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eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.04.2016 um 07.51

Darum hatte das Volk gegen die Kultusminister-„Reform“ keine Chance,
Beipiel SPD in Sciencefiles.org 20.4.2012:


SPD – Sozialdemokratischer Pressekonzern Deutschland
...
[Tabelle]
...
Die Tabelle enthält nur einen kleinen Ausschnitt der Medienbeteiligungen der SPD. Hinzu kommen z.B. noch 100%tige Beteiligungen an der Westfälischen Verlagsgesellschaft, der Presse Druck GmbH, der Bayreuth Druck + Media GmbH der Wullenwever print, sowie kaum mehr zu überblickende Beteiligungen an Fernseh- und Radiosendern. Wer sich vom SPD-Konzern einen Eindruck verschaffen will, dem sei die Aufstellung der SPD-Beteiligungen im Medienbereich der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich empfohlen. Aber Vorsicht: Der Ausdruck umfasst 28 DIN-A4-Seiten...

Ganz nebenbei hat sich die Partei SPD in einen Medienkonzern verwandelt, was angesichts der Aufgabe von Parteien, bei der “Willensbildung des Volkes” mitzuwirken, denselben schlechten Beigeschmack hat, wie eine Beteiligung der Mafia am Bundeskriminalamt, eine Beteiligung der katholischen Kirche am Ablasshandel oder eine Beteiligung der führenden Stahlunternehmen am Bundeskartellamt ...

sciencefiles.org 20.4.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.12.2013 um 11.33

Vor 15 Jahren, am 16. Dezember 1998, beschloß ein Kartell von Zeitungszaren und Nachrichtenagenturen die Übernahme der Rechtschreib-„Reform“ in ihren Medien – entgegen dem bekannten Volksentscheid zwei Monate vorher.

Damit wurde die kultusministerielle Geiselnahme der Schüler durch die flächendeckende Zwangmissionierung der Bevölkerung ergänzt, ohne die der irre Anschlag der Politiker auf die Schreibtradition ziemlich aussichtslos gewesen wäre.

Das Heimtückische daran war, daß sich die wenig vernetzte Bevölkerung kaum dagegen wehren konnte und mit dem Argument der „Rücksichtnahme auf die Kinder“ entwaffnet wurde.

Die Umsetzung des Beschlusses erfolgte acht Monate später, woraufhin sich das gegen das Volk verschworene Kieler Landesparlament erfrechte, am 17. September1999 auch noch den Volksentscheid zu annullieren – ein Tiefpunkt bundesdeutscher Demokratie.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2009 um 18.43

Die einzige Zeitung, die 1997 in „fortschrittlicher“ neuer Rechtschreibung erschien, war die (inzwischen längst eingegangene) Wochenzeitschrift „Die Woche“. Nein, nicht die einzige. Es gab da noch ein kleines Salatblättchen, das eilends die Umstellung vorbereitete: „Der Vegetarier“ oder damals schon „gegendert“ „Vegetarier“ oder bald darauf noch „gegenderter“ „natürlich vegetarisch“.
Protest gegen die angekündigte Umstellung wurde so beantwortet (natürlich in Neuschreib):

01.07.97

Sehr geehrter Herr
[…],

vielen Dank für Ihre Zuschriften zu Stil und Inhalt des letzten „Vegetarier“.
[…]
Zum Thema neue Rechtschreibung:
In meinen Augen sind Sprache und Schrift einer laufenden Veränderung unterworfen, wie sich auch die Lebensverhältnisse ändern. Sonst würden wir heute noch reden und schreiben wie etwa im Mittelalter oder zu Luthers Zeiten. Es hat dabei immer wieder Reformen gegeben, auf die unsere heutige Schreibweise aufbaut und die uns heute selbstverständlich sind. Noch vor hundert Jahren schrieb man vieles anders als heute. Über die derzeitige Rechtschreibreform ist lange diskutiert worden, bevor sie beschlossen wurde. Nur haben sich die Kreise, die sich jetzt so vehement dagegen wehren, damals nicht oder nicht laut genug zu Wort gemeldet. Sie kennen sicher den Ausspruch von Michail Gorbatschow: „Wer zu spät kommt..."
Ich kann verstehen, dass vor allem ältere Menschen mit den neuen Schreibweisen Schwierigkeiten haben. Für sie sind ja auch noch viele Übergangsregelungen vorgesehen, und niemand wird ihnen einen Vorwurf machen, wenn sie weiterhin in der gewohnten Weise schreiben. Aber für die nachwachsenden Generationen werden damit bestimmt Verbesserungen und Erleichterungen verbunden sein. Demzufolge halte ich die Reform für sinnvoll und kann ich mich Ihrer Argumentation nicht anschließen. Den Vorwurf des vorauseilenden Gehorsams gegenüber der Staatsmacht weise ich entschieden zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Hildegund Scholvien

