vergangenen Jahren entdeckten Quellen gewonnen wurden. Diese Fortschritte lassen hoffen, dass das Wissen über die Arabische Halbinsel in der Spätantike weiter zunehmen wird.

nzz.ch 27.7.2019


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.06.2019 um 07.38

Ist die Schule zu blöd
für unsere Kinder?


ROWOHLT · BERLIN
1. Auflage Juni 2019, 22 €
Copyright © 2019 by Rowohlt · Berlin Verlag GmbH, Berlin
ISBN 978 3 7371 0053 3

Klappentext
Jürgen Kaube ist Herausgeber und Bildungsexperte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" - und Vater von zwei Töchtern. Aus dieser doppelten Erfahrung heraus formuliert er eine provokante These: Die Schule, wie sie jetzt ist, ist eine Fehlkonstruktion. Sie bringt den Kindern oft nur bei, was diese weder brauchen noch verstehen - und zuverlässig fast komplett wieder vergessen. Schlimmer noch: Die Schule reagiert dabei viel zu stark auf immer neue Anforderungen, die von außen an sie gestellt werden. Die Digitalisierung des Klassenzimmers ist genauso Unsinn, wie es die Rechtschreibreform oder das Sprachlabor waren. Was jetzt gebraucht wird, sagt Kaube, ist eine Reduktion auf das Wesentliche: Kinder sollen denken lernen, darum und nur darum geht es in der Schule. Heute bringt sie ihnen vor allem bei, was leicht abgefragt werden kann. Und das ist das genaue Gegenteil von denken lernen, Urteilskraft und Weltverständnis. Daraus leitet Kaube ebenso klare wie unbequeme Forderungen ab, die die Bildung unserer Kinder von unsinnigen Zwängen befreien. Ein Plädoyer für eine Schule, die wirklich schlau macht.

Leseprobe (das erste Kapitel):
https://www.rowohlt.de/download/file/row_upload/4651471/LP_978-3-7371-0053-3.pdf

(Fett redaktionell)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.05.2019 um 17.04

Seit 40 Jahren lebt der Schriftsteller und Maler Günter Kunert nach seiner Ausreise aus der DDR im 78-Seelen-Ort Kaisborstel bei Itzehoe, abgelegen am Feldrand in der ehemaligen Schule. Seinen DDR-Roman „Die zweite Frau“ von 1976 hat der Schriftsteller, der am 6. März 90 Jahre alt [wurde], vor drei Jahren zufällig im Keller wiedergefunden. Ein Gespräch über das Leben in Ost-Berlin, die Biermann-Resolution und ein Essen mit Günter Grass...

Was hat Sie dann aufs Dorf nach Schleswig-Holstein verschlagen?

Ich wollte in den Norden, ich bin kein Bergfreund. Ein Hamburger Freund hatte ein Haus bei Itzehoe gemietet, dann haben wir die ehemalige Schule gekauft. Die Kisten kamen erst mal in den Keller, ich hab die auch gar nicht mehr angerührt.

Sie haben auch nie an den Roman gedacht?

Nein, wirklich nicht. ... Er sah furchtbar aus. Mit Maschine geschrieben und ganz viel reingekritzelt. Ich habe ihn zum Abschreiben gegeben und war neugierig, ob er was taugt. Dann habe ich drin geblättert und fand es von der Zeit nicht zernagt und vielleicht ganz interessant. Der Hanser-Verlag wollte den Roman nicht drucken. Dann habe ich ihn zu Wallstein gegeben, zwei Tage später hatte ich den Vertrag.

Haben Sie etwas geändert?

Kein einziges Wort. Auch der Titel ist geblieben.

[Aber leider nicht die Rechtschreibung. 2006 hatte er noch eine Resolution gegen die „Reform“ unterschrieben. Günter Grass hat an anderer Stelle ebenfalls unterschrieben, aber auch verfügt, daß seine Werke nie verändert werden dürfen. – Kunert hat noch andere Erinnerungen an Grass:]

Günter Grass hat sich ja gegen eine Wiedervereinigung positioniert.

Grass war im Grunde ein realitätsblinder Mann. Wir haben uns zwar öfter gegenseitig besucht, bis zum Mauerfall. Ich habe mich gefreut, er überhaupt nicht. Das war der Bruch in unserer Beziehung, von da an war ich sein Feind. Wir haben kein Wort mehr miteinander gesprochen.

Sie kannten sich ja schon seit Ostzeiten.

Es gab ja in Ostberlin einen kleinen Klub von Schriftstellern, wir lasen uns gegenseitig Manuskripte vor. Grass kam auch öfter dazu.

Wie haben Sie ihn damals erlebt?

Sehr eitel. Eine Diva ist nichts dagegen. Einmal wollte er unbedingt Kutteln kochen. Die gab’s ja gar nicht in der DDR. Aber als ich dann zum Schlachter ging, hingen da plötzlich Kutteln, das ist der Magen von Wiederkäuern. Also war man vorher bestens informiert. Die sahen ekelhaft aus, wie so ’ne poröse Haut. Meine Frau hatte vorher vorsichtshalber noch eine Gulaschsuppe gekocht. Grass kam in die Küche, sah die andere Suppe und beschwerte sich: „Dann bin ich hier ja völlig überflüssig.“ Er hat die Kutteln dann gekocht und alle mussten probieren. Die Gesichter! Dieses schuhso[h]lenartige Zeug schmeckte überhaupt nicht.

Und keiner hat sich getraut, das abzulehnen?

Natürlich nicht. Und dann kam meine Frau mit der Gulaschsuppe und die Begeisterung war groß. Nur er war den ganzen Abend gekränkt.

goettinger-tageblatt.de 5.3.2019


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.11.2018 um 14.02

Forscher aus Leidenschaft
Gedanken eines Vernunftmenschen

Ullstein Verlag Berlin, 2018, 524 S.,
ISBN 978-3-550-05026-8, 26,00 Euro

Die Orignalausgabe erschien 2017 unter dem Titel
Science in the Soul. Selected Writings of a Passionate Rationalist
Bei Penguin House, New York


Aus der Leseprobe ...

Allgemein herrscht die Vorstellung, Physiker würden sich häufiger selbst als religiös bezeichnen als Biologen. Dafür gibt es sogar statistische Belege von den Mitgliedern der Londoner Royal Society und der US-amerikanischen National Academy of Sciences. Wenn man bei solchen Elitewissenschaftlern genauer nachfragt, so stellt man fest, dass selbst die zehn Prozent, die sich zu irgendeiner Form von Religiosität bekennen, in den meisten Fällen nicht an Übernatürliches glauben: Es gibt für sie keinen Gott, keinen Schöpfer, kein Streben nach einem Jenseits...

Rezension beim hpd 22.11.2018


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2018 um 05.30

Feindliche Übernahme
Wie der Islam den Fortschritt behindert
und die Gesellschaft bedroht

FBV, München 2018,
496 S. 24,99 €

Erwartungsgemäß wird das Buch in den einschlägigen multikultursüchtigen Medien zerrissen – zunächst wegen nichtiger sachlicher Fehler. Die sind sicher dem überhasteten Lektorat geschuldet, nötig nach der vertragswidrigen Weigerung von Bertelsmann, das Werk zu drucken und nach dem Umstieg auf den sicher weniger kompetenten FinanzBuch Verlag.

Eine Sonja Zekri von Heribert Prantls Alpen-Prawda findet Rechtschreibfehler: „djimmi“ statt „dhimmi“, die Transkription des stimmhaften arabischen Ti-Ejtsch, für „Schutzbefohlene“, eine euphemistische Übersetzung für geduldete, zwangsabgabenverpflichtete Andersgläubige.

Die islamnahe Islamwissenschaftlerin Johanna Pink ist entsetzt (zeit.de), daß in dem Buch von 113 Koransuren gesprochen wird, wo es doch 114 sind. Darüberhinaus habe Sarrazin die Vielfalt der islamischen Strömungen nicht beachtet. Den Vorwurf literaturfeindlicher Abschottung der Geschlechter will sie mit Verweis auf den (leicht pornographischen) Originaltext von „Tausendundeine Nacht“ entkräften. Das aber ist über tausend Jahre her und stammt eher aus dem persischen Raum.

Vielleicht ist es ein wirklicher Mangel, wenn Sarrazin die Qualitäten der einstigen Baukunst und Wissenschaft unter dem Islam nicht erkennt. Aber die sind lange vorbei. Nichts davon kann Deutschland noch bereichern, außer mit nachgebauten eklektischen Korankraftwerken.

Wichtig sind vor allem Sarrazins statistische Untersuchungen der Gegenwart, und da wird er kaum Fehler gemacht haben. Die Ergebnisse der unguten Massen-Ein- und Unterwanderung sind ja täglich in den europäischen Städten sichtbar. Vor allem Unterschichten haben Deutschland heimgesucht.

Den Multikulti-Apologeten stößt jedesmal Sarrazins biologistische Sichtweise übel auf, und die gilt sogleich als nazihaft. Seltsamerweise wird in den Trivialmagazinen unbefangen über Penislängen der Völker diskutiert, aber die Intelligenz ist ein Tabu. Der Marburger Psychopathologe Prof. Detlef H. Rost stellte dazu fest: „Ob es Unterschiede zwischen Ethnien gibt, ist ein weithin erforschtes Feld... Leider ist es nicht möglich, darüber vernünftig zu diskutieren." spiegel.de 6.5.13

Das Schlimmste aber ist: Europa hat sich mühsam vom religiösen und ideologischen Aberglauben freigekämpft. Die Gefahr ist groß, daß das alles durch eine frühmittelalterliche Großsekte mit starker Neigung zur Menschendressur wieder ausgelöscht wird. Wir Deutschen müßten eigentlich besonders hellhörig sein. Durch den ideologischen Größenwahn eines „Führers“ und natürlich die Mißgunst des ideologischen Gegners haben wir ein Viertel unseres Staatgebietes verloren. Bald könnte ein weiteres Viertel Deutschlands bevölkerungsmäßig vom Islam eingenommen sein. Der Einwurf von Sarrazins Parteifreund Buschkowsky „das glaube ich nicht“ wird mit jedem Tag widerlegt.

Ich werde das Buch nicht kaufen. Die Schilderung des Islams brauche ich nicht, und die Zukunftsvisionen Sarrazins sehe ich seit 1982 in jeder Großstadt und jeder Zusammensetzung ihrer Schulklassen bestätigt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.08.2018 um 06.10

Die Destabilisierung Deutschlands
• ISBN: 9783864455902
• Kopp Verlag 2018
• 336 Seiten, gebunden 22,99 €

Analyse des Skandals im Fall des islamischen Attentäters Anis Amri u.a. durch den ehemaligen Polizisten Stefan Schubert .

Das rechte Portal Pi-News schreibt dazu:

Ein breit angelegtes Kartell aus linksideologischen Buchhändlern boykottiert den Spiegel-Bestseller beim Filialverkauf, was sich direkt – wie beschrieben – auf die Ermittlung der Rangfolge der einstmals renommierten Spiegel-Bestellerliste auswirkt. ...
Die vom Marktforschungsdienstleister media control für die Ermittlung der Rangfolge der Spiegel-Bestsellerliste verantwortlichen Mitarbeiter haben den Enthüllungsbericht der PI-NEWS-LESER daraufhin leider nicht zum Anlass genommen, um sich für die Aufdeckung des Mißstandes herzlich zu bedanken...
pi-news.net 21.8.2018
Die PI-Leute sollten ruhig noch etwas mehr Mut in der Anwendung der traditionellen Rechtschreibung aufbringen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2018 um 09.06

Einer der Herausgeber eines neuen Buches über Spengler, Max Otte, schreibt über Spenglers monumentales Werk:

Spenglers Diktion, sein Pathos und seine Bestimmtheit beeindrucken entweder, oder sie verschrecken. Gleich der erste Absatz seines Werks tönt wie ein Paukenschlag:

„In diesem Buch wird zum ersten Mal der Versuch gewagt, Geschichte vorauszubestimmen. Es handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die heute auf diesem Planeten in Vollendung begriffen ist, der westeuropäisch-amerikanischen, in den noch nicht abgelaufenen Stadien zu verfolgen.“

Das Buch ist voll solcher Passagen, die vor Kraft und Selbstbewusstsein nur so strotzen. Es weist auf 1195 Textseiten nur wenig Längen auf und vermag über weite Strecken zu fesseln. Wer so schreibt, ist entweder ein Genie oder ein Größenwahnsinniger. Vielleicht auch beides.

Was soll man zu einem Denker sagen, der als einer der ersten den Eurozentrismus überwand und dafür plädierte, jede Kultur an ihren eigenen Maßstäben zu messen, das Ende der allgemeinen Wehrpflicht ungefähr für das Jahr 2000 voraussagte, etwa gleichzeitig die Demokratie enden und danach ein Weltimperium entstehen sah, der das „Aufkommen eines neuen Kalifats“ befürchtete, und der als erster die Umweltzerstörung als neues Grundproblem der Menschheit thematisierte? Der 1919 vorhersagte, dass im 21. Jahrhundert entweder der Finanzkapitalismus, oder aber ein autoritärer „preußischer Sozialismus“ die Welt dominieren würden, ohne Möglichkeit für einen Kompromiss oder für Mischformen, wie es zum Beispiel die „Soziale Marktwirtschaft“ wäre? Der eine „farbige Weltrevolution“ vorausahnte und eine „zweite Religiosität“ entstehen sah, welche das rationale Denken der westlichen Menschen verdrängen würde? Der 1931 die Diffusion der vormals abendländischen Technik und Wissenschaft über den ganzen Globus befürchtete?

Muss man einen solchen Denker nicht einen „Seher“ nennen?...

amazon.de 30.4.2018

Bei „Freie Welt“ wird der Band über Spengler ...

David Engels / Max Otte / Michael Thöndl (Hgg.), Der lange Schatten Oswald Spenglers. Einhundert Jahre Untergang des Abendlandes, Berlin, Manuscriptum, 2018, 176 p.
... durch die Redaktion (an) erstaunlicherweise in bewährter Rechtschreibung rezensiert. Das ist uns für das genannte Buch bisher nicht bekannt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.04.2018 um 05.14

Maurice Maeterlinck, belgischer Dichter und Schriftsteller des Symbolismus, Schöpfer der Dichtung „Pelleas und Melisande“, von Debussy als Oper komponiert, Literatur-Nobelpreisträger von 1911, war auch ein hingebungsvoller Bienenzüchter. 1901 erschien sein Werk „Das Leben der Bienen“, das heute noch von Imkern und Wissenschaftlern (Lars Chittka) bewundert wird. Nur die späteren Erkenntnisse Karl von Frischs fehlen noch.

Ich habe mir jetzt ein Exemplar von 1906 besorgt – ein poetisch-philosophischer und zugleich wissenschaftlicher Text, ca. 250 Seiten in Antiqua. Die Rechtschreibung ist eine Überraschung: Übersetzer (F. von Oppeln-Bronikowski) und Verlag (Diederich) verwenden noch die ß-losen, dudenfreien Schreibweisen vor 1900, wie sie neben dem ſs-Gebrauch für Antiqua seit etwa 1800 häufiger wurden. Jedoch treten die häßlichen Dreifach-s (sss) nicht auf: „Haselnussträucher“, „Masstab“, „Schlusstein“, „Grosstadt“. Störend ist mitunter, wie in der heutigen „Reform-“ und Schweizer Orthographie, die mangelnde Markierung des Schlusses innerhalb eines zusammengesetzten Wortes: „Fussenden“ (und bei uns seit 1996: „Schlosserhaltung“).

Ungewohnt, aber nicht störend ist das alte „th“: „er thut“, „Thätigkeit“, „Thorwache“, „Blüthen“.

Die erst seit der Rechtschreib„reform“ von 1996 erpreßte sprachverbrecherische Verstümmelung des „Rauhen“ gibt es selbstverständlich nicht: „an der rauhen Oberfläche“ (S.138), „nordwärts wird das Klima zu rauh“ (S. 189).

Auch die klippschulhafte Großschreibung der 96er „Reform“ findet man nicht: „er war der erste“, „nichts ähnliches“, „zu eigen machen“, „im allgemeinen“ (S. 48), „zu gunsten“, „von neuem“, „Im übrigen ist sie von Kopf zu Füssen voll entwickelt“ (S. 134), „vor kurzem“ (S. 245), „Er macht reich arm und arm reich“ (S. 12). Wie man das heute wohl schreiben soll?

Allerdings wird von einer Betonungsgroßschreibung mitunter Gebrauch gemacht: „Blicke des Anderen“ (S.10), „wie Viele es gethan haben“ (S. 94), „fast Alles, was besteht“ (S. 102). Bei der „recht“-Schreibung besteht eine gewisse Unsicherheit – wie heute wieder: „Und wer hat recht“, „das Leben ... gibt ihr jederzeit Recht.“ (beide S. 159).

Die dumme neue Getrenntschreibung häufiger Wortbildungen findet man nicht, obwohl sonst damit freier umgegangen wird: „ebensoviel“, „ebensowenig“, „jedesmal“, „soviel“. Die (inzwischen schon abgebremste) neue Radikaltrennung ist den Sprachästheten fremd: „segenspendende Stunden“, „honigspendende“ oder „honigtragende Pflanzen“ (100/101), „fleischfressende Pflanzen“.

In der Umlautschreibung weiß man noch, daß „überschwenglich“ (S. 122) mit „schwenken“ und „schwingen“ zu tun hat. Bei „Geberde“ ist das „ä“ auch noch nicht angekommen. Dagegen erscheint „mit Hülfe“ heute atavistisch.

Die fast einzige sinnvolle Neuerung unserer heutigen „Reform“ findet sich auch damals schon: „in Bezug auf den Intellekt“ (S. 253)


PS 4.5.: Meine Tochter per Postkarte: „... lieben Dank für das wundervolle Buch... So ist es also, wenn ein Dichter ein wissenschafliches Werk schreibt... Laß es Dir gutgehen! ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2018 um 11.34

Munin oder Chaos im Kopf
Roman

S. Fischer
EUR 16,99

Schade, daß sich Frau Maron von einer bekennenden Gegnerin der Rechtschreibreform zur Fatalistin wandelte, sicher auch unter dem wirtschaftlichen Druck des Verlages, obwohl andere besser standgehalten haben.

Eine Rezension gibt es von Thorsten Hinz in der „Jungen Freiheit“. Vorsicht, die Zitate sind, wie dort üblich, auf traditionelle ß umgestellt!

Leben in der Vorkriegszeit


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.04.2018 um 20.23

Für meine zweite, oder je nach Zählung, dritte Tochter, eine begeisterte Bienenfreundin, suchte ich das Buch und fand, daß es wieder vom Unionsverlag angeboten wird:

Maurice Maeterlinck, zu seinen Lebzeiten gefeierter Nobelpreisträger für Literatur, hat selbst Bienen gezüchtet und erforscht. Sein erstmals 1901 erschienenes Buch Das Leben der Bienen fand in zahlreichen Sprachen weiteste Verbreitung und gilt unter Fachleuten und Imkern bis heute als gültige Darstellung. Sachlich und präzis, aber mit berückender Sprachkraft schildert er die faszinierenden, rätselhaften Ereignisse im Bienenstock. In Maeterlinck verbindet sich der Naturforscher mit dem Denker und Dichter, der den Wundern der Natur nachspürt und das Staunen nicht verlernt hat.
Ich hatte das Buch noch als schöne Jugendstil-Ausgabe in Fraktur in Erinnerung. Jetzt mußte ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß der ins Deutsche übersetzte Text für die Neuausgabe in die häßliche Reformschreibung der nichtnutzigen Kultusminister konvertiert wurde. Ich werde mich also in den Antiquariaten umsehen. Es muß ja nicht gleich eine Erstausgabe für 144 Euro sein.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.01.2018 um 19.59

Im 2006 von der KMK genehmigten Wörterverzeichnis steht:

Achtfach § 36( 1.2) , 8fach § 41E , 8-fach § 40(3); das Achtfache, das 8fache, das 8-Fache, um das Achtfache [größer] § 57(1)

http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Woerterverzeichnis_2006.pdf

Gleiche Logik wie „Jährige“.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.01.2018 um 19.33

Zitat:
... gibt es „Kollisionen Schwarzer Löcher mit Massen zwischen dem 5-Fachen und 40-Fachen der Sonne.“

Bis und ab 1996 war 5-Faches „falsch“, nur 5-mal und 5-jährig, aber 5faches „galt“ als „richtig“.
Duden.de verzeichnet jetzt: „Schreibung mit Ziffer: 3-Faches, 3faches.“
Weiß jemand, seit wann die Kultusminister usw. 3-Faches zugelassen haben?
Oder macht der Duden mal wieder einen seiner jugendgefährdenden Alleingänge?
Bemerkenswert ist, daß Duden.de jetzt 3faches in gleicher Weise verzeichnet, wie es vor 1996 3mal, 3jährig, die 3jährige hieß.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2018 um 18.49

Rüdiger Vaas hat im Kosmos Verlag ein populärwissenschliches Büchlein herausgebracht und bewirbt es unter „wissenschaft.de“ und „hpd.de“, bei letzterem mit Betonung auf Einsteins Religionsferne.


Einstein – Sprachkünstler und Gedankenschmied

Albert Einstein hat unser Weltbild revolutioniert wie kein anderer. Ohne seine Forschungen gäbe es weder Relativitätstheorie, Quantenphysik noch Kosmologie. Diese äußerst schwierigen Themen hat Rüdiger Vaas, Redakteur für Astronomie und Physik bei bild der wissenschaft, nun verständlich gemacht – getreu Einsteins Motto, die Dinge so einfach wie möglich zu erklären, aber nicht einfacher. ...

Rüdiger Vaas,
Einfach Einstein! Geniale Gedanken schwerelos verständlich,
Kosmos, Stuttgart 2018, € 14,99
Das Büchlein ist in der heutzutage wohl unvermeidlichen „erleichterten“ Rechtschreibung der Kultusminister gehalten. Dickes Papier und beigegebene comicartige Zeichnungen (Gunther Schulz) passen es dem vermuteten Leserkreis an.

Sachlich ist es sicherlich fehlerfrei. Philosophisch muß man allerdings der Behauptung widersprechen, Einstein habe das „Ende des Äthers“ herbeigeführt, der im 19. Jahrhundert die Lichtausbreitung erklären sollte. Der damalige Fehler war, die Materie nicht mit einzubeziehen. Inzwischen ist er längst unter anderem Namen wieder Bestandteil der Physik, als „Raum“, „Quantenfeld“ oder ähnliches, ohne daß man den Grund seiner Eigenschaften wüßte.

Dank der Reformschreibung droht dem spätabendlichen Leser eine Nacht der langen „Messer“gebnisse. Die Allgemeine Relativitätstheorie wird aber nie reformgemäß kleingeschrieben. Allerdings gibt es „Kollisionen Schwarzer Löcher mit Massen zwischen dem 5-Fachen und 40-Fachen der Sonne.“ Diese „Fach“-Sprache geht aber auf unsere fachfremden Kultusminister zurück, ebenso die häßlichen „Schlusssteine“ in der eigentlich ausnehmend schönen Theorie.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2017 um 05.45

DIE WIRKLICHKEIT, DIE NICHT SO IST,
WIE SIE SCHEINT

Eine Reise in die Welt der Quantengravitation
Rowohlt, Berlin 2016
aus dem Italienischen von Enrico Heinemann
320 S., € 22,95, ISBN 978–3–498–05806–7

„Wissenschaft.de“ rezensiert:

Quantenphysik für jeden
Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält? Wer sich dieser Frage in einem populärwissenschaftlichen Buch annimmt, muss ein Esoteriker sein, ein eingebildeter Schwätzer – oder jemand mit großem Wissen. Keine Frage: Der italienische Physiker Carlo Rovelli gehört zur letzten Kategorie. Der Professor von der Universität Marseille gibt dem Leser einen großartigen Überblick über den aktuellen Stand der Physik zur größten Frage überhaupt.
Dabei gelingt es Rovelli grandios, was in Zeiten von Schlagzeilen über Gravitationswellen und Higgs-Teilchen kaum jemand fertig_bringt: Er vermittelt klar die Zusammenhänge von Relativitätstheorie und Quantenphysik ...
Die italienische Originalausgabe des Buchs erschien zwar schon 2014, doch Rovelli hat in der deutschen Übersetzung die aktuellen Ergebnisse ergänzt. Brisanter und spannender kann theoretische Physik nicht sein.
wissenschaft.de 26.7.2017
Ich brauche Amazon nicht. Am Montag bestellt bei der Buchhandlung, am Dienstag erhalten und bis Mittwoch durchgelesen: Es wurde eine Nacht der langen „Messer“gebnisse (S.236) mit vielen „als Erste“ (z.B. S. 105) Beteiligten – wegen des von den 64 volli-diotischen Länderpolitikern erpreßten Dass-Deutschs. Das war allerdings nur einmal falsch: „Der Legende nach liess Platon ...“ (S.52). Erfreulich: Keine neuen „fantastischen“ „so genannten“ (S.252) „Zeit lang“ (S.153), aber doch etliche Eisenbergsche Zusammenbasteleien: „wiederauftauchten“ (S.48), „richtiglagen“ (S.78, 241), „umeinanderkreisen“ (S.244). Die eher literarischen Augstschen Albernheiten kommen in diesem wissenschaftlichen Text nicht vor.

