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eingetragen von Christian Dörner am 04.01.2004 um 21.34

Normalerweise gehe ich auf solche Beiträge nicht ein, aber einem Schüler will ich dennoch antworten.
Um es möglichst kurz zu fassen: Der VRS ist ein Verein, der sich für die bewährte Rechtschreibung und gegen die fehlerhafte, schwierigere und künstlich am Reißbrett erstellte Orthographie, die sogenannte »neue« Rechtschreibung, einsetzt.
Die Internetseite rechtschreibreform.com, auf der wir uns gerade befinden, ist ebenfalls eine Seite der Befürworter der sinnvollen und auch leicht zu erlernenden Rechtschreibung.
Welche Argumente es gegen die sogenannte »Neuschreibung« gibt, kannst Du hier im Forum und in den anderen Rubriken dieser Seite jederzeit nachlesen.
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Christian Dörner


eingetragen von mEsO am 04.01.2004 um 17.53

Als Vorsitzender des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege sollte man "daß", wie gewohnt von der neuen Rechtschreibung, "dass" schreiben. ;-)


eingetragen von Manfred Riebe am 27.02.2002 um 22.56

Ich schrieb als Vorsitzender des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege am 06.12.1997 folgenden Leserbrief zu Peter Wapnewski: "Der Buchstabe im Sprachvolk". In: SZ 03.12.97, S. 19. Er wurde abgedruckt.

Sehr geehrter Herr Dr. Sittner!

Peter Wapnewski hebt hervor, daß deutsche Dichter und Denker eine "Sprache von Energie und Geschmeidigkeit, Leuchtkraft und Transparenz" geschaffen haben, so daß sie "Träger und Instrument der subtilsten Gedanken, leidenschaftlichen Gefühle und zartesten Stimmungen werden konnte". Aber die Art und Weise, in der sie geschrieben wurde, sei nichts als eine freundliche Beiläufigkeit. Die Orthographie sei nur eine Magd, meint Wapnewski dogmatisch. Das stimmt nicht. Die Reformer haben als Sprachtechnokraten nicht berücksichtigt, daß bei der geschriebenen Sprache sowohl die Augen als Sinnesorgane als auch die Psyche angesprochen werden. Noch im Mittelalter wurden Schriften kunstvoll, liebevoll gemalt, farblich gestaltet und prächtig ausgeschmückt. Die Schrift war ein Kunstwerk. Der optische Gesamteindruck von Wortbildern und die Schriftbildästhetik spielten eine wichtige Rolle. Jean-Marie Zemb weist darauf hin, daß sich die Schrift auch der Lautung annimmt und daß etliche Zeichen, insbesondere die Satzzeichen, das Bild vertonen können und daß ein "inneres Ohr" den Stil der gestellten Schrift vernimmt (Jean-Marie Zemb, in: Eroms/Munske: Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, 1997, S. 255). Deshalb wird auch eine Zerstörung der leserfreundlichen Wortbildgestaltung von den meisten Bürgern abgelehnt, regt sich Widerstand z.B. gegen die Dreifachkonsonantenschreibung oder die teilweise Abschaffung des "ß". Widerstand ist die erste Bürgerpflicht, meint auch Wapnewski, wenn die Obrigkeit in die Struktur und Ausdrucksmöglichkeiten, ja in die mentale, emotionale und intellektuelle Substanz eingriffe. Wapnewski hat noch nicht erkannt, daß die Reformer in ihrem blinden Reformeifer gerade das getan haben: Mit ihren willkürlichen Regelkonstruktionen haben sie nicht nur in die Orthographie, sondern nach Metzgerart auch tief in die Grammatik, Semantik (z.B. mit der Getrenntschreibung) und in die Interpunktion eingegriffen. Wie können aber zarte Stimmungen und Gefühle entstehen, wenn die Schrift und Schreibweise so leserunfreundlich verunstaltet sind, daß der Lesende sich ärgert und beim Vortrag ins Stocken gerät, weil er den Sinn nicht immer sofort, sondern erst nach mehrfachem Lesen erfaßt? Die Reform betrifft nur 0,8 Prozent unserer Wörter. Trotzdem sind das keine Bagatellen, nicht nur wegen der genannten Nachteile, sondern auch weil die Reform nicht die versprochene Vereinfachung bringt (die Rechtschreibfehlerquote sinkt keineswegs) und obendrein noch viel kostet. Wehret den Anfängen! Aus dem Vereinfachungswahn und dem Machbarkeitsirrglauben der Reformer soll kein Präzedenzfall als Einfallstor für eine weitere laufende Veränderung und Vermarktung unserer Schriftsprache durch Verlags- und Software-Riesen werden! Zu den wenig sensiblen Sprachschustern und Sprachzimmerern gehört übrigens auch Dieter E. Zimmer, wie seine Veröffentlichungen in der ZEIT zeigen, die dem Vernehmen nach Bertelsmann gehören soll.