Zeitschrift „Vegetarier“ …


eingetragen von Wolfgang Scheuermann am 10.06.2002 um 07.34

Es ist auf diesen Forumsseiten nun schon mehrfach auf die Diskussion bei "MärkischeAllgemeine.de" hingewiesen worden. Nun haben sich dort noch einmal die Herren Melsa und Wrase zu Wort gemeldet (u.a.: "Ein Gleichnis") - in einer Weise, daß etwas verpaßt hat, wer diese Beiträge nicht gelesen hat.
Sehr zu empfehlen!
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann


eingetragen von Theodor Ickler am 21.03.2002 um 16.37

Nessessär oder Necessaire? (Internet, undatiert, wohl Ende 1998)
Nachrichtenagenturen einigen sich auf Einführung der Rechtschreibreform

Von Wilm Herlyn


Nessessär oder doch Necessaire? Kängeru (sic) mit oder ohne h? Und Sketsch? Wer zieht den kürzeren - neu
geschrieben: wer zieht den Kürzeren? Ein wenig Sprach-Babylon empfindet der Ungeübte, der auf die neue
Schreibung von Wörtern schaut. Und noch mehr Pein, wenn er auf der einen Seite das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts zur Rechtschreibereform sieht, auf der anderen Seite den Ausgang des
Volksentscheids in Schleswig-Holstein.

Denn das Bundesverfassungsgericht machte am 14. Juli den Weg für die Einführung der umstrittenen
Rechtschreibreform zum 1. August 1998 frei. Doch versöhnt wurden die zerstrittenen Lager durch diesen Spruch
nicht. Die Richter in Karlsruhe stellten lediglich klar: "Notwendigkeit und Inhalt, Güte und Nutzen der
Rechtschreibreform ... können nicht nach verfassungsrechtlichen Maßstäben beurteilt werden." Und: "Das
Grundgesetz enthält keine Vorschriften über die sprachwissenschaftlich richtige Schreibung der deutschen
Sprache und die korrekte Gliederung geschriebener Texte durch Satzzeichen."

Das half den Gegnern der Reform herzlich wenig. Und sie müssen zur Kenntnis nehmen, daß das höchste Gericht
keine Einwände dagegen geltend macht, wenn die neuen Regeln wie geplant in Deutschland in Kraft treten. Und
wie Schulen, Behörden, Schulbuch- und Lexikonverlage machen sich - die Macht des Faktischen vor sich - auch
die Nachrichtenagenturen mit den neuen Regeln vertraut.

Daran ändert auch der Volksentscheid im nördlichsten Bundesland am 27. September wenig. Denn obwohl die
Reformgegner siegten, befand die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Gabriele Behler (SPD): Bis zum
Ende der vereinbarten Übergangsfrist im Jahre 2005 werde sich auch in Schleswig-Holstein "einiges wieder
beruhigt haben". Werden aber andere Bundesländer ermutigt, eigene Abstimmungen über die neuen Regeln
herbeizuführen, ist für einige Jahre ein verwirrendes Durcheinander zu befürchten.

Dennoch haben sich die deutschsprachigen Agenturen entschlossen, ein Kompendium für ihre Medienkunden zu
erarbeiten. Darin sollen die Schreibung der Wörter und die neuen Regeln so aufgeführt werden, wie sie die
Agenturen übereinstimmend anwenden wollen. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) spielt in ihrem
angestammten Markt - in Deutschland - zwar eine dominierende Rolle, wird aber in Übereinstimmung mit ihren
Mitbewerbern ein abgestimmtes Konzept vorlegen. Das ist der eindeutige Beschluß von AFP, AP, ddpADN, epd,
KNA, rtr, sid, vwd, APA (Österreich) und SDA (Schweiz) mit der dpa.