Zum Inhalt: Rovelli schildert die Fortschritte in den physikalischen Einsichten seit Demokrit – mit ausdrücklicher Ausnahme der bekannten tausend Jahre religiösen Wahns, der sich im zwanzigsten Jahrhundert als Weltverbesserungswahn wiederholte. Der mir erst jetzt aufgefallene Matwei Bronstein, der Rovellis heutiges Arbeitsgebiet als erster in Angriff nahm, überlebte Stalins Terror nicht (S. 171):
Matwei wird, ein Jahr nachdem er als Erster erkannt hat, dass sich unsere Vorstellungen von Zeit und Raum ändern müssen, von Stalins Polizei NKWD verhaftet und zum Tode verurteilt. Seine Exekution findet noch am Tage seines Prozesses statt, dem 18. Februar 1938. Er ist einunddreißig Jahre alt.
Rovelli beschreibt ausführlich, wie weit die intuitiven Spekulationen der alten Griechen in die richtige Richtung wiesen. Die vielschichtige Zeit in Einsteins Relativitätstheorie hätte ich allerdings anschaulicher dargestellt. Die zweite Hälfte seines Buches widmet Rovelli seinem Hauptarbeitsgebiet, der Zusammenführung von Relativitäts- und Quantentheorie. Dabei räumt er der konkurrierenden Stringtheorie, in die manche Physiker seit fünfzig Jahren wie in einen goldenen Topf gucken, nicht allzuviele Chancen ein.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.03.2017 um 04.07

Siegfried R. Krebs rezensiert bei Freigeist Weimar ausführlich das Buch von Manfred Baldus „Kämpfe um die Menschenwürde“. Da dieser Begriff unvermeidlich auch bei der Diskussion der gewalttätigen Eingriffe des Staates in die Kultur auftaucht, sei ausdrücklich darauf und auf diese Rezension verwiesen:

WEIMAR. (fgw) „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So steht es geschrieben in Artikel 1 (1) des deutschen Grundgesetzes. Und auf diesen Satz berufen sich seither Juristen, Philosophen, Theologen, Publizisten und Politiker, aber auch „einfache Bürger“, wenn es um ihre jeweiligen Interessen geht.

Doch niemand vermag genau zu sagen, was unter dem Begriff „Menschenwürde" konkret zu verstehen ist. Der Rheinland-Pfälzer Manfred Baldus, Professor für Öffentliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte an der Universität Erfurt (und für die SPD Richter am Thüringer Verfassungsgericht), versucht in einem informativen und lesenswerten Streifzug durch die jüngere (bundes-)deutsche Rechts- und Ideengeschichte zu erklären, wie dieses Postulat seinerzeit ins Grundgesetz gekommen ist und wie dies begründet wurde. Baldus verschweigt dabei keinesfalls, daß und wie seit den 1950er Jahren mit den christlichen Dominanzgewinnen in der westdeutschen Gesellschaft vehement versucht wird, die Menschenwürde christlich-religiös zu vereinnahmen. [...]

Würdenorm als Norm aller Normen?

Aber bereits im 1. Kapitel „Verstörende Lage" beschreibt Baldus das Dilemma: „Die Würdeform als Norm aller Normen - auf dieses strahlende Bild fallen aber noch weitere Schatten. Die Problematik der Blüte um Blüte treibenden Deutungsvielfalt und die Ratlosigkeit angesichts einer Fülle von Interpretationsmethoden, die zu gänzlich voneinander wegstrebenden Gehalten der Norm führen, haben sich inzwischen noch weiter verschärft. (...) Nein, inzwischen formulieren sie [die Theologen; SRK] ebenfalls diverseste Thesen zur Norm von der Menschenwürde - und dies nicht ohne Selbstbewußtsein, sei doch 'die Menschenwürde als solche' gar kein 'juristischer Begriff'." (S. 13) - Womit die Theologen nicht mal Unrecht haben. [...]

Siegfried R. Krebs

Manfred Baldus: Kämpfe um die Menschenwürde - Die Debatten seit 1949. 452 S. brosch. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2199. Suhrkamp-Verlag. Berlin 2016. 20,00 Euro. ISBN 978-3-518-29799-5

freigeist-weimar.de 15.3.2017
Leider ist das Buch, wie ein Blick in die Leseprobe zeigt, anders als die Rezension nach der Zitiergewohnheit von SRK hoffen läßt, in „reformierter“ Rechtschreibung erschienen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.01.2017 um 17.35

"Für Erich war wichtig, ein Dach überm Kopf zu haben, genug zu essen, warme Kleidung, genug Geld für eine Eintrittskarte fürs Kino am Wochenende und ein Kondom." Gerade Letzteres mitzudenken war für diese Generation nicht selbstverständlich, stellten sie doch die "Sache", für die sie stritten, sehr häufig über das schnöde Sexuelle.
hpd.de 25.1.2017

Aus der hpd-Besprechung der Biographie:

Martin Sabrow:
Erich Honecker. Das Leben davor. 1912-1945.

München: C. H. Beck Verlag 2016

Die Zitate der Biographie sind in bewährter Orthographie wiedergegeben, der Zwischentext in der traditionsfeindlichen Reformschreibung. Auf diese Weise erscheinen selbst 25 Jahre zurückliegende Ereignisse wie aus einer anderen Welt. Schande über die Kultusminister von 1996:

Stalin blieb bis zum Ende Honeckers prägendste politische Bezugsfigur, auf die er noch zurückkam, als er im Sommer 1992 sogar dem Gefängnisarzt, der ihn von Amts wegen auf seine Haftfähigkeit hin zu untersuchen hatte, nicht vorenthalten mochte, dass er 1931 in Moskau nur vier Meter hinter dem sowjetischen Diktator gesessen habe und besonders dadurch beeindruckt war, «daß Stalin frei gesprochen hätte».
ChBeck.de S.76


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2016 um 07.46

Denksport Deutsch
dtv premium
336 Seiten 17,90 Euro
September 2016

Leseprobe:
Vielleicht steht Ihnen auch der Sinn nach gutem und schönem Deutsch. Dafür gibt es Ratgeber. Sie führen vor, wie verlottert das Deutsche ist, und geben Tipps, wie man dagegen anredet. Zum Beispiel mit Genitiven und anderen Stilweisheiten, die darauf abzielen, wie Thomas Mann zu klingen. Gutes Deutsch klingt aber gar nicht nach Thomas Mann. Es lässt sich nicht nachbauen...
Er erwartet, Germania werde seufzen und dann mit rauer Stimme auf ihr enormes Alter verweisen, das man bei ihrem jugendlichen Aussehen leicht verkenne...
http://www.belleslettres.eu/denksport-deutsch/leseprobe.html

Seit 2010 veröffentlicht der Deutsch-Isländer Scholten Video-Beiträge auf Belles Lettres, wo er die traditionelle Rechtschreibung eindeutig bevorzugt. Bei dtv konnte oder wollte er sich wohl nicht durchsetzen – nicht einmal beim „Rauhen“. Er selbst schreibt unreformiert:

Daniel Scholten 1. November 2016
... Laßt Euch nicht davon abhalten, daß Carson über Drehbücher schreibt. Seine Darlegungen zum Erzählen sind für Romane von gleichem Wert.

Interessant auch der Koptologe:

Daniel Scholten Niemand in Ägypten spricht Koptisch. Kopten lernen es seit kurzem wieder, und zwar von Koptologen. Wenn jemand wie ich Koptisch auch nur lesen kann, wird er in koptischen Gemeinden ungläubig angesehen.

Daniel Scholten Die singen das Koptisch in Lautschrift vom Blatt ab, ohne ein Wort davon zu verstehen. Koptisch ist schon vor Jahrhunderten gänzlich ausgestorben.

Allerdings behauptete meine koptische Arabischlehrerin, es habe in Süd-Ägypten eine Familie mit ununterbrochener mündlicher Tradition des Koptischen gegeben. Die Sprache hat keine nähere Verwandtschaft mit dem Arabischen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.10.2016 um 05.48

In "Widerfahrnis" schickt Bodo Kirchhoff zwei Menschen auf eine traumhafte Reise nach Sizilien. Seine Novelle, ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2016, erzählt von einer späten, unverhofften Liebe...

Bodo Kirchhoff selber erklärt im Gespräch mit der Deutschen Welle, worum es ihm beim Schreiben ging: "Ich glaube, dass mein Buch eine Geschichte ist, die im anschaulichen Kleinen zeigt, wo genau das Scheitern ansetzt. Aber was wichtiger ist: Die Parabel versucht, für etwas, für das unsere öffentliche Sprache abgegriffen und ausgelutscht ist, eine andere, einfache und vielleicht treffendere kleine Sprache zu finden." Ihm komme es darauf an, etwas erzählbar zu machen, "ohne alle möglichen Zusammenhänge mitzuerzählen". Die Größe des Faktischen bestehe nicht in der Größe der Zahl, meint der Autor - und erinnert daran, dass sich die Bundeskanzlerin im letzten Jahr dieser Erkenntnis "gebeugt" habe.
Deutsche Welle 17.10.2016

Bodo Kirchhoff, „Widerfahrnis“ Leseprobe
„man kann nicht sagen, dass alle nur lesen“, „aus früheren Messetagen“, „das sogenannte Kaminfoyer“, „von weitem“„ Sie haben recht“, „und das Schreiben geschieht ja im Stillen“, „er als Einziger“, „tut es mir leid“,„Freunde wäre zu viel gesagt“, „mit Augen von einem bläulichen Grau“, [das würde irritieren:„mit Augen von einem gräulichen Blau“]

Irgendwann beugen sich alle der „Erkenntnis“* oder werden gebeugt:

Dem Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform, in dem die „Beendigung des Experiments Rechtschreibreform“ gefordert wird, sind im Verlauf der Frankfurter Buchmesse weitere 150 namhafte Persönlichkeiten des literarischen Lebens beigetreten, unter ihnen die Autoren Volker Braun, Robert Gernhardt, Durs Grünbein, Bodo Kirchhoff, Georg Klein, Alexander Kluge, Martin Mosebach, Sven Regener, Rüdiger Safranski, Urs Widmer und Christa Wolf sowie die Verleger Dr. Hans Dieter und Wolfgang Beck, Matthias Bischoff (Eichborn), Daniel Keel (Diogenes), Michael Klett, Michael Krüger und Klaus Wagenbach. (11.10.2004)

Bodo Kirchhoff: "Wir können jetzt nur noch auf einen Aufstand der Buchstaben hoffen. Die Politik betrachtet Sprache als ein Vereinfachungsinstrument zur Durchsetzung eigener Interessen. Daher ist es logisch, dass sie in einen Gegensatz zu allen tritt, für die Sprache vor allem ein Ausdrucksmittel ist."
Spiegel 11.10.2004

Bodo Kirchhoff: „Wer eine Regel ... oder wer Regeln, die über Generationen Bestand hatten, von Amts wegen außer Kraft setzt, der erklärt natürlich die neuen Regeln von vornherein für provisorisch. Es ist ja scheißegal, wie man es schreibt, denken die Schüler, Hauptsache man versteht's. Ich glaube, heute schreibt man bei uns so wie man Fußball spielt: Jeder darf wie er kann.“
(ZDF, „heute“, 17.07.2004 19:00)

Bodo Kirchhoff: "Ich bleibe überzeugt bei der alten Rechtschreibung. Ich würde einen Teil meiner Sprachgeschichte über Bord werfen, wenn ich der Reform folgte. Sprache ist ein zentraler Bestandteil der Intimität, dazu gehört das Schriftbild ebenso wie der Dialekt. Die Reform ist der Versuch, die Macht des Signifikanz zu brechen."
(Die Welt, 28.2.2001)

(Hans Zehetmair hat vor kurzem dem „Rat für die bessere Rechtschreibung“ seine Erkenntnis nach 20 Jahren mitgeteilt: Daß die traditionelle Rechtschreibung die bessere sei.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2016 um 10.05

Völkerwanderung.
Kurze Erläuterung der aktuellen Migrationskrise

978-3-944872-30-8
Edition Sonderwege
96 Seiten, Klappenbroschur
12,80 € [Orthographie nicht bekannt]

Klaus und Weigl stellten mit Beihilfe von Thilo Sarrazin das Buch vor. Klaus hält die Massenmigration für geplant, Sarrazin für Merkelsche Planlosigkeit. Die Rezension bei Sezession (in traditioneller Rechtschreibung) wird ergänzt durch eine Leserzuschrift, die auf zwei bekannte, aber nicht sonderlich beachtete Tatsachen aufmerksam macht:

Valjean72
Dienstag, 7. Juni 2016, 9:02 (URL) | Kurz-URL
„Zum einen teile Sarrazin nicht die Ansicht der Autoren, daß es von politischer Seite den bewußten Versuch gebe, durch Einwanderung Europa zu verändern. Was zur Zeit geschehe, sei eher das unwillkürliche Ergebnis einer höchst planlosen Politik.“
Es ist eben mitnichten planlos, wenn die Vereinten Nationen auf Ihrer Internetseite eine Strategiepapier veröffentlicht haben mit dem Titel „Replacement Migration“ (= Austauschmigration*). Der offizielle deutsche Titel lautet hingegen verharmlosend „Bestandserhaltende Migration“.

Vor der großen Migrationswelle im Spätsommer/Herbst wurden von der UN die Gelder für die Auffanglager im Nahen Osten drastisch gekürzt, so dass den Menschen zum Nahrungsmittelkauf viel weniger Geld zur Verfügung stand.

sezession.de 7.6.2016
*) Noch genauer „Ersatzzuwanderung“ – farbige Hervorhebung durch S.S.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.05.2016 um 04.57

2084 - Das Ende der Welt
Roman.

Aus dem Französischen von Vincent von Wroblewsky.
Merlin Verlag, Gifkendorf-Vastorf [13.5.]2016.
288 S., geb., 24,- €.

Aus den Erläuterungen des Verlages:

In Abistan, einem riesigen Reich der fernen Zukunft, bestimmen die Verehrung eines einzigen Gottes und das Leugnen der Vergangenheit das Herrschaftssystem. Jegliches individuelle Denken ist abgeschafft; das Eingeschworensein auf ein allgegenwärtiges Überwachungssystem steuert die Ideen und verhindert abweichendes Handeln.

Offiziell heißt es, die Bevölkerung lebt einvernehmlich und im guten Glauben.

Doch Ati, der Protagonist dieses Romans, der ausdrücklich anknüpft an Orwells Klassiker „1984“, hinterfragt die vorgegebenen Direktiven: Er macht sich auf die Suche nach einem Volk von Abtrünnigen, das in einem Ghetto lebt, ohne in der Religion Halt zu suchen ...

Während George Orwell in seinem Zukunftsroman das totalitäre Regime Stalins vor Augen hatte, entwirft Boualem Sansal in seinem Roman das Szenario eines Regimes, das auf der religiösen Überhöhung einer Ideologie beruht...

Im Interview mit der „Welt am Sonntag“ wird Boualem Sansal deutlicher:

Sansal: Erdogan will das Kalifat wieder aufbauen, aber er weiß, dass die Araber dies niemals akzeptieren würden. Vielleicht stellt er sich vor, sein Reich nach Europa auszudehnen. Aus diesem Grund ist Deutschland am meisten bedroht...

Welt am Sonntag: Wenn man das zu Ende denkt, hieße das ja: Wir würden unter Erdogans Kalifat in Deutschland leben. Das klingt vollkommen absurd. Ist Europa dermaßen am Ende?

Sansal: Ja. Es hat keinerlei Zukunft mehr.

Welt am Sonntag: Können Sie in Europa noch sagen, was Sie denken?

Sansal: Nein. Das ist vorbei. Auf der einen Seite lädt man mich ein, weil man das Bedürfnis hat, auch andere Meinungen zu hören, die nicht politisch korrekt sind. Gleichzeitig hat man Angst, dass ich Ärger mache.

Welt am Sonntag: Was dürfen Sie nicht sagen?

Sansal: Das sagt Ihnen keiner, das ist viel subtiler. Aber alles, was den Islam kritisiert, macht Probleme. Als ob man heute alles kritisieren darf, sogar Gott, aber nicht den Islam.

Welt am Sonntag: Sind Sie islamophob, Monsieur Sansal?

Sansal: Nicht in dem Sinne, wie das Wort gebraucht wird. Ich mag den Islam nicht, ich glaube nicht daran, und ich stelle fest, dass er nicht nur eine Gefahr, sondern eine enorme Gefahr ist. Er wird unsere Gesellschaft aufsprengen.

welt.de 28.5.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.05.2016 um 18.27

Von den Juden und ihren Lügen.
Erstmals in heutigem Deutsch mit Originaltext und Begriffserläuterungen,

von Karl-Heinz Büchner/Bernd P. Kammermeier/Reinhold Schlotz/Robert Zwilling
Aschaffenburg 2016 (Alibri-Verlag), 347 S., 20,00 Euro

Das Buch ist wegen des beigegebenen, in Fraktur gesetzten Originaltextes germanistisch und orthographisch von Interesse, wegen der interpretierenden Übersetzung auch religions- und ideologiegeschichtlich.

Luther verwendete das seit dem 14. Jahrhundert übliche „ß“ nicht. Verdoppelungen der Endkonsonanten zur Bezeichung der Kürze des vorausgegangenen Vokals sind selten. Der „Haſſ“ wird mit zwei langen s geschrieben, „mus“ jedoch nicht. An die Stelle des heutigen „ä“ setzt Luther immer „e“. Einiges davon ist recht willkürlich noch durch die Rechtschreib„reform“ geändert worden: „überschwenglich“ (S.296).

Die Übersetzer wählten die reformierte Rechtschreibung. Es wird also aus:
Andere gauckeln also“ das leichter verständliche „Die Nächsten fantasieren“ (S. 105).

Das Ziel dieser Neuausgabe ist natürlich, zum Jubiläum 2017 das Denkmal Luther zu demontieren und ihn als deutschen Ur-Nazi zu entlarven. Jedoch folgte er nur dem „heiligen“ Augustinus, der die Juden lt. Wikipedia „zu Essig ausgearteter Wein der Propheten“, „eine triefäugige Schar“ oder „aufgerührter Schmutz“ nannte:

Vnd diese betrübte neige / garſtige hefen / verdorreter ſchaum/ ſchlimlichte grundſuppe vnd möſichter pful vom Jüdenthum/ſolten mit jrer buſſe vnd gerechtigkeit/der gantzen Welt reich/das iſt/ Meſſiam vnd der Propheten erfüllung/verdienen/da sie doch oberzeleter ſtück keins haben/nichts denn eine faule/stinckende/verworfene neige/ſind/vom veterlichen Geblüt.
Der Rezensent des Humanistischen Pressedienstes, Armin Pfahl-Traughber, leitet die Übersetzung dieser Textstelle (hpd 24.3.16) etwas gewagt ein:
In der Tat macht der Text deutlich, dass Luther ein glühender Judenhasser war. Man findet darin sogar Frühformen des Rassismus, wie folgendes Zitat veranschaulicht:

"Und dieser trübe Bodensatz, dieser stinkende Abschaum, dieser eingetrocknete Bodensatz, dieser verschimmelte Sauerteig und sumpfige Morast von Judentum sollten mit ihrer Reue und Gerechtigkeit das ganze Weltreich, also die Erfüllung des Messias und der Prophezeiungen verdient haben, obwohl sie doch keine der oben aufgezählten Bedingungen erfüllen und nichts sind als ein fauler, stinkender, verrotter Bodensatz vom Blut ihrer Väter?"
(S. 201).
Der Augustinermönch Luther stand zweifellos in der antijudaistischen Tradition des Augustinus (354-430), die davon ausging, daß „Gott“ mit Jesus die Wahrheit des Glaubens den Christen übereignet habe und daß die Juden damit abtrünnig geworden seien. Die Strafen, die „Gott“ im Alten Testament für Feinde des Auserwählten Volkes bereithielt, konnten nun auch gegen die angeblich ungehorsamen Juden angewendet werden (1. Samuel 15,2 u.a.). Sie hatten aber immerhin die Möglichkeit zu konvertieren. Erst der „moderne“ Rassismus machte dies unmöglich und führte zur Katastrophe des 20. Jahrhunderts.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2016 um 18.38

Arrival of the Fittest
Solving Evolution's Greatest Puzzle


Andreas Wagner, Österreicher mit US-Pass, ist Professor für Evolutionäre Biologie an der Universität Zürich. Gerade ist die deutsche Fassung seines im Fachmagazin «Nature» gelobten Buchs erschienen: «Arrival of the Fittest – Wie das Neue in die Welt kommt».
[...]
Wagner: Einige Physiker sagen: Mathematik ist die Sprache, in der Gott das Universum geschrieben hat. Andere denken, das Universum sei eine zufällige Anhäufung von Partikeln, die ohne Sinn miteinander kollidieren, und dass dieses Aneinanderstossen über 13 Milliarden Jahre die Welt erschaffen hat. Ich bin Agnostiker. Ein Gott muss nicht involviert sein, und ich habe keinerlei Hinweise, dass es ihn gibt.

Beobachter: Sie operieren in Ihrer Forschung mit 
riesigen Zahlen und in der unvorstellbar grossen Zeitspanne der Evolutionsgeschichte. Deprimiert Sie im Angesicht dessen die kurze Lebenszeit von uns Menschen?
Wagner: Ich und Sie, wir werden zum Genpool unserer Art sehr wahrscheinlich nichts beitragen, das die nächsten 1000 oder gar Millionen Jahre überdauert. Die Chance, dass etwas von uns bleibt, ist nahezu null. Sorry, so ist es leider.
[...]
Beobachter: Wie ist das Biotop Schweiz für 
einen Forscher, der aus den USA 
zugewandert ist?
Wagner: Im Vergleich zu den USA sind Infrastruktur und Forschungsfinanzierung in der Schweiz unvergleichlich gut. Als ich 2006 nach Zürich kam, beantragte ich Geld für ein sehr theoretisches Thema, sehr rechnergestützt, beim Schweizerischen Nationalfonds. In den USA wäre das damals nicht 
möglich gewesen. Die Schweiz spielt in einer ganz anderen Liga, wenn es um die Finanzierung von gewagten Projekten etablierter Forscher geht – hohes Risiko, hoher Ertrag.

Beobachter.ch


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.02.2016 um 16.58

Lehrbuch für die Ungewissheiten von heute

Digitalisierung, Gleichstellung oder Klimawandel: Der Historiker Andreas Rödder nimmt seine Leser mit auf einen Crashkurs durch die Probleme der Gegenwart und wagt dabei auch einen Blick in die Zukunft...


"Meine historische Erfahrung ist, jedenfalls lese ich die Geschichte so, eine Idee wird immer dann gefährlich, wenn sie sich von den Realitäten löst. Das gilt natürlich für die klassischen Ideologien, die totalitären Ideologien oder Fundamentalismen. Das gilt aber auch für Dinge, die uns viel näher sind. Das beobachten wir zum Beispiel bei der Herrschaft des Marktes oder der Idee einer immer engeren Union der Völker Europas in der Schuldenkrise, das beobachten wir beim Gender Mainstreaming und der Gleichstellung bis hin zur Rechtschreibreform."

Andreas Rödder: 21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart. C. H. Beck Verlag,

deutschlandfunk.de 8.2.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2015 um 10.41

"Dieses Buch war die entscheidende Wende in meinem Leben"
OBERWESEL. (hpd) Karlheinz Deschners unverzichtbares Meisterwerk "Abermals krähte der Hahn" wurde vor Kurzem vom Alibri-Verlag neu herausgegeben. Der hpd sprach mit Herbert Steffen, Vorstandsvorsitzender der Giordano-Bruno-Stiftung, über das Buch und welche Rolle es in seinem Leben spielt.
hpd.de 30.10.2015

Eine Leseprobe gibt es nicht, aber das Inhaltsverzeichnis:

Erstes Buch – Die Evangelien und ihr Umkreis
1. Die Bestreitung der Geschichtlichkeit Jesu
2. Die Naherwartung des Endes – die große Täuschung der Urchristenheit
3. Die Entstehung des ältesten Evangeliums und seiner vermehrten und verbesserten Auflagen Matthäus und Lukas
4. Die Vergottung Jesu oder Wie verbesserten Matthäus und Lukas den älteren Markustext?
5. Das Johannesevangelium
6. Weitere Steigerungen der Jesusgestalt
7. Wunder waren zur Zeit Jesu üblich
8. Alle Jesu zugeschriebenen Wunder wurden schon in vorchristlicher Zeit vollbracht
9. Buddha und Christus
10. Asklepios, Herakles, Dionysos – die heidnischen Vorbilder für den christlichen Gottessohn
11. Der Mithraskult und das Christentum
12. Der Herrscherkult und sein Einfluss auf das Neue Testament
...
alibri-buecher.de

Es scheint, daß der Text in das „leichter erlernbare“ Dass-Deutsch umgestrickt wurde. Zum Glück besitze ich noch die Erstausgabe – seit 53 Jahren.