eingetragen von Theodor Ickler am 27.02.2002 um 13.53

Ich habe den Beitrag des greisen Wapnewski seinerzeit nur mit tiefer Scham für die ganze Zunft lesen können.
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Th. Ickler


eingetragen von Jörg Metes am 25.02.2002 um 11.21

In Sachsen-Anhalt war 2001 eines der Abiturthemen im Fach Deutsch ein Artikel von Peter Wapnewski zum Thema Rechtschreibreform (aus dem 'Tagesspiegel' vom 6.8.2000): "Welche Farbe hat des Kaisers Bart?". In diesem Artikel vertritt Wapnewski die Ansicht, daß die Reform zwar mißlungen sei, aber kein wirklicher Grund zur Aufregung. Zum einen gebe es Wichtigeres (die großen politischen Fragen), zum anderen sei die Sprache auf orthographischem Weg nicht wirklich zu beschädigen; was sie wahrhaft schändet und erniedrigt, sind Wapnewski zufolge Slogans der Werbung, Phrasen der Wirtschaft und der Politik, Anglizismen und Szenedeutsch. Wapnewski fragt, warum Deutschlands Dichter und Denker nicht zum Widerstand gegen dieses Pidgin-Deutsch aufrufen.

"Aber zu dem Stoff, aus dem ihr Tun gemacht ist, schweigen sie. Nicht hingegen zu der Art, wie dieser Stoff geschrieben werden soll. Sie jauchzen auf, hört man, angesichts des Entschlusses eines großen Intelligenzblattes, zurückzukehren zur alten Duden-Schreibung, sie scheinen das als Befreiung zu empfinden von quälender Fessel. Das darf uns wundern. Denn nicht einer von ihnen war gehalten, sich in seiner Schriftlichkeit zu äußern nach neuen Regeln, so wenig wie nach alten. Sie konnten und können weiterhin schreiben, wie ihnen die Feder gewachsen ist, wie wir alle."

- Ich will diesen - in neuer Rechtschreibung gehaltenen - Artikel hier gar nicht kommentieren. Ich will nur aufmerksam machen auf die Tatsache, daß Abiturienten im Jahr 2001 gar nicht mehr erst erörtern sollen, wie gut oder schlecht die neue Rechtschreibung ist (denn davon, daß sie schlecht ist, geht Wapnewski, obwohl er ihr folgt, ohnehin aus), sondern bloß noch, ob man sich ihr nicht trotzdem besser fügt.

"Reform der Reform, das klingt recht hübsch, aber ob ein solcher Schritt nicht noch mehr Verwirrung bringt in einen verwirrten Zustand, sollte man noch fragen dürfen."

- Wapnewskis Aufsatz war Thema Nr.1 von insgesamt vieren, die zur Auswahl standen, Thema Nr.2 war Heinrich von Kleists Erzählung "Das Bettelweib von Locarno", die den Abiturienten nicht in reformierter und auch nicht in Kleists originaler Orthographie vorgelegt wurde, sondern in herkömmlicher, ebenso wie Thema Nr.3 (ein Auszug aus Büchner, "Dantons Tod"). Thema Nr.4 waren zwei Gedichte von Karoline von Günderrode bzw. Ingeborg Bachmann in der jeweiligen Originalorthographie von 1806 bzw.1964.
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Jörg Metes


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