Wenn auch die neue Rechtschreibung noch nicht einmal ein Prozent des gesamten Wortschatzes betrifft, muß
doch Eindeutigkeit und Einheitlichkeit für die Agenturen und vor allem für ihre Kunden herrschen. Denn auch in
den neuen Regeln gibt es noch Grauzonen, verschiedene Schreibweisen also. Wie soll denn "Dampfschiffahrt"
geschrieben werden? "Dampfschifffahrt" mit drei f oder "Dampfschiff-Fahrt" - also gekoppelt? Und dies ist nur
einer der einfachen Problemfälle.

Seit Jahren schon bemühen sich die Agenturen um eine einheitliche Schreibung. Immer wieder tauchen neue
Begriffe auf, neue Namen oder Verwirrung, ob sie als Dienstleister ihren Kunden den Nordatlantischen Pakt als
NATO oder Nato anbieten sollen. Darüber entscheidet ein Transkriptionsausschuß, der sich auf Zuruf verständigt
oder bei schwierigerer Problematik auch zur Besprechung zusammenkommt, um das Für und Wider abzuwägen.

In Rechnung gestellt wird aber, daß die tatsächliche Umsetzung noch auf sich warten lassen wird: Die
Redakteurinnen und Redakteure müssen sich auf die neue Schreibung einstellen und sie üben. Vor allem müssen
aber auch die Redaktionssysteme "lernen". Nach einer wenn auch nicht vollständigen Befragung von
Print-Chefredakteuren Ende Oktober zeichnet sich ab, daß diese die Einführung nicht vor Sommer kommenden
Jahres wünschen. Darum einigten sich die Agenturen darauf, die neue Schreibung erst zum 1. August 1999
einzuführen. Das bedeutet, daß das Kompendium der Agenturen mindestens ein halbes Jahr vorher
verabschiedet sein muß.


Dr. Wilm Herlyn ist Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Theodor Ickler am 15.09.2001 um 13.50

es war natürlich 1999, und zwar Ende Juni/Anfang Juli; genauer kann ich es im Augenblick nicht sagen, weil ich nicht der Empfänger der Briefe war.

(Ich erlaube mir, die Jahreszahl gleich unten im Dokument zu ändern, damit beim Archivieren durch Dritte kein Murks entsteht. Der kurze Dialog mit Herrn Riebe geht dadurch nun zwar ins Leere, aber der andere Zweck scheint mir wichtiger.)
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Manfred Riebe am 15.09.2001 um 13.41

Theodor Ickler
13.09.2001 08:07

Zwei Standardbriefe vom Sommer 1996:

"Sehr geehrter Herr ...,

Sie hatten sich nach der Umsetzung der Rechtschreibreform in der Berliner Morgenpost erkundigt. Nach einem kurzen Urlaub komme ich leider erst heute dazu, Ihre Frage zu beantworten. Angeregt und ausgearbeitet hat die Veränderung die dafür zuständige Kommission. Eine Arbeitsgruppe der größten deutschsprachigen Nachrichtenagenturen hat sich - nachdem der Kommissionsbeschluß Gesetzeskraft erlangt hatte - darauf verständigt, die neuen Rechtschreibregeln vom 1. August an zu verwenden. Die allermeisten deutschen Tageszeitungen haben sich diesem Vorgehen angeschlossen - so auch die Berliner Morgenpost. Das heißt: Vom 1. August an werden auch wir nach den neuen Regeln schreiben. (...)"
______________________

Falsch: Standardbriefe vom Sommer 1996, richtig wohl eher: 1999. Das genaue Datum beider Briefe wäre interessant.
Falsch: "nachdem der Kommissionsbeschluß Gesetzeskraft erlangt hatte". Norbert Lindenthal hat richtig bemerkt, daß es kein Gesetz gab. Man hat die Zeitungen mit dieser Behauptung offensichtlich getäuscht, so daß die Gleichschaltung der Zeitungen auf den Neuschrieb auf einem Irrtum oder einer arglistigen Täuschung beruht. Denn dieser Irrtum ist auch von anderen Zeitungen bekannt. Es handelt sich also nicht um einen Einzelfall. Eine Anfechtung des Gleichschaltungsbeschlusses wegen Irrtums oder arglistiger Täuschung wäre daher möglich.