Nachtrag: „Für die Neuausgabe wurde das Buch komplett durchgesehen und um einige Fehler bereinigt. An wenigen Stellen wurde behutsam eine sprachliche Modernisierung vorgenommen.“ GBS-Newsletter 9.11.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.10.2015 um 11.39

Inzwischen habe ich das Buch ganz gelesen und einige interessante Einzelheiten dazugelernt. „Gräuel“ kommen im Buch nicht vor, nur zweimal werden herkömmliche „Greuel“ erwähnt, obwohl es an Massakern nicht mangelt. ’Uthman war „einer der Ersten“ (im Stamm?), die der Lehre Mohammeds gefolgt waren. Mohammeds Tochter Zainab brüskierte ihren Vater „aufs äußerste“, als sie die Scheidung von ihrem nichtmoslemischen Ehemann verweigerte.

Gleich nach dem Erscheinen des Buches war auch eine Rezension in der FAZ zu lesen. Abdel-Samad schrieb dazu auf Facebook:

„Früher hätte ich mich über solche Rezensionen geärgert. Heute schmunzele ich nur dazu.... Ich lade Herr Hermann zu einem öffentlichen Gespräch über Mohamed ein, um zu sehen wer von uns beiden sich besser auskennt in der Geschichte des FrühiIslams ... Das gilt für alle anderen Mitglieder der Zunft der Islamwissenschaft, die seit Jahren Mohamed und den Islam romantisieren und verklären, und sich nun über mein Buch aufregen!" facebook.com

Udo Ulfkotte sieht eine kompetente Bestätigung seiner eigenen Ansichten und Studien. kopp-verlag.de 17.10.2015

Am 8. Oktober war Abdel-Samad in Travemünde. Die AfD-SH berichtet darüber:


Meinungsfreiheit ist wichtiger denn je!“ - so begann der ägyptische Islamkritiker Hamed Abdel-Samad seinen Vortrag über den Islam. Dabei ging er an die Wurzeln dieser Religion, die gerade in diesen Zeiten der Masseneinwanderung für tägliche Schlagzeilen sorgt. Denn in seinem Buch „Mohamed – eine Abrechnung“ begeht der Autor nichts weniger als einen Bildersturm. Nicht Gott habe den Koran verfaßt, sondern der zutiefst verunsicherte Mensch Mohamed aus einer Lebenskrise heraus. Dass diese Sichtweise bei vielen gläubigen Muslimen für Proteste sorgt, mag verständlich sein...“
afd-schleswig-holstein.de 8.10.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2015 um 10.00

Mark Benecke,
Seziert
Das Leben von Otto Prokop

Das Neue Berlin
ISBN 978-3-360-02166-3
304 Seiten, 12,5 x 21,0 cm
mit zahlr. Fotos
geb. mit Schutzumschlag
19,99 €

[Verlagsnotiz:] Er obduzierte ca. 50000 Leichen, war charmanter Redner und streitbarer Verfechter der reinen Wissenschaft: Otto Prokop. Der Star-Kriminalbiologe Mark Benecke untersucht das bemerkenswerte Leben von Prokop, der Koryphäe der deutschen Gerichtsmedizin. Er wirft überraschende Schlaglichter auf eine Biografie zwischen Forensik, politischer Verstrickung und Privatleben und gewährt kenntnisreich Einblicke in eine der spannendsten Entwicklungsphasen der Rechtsmedizin.
das-neue-berlin.de

Das Buch ist schon vor zwei Jahren erschienen und wurde bei Focus.de treffend beschrieben.

Otto Prokop hatte nach seiner Tätigkeit in Bonn mitten im Kalten Krieg 1957 eine Professur an der Ostberliner Humboldt-Universität übergenommen. Er wurde aber auch im Westen durch seine Gutachten in spektakulären Kriminalfällen berühmt. Seinen Kampf gegen Aberglauben und Quacksalberei habe ich seit meiner Schulzeit in seinen kleineren Schriften verfolgt. Daher dauerte es zwei Jahre, ehe ich mich überwinden konnte, mir die Biographie zu besorgen, die sich schon in einer Kapitelüberschrift dem Diktat der Rechtschreibquacksalber unterwirft: „Der raue Wind der Wirklichkeit“. Selbst Dokumente zitiert der Kriminologe Benecke verfälschend in Reformschreibung. Zum Glück lassen die zahlreich beigegebenen Fotos meist das Original erkennen.

Bemerkenswert ist auch, daß der vielgeehrte Prokop nach der „Wende“ von 1000 Euro Rente leben mußte. Er hatte wohl zu sehr seine parteiliche Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit herausgestellt – so sehr, daß sogar der atheistische Staat meinte, seine Religionskritik unterdrücken zu müssen. Heute beherrschen rachsüchtige Reconquistatoren und Verfechter der Aberglaubens- und Pseudowissenschaften das akademische Feld.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.09.2015 um 10.21

Hamed Abdel-Samad

Mohamed
Eine Abrechnung


Droemer – 1. Oktober 2015
Gebundene Ausgabe 240 Seiten, 19,99 Euro

Das Buch ist in der „leichter erlernbaren“ Reformschreibung erschienen. Besonderheiten sind mir noch nicht aufgefallen. Der Name des Propheten ist wohl entgegen europäischer Gewohnheit nur mit einem m geschrieben, weil die Verdopplung im Arabischen nicht als Buchstabe erscheint, sondern nur bei Vokalisierung durch ein Taschdid (Verdopplungszeichen) angedeutet wird.

Es gibt von dem Buch schon eine Rezension im „Spiegel“, vor der nur gewarnt werden kann. Das abgesunkene Niveau der Spiegelautoren war wohl noch nicht niedrig genug, so daß man den taz-Schreiber Daniel Bax bemüht hat. Er beginnt gleich unter der Überschrift „Religionskritik nach Pegida-Art“: „Selbst ein Hitler-Vergleich fehlt nicht.“ Der Deutsch-Ägypter Hamed Abdel-Samad „... liefert Argumente für den rechten Rand...

Was von Bax zu halten ist, hat Henryk M. Broder schon vor zwei Jahren auf seiner „Achse des Guten“ gesagt. Er erkennt ihm hinter Ekkehart Krippendorff und Jakob Augstein* den dritten Platz auf dem Siegertreppchen des hypothetischen „Internationalen Pulitzer-Preises für Dummheit und Ignoranz“ zu:

„Bax ist ein widerlicher Stinkefinger, Sesselpupser und Eckensteher, der bei der taz für den Nahen Osten zuständig ist.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2015 um 13.46

Rüdiger Safranski
Zeit
Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen

Carl Hanser Verlag, 2015

Rüdiger Safranski veröffentlichte bislang in der traditionellen Kulturrechtschreibung. Gestern bekam ich sein neuestes Buch in die Hand, eine Kapitulationsurkunde. Ich schlug es auf und las:

„Doch das umwälzend Neue, das mit dem Namen Darwin verbunden ist, war die Vorstellung, dass die Arten und Gattungen nicht etwa nur nacheinander, sondern dass sie sich auch auseinander entwickelt hätten, über die Grenzen der Art und Gattung hinweg.“

Nun wissen wir es ganz genau. Seine Erläuterung der relativistischen Eigenzeit, wie in der Süddeutschen referiert, habe ich dann nicht mehr aufgesucht. Seit Augustin versuchen die Philosophen bei ihrer Betrachtung der Zeit, sich mit oberflächlicher Kenntnis der Naturforschung am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen. – Bisher nicht nachgewiesen: „Quantenmechanisch zerfallen auch Protonen.“ Auch der Rezensent der FAZ scheint mit dem Buch nicht recht zufrieden zu sein:

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.08.2015
Eingehend, aber kritisch bespricht Rezensent Patrick Bahners Rüdiger Safranskis philosophischen Essay "Zeit", der laut Untertitel aufzeigen soll, was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen. Der Kritiker setzt zunächst im sechsten Kapitel des Buches ein, in dem Safranski anhand der physikalischen Prinzipienlehre Newtons das "Problem einer leeren Zeit" darzulegen versucht. Bahners attestiert nicht nur eine Verkürzung der Sachverhalte, sondern darüber hinaus auch eine Irreführung des Lesers, etwa wenn der Autor Newton als Deisten kennzeichnet. Überhaupt stellt der Kritiker in diesem Buch, dessen eigentliches Thema sein soll, wie das Nachdenken über die Zeit die Zeitnutzung verändert, einen erhöhten Hang zur Verallgemeinerung und Geläufigkeit fest: Die ausgiebig bemühten Zitate eines "Zirkels von Olympiern", etwa Hofmannsthals Marschallin, Brechts Marie A., Goethes Faust, Hegel oder Alexander Kluge erscheinen dem Rezensenten nicht nur häufig aus dem Kontext gerissen, sondern schlicht falsch wiedergegeben.

perlentaucher.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2015 um 01.13

Die Bestsellerautorin Utta Danella ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Seit ihrem Debütroman „Alle Sterne vom Himmel“ [1956] zählte Danella zu den auflagenstärksten deutschen Schriftstellerinnen.
faz.net 11.08.2015

Ich kenne keinen ihrer Romane. Der „Reform“ hat sie sich wohl nicht widersetzt, sonst wäre sie sicher hier erwähnt worden. Das meiste hatte sie schon vorher geschrieben, 50 Jahre lang. Der irre deutsche Unterwerfungswahn läßt aber kaum etwas ungeschoren, z.B.:

„Jacobs Frauen“,

1984 erstmals erschienen. Eine Leseprobe kriegen wir in der Kindle Edition, Ausgabe 2015, vom Heyne Verlag:

Aber Jacob war in Berlin geblieben, und Millionär wurde er gleichzeitig mit allen anderen Deutschen, als die Inflation ihrem Höhepunkt zustrebte. Von dem Hotel war er in eine Pension umgezogen, dann bewohnte er mit seiner Frau ein möbliertes Zimmer im Westen, eine Zeit lang wohnten sie geradezu fürstlich, sie verfügten über eine große Wohnung in Schöneberg ...

Der General ließ Jacob wissen, dass er diese blödsinnige Schreiberei unterlassen solle.

Eine Zeit lang hoffte er, Lettow-Vorbeck, der eine Brigade in Schwerin befehligte, werde sich für ihn verwenden und einen Posten für ihn finden, doch bereits im Sommer 1920 bekam Lettow sehr abrupt den Abschied, im Anschluss an den missglückten Kapp-Putsch...

Eine Zeit lang spielte Jacob Chauffeur bei einem reichen Schieber, eine relativ angenehme Stellung, die er jedoch verlor, als ihn wieder einmal Malaria packte...

Von den Dollars kaufte Madlon als Erstes ein Auto...

Der Großvater gab Jacob einige gute Ratschläge mit auf den Weg, dazu eine großzügige Summe, was erstaunlich war, denn im allgemeinen war er sehr sparsam...

Jetzt wurde er pathetisch, und Madlon lächelte spöttisch. Aber sie hatte ihn auf ihrer Seite, wieder und wieder aufs Neue...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2015 um 07.55

Der Philosoph Aaron James, der an der University of California in Irvine lehrt, hat eine Untersuchung zu einem Menschentypus vorgelegt, der gemeinhin als „Arschloch“ bekannt ist. Damit hat er den vulgär meist beleidigenden Begriff soziologisch-philosophisch definiert, so daß er künftig in der fachwissenschaftlichen Literatur unentbehrlich sein wird:

„Assholes – A Theory“
Doubleday (New York, 221 Seiten, 14,60 $)

Eine deutsche Ausgabe erschien 2014 im Riemann Verlag „Arschlöcher – eine Theorie“ (17,99 €). Die Übersetzung von Elisabeth Liebl ist (natürlich) in der Rechtschreibung gedruckt, die 1996 von einem theoriekonformen Gremium beschlossen wurde. James schreibt:

Unsere Theorie ist ganz einfach: Ein Mensch gehört zur Gattung Arschloch, wenn, und nur wenn, er sich in Beziehungen zu anderen Menschen systematisch Freiheiten herausnimmt, die einem tief verwurzelten Anspruchsdenken entspringen, das ihn für die Einwände anderer unempfänglich macht...

So etwas haben wir während der Rechtschreib„reform“ zur Genüge erfahren müssen. Zu ergänzen wäre: Diese Typen sind sich ihrer Macht bewußt und weiden sich an der Hilflosigkeit der ihnen Ausgelieferten. James diskutiert ihre Verantwortlichkeit, leugnet dabei aber die Existenz der weiblichen Form:

Wenn unsere Kultur männliche Neugeborene ... systematisch zu Arschlöchern macht, wie kann man dann den Erwachsenen für sein Arschlochtum verantwortlich machen? In diesem Fall scheint die Verantwortung voll und ganz bei der Gesellschaft zu liegen. Denn sie erlaubt der Geschlechterkultur diese maßgebliche Lenkung.

Die Verwerflichkeit des Arschlochs spiegelt also nicht den verworfenen Charakter der fraglichen Person wider, sondern die Verwerflichkeit einer Gesellschaft, die in rauen Mengen Arschlöcher hervorbringt. Üblicherweise zeigen wir mit dem Finger auf das individuelle Arschloch und geben ihm die Schuld. Aber ist das eigentlich fair? Ist das einzelne Arschloch nicht vielmehr ein unglückseliges Geschöpf, das in das Räderwerk der gigantischen kulturellen Arschlochproduktionsmaschinerie geraten ist? Vielleicht wäre da sogar ein Quäntchen Mitgefühl für das Arschloch angebracht – allerdings sollten wir es damit nicht übertreiben.

Für die deutsche Ausgabe ergänzte man peinlicherweise harmlose hiesige Beispiele, etwa einen Kölner Kardinal. Passender wären da doch wohl die sechzehn bekannten Assreformpolitiker gewesen oder die sechzehn, die die Rundfunkzwangsabgabe beschlossen haben und damit Millionen belästigen und erpressen.

NB: Selbstverständlich kann Deutschland auf diesem Gebiet der Theorieentwicklung mithalten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.06.2015 um 06.15

Herwig Birg
Die alternde Republik
und das Versagen der Politik

Eine demografische Prognose

LIT Verlag
Berlin-Münster-Wien-Zürich-London 2015
ISBN 978-3-643-12827-0
Gebundene Ausgabe
EUR 34,90



Herwig Birg

Udo Ulfkotte rezensiert bei Kopp, u.a.:

Professor Herwig Birg ist in Deutschland der Begründer der Bevölkerungsforschung. Jedes Entwicklungsland hat an den Universitäten mehrere Lehrstühle und Forschungseinrichtungen für Bevölkerungsforschung, weil die Thematik untrennbar mit dem wirtschaftlichen Wohlergehen eines Landes verknüpft ist. Nur Deutschland ist das einzige Land der Welt, welches auf Druck der Politik alle (früher drei) Institute für Bevölkerungsforschung geschlossen und durch [fast 250] Lehrstühle für Gender-, Schwulen und Transgenderstudien ersetzt hat. Deutsche Politiker brauchen offenkundig keine wissenschaftlichen Daten zur Bevölkerungsentwicklung.

Sie wissen, wie man auf die »Überalterung« der Gesellschaft reagiert und öffnen einfach die Grenzen, damit jene, die kein anderes Land haben will, bei uns eine Zukunft finden. Auf die Idee, dass Kinder der eigenen Bevölkerung die Zukunft eines Landes sind, ist in den letzten Jahren kein deutscher Politiker gekommen. Denn junge Familien zu ermuntern, Kinder zu bekommen, erinnert Politik und Medien in Deutschland an dunkelste Nazi-Zeiten. Wenn deutsche Familien Kinder bekommen, dann ist das irgendwie »rechts«. Politisch korrekt ist es heute, wenn Schwule und Transgendervertreter Kinder adoptieren und diese gendergerecht auf den ersten multikulturellen Tuntenball vorbereiten.

Professor Herwig Birg ... hat mit Die alternde Republik und das Versagen der Politik jetzt ein Sachbuch geschrieben, welches das bekannteste Werk zur Alterung der Gesellschaft (Das Methusalem-Komplott von Frank Schirrmacher) fachkundig zerreißt und uns dabei zugleich auch noch drastisch aufzeigt, wie wir mit Zuwanderung unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören. ...

Professor Birg prognostiziert uns ganz nüchtern den Zusammenbruch der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung, weil es einen immer stärkeren Verteilungskampf geben wird. Wirklich spannend wird das Buch für mich im Kapitel »Der Einfluss von Geschlecht und Bildung auf die Lebenserwartung«. Der Wissenschaftler schreibt auf Seite 96, dass die Bildung eines Menschen zu »80 Prozent durch die Intelligenz bestimmt« werde, »die nach dem heutigen Kenntnisstand wiederrum zu 50 bis 80 Prozent genetische Ursachen hat«. Ich dachte, so etwas dürfe man heute nicht mehr schreiben und erinnerte mich beim Lesen dieser Passage an Thilo Sarrazin und an die Debatte um den Einfluss der Gene auf die Intelligenz eines Menschen...

Vor diesem Hintergrund skizziert Birg die durchschnittlich niedrige Bildung von Migranten, die eine extrem schlechte schulische und berufliche Bildung aufweisen und zu einem erheblichen Teil von Sozialhilfe leben (Seite 122). Die Schlussfolgerungen, die er daraus zieht, sind politisch ganz sicher nicht korrekt (Seite 125): »Der in Deutschland drohende Kulturabbruch durch die Einwanderung bildungsferner Bevölkerungsgruppen ist im Gegensatz zu einem wirtschaftlichen Rückschlag ein für Generationen irreversibler Vorgang. So wie es für eine Familie nichts Schlimmeres gibt, als wenn ihre Kinder ohne Ausbildung das Erwachsenenalter erreichen, so kann es für ein Land nichts Nachteiligeres geben, als die Einheimischen um vermeintlicher wirtschaftlicher Vorteile willen in großem Maßstab durch bildungsferne Populationen zu ersetzen.«...

Es gibt offenkundig keinen Wissenschaftler, der die Zahlen bestreitet – nur Politik und Medien ignorieren sie...
...
Was zu tun ist? Professor Birg gibt auf diese Frage schon auf Seite elf seines Buches eine Antwort. Dort zitiert er einen der ranghöchsten Vertreter der deutschen Wirtschaft, der ihm am Rande des Berliner Demographieforums gesagt habe: »In Deutschland lässt sich das Ruder nicht mehr herumreißen. Meine vier Söhne werden alle aus Deutschland auswandern.« Professor Birg findet es skandalös, dass unsere Wirtschaftselite so denkt. Und er entwickelt Ideen, wie man das Ruder noch herumreißen könnte. Im letzten Kapitel schlägt er beispielsweise vor, bei der Vergabe von Arbeitsplätzen, Eltern zu bevorzugen und Mütterquoten einzuführen (Seite 205). Aber wahrscheinlich glaubt er selbst nicht, dass er in Zeiten, in denen sich die Politik am liebsten um Gender-, Schwulen- und Transsexuellenproblemchen kümmert, außerhalb der wenigen noch normal denkenden Menschen, Gehör finden wird.

info.kopp-verlag.de 13.6.2015

Siehe auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.01.2015 um 07.26

Nun habe ich das Buch von Hermann Detering: O du lieber Augustin. Falsche "Bekenntnisse"? (Alibri-Verlag) fast ganz durchgelesen. Es liest sich trotz der drögen Theologentexte flüssig und spannend, für einen am Thema Interessierten fast wie ein Krimi.

Detering weist durchaus überzeugend nach, daß die berühmten „Confessiones“ des im nordafrikanischen Thagaste geborenen (hl.) Augustin (354 - 430) mit hoher Wahrscheinlichkeit von Anselm von Aosta (1033 – 1109), besser bekannt als Anselm von Canterbury, verfaßt worden sind. Diese Schlußfolgerung aus den scharfsinnigen Text- und Stilvergleichen und der Würdigung der Zeitumstände hat nur einen einzigen Nachteil: In der überlieferten Literatur gibt es schon vor Anselm etliche Hinweise auf die „Confessiones“. Aber der Verfasser glaubt, daß sich diese Widersprüche bei genauerer Untersuchung des Alters dieser Dokumente auflösen würden (siehe hpd.de). Schließlich war das Mittelalter das Zeitalter der gottgefälligen Fälschungen.

Deterings Buch ist in der reformierten, „leichter lesbaren“ Rechtschreibung mit viel „ss“ gedruckt worden. Sonst fallen nur einige störende Großschreibungen (seit Langem, aber von weitem) und Worttrennungen am Zeilenende auf, ein Beweis für die völlige Nichtsnutzigkeit der „Rechtschreibreform“. Andere heute übliche Sprachverrenkungen finden sich in dem Buch themengemäß nicht – mit zwei Ausnahmen: Detering schreibt, daß sich Mutter Monnica unter den „KirchenbesetzerInnen“ befand (S.22). Wer dies als ironisch zeitkritisch versteht, findet wenig später anscheinend ernst gemeinte „TheologiestudentInnen“ (S.43).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.01.2015 um 14.54

Neuer Titel für Riemenschneider-Buch über verdienstvollen Heiligenstädter
Heiligenstadt (Eichsfeld). Vor einem Jahr, im Januar 2014, verstarb mit 74 Jahren der verdienstvolle Heiligenstädter Lehrer, Stadtführer und Autor Hermann Schüttel. Den Eichsfeldern und ihren Gästen hinterließ er mehrere Publikationen über Heiligenstadt, den Hülfensberg, den Kerbschen Berg und seine Schrift über Riemenschneider-Kunstwerke, die 1999 erschien.

Da Letztere vergriffen war, empfahl der Heiligenstädter Geschichts- und Museumsverein einen Nachdruck, für den allerdings eine Konkretisierung des Buchtitels und eine leichte inhaltliche Überarbeitung ratsam erschien. In der ersten Auflage von 1999 lautete der Buchtitel nur "Tilman Riemenschneider", womit die Kenntnis von Heiligenstadt als Geburtsort des begnadeten spätgotischen Bildhauers um 1460 als selbstverständlich vorausgesetzt wurde...

Gern wandte sich Josef Keppler der Arbeit am Text seines geschätzten ehemaligen Lehrerkollegen Hermann Schüttel zu, aktualisierte die Rechtschreibung, ergänzte Einzelheiten und fügte neue Fotos hinzu...

thueringer-allgemeine.de 18.12.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.01.2015 um 21.41

Megageil! Die Sprache wird immer größenwahnsinniger

Je weiter die Globalisierung fortschreitet und die Welt dadurch enger wird, umso marktschreierischer werden die Superlative, mit denen wir den nötigen Sprachlärm erzeugen zu müssen glauben.

Von Hellmuth Karasek

Alles ist megageil und supergalaktisch, aus dem "viel genannten" wird der "meistgenannteste", doppeltgemoppelt brüllt besser. Der Nürnberger Journalist Andreas Hock hat die Sprachsünden in seinem Buch "Über den Niedergang unserer Sprache" (dass ich ein Vorwort dazu geschrieben habe, hindert mich nicht, das Buch zu erwähnen, da ich nicht an Verkauf und Gewinn beteiligt bin) auf die Goethe-Überschrift gebracht, indem er dem Olympier in den Mund schiebt: "Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?"

Achten Sie mal drauf, wie "der Einzigste" um sich greift, neben dem bestbezahltesten Manager oder Banker und dem meistgesuchtesten Verbrecher ist es das öftest gebräuchlichste Wort...

Ein schönes Spiel hat sich Hock ausgedacht, indem er völlig veraltete, ehrwürdige Wörter mit modernem Slang koppelt, zum Beispiel den "Dienstmann". Und das klingt so: "Räum dein Scheiß selber auf, bin doch nicht dein Dienstmann!" Oder "zuvörderst": "Halt's Maul, Alter, zuvörderst bin ich dran!" Oder "Schmaus": "Ey, nach dem Schmaus gestern hatte ich die ganze Nacht Sprühwurst." Muss ein megageiles, superkrasses Silvester gewesen sein, das, wie die Rechtschreibreform, "voll in die Hose" ging.

morgenpost.de 4.1.2015

Wegen Karaseks Reformkritik auf Filzlatschen werde ich mir das reformierte Buch aber doch nicht kaufen!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.09.2014 um 07.33

Gestern abend besuchte uns ein Türke. Er erzählte, im Türkischen gebe es ein Schimpfwort, das hieße Kitapsiz, „Buchloser“ (v. arab. kitab, „Buch“). Sein Vater habe des öfteren Leute als „Buchlose“ beschimpft, obwohl er selber nur ein einziges Buch besaß, den Koran, den er aber nicht lesen konnte, weil der wie üblich auf arabisch gedruckt war.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.08.2014 um 11.00

Vor 65 Jahren verlieh ich ein Buch, das ich nie wieder zurückbekommen habe. Das habe ich immer bedauert, denn darin habe ich viel Wissenswertes zum ersten Mal gelesen. Zufällig fand ich jetzt ein gleiches in einem Altbuch-Angebot wieder und habe es mir kommen lassen:

F. L. Dunbar- von Kalckreuth
Von Tausend Dingen
Georg Dollheimer Verlag Leipzig 1937
400 Seiten

Heute würde solch ein dass-loses Buch aus jeder Schülerbibliothek entfernt werden. Es ist überdies in Fraktur gedruckt – was mir als Zehnjährigem nie Schwierigkeiten bereitete. Gesammelt sind darin Tausende von interessanten Notizen aus Wissenschaft, Kultur und Geschichte. Als es heute morgen eintraf und ich es aufschlug, war mir alles wieder vertraut. Manches hatte ich überhaupt nie vergessen, z.B.:

200 Weltsysteme.
Außer unserem Milchstraßen System, dem Andromedanebel und dem Magellannebel am südlichen Himmel sind noch etwa 200 andere Weltsysteme [ heute Billionen ] bekannt geworden, die nach den beiden Astronomen Hubble und Shaley über 100 Millionen Lichtjahre entfernt sind und die Form sogenannter Spiralnebel besitzen. Der nächste, die Weltinsel Andromeda, ist 870.000 Lichtjahre entfernt ... [ heute 2,5 Milliarden geschätzt ]

Atom und Kosmos.
Am Anfang der 92 Elemente, aus denen der Baustoff (die Materie) unseres Weltalls sich zusammensetzt, steht als leichtestes der Wasserstoff mit nur einem Elektron...
[ Notizen eines Vorbesitzers in Steno: „Element = Urstoff ...“ ]

Atomzertrümmerung, Umwandlung von Materie in Energie.
Viel wichtiger als das Ziel der Alchimie, Metalle zu verwandeln, ist für die künftige Entwicklung der Menschheit die theoretische Möglichkeit, beliebige Stoffe in Energie zu verwandeln; denn die Energie, die in den Atomen eines walnußgroßen Metallstücks vereinigt ruht, würde befreit genügen, um einen großen Ozeandampfer nach Amerika und wieder zurück zu bewegen. [ Der Beweis durch die Atombombe lag für mich vier Jahre zurück. ]

Der Mensch als Maß aller Dinge.
An Größe steht der Mensch genau zwischen dem größten aller Dinge, einem Spiralennebel dem kleinsten aller Dinge, einem Quantum ultravioletten Lichtes…

Wie viele Kinder kann ein Mann haben?
Es ist überliefert, daß König August der Starke von seinen vielen Freundinnen 350 Kinder erhielt…

Heilige tote Sprachen.
Oft führen tote Sprachen noch ein „geheiligtes Leben“ im religiösen Kultus fort. So lebte die nichtsemitische Sprache der Urbewohner Mesopotamiens, der Sumerer, im Gottesdienst der Babylonier, welche die sumerischen Gebete, Hymnen und Litaneien übernommen hatten, noch um Jahrtausende fort. Der Kult in sumerischer Sprache galt als besonders heilig. Schließlich bestand diese alte Sprache auch noch in spätassyrischer Zeit fort ...

Der größte Grammatiker.
Als der größte Grammatiker der Welt gilt der Inder Panini, der schon 300 v. Chr. alle Wurzeln des alta[r]ischen Veda-Sanskrits mit größtem Scharfsinn und Genauigkeit verzeichnete. Seine Kunst der Wortvergleichung wird erst heute wieder erreicht.

Älteste Schriftstücke.
Aus dem Jahr 3000 v. Chr. stammt das älteste entzifferte Schriftstück, das in Uruk in Mesopotamien gefunden wurde. Es stellt eine Mischung aus Wort- und Silbenschrift dar...

Der älteste Roman.
Der älteste Roman ist die „Geschichte zweier Brüder“, der vor 3200 Jahren von einem thebanischen Schriftsteller Ennana, dem Hofbuchhändler des Pharao Merenptah, verfaßt wurde.

Der erste Journalist.
Der erste Journalist großen Stiles, wenn auch in übler Bedeutung des Wortes, war der aus Arezzo in Italien stammende Satiriker Pietro Aretino. 1542 beim Empfang des venetianischen Gesandten in Pesciera ritt Kaiser Karl V., als er Aretino erkannte, dem ersten Interviewer und Pamphletisten entgegen und ließ ihn zu seiner Rechten reiten. Diese scheinbar nur äußere Höflichkeit kennzeichnet doch die Macht des entstehenden Zeitungswesens. Europas stolzester Herrscher begriff damals schon den ungeheuren Einfluß der Feder auf die Politik.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.08.2014 um 11.42

Sieglind Bruhn (*1951)
Hindemiths große Instrumentalwerke
Edition Gorz 2012

Hindemith kontrapunktisches Meisterwerk, Ludus tonalis, komponiert sechs Jahre nach den Klaviersonaten, ist sein umfangreichstes und zugleich letztes Solowerk für Klavier… Der Titel bedeutet „Tonspiel“. Diese wörtliche Übersetzung gibt jedoch nur einen Teil der im Lateinischen mitschwingenden Bedeutungsnuancen wieder. Das Substantiv ludus kann wie sein deutsches Gegenstück auf das Spiel eines Instrumentes, eine Freizeitbeschäftigung nach Regeln, einen sportlichen Wettstreit oder – im Hinblick auf Hindemiths intensive Beschäftigung mit alter Musik besonders nahe_liegend – ein mittelalterliches liturgisches Drama hinweisen.

Die Autorin hat die wichtigste Bedeutung vergessen: „Ludus" bedeutet auch „Schule“. Das Werk soll unterschiedliche Spiel- und Kompositionstechniken darstellen und üben, wie es schon in der Vorrede zum „Wohltemperirten Clavier“ (nicht „Wohl_temperierten Klavier“) hieß:

„Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget von Johann Sebastian Bach.“

Frau Bruhns Werk ist (natürlich) in Reformschreibung gedruckt, leider auch in den Zitaten. Zufällig hat mir meine Tochter gerade das Büchlein aus dem Insel Verlag mit Hindemiths Hamburger Rede zum Bachfest 1950 geschenkt. Dort heißt es am Schluß richtig:

„Ist es einer Musik gelungen, uns in unserem ganzen Wesen nach dem Edlen auszurichten, so hat sie das Beste getan. Hat ein Komponist seine Musik soweit bezwungen, daß sie dieses Beste tun konnte, so hat er das Höchste erreicht. Bach hat dieses Höchste erreicht.“

Ich hatte diese Rede damals gehört, aber als Elfjähriger naturgemäß nicht sehr verinnerlichen können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.07.2014 um 07.29

Die Zukunft des Lesens

Sie sind praktisch, klein, handlich und auf ihnen lassen sich ganze Bibliotheken unterbringen: E-Book-Reader...

Bisher sind E-Books bei deutschen Lesern nicht sonderlich beliebt. Ihr Marktanteil beträgt gerade mal zwei Prozent. In den USA liegt er dagegen zehn mal höher...

Sind E-Books also nur eine technische Spielerei, die sich nicht durchsetzen wird? So einfach ist das nicht, hat Eva Wolfangel im Zuge ihrer aufwendigen Recherchen im Augustheft von bdw herausgefunden.

Tatsache ist nämlich, dass Menschen auf E-Readern schneller und effektiver lesen und die Inhalte besser aufnehmen als in gedruckten Büchern.[?] Zudem arbeiten Wissenschaftler inzwischen an Möglichkeiten, den Lesern die Geräte noch schmackhafter zu machen. Ein Beispiel ist das selbstständige Einblenden von Erklärungen oder Übersetzungen, wenn der Leser etwas nicht versteht. Dazu verfolgt eine eingebaute Kamera seine Augenbewegungen und registriert, wann die Konzentration des Nutzers nachlässt oder wann er hängen bleibt. Allerdings: Auf diese Weise droht der Leser gläsern zu werden...

wissenschaft.de 18.07.2014

Ein Aspekt wurde hier schon erwähnt. Die ferngesteuerte, politisch korrekte Anpassung der Texte ist nur eine Frage der Zeit, die Überwachung der Bürger auch.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2014 um 18.41

Ronald Dworkin
Religion ohne Gott

Aus dem Amerikanischen von Eva Engels
Suhrkamp 2014

Aus der Suhrkamp-Verlagswerbung:

»Der Ausdruck ›religiöser Atheismus‹ ist kein Oxymoron.«

Das Zentrum wahrer Religiosität, so der bekennende Atheist Albert Einstein, bilde das »Wissen um die Existenz des für uns Undurchdringlichen, der Manifestationen tiefster Vernunft und leuchtendster Schönheit«. In diesem Sinne sei er, Einstein, ein tiefreligiöser Mensch. Aber was ist religiös an einer solchen Haltung, in der Gott offensichtlich keine Rolle spielt? ...

Von der Physik über die Politik bis hin zum Recht erkundet Religion ohne Gott den Perspektivenwechsel, der mit einem solchen gottlosen Verständnis von Religion verbunden ist. Das Buch, das mit einer eindrucksvollen Reflexion über Tod und Unsterblichkeit schließt, ist das Vermächtnis eines bekennenden religiösen Atheisten. Es weitet den Blick für das, was wichtig ist.

... und eine Leseprobe S. 13:

William James war der Ansicht, dass Religion zwei wesentliche Komponenten habe. Eine davon sei das tiefe Gefühl, es gebe »Dinge im Universum«, die »sozusagen den Schlußstein legen und das letzte Wort haben«.³ Aus Sicht der Theisten füllt Gott diese Rolle aus, wohingegen ein Atheist denken kann, dass die Verantwortung, ein gutes Leben zu führen, das letzte Wort hat beziehungsweise den Schlussstein legt und dass diese Verantwortung in nichts verankert ist oder sein muss, das noch grundlegender wäre.

3 Siehe Wiliam James, Der Wille zum Glauben und andere Populärwissenschaftliche Essays, Stuttgart 1899, S. 27

Schade, daß Dworkins Werk postum ohne Not in der häßlichen neuen Rechtschreibung erschienen ist, anders als sein voriges Buch von 2012 „Gerechtigkeit für Igel“. Schon auf dieser einen Seite wird die Reform-Untat unserer verantwortungslosen Politiker schlagend vor Augen geführt.

Ich brauche mir das Buch wohl nicht zu kaufen, denn wie ich den Andeutungen entnehme, dürfte vieles darin meinen Ansichten entsprechen. Ich würde die allerdings nicht Religion nennen, denn dazu enthalten sie zu wenig Unsinn.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.04.2014 um 08.46

Alt und doch aktuell: Auerbachs Sprüche

Berthold Auerbach hatte unter dem Titel "Tausend Gedanken des Collaborators" eine Aphorismensammlung zusammengetragen, die 1875 erstmals erschien und heute nur noch antiquarisch erhältlich ist. Es ist eine Sammlung von Lebensweisheiten, die heute noch eine unverminderte Aktualität haben, so Martin Schmidt und Hermann Kinder. Sie haben diese Sammlung beherzt entstaubt und als neues Büchlein herausgebracht, versehen mit einem kritischen Nachwort.

Zudem wurde eine Modernisierung der Orthographie im Sinne der unreformierten deutschen Rechtschreibung (unter Wahrung des Lautstandes) vorgenommen, so Kinder im Nachwort der Ausgabe. Manche Gedanken von Auerbach sind veraltet (so zu Geschlechtern, Politik oder Nation), manche sind jedoch heute noch verständlich. Kinder stellte einige dieser Lebensweisheiten vor und interpretierte sie. Zum Beispiel: "Man ist länger tot, als man lebt", sagte eine Bauersfrau. Darum solle man lustig sein, so lange man lebe.

Eine Mietwohnung suchen macht verstimmt und missmutig. Warum? Auerbach meint: "Wohl wie du dir deines Fremdseins auf der Welt neu bewusst wirst." Oder: "Es gibt Menschen, denen die Ehre wie ein Faß Wein erscheint. Jeder Schoppen, den ein anderer trinkt, ist ihnen weggetrunken." Auch mit diesem Ausspruch hat Auerbach wohl bis heute Recht behalten: "Wenn man zum Kriege drei Dinge braucht: Geld, Geld und Geld, so brauchen die Künste des Friedens, vor allem die dichterische Gestaltung, auch drei Dinge: Ruhe, Ruhe und Ruhe." ...

schwarzwaelder-bote.de 11.4.2014

Man kann heute nie sicher sein, ob die Zeitungen die Texte in ihrer originalen Orthographie zitieren.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.03.2014 um 11.20

Der islamische Faschismus
Eine Analyse


Hardcover, Droemer HC
224 S. 18,- €
ISBN: 978-3-426-27627-3

Aus dem Vorwort

»Wanted Dead«
Einmal sah ich auf Facebook ein mit Photoshop gefaktes Bild. Ein böse dreinblickender, bärtiger Mann hält ein Plakat hoch, auf dem geschrieben steht: »Enthauptet diejenigen, die behaupten, der Islam sei die Religion der Gewalt.« Ich habe herzlich gelacht über diese elegante und doch sehr treffende Beschreibung der bitteren Realität. Das Lachen blieb mir jedoch im Hals stecken, als ich plötzlich mein eigenes Porträt auf Facebook entdeckte, versehen mit dem Schriftzug »Wanted Dead«. Anlass für diesen Mordaufruf war ein Vortrag, den ich am 4. Juni 2013 in Kairo gehalten hatte...

droemer-knaur.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.02.2014 um 18.47

Thilo Sarrazins Buch „Der neue Tugendterror“ (DVA) liegt seit gestern in den Buchhandlungen. Es ist, wie zu erwarten, in der „leichter lern- und lesbaren“ reformierten Rechtschreibung veröffentlicht. Der Teil des Tugendterrors, der zu ihrer Durchsetzung die „Leid tragenden“ Schulkinder instrumentalisierte, wird daher mit keinem Wort erwähnt. Sarrazin schreibt im übrigen:

„Ich analysiere das Glaubensbekenntnis jener, die im heutigen deutschen Meinungsklima auf der Seite des Guten sind und demgemäß immer Recht haben.“

Wer in diesem Forum mitgelesen hat, wird vieles schon kennen und bestätigen können. So recht der Autor hat – er wird von den Medien, die auch Zielscheibe seiner Kritik sind, erwartungsgemäß zerrissen. Spiegel online bietet gleich drei Schreiber auf, um den Autor standrechtlich zu erledigen.

Jan Fleischhauer behauptet, die hohe Auflage des Buches beweise, daß man sich um die Meinungsfreiheit in Deutschland keine Sorgen zu machen brauche. Nicht erwähnt wird, daß nur der hohe Bekanntheitsgrad den Autor schützt. Aber selbst er wird kurz darauf demonstrativ aus einer ARD-Gesprächsrunde ausgeladen, um dem Oberhaupt einer spanisch-marrokanischen Unterwanderer-Familie Platz zu machen. spiegel.de 13.2.14

Stefan Kuzmany schreibt unter dem Titel
„Der schon wieder“:
„Seine Taktik ist altbekannt: Erst wird ein Tabu konstruiert, um es dann mit großem Getöse zu brechen.“
Als ob nicht in den letzten Jahrzehnten Tabus wie nie zuvor aufgebaut worden sind, die man nur der Wirklichkeit zu entnehmen braucht. spiegel.de 24.2.14

Für Jakob Augstein ist Sarrazin schließlich ein
„Böser Geist der sozialen Kälte“, der die Gleichheit der Menschen ablehne:
„Nun nimmt Sarrazin nicht weniger als die Gründungsidee des Westens aufs Korn: die Gleichheit des Menschen.“
Dabei vermengt er rechtliche und soziale Gleichheit. Und auch er unterstellt wie Fleischhauer:
„Sarrazins Buch über den Tugendterror zieht seine Wucht nicht aus der Sorge um das Wohl der Welt, sondern aus der gekränkten Eitelkeit des Autors.“ spiegel.de 24.2.14

Der „Focus“ ist in seinen Unterstellungen noch dreister: Aus der Bemerkung, die Intelligenzquotienten wiesen bei Männern eine größere Streuung auf als bei Frauen, macht Focus die Behauptung, Männer seien intelligenter als Frauen. focus.de 23.2.14
:

Thilo Sarrazin: Männer sind klüger als Frauen


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2014 um 09.48

Am 16.11.13 hatte ich auf die deutsche Ausgabe der Sammlung von Aufsätzen des Physikers John S. Bell „Sechs mögliche Welten der Quantenmechanik“ (Oldenbourg Verlag) hingewiesen. Da mich das Thema ungleich mehr interessiert als die Affenreform, habe ich mir das Buch kommen lassen. Dabei stelle ich wieder die in wissenschaftlichen Texten weit verbreitete Handhabung fest: Es werden nur die neuen ss beachtet bzw. maschinell erzeugt. Das meiste andere wird herkömmlich vernünftig geschrieben: im allgemeinen, des öfteren, als erster, im wesentlichen, im voraus, zur Zeit...

Da solche Texte keine Lyrik enthalten, finden wir dort auch wohl kaum die unpoetischen Fürze der „Reform“, wie „rau“, „belämmert“ „Quäntchen“ oder „Tollpatsch“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.09.2013 um 07.25

„Quantenmechanik ist eine empirisch begründete Theorie (sonst wäre niemand auf so etwas Abwegiges gekommen)“

H.Dieter Zeh in „Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn“ (Springer-Verlag 2012), S. 198

Wie erwähnt, hatte ich mir die Schriften von Prof. H.Dieter Zeh kommen lassen – aus philosophischem Interesse und weil sie auf seiner Homepage in traditioneller Rechtschreibung verfaßt sind. Leider wurden die Aufsätze für die Buchausgabe durchgängig in die reformierte ss-Schreibung übersetzt – alles übrige blieb aber unangetastet. Naturgemäß wimmelt es nun von „Messer-gebnissen“ und ähnlichem. Der Zeilentrennautomat teilte zudem den „symmetrieb-rechenden Phasenübergang“. Herkömmlich blieben aber „im allgemeinen“, „im wesentlichen“, „im folgenden“, „des öfteren“ usf. Ein verwendetes Wort habe ich im Duden nicht gefunden: Hinter „Win-win-Situation“ fehlt „Winzecke“ (S. 161).

Zum Inhalt: H.D. Zeh vertritt die Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik nach Hugh Everett (1957). Grundlage ist die Schrödinger-Gleichung ohne zusätzliche Hilfskonstruktionen wie Wellenkollaps u.ä. Die Welt wird verstanden als unendlichdimensionales Ganzes, von dem wir nur Teile wahrnehmen können. Während die gleichermaßen bedeutsame Relativitätstheorie vergleichsweise leicht verständlich ist, konnte in der Quantentheorie bis heute keine auch nur annähernde Einigung über deren philosophisch substantielle Aussage erreicht werden.


Siehe auch:
H.Dieter Zeh „Die sonderbare Geschichte von Teilchen und Wellen“
uni-heidelberg.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.08.2013 um 09.20

„Die Mitmachfalle“

Das Buch von Thomas Wagner mit diesem Titel wird in der „jungen Welt“ besprochen (die die Mitmachfalle „Rechtschreibreform“ weiterhin links liegen läßt):

Heiner Geißler gilt in der breiten Öffentlichkeit als unkonventioneller »Querdenker«; er ist zwar Christdemokrat, aber auch Mitglied von ATTAC, außerdem plädierte er als »Schlichter« im Konflikt um das Bahnhofsprojekt »Stuttgart 21« für die Bürgerbeteiligung bei großen Bauvorhaben. Daß Geißler ein parteiischer Vermittler war, der das Steuermilliarden verschlingende Baggerloch nicht hinterfragen, sondern im öffentlichen Dialog legitimieren wollte, merkten viele Stuttgarter erst im nachhinein. Die Bewegung gegen »Stuttgart 21« wurde ein Opfer dessen, was der Soziologe und jW-Redakteur Thomas Wagner im Titel seines neuen Buchs die »Mitmachfalle« nennt...

Ähnliche Drahtzieher stehen, wie Wagner zeigt, auch hinter anderen, angeblich bürgernahen Prozessen: Unternehmen inszenieren Bürgerinitiativen, um die Ansiedlung von Ikea- oder Aldi-Märkten durchzusetzen; kirchliche Gruppen gründen »Bürgerplattformen« und geben vor, die Einwohner eines ganzen Viertels zu repräsentieren. Finanziell unterstützt werden derartige Projekte insbesondere von der Bertelsmann-Stiftung...

Thomas Wagner: Die Mitmachfalle - Bürgerbeteiligung als Herrschaftsinstrument. Papyrossa Verlag, Köln 2013, 163 Seiten, 12,90 Euro

jungewelt.de 26.8.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.08.2013 um 17.17

Wer ist eigentlich der Staat?

fragt Daniela Dahn in ihrem neuen, überaus lesenswerten und glänzend formulierten Buch, und sie stellt die These auf, daß es heute nicht mehr ausreicht, eine Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat zu postulieren, sondern daß eine Zeit der Selbstermächtigung unweigerlich anbrechen müsse, da sonst die weltweiten Konflikte niemals zu lösen sein werden...

Mit ihren Formulierungen trifft Daniela Dahn den Nerv: »Ausgegangen ist die Macht vom Volk und nie zurückgekehrt. Auch bei den Abgeordneten hat sie nur einen Zwischenstopp gemacht. 80 Prozent von ihnen fühlen sich inzwischen ohnmächtig.« – »In Europa ist die Kluft zwischen arm und reich inzwischen so groß wie vor der französischen Revolution.« – ... »Die Parlamente haben Macht an die Regierung abgegeben, die hat die Macht an die EU, diese an die Weltbank, alle haben Macht an die Profitwirtschaft abgegeben.«

Doch Daniela Dahn ist auch zuversichtlich: Denn die heute unvollkommenen Demokratien seien dabei, neue Demokraten »auszuwerfen«, man könne das in allen Ländern sehen, diese Menschen sind unduldsamer und selbstbewußter als früher, sie verlangen echte Teilhabe an der Macht und eine freiheitliche, demokratische Grundordnung, die ihnen der Staat längst nicht mehr garantiert.

Der Staat selbst ist Teil des Problems. Er bedarf einer Veränderung. Parlamentarismus hat sich überlebt, neue Formen der Bürgerbeteiligung müssen entwickelt und durchgesetzt werden, das muß gesetzlich neu verankert werden. Die Staatsgewalt muß zu ihren Bürgern zurückgebracht werden, mittels Gesetzen.
Anja Röhl

Daniela Dahn: »Wir sind der Staat! Warum Volk sein nicht genügt«, Rowohlt Verlag, 174 Seiten, 16,95 €

Ossietzky 15

Das Buch leider in Rowohlt-Reformschreibung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2013 um 10.28

Christoph Pöppe rezensiert bei spektrum.de das Buch des Rechtsphilosophen Ronald Dworkin (1931-1913), „Gerechtigkeit für Igel“, das deutsch 2012 bei Suhrkamp in bewährter Orthographie erschienen ist. Sowohl die Gedanken Dworkins als auch die altertümelnde Reformschreibung Pöppes sind bemerkenswert:

... Für die Wahrheitsfindung nach Dworkin muss man in einem langen, mühsamen Prozess Erfahrungen sammeln und Argumente abwägen.

Vor allem aber müsse die ganze Interpretiererei von dem Bestreben geleitet sein, das einheitliche Gebäude der Werte herzustellen. Insbesondere seien Begriffe wie Freiheit, Gleichheit und Demokratie so zu interpretieren, dass sie eben nicht, wie häufig behauptet, im Widerspruch zueinander stehen.

Im zweiten Teil des Buchs setzt Dworkin dieses Programm dann in die Tat um, mit zum Teil überraschenden Ergebnissen. So postuliert er, dass jeder Mensch zu einer gelungenen Lebensführung verpflichtet sei. Daraus ergibt sich die Forderung, dass niemand ihn an der Erfüllung dieser Pflicht hindern darf, und daraus die klassischen Menschenrechte, die im deutschen Grundgesetz auf die "freie Entfaltung der Persönlichkeit" hinauslaufen.
Unter Dworkins Interpretation bleibt auch von der gängigen Vorstellung von Demokratie nicht viel übrig. Er zählt zahlreiche Fälle auf, in denen eine Mehrheitsentscheidung die – von ihm sehr extensiv ausgelegten – Menschenrechte beeinträchtigt, und setzt an die Stelle des "majoritären" Demokratiebegriffs einen "partnerschaftlichen", den ich mir näher ausgeführt gewünscht hätte.

Immerhin rechtfertigt er ausführlich die "judicial review", jenes sowohl in den USA als auch hier zu Lande gültige Prinzip, nach dem ein Gremium von nicht gewählten, sondern nur der gemeinschaftlichen Wahrheitsfindung verpflichteten Richtern eine Entscheidung des Parlaments aufheben darf, selbst wenn es damit dem Willen des ganzen Volks zuwiderhandelt...

Ich gestehe, dass mich Dworkins monumentales Gedankengebäude fasziniert. Das gilt vor allem für die These, dass Wahrheit schon dadurch – und nur dadurch – zu Stande kommt, dass man ein großes, umfassendes und vor allem widerspruchsfreies Gedankengebäude errichtet.

spektrum.de 5.7.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.04.2013 um 05.52

Woher kommt Altruismus und wie_viel Altruismus ist natürlich?
[Buchbesprechung]
Moral hat sich von innen nach außen, vom Kern der tierischen und menschlichen Gefühle zum komplizierten Regelwerk entwickelt. Und diese Gefühle erfüllen ein Bedürfnis, dass es dem Nächsten, zunächst dem familien- und gruppenmäßig nächsten, gut geht, und entsprechen einer Abneigung, ihm Schaden zuzufügen. Ohne Sollen.