eingetragen von Theodor Ickler am 12.09.2001 um 09.02

Dieser Irrtum findet sich in vielen Briefen und sonstigen Texten. Noch vor wenigen Wochen schrieb mir der Chefredakteur der WELT, man könne sich der FAZ nicht anschließen, weil dies ein Umgehen bestehender Rechtsnormen (!) wäre. Der ADAC meinte, die Neuschreibung sei schlechthin "Pflicht".
Interessant ist aber, daß die Reformer selbst ursprünglich erwarteten, ihr Werk werde auf gesetzgeberischem Weg in Kraft gesetzt werden. So steht es ausdrücklich in ihrer Duden-Broschüre vom Dezember 1994. Erst die Politiker erkannten, daß es unmöglich sein würde, ein solches Machwerk durch sechzehn Länderparlamente und den Bundestag zu schleusen. Daraufhin unterließ man jeden derartigen Versuch und beschritt den leichteren Weg der Verordnungen und Erlasse sowie der Überrumpelung.
__________________
Th. Ickler


eingetragen von Norbert Lindenthal am 12.09.2001 um 08.00

Im Sommer 1999 meinte eine Angestellte der Industrie- und Handelskammer Koblenz, die Rechtschreibreform sei gesetzlich eingeführt worden. „Nach welchem Gesetz denn?“ fragte ich. (Immerhin war vor einem halben Jahr tatsächlich das Schulgesetz in Schleswig-Holstein gültig geworden. Aber, oh Schreck, mit dem Volksentscheid wurde das Reformdurcheinander nicht eingeführt, sondern verhindert). Als Antwort der IHK-Dame bekam ich nur ein Stottern.

Für mich ist es aufschlußreich zu beobachten, wie Menschen in meinem Land den vorauseilenden Gehorsam mit einer inneren Vorstellung koppeln (hier Gesetzeskraft), die gar nicht wahr ist. Schein und Sein auseinaderzuhalten, ist ein altes Thema. Doch bei der Rechtschreibreform kann man, vielleicht das erste Mal ungestraft, zum Sein durchkommen.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Theodor Ickler am 12.09.2001 um 06.07

Zwei Standardbriefe vom Sommer 1999:

Sehr geehrter Herr ...,

Sie hatten sich nach der Umsetzung der Rechtschreibreform in der Berliner Morgenpost erkundigt. Nach einem kurzen Urlaub komme ich leider erst heute dazu, Ihre Frage zu beantworten.
Angeregt und ausgearbeitet hat die Veränderung die dafür zuständige Kommission. Eine Arbeitsgruppe der größten deutschsprachigen Nachrichtenagenturen hat sich - nachdem der Kommissionsbeschluß Gesetzeskraft erlangt hatte - darauf verständigt, die neuen Rechtschreibregeln vom 1. August an zu verwenden. Die allermeisten deutschen Tageszeitungen haben sich diesem Vorgehen angeschlossen - so auch die Berliner Morgenpost. Das heißt: Vom 1. August an werden auch wir nach den neuen Regeln schreiben.

Mit freundlichen Grüßen

BERLINER MORGENPOST

Rudolf Porsch
Chef vom Dienst



Sehr geehrter Herr ...,

DER SPIEGEL wird die Rechtschreibreform zum 1. August 1999 mit einigen spiegeleigenen Ausnahmen umsetzen.

Die Redaktion hat diese Entscheidung getroffen, nachdem sie sich mit mehreren großen Zeitschriftenverlagen in einem Arbeitskreis beraten hat.
Die Beteiligten sind bei diesen Gesprächen zu der Überzeugung gelangt, daß es nicht sinnvoll wäre, sich gegen die in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen schon umgesetzte Reform zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen

SPIEGEL-Verlag
Leser-Service

Michael Grabowski

– geändert durch Theodor Ickler am 16.09.2001, 15:51 –
__________________
Th. Ickler


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