Frans de Waal: “The Bonobo and the Atheist. In Search of Humanism Among the Primates“, Norton & Company New York, London 2013, 289 Seiten, Hardcover ab 16,83 Euro.

hpd.de 16.4.2013

Hier wollte der Rezensent unterscheiden zwischen dem sozial Nächsten und dem räumlich Nächsten. Die herkömmliche Kleinschreibung hat man jedoch meist die Reihenfolge beschränkt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.04.2013 um 13.04

Rezension

Wohnt hier das Böse?

Berlin. (hpd) Der Wissenschaftler Felix Hasler hat den "Neuro"-Wahn untersucht und festgestellt, dass die Vorsilbe "Neuro" seit der in den 1990er Jahren von George Bush ausgerufenen "Dekade des Gehirns" jeden Wissenschaftszweig zum Medienereignis machen kann. Sein kritisches Buch "Neuromythologie" wurde im Festsaal der renommierten "Berlin School of Mind and Brain" vorgestellt…

Das Buch „Neuromythologie - Eine Streitschrift gegen die Deutungsmacht der Hirnforschung“ ist erschienen bei transcript und kostet 22,80 €.

hpd.de 12.4.13


eingetragen von glasreiniger am 11.04.2013 um 11.19

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Historien-Autor Gisbert Haefs schreibt über Alexanders Erben

Von Haefs dürfte die Mehrzahl seiner etwa vierzig Bücher noch in der klassischen Rechtschreibung erschienen sein. Bei Neuausgaben werden die Verlage vermutlich auf Übersetzung in die „leichter lesbare“ Reformschreibung bestehen.


Der genannte Caesar-Roman erschien jedenfalls noch 2007 in ordentlicher Rechtschreibung (ich habe ihn in der Heyne-Taschenbuchausgabe von 2008).

Bei Amazon kann man einen Blick ins Buch werfen: Auch Alexanders Erben kann man unbedenklich kaufen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.04.2013 um 19.29

Historien-Autor Gisbert Haefs schreibt über Alexanders Erben

Der Autor Gisbert Haefs ist ein virtuoser Meister der Erzählkunst und findet seine Stoffe in allen Epochen. In seinen historischen Romanen bringt der dem Leser das Weltgeschichte nahe, so dass er es aus einer neuen Perspektive wahrnimmt. Jetzt schreibt er über „Alexanders Erben“…

Der Bonner Autor hat eine Krimiserie im antiken Karthago angesiedelt und eine weitere in der paranoiden Welt des 16. Jahrhunderts. Er hat die beste Romanbiographie über Julius Cäsar verfasst, die je auf den Markt gekommen ist, und er erfindet Krimis um den Bonner Universaldilettanten Baltasar Matzbach, den man manchmal als sein anderes Ich bezeichnen möchte …

Gisbert Haefs ist ein großer Erzähler, und seine Bücher ragen himmelhoch hinaus aus dem Einerlei der historischen Romane, wo Geschichte bestenfalls als Kolorit herhalten muss. „Im Übrigen muss man die Gebiete, auf denen man versagen könnte, so weit streuen, dass außer einem selbst sie keiner überblicken kann“, fasst der 63-Jährige im Gespräch augenzwinkernd seine Doppelrolle als Übersetzer und Schriftsteller zusammen…

Der Hillesheimer KBV-Verlag legt jetzt die Krimireihe um Baltasar Matzbach neu auf, den Querdenker und Rätsellöser, der eigene Bildungslücken sammelt und Besucher zum Nichtrauchen auf die Terrasse schickt. In „Finaler Rettungskuss“, dem 9. Fall des Antihelden, spricht sich Matzbach seinen Zorn von der Seele. „Also, was brauchen wir? Neues Steuersystem. Neues Rentensystem. Neues Gesundheitssystem. Vielleicht eine neue Außenpolitik. Bestimmt eine andere Wirtschaftspolitik – wozu sollen wir eigentlich Banken finanzieren! Ach was. Nein, was haben wir statt dessen gekriegt? Eine Rechtschreibreform und ein Rauchverbot!“ …

derwesten.de 8.4.2013

Von Haefs dürfte die Mehrzahl seiner etwa vierzig Bücher noch in der klassischen Rechtschreibung erschienen sein. Bei Neuausgaben werden die Verlage vermutlich auf Übersetzung in die „leichter lesbare“ Reformschreibung bestehen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2013 um 06.18

ER IST WIEDER DA
Roman
Eichborn Verlag 2012
… Preisempfehlung 1933 Cent

Der satirische Roman ist eine Zeitreisegeschichte. Der Autor versetzt den seiner Selbstverbrennung entkommenen Adolf Hitler, noch mit benzindurchtränkten Klamotten, ins Berlin von 2011. Dort berichtet er in Ich-Form von seinen Eindrücken, Erlebnissen und Beurteilungen.

Besonders stilecht wirkt der Roman dadurch, daß er die von unseren Kultusministern weiterentwickelte Reformorthographie des NS-Reichserziehungsministers Rust (Version 1944) verwendet, das heißt viel „ss“ und abweichende Groß- und Getrenntschreibungen. Dies gibt zwar den bombastischen Sprachstil des „Führers“ gut wieder, nervt und ermüdet aber auf die Dauer. Es wimmelt nur so von „als Erstes“ und „als Nächstes“. Wie der originale Hitler und sein Wiedergänger im Roman folgen bei der Durchsetzung solcher Schreibweisen auch die Kultusminister dem Machtkalkül: „Die Jugend ist die Zukunft“.

Ansonsten hier nur noch der Hinweis auf die Rezension in der „Welt“:


Das Buch, das abgeht wie Hitlers Hund
Sein Roman "Er ist wieder da" ist ein Bestseller. Jetzt wundert sich Timur Vermes, warum so viele Leute die Welt durch die Brille seines Helden sehen wollen. Denn der heißt: Adolf Hitler…

Vermes lässt seinen Hitler einmal mehr die Demokratie demontieren. Er erspart seinem Leser nichts, der soll, sagt er, "seine Werte, so er denn welche hat, beim Lesen selbst verteidigen. Ich tue das nicht für ihn."
Subtile Kritik oder plumpe Ressentiments?

Stattdessen gibt es Hohn und Spott für Hartz-IV-Empfänger ("Jammergestalten, mit denen ich mir selbst unter Zuhilfenahme größter Fantasiereserven keinen Fahnenappell auf dem Nürnberger Zeppelinfeld vorstellen könnte").
Und wenn Hitler sich freut, dass den jungen Türken in Deutschland "scheinbar nur die einfachsten Sprachkenntnisse beigebracht werden", lässt Vermes ihn gewähren. Der Leser kann das als fröhliches Aufstampfen des alten Nazi-Rassismus verstehen. Aber eben auch als (in Satire verpackte) Kritik der bestehenden Verhältnisse.

welt.de 27.1.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2013 um 10.39

Mit seinem etwas wehmütigen Lächeln und seinen hintergründigen Bemerkungen hat „Der Kleine Prinz“ Millionen von Kindern und Erwachsenen in aller Welt berührt und zum Nachdenken gebracht.
Nun wird der Erfolgsroman von Antoine Saint-Exupery 70 Jahre alt …

1950 wurde „Le Petit Prince“ ins [damals noch unverschandelte] Deutsche übersetzt.

Weltweit wurden rund 134 Millionen Exemplare des „Kleinen Prinzen“ mit dem goldblonden Strubbelhaar und dem langen blauen Mantel verkauft. Die rund 100 Seiten lange Erzählung ist damit eines der am meisten verbreiteten nicht religiösen Bücher.

news.orf.at 4.4.2013

Siehe auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.03.2013 um 07.03

Theodor Much
Der große Bluff
Irrwege und Lügen der Alternativmedizin.

Goldegg Verlag 2013

Das vorliegende Buch kann als Wegweiser dienen, es enthüllt – wie der Untertitel sagt – die Irrwege und Lügen der sogenannten Alternativmedizin. Es bietet seriöse Aufklärung für offene, kritische Menschen, die gegebenenfalls auch bereit sind, bereits vorhandene „Überzeugungen“ und gegen Kritik gerichtete eigene Immunisierungen zu hinterfragen, bzw. aufzubrechen…

Der Autor, Facharzt für Dermatologie und ehemaliger Leiter der Hautambulanz im Hanusch-Krankenhaus Wien, versteht es - gut lesbar und leicht verständlich - über die Zusammenhänge und Hintergründe alternativmedizinischer Angebote sachgerecht zu informieren und vor deren oft sinnlosen und sogar gefährlichen Praktiken zu warnen…
hpd.de 25.3.2013

Aus dem Buchtext: „An dieser Stelle muss ich allerdings zu meiner Schande bekennen, dass auch ich vor rund zwanzig Jahren – gegen den Rat meiner skeptischen Frau – eine Zeit lang an die wundersame Wirkung der Homöopathie geglaubt habe …“

Titel und Thema entsprechen, bis auf die Rechtschreibung, dem im Stolzverlag erschienen Bändchen von

Claudia Ludwig und Karin Pfeiffer-Stolz,
Der große 'Blöff'

Stolzverlag 2005,

das sich mit einer Unterabteilung des Quacksalbertums befaßt – der „Rechtschreibreform“ und den Heilungsversprechungen ihrer Betreiber bei der Behandlung von Rechtschreibschwächen. Im Gegensatz zur Medizin kann jedoch jeder aufmerksame Normalbürger den Unsinn der hier angewandten Heilsmethoden erkennen. Die wenigsten haben an die wundersame Wirkung der „Reform“ geglaubt. Ihre Einführung ist von verantwortungslosen Politikern und Medien erpreßt worden. – Siehe auch hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.03.2013 um 06.51

Die Achse der Abtrünnigen
Über den Bruch mit der Linken,
Berlin 2012 (Rotbuch-Verlag)

(hpd) Der Journalist Marco Carini geht in „Die Achse der Abtrünnigen. Über den Bruch mit der Linken“ der persönlichen und politischen Entwicklung ehemaliger Kommunisten von Arthur Koestler bis Götz Aly nach…

Dabei wählt Carini eine historisch-chronologische Perspektive und widmet sich zunächst den „Renegaten“ der ersten Generation: Margarete Buber-Neumann, Arthur Koestler und Wolfgang Leonhard gehörten zu jenen früheren Kommunisten, die nach dem Hitler-Stalin-Pakt und den stalinistischen „Säuberungen“ den Bruch vollzogen.

Für die zweite Generation spielte dann die Erfahrung der Repressionspolitik in der DDR von der Niederschlagung des Aufstandes vom 17. Juni 1953 bis zum Bau der „Mauer“ am 13. August 1961 eine wichtige Rolle. Diese Ereignisse motivierten Heinz Brandt, Ralph Giordano und Alfred Kantorowicz in der Bundesrepublik Deutschland und Robert Havemann, Stefan Heym und Erich Loest in der DDR zum Bruch.

Die dritte Generation der „Renegaten“ reagierte schließlich auf den Dogmatismus und Fanatismus der Achtundsechziger und der „Neuen Linken“. Hierfür stehen die heute noch in den Medien allgegenwärtigen Publizisten Götz Aly, Henryk M. Broder, Jan Fleischhauer, Richard David Precht und Klaus Rainer Röhl.

Der zweite, kürzere Teil über die „Abtrünnigen“ widmet sich ihrer öffentlichen Präsenz in Debatten über politische Themen, wozu die polarisierten Kontroversen über Achtundsechziger, Antisemitismus, DDR, „Dritte Wege“, Frieden, Gender, Islam oder Sarrazin gehören. Der Autor veranschaulicht dadurch, welchen hohen Anteil die „Renegaten“ für das politische Meinungsbild haben…

Carini legt mit seinem Band eine überaus informative Darstellung zum Thema vor. Er schreibt aber mehr wie ein Historiker und weniger wie ein Politikwissenschaftler…

Armin Pfahl-Traughber
hpd.de 8.2.2013

Der letzte Satz dürfte nicht ganz zutreffen, denn Carini und sein Verlag zitieren alle Quellen – wie der unwissenschaftlich veröffentlichende Guido Knopp – in der reformierten Reformschreibung von 2006. Da die Mehrzahl der Texte davor, auch vor dem Jahre des Unheils 1996, entstanden ist, kann man schon von einer durchgehenden („unwichtigen“) Geschichtsfälschung sprechen. Besonders unangenehm fällt das bei Ralph Giordano auf, der sich ja deutlich gegen die „Reform“ ausgesprochen hat. Ansonsten wundert man sich, wer alles ursprünglich „links“ sozialisiert war, sicher nicht ohne Rückstände. Auch die pädophile Befreiungstheologie der 68er hat in der Diskussion um Gender, Röhl und Cohn-Bendit bis heute Nachwirkungen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2013 um 21.37

Schatten über Europa
Der Untergang der antiken Kultur
Alibri 2012

Das Buch des Historikers Rolf Bergmeier wurde hier und da schon beiläufig erwähnt. Er weist darin nach, daß der Untergang der einzigartigen antiken Kultur nicht auf Dekadenz oder Fremdvölkereinfälle zurückzuführen ist, sondern auf die entstehende christliche Kirche. Ihrer Orientierung am Unterschichtniveau, ihrer Vernunft- und Bildungsfeindlichkeit und ihrer Zwangsmissionierung sei es zu verdanken, daß im fünften Jahrhundert der Kulturbruch eingetreten sei.

Die Reformschreibung, in der das Buch veröffentlicht ist, bedeutet gleichfalls einen Kulturbruch, wenn auch im Vergleich zum vorhergenannten im Nano-Format. Hier waren die Orientierung am Unterschichtniveau, der Zwangsmissionierungseifer und die fehlende Vernunft der regierenden linken und „fortschrittlich“-christlichen Parteien wesentlich für die Durchsetzung:

Durchgängig ist die ss/ß-Schreibung nach Heyse eingehalten. Deutsche Texte vor 1996 werden korrekt zitiert, Übersetzungen „reformiert“, aber bei Seneca
Finsterniss“. Die reformierte Großschreibung wird gemäßigt verwendet, „Letztere“ nie, „im Übrigen“ dagegen durchgängig (wo? „Im Übrigen soll jede Toleranz zerstört werden“), demgegenüber „aufs schärfste“, „nicht im entferntesten“. Getrenntschreibung nach Belieben: tief_greifenden Wandel“, „schwer_wiegende Folgen“, „der uns solange wenig hilft“; „sein Zeitgenosse Matthäus stützt Paulus in dessen Abneigung gegen all_zuviel Intelligenz“. AnsonstenGräuel“, aber „überschwenglich“.

„An-ekdote“ ist richtig getrennt (die Urreform-Trennung „A-nekdote“ wäre eines Althistorikers unwürdig). Störend ist die sprachwidrige ck-Abspaltung: „Nonne, die … den auf einem Salatblatt ho-ckenden Teufel verschluckt hat“ (Papst Gregor).

Das Buch ist im übrigen spannend zu lesen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2013 um 11.52

(in traditioneller Rechtschreibung):

Spur der Schande
Vorabdruck: Kulturnation Deutschland?
Eine Streitschrift wider die modernen Vandalen

Von Peter Michel

In diesen Tagen erscheint im Wiljo-Heinen-Verlag Peter Michels Buch »Kulturnation Deutschland?«. Er kommt darin zu dem Schluß, daß sich Kulturzerstörung nicht nur gegen Kunst richtet, die in der DDR entstand, sondern ein Wesenszug kapitalistischen Umgangs mit Kultur ist. jW veröffentlicht Auszüge aus dem Buch …

[In dem Auszug werden dann aber auch die Zerstörungen durch die DDR-Regierung beschrieben.]

Während des Schriftstellerkongresses »Zur Verteidigung der Kultur« 1935 in Paris setzte sich Bertolt Brecht u.a. mit den unübersehbaren Erscheinungen und Folgen von Kulturzerstörung in der kapitalistischen Gesellschaft, vor allem im faschistisch regierten Deutschland, auseinander. »Warum wird die Kultur über Bord geworfen wie ein Ballast, jene Reste der Kultur, die uns übriggeblieben sind (…)?«, fragte er und forderte dazu auf, über die Wurzel dieses Übels nachzudenken. »Ich selber glaube nicht an die Rohheit um der Rohheit willen. (…) Die Rohheit kommt nicht von der Rohheit, sondern von den Geschäften, die ohne sie nicht mehr gemacht werden können«, fuhr er fort; er sah die Wurzel aller Übel in den bestehenden Eigentumsverhältnissen und in den barbarischen Methoden, mit denen sie verteidigt werden.

Manfred Wekwerth, der große Brecht-Kenner und -interpret, griff im Mai 2006 diesen Gedanken während eines viel beachteten Vortrags auf und wies darauf hin, daß heute Kulturzerstörung mit der Behauptung einhergeht, man wolle eine neue Kultur schaffen. Indem die tatsächlichen Machtverhältnisse verschleiert und klare Begriffe vermieden werden, schafft man – so Wekwerth – »jenen ›objektiv-realen Nebel‹, mit dem, wie Ernst Bloch sagt, der Kapitalismus seine konstituierende Absurdität verhüllt, um seine absurde Wirklichkeit als einzig vernünftige und seine Welt als einzig mögliche darzustellen. (…) Die Zerstörung des Geschichtsbewußtseins (…) ist (…) die größte Kulturzerstörung, die der Kapitalismus heute unternimmt. …«.
[…]
Peter Michel, Kulturnation Deutschland? Streitschrift wider die modernen Vandalen, Berlin 2013, 126 Seiten, 7,50 Euro – auch im jW-Shop erhältlich

Buchpremiere am Donnerstag, den 24. Januar 2013, um 19 Uhr in der jW-Ladengalerie, Torstraße 6, Berlin-Mitte
jungewelt.de 21.1.2013

Es konnte noch nicht festgestellt werden, ob auch das Buch selbst traditionell gedruckt ist. Die „junge Welt“ wandelt ja meist in die geschichtsbewußte Rechtschreibung um.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.12.2012 um 08.20

…diesmal von links, in politisch korrekter Reformschreibung:

Matthias Dusini/ Thomas Edlinger:
In Anführungszeichen
Glanz und Elend der Political Correctness
Suhrkamp, Berlin 2012

Es wird in der linken Zeitschrift „Konkret“ in bewährt klassischer Rechtschreibung recht bissig besprochen. Hier nur der Einstieg:

Das sogenannte Ich
Wenn die ganze Welt zur Lüge wird, tritt an die Stelle der Sprachkritik die Sprachpolitik. Matthias Dusini und Thomas Edlinger zeigen unfreiwillig, daß sie nicht nur von den Propagandisten der Political Correctness, sondern auch von deren Kritikern vollstreckt wird. Von Magnus Klaue

Die meisten Linken hierzulande ähneln sich darin, daß sie weder lesen noch schreiben können. Wie sie sich aber das Vergnügen an ihren ebenso vorhersehbaren wie folgenlosen »Mobilisierungen« nicht durch die Enttäuschung darüber verderben lassen, daß jeder abgefeierte Aufstand sich früher oder später als zeitgemäße Form der Regression entpuppt, so gerät ihre redundante Gesinnungstextproduktion durch ihren habituellen Analphabetismus nie ins Stocken. Weit davon entfernt, die Sprache gleich anderen Öffentlichkeitsarbeitern als unbegriffene, aber nützliche Hirn- und Mundspülung zu verwenden, sich ihr also mit lässigem Pragmatismus zu nähern, wollen sie sie sogar verbessern, um sie möglichst geschlechter- und schichtengerecht zu gestalten. Wie bei allen ihren Projekten geht es ihnen auch bei solchem Sprachreformismus statt um Wahrheit nur um Politik. Sprache gilt ihnen nicht als Ausdrucksform, in der sich die Erfahrung einer widersprüchlichen Wirklichkeit kristallisiert, sondern als »Konstruktion«, an der so lange herumzulaborieren sei, bis sie der vermeintlich korrekten Gesinnung entspricht, deren sprachlichen Niederschlag man dann mit jener Realität verwechselt, die man längst nicht mehr zur Kenntnis nimmt. Den konformierenden Dissidenten erkennt man daran, daß er auf die zarteste Regung verwirklichter Freiheit eher verzichten kann als auf den Unterstrich…

konkret-magazin.de 12/2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2012 um 10.35

„Sprache ist für mich ein Werkzeug, mit ihrer Hilfe schaffe ich Welten“

SANKT PANTALEON/BURGKIRCHEN. Autor Ludwig Laher aus St. Pantaleon präsentiert sein neues Buch „Kein Schluss geht nicht“ in Burgkirchen.


Ludwig Laher ist einer der vielseitigsten Autoren in diesem Land. Von Schlüssen, solche wie dem Tod oder anderen Enden, und solchen, die gezogen werden, handelt sein neues Buch „Kein Schluss geht nicht“. Zur Eröffnung der neuen Bibliothek der Gemeinde Burgkirchen liest der Autor aus St. Pantaleon am Dienstag, 20. November, um 20 Uhr im Kultursaal der Volksschule…

Sie verwenden die alte Rechtschreibung. Mögen Sie die neue nicht?

Ich bin gebeten worden, als einer von neun Österreicherinnen und Österreichern im Rat für deutsche Rechtschreibung das Chaos der Reform 1996 aufzuarbeiten. Das gelingt ganz gut, die ärgsten Dummheiten, etwa in der Getrennt- und Zusammenschreibung, sind beseitigt. Ich warte, bis 2016 die letzten Anpassungen passieren. Manche Bücher, die 2005 erschienen, schauen, was die Rechtschreibung anlangt, nämlich jetzt schon alt aus, wenn da ‚tut mir Leid’ steht oder ‚Plastik verschweißte Bücher’.

nachrichten.at 15.11.2012


Haymon Verlag


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.10.2012 um 04.23

2005 erschien von Claudia Ludwig und Karin Pfeiffer-Stolz das kleine Buch
Der große 'Blöff',
eine Warnung vor der Fälschung unserer Rechtschreibung, genannt „Rechtschreibreform“ (Stolz-Verlag). Deshalb griff ich freudig zu, als ich neulich in einer Buchhandlung einen Buchtitel sah, der anscheinend vor ähnlichem warnte:

Bluff!
Die Fälschung der Welt

verfaßt von Manfred Lütz,
erschienen bei Droemer 2012.

Es war ein Fehlgriff: Der Verfasser bedient sich ebendieser verfälschten deutschen Orthographie, um seine Sicht der medialen und esoterischen Verfälschung unserer Welt darzustellen. Dabei hat man das Gefühl, daß er, Psychologe und Papstberater, im Glashaus sitzt, denn von außen betrachtet ist auch er nur Vertreter einer antiken esoterischen Religionsfälschung. Und er bringt auch gleich ein schweres Geschütz gegen die Konkurrenz in Stellung:


1. Abschnitt
Esoterische Plastikreligionen

… Man weiß zwar, dass Hitler sich intensiv mit Esoterik befasst hat. Seine Privatbibliothek, die in Washington aufbewahrt wird, ist reich an esoterischer Literatur, und es wird angenommen, dass solche Ideen ihn natürlich bei seinen Verbrechen mehr beeinflusst haben als sein bekannter Vegetarismus. Doch all das wird nicht der Esoterik angelastet, und auch durch Esoterik verpfuschte Lebensgeschichten fallen merkwürdigerweise nicht auf sie zurück.

Nun hatte sich der Katholik Hitler bis zuletzt zwar einen umfunktionierten, eigentlich jüdisch-christlichen Auserwähltheitsglauben bewahrt, war aber im übrigen, anders als etwa Himmler, gegen Esoterik durchaus skeptisch eingestellt, wenn er sie auch virtuos zur Machtgewinnung einsetzte.

Lütz versucht nun, ganz auf der Linie Josef Ratzingers, auch den verpfuschten Teil der christlichen Lebensgeschichte, die Menschenverbrennungen, unseren deutschen Vorfahren zuzuschieben:


Hexenglaube war germanischer Aberglaube, die spanische Inquisition hatte mit Strenge jede Hexenverfolgung unterbunden. Doch in Deutschland gab es niemanden, der dem barbarischen Hexenglauben Einhalt gebot.

Dabei unterschlägt er, wie üblich, daß gerade in der Bibel „Gott“ die Tötung von Hexen gebietet (Ex 22,17). Kultivierte Inquisitoren brachten verständlicherweise lieber die Spitze der kritischen Intelligenz auf den Scheiterhaufen: Johann Hus, Savonarola oder Giordano Bruno.

Von alledem ist in der Rezension des Spiegel-Vorzeige-Katholiken Matthias Matussek natürlich nicht die Rede:


„Unsere Neigung zur Täuschung scheint grenzenlos, und Lütz nimmt sich die prominenten Täuschungssysteme vor. Da sind die Wissenschaften [!], denn sie haben heute die Deutung der Welt übernommen…“ (Spiegel 24.9.12)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.05.2012 um 05.34

Islamroman "Allahs Töchter"

Drei sinnenfrohe Göttinnen - und das mitten in Mekka: Wie Salman Rushdie dient dem türkischen Schriftsteller Nedim Gürsel die berühmte Koransure von den "satanischen Versen" als Grundlage für seinen Roman "Allahs Töchter". In seiner Heimat wurde er deshalb wegen Blasphemie verklagt.


… Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln schreibt er so etwas wie eine epische Gedächtnisgeschichte des Verdrängten in der islamischen Kultur…

Die Entstehung der Welt aus der Ursuppe diverser Schöpfungsmythen, das Großreinemachen mit der fröhlichen Vielgötterei durch den Islam, die Geburt der säkularen Türkei aus dem Untergang des Osmanischen Reichs, die Entstehung des eigenen modernen Bewusstseins aus dem Verlust des literarischen Gedächtnisses durch die Einführung der lateinischen Schrift…

Wie [die vorislamische Göttin] Lat sehnt sich Gürsel nach den "grünen Paradiesen der Kindheit", doch im Gegensatz zur naiven Göttin entspringt seine Sehnsucht einem modernen Bewusstsein, gebrochen in einem Zitat Baudelaires. Das Quellwasser im Paradies sprudelt nicht rein, sondern trübe. Das ist ein wunderbares Bild für diesen Roman, der Tradiertes und Verdrängtes assoziativ paart und kreuzt, Suren aus dem Koran und Volksglauben, Askese und Wolllust, Schöpfung und Vernichtung - und dabei die Reinheit als Kampfbegriff des Totalitären entlarvt...

Die Lektüre des von Barbara Yurtdas in ein schön fließendes Deutsch gebrachten Romans, der Gürsel in der Türkei mehrere, bisher erfolglose Klagen wegen Blasphemie eingebracht hat und zugleich einen großen Verkaufserfolg, bietet eine gute Gelegenheit, eigene Tabus und projizierte Vorurteile zu überprüfen …

spiegel.de 23.5.2012

NB: al-Lāt wird im Qur’an, Sure 53,19 erwähnt: Habt ihr al-Lat und al-Uzza gesehen, und auch al-Manat, diese andere, die dritte? ( „al-Laht“ die Göttin, das Femininum zu „al-Lah“ der Gott)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.03.2012 um 18.55

Veilchenduft und Gülle: Lyrische Tagebuchprosa von Sarah Kirsch

Mit jenseits der Regeln vagabundierender Orthografie, Grammatik und Interpunktion verweigert sich Sarah Kirsch beharrlich der Norm. Mit Vergnügen verfolgt man, wie die Dichterin seit Jahren in unregelmäßiger Folge dem "Krähengeschwätz" im schleswig-holsteinischen "Seelenländchen" lauscht, die "Regenkatze" durch den Paradiesgarten an der Nordsee tigern lässt und ihr "Sommerhütchen" schwenkt. Das "Märzveilchen" aber blüht ganz frisch zu uns herüber. Was da frühlingshaft über der Eider schwebt, sind fantastisch kuriose Bildkompositionen: Die Krähen "rudern als "Rochen" am Fenster entlang. Eine Märchenwelt aus Verwandlungen? "Nix Besonderes", kommentiert Sarah Kirsch. Dann aber klingelt das "Telefong" - und Adalbert von Chamisso, der Wahlverwandte in Außenseitertum und Existenzgefährdung, kommt ins Spiel.

Das Refugium der Sarah Kirsch ist eine Welt des "Noch". Wie ein Seismograph hält das Tagebuch vom 10. Dezember 2001 bis zum 22. September 2002 [!] globales Geschehen fest, das mit dem scheinbar idyllischen Aufenthalt in "Weltrand" kontrastiert ...

Sarah Kirsch: Märzveilchen. DVA, München. 238 S., 19,90 Euro.

welt.de 17.3.2012

Wie eine Leseprobe zeigt, ist die Orthographie mitunter tatsächlich eigenwillig. Eins hat der Verlag jedoch (nachträglich?) durchgesetzt: den Geßler-Hut der „Reform“, die Heyse-ss. Als ich 2006 bei Günter Kunert war, um eine Unterschrift gegen die Rechtschreibreform einzuholen, schickte er mich durch Nacht und Wildnis zu Sarah Kirsch; die würde auf jeden Fall auch unterschreiben. Ihr Zerberus ließ mich jedoch nicht vor, weil sie krank sei. Aber schon damals hatte sie wohl den Widerstand aufgegeben, so daß sie von MP Carstensen zur Professorin h.c. ernannt werden konnte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2012 um 05.27

Die „junge Welt“ bringt – in traditioneller Kulturrechtschreibung – einige Anekdoten aus dem Buch:

André Müller sen.: Über das Unglück, geistreich zu sein oder 450 Anekdoten über Philosophen, Künstler, Päpste und Politiker. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2012, 224 Seiten, 14,95 Euro * (erscheint am 22. Februar) …

Der seit vielen Jahren vergriffene Band erlebt nun in schöner Aufmachung eine Wiedergeburt im Eulenspiegel Verlag. Wir veröffentlichen daraus einige Anekdoten vorab.

Hoffentlich ist das Buch selbst auch noch in anständiger Rechtschreibung gedruckt. Beispiel:

Der Verfasser der »Bettler-Oper«, John Gay, und der Schriftsteller Alexander Pope, die mit Swift befreundet waren, unterhielten sich mit ihm über den Stand des englischen Geisteslebens. Man fand, den Armen mangele es an allem, den Bürgern an Bildung, während der Adel durch den langen Umgang mit Pferden doch stark gelitten habe.

Am schlimmsten sei, meinte Gay, daß man in der Flut der Schwachköpfe nicht mehr bemerken könne, wenn ein wirklich großer Kopf auftauche.

»Das stimmt nicht«, widersprach Swift, »wenn wirklich ein großer Geist in der Welt erscheint, kann man ihn untrüglich daran erkennen, daß sich alle Dummköpfe sofort gegen ihn verbünden.«

Auch Bertold Brecht, der bekanntlich die „Bettler-Oper“ als „Dreigroschen-Oper“ nachgedichtet hat, ist selbstverständlich in der Sammlung vertreten:

Über die DDR kam in den ersten Jahren eine Flut von Fragebogen, die keinen verschonte. Auch Brecht mußte über Herkunft, Name, Geschlecht, Religion, beruflichen Werdegang, Arbeitsstellen, Fremdsprachen, Aufenthalt im Ausland und viele andere Fragen gewissenhaft Auskunft erteilen. Brecht tat es geduldig.

Auf die Frage, welcher Massenorganisation er angehöre, wußte er keine Antwort. Er überlegte lange. Endlich schrieb er in die vorgesehene Rubrik: »Nationalpreisträger«.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.01.2012 um 20.38

Ein ZEIT-Bild

… Irgendetwas stimmte hier nicht – aber gleichzeitig war eine mögliche Welt denkbar, in der dieses Gespräch als vollkommen rational und konsistent hätte gelten können.
Diesen Verfremdungseffekt hat man so frappant natürlich nur, wenn man sich das erste Mal zufällig in eines der berühmten Fernsehinterviews verirrt, die Alexander Kluge seit 20 Jahren mit dem Filmproduzenten, Schauspieler und Autor historischer Romane Peter Berling führt. Für diese Interviews legen Kluge und Berling vorher nur die Rolle fest und das entsprechende Kostüm bereit, der Rest wird improvisiert. Aus der Logik der Rolle heraus und unter Hinzuziehung eines beeindruckend enzyklopädischen Kulturwissens.

… Jetzt hat Peter Berling seinem reichen Leben einen autobiografischen Roman gewidmet. Hazard & Lieblos – Kaleidoskop eines Lebens (erschienen bei Hoffmann und Campe, 667 Seiten, 28 Euro). Da erzählt er wie Julius Cäsar von sich als PeBee in der dritten Person.

Zeit.de 22.1.2012

Hier hatten wir auf das improvisierte Interview hingewiesen, das Alexander Kluge mit Peter Berling anläßlich des 14. Jahrestages der Frankfurter Erklärung der Schriftsteller zur Rechtschreibreform geführt hat. Die recht ausführlichen biographischen Notizen in der ZEIT sind lesenswert. Natürlich wird dort Berling als Rechtschreib-Experte Fritz Kleiber nicht erwähnt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.12.2011 um 11.07

rororo Biographie 2006
(1.Auflage 1976)
Für die vorliegende Neuausgabe wurden Text und Anhang von Werner Milstein durchgesehen und aktualisiert.

Das Aktualisieren umfaßte auch die Umwandlung in die „leichter lesbare“ reformierte Schreibung. Das kostete sicher einige Mühe, denn die traditionelle Rechtschreibung der Zitate aus gedruckten Quellen sollte weiterhin beibehalten werden. Dagegen mußten alte Übersetzungen aus dem Englischen u.ä. „reformiert“ werden. Die alberne Spaltschreibung „so genannt“ wird ausgiebig verwendet, „raue Umstände“ kommen vor (30), auch „«Gräuellügen»“ distanzierend, nicht als Zitat gemeint, daher ä-Graphie (58) und „Bonhoeffer hatte völlig Recht“ (84). Reformierte Doppeldeutigkeit zeigt sich auf S. 108:Jedes Mal bereitete er sich aufs Neue vor.“ Ein Bild seiner originalen Handschrift auf S. 107 mit zweimal „draussen“ läßt vermuten, daß Bonhoeffer selbst der ß-losen Mode seiner Zeit folgte.

Trotz aller „Aktualisierungen“ aber wurde eine Erkenntnis seiner letzten Tage weiterhin unterschlagen:

„Gott ist nur eine Arbeitshypothese. Es zeigt sich, daß alles auch ohne Gott geht und zwar ebenso gut wie vorher.“ (siehe auch seinen Brief v. 16.7.1944)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.12.2011 um 11.44

Der betörende Glanz der Dummheit

Esther Vilars köstliche Studie über die Dummheit erschien jüngst als überarbeitete Neuauflage bei Alibri. 1987 erstmals erschienen, ist sie leider aktuell wie eh und je…

Ebenfalls wirkt das Stilmittel der nachgestellten Dialoge erhellend: „Doch unterdessen hat man hier nun auch die Zugabe überstanden. Verehrtester, wir sind ergriffen. Kein Wort zuviel hat die Presse da geschrieben, wenn sie Ihnen eine große Zukunft prophezeit! Doch nun kommen Sie, ich bahne Ihnen den Weg zu unserem Büfett. Einen Lachs wie diesen haben Sie gewiss noch nicht gekostet. Erst vor sechs Stunden aus Norwegen eingeflogen, für Ihre Soiree!“ (S. 118)….

Da es sich um ein Essay handelt und nicht um ein Sachbuch, kann die Autorin äußerst verwegen anmutende Thesen aufstellen, die sich am Ende gar noch als plausibel erweisen. Und nicht zuletzt: Wenn der Klügere immer nachgibt, während der Dumme so lange weitermacht, „bis es sein Niveau ist, das das Gesicht der Erde prägt“ (S. 174), könnte diese Strategie zur Auslöschung der Menschheit führen. Möglicherweise bewahrt uns aber, schließt Vilar, noch eine glückliche Verkettung einiger Dummheiten vor diesem Schicksal.

Esther Vilar: Der betörende Glanz der Dummheit. Durchgesehene Neuauflage. Aschaffenburg 2011, Alibri Verlag. 196 Seiten, kartoniert, Euro 16.-,

http://hpd.de/node/12444

Das Durchsehen für die Neuauflage hat offensichtlich auch zu einem Druck auf den ss-Anpasserknopf geführt. Wörter wie „zuviel“, „Phantasie“ und „aufwendig“ sind anscheinend nicht betroffen.

Die Rechtschreibreform ist das herausragendste Beispiel für die betörend glanzvollen Erfolge der Dummheit. Die Klügeren haben zwar nicht nachgegeben, aber die Halbwissenden. Jetzt stehen die Klugen so da, als seien sie die Dummen. Das wären sie nach obiger Definition tatsächlich, denn etliche machen weiter in ihrem Widerstand. Widerlegt wird das aber dadurch, daß das Niveau der deutschen Schreiblandschaft nicht mehr von ihnen geprägt wird, sondern vom Assholismus der Kulturpolitiker und Medienmafia, deren Dummdreistigkeit wieder einmal gesiegt hat. Die Dummen werden nun nicht müde, darauf hinzuweisen, daß das Abendland dadurch nicht untergegangen sei.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2011 um 20.58

... in der belämmerten Töllpel- und Tollpatschschreibung

Friedrich Kluge: "Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache"

Seit über 100 Jahren ist der "Kluge" das maßgebliche Wörterbuch für Herkunft und Geschichte der Wörter der deutschen Sprache. Jetzt ist die 25. Auflage des Standardwerks erhältlich. Das bewährte Nachschlagewerk ist nun vollständig auf die neue amtliche Orthographie umgestellt

Unikosmos verlost einmal den Klassiker von Friedrich Kluge: "Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache" in der 25., aktualisierten und erweiterten Auflage von 2011 im Wert von 29,90 Euro ...

unikosmos.de 29.10.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2011 um 09.27

Das elektronische Buch boomt, doch mit dem Erfolg kommen die Trittbrettfahrer, die Anleitungen für angeblich müheloses Geldverdienen mit E-Books verkaufen. Von dieser Seifenblase des schnellen Geldes profitieren jedoch nur die Autoren dieser Ratgeber – denn die Realität sieht nüchterner aus.

Glaubt man Sven Meissner, dann ist es ein Klacks, die “Geldmaschine Internet” anzuwerfen. Man produziert “In Weniger Als 17 Minuten” (Rechtschreibung so im Original) ein E-Book, schon verdient man “zwischen 1.000,00 und 6.000,00 EUR im Monat”. Und weil Sven Meissner ein guter Mensch ist, teilt er sein Wissen, wie man “im Schlaf Geld” verdient, gern mit allen anderen. Anfangs kostenlos, wer allerdings so “richtig viel Geld verdienen” will, der muss auch investieren und etwa Meissners “Rundum-Sorglos-Komplettpaket II” für 795 Euro kaufen...

blog.zdf.de 11.10.2011

E-Book-Schwindel und Reformreibach passen gut zusammen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.09.2011 um 09.59

Eben hat Alexander Glück in sprachforschung.org bemerkt:

Durchgeknallte Autoren

Im Impressum des Buchs "Anton Günther. Freiheit zwischen Grenzen" von Manfred Günther und Lutz Walther, 1. Auflage, Friedrichsthal: Altis-Verl., 2011, steht:

"In Orthographie und Zeichensetzung folgen die Autoren im wesentlichen den Vorschriften der vom Altis-Verlag abgelehnten sog. Rechtschreibreform."

Sorum geht es also auch...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.07.2011 um 18.09

Noch zu Walsers Reformanpassung.
Laut Spiegel vom 14.10.1996 sagte Martin Walser:


"Rau" statt "rauh" werde ich nie schreiben.

Und im Interview mit der Schwäbische Zeitung, 5. 10. 1998, Kultur:

SZ: Wenn der Suhrkamp Verlag irgendwann sein Satz-Programm auf die neue Rechtsschreibung umstellen würde, was wünschten Sie sich dann für Ihre Bücher?
Walser: Ich möchte, daß meine Sachen so geschrieben werden, wie ich sie geschrieben habe, und niemals umorganisiert und egalisiert nach irgendeinem späteren Duden. (Archiv BVR)

Wie jetzt wohl seine Originalmanuskripte aussehen, die im Rowohlt-Verlag reformiert erscheinen? Verwendet er vielleicht gar die vom ehemaligen Spiegelchef Stefan Aust geschilderte Schreibtechnik:

„Wir haben bei uns im Haus Umfragen durchgeführt, und es stellte sich heraus, daß fast alle SPIEGEL-Redakteure die alte Rechtschreibung verwenden! Sie schreiben ihre Texte, und der Computer übersetzt die alte in die neue Rechtschreibung. Kafkaesk!“ (FAS 8.8.05)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.07.2011 um 06.47

NDR-Rezension:
Der neue Roman von Martin Walser, "Muttersohn", erscheint in diesen Tagen im Rowohlt Verlag [natürlich „reformiert“]. Stephan Lohr hat jetzt den ganzen Roman gelesen.

Dieser Martin Walser leistet und gönnt sich im Alter von 84 Jahren die Freiheit des Format sprengenden Erzählens. Sein an Geschichten, Begebenheiten, Figuren und Beziehungen reiches Epos von gut 500 Seiten gliedert sich in fünf Kapitel, von denen Walser eines bereits vorab als Novelle "Mein Jenseits" in Buchform vorgelegt hat….
Er schreibt drauflos - wider alle Wahrscheinlichkeiten. Diesen Roman muss man nicht verstehen, man liest ihn, wenn man durchhält, staunend.
ndr.de 8.7.2011

Im gleichen NDR-Text steht auch:

Umstritten ist sein 2002 erschienener Roman "Tod eines Kritikers" um den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki.

Das ist das letzte Buch Walsers, das ich mit Vergügen gelesen habe. Den angeblich latenten Antisemitismus, den der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher im Text entdeckt haben wollte und zu einem Skandal aufblies, konnte ich auch bei größter Aufmerksamkeit nicht erkennen.

Um was es im neuen Werk Walsers geht, schreibt bei Focus Jobst-Ulrich Brand:

Martin Walsers neuer Roman „Muttersohn“
Jesus-Geschichte bleibt unbefleckt

Martin Walser übersetzt in seinem neuen Roman „Muttersohn“ die Jesus-Geschichte mit leichter Hand in die Jetzt-Zeit. Dem Heiland stellt er düstere Motorrad-Rocker entgegen.
focus.de 12.7.2011

In der Leseprobe, die der Rowohlt-Verlag bereitstellt, kommt schon fünfmal „jedes Mal” vor. Das Wort „jedesmal” scheint Walser, wie schon früher festgestellt, seit seinem Reform-Kotau nicht mehr zu kennen. Reformwidrig ist allerdings „aufs gröbste“. Ob ihm das „Raue“, das er nie schreiben wollte, wieder untergeschoben worden ist, kann man an dem Auszug noch nicht feststellen.

Ich werde das Buch jedenfalls nicht lesen: „Das Leben des Brian“ von den Monty Pythons ist sicher eine amüsantere Persiflage auf die Jesusgeschichte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2011 um 06.40

Die „junge Welt“ bringt (in anständiger Rechtschreibung) die Rezension der Erinnerungen des Altkommunisten Jupp Mallmann:

„Hat aufgeschrieben - Mit Anmerkungen zur BRD-Sonderjustiz von Erich Buchholz.“ Verlag Wiljo Heinen, Berlin 2011.

Interessant darin sind auch die Bemerkungen von Jutta Limbach, die beim Bundesverfassungsgericht die Geiselnahme der Schüler zur Durchsetzung der „Rechtschreibreform“ durchgewinkt hat:

Buchholz zitiert aus einem Vortrag der ehemaligen Westberliner Justizsenatorin und späteren Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, die das Verbot der KPD als »Höhepunkt der politischen Justiz« qualifizierte und zustimmend die Wertung des Staatsrechtlers Alexander von Brünneck zitierte, daß sich das gesamte politische Strafrecht jener Jahre in einer Formel zusammenfassen läßt: »Wer sich als Kommunist betätigte, konnte bestraft werden.« Das Ziel der Verfolgung war, so Frau Limbach, »jeden Versuch eines politischen Kontakts mit Organen oder Institutionen der DDR im Keim zu ersticken«. (Nachzulesen in Neue Justiz, 2/94).

jungewelt.de 11.7.2011

Für die Erinnerungen hat der demnächst 86jährige Mallmann keine neue Rechtschreibung gelernt:

Und wer vorher nicht wußte oder glauben wollte daß Adenauer etwas gegen solche DDR Reisen hatte, der war jetzt eines Besseren belehrt ... Der Haß der Adenauer Regierung und ihrer Justiz gegen uns Gegner der Remilitarisierung nahm besonders in den 50er Jahren zu ...

Die Anmerkung des Juristen Prof. Buchholz im letzten Viertel des Buches sind jedoch, anders als der jW-Artikel vermuten läßt, reformiert abgefaßt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.2011 um 06.27

Meine Suche nach „bewährter Rechtschreibung“ beantwortete Google News mit »Meinten Sie: "bewehrter Rechtschreibung"«, zeigte dann aber doch:

Habermas gegen Habermas verteidigen! - 25 Jahre Historikerstreit
Endstation Rechts - ‎Vor 9 Stunden‎
Der Althistoriker Christian Meier bestand dabei darauf, dass sein Text in bewährter Rechtschreibung belassen wird.

Der Hinweis steht im Vorwort von Mathias Brodkorb »zum morgen erscheinenden Buch "Singuläres Auschwitz?"« über den sogenannten „Historikerstreit“ – hier ein kleiner Ausschnitt:

Habermas gegen Habermas verteidigen! Ein etwas anderes Vorwort

… Gerne würde ich den Lesern präsentieren, was genau Habermas zu meinen Anfragen sagte, aber einer Veröffentlichung seiner Briefe oder einzelner Zitate stimmte er auf Nachfrage ausdrücklich nicht zu. Man muss sich dies gerade bei Habermas besonders deutlich vor Augen führen: Ausgerechnet der Erfinder der „Theorie des kommunikativen Handelns“ und Anhänger des eigentümlich zwanglosen Zwangs des „besseren Argumentes“ erweist sich selbst als diskursunwillig. …

Vorliegender Sammelband vereint daher Gespräche und Texte höchst unterschiedlicher Herkunft und Blickrichtung. Dieser perspektivische Pluralismus ist gewollt, hätte allerdings noch ausgreifender ausfallen können. Der Althistoriker Christian Meier bestand dabei darauf, dass sein Text in bewährter Rechtschreibung belassen wird. Sein Text bietet auch Anlass für einen weiteren Hinweis. Meier ist aus der Zeit des Historikerstreites als ein um Ausgleich bemühter Zeitgenosse bekannt geworden. Dieser Stil prägt auch seinen Beitrag für diesen Band. Nach Übersendung des Textes ergab sich jedoch ein Telefongespräch zwischen Meier und dem Herausgeber, in dem Meier bemerkenswerte Vorwürfe gegen Jürgen Habermas erhob. Der wesentliche Inhalt dieses Gespräches ist Meiers Beitrag als Nachtrag beigefügt. Mit diesen Vorwürfen konfrontiert sah sich auch Habermas zu einer kurzen Stellungnahme veranlasst, die ebenfalls dem Nachtrag zu entnehmen ist.

Freilich bedurfte es eines geraume Zeit andauernden Abwägungsprozesses, um sich zur Veröffentlichung dieser Passagen durchzuringen, denn dies ist ohne Zweifel ein ungewöhnlicher Vorgang. Schließlich habe ich mich dennoch dazu entschlossen, weil Meier mir Dokumente zugänglich gemacht hat, die seine Position stützen und durch diese Passagen mehr über Substanz und Verlauf des Historikerstreites gelernt werden kann als durch so manche umfassende theoretische Abhandlung. Auch dies ist eine traurige Erkenntnis aus dem Historikerstreit – 25 Jahre danach.

Mathias Brodkorb

endstation-rechts.de 10.7.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.05.2011 um 10.30

FC Delius erhält den Georg-Büchner-Preis
ZEIT ONLINE -
Der Schriftsteller Friedrich Christian Delius erhält den wichtigsten deutschen Literaturpreis. Er gilt als kritischer und findiger Beobachter. Im Jubiläumsjahr erhält der Schriftsteller Friedrich Christian Delius den Georg-Büchner-Preis. ...

zeit.de 18.5.2011

Selbstporträt mit Schimpansen
aus: Warum ich schon immer Recht hatte – und andere Irrtümer

Wenige Tage nach dem Ende der Schlacht von Stalingrad nicht weit vom Vatikan in das warme Frühlingslicht von Rom geboren, die Mutter eine milde Mecklenburgerin, der Vater ein westfälischer Pfarrer, zwischen hessischen Wäldern und Fachwerkhäusern, Bücherregalen und Fußballplatz Lesen und Schreiben gelernt und zugleich stotternd und stumm geworden – wo fängt es an, das Ich, das mit gelähmter Zunge zur Sprache drängt und im Alter von zehn Jahren mit der Schreibmaschine des gefürchteten Vaters sich einen “Weltplan” tippt? Und als “Beruf” angibt: Dichter…..

Wenn Sie mich zu Beispiel bei Feierlichkeiten, gerade bei akademischen, verhalten oder gar lächeln sehen, dann denke ich vielleicht daran, daß wir zu 98,6 Prozent Schimpansen sind. 1,4 Prozent Mensch, und was für ein unendlicher Raum der Freiheit, der Sprache, der Möglichkeiten!

Sie sehen hier einen Mann, den Sie, nach Akademie-Maßstäben, für verhältnismäßig jung halten werden. Bitte, vergessen Sie nicht, daß Sie einen Veteranen vor sich haben. Einen aus der letzten Generation, die noch ohne Fernsehbilder erzogen worden ist. Aus der Generation, die es so gut hatte wie keine vor ihr und so gut, wie es keine nach ihr haben wird, und die dies Privileg verdammt schlecht genutzt hat. Einen altmodischen Menschen, der die bewußtseinserweiternden Wirkungen von Sprache und Dichtung bei allen Zweifeln lieber überschätzt als unterschätzt. Und der heute immer noch wie der Zehnjährige davon träumt, ein Dichter zu sein.

fcdelius.de

Der größte Teil seines Lebenswerkes ist wohl noch in traditioneller Rechtschreibung gedruckt. Leider zeigt sich Delius anpassungsbereit:

Auch ich habe seinen Ansichten nicht immer folgen können - zuletzt in der Debatte um die deutsche Vereinigung und um die Rechtschreibreform. Aber: wie dürftig wären diese Diskussionen gewesen ohne die Argumente von Grass!

tagesspiegel.de 16.10.1997

Zur Preisverleihung die FAZ 19.5.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.05.2011 um 09.28

Ein E-Book für alle Bücher

Revolution eines Kulturguts: Trotz vieler Vorteile elektronischer Bücher entscheiden sich die meisten Leser weiter fürs gedruckte Buch. …

Wir sprachen mit Stefan Aufenanger, Professor für Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik an der Universität Mainz, über die Vor- und Nachteile elektronischer Bücher.

Frage: Herr Aufenanger, wenn Sie sich entscheiden müssten – gedrucktes Papier oder E-Book – in welcher Form würden Sie Ihr nächstes Werk veröffentlichen?

Stefan Aufenanger: Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es als E-Book oder als App für Tablet-PCs herausbringen.

Welche Vorteile haben digitale Veröffentlichungen gegenüber klassischen Büchern?

Aufenanger: … Die Aktualisierung bei Sachbüchern ist schneller. Man muss nicht länger warten, bis eine neue Auflage gedruckt wird, sondern lädt sie sich aus dem Internet herunter. Denken Sie nur einmal an die Reform der deutschen Rechtschreibung im Jahr 1996 – wie schnell hätte man E-Books aktualisieren können!

mainpost.de 5.5.2011

Ein Orwellscher Alptraum: Ich schlage morgens meine Bücher auf, von denen bisher nur 0,3 Promille in Reformschreibung gedruckt sind, und alle sind über Nacht auf den Stand der unter Führung der Grundschullehrerin Erdsiek-Rave beschlossenen Reform vom 30.3.2006 gebracht, abzüglich den nachgeschobenen Kreme, Maläse etc.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.05.2011 um 06.06

Geschichte als Comic
Die Comic-Zeichnerin Isabel Kreitz widmet ihren Band "Deutschland. Ein Bilderbuch" den wichtigsten Momenten seit 1949 - und erzählt dabei die kleinen Geschichten neben der großen Geschichte. Ein kluges Porträt deutscher Identität... Die Spannung der kleinen deutschen Szenen entsteht vor allem durch die narrative Beschränkung: Kreitz nimmt sich immer nur eine Seite Platz. Und somit herrscht auch absolute Gleichberechtigung zwischen Großem und eher Profanem, zwischen dem Mauerfall, dem Fall Rosemarie Nitribitt und dem Fall des harten "ß" im Zuge der letzten Rechtschreibreform...

spiegel.de 4.5.11

Vernichtung deutscher Identität: Der „Fall des harten ß” – eher ein Fall für die Justiz, wenn die nicht parteilich entscheiden würde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2011 um 07.10

David Hume

David Hume war nicht nur ein großer Philosoph, sondern auch als Mensch angenehm und edelmütig. Dies hat Gerhard Streminger in seiner 1994 erschienenen Biographie beispielhaft dargestellt. Jetzt ist sie im Beck Verlag in veränderter Form neu erschienen. Im Humanistischen Pressedienst schreibt Gerhard Engel u.a. dazu:

Lange war sie vergriffen, nun ist sie zum 300. Geburtstag des schottischen Aufklärers und Philosophen David Hume am 7. Mai wieder erhältlich: die meisterhafte Biografie Gerhard Stremingers – mit noch einmal gründlich revidiertem Text, unter neuem Titel und in einem anderen Verlag...

Obwohl das Wiedererscheinen von Stremingers Hume-Biografie uneingeschränkt zu begrüßen ist, seien doch noch einige vom Verlag zu verantwortende Wermutstropfen erwähnt. Schon bei der ersten Durchsicht stellt man fest: Die Fußnoten sind zu Endnoten geworden. Das erfordert ständiges Blättern: Statt sofort sehen zu können, ob eine Fußnote genauere Informationen liefert oder lediglich dem Nachweis eines Zitates dient, muss man jetzt blättern und suchen. Auch sind die schönen Farbtafeln mit Landschaftsmalereien und Porträts der Ausgabe von 1994 jetzt durchgängig Schwarz-Weiß-Abbildungen gewichen, auch ihre Anzahl wurde verringert. Als Hume-Freund wird man daher weder die eine noch die andere Ausgabe missen wollen – auch wegen der veränderten Anhänge: Die Ausgabe des Schöningh-Verlags enthält zwei neu aufgefundene Briefe und eine Rezension Humes; in der Neuauflage dagegen finden wir statt der Rezension ein Reisetagebuch aus dem Jahre 1748.

Streminger, Gerhard: David Hume. Der Philosoph und sein Zeitalter. Eine Biographie. München: Beck 2011. ISBN 978-3-406-61402-6. 797 S., € 24,80

hpd.de 20.4.2011

Verschwiegen wird, daß sich Verlag und Autor durch die von interessierter Seite geschürte Reformhysterie haben verleiten lassen, das Werk in die Reformschreibung der Kultusbürokraten zu konvertieren. Unsicherheit und Beliebigkeit sind die Folge. Ein Blick in die Leseprobe des Beck Verlages beweist es. Selbst die häßliche Heyse-ss-Schreibung scheint per Hand eingefügt zu sein, wie ein verbliebenes „ß“ erkennen läßt – an einer Textstelle, die geradezu symbolhaft auch auf den modernen Anpassungseifer zielen könnte:

Die ersten keltischen Völker waren bereits Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung in dieses Gebiet eingewandert und standen nun Jahrhunderte lang unter römischem Einfluß. Ihre Romanisierung kommentierte Tacitus mit bitteren Worten: «[… ] dass die, welche eben noch die römische Sprache abwiesen, jetzt Beredsamkeit begehrten. […] Und allmählich ging man zu Annehmlichkeiten und Ausartungen über […] Und das hieß bei den Unerfahrenen Kultur, während es ein Teil der Knechtschaft war…»

Die hypertrophe Großschreibung der „Reform“ bleibt unsicher:
Das Leben David Humes war aufs Engste mit Schottland verbunden…
Pictenführer Calgacus….«Uns, die äußersten auf dem Erdkreis und die letzten der Freiheit, hat bis zum heutigen Tage die bloße Zurückgezogenheit und der Ruhm verteidigt….»

Die Änderung von „bereits Totgeglaubtemin „bereits tot Geglaubtemwirft die Frage auf, wie ein Toter noch glauben kann, und die sprachgehemmte Spaltschreibung „die so genannten «Skoten»…“ hätte hier wirklich nicht sein müssen.
Daher weiß man nun auch nicht, ob die sprachrichtige Schreibung mit „h“ Kulturwille oder Nachlässigkeit ist:

Land und Schottlandtief beschreibt der sonnenverwöhnte Tacitus so: «Der Himmel ist durch häufigen Regen und Nebel hässlich; rauhe Kälte fehlt.»

Auch der Text selber wurde entschärft:

Aus:


Obwohl Papst Leo XIII. in einer Enzyklika einen Staat, „der, wie man sagt, gegen alle Religionen gleichmäßig wohlwollend gesinnt ist und allen ohne Unterschied die gleichen Rechte zuerkennt“, eine Versündigung „gegen die Gerechtigkeit wie gegen die Vernunft“ nannte, ist natürlich auch in vielen katholischen Kreisen ›Toleranz‹ und ›Liberalität‹ kein Schimpfwort mehr.

Wurde:

Und selbst in vielen katholischen Kreisen sind ‹Toleranz› und ‹Liberalität› natürlich keine Schimpfworte mehr.

Als glücklicher Besitzer der Erstausgabe des Buches kann ich nun leicht „aufs Neue“ verzichten!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.03.2011 um 09.13

KARL-HEINZ BARTHELMES
HEINZ RUDOLF
KUNZE
MEINE EIGENEN WEGE


Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.


»Das Autobiographische ist ein Bereich unter vielen, der dann genauso Spielmaterial wird wie Erfundenes oder Gehörtes. Ich glaube gar nicht, daß man selber imstande ist, das eigene Leben wirklich eins zu eins aufs Papier oder in ein Lied zu bringen. In dem Moment, wo man sich mit der eigenen Lebensgeschichte oder Teilen davon beschäftigt, gestaltet man sie schon wieder um und ändert sie. Ich denke, ich würde immer relativ wenig auf Autobiographien geben. Ich glaube, ich vertraue mehr Biographien.«
HRK, 2000

Gewidmet Jürgen Feldmeier, Norbert Lennert, Dario Domingues – Freunde, die auf dem Weg verlorengegangen, aber nicht vergessen sind

ACHTUNG! ALTE RECHTSCHREIBUNG! Nieder mit der neuen! Zivilcourage! Wenn Sie mich nach neuer Rechtschreibung beurteilen, wäre das schnöde Siegerjustiz! Grass, Handke und Botho Strauß, Walser und die gesamte geistliche Elite sind auf meiner Seite! Die Rechtschreibreform ist eine Schande!
HRK im Testheft »Der große Deutsch-Test« mit Hape Kerkeling von RTL

Hinweis: Dieses Buch folgt – trotz des ausdrücklichen Einspruchs von Heinz Rudolf Kunze – der im August 2006 verabschiedeten modifizierten neuen Rechtschreibung – mit Ausnahme der von HRK selbst gesprochenen oder schriftlich verfassten Texte.

1. Auflage
Copyright © 2007 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
[…]
Printed in Germany
ISBN 978-3-579-06514-4
http://www.gtvh.de


bilder.buecher.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.03.2011 um 17.43

Bertold Auerbach. "Einst fast eine Weltberühmtheit". Eine Collage des Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers Hermann Kinder.

Berthold Auerbach, heute fast vergessen, war zu seiner Zeit ein international bekannter jüdisch-deutscher Schriftsteller, den man mit Dickens, Turgenjew oder Tolstoi verglich. Auerbach wurde 1812 im Schwarzwald geboren; seine Werke sind dem frühen deutschen Realismus verpflichtet.

Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Hermann Kinder hat jetzt diese Briefe Berthold Auerbachs, die über 900 Seiten umfassen und aufgrund des Umfangs kaum noch einmal veröffentlicht werden, zitiert [?], nacherzählt [!], kommentiert - daraus ist eine große, lehrreiche und staunenswerte Collage entstanden. …

Auerbach liebt die Natur, … Ausgehend vom Reform-Judentum eines Moses Mendelssohn und immer wieder beschäftigt mit den Schriften Spinozas, interessiert er sich für zeitweilig für pantheistische Weltbilder, kann die Natur als neue Religion denken - und er ist gleichzeitig fasziniert von den modernen technischen Errungenschaften, vor allem von der Eisenbahn, die ihrerseits doch aber das Landleben so einschneidend verändert. Und daher zweifelt er auch immer wieder an seinen so erfolgreichen, auflagenstarken Volkserzählungen. Vielleicht veralten sie sehr schnell? Und so schreibt er, Zitat: "Schule, Militär und Eisenbahn das sind drei gewaltig auflösende und nivellirende Mächte, und wer weiß, wie bald man meine Volkserzählungen lesen wird wie eine Indianergeschichte".

… Auch seine konservativen Vorstellungen von den Geschlechterrollen werden nicht unterschlagen: In einer Diskussion über ein zeitgenössisches Theaterstück sagt Auerbach sehr bestimmt, Zitat: "Ein Don Juan ist gestattet, aber eine Donna Juana nicht, weil es wider die Natur ist, dass eine Frau geschlechtlich initiativ ist, und das Widernatürliche ist unschön." …

Man würde manche zeitgeschichtlichen Details aus den Briefen kaum verstehen, wenn Hermann Kinders Buch nicht einen ausführlichen, gründlich recherchierten Anmerkungsapparat enthielte. … Man erfährt hier aber auch tröstliche Details: So ist der Streit um die richtige Orthographie kein Privileg des 20. Jahrhunderts: Eine vom preußischen Kultusminister initiierte Rechtschreibreform wurde seinerzeit fast überall boykottiert...

Hermann Kinder: Berthold Auerbach. "Eins fast eine Weltberühmtheit". Eine Collage. Klöpfer & Meyer, 296 S, 12 sw-Abbildungen, 19,90

dradio.de 16.3.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.10.2010 um 08.44

C. W. Ceram

Götter, Gräber und Gelehrte

Roman der Archäologie


... Cerams Klassiker ist ein bis heute unerreichtes Meisterwerk [von 1949]: die brillante Einführung in Methoden und Ergebnisse einer Wissenschaft. Für die Neuausgabe hat der bekannte Archäologe Michael Siebler das Buch durchgehend, aber behutsam aktualisiert...
Rowohlt 2008
rororo 2009

Kaum glaublich: Die „behutsame Aktualisierung“ umfaßt auch die Umfälschung in die ss-Reformschreibung!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.10.2010 um 07.50

Religionen argumentieren die Richtigkeit ihrer weltlichen Lebensform durch „jenseitige“ und nicht hinterfragbare Komponenten. Ideologien geben Axiome vor, die angeblich überprüfbar sind, die aber noch nie in größerem Maßstabe experimentell überprüft wurden.

Aus: Andreas E. Kilian in „Die Logik der Nicht-Logik“ Alibri 2010
hpd.de/node/10489

Die interessante Abhandlung eines Soziobiologen zur Evolution von Religiosität beteiligt sich an der nun üblichen praktischen Überprüfung der neuen Reformideologie in größerem Maßstab – ohne positives Ergebnis:

Religiöser Glauben ist daher nicht das „Erkennen“ oder „Wissen“ einer anderen Realität, sondern dass unbewusste phantasievoller Neuordnen von bereits bekannten Daten, die aus der „wirklichen“ Realität stammen… „Die heilige katholische und apostolische Römische Kirche glaubt und bekennt, das ein wahrer und lebendiger Gott ist, …“ …dass etwas personifiziertes dahinter stecken könnte. Denken Sie einmal an schwarze Katzen, wann Sie das letzte_mal geflucht haben … Sie waren damit im Stande, das entstehende soziale Elend aufzufangen … Der Überlieferung nach wuchs Konfuzius als Halbweise auf… Die Geschichte zeigt eindeutig, das jede Kernreligion in Sekten zerfällt … aus der öffentlichen Diskussion verbandten Religionsstreitereien… Auf dem Sportplatz werden Rituale zelebriert. Aufstehen, setzen, Arme hoch und runter, singen und kniend bangen. [Deutsch oder Anglizismus? – Und dann natürlich jede Menge:] …so genannte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.05.2010 um 07.13

Der „denkladen“ ist ein Buchversand kritisch-philosophischer und religionskritischer Bücher. Eine gewisse Unabhängigkeit zeigt sich darin, daß anscheinend bedenkenlos auch einige Besprechungen und Angebote in traditioneller Rechtschreibung veröffentlicht werden, z.B. zur Untersuchung des Erlanger Philosophieprofessors Theodor Ebert:

Der rätselhafte Tod des René Descartes

Alibri, 2009
236 Seiten, Abbildungen, kartoniert, Euro 16.-
Best.Nr. 690 487
Wer behauptet nachgewiesen zu haben, daß vor Jahrhunderten eine historische Persönlichkeit ermordet worden ist, erntet in der Regel skeptische Blicke. Als vor knapp 20 Jahren, die These auftauchte, René Descartes sei keines natürlichen Todes gestorben, erregte dies damals durchaus einiges Medieninteresse, in den einschlägigen Descartes-Biographien steht jedoch nach wie vor, daß der Philosoph einer Lungenentzündung zum Opfer gefallen sei. … Ein spannender „Philosophie-Krimi“, der uns die Welt und das Denken des 17. Jahrhunderts näherbringt und mit den Methoden der Aufklärung Licht in den Tod eines wichtigen Aufklärers bringt.


denkladen.de Descartes

Das Buch selbst hat der Alibri-Verlag leider in Neuschreibung gedruckt, was hauptsächlich die ss und, mit Ausnahmen, die hypertrophe Großschreibung betrifft:

Wie erwähnt, wird Descartes’ Tod im Allgemeinen einer Lungenentzüdung zugeschrieben.(S.65)…. Charakteristisch ist des Weiteren ein trockener und schmerzhafter Husten … (S.67) …die so genannte Marsh’sche Probe (S.71) … die sogenannte paralytische … Form der Giftwirkung (S. 73) … Recht geben (S.100) … weil Descartes wohl der einzige war, der … (S. 143)… Als nächstes teilt Baillet dem Leser mit …(S.150)

Ebert läßt starken Verdacht auf François Viogué fallen, Hausgeistlicher der französischen Botschaft in Stockholm, Augustiner-Eremit und Beauftragter des Vatikans für die Missionierung Skandinaviens.

Unter den vielen, teilweise verschwörungstheoretisch grundierten Untersuchungen bekannter Todesfälle, z.B. Mozarts, fällt dieses Buch durch Sachlichkeit und Akribie auf.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.04.2010 um 05.36

Neue May-Edition bei Weltbild
Waldröschen & Co.

Erneut bringt Weltbild Karl Mays Kolportage-Romane im Neusatz, der heutigen Rechtschreibung angepasst, heraus...

karl-may-magazin.de 26.04.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.04.2009 um 12.48

Günter Krenn: „Romy Schneider“, (aufbau 2008).

Diagonal geblättert:

Das Buch ist in „neuer“ Rechtschreibung verfaßt, aber sehr um Seriosität bemüht. Die vielen Zitate nach den Originalquellen sind daher meist nicht verändert. Es ergibt sich ein bunter Flickenteppich mit vielen Konstellationen:

fortlaufender Text: NRS;
Zitate aus älteren Zeitschriften: meist ARS;
Romy spricht in einem französischen Film: NRS;
Romy spricht – nach einer älteren Zeitschrift: ARS;
Romy spricht in einem deutschen Film: NRS;
vermutliche Eigennamen u.ä.: ARS;
jemand erinnert sich an Romy: NRS;
jemand hat sich früher an Romy erinnert: ARS
ein Zitat aus (Schweizer?) Medien: SRS alt oder neu;
Romys Tagebuch: ARS mit Schreibfehlern (oder von verwirrten Herausgebern)
usw. usw.

Stichproben:

S 41: „Wie unglücklich ich doch war, als ich an die blöööde Schule immer denken mußte. … Es muss die schönste Zeit sein, wenn man verliebt ist.“
S. 57 „Weißt du, Hermann, ich habe eigentlich Angst, dass das schöne, ruhige, unbeschwerte Leben für mich zuende ist. …“ [„falsch“]
S. 61 Karlheinz Böhm meinte über den Regisseur: „Er wusste genau, was er wollte …“
S. 71 „Ich bin ganz zufrieden, daß ich mit dem ganzen Gelskrempel nicht zu schaffen habe …“ … in Berlin in das Schloßpark- und Schillertheater
S. 94 „Sie war nicht die Frau meines Lebens sagt Lederle heute … Aber sie war einer Persönlichkeit, die man nicht vergisst.
S. 105 Über die „Kinokönigin Romy“ liest man 1956 „dafür müsste sie …“
S. 122 „Von ihrem jungen Gegenspieler … lässt sich nur sagen, dass er wie ein uniformierter Lift boy wirkt…. [n. Filmdienst 1958]
S. 172 Der Prozeß
S. 182 [August 1964] Sie versteht es [das Telegramm] nicht, zeigt es ihrer Sekrtärin Sandra, die nur knapp darauf meint, dass es sich wohl „auf die Hochzeit“ beziehen werde. So erfährt sie, daß Delon geheiratet hat.
S. … Raymond Danon, den ihre Rollengestaltung in Der Prozeß beeindruckt hat. Rückblickend bekennt er: „Zu jenem Zeitpunkt wusste ich ansonsten wenig über sie.“
S. 235 Von Schneiders Qualitäten als Schauspielerin ist Sander bald überzeugt: „ …sie ist sich der Macht ihres Körpers und ihrer Sinnlichkeit sehr bewußt … Romy Schneider gefällt das Drehbuch auf Anhieb … „Du liebst mich, weil ich da bin,“ sagt Romy in ihrer Rolle. „Aber wenn du auch nur über die Straße müsstest, um zu mir zu kommen, wäre dir das schon zu viel.“
S. 252 „Ich werde diese Rolle, den Charakter dieser Frau zum erstenmal wirklich …“
S. 213 Ihre Filmpartnerin Mercouri sagt zu ihr: „Geniere dich nicht vor Dassin jung und schön zu sein, während ich alt und hässlich bin …“ [nach: Ihre Filme, München 1986, S. 92]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2008 um 13.32

Wolfgang Schuller in WELT online, 1. September 2008:

Neue "Ilias"-Übersetzung

Jetzt ist Homer ein vulgärer Schriftsteller


Der Autor Raoul Schrott hat eins der wichtigsten Epen der abendländischen Literatur übersetzt. Doch in seiner Version der "Ilias" wird der erste bekannte Dichter der griechischen Antike, Homer, zu einem Vulgärschriftsteller. … Davon einige Beispiele, wahllos herausgesucht, das Buch ist voll davon: Soll Homer wirklich so überdeutlich geschrieben haben, Helena und Paris "liebten sich, dass die Bettpfosten Wackelten" (Buch 3, Vers 448)?
… Und lässt Homer den Gott Poseidon seine Sorge um das Leben des Äneas wirklich dadurch ausdrücken, dass er ihn ausrufen lässt: "Eijeijei! jetzt tuts mir aber um Aineias leid" (20,293)?
… mitten im Text … Schrottiana …: Schäferstündchen, Weichei, vifer Kerl, hinterfotzig, Standpauke. Homer kennt keine Ausdrücke aus den untersten Schichten der Alltagssprache…
Wer für die nicht alltäglich-gegenwärtigen Möglichkeiten der deutschen Sprache offen ist, der sollte sich nicht scheuen, die Übersetzung von Johann Heinrich Voß aus dem 18. Jahrhundert als die nach wie vor hinreißendste zu empfinden.


WELT online 1.9.2009
Schrott-Homer


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.04.2008 um 19.08

Martin Walser hat nun doch den Kotau vor der „neuen“ Rechtschreibung gemacht und sich reformieren lassen. Beim flüchtigen Durchblättern stören als erstes die dreisten „ss“ der Kultusminister. Dann fällt auf, daß er anscheinend das Wort „jedesmal“ nach 70 Jahren Gebrauch plötzlich vergessen hat. In „Augenblicke der Liebe“ (2004) hatte er es noch gekannt, z.B. auf S. 128 – eine seltsame Amnesie. Auch die Variante „ein für alle Mal“ (S.24) ist doch recht reförmlich. „Dass das Wetter heute wieder rau genug war …“ (S. 131) ist ein Fußtritt gegen die Seele der deutschen Sprache, den Ralph Giordano wohl nicht zugelassen hätte. Der Verdacht, Walser habe nach seinem „Kritiker“-Desaster mit seiner Anpassung für die FAZ wieder abdruckfähig werden wollen, verflüchtigt sich damit, denn dort will ein Restanstand den Stammlaut in „rauh“ noch erhalten. Da tröstet es nur wenig, daß in Zitaten der Goetheschen Gedichte die traditionelle Rechtschreibung beibehalten wurde und daß die kultusministeriell geförderten Banausentrennungen wie „Inte-resse“ und „ei-nander“ anscheinend vermieden wurden. Diese schwache Tröstung wird auch gleich durch die neuen hypertrophen Großschreibungen, wie „als Erstes“ oder„Halt machen“, wieder zunichte gemacht.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2008 um 18.26

Welt.de:
http://www.welt.de/kultur/article1740320/.html#reqNL
1. März 2008, 11:45 Uhr
Von Tilman Krause
Martin Walser verhebt sich nun an Goethe
Marienbad, Sommer 1823. Johann Wolfgang von Goethe, fast 74, trifft auf Ulrike von Levetzow, 19. Und verliebt sich unsterblich.

Was macht nun Martin Walser aus alledem?
Zunächst ein Lustspiel. Zauberhafte Galanteriewaren. Konversationelle Tändelei. Die Launen des Verliebten drücken sich aus, nein: tollen sich aus, heiter, scherzhaft, schonungsvoll für alle Beteiligten, insonderheit aber für Ulrike, die Umschwärmte, wenn sie dahinpromenieren in Marienbad, ….
Doch dann kommt der Absturz. Klaftertief. Was um alles in der Welt mag Walser bewogen haben, nun auch noch in Goethes Haut zu schlüpfen und uns fiktive Briefe zu geben, die ganz und gar den Geist von Walser, jedoch nicht im Geringsten den von Goethe atmen? …


„Insonderheit“, seit mindestens vierhundert Jahren gebräuchlich, ist nach dem erschwitzten „Regelwerk“ verboten. Statt dessen soll mit einem fast ausgestorbenen Wort „in Sonderheit“ konstruiert werden. Bei „zur Zeit“ will die Reformerwillkür genau das Umgekehrte: „zurzeit“ (aber nicht „zurstunde“).

In der Rowohlt-Leseprobe des Walser-Romans liest man noch „zur Zeit“, aber ansonsten erstmals die KMK-Heyse-Schreibung. Dafür darf Walser nun wieder in der Umfaller-FAZ abgedruckt werden. Da ich schon seinen letzten Roman vor Langerweile (neu: „langer Weile“!) nicht zu Ende gelesen habe, werde ich nun gerne auf den neuen „Lesegenuss“ verzichten.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.02.2008 um 06.17

KLAGE WEGEN SS-VORWURF
Grass und Jürgs einigen sich auf Vergleich

… Günter Grass hatte den Verlag seines Biografen Michael Jürgs verklagt, weil der behauptete, der Nobelpreisträger habe sich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet. Jetzt haben sich die Parteien auf einen Vergleich geeinigt - und auf Stillschweigen.
Der Berliner Grass-Anwalt Paul Hertin bestätigte heute SPIEGEL ONLINE, dass der Nobelpreisträger und die Verlagsgruppe Random House, in deren Goldmann-Verlag Jürgs' Grass-Biografie erschienen ist, sich auf einen Vergleich geeinigt haben.
Demnach muss Jürgs die Neuauflage seiner Biografie ergänzen. Der Vergleich im Wortlaut: "Michael Jürgs und Günter Grass kommen darin überein, dass in der Neuauflage der von Jürgs verfassten Grass-Biografie über dessen Zeit als Siebzehnjähriger, die biografische Erzählung 'Beim Häuten der Zwiebel' betreffend, stehen wird: 'Günter Grass schrieb, dass er als siebzehnjähriger Wehrpflichtiger zur Waffen SS-Division Frundsberg eingezogen wurde.'" …

Spiegel online 11. Februar 2008
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,534556,00.html

Die Jürgs-Biographie fällt dadurch unangenehm auf, daß wohl aus Grass’ Werken buchstabengetreu in traditioneller Schreibweise zitiert wird, Grass als Interview-Partner jedoch in der von ihm abgelehnten „neuen“ Rechtschreibung spricht – in der auch die beschreibenden Texte von Jürgs abgefaßt sind. Interessant wäre, ob in der Neuauflage noch die zurückgenommenen Groteskschreibungen der Originalreform zu finden sind.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.11.2007 um 14.47

Richard Dawkins
„Der Gotteswahn“
Ullstein 2007 …

… wurde hier schon erwähnt.
Die Übersetzung zeigt überwiegend bemühte Duden-Empfehlungsschreibung.

Die von der hessischen Kultusministerin Wolff angestrebte Symbiose von Bibel- und Biologieunterricht …
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,445487,00.html
… könnte durch dieses Buch belebende, kritische Impulse erfahren, ohne daß der von der gleichen Missionsstation verbreitete Schreibglaube der Schüler gefährdet wird. Dennoch werden die Gedanken des Autors in den Augen der Ministerin wohl kaum Gnade finden, auch wenn in einigen Fällen die zweideutige Reformschreibung klargestellt wird:

S. 489: »Ich habe keine Anhaltspunkte dafür, dass Atheisten im Allgemeinen zu ungücklicher, angstbesetzter Verzweiflung neigen.«

Die kultivierte Orthographie schreibt hier klein, um die gemeinte Bedeutung „meistens, häufig“ anzudeuten – die im nächsten schon traditionell großgeschriebenen Beispiel tödlich für den Sinn wäre, aber in der Reformschreibung ununterscheidbar ist:

S. 365 »Behandle deine Mitmenschen, andere Lebewesen und die Welt im Allgemeinen mit Liebe, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Respekt.« (Aus den „neuen zehn Geboten“)

S 29 …dass Gott Geist ist, dass man ihn ebenso wenig im Teleskop oder Mikroskop finden kann …

Gemeint ist hier das verbotene Wort „ebensowenig“, das „auch nicht“ bedeutet. In der getrennten Schreibung wird der Sinn des Satzes ins Gegenteil verkehrt: Gott wird gefunden, wenn auch wenig.

S. 114 Bertrand Russell …: » Die Überzeugung, dass es [das ontologische Argument] fehlerhaft sein muss, ist einfacher, als herauszufinden, wo der Fehler im Einzelnen liegt.«

Es soll aber nicht der Fehler im Einzelnen gefunden werden, sondern „wo genau der Fehler nun liegt“.

Auch wo die hypertrophe Großschreibung der „Reform“ nicht sinnentstellend wirkt, bläst sie doch Unwichtiges auf. Die Schreibung „zu Eigen“, neben dem häufigen „zu eigen“, ist schon längst wieder verboten. Der Alptraum kommt auf der gleichen Seite auch als „Albtraum“ daher … usw. usw.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.06.2007 um 10.29

Vor drei Jahren schrieb ich an unsere eifrige Reform-Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave:

»Es geht nicht an, daß Schüler, die am Kieler Hindenburgufer „Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord“ lesen und so schreiben, einen Fehler angerechnet bekommen.«

Gestern abend fuhr ich nun zur Lesung von Arnold Stadler im Literaturhaus im Schwanenweg und mußte sehen: Es prangen an besagtem Gebäude zwei neue große Schilder „Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord“.

Arnold Stadler selbst war enttäuschend. Sein neuer Roman „Komm, gehen wir!“ ist im Fischer Verlag in „neuer“ Rechtschreibung erschienen und fällt damit orthographisch aus seinem bisherigen Werk heraus. Beim Durchblättern fielen mir einige hypertrophe Großschreibungen wie „im Nachhinein“ und „kein Einziger“ sowie das zwanghaft reformierte „sodass“ auf; „kennenlernen“ und „sogenannt“ waren allerdings herkömmlich geblieben. Da das Beziehungs-klein-klein ohnehin nicht meine Sache ist und Stadler auch noch unsicher vorlas, weil er den Text, „außer zur Korrektur noch nicht gelesen“ hatte, fiel es mir leicht, auf den Kauf zu verzichten und stattdessen vom gleichen Autor „Mein Stifter“, gewidmet Adalbert Stifter, mitzunehmen. Stadler hat schon mal gegen die „Rechtschreibreform“ unterschrieben, aber vielleicht war der Verlag ja übermächtig. Seltsamerweise durfte Dieter Kühns „Geheimagent Marlowe“ dort in traditioneller Rechtschreibung erscheinen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Fritz Koch am 20.02.2005 um 10.54

Die Bayern haben den Umweg über "h" nicht mitgemacht und den [k]-Laut beibehalten:
Indogermanisch "k" = germanisch "h", althochdeutsch "hahsa", mittelhochdeutsch "hahse".


eingetragen von Agrescha am 20.02.2005 um 10.11

Da lese ich doch den Roman von Tom Wolfe "Ein ganzer Kerl", rororo, und plötzlich taucht der Satz auf:

"... zwölf Kartons Rinderhachsen, Reihe J, Regal 17..."

Jetzt reicht es, denke ich, greife schäumend über diesen hirnrissigen Neuschrieb zum alten Duden - und muß lesen:

"Hachse, (südd.: ) Haxe, die"

Tja. Diese Schreibung des Wortes ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Aber es gibt ja natürlich auch die "Achse", die "Sachsen"...

Peinlich, peinlich.

Agrescha


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 16.02.2005 um 12.44

..... das wird bald der
ERSTE GEDANKE der verängstigten Eltern
schulpflichtiger Kinder sein.
Das ist mit allen seinen Weiterungen
und Folgen das größte Unglück.

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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Christoph Kukulies am 16.02.2005 um 12.29

Wenn ich heute als Geburtstagsgeschenk das Büchlein von Sebastian Sick, "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" aufschlage, finde ich zwar beim ersten Blättern den Satz "...seit die Rechtschreibreform zugelassen wurde..", die Freude über vielleicht zu erwartendes Geistreiches wird sofort getrübt durch die Entdeckung, daß es wieder mal ein Machwerk in Neuschrieb ist.

Warum bloß sind Autoren heutzutage so schizophren?

Früher habe ich mich über Buchgeschenke immer gefreut, heute ist mein erster Gedanke: "Hoffentlich ist es nicht in Neuschrieb".

Diese Rechtschreibreform hängt wie so vieles heutzutage wie ein Nebelschleier über Deutschland. Wann kommt endlich das klärende Gewitter? Oder der kräftige Frühlingssturm durch den Blätterwald?

Man könnte in Depressionen verfallen.

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Christoph Kukulies


eingetragen von gestur am 11.06.2004 um 11.25

Eine mich sehr interessierende Frage an die Deutschlehrer:
Ist die Gaußsche Notenverteilungskurve allgemein üblich? Oder berücksichtigen manche Lehrer auch den Leistungspegel der Klasse im Verhältnis zu früheren Jahrgängen?
Falls Gaußsche Verteilung: Werden die Lehrer dazu gezwungen, oder würden sie andernfalls unangenehm auffallen, weil es auf ihre eigene Leistung zurückschlüge?
Gaußsche Notenverteilung kann bedeuten: Wer das Pech hat, in einem sehr guten Jahrgang zu sitzen, erhält für die gleiche Leistung schlechtere Noten, als wenn er das Glück hätte, in einem sehr schlechten Jahrgang zu sitzen. In Übertrittsklassen kann das über die weitere schulische Laufbahn entscheiden.


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 11.06.2004 um 10.18

Lieber Herr Salzburg,
das ist es ja, was mich ärgert. Einerseits finden es einige chic, das Rechtschreibchaos zu kritisieren, andererseits machen sie doch mit, wenn es sich wirtschaftlich auszahlt. Überall wird mit verschiedenen Maßen gearbeitet, alles kommt ins Rutschen. Beliebigkeit, wohin man blickt.
Aber dieser Schein trügt, denn die Mehrheit leidet. Und sie leidet still. Es ist eine Minderheit, die schreit. Ich denke immer zurück an die Zeit, als ich noch aktiv im Schuldienst war. Jede Schulklasse war gleich strukturiert, die Verteilung folgte der Gauß'schen Kurve. „Oben“ ein paar gute Schüler, willig, sozial, vorbildlich. „Unten“ die Unwilligen, die Aufmüpfigen, die Chaoten, die nichts als Unfug im Kopf hatten. Die breite Mitte: Mitläufer, jeweils beiden Seiten geneigt, je nachdem, wo das Angebot gerade interessanter schien oder wie sich die Machtverhältnisse zwischen Lehrer und Schüler darstellten.
Wir wissen alle, daß nicht die Strebsamen, Neugierigen, Fleißigen den Ton in einer Schulklasse angeben. (Wie im übrigen Leben auch!) Die lautstark destruktive, zuweilen auch schlitzohrige Minderheit ist es, die der Lehrer in den Griff bekommen muß; nur so bringt er auch die neutrale Masse hinter sich.

Aber zum eigentlichen Thema: Wer auf dem Pressemarkt heute für die „Rechtschreibreform“ schrei(b)t, gehört zur Minderheit. Die breite Masse der Mitläufer kann jederzeit umschwenken, das wissen wir doch. Und dieses zu erreichen, muß unser hartnäckig verfolgtes Ziel sein.
Oft schon habe ich mir selbst Schonung verordnet. Doch dieses Rezept wirkt höchstens für einen halben Tag.
Der Zorn – und die Hoffnung – sie treiben mich an ..

Eine Vision: Im August 2005 gilt neben der amtlichen Neuregelung der Rechtschreibung auch noch die bewährte Orthographie, und zwar unbegrenzt.
Dieses Forum ist eine wunderbare Quelle, aus der ich mir viele Informationen besorge, und das mir täglich die Kraft verleiht, den Kampf gegen die unsinnigste aller „Reformen“ nicht aufzugeben. An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die ihren aktiven Widerstand trotz vieler Enttäuschungen auch noch nach Jahren nicht aufgegeben haben!

Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt. (Wittgenstein)
Lassen wir uns nicht „begränzen“!
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.2004 um 08.43

Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,
Sie haben recht. Soweit es meine angespannte Lage zuläßt, schreibe ich auch Briefe. Die Einträge hier sehe ich nur als Stoffsammlung zur nützlichen Verwendung an. Leider fehlt mir zu Hause oft ein zusammenhängendes Netz, um wirkungsvoller zu arbeiten.

Bei Wolfgang Herles erstaunt, daß er auf die Ansprüche, die er in seiner Aspekte-Sendung an die Literatur stellt, im Falle der eigenen Rechtschreibung verzichtet.

Bei aller Hochachtung für Ihr Engagement, schonen Sie sich!
Sigmar Salzburg

(P.S.: Meine Adresse mußte ich wegen „netsky“ wieder einmal umstellen: salz.burg@kielnet.net)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz am 11.06.2004 um 05.57

Lieber Herr Salzburg,
meines Erachtens bringt es wenig, die Muster des sprachlichen Nihilismus immer wieder nur dem Forum vorzustellen. Besser wäre es, die Verlage und vor allem die Autoren selbst in knappen Anschreiben darauf aufmerksam zu machen, wie lächerlich sie sich mit solcher Gehorsamsschreibung machen. Auch wenn man keine Reaktion bekommt, so stößt man doch etwas an. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Nicht nur weinen, sondern den Mitläufern „lästig“ fallen, das ist der bessere Weg. Ich bin sicher, daß sich etwas ändern muß.
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Karin Pfeiffer-Stolz


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.06.2004 um 22.17

„Die Tiefe der Talkshow“
Roman
dtv 2004

Beim schnellen Durchblättern bin ich gestolpert über:

Ruth Achenbach. Auf den ersten Eindruck ein wenig unnahbar – also viel versprechend. S. 55
… der furchtbar nette Herr Kerner, schon schnäuzt er sich wieder die Nase …. S. 77
Leo saugte sich an ihm fest, stülpte sich über ihn wie eine Fleisch fressende Pflanze, die ihn bei lebendigem Leib zu verdauen begann … S. 85
Der Kommentator hat Recht. S. 137
… allen selbst ernannten Weltverbesserern … S. 138
… ziemlich aufwändig … S. 165
Es tut mir furchtbar Leid, liebe Leute … S. 206


dtv-Autorenportrait:

Wolfgang Herles, geboren am 8. Mai 1950 in Tittling, 1975-80 Bonner Korrespondent des Bayerischen Rundfunks, 1980-87 Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, 1987-91 Leiter des ZDF-Studios Bonn, bis 1996 Leiter der ZDF-Talkshow ›live‹ seit Januar 2000 Moderator und Redaktionsleiter der Kultursendung ›Aspekte‹.

– geändert durch Sigmar Salzburg am 11.06.2004, 05.49 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Theodor Ickler am 17.10.2003 um 13.47

Das ist mir vor wenigen Minuten auch gerade aufgefallen, lieber Herr Markner, aber natürlich dürfen Sie so nicht zitieren. In der Anzeige steht ja entreisst, und das ist gewissermaßen noch ein etwas anderer Rechtschreibfall als der Infinitiv.
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Th. Ickler


eingetragen von Reinhard Markner am 17.10.2003 um 12.40

Für einen Bildband, der ergänzend zu Jörg Friedrichs in bewährter Orthographie gedrucktem Buch Der Brand erscheint, wirbt der Propyläen-Verlag in der heutigen F.A.Z. mit der Aussage, Friedrich »entreisse« den Bombenkrieg der Vergessenheit.


eingetragen von RenateMariaMenges am 16.01.2003 um 16.16

Obwohl wir im Grundsatz anderer Meinung sind, würde ich das nicht zulassen und in alle gedruckten Bücher müsste ein Beilegeblatt hinein auf dem Ihre Meinung zur Reformierung Ihres Beitrages ( ss- Schreibung) steht. Das verlangt die Wissenschaftlichkeit und wenn man sich gegen so etwas nicht wehrt, kann man wirklich unglaubwürdig wirken. Das haben Sie aber nicht verdient, denn hinter Ihrem Unterfangen steht Ihre ehrlich Meinung, so wie auch meine ehrliche Meinung hinter jedem Beitrag steht. Sie können sich das nicht gefallen lassen und das Buch darf so nicht unter die Leute geraten.


eingetragen von Theodor Ickler am 16.01.2003 um 11.55

Soeben ist im Verlag Peter Lang ein Sammelband erschienen: "Fachsprachen und Hochschule", hg. von Udo O. H. Jung und Angelina Kolesnikova. Es handelt sich um Vorträge von der Universität Bayreuth, Sprachenzentrum. Darunter befindet sich auch mein Vortrag "Verständlichkeit in der Verwaltungssprache". Er ist, wie der ganze Band, ohne mein Wissen in Reformorthographie umgesetzt, allerdings extrem fehlerhaft, nämlich nur das Doppel-s. Ich habe sofort gegen diese Bevormundung protestiert. Da ich in dem Beitrag auch die Rechtschreibreform kritisiere und ihre verderblichen Folgen zeige, empfinde ich das Vorgehen der Herausgeber als besonders schändlich, weil es geeignet ist, mir einen lächerlichen Widerspruch zu unterstellen.
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Th. Ickler


eingetragen von Theo Grunden am 22.12.2002 um 07.03

Ich vermute mal – und eine bekannte Suchmaschine namens „Goosel“ (oder so ähnlich) bestätigt mich:
Die Schreibweise „tot zu kriegen“ an Stellen, an denen eigentlich "totzukriegen" gemeint ist, ist einfach nicht totzukriegen.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.12.2002 um 05.14

Wenn vor Weihnachten 2003 für meine Gänse die Zeit in meinem Garten zu Ende geht, kann ich auf eine Plakattafel an der Straße schreiben:
„Weihnachtsgänse; aber nicht tot zu kriegen“; denn schließlich will ich die doch nicht schlachten. Vor Weihnachten.

Damit kein Mißverständnis aufkommt: Nie habe ich behauptet, meine Gänse wären nicht totzukriegen.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Theo Grunden am 21.12.2002 um 15.46

John Milnes neuer Krimi (Deutsche Erstausgabe, Rotbuch Krimi Bd. 1119) heißt

- bei kaliber .38:
Nicht totzukriegen
http://www.kaliber38.de/neu/0901/rotbuch.htm

- bei Belletristik-Buchverzeichnis:
Nicht tot zu kriegen
http://www.belletristik-buchverzeichnis.de/-Nicht-tot-zu-kriegen.html

- auf dem Buch selbst:
NICHT TOT ZU KRIEGEN


eingetragen von Thomas Paulwitz am 01.04.2002 um 15.12

Soeben bekam ich die Zusage, daß der Klartext-Verlag die Resolution zur Wiederherstellung der einheitlichen Rechtschreibung unterstützt.
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Thomas Paulwitz
http://www.deutsche-sprachwelt.de


eingetragen von Jörg Metes am 01.04.2002 um 10.56

Hier eine e-Mail, die ich von eben diesem Klartext-Verlag am 19.9.01 bekommen habe:

»Sehr geehrter Herr Metes,

vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich unserer Rechtschreibrichtlinien. Wir handhaben die Frage nicht einheitlich, maßgeblich sind unsere Autorinnen und Autoren. Bei zeitgeschichtlichen Quelleneditionen wird es dann ganz schwierig - kurz: Es gibt vom Verlag keine verbindlichen Vorgaben, ich persönlich halte es wie die FAZ, unsere Lektorin beherrscht beide Schreibweisen.

Schöne Grüße
Ludger Claßen
***********************************
Dr. Ludger Claßen
Klartext VerlagsGmbH
Dickmannstr. 2-4
45143 Essen
Tel.: +49-(0)201-86206-0
Fax : +49-(0)201-86206-22
eMail: classen@klartext-verlag.de«


- Soll ich dem Verlag noch einmal schreiben? Oder wollen lieber Sie, Herr Grunden?
– geändert durch Jörg Metes am 02.04.2002, 16.08 –
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Jörg Metes


eingetragen von Theo Grunden am 01.04.2002 um 10.24

Vorbemerkung: Die Rubrik „Bücher“ in der Hauptübersicht des Forums verstehe ich so, daß es dort nur um Bücher gehen soll, die für das Thema „Rechtschreibreform“ von Bedeutung sind oder dieses aufgreifen. Für solche Bücher, die von der Reform „nur“ betroffen sind, die aber nicht unter die schon vorhandenen speziellen Leitthemen wie „Schulbücher“ oder „Kinderbücher“ fallen, erlaube ich mir hiermit – aus gegebenem Anlaß - einen neuen Strang zu eröffnen.


Alles im Fluss ?

P(h)anta(stischer Nieder)rhei(n)

Bei der Wahl des Buchtitels hat er sich offensichtlich von Heraklit beeinflussen lassen, der stellvertretende Chefredakteur der NRZ (Neue Rhein Zeitung): „Alles im Fluss“ (Untertitel: Menschen am Niederhein) nennt Thorsten Scharnhorst die Sammlung von niederrheinischen Geschichten, für die er als Herausgeber zeichnet, und die er aus früheren NRZ-Beiträgen verschiedener Autoren zusammengestellt hat. Wer allerdings auf die darin enthaltene Rechtschreibung Einfluß hatte, bleibt wohl ein Geheimnis. Eigentlich wollte ich mir über die Feiertage nur ein wenig Lesevergnügen gönnen; daß ich dabei fast mehr Fehler (und „Fehler“) finden sollte als mein Sohn Ostereier, war so nicht vorauszusehen.

Beispiele (in Klammern vorweg die Seitenzahlen):

(9) ... über den Niederrhein dahin stürmen. / (10) Du mit Deinen Wiesen und Weiden ... / ... fühlen sich wieder wie zuhause ... (Anm.: Der Rhein verbindet bekanntlich den Niederrhein mit der Schweiz.) / (11) ... ein gutbezahlter Beamter ... / (13) ... keine tiefschürfenden Erklärungen ... / ... vorbei zu kommen und zu spielen. Das Mädchen war totgeweiht. (Anm.: Man kann das mit dem Weihen auch übertreiben!) / (14) Jörg Talarski ist Mitte Dreißig ... / Weil er eine Tradition aufrecht erhält ... / (16) Immer größere Entfernungen muß Talarski zurück legen ... / (21) Und jetzt ist es soweit. / (24) Nevrez könnte mit seiner Zeit besseres anfangen. / (28) H. M. hat noch jeden wieder wach gekriegt. / (42) „Rudolf, willst Du nicht schwimmen gehen“, fragte sie dann. (Anm.: Fragezeichen fehlt.) / (43) ... den ersten Auftrag entgegen nahm ... / (45) ... hat das Geschäft noch einige Jahre weiter gemacht. / ... die kriegen den Rhein nicht leergefischt ... / (47) „Trinkst Du einen bei mir, trinke ich einen bei Dir.“ / (48) Der niederrheinische Friede ward wieder hergestellt. / (65) ... dass auch die jungen Leute sich dort wohlfühlen. / (66) „Das will ich gar nicht auseinanderhalten ... “ / (67) ... kann der ganze Erdteil auseinanderbrechen. / „Sie ist mein ein und alles ...“ / (72) Abgehakt hat er die Erste Hilfe für ... / (75) Dann wieder ein Stop. / (77) ... da sie sich als Gleichgesinnte kennengelernt ... haben ... / Da darf auf den selbstgebauten Plastikmodellhäusern ... / (78) Soweit denkt hier noch niemand. / (93) Tja, Werner, was sagst Du nun? / (100) Knusprige Pommes Frites. / … zu den eingefrorenen Pommes Frites … / Als nächstes stellte sich die Frage …/ (102) ... die dem kri-spen Knollen-Snack ... (Trennung) / ... aus einer leichten May-onnaise ... (Trennung) / (102) „Josef, Du hast den Job.“ / „Übrigens, Du bist der einzige, der ... “ / (104) Schlapp machen braucht keiner ...

Nun ja, derartige Verwirrungen kennt man ja mittlerweile, und vielleicht stehen Mitarbeiter von Tageszeitungen auch oft unter Zeitdruck, wenn’s um den schnellen Beitrag für den nächsten Tag geht. Aber hier hätte man doch alles noch einmal in Ruhe durchsehen können. Hat man aber nicht, und so bleibt die Vermutung, daß sich selbst Leute, die sich tagtäglich mit Schreiben befassen, eigentlich gar nicht für die neuen Regeln der Rechtschreibung interessieren (für manche der altbewährten Regeln allerdings auch nicht).

Dann die Krönung auf der Rückseite (Kurzbeschreibung); an genau drei Stellen ging es um die Entscheidung zwischen „ss“ und „ß“: „Menschen am Fluß“, „Schloßbesitzer“, „Land am Fluß“. Und an allen Stellen gab es ein Wiedersehen mit dem „ß“, wohl nach dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“.

Mein Schluß- und Flußkommentar:

„Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären.“ Dieser bekannte Spruch von Hanns Dieter Hüsch stimmt m.E. nur zur Hälfte, nämlich in der vor dem Komma. Denn wenn die zweite Hälfte auch stimmen würde, könnte ich mir das dort oben beschriebene Durcheinander ja mal selbst erklären. Kann ich aber nicht.
Schade um das Buch, sehr schade!

Hoffentlich bleiben die Bemühungen um die Aufarbeitung und die Aufdeckungen der ganzen Rechtschreibungs-Irreführungen auch „im Fluß“; und hoffentlich geht nichts von der bewährten Rechtschreibung „den Bach runter“.
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Alles im Fluss : Menschen am Niederrhein / Thorsten Scharnhorst (Hrsg.) - 1. Aufl. – Essen : Klartext-Verlag, 2001


Alle angegebenen Zeiten sind MEZ   